| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. LXIII., S. 315 | 
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                        LXIII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Deridder's Locomotive.
                           Der Moniteur belge enthaͤlt Nachstehendes
                              uͤber eine neue, von Hrn. Deridder erfundene
                              Locomotive: „Diese Locomotive wird in der Geschichte der Eisenbahnen
                                 Epoche machen. Sie legt eine Streke von 4500 Meter mit einem Zuge von 80
                                 Personen in 6 1/2 Minuten zuruͤk, und verhaͤlt sich zu den
                                 gewoͤhnlichen Locomotiven wie ein Pferd zu einem Stephanien. Sie hat
                                 nichts Kolossales und Erschrekendes; man fuͤhlt vielmehr bei ihrem
                                 Anblik, daß der Mensch der Herr dieses Renners ist, daß er ihn nach Belieben
                                 beherrschen und baͤndigen kann. Wir haben koͤnigliche Eisenbahnen,
                                 bald wird es auch Privatbahnen geben, vermittelst deren alle secundaͤren
                                 Orte sich mit den großen Arterien verbinden und dadurch maͤchtig zu ihrer
                                 Ernaͤhrung beitragen werden. Die Geleise dieser Locomotiven sind nur
                                 einen Meter von einander entfernt, wodurch bedeutend an der Laͤnge und
                                 Groͤße der Achsen erspart wird, und die Schienen, welche so eingerichtet
                                 sind, daß man die Pfannen und Unterlagen voͤllig erspart, wiegen nur die
                                 Haͤlfte der gewoͤhnlichen Schienen, naͤmlich 12 Kilogr.
                                 statt 25. Jedes Rad hat nur eine Last von einer Tonne, bei den
                                 gewoͤhnlichen Locomotiven dagegen von drei Tonnen zu tragen. Die
                                 Ersparung ist daher bedeutend, sowohl bei dem Ankauf des Landes, bei der
                                 Terrassirung und den uͤbrigen Arbeiten, als auch namentlich durch die
                                 Benuzung der Kohks, deren Verbrauch durch die von Hrn. Deridder zum erstenmal bei Locomotiven angewendete Expansion des
                                 Dampfes weit geringer ist. Es ergibt sich hieraus, daß dem Maschinisten in jedem
                                 Augenblik drei verschiedene Grade von Kraft zur Disposition stehen, denn er kann
                                 den Dampf mit halber Kraft, mit voller Kraft oder mit einer aus diesen beiden
                                 resultirenden Kraft wirken lassen. Der Tender haͤngt mit der Locomotive
                                 unmittelbar zusammen, so daß es fuͤr die Zuleitung des Wassers keiner
                                 biegsamen Roͤhren bedarf. Sehr sinnreich ist ferner auch die Vorrichtung,
                                 daß der Dampf, sobald die Oeffnung des Ventils eine uͤbermaͤßige
                                 Spannung im Kessel anzeigt, in den Tender uͤberstroͤmt; dadurch
                                 wird nicht nur das Gefrieren des Wassers in den Zuleitern verhindert, sondern es
                                 empfaͤngt dadurch auch einen so bedeutenden Grad von Waͤrme, daß
                                 es fast kochend in den Kessel gelangt, wodurch bedeutend an Brennmaterial
                                 erspart wird. Die Cylinder und der ganze Mechanismus befinden sich dicht vor dem
                                 Maschinisten, so daß er waͤhrend der Fahrt eine Schraube anziehen oder
                                 loͤsen, die Maschine oͤhlen und im Augenblik das geringste
                                 Hinderniß in dem Mechanismus wahrnehmen kann. Durch die aͤußeren Kurbeln
                                 an den Raͤdern werden die gebogenen Achsen, welche so schwer anzufertigen
                                 und so theuer sind, unnoͤthig. Nicht ein einziger Theil des Mechanismus ist
                                 verborgen, selbst die excentrischen Raͤder sind sichtbar und der Hand
                                 leicht zugaͤnglich. Hr. Deridder ist aber
                                 hiebei nicht stehen geblieben, er hat auch die Wagen verbessert: statt
                                 naͤmlich die Raͤder unter dem Wagen anzubringen, hat er sie neben
                                 dem Wagen angebracht, wodurch diese so niedrig gehen, daß die Treppen und
                                 Fußbaͤnke zum Einsteigen erspart und zahlreiche
                                 Ungluͤksfaͤlle vermieden werden. Da die Wagen kleiner sind, indem
                                 nur drei Personen neben einander sizen, so bieten sie dem Widerstande der Luft
                                 weniger Flaͤche dar. Eine wichtige Verbesserung ist ferner noch die
                                 Anwendung voller Raͤder statt der Raͤder mit Speichen. Nach Hrn.
                                 Deridder verbraucht seine kleine Locomotive, die
                                 80 Personen transportirt, in einer Stunde 100 Kilogr. Kohks. Bei einer gleichen
                                 Geschwindigkeit, wie die gewoͤhnlichen Locomotiven, haben die Deridder'schen den Vortheil, daß sie viel leichter zu
                                 regieren sind, als die ungeheuren Remorqueurs, von denen kein Theil ohne Winden
                                 und Hebel bewegt werden kann. Fast alle Theile dieser Locomotiven sind neue
                                 Erfindungen. So wurden unter Anderm die Raͤder kalt bearbeitet und sind
                                 daher nicht dem Zerbrechen bei Temperaturveraͤnderungen ausgesezt, auch
                                 hat Hr. Deridder ein neues Sicherheitsventil
                                 angebracht.“
                              
                           
                        
                           Ueber die Explosionen von Dampfmaschinen.
                           Hr. Andraud berichtete der Akademie der Wissenschaften in
                              Paris uͤber die Explosion des Dampfbootes „Crocodil“,
                              welches kuͤrzlich in Chalons-sur-Saône ankam; er
                              schreibt sie der Elektricitaͤt zu. Bei dieser Gelegenheit bemerkt er, daß er
                              schon fruͤher den Vorschlag gemacht habe, den Dampf durch comprimirte Luft zu
                              ersezen und bei einem seiner Versuche uͤber diesen Gegenstand die Luft
                              mittelst Thilorier's Drukpumpe (beschrieben im polytechn.
                              Journal Bd. XXXIII. S. 408) auf 75
                              Atmosphaͤren comprimirt habe, ohne daß eine Explosion erfolgte,
                              waͤhrend allerdings die Luft durch kleine Rizen mit heftigem Zischen entwich,
                              und doch waren die Gefaͤße nur aus Eisenblech von 2 Millimeter (8/10 Par.
                              Linien) Dike verfertigt. – Hr. Boutigny
                              uͤberschikte der Akademie uͤber denselben Gegenstand eine Mittheilung)
                              er schreibt die Explosion einer analogen Erscheinung zu, wie die
                              Nicht-Verdampfung eines Tropfens Wasser in einem weißgluͤhenden
                              Gefaͤße, und haͤlt den Fall nicht fuͤr unmoͤglich, daß
                              fast alles in einem Kessel enthaltene Wasser so den kugelfoͤrmigen Zustand
                              annimmt; hoͤrt dieser Zustand aber in Folge einer Erniedrigung der Temperatur
                              auf, so wird ploͤzlich so viel Dampf entwikelt, daß eine Explosion entstehen
                              kann. (Echo du monde savant 1841, No. 607.)
                           
                        
                           Elasticität des Wasserdampfs.
                           Biot uͤberreichte der Akademie der Wissenschaften
                              in Paris eine auf 15 konstante Decimalen ausgerechnete Tabelle uͤber die
                              elastische Kraft des Wasserdampfs; er gab sich die Muͤhe, die Versuche auf
                              0° zuruͤkzufuͤhren und dehnte sie auf alle Grade von –
                              20° bis + 220° C. aus. Diese mit aller moͤglichen Umsicht und
                              der subtilsten Genauigkeit ausgefuͤhrten Versuche fuͤhrten zu einer
                              mit den Versuchen Arago's und Dulong's, Taylor's und Gay-Lussac's vollkommen uͤbereinstimmenden Formel. Der
                              Tabelle der Temperaturen mußte auch eine andere uͤber die aus der Ausdehnung
                              des Glases hervorgehenden Veraͤnderungen beigefuͤgt werden, welche
                              jedoch unterhalb 100° C. unmerklich sind. Dieß geschah fuͤr jeden Grad
                              von 100 bis 300° des Queksilberthermometers. Mit Beihuͤlfe der von Dulong von 50 zu 50°, bei – 50°
                              anfangend bis + 200° berechneten Correctionen fuͤr die Ausdehnung des
                              Glases konnte eine allgemeine Formel deducirt werden, welche mit den Beobachtungen
                              uͤbereinstimmte. Der Verf. hatte bei dieser großen Arbeit, bei aller Absicht
                              der Industrie nuͤzlich zu seyn, vorzuͤglich die Fortschritte der
                              physischen Wissenschaften im Auge. Es waren nun noch die aͤußersten
                              Graͤnzen jener parabolischen Formen, welche diese Geseze so
                              uͤbereinstimmend mit der Erfahrung darstellen, zu bestimmen uͤbrig,
                              was ebenfalls geschah und ergab, daß die Formel zu einem nur bei 800
                              Atmosphaͤren Druk zu erreichenden Maximum fuͤhrt. Diese Formel, welche
                              sich von – 20° bis + 220° bewaͤhrte, muß also auch noch
                              weit daruͤber hinaus richtig seyn. Biot
                              versaͤumte nicht, seine Formel mit der von Arago
                              und Dulong fuͤr die, uͤber 220°
                              gehenden Temperaturen des Queksilberthermometers (und uͤber 225° des
                              Luftthermometers) empirisch gegebenen Formel zu vergleichen. (Echo du monde savant 1841, No. 603.)
                           
                        
                           Zur Photographie.
                           Talbot schreibt an Biot, daß
                              er im verflossenen September ein Mittel entdekt habe, welches die Empfindlichkeit
                              des Papiers fuͤr die Lichteindruͤke bedeutend erhoͤht. Er ist
                              dadurch in den Stand gesezt, die Bilder der Camera
                                 obscura in einer niemals gehofften Schnelligkeit, naͤmlich in acht
                              Secunden, zu fixiren. Die Zubereitung des Papiers geschieht beim Kerzenlicht, indem
                              das Tageslicht es sogleich zerstoͤrt. Er wird, wie er sagt, spaͤter
                              die Mittel bekannt machen, welche ihm die Photographie auf Papier auf ihren
                              gegenwaͤrtigen Standpunkt zu bringen verhalfen. (Echo
                                 du monde savant 1841, No. 603.)
                           
                        
                           Zerstörung des Guß- und Stabeisens im Wasser.
                           Hr. Mallet beschaͤftigte sich mit diesem
                              Gegenstande in Folge der von der British Association
                              gestellten Aufgabe, auf welche einer der von Telford
                              gestifteten Preise gesezt war. Er ist fuͤr die in Seehafen oder an
                              Fluͤssen liegenden Schiffe, fuͤr Hang- und andere
                              Bruͤken von Guß- oder Stabeisen von der groͤßten Wichtigkeit.
                              Man hat sich schon uͤberzeugt, daß das Eisen im Meerwasser bei einer
                              Temperatur von 115° F. (36° N.) am meisten der Zerstoͤrung
                              unterliegt am wenigsten aber im Flußwasser. Einige Umstaͤnde scheinen noch
                              eine besondere Wirkung zu haben, wie z.B. die Lage an der Muͤndung der
                              Fluͤsse, wo das Anlaufen des Wassers vermoͤge der durch die
                              Verschiedenheit des specifischen Gewichtes hervorgebrachten doppelten
                              Stroͤmung und der Bildung einer aus einem festen und zwei fluͤssigen
                              Elementen bestehenden Volta'schen Kette fuͤhlbarer ist. Nach dem Verf. soll
                              man deßhalb die untere Flaͤche der in das Wasser gehenden Eisentheile mit
                              Holz umgeben.
                           Eine andere, die Zerstoͤrung des Eisens herbeifuͤhrende, Wirkung ist
                              die von der Faͤulniß thierischer Koͤrper im Grunde des Meeres
                              herruͤhrende Entwikelung von Schwefelwasserstoff. Es bildet sich hiedurch
                              Schwefeleisen, das in den Zustand schwefelsaurer Salze uͤbergeht und sich
                              dann im Wasser aufloͤst. Derselbe Fall ist es mit den eisernen
                              Roͤhren, welche durch die Abzugscanaͤle großer Staͤdte laufen.
                              Das erhizte Seewasser scheint eine noch groͤßere Zerstoͤrungskraft auf
                              das Eisen zu uͤben, was den Verf. auf die Frage brachte, ob auf den Kesseln
                              der Dampfschiffe auf dem Meere die Zerstoͤrung da anfange oder am
                              groͤßten sey, wo das Seesalz sich zu zersezen anfaͤngt, oder wo die
                              Concentration am staͤrksten ist. Es scheint, daß wenn man von einem
                              Stuͤke Gußeisen die aͤußere Schichte hinwegnimmt, dasselbe den
                              zerstoͤrenden Agentien viel weniger Widerstand leiste, was in diesem und
                              vielen andern Faͤllen in einem Mangel an Gleichartigkeit der Substanz welche
                              mit den mit ihr in Beruͤhrung gesezten Koͤrpern zahlreiche Volta'sche Paare bildet, seinen Grund hat. Das
                              feinkoͤrnige wallisische Eisen scheint zu Wasserbauten den Vorzug zu
                              verdienen. Der Verf. handelt hierauf von den Firnissen und schuͤzenden
                              Anstrichen. In Petroleum aufgeloͤster Kautschuk scheint ihm der Einwirkung
                              des warmen Wassers am besten zu widerstehen, so wie auch der auf das noch warme
                              Eisen angebrachte Asphaltfirniß. Ein sehr dauerhafter und im Handel noch wenig
                              bekannter Firniß fuͤr Zink ist nach seiner Analyse zusammengesezt aus:
                           
                              
                                 Schwefelblei
                                     9,05
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                     4,15
                                 
                              
                                 Metallischem Zink 
                                   81,71
                                 
                              
                                 Eisenhammerschlag
                                     0,14
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                     1,81
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                     1,20
                                 
                              
                                 (Verlust)
                                     1,94
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Oehlfirnisse sind nicht dauerhaft genug. (Echo du monde
                                 savant. 1841, No. 598.)
                           
                        
                           
                           Neue Oxydationsstufe des Eisens.
                           Das Eisen, welches dem Mangan so analog ist, bildet auch nach neueren Versuchen Fremy's ein der Mangansaͤure aͤhnliches
                              elektronegatives Oxyd. Sezt man ein Gemenge von Aezkali und Eisenoxyd einige Zeit
                              einer lebhaften Rothgluͤhhize aus, so erhaͤlt man eine braune Masse,
                              welche in Wasser aufgeweicht, eine schoͤn roͤthlichblaue
                              Aufloͤsung gibt. Leichter und in einigen Minuten erzeugt man diese
                              Verbindung, indem man bei sehr hoher Temperatur ein Gemenge von Salpeter, Aezkali
                              und Eisenoxyd (oder auch ein Gemenge von Kaliumsuperoxyd und Eisenoxyd) calcinirt.
                              Auf nassem Wege gelang es nicht, diesen Koͤrper hervorzubringen; er bildet
                              sich z.B. nicht, wenn man einen Strom Chlorgas in sehr concentrirtes Aezkali leitet,
                              worin Eisenoxydhydrat suspendirt ist.
                           Diese Verbindung ist schoͤn violett und in Wasser leicht loͤslich) in
                              stark alkalischem Wasser wird sie unaufloͤslich, indem sie dann einen braunen
                              Niederschlag bildet, der sich aber in reinem Wasser zu einer purpurrothen
                              Fluͤssigkeit leicht wieder aufloͤst. Sie scheint viel weniger
                              bestaͤndig zu seyn, als das mangansaure Kali. Unter gewissen
                              Umstaͤnden zersezt sie sich schon bei gewoͤhnlicher Temperatur in
                              Eisenoxyd, welches niederfaͤllt, in Sauerstoff, der sich entbindet, und in
                              Kali, welches frei wird; die Fluͤssigkeit entfaͤrbt sich dann
                              vollstaͤndig. Bei der Siedhize des Wassers zersezt sie sich augenbliklich.
                              Alle organischen Substanzen zersezen sie, und man kann daher ihre Aufloͤsung
                              nicht filtriren. (Comptes rendus 1841, No. 1.)
                           
                        
                           Verfahren das Eisenblech so zu verzinnen, daß es vom Rost viel
                              weniger angegriffen wird, als gewöhnlich.
                           Bekanntlich ist das verzinnte Eisenblech, wenn es der feuchten Luft zu widerstehen
                              hat, sehr dem Verderben ausgesezt, und die daraus verfertigten Geraͤthe
                              werden, besonders wenn sie durch den Gebrauch auch nur an einzelnen Stellen des
                              Zinns beraubt sind, vom Roste so stark angegriffen, daß selbst Theile, welche auf
                              beiden Seiten ihre Verzinnung noch gut besizen, dadurch, daß das sich dazwischen
                              befindliche Eisenblech ebenfalls oxydirt wird, bruͤchig werden. Hat die
                              Oxydation (das Zerfressen) des Eisenbleches einmal begonnen, so geht sie weit
                              rascher von statten, als dieß der Fall seyn wuͤrde, wenn dieses gar nicht
                              verzinnt gewesen waͤre. Die Ursache davon beruht auf einer galvanischen
                              Einwirkung, welche zwischen den beiden Metallen und der dabei befindlichen
                              Feuchtigkeit stattfindet. Der Sauerstoff des Wassers wird an dem elektropositiven
                              Metalle, dem Eisen, der Wasserstoff dagegen an dem elektronegativen, dem Zinn, frei.
                              Auf solche Weise ist leicht einzusehen, wie sehr das Rosten des Eisens
                              beguͤnstigt wird, welches das Muͤrbewerden desselben zur Folge hat.
                              Eine aͤhnliche Einwirkung bemerken wir auch bei den aus Bronze verfertigten
                              und vergoldeten Gegenstaͤnden, wie Buͤsten, Statuen u.s.w., die, wenn
                              sie ihre Vergoldung theilweise verloren haben, der Oxydation weit mehr ausgesezt
                              sind, als solche, welche urspruͤnglich nicht vergoldet waren.
                           Suchen wir ein Mittel, um diesem Nebel abzuhelfen, so finden wir solches im Zink. Wird naͤmlich das zum Verzinnen des
                              Eisenbleches bestimmte Zinn mit 4–5 Proc. Zink legirt, so aͤndert sich
                              die im ersten Fall stattgehabte Einwirkung; galvanische Reaction findet zwar noch
                              statt, allein, waͤhrend im ersten Fall das Eisen als elektropositiveres
                              Metall erschien, so ist es jezt das Zink, welches aber bei der gewoͤhnlichen
                              Temperatur der Einwirkung der feuchten Luft weit besser widersteht, als das Eisen.
                              Von dem auf beide Arten verfertigten Eisenblech wurde von jeder ein Stuͤk
                              uͤber ein Jahr lang in einem sehr feuchten Keller aufbewahrt. waͤhrend
                              das auf die gewoͤhnliche Weise verzinnte Eisenblech nicht nur mit Rostfleken
                              bedekt und feines metallischen Glanzes beraubt, sondern auch ganz muͤrbe
                              geworden war, so hatte das mit einem Zusaz von Zink verfertigte nicht nur seinen
                              urspruͤnglichen metallischen Glanz beibehalten, sondern auch alle
                              Eigenschaften, welche von einem guten Eisenblech erwartet werden koͤnnen.
                              Obgleich in manchen Faͤllen bei Anwendung des mit Zink versezten Zinnes
                              Vorsicht zu empfehlen ist, so glauben wir doch seine Anwendung besonders fuͤr
                              Geraͤthe, die zum aͤußerlichen Gebrauch bestimmt sind und die der
                              nassen Luft und Feuchtigkeit zu widerstehen haben, als Waschbeken, Gießkannen und
                              aͤhnliches Geschirr, empfehlen zu duͤrfen.
                           
                           8 Theile Zinn und 1 Theil Eisen geben eine Legirung, welche zwar etwas
                              strengfluͤssig, aber zum Verzinnen, besonders von Gußeisengeschirr, dem
                              bloßen Zinn weit vorzuziehen ist, indem die damit verzinnte Waare weit dauerhafter
                              wird. In Frankreich bedient man sich haͤufig
                              dieser Legirung und wendet dasselbe Verhaͤltniß davon an. Auch bedient man
                              sich dort einer eigenen Art, verschiedene Gegenstaͤnde von Eisen, wie
                              Schnallen, Schrauben und Naͤgel, mit einem Ueberzug von Messing zu versehen, indem man dieselben in eine etwas saure
                              Aufloͤsung von schwefelsaurem Messing (eine Aufloͤsung des Messings in
                              mit Wasser verduͤnntem Vitrioloͤhl) bringt und, wenn ihre
                              Oberflaͤche mit Messing bedekt ist, abwaͤscht und in Kohlenpulver
                              umhuͤllt erhizt. Sie erhalten dadurch den Anschein, als waͤren sie
                              ganz aus Messing und leisten auch in vielen Faͤllen denselben oder noch
                              bessere Dienste. (Dr. Reuß in
                              Riecke's Wochenblatt, 1841 Nr. 6.)
                           
                        
                           Das Carbolin, ein in Rußland
                              erfundenes Brennmaterial.
                           Hr. Weschnaekoff in Petersburg hat im Verlauf seiner
                              Bemuͤhungen, einen moͤglichst vortheilhaften Kraftapparat
                              herzustellen, ein neues Brennmaterial erfunden, welches eine sehr intensive Hize
                              erzeugt und doch viel weniger Raum einnimmt, als die beste Steinkohle. Er nennt
                              dieses Brennmaterial Carbolin und hat zahlreiche Versuche
                              angestellt, um sich einerseits von der kraͤftigen Wirkung desselben zu
                              uͤberzeugen und andererseits die beste und wohlfeilste Methode behufs seiner
                              Bereitung aufzufinden. Der gluͤklichste Erfolg hat seine Bemuͤhungen
                              gekroͤnt, die zur Darstellung des Carbolins erforderlichen Stoffe findet man
                              in allen Laͤndern in groͤßter Menge vor, was die Erfindung um so
                              schaͤzbarer macht.
                           Zuerst stellte Hr. Weschnaekoff mit seinem Brennmaterial
                              Versuche in Petersburger Fabriken an, die mit Dampfmaschinen arbeiten;
                              spaͤter theilte er eine Quantitaͤt desselben dem Capitaͤn Waters mit, welcher das Dampfboot Syrius von 300
                              Pferdekraͤften befehligt, um damit auf der Fahrt von Kronstadt nach London
                              einen Versuch im Großen vorzunehmen. Von diesem Capitaͤn und dessen Ingenieur
                              erhielt er dann einen officiellen Bericht, dessen wesentlichen Inhalt die (in
                              russischer Sprache erscheinende) nordische Biene mittheilt.
                           Im Oktober 1840 wurden auf dem Syrius zwischen Kronstadt und Kopenhagen Versuche mit
                              dem neuen Brennmaterial angestellt und zwar in Vergleich mit den besten englischen
                              Steinkohlen, wie sie stets auf diesem Dampfboote angewandt werden. Die
                              Quantitaͤt der consumirten Steinkohlen war zur Zeit der Versuche genau
                              dieselbe, wie sonst; es wurden naͤmlich 7 Pfd. in der Stunde auf jede
                              Pferdekraft verbraucht; dabei machte das Rad 12 Umgaͤnge in der Minute, die
                              Temperatur im Condensator war 90° F., die Spannung des Dampfs 27 1/2 bis 28
                              (engl.) Zoll, die Geschwindigkeit des Schiffs 6 1/2 Meilen in der Stunde und der
                              Druk des Dampfs 5 Pfd. auf den Quadratzoll. Nach der genauen Erhebung dieser Daten
                              wurden noch an demselben Tage aus dem Syrius Versuche mit dem Carbolin angestellt.
                              Zum großen Erstaunen des Capitaͤns Waters und des
                              Ingenieurs verbrauchte man von dem neuen Brennmaterial in der Stunde nur 4 1/2 Pfd.
                              auf die Pferdekraft; dabei machte das Rad 13 Umgaͤnge in der Minute und das
                              Schiff legte 7 Meilen in der Stunde zuruͤk, also 1/2 Meile mehr, als bei
                              Anwendung von Steinkohlen, alle uͤbrigen Bedingungen, die Spannung des Dampfs
                              etc. waren vollkommen dieselben. Der Capitaͤn bemerkt in seinem Bericht, daß
                              die Flamme von dem Carbolin außerordentlich stark ist, daher auch die
                              gewoͤhnlichen Oefen der Dampfkessel fuͤr dieses Brennmaterial offenbar
                              zu groß seyen.
                           Ein englischer Kubikfuß bester Steinkohlen wiegt 54 714/1000 Pfd. und das gleiche
                              Maaß Carbolin 55 71/1000 Pfd.
                           Man ist gegenwaͤrtig in England mit dem Bau eines zur Fahrt nach
                              New-York bestimmten eisernen Dampfboots (des Mammuths) von 1000
                              Pferdekraͤften beschaͤftigt; dieses Dampfboot soll englische
                              Steinkohlen nicht nur fuͤr die Hin- sondern auch fuͤr die
                              Ruͤkfahrt mitnehmen, weil die amerikanischen Steinkohlen meistens viel
                              schlechter sind. Rechnet man nun auf 1000 Pferdekraͤfte 7000 Pfd.
                              Steinkohlen, also in 20 Tagen oder 480 Stunden (fuͤr die Hin – und
                              Herfahrt) 3,360,000 Pfd., so kommt, da man zur Vorsicht noch um 1/3 mehr Steinkohlen
                              mitnimmt, eine Summe von 4,480,000 Pfd. Steinkohlen heraus; diese nehmen einen Raum von 81,834 Kubikfuß
                              ein. Da man nun von dem Carbolin bloß 4 1/2 Pfd. in der Stunde braucht und um 1/2
                              Meile schneller faͤhrt, also nur 444 Stunden unterwegs ist, so macht die Last
                              von Carbolin nur 2,888,000 Pfd. aus, welche 51,694 Kubikfuß einnehmen, so daß man
                              30,190 Kubikfuß an Raum gewinnt. Die wohlfeilste Waarenfracht von England nach
                              Nordamerika betraͤgt 2 1/2 Shilling vom Kubikfuß, also 5 Shill. hin und her,
                              bei Anwendung des Carbolins gewinnt man folglich auf einer einzigen Fahrt in Folge
                              der Raumersparniß allein schon 7547 Pfd. Sterl.; davon kommen jedoch 643 Pfd. Sterl.
                              in Abzug, denn in diesem Verhaͤltniß kostet die gleiche Menge Carbolin mehr
                              als Steinkohlen, bei der jezigen Bereitungsart ohne mechanische
                              Huͤlfsmittel.
                           
                        
                           Ueber das Austroknen des Brodes mittelst der hydraulischen
                              Presse.
                           Hr. Laignel uͤbergab der Akademie der
                              Wissenschaften in Paris ein Brod, welches auf gewoͤhnliche Art gebaken und
                              dann der Einwirkung der hydraulischen Presse ausgesezt worden war. Unmittelbar
                              darnach zeigte es sich außerordentlich ausgetroknet und hart; in den acht Monaten,
                              welche seitdem verflossen, verlor es noch viel von seinem Wasser und wurde hart wie
                              ein Stein. In diesem Zustande scheint es zu langem Aufbewahren sehr geeignet zu
                              seyn, denn es erweicht sich im Wasser nur sehr schwer. Um es aber zu benuzen, muß
                              man es nothwendig vorher zerreiben und dadurch in einen sandartigen Zustand
                              versezen.
                           Andere Nahrungsmittel, fuͤgt Hr. Laignel bei,
                              lassen sich ebenfalls aufbewahren, wenn man sie mittelst der hydraulischen Presse
                              austroknet; besteht der fluͤssige Theil, welchen sie dadurch verlieren, aber
                              nicht bloß aus Wasser, wie bei dem Brode, sondern aus schmakhaften Substanzen, so
                              sammelt man ihn, um ihn ebenfalls auf die Art aufzubewahren, wie es in einer
                              kuͤnftigen Mittheilung angegeben werden soll. (Comptes
                                 rendus 1841, No. 4)
                           
                        
                           Aufweichung des alten Strikwerkes, der Lumpen und anderer zur
                              Papierfabrication brauchbarer Substanzen.
                           Die Aufweichung der zu Papier zu verarbeitenden Rohstoffe geschieht in der Regel
                              entweder durch Faulenlassen oder durch Stampfen und Stoßen. Das Faulen ist ein
                              chemischer Proceß, welcher einige Vortheile gewahrt, aber auch andererseits so viele
                              Uebelstaͤnde mit sich fuͤhrt, daß die fortschreitende
                              Papierfabrication dieses Verfahren, wenn auch nicht aufzugeben, doch in seiner
                              Anwendung sehr einzuschraͤnken sucht, die Aufweichung der Lumpen durch rein
                              mechanische Mittel kann nur mit einem sehr großen Aufwand an Zeit und Triebkraft
                              stattfinden.
                           Man kam auf den Gedanken, diese Operation durch Veraͤnderung des
                              Reibungsverfahrens zu verbessern, und bewerkstelligte, diese Idee verfolgend, die
                              Aufweichung endlich, indem man die trokenen oder befeuchteten Substanzen der
                              Einwirkung einer Stoßmuͤhle oder eines verticalen, auf einer festen Unterlage
                              sich drehenden Muͤhlsteins unterwarf.
                           Der ausgesuchte, gebleichte, mittelst dieser Maschine zerquetschte Lumpen braucht nur
                              mehr gesiebt zu werden, ehe er in den Hollaͤnder koͤmmt und dann in
                              Papier verwandelt wird. Man koͤnnte sogar die Anwendung des lezteren
                              ersparen, wenn das Sieben des Lumpens so geschieht, daß er den noͤthigen Grad
                              der Reibung sogleich erfaͤhrt. Selbst das Sieben ist nicht ganz
                              unentbehrlich. (Echo du monde savant 1841) No. 603.)