| Titel: | Ueber die Entwässerung von Niederungen, von Hrn. William Fairbairn. | 
| Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. LXIX., S. 344 | 
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                        LXIX.
                        Ueber die Entwaͤsserung von Niederungen,
                           von Hrn. William
                              Fairbairn.
                        Aus dem Civil Engineers and Architects' Journal. Dec.
                              1840, S. 412.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Fairbairn, uͤber die Entwaͤsserung von
                           Niederungen.
                        
                     
                        
                           Es gibt wohl wenige Gegenstände von größerer Wichtigkeit, welche daher die
                              öffentliche Aufmerksamkeit mehr verdienen, als die Entwässerung von Ländereien. Bei
                              der Urbarmachung von Ländereien, welche unter der Meeresfläche liegen, ist die
                              Entwässerung einer der ersten Schritte. Denn wenn die überflüssigen Gewässer eines
                              tief gelegenen sumpfigen Districts nicht ungehindert beseitigt und auf einen über
                              ihrer Fläche gelegenen Punkt geschafft werden können, so wird man vergeblich auf
                              eine ergiebige Ernte warten, wie reich auch immer der Boden oder das aufgeschwemmte
                              Land abgelagert seyn mag.
                           Hydraulische Maschinen aller Art wurden schon zu diesem Zwek requirirt, und in
                              Gegenden wie in Holland und in den Moordistricten von Lincolnshire, wo das Land hie
                              und da mehrere Fuß unter der Meeresfläche liegt, fanden solche Maschinen ausgedehnte
                              Anwendung und erfuhren von Zeit zu Zeit mancherlei Verbesserungen. Früher scheint
                              man sich vorzugsweise der Windmühlen und thierischen Kräfte in Anwendung auf
                              Schöpfräder bedient zu haben; die Einführung der Dampfmaschine jedoch führte eine
                              wesentliche Veränderung herbei. Jezt kann man mächtige Maschinenräder von 25 bis 30
                              Fuß Durchmesser in Bewegung sezen sehen, welche das Wasser in gewaltigen Strömen aus
                              der Niederung in die Höhe schaffen.
                           Das Schöpfrad, obgleich eine einfache und wirksame Maschine, gewährt dennoch, nach
                              Hrn. Fairbairn's Ansicht, in Beziehung auf die
                              Trokenlegung von Niederungen immer noch keine sehr ökonomischen Resultate. In
                              Gegenden, wo das Material theuer ist, ist es ein Gegenstand von großer Wichtigkeit,
                              eine wohlfeile Kraft zu erlangen, und durch die Anwendung der nach dem
                              Cornwallis'schen Princip eingerichteten Dampfmaschine kann das gegenwärtige Consum
                              an Brennmaterial auf
                              ein Drittel reducirt werden. Die Consumtion an Brennmaterial durch eine gut gebaute
                              Maschine mit Condensation beläuft sich auf 10 bis 12 Pfd. per Pferdekraft auf die Stunde, d.h. 10 Pfd. Steinkohlen werden 2,000,000
                              Pfd. Wasser in einer Minute 1 Fuß hoch heben; eine einfach wirkende Maschine nach
                              der in Cornwallis üblichen Construction dagegen hebt mit derselben Quantität
                              Brennmaterial 8,000,000 Pfd.; ihre Leistung ist demnach viermal so groß, wie die der
                              gewöhnlichen Condensationsmaschine. Nimmt man sie indessen auch nur dreimal so groß
                              an, oder zu 6,000,000 Pfd. in einer Minute 1 Fuß hoch gehoben, so ist immerhin die
                              Leistung das Dreifache. Daher verdienen sie in hohem Grade die Aufmerksamkeit der
                              Ländereibesizer, deren Grund und Boden mit Hülfe der Dampfkraft troken gelegt werden
                              muß.
                           Von dieser Seite betrachtet schien Hrn. Fairbairn die
                              Aufstellung der Cornwalli's-Maschine wünschenswerth. Auf die Anfrage der bei
                              der Trokenlegung des Haarlemer Meers Betheiligten wegen der besten und wohlfeilsten
                              Mittel zur Erreichung dieses Zweks schlug er daher eine Maschine von nachfolgender
                              Construction vor.
                           Es ist klar, daß zum Wasserheben durch das Schöpfrad eine gleichförmige Kraft nöthig
                              ist, um den Widerstand der Schöpfzellen, so wie sie ihren aus dem unteren Niveau
                              geschöpften Inhalt der Reihe nach auf das obere Niveau ausgießen, zu überwältigen.
                              Da dieser Widerstand constant ist, so wird der Kraftaufwand und die
                              Brennmaterial-Consumtion den Leistungen und dem
                              Brennmaterial-Verbrauch einer Niederbrutmaschine mit Condensation, welche wie
                              die der Dampfboote eingerichtet ist, gleichkommen. Ganz verschieden ist dagegen die
                              Wirkung der Wasserschaufel (bailing scoop). Anstatt der
                              bei dem gewöhnlichen Schöpfrade stattfindenden continuirlichen Bewegung erzeugt man
                              hier eine hin- und hergehende Bewegung, und erreicht dieselben ökonomischen
                              Resultate, welche sich an den Cornwallis-Maschinen nachweisen lassen. Bei
                              Ausführung dieser Maschinengattung wird es nothwendig, das hin- und
                              hergehende Princip anzunehmen. Indem nämlich ein an dem entgegengesezten Ende des
                              Maschinenbaums B, Fig. 10, hängendes
                              Gewicht in die Höhe geht, senkt sich die breite Wasser- oder Wurfschaufel,
                              indem sie um einen Stüzpunkt C sich dreht, auf das
                              untere Niveau herab, und füllt sich durch die Ventile D,
                                 D mit Wasser. Wenn das Gewicht die volle Höhe des Hubes erreicht hat, so
                              sinkt es in Folge der Schwerkraft herab, hebt die Wurfschaufel in die horizontale
                              Stellung E, worauf das Wasser über den Umdrehungszapfen
                              C auf die höhere Ebene abfließt. Dieselbe Procedur
                              wiederholt sich bei jedem Hub; durch das Zulassen des Dampfes in die Cylinder steigt nämlich das Gewicht in
                              die Höhe, und durch das Herabsinken des Gewichts hebt sich die Wurfschaufel.
                           Der dieser Maschine eigentümliche Hauptvortheil besteht darin, daß sie sich der
                              einfachwirkenden Cornwallis-Maschine anpassen läßt, und zwar erstens durch
                              Zulassung einer Portion Dampfes von hoher Spannung, um die Trägheit des Gewichts zu
                              überwältigen; zweitens durch die nachfolgende Expansion desselben, um das
                              mechanische Moment zu erhalten; drittens durch die Schwere des Gegengewichts, um die
                              Last zu heben. Dasselbe Princip ist bei der Maschine, welche in den unter der
                              Leitung des Hrn. Wicksteed stehenden Wasserwerken von Ost
                              London arbeitet, so wie bei den Maschinen in Cornwallis in Ausführung gebracht.
                           Die Wasserschaufel ist 25 Fuß lang und 30 Fuß breit; sie ist aus Kesselplatten
                              zusammengesezt und, der Verstärkung des Bodens, so wie der Aufnahme der
                              Einlaßventile D wegen, mit zwei Scheidewänden versehen.
                              Die Maschine ist darauf eingerichtet, bei jedem Hube 17 Tonnen Wasser zu heben. In
                              Verbindung mit einer Maschine von 60 Pferdekräften wird ihr
                              Brennmaterial-Verbrauch auf 2 1/2 oder 3 Pfd. Kohlen per Pferdekraft auf die Stunde berechnet. Man wird bemerken, daß die Länge
                              des Hubes in dem Cylinder sich immer gleich bleibt, während er bei aa, bb u.s.w.
                              durch eine Reihe von Lagern, welche horizontal an den Seiten des Maschinenbaums und
                              auf geneigten Flächen an der Wurfschaufel angebracht sind, veränderlich gemacht
                              werden kann. Dieß geschieht in der Absicht, das Eintauchen zu vermehren oder zu
                              vermindern, und den Hub mit der Höhendifferenz zwischen der Oberfläche des Sees und
                              der Höhe, auf welche das Wasser gehoben werden soll, in Übereinstimmung zu
                              bringen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
