| Titel: | Ueber die Darstellung des Goldpurpurs; von C. F. Capaun. | 
| Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. LXXV., S. 364 | 
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                        LXXV.
                        Ueber die Darstellung des Goldpurpurs; von
                           C. F.
                              Capaun.
                        Aus Erdmann's u. Marchand's Journal fuͤr praktische Chemie,
                              1841, Nr. 3.
                        Capaun, uͤber die Darstellung des Goldpurpurs.
                        
                     
                        
                           Die Darstellung des Goldpurpurs ist ein Gegenstand, der von vielen Chemikern
                              besprochen ist; alle kommen darin überein, daß eine richtige Verdünnung sowohl der
                              Gold-, als auch der Zinnauflösung, so wie das richtige Verhältniß des
                              angewandten Zinnoxyduls zum Zinnoxyde die Hauptsache ist, welche die Schönheit des
                              Präparates bedingt. Daß diese Schönheit aber weniger in dem äußeren Ansehen des
                              fertigen Präparates, als vielmehr darin zu suchen ist, daß die mit demselben
                              geschmolzenen Glasflüsse bei einem möglichst geringen Zusaze eine möglichst
                              intensive Purpurfarbe zeigen, habe ich bei meiner öfteren Darstellung desselben
                              erfahren, und diese Erfahrungen hier mitzutheilen ist der Zwek dieser Zeilen.
                           Unter den zur Darstellung angewandten Vorschriften ist größtenteils die von Buisson und später die von Fuchs befolgt.Buisson's Abhandlung ist im polyt. Journal Bd. XXXVIII. S. 296 und die
                                    Vorschrift von Fuchs Bd. LVIII. S.
                                       176 mitgetheilt.A. d. R. Lezterer hat durch Anwendung des Zinnsesquioxydes, wie er es durch Versezen
                              einer Zinnchlorürauflösung mit einer Eisenchloridlösung sich darstellt, den
                              sichersten Weg eingeschlagen, ein stets schönes Präparat zu erhalten. Nach Buisson's Vorschrift dagegen verfährt man weniger sicher,
                              da dem Auge allein es überlassen ist, zu entscheiden, ob das Präparat die verlangte
                              Farbe erhalten hat, oder nicht; denn einestheils täuscht das Auge sich sehr leicht
                              sowohl durch die verschiedenen Farbennüancen, welche der Niederschlag nach und nach
                              erhalten muß, als auch durch das nicht immer in derselben Richtung und mit derselben
                              Intensität ausfallende Licht, anderntheils aber gibt gerade der Purpur, welcher als
                              Niederschlag am schönsten erschien, den Glasflüssen oft die geringste und
                              schlechteste Färbung; außerdem aber ist die Ausbeute dieses theuern Präparates nach
                              dieser Vorschrift sehr gering.
                           Nach Buisson's Vorschrift löste ich 70 Gran Gold in so
                              viel Königswasser auf, daß nach längerem warmem Digeriren noch etwas Gold unaufgelöst geblieben war,
                              und verdünnte diese Goldauflösung dann mit 4 Pfd. destillirten Wassers. Gleichzeitig
                              löste ich 10 Gran Zinn in Salzsäure und 20 Gran in Königswasser auf, und nachdem
                              auch diese Auflösungen mit etwas Wasser verdünnt waren, sezte ich die
                              Zinnchloridlösung auf einmal der Goldlösung zu und tröpfelte von der
                              Zinnchlorürlösung dann langsam hinein, bis meines Erachtens der Niederschlag eine
                              schöne Purpurfarbe erlangt hatte, wozu fast alles Zinnchlorür verbraucht wurde. Der
                              Niederschlag wurde von der Flüssigkeit getrennt, ausgesüßt und getroknet; er betrug
                              nur 62 Gran. Die von demselben abfiltrirte Flüssigkeit zeigte noch durch Zinnchlorür
                              einen Goldgehalt; allein es sezte sich selbst nach 14tägiger Ruhe kaum eine Spur
                              eines Niederschlages ab, obgleich ein abermaliger Zusaz von Zinnsalzen geschehen
                              war; die Flüssigkeit behielt eine purpurrothe Farbe. Der erhaltene Purpur löste
                              sich, so lange er feucht war, in Ammoniak auf, getroknet aber nicht mehr; Glasflüsse
                              wurden kaum röthlich gefärbt. Als ich später den Versuch machte, 4 Gran Zinn in
                              Salzsäure und 8 Gran in Königswasser zu lösen, die Lösungen dann zu mischen und sie
                              einer Auflösung von 7 Gran Gold, die mit destillirtem Wasser in dem angegebenen
                              Verhältnisse verdünnt war, zuzusezen, erhielt ich sogleich einen Niederschlag,
                              welcher eine schöne Purpurfarbe zeigte, auch nach dem Troknen in Ammoniak auflöslich
                              war und Glasflüsse schön färbte; er betrug 11 1/2 Gran; die Flüssigkeit zeigte kein
                              Gold mehr und war ganz farblos.
                           Ein weit besseres Resultat gab mir die Fuchs'sche
                              Methode.
                           192 Gran Gold wurden in Königswasser aufgelöst und die Auflösung mit 9 Pfd.
                              destillirtem Wasser verdünnt. Gleichzeitig machte ich eine Zinnchlorürauflösung und
                              versezte mit dieser eine verdünnte Auflösung von Eisenchlorid so lange, bis die
                              braune Farbe der leztern ganz verschwunden und dafür eine grünliche Färbung
                              eingetreten war. Das so entstandene Zinnsesquioxyd verwandte ich nach Fuchs' Angabe, ohne das Eisen zu trennen, sofort zum
                              Niederschlagen des Goldes. Nachdem ich mich zuvor von der Schönheit des
                              Niederschlages in einem Reagensgläschen überzeugt hatte, sezte ich in einem dünnen
                              Strahle und unter Umrühren dasselbe der Goldlösung zu und ließ den Niederschlag
                              absezen, worauf er so lange ausgesüßt wurde, bis die Flüssigkeit keine Spur von
                              Eisen, welche bei der Anwendung des Purpurs zu Glasflüssen diesen eine Mißfarbe
                              ertheilen würde, mehr enthielt. Der getroknete Niederschlag hatte keineswegs seine
                              Farbe behalten, sondern er war fast dunkelbraun geworden; seine Lösung in
                              Aezammoniak aber war schön purpurroth und nach den Aussagen der Glasfabrikanten war
                              er sehr ausgiebig bei
                              Glasflüssen. Von der angewandten Menge Gold hatte ich 10 Drachmen Purpur
                              erhalten.
                           Bei einer zweiten Darstellung nach derselben Methode versuchte ich mit einem kleinen
                              Theile des angewandten Goldes die Auflösungen noch mit dem vierten Theile Wasser
                              mehr zu verdünnen; allein es traten mir hier die Erscheinungen ein, welche Berzelius in seinem Lehrbuche ausführlich beschreibt. Die
                              Purpurroth gefärbte Flüssigkeit sezte sich selbst nach sehr langer Zeit nicht ab,
                              bis ich dieselbe endlich zum Sieden erhizte, worauf plözlich sich aller Purpur in
                              rothbraunen Floken ausschied. Diese aber lösten sich nicht in Ammoniak auf und
                              färbten auch Glasflüsse nicht bedeutend. Dagegen aber erhielt ich wiederum ein zwar
                              rothbraun aussehendes, aber bei der Anwendung sehr brauchbares Präparat, da ich die
                              Verdünnung des Goldchlorids mit lauwarmem Wasser vornahm, und deßhalb ist sehr
                              anzuempfehlen, in solchen Fällen, wo die Verdünnung durch Versehen so weit geschehen
                              seyn sollte, daß kein Niederschlag, sondern nur eine Färbung der Flüssigkeit
                              erfolgt, die Goldlösung vor dem Zusaze des Zinnsesquioxyds auf 30–35°
                              zu erwärmen, da in diesem Falle die Abscheidung des Purpurs leichter von Statten
                              gehen wird.
                           Andere Vorschriften zu Goldpurpur habe ich noch nicht Gelegenheit gehabt zu befolgen.
                              Die Erfahrung hat indessen hinlänglich gelehrt, daß sie zum Theil weit weniger
                              brauchbare Präparate, als die so eben besprochenen, liefern. Nach meinen Erfahrungen
                              aber halte ich das Fuchs'sche Präparat für das beste, und
                              rathe an, die Bereitung folgendermaßen vorzunehmen:
                           Eine Lösung von Eisenchlorid, den Liq. ferri muriatici
                                 oxydati der preuß. Pharmac., verdünne man mit 3 Theilen Wasser und seze
                              derselben eine Zinnchlorürauflösung, die aus 1 Theil Zinnchlorür in 6 Th.
                              destillirtem Wasser mittelst einiger Tropfen Salzsäure bereitet ist, so lange zu,
                              bis die Mischung eine grünliche Farbe erhalten hat. Diese Mischung verdünne man noch
                              mit 6 Th. destillirtem Wasser und hatte sie zur Anwendung bereit. Wollte man die
                              beiden Lösungen gleich mit der ganzen Menge Wasser verdünnen, so würde der Uebergang
                              der braunen Farbe in die grünliche nicht so genau wahrzunehmen seyn. Mittlerweile
                              übergieße man die zur Verarbeitung bestimmte Menge Gold mit reiner Salzsäure, erhize
                              zum Sieden und seze nach und nach in kleinen Portionen reine Salpetersäure zu, bis
                              alles Gold aufgelöst ist; ein Ueberschuß an Säure, besonders an Salpetersäure, ist
                              aber zu vermeiden. Diese Auflösung verseze man mit 360 Th. des angewandten Goldes
                              mit destillirtem Wasser
                              und gieße unter Umrühren von der Eisen-Zinnauflösung zu, so lange ein
                              Niederschlag erfolgt. Der Niederschlag wird eine schöne Purpurfarbe haben, getroknet
                              mehr braun aussehen, aber in Ammoniak und Glasflüssen mit intensiver Purpurfarbe
                              löslich seyn.