| Titel: | Verbesserungen in der Canalschifffahrt, worauf sich James Smith, Baumwollenspinner in den Deanston Works, Kilmadock, Grafschaft Perth, am 10. Okt. 1839 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. LXXXVI., S. 421 | 
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                        LXXXVI.
                        Verbesserungen in der Canalschifffahrt, worauf
                           sich James Smith,
                           Baumwollenspinner in den Deanston Works, Kilmadock, Grafschaft Perth, am 10. Okt. 1839 ein Patent ertheilen
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Sept. 1840,
                              S. 148.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Smith's Verbesserungen in der Canalschifffahrt.
                        
                     
                        
                           Meine auf die Canalschifffahrt anwendbaren Verbesserungen bestehen aus zwei
                              verschiedenen Theilen. Der erste betrifft eine neue und eigenthümliche Art der
                              Schleußung, bei welcher die die Canallinie passirenden Schiffe oder Boote ohne
                              Aufenthalt von einer Wasserfläche auf die andere gehoben oder gesenkt werden. Diesen
                              Zwek erreiche ich dadurch, daß ich die Differenz der Schleußenhöhen auf 12 bis 18
                              Zoll beschränke, und dem Schiffe über die Schleußenthore hinwegzugehen gestatte,
                              wobei das Schiff die lezteren so tief, als es im Wasser geht, unter das Wasser
                              drükt.
                           Nachdem ich nun das Princip meines verbesserten Schleußensystems für Canäle
                              bezeichnet habe, will ich zur genauen Beschreibung der verschiedenen Theile und der
                              Gestalt des Schleußenthors übergehen und dabei das Schiff im Moment des Uebergangs
                              über drei aufeinander
                              folgenden Schleußen in verschiedenen Lagen darstellen. Ich verweise auf die
                              beigegebenen Abbildungen, welche einen Längendurchschnitt und einen in größerem
                              Maaßstabe dargestellten Querdurchschnitt des verbesserten Schleußenthors enthalten;
                              dieselben Zahlen beziehen sich, wie aus den betreffenden Figuren sichtbar ist, in
                              den verschiedenen Ansichten auf die entsprechenden Theile.
                           Fig. 20 ist
                              ein Längendurchschnitt eines Theiles des Canals, welcher eine Reihe von Schleußen
                              mit dem Unterschiede ihrer Gefälle zeigt.
                           Fig. 21 ein
                              Längendurchschnitt einer Canalstreke mit drei der verbesserten Schleußen.
                           Fig. 22 ein
                              Grundriß derselben. Beide Ansichten zeigen das Schiff in drei verschiedenen Lagen
                              auf seinem Wege über die Schleußen.
                           Fig. 23 ist
                              ein Längendurchschnitt eines Schleußenthors mit seinen Flügeln nach einem größeren
                              Maaßstabe.
                           Fig. 24 ein
                              Querdurchschnitt derselben. 1 bedeutet die äußere Hauptlinie des Canalufers, 2 die
                              Wasserlinie, 3 den Umriß des über die Schleuße gehenden Schiffs. 4 sind die
                              Schleußenthore, welche aus Eisen, gezimmertem Holz oder einem sonstigen geeigneten
                              Material bestehen mögen und hohl sind, damit sie sich in schwimmender Lage erhalten
                              können; 5 die Einfassungen oder Seitenflügel der Schleußen, aus Mauerwerk oder
                              Zimmerholz bestehend, je nachdem die Umstände das eine oder das andere
                              wünschenswerth machen. Das Thor muß in einer mit dem Canalboden beinahe in gleicher
                              Ebene liegenden Schwelle, welche mit dem Mauer- oder Zimmerwerk der
                              Einfassungen fest verbunden ist, eingehängt werden. Das Einhängen des Thores in
                              diese Schwelle kann man entweder mit Hülfe von Angeln oder eines querüber
                              fortlaufenden Scharniers so bewerkstelligen, daß dadurch ein wasserdichter oder
                              beinahe wasserdichter Schluß erreicht wird. 6 sind Stüzen, gegen welche das Thor in
                              Folge des Auftriebes sich lehnt, und durch die es in passender Höhe und Lage
                              erhalten wird. Der Druk des Wassers schließt das Thor dicht an diese Stüzen an, so
                              daß sich dadurch das Wasser selbst seinen Uebergang von dem oberen Niveau auf das
                              untere versperrt. 7 ist eine Rolle, welche dazu dient, die Bewegung der Schiffe über
                              das Schleußenthor zu erleichtern; 8, Fig. 21, ein temporär an
                              das Schiff befestigter Schnabel, der, um das Thor niederzudrüken, an seiner
                              Vorderseite mit einer sanften Krümmung versehen ist. Das Schleußenthor sollte so
                              eingerichtet seyn, daß es in seiner normalen Stellung unter einem nicht mehr als 45
                              Grad betragenden Winkel geneigt ist. In den Figuren 21 und 22 sieht man,
                              wie die Vorderseite des Schnabels mit der oben an dem Thore befindlichen Rolle in Berührung kommt, sie
                              niederdrükt und dem Schiffe gestattet, ohne Aufenthalt über das Thor
                              hinwegzugehen.
                           Während das Thor durch den Anlauf des Schiffs niedergepreßt wird, äußert das
                              Oberwasser das Bestreben durch den Thorweg zu dringen; da aber der Querschnitt des
                              Schiffs, wie Fig.
                                 24 zeigt, einen beträchtlichen Theil der Oeffnung ausfüllt, und da das
                              Thor, sobald das Schiff durchpassirt ist, sich schließt, so wird nur ein geringer
                              Theil des Wassers von dem höheren nach dem niederem Niveau gelangen. Da nun dieses
                              Quantum auf die ganze Wasserfläche der zwischen diesem und dem nächsten Thore
                              liegenden Canalstreke sich vertheilt, so wird alles auf obige Weise eingedrungene
                              Wasser in der unteren Abtheilung bleiben und der Beförderung der Schiffe nach dem
                              nächstfolgenden Niveau dienlich seyn. Da dieselbe Quantität Wasser, welche während
                              des Ueberganges eines Schiffs von einem Niveau zum andern jeder folgenden Abtheilung
                              zufließt, so wird das ganze für diesen Uebergang nöthige Wasserquantum einen
                              geringen Höhenunterschied des Gefälles veranlassen. Hieraus entspringt eine große
                              Wasserersparniß bei der Schleußung der Schiffe, welche einen wesentlichen Theil
                              meiner Verbesserung bildet. Bei Canälen, welche in der Ausführung begriffen sind,
                              können die Einfassungen oder Flügel der Schleußen gemauert, oder auf eine sonstige
                              passende Weise ausgeführt seyn, bei bereits gangbaren Canälen dagegen dürfte es von
                              Wichtigkeit seyn, sie für die neue Schleuße und zwar so einzurichten, daß diese
                              gefüllt werden kann, ohne dem Canal das Wasser zu entziehen oder die Schifffahrt auf
                              irgend eine Weise zu hemmen. In dieser Absicht verfertigte ich ein in Fig. 23 und
                              24
                              sichtbares gezimmertes Gestell, das aus einer Schwelle 8 und den zu beiden Seiten
                              angebrachten Seitenflügeln 9 besteht. Leztere dienen dazu, um die Passage bis auf
                              die für die durchpassirenden Schiffe geeignete Weite zu verengen und die Schleuße
                              aufzunehmen. Ich verfertige zuerst die Flügelwände, indem ich Pfähle, welche ihnen
                              entsprechen, eintreibe; sodann passe ich die Schwelle ein, so daß sie an ihre Stelle
                              hinabgeschoben werden kann, indem sie auf schmalen Bretterkanten, welche an den
                              Flügelpfosten befestigt sind, gleitet. Wenn nun das Thor in die Angeln eingehängt
                              worden ist, wird die Schwelle in einem für den Dienst nunmehr geeigneten Zustande
                              hinabgelassen. Darauf bringe ich die Stüzen an, indem ich sie an die Pfähle der
                              Seitenflügel befestige. Das ganze Gebälke treibe ich auf eine Tieft von 6 oder 8
                              Zoll unter die gewöhnliche Ebene der Canalfläche, und lege als Bedekung für das
                              Bauwerk massive zugehauene Steine 10 darüber. Bei der vorliegenden Art der Schleußung ist der Druk
                              des Stauwassers unbedeutend, und eine weit weniger substanzlose Bauart des ganzen
                              Werks reicht hin, als in dem Falle, wo jener Druk sich von 4 bis zu 10 Fuß Höhe
                              beläuft.
                           Meine andere auf die Canalschifffahrt bezügliche Verbesserung besteht in der
                              Anwendung eines Rades oder mehrerer Räder von großem Durchmesser, welche an der
                              Seite des Schiffs angebracht sind, oder durch den Schiffsboden gehen, so daß sie auf
                              dem Grunde des Canals aufstehen. Dieses Rad ist mittelst Gelenkstangen beweglich mit
                              dem Schiffe verbunden, damit es den Unebenheiten des Canalbodens sich anschmiegen
                              kann, ohne auf das Schwimmen des Schiffs in irgend einer Weise nachtheilig zu
                              wirken. Die Adhäsion des Rodkranzes an den Canalboden gewährt mir einen
                              hinreichenden Halt oder Widerstand, um mit Hülfe irgend einer geeigneten Triebkraft
                              du Mittel zum Forttreiben des Schiffs auf eine wirksamere Weise zu erreichen, als
                              dieß bisher mit Schaufelrädern oder sonstigen Vorrichtungen der Fall war. Indem ich
                              ein Rad von bedeutendem Durchmesser anwende, gebe ich erstlich dem Eingreifen des
                              Rades in den Canalboden eine größere Wirksamkeit, insofern nämlich die Entfernung
                              des Berührungspunktes von dem Centrum der Bewegung einen beträchtlichen Hebelarm
                              darbietet; ferner erreiche ich durch jenen großen Durchmesser den Vortheil, daß der
                              Angriffspunkt der das Rad untreibenden Kraft in einer beträchtlichen Höhe über der
                              Wasserfläche liegt, wodurch ich im Stande bin, die Maschine ohne irgend eine
                              Unterbrechung oder Störung von Seiten des Wassers arbeiten zu lassen Um aber im
                              Stande zu seyn, die Bewegung auf das Rad ungeachtet seiner besondern, auf die
                              Wasserlinie des Schiffs sich beziehenden Bewegung zu übertragen, bringe ich parallel
                              zur Radachse eine Querwelle an und verbinde mit derselben die von der Achse
                              ausgehenden Lenker. Die Bewegung theile ich dem Rade durch einer geeigneten
                              Mechanismus mit, etwa durch Kurbel oder Lenkstange, wie aus den Abbildungen erhellt,
                              oder durch ein System verzahnter Räder, oder durch Riemen ohne Ende, oder durch
                              irgend ein bekanntes Mittel, um die Bewegung von einer Welle auf eine andere
                              überzutragen. Die Welle erhält ihre Umdrehung durch Dampfkraft oder einen andern
                              Motor. Die Geschwindigkeit, mit welcher das Schiff fortgetrieben wird, übertrifft
                              die durch Schaufelräder bisher erreichte bedeutend, während zugleich eine geringere
                              Aufregung des Wassers stattfindet.
                           Gegenwärtige Verbesserung ist auch auf Boote anwendbar, welche in Flüssen gehen,
                              deren Bett durch geeignete Mittel ziemlich geebnet und dem Zustande eines Canals
                              genähert worden ist.
                           
                           Fig. 25 ist
                              der Längendurchschnitt eines Schiffs, welcher das große Centralrad und seine
                              Verbindung mit dem Boot und der Triebkraft zeigt.
                           Fig. 26 ein
                              Grundriß desselben.
                           Fig. 27 ein
                              Querschnitt des Bootes, welcher das Rad und seine Verbindung mit der Querwelle und
                              der bewegenden Kraft darstellt. 1 ist die äußere Linie des Schiffs. 2 das große,
                              durch den Schiffsboden ragende Treibrad, welches bei 3 auf dem Boden des Canals
                              ruht. 4 die Achse des Rades. 5 der mit der Querwelle 6 fest verbundene, die Radachse
                              tragende Lenker. 7 eine an der Achse des großen Rades sizende Kurbel, welche durch
                              eine Lenkstange 9 mit einer an der Querwelle 6 befindlichen Kurbel 8 in Verbindung
                              gesezt ist; auf diese Weise wird die Bewegung von der Querwelle auf das große Rad
                              übergetragen. An jedem Ende der Querwelle befindet sich eine Kurbel 10, und an diese
                              ist eine Lenkstange eingehängt, welche die Verbindung mit den Dampfcylindern 12 oder
                              anderen Bewegern herstellt. Es ist nun einleuchtend, daß, wenn die Querwelle in
                              Folge der Triebkraftäußerung in Bewegung ist, diese Bewegung mit Hülfe der
                              Verbindungsstangen 9 direct dem großen Rade sich mittheilen wird. Die Adhäsion der
                              Peripherie des lezteren an den Boden des Canals gewährt alsdann einen hinreichenden
                              Halt, um das Schiff vorwärts zu treiben. Soll dieses in entgegengesezter Richtung
                              gehen, so hat der Maschinist nur die Bewegung der Maschine rükgängig zu machen. Es
                              ist klar, daß das große Rad vermöge seiner Winkelbewegung um die Befestigungspunkte
                              an der Querwelle des Schiffs den wechselnden Tiefen des Canals und den Unebenheiten
                              des Bodens sich leicht anschmiegen kann, ohne auf den Schiffszug nachtheilig zu
                              wirken. Ein so fortgetriebenes Boot kann übrigens entweder zum Transport von Gütern
                              und Passageren oder als Schleppschiff für andere Boote eingerichtet werden, und die
                              Kraft, mit der das Rad in den Canalboden eingreift, kann durch Belastung mit
                              Gewichten oder durch Vermehrung seiner Breite beliebig erhöht werden.
                           Nachdem ich nun in Vorliegendem das Princip, der Bau und die Anwendung meiner
                              Verbesserungen auf die Canalschifffahrt beschrieben habe, erkläre ich hiemit, daß
                              ich keinen jener wohlbekannten mit der Schleußung oder Fortbewegung der Boote
                              verbundenen Theile und Anordnungen als neu und als meine Erfindung anspreche.
                              Dagegen erkläre ich als meine Erfindung:
                           Erstens die oben beschriebene Art der Canalschleußen, welche den Schiffen erlaubt,
                              auf die bezeichnete Weise über die schleusten hinwegzugehen.
                           
                           Zweitens das Verfahren, die Fortbewegung der Boote oder Schiffe auf Canälen mit Hülfe
                              eines Rades von beträchtlichem Durchmesser zu bewerkstelligen, welches mit seinem
                              Kranz oder seiner Peripherie auf dem Grunde des Canals rollt, den verschiedenen
                              Unebenheiten desselben ohne Nachtheil für den Gang des Schiffs sich anschmiegt, und
                              eine hinreichende Adhäsion am Canalgrunde findet, um einen Stüzpunkt zu erhalten,
                              welcher die Triebkraft in den Stand sezt das Schiff fortzubewegen. Diese Triebkraft
                              ist so angeordnet, daß die Centraltheile des durch Dampf oder einen andern Motor
                              umgetriebenen Rades, mit welchem jene Kraft in Verbindung steht, über dem
                              Wasserspiegel sich befinden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
