| Titel: | Bericht des Hrn. Amédée Durand über die von Hrn. Raincelin erfundenen Scharniere mit Federn, für Zimmerthüren. | 
| Fundstelle: | Band 79, Jahrgang 1841, Nr. XCI., S. 432 | 
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                        XCI.
                        Bericht des Hrn. Amédée Durand uͤber die von
                           Hrn. Raincelin erfundenen
                           Scharniere mit Federn, fuͤr Zimmerthuͤren.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement. Dec. 1840, S. 461.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Durand, uͤber Raincelin's Scharniere mit Federn.
                        
                     
                        
                           Die Ursachen, welche Zimmerthüren, die sich von selbst schließen, nöthig machen,
                              kommen so oft vor, daß sie Veranlassung gaben, verschiedene Vorrichtungen zu
                              verfertigen, welche durch ihre häufige Anwendung zu Fabrikartikeln geworden sind.
                              Dahin gehören unter andern die Büchsen, welche eine Spiralfeder einschließen, die
                              auf einen Hebelarm wirkt, an dessen Ende eine Rolle angebracht ist, welche mit der
                              Thür in Berührung gesezt ist.
                           Dieser Apparat, der gut arbeitet, hat außer dem zu hohen Preise die Unannehmlichkeit,
                              daß er zu groß ist und zu sehr von der gewöhnlichen Ausstattung der Thüren absticht,
                              so daß man in vielen Fällen auf die Bequemlichkeit, welche er gewährt,
                              Verzichtet.
                           Solche Fabrikartikel sind auch die gewundenen Federn, welche durch die Leichtigkeit,
                              womit sie sich in den Falz der Gesimse einlegen, die oben angeführten Nachtheile zu
                              beseitigen schienen.
                           Nun besizen wir aber eine neue Combination in der Anwendung einer Stahlfeder, welche
                              der Bewegung beim Oeffnen einer Thüre entgegenwirkt und den unbestreitbaren Vortheil darbietet,
                              daß sie unsichtbar bleibt.
                           Hr. Raincelin, Schlosser in Neuilly an der Seine, kam
                              zuerst auf den Gedanken, die Feder, welche das Schließen der Thüre bewirkt, mit
                              einem der Scharniere zu verbinden und diese wie eine Schraube gewundene Feder dann
                              quer durch das Thürgestelle bis in die Mauer zu führen.
                           Diese Einrichtung hat unstreitig eine Vereinfachung in den sichtbaren Theilen der
                              Beschläge zur Folge, weil selbst auch ohne diesen kleinen Mechanismus des Hrn. Raincelin, die Scharniere immer angewendet würden; sie
                              gewährt außerdem den Vortheil, daß man die Länge der Feder ausdehnen kann so weit
                              man es nöthig findet, ohne daß etwas davon sichtbar wird.
                           Diese Feder ist in ein cylindrisches Gehäuse aus starkem Blech von ungefähr 9 Pariser
                              Linien Durchmesser eingeschlossen; sie wirkt durch ihre Zusammenziehung und ihr
                              festes Ende hat als Stüzpunkt das Scharnier selbst, an welchem es angebracht
                              ist.
                           Der Einwurf könnte gemacht werden, daß es nöthig ist, ein 9 Pariser Linien starkes
                              Loch in das Thürgestell zu bohren, und folglich dadurch diesen Holztheil zu
                              schwächen. Man muß jedoch bedenken, daß die Gesimse, selbst die schwächsten, noch
                              immer mehr als doppelt so stark wie dieses Loch sind, und daß sie überhaupt nicht
                              viel auszuhalten haben, da sie immer in der Mauer eingelassen sind; es würde
                              übrigens leicht seyn sie zu verstärken, indem man an die Stelle des Loches eine der
                              Platten sezte, mittelst welcher man sie befestigt.
                           Die neuen Scharniere mit Federn schienen bei der Prüfung in Bezug auf ihre
                              Festigkeit, ihrer Bestimmung zu entsprechen; die Winkelöffnung, welche sie
                              gestatten, genügt für alle Bedürfnisse.
                           Die Aufgabe, welche sich Hr. Raincelin gestellt hat,
                              scheint also vollständig gelöst zu seyn durch Anwendung von Mitteln, die er zuerst
                              auf diese Art zusammenstellte.
                           Um die Fruchtbarkeit seines Principes zu zeigen, hat Hr. Raincelin noch eine Anwendung davon gemacht, welche durch keine der bis
                              jezt bekannten Combinationen von Federn hätte erzwekt werden können. Es kömmt öfter
                              vor, daß eine Thür sich nach zwei Richtungen öffnen lassen muß, und daß sie dann
                              wieder ihre Stellung annehmen soll, durch welche der Durchgang verschlossen wird.
                              Dieses bewirkte man bisher, jedoch unvollkommen, durch das Gewicht der Thüre selbst,
                              indem man sie zwischen zwei Zapfen sich drehen ließ, so daß ihr Schwerpunkt nicht
                              durch ihre Achse ging. Wenn die Thüre geöffnet und sich dann selbst überlassen wird,
                              so kommt sie in Schwingungen, welche endlich aufhören, und die Thüre in die Stellung
                              bringen, wo sie geschlossen ist.
                           Hr. Raincelin hatte, um diese Aufgabe, welche nicht ohne
                              bedeutende Schwierigkeiten war, zu lösen, nur nöthig, seinen Mechanismus zu
                              verdoppeln und in den Rahmen der Thüre einzulassen.
                           Außer der Fähigkeit, die Thüre wieder zu schließen, hat das Scharnier mit Federn aber
                              auch noch die Eigenschaft, daß man diese Wirkung auf irgend eine Zeit aufheben kann;
                              hiezu dient ein verborgener Riegel, welcher die Wirkung der Feder aufhebt, was eine
                              neue Bequemlichkeit dieses kleinen Apparates ist.
                           
                        
                           Erklärung der Abbildungen.
                           Fig. 13 ist
                              ein verticaler Durchschnitt des Scharniers und der Hülse, worin sich die Feder
                              befindet;
                           Fig. 14 zeigt
                              das geöffnete Scharnier;
                           Fig. 15 ist
                              eine obere Ansicht des geöffneten Scharniers und eine äußere Ansicht der Hülse.
                           Fig. 16 zeigt
                              ein doppeltes Scharnier (geschlossen), für eine Thüre, welche man nach Innen und
                              nach Außen offnen kann.
                           Fig. 17 ist
                              eine obere Ansicht desselben Scharniers, in der Stellung, wo die Thüre nach einer
                              Seite geöffnet ist.
                           Fig. 18
                              dasselbe nach der andern Seite geöffnet.
                           Gleiche Buchstaben bezeichnen dieselben Stüke in allen Figuren.
                           A, A' sind die beiden Platten des Scharniers. B ein Gelenke, welches auf einer Seite mit der Platte
                              A, auf der andern Seite mit dem Stängelchen C verbunden ist, das durch die Feder D geht und darin durch ein Scheibchen d zurükgehalten wird.
                           F eine Röhre oder Hülse, die auf einem cylindrischen
                              Ansazstüke b an der Platte A₁ mittelst einer Schraube befestigt ist. E
                              ein auf die Platte A₁ gesezter Riegel; er endigt
                              sich in einen Stift a, welcher in ein durch die Hülse
                              F und das Stängelchen C
                              gebohrtes Loch eintritt und dadurch die Thüre offen hält.
                           G Gesimse der Thüre, in welches die Hülse F eingeschlossen ist.
                           c, Fig. 19, Seiten-
                              und obere Ansicht eines Stükes, welches einerseits mit dem Stängelchen verbunden
                              ist, und dessen anderes Ende mit dem Mittlern Theil des Scharniers ein Gelenke
                              bildet; es ist nur bei dem doppelten Scharniere Fig. 16, 17, 18 nöthig. In diesem
                              Falle wendet man zwei Federn und zwei Hülsen F und F₁ an.
                           Die Platte A des Scharniers ist an der Thüre und der
                              Theil A₁ an dem Gesimse G befestigt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
