| Titel: | Beschreibung des Verfahrens und der Maschinen zur Fabrication von Wollentüchern, ohne Beihülfe des Spinnens und Webens. | 
| Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. VII., S. 25 | 
| Download: | XML | 
                     
                        VII.
                        Beschreibung des Verfahrens und der Maschinen zur
                           Fabrication von Wollentuͤchern, ohne Beihuͤlfe des Spinnens und
                           Webens.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Beschreibung der Maschinen zur Fabrication von
                           Wollentuͤchern ohne Beihuͤlfe des Spinnens und Webens.
                        
                     
                        
                           Viel Aufsehen erregte im Jahre 1839 die Erfindung eines Amerikaners, Wollentücher
                              durch Maschinen zu fabriciren, ohne daß dabei der gewöhnliche Spinn- und
                              Webeproceß in Anwendung kommt. Nach Mustern des neuen Fabricates, welche in der
                              lezten Zeit aus England nach Deutschland kamen, ist es höchst wahrscheinlich, daß
                              dasselbe mit der Zeit einen großen Theil der ordinären Tücher liefern wird. Für
                              Rußland ließ sich der Bankier Baron Stieglitz zu St.
                              Petersburg diese Erfindung patentiren, und da das (in russischer Sprache
                              erscheinende) Journal der
                                    Manufacturen und des Handels im Oktoberheft 1840 S. 25 dessen
                              Privilegium veröffentlicht, so sind wir im Stande, eine ziemlich ausführliche und
                              genügende Beschreibung der neuen Tuchfabrication mitzutheilen.
                           Das Wesentliche des Verfahrens besteht darin, daß man die reine oder gemischte
                              Schafwolle nach vorläufiger Reinigung im gewöhnlichen Wolf machinirt, worauf sie
                              entweder auf eine Krazmaschine (Fig. 1) oder auf eine
                              Windmaschine (Fig.
                                 4) gebracht wird, welche die Fasern vereinigen und in eine Watte
                              verwandeln. Diese Watte kommt dann auf die Filzungsmaschine (Fig. 2), welche sie mit
                              Hülfe des Druks, der Nässe und Wärme in einen Filz verwandelt und zulezt auf die
                              Walkmaschine (Fig.
                                 6 und 7), wo sie in heißer Seifenauflösung fertig gefilzt und gewalkt wird.
                           Die Krazmaschine macht die beste Watte, wenn nur Schafwolle angewendet wird, während die
                              sogenannte Windmaschine (durch verdünnte Luft wirksame Maschine) zur Bereitung von
                              Watte aus allen anderen Arten von Wolle oder Haaren geeigneter ist. Bei dem neuen
                              Verfahren wird die Wolle durchaus nicht eingeschmalzt.
                           Fig. 1 Taf. II
                              stellt das Ende einer gewöhnlichen Krazmaschine vor, wie
                              sie in den Tuchfabriken gebräuchlich ist. Die gereinigte, getroknete und gut
                              zerzauste Wolle wird auf das endlose Führtuch P gelegt
                              und läuft durch diese Maschine, bis sie zu der Kammwalze S kommt. A, C ist das obere Führtuch, welches
                              über die Walzen 1 und 3 geht; B, D das untere Tuch,
                              welches über die Walzen 2 und 4 läuft. Diese Walzen drehen sich mittelst Zahnrädern
                              W, W, W, welche an die Kammwalze der Krazmaschine
                              und an die Walzen 1 und 2 befestigt sind. In der ganzen Länge und Breite des unteren
                              Tuchs wird eine dünne hölzerne Unterlage angebracht. Die beiden Führtücher und die
                              Walzen drehen sich in entgegengesezter Richtung (wie es die Pfeile auf der Zeichnung
                              angeben), so daß sich die zwei inneren Oberflächen a, b
                              in einer und derselben Richtung und mit einer von der Kammwalze der Krazmaschine
                              abhängigen Geschwindigkeit bewegen. Die Wolle wird an der Kammwalze durch den Kamm,
                              welchen die gewöhnliche Kurbel K bewegt, als Watte
                              abgenommen und diese zwischen den zwei sich drehenden Tüchern in C, D aufgenommen; durch diese geht sie nach den Walzen 3
                              und 4, wo man ihr eine Richtung aufwärts gibt, so daß sie zwischen der Walze 3 und
                              E durchgeht, nach dem oberen Theil des Tuchs A, C aufsteigt, sich der Krazmaschine nähert und über
                              die Walze 1 gehend, zwischen den Walzen 1 und 2 doppelt wird; indem sie so ihre
                              Bewegung in derselben Richtung fortsezt, legt sich eine Schichte auf die andere, bis
                              die Watte die gehörige Dike erlangt hat. Die Watte erhält sich in fortdauernder
                              Verbindung mit dem Tuch A, C vermittelst des unteren
                              Führtuchs B, D, worin auch die Hauptbestimmung des
                              lezteren besteht. Dem Führtuch A, C kann man jede der
                              Krazmaschine entsprechende Länge und Breite geben, und darum erzeugt eine bestimmte
                              Menge Wolle, indem sie durch die Maschine geht, eine Watte von bestimmter Dike und
                              Gewicht per Elle. Nachdem die Watte die gehörige Dike
                              erlangt hat, schneidet man sie bei G quer durch; das
                              eine Ende derselben wird über die Walze E gelegt, auf
                              die sie sich durch das Festsizen derselben auf dem Tuch A,
                                 C fest aufwindet. Diese Walze E windet nach und
                              nach die ganze Watte auf sich, welche ein neues, von der Kammwalze geliefertes
                              Wollenblatt nach sich zieht; dieses Blatt geht wieder wie früher nach dem oberen
                              Theile des Führtuchs A, C, und so beginnt eine neue
                              Wattenlage, welche sich wie die erste bildet und abgenommen wird; so wird eine
                              Wattenwolle nach der anderen erzeugt.
                           Die Walze E mit der um sie gewundenen Watte kommt nun auf
                              eine andere Maschine (Fig. 2), welche man Filzungsmaschine nennen kann, und wird zwischen die
                              Träger f eingelegt. A, B ist
                              das Gestell der Maschine; 1, 2, 3, 4, 5 etc. sind die Walzen, welche in zwei Reihen
                              über einander angebracht sind. Diese Walzen sind mit einem elastischen Stoff
                              überzogen, und an den unteren befindet sich ein bewegliches Führtuch a, b; einige Dampfröhren c, c,
                                 c sind zwischen den unteren Walzen und unter dem Tuche angebracht; sie
                              gehen von einer Seite des Tuchs auf die andere und haben oben kleine Oeffnungen für
                              den Austritt des Dampfes, welcher den Filz zugleich befeuchtet und erwärmt. Die
                              obere Reihe der filzenden Walzen erhält eine hin- und hergehende Bewegung
                              mittelst einer Welle S, S, Fig. 3, welche sich längs
                              derselben befindet; an dieser Welle sind excentrische Daumen angebracht, die eine
                              Verschiebung von beiläufig 3/8 Zoll erzeugen und mit den oberen Walzen durch die auf
                              den Achsen derselben sich frei drehenden Gabeln n, n in
                              Verbindung stehen. Die filzenden Walzen drehen sich langsam mittelst eines besondern
                              Apparats, und schieben das Führtuch in der auf der Zeichnung mit Pfeilen
                              angedeuteten Richtung fort. Zwischen einigen dieser Walzen befinden sich unter dem
                              Tuch hohle, metallene, durch Dampf erhizte Wärmer h, h,
                                 h (Fig.
                                 2), welche das Krümmen der Filzfasern befördern. Oben wurde schon bemerkt,
                              daß die Walze E mit der darauf befindlichen Watte in die
                              Träger f, f (Fig. 2) gelegt und das
                              Ende der Watte zwischen die vorderen Walzen der filzenden Maschine in x eingelassen wird. Der Filz läuft allmählich zwischen
                              den Walzen durch und die durch die wechselweise Bewegung der oberen Walzen erzeugte
                              Reibung versezt ihn mit Beihülfe der Feuchtigkeit und Wärme in einen festen und
                              dichten, bedeutend zusammengewalkten Zustand. Dieser noch nicht vollkommen
                              durchwalkte Filz windet sich auf die Rolle F durch
                              Friction mit dem Tuch a, b auf, und nachdem der ganze,
                              ein Stük bildende Filz aufgerollt ist, nimmt man ihn
                              für die folgende Operation ab.
                           Wenn man sich Watte auf der (nun zu beschreibenden) Windmaschine (anstatt durch die Krazmaschine) bereitet hat, so nimmt man
                              sie behufs des Filzens gerade vom Cylinder dieser Maschine ab, um sie zwischen das
                              erste Walzenpaar der Filzungsmaschine einlaufen zu lassen. Mittelst der Windmaschine
                              kann man aus jeder Wolle, selbst der kurzen Schafwolle, Watte bereiten. Man legt sie
                              auf ein Führtuch und läßt sie durch den Wolf Fig. 4 passiren, welcher
                              sie auf den Drahtcylinder B, B, Fig. 5, wirft. Die
                              Verdünnung der Luft unter
                              und in diesem Cylinder wird durch die Umdrehung des Ventilators F hervorgebracht. Das aus dem Wolf hervorgehende
                              Material saugt sich an den Cylinder an, sammelt sich daran und bildet eine Watte,
                              welche zwischen den beiden Metallwalzen C, C durchgeht.
                              Da die obere Walze auf die untere drükt, so wird die Watte einigermaßen comprimirt.
                              Diese Watte wird nun in die oben beschriebene Filzungsmaschine eingeführt, welche
                              leicht dazu hergerichtet werden kann.
                           Der aus der Filzungsmaschine hervorgegangene Filz kommt zur weiteren Bearbeitung auf
                              die Walkmaschine, welche die Verfilzung der Wolle
                              vervollständigt und sie in Tuch verwandelt. Diese Maschine hat folgende Einrichtung:
                              A, B, Fig. 6, ist das Gestell,
                              worin sich ein mit Seifenauflösung oder einer anderen geeigneten Walkflüssigkeit
                              gefüllter Trog befindet; auf dem Boden des Troges ist ein durchlöchertes
                              schlangenförmiges Dampfrohr angebracht, womit die Flüssigkeit im Sieden erhalten
                              wird. Der Trog ist aus Holz verfertigt und mit Blei belegt; er ist 1 mal so tief,
                              als die Walzen dik sind, so daß die unteren Walzen und die Hälfte der oberen sich in
                              der Flüssigkeit befinden. Seine Länge richtet sich nach der Anzahl der Walzen, wovon
                              nicht weniger als sechzig Paare angewandt werden sollten; die Walzen bestehen aus
                              Gußeisen. Die obere Reihe derselben a, a, a befindet
                              sich zwischen den unteren b, b, b, wodurch die
                              Berührungspunkte verdoppelt werden. Die Walzen bewegen sich mittelst konischer, auf
                              Achsen S, S angebrachter Zahnräder, welche abwechselnd
                              auf der oberen Reihe der Walzen befestigt sind, und sie drehen die unteren Walzen
                              durch Zahnräder m, m, welche an den entgegengesezten
                              Enden der Walzen angebracht sind. Die Achsen S, S sind
                              nach der ganzen Länge der Maschine auf beiden Seiten angebracht und an ihren Enden
                              durch starke konische Zahnräder mit einer Hauptquerwelle C verbunden. Jede obere Walze drükt mit ihrem ganzen Gewicht auf die
                              untere. Um den Filz von einem Ende der Maschine zum anderen durchzuführen, sind auf
                              den Walzen R, R, R zwei endlose Tücher d, d, d, eines oben, das andere unten angebracht. Diese
                              Führtücher bewegen sich durch Reibung an den Metallwalzen, nehmen bei ihrem
                              Durchgang durch das erste Walzenpaar c, c den Filz
                              zwischen sich und lassen ihn erst wieder los, wenn er am unteren Ende der Maschine
                              anlangt; dann wird das eine Tuch emporgehoben, das andere senkt sich. Mit der
                              Hauptwelle C ist ein Apparat verbunden, dessen Zwek
                              darin besteht, daß er den beiden Walzenreihen eine abwechselnde Bewegung vorwärts
                              und rükwärts verschafft und zugleich dem zwischen ihren inneren Oberflächen
                              abwechselnd gedrükten und wieder frei gelassenen Tuche gestattet, allmählich durch die
                              Maschine vorwärts zu gehen, wodurch deren Einwirkung auf das Filz- oder
                              Tuchstük verstärkt und die Nothwendigkeit es zum zweitenmal durch die Maschine gehen
                              zu lassen, vermieden wird. G ist eine Scheibe, welche
                              ihre Bewegung mit der nöthigen Geschwindigkeit von einem passenden Theile der
                              Maschine erhält. e ist ein auf die Kurbel f, f einwirkender Bolzen; diese Kurbel ist nicht an die
                              große Achse c befestigt, allerdings aber das größere
                              Zahnrad g: h ist ein Trilling auf der einen Seite der
                              Kurbel, welcher in das große Zahnrad g eingreift; auf
                              der anderen Seite der Kurbel bewegt sich mittelst derselben das an die Achse des
                              kleinen Trillings h befestigte Zahnrad i, welches in das andere kleinere Zahnrad m eingreift, das sich frei auf der Hauptachse dreht; an
                              dasselbe Rad ist eine Rolle x angeschraubt. Hieraus
                              ersieht man, daß durch diese leztere Rolle und das Rad eine abwechselnde Bewegung
                              der Walkwalzen erzeugt wird, wobei sich jedoch das Tuch in der Maschine durchaus
                              nicht vorwärts bewegt. Um nun demselben diese vorwärts gehende Bewegung
                              mitzutheilen, ist eine kleine Rolle n an die Achse der
                              Scheibe G befestigt, von welcher ein Riemen o, o nach der Scheibe x, x
                              läuft, wodurch außer der ununterbrochenen wechselweisen Bewegung auch noch eine
                              Bewegung vorwärts mitgetheilt wird.
                           Zur Erzeugung des festesten Filzes oder Tuchs muß man das Material in allen möglichen
                              Richtungen walken oder walzen; durch die wechselweise Bewegung dieser Maschine
                              entsteht ein Walzen nach der Länge; damit es aber auch nach der Quere bearbeitet
                              wird, muß man es in eine zweite Walkmaschine bringen,
                              welche auf ähnliche Weise eingerichtet, aber noch mit anderen von Unten wirkenden
                              Walzen versehen ist, welche eine Reibung nach der Quere hervorbringen. Diese unten
                              angebrachten Walzen sind so gestellt, daß sie mit dem unteren Führtuch einen Winkel
                              von beiläufig 45° bilden, auch drehen sie sich mit einer 4–5 mal
                              größeren Geschwindigkeit als das Tuch, worauf sich der Filz befindet. Eine dieser
                              Walzen T ist in Fig. 7 ersichtlich; durch
                              dieselben wird also der Filz querüber gewalkt, und es ist gut, wenn man ihn
                              einigemal durch die Maschine laufen läßt.
                           Das fertige Tuch kann man zulezt auf der gewöhnlichen Walkmühle walken lassen, besser
                              ist es aber, seine Bearbeitung auf der Walkmaschine zu vollenden, weil die Walkmühle
                              oft eine ungleiche oder rauhe Oberfläche hervorbringt.
                           
                              E. D.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
