| Titel: | Beschreibung der Flintglasfabrication nach Guinand's Verfahren. | 
| Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. IX., S. 35 | 
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                        IX.
                        Beschreibung der Flintglasfabrication nach
                           Guinand's
                           Verfahren.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'encouragement, Dec. 1840, S. 469.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Guinand's Beschreibung der Flintglasfabrication.
                        
                     
                        
                           Hrn. Guinand (rue Mouffetard
                                 No. 283 in Paris) wurde für seine Verbesserungen in der Fabrication des
                              Flintglases zum optischen Gebrauch von der Société d'Encouragement der Preis von 6000 Fr. zuerkannt,
                              weil er die Hauptbedingungen des Programms erfüllte. Er hat der Gesellschaft sein
                              Verfahren, wonach er große Platten eines sehr dichten, von Blasen und Streifen
                              freien Glases erhält, umständlich mitgetheilt.
                           
                           Das Flintglas wird aus folgenden Substanzen zusammengesezt. Auf 600 Theile nimmt
                              man:
                           
                              
                                 Mennig
                                 225
                                 
                              
                                 Weißen Flußsand
                                 225
                                 
                              
                                 Amerikanische Potasche
                                   52
                                 
                              
                                 Borax
                                     4
                                 
                              
                                 Salpeter
                                     3
                                 
                              
                                 Braunstein
                                     1
                                 
                              
                                 Arsenik
                                     1
                                 
                              
                                 Glasbroken von den vorhergehenden
                                       Operationen
                                   89
                                 
                              
                                 
                                 –––
                                 
                              
                                 Summa
                                 600
                                 
                              
                           Diese Materialien, welche vollkommen rein seyn müssen, besonders die Potasche, werden
                              fein gepulvert, durch ein Seidensieb geschlagen und gut vermengt.
                           Der Hafen oder Tiegel, in welchen man dieses Pulver wirft, und der nur zu einer
                              einzigen Operation dient, wird aus feuerbeständigem Thon verfertigt, welchen man aus
                              drei Theilen gut gebrannter Erde von Forges und zwei Theilen gepulvertem und durch
                              ein Sieb (Nr. 24) getriebenem Thon von Forges zusammensezt. Er ist cylindrisch, mit
                              einem Dekel (in Form eines gedrükten Bogens) versehen, und hat eine weite Oeffnung
                              zum Einführen des Rührers; man sieht ihn in Fig. 14 und 15 im
                              Durchschnitt. Er kann beiläufig 150 Kilogr. Glassaz fassen.
                           Nachdem man diesen Hafen in einem Flammofen zum Weißglühen erhizt hat, bringt man ihn
                              in den großen Schmelzofen; nach beiläufig anderthalb Stunden hat er die Temperatur
                              dieses Ofens angenommen; hierauf wirft man Flintglasbroken von den vorhergehenden
                              Operationen hinein; wenn diese Glasbroken geschmolzen sind, glast man den Hafen an,
                              schürt neuerdings eine halbe Stunde lang und nimmt diese Rükstände wieder heraus.
                              Nachdem der Hafen eine Stunde lang der Hize des Ofens ausgesezt war, wirft man drei
                              oder vier Schaufeln Glassaz hinein und dekt ihn zu; nach einer Stunde, wo das Glas
                              geschmolzen ist, trägt man eine neue Quantität ein und dekt ihn wieder sorgfältig
                              zu; vier Stunden darauf, nachdem die Masse geschmolzen ist, trägt man zum Leztenmal
                              ein und sezt Glassaz zu, bis die neutralen Salze fließen. Alsdann schürt man stark
                              nach, und wenn das Glas hinreichend geläutert ist, wozu zwölf bis vierzehn Stunden
                              erforderlich sind, hebt man den Dekel ab und läßt die Glasgalle aufsteigen, welche
                              man abschöpft. In diesem Augenblik führt man den in Fig. 17 abgebildeten
                              Thoncylinder ein, welchen man vorher zum Weißglühen erhizt hat; man legt ihn auf den Rand des
                              Hafens, führt den an der Stange T angebrachten Haken b in ihn ein und stekt den Schließnagel S in die Ohren R des
                              Cylinders. Nachdem der Cylinder auf diese Art an der Stange befestigt ist, hängt man
                              ihn an der Kette U auf und beginnt das Rühren, indem man
                              die Handhabe V anfaßt und den Cylinder durch
                              horizontales Hin- und Herbewegen der Stange dreht. Durch dieses erste
                              Umrühren, welches 40 bis 50 Minuten dauert, verschwinden die starken Streifen. Das
                              Glas wird hart; man zieht den Haken heraus, schürt anderthalb Stunden lang und fängt
                              dann das Umrühren wieder an, welches man möglichst heiß eben so lange fortsezt. Das
                              dritte und vierte Umrühren wird gerade so vorgenommen, aber bloß 45 Minuten
                              geschürt; das Glas wird alsdann ein wenig härter und die feinen Streifen
                              verschwinden. Nach beendigtem Umrühren zieht man den Cylinder heraus, läßt den Hafen
                              eine halbe Stunde lang offen und verschließt ihn dann luftdicht, so wie auch die
                              Arbeitslöcher des Ofens; nun läßt man das Ganze acht Tage lang erkalten.
                           Die Zonen oder Scheiben a, welche den Cylinder umgeben,
                              der bis auf das den Haken aufnehmende Loch voll ist, veranlassen die Vereinigung und
                              das Austreiben der Blasen, und machen das Umrühren wirksamer.
                           Wenn man den Hafen aus dem Ofen zieht, findet man das Flintglas in einer einzigen
                              Masse oder in Stüken, welche sich leicht ablösen; man erweicht leztere im Flammofen
                              und liefert sie dann den Optikern in Form von Scheiben.
                           Die Oefen werden mit Steinkohlen von Mons gespeist; davon braucht man 3000 Kilogr.
                              für den Schmelzofen und 1000 Kilogr. für den Flammofen.
                           Beim Schmelzen des Kronglases verfährt man ebenso, rührt
                              aber nur eine Stunde lang um. Der Glassaz dafür ist folgender:
                           
                              
                                 Sand
                                 400
                                 
                              
                                 Potasche
                                 160
                                 
                              
                                 Borax
                                   20
                                 
                              
                                 Mennig
                                   20
                                 
                              
                                 Braunstein
                                     1
                                 
                              
                           
                        
                           Beschreibung des Schmelzofens.
                           Fig. 14 ist
                              ein senkrechter Durchschnitt des Ofens auf der Linie AB
                              Fig. 15.
                           Fig. 15 ein
                              horizontaler Durchschnitt in der Höhe der Linie CD
                              Fig. 14.
                           
                           Fig. 16 ein
                              senkrechter Querschnitt.
                           Fig. 17 der
                              Cylinder im Aufriß und Durchschnitt.
                           Fig. 18 zeigt
                              den Schließhaken und die Stange.
                           Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstände in allen Figuren.
                           A die Bank, worauf der Glashafen steht. B, B die Ofenmauern. C das
                              Gewölbe des Ofens. D, D vier Schornsteine; E, E Schürlöcher oder Feuerräume; G, G Röste; H, H Aschenräume; I, I Arbeitslöcher; K, K
                              Vorsezer zum Schließen derselben; L Thüre, durch welche
                              man den Hafen einführt und wieder herausschafft; M
                              Beschlag des Ofens; N der Glashafen mit seinem
                              bogenförmigen Dekel; O Mündung des Glashafens; P Cylinder aus gebrannter Erde, mit Zonen oder Scheiben
                              a, a aus derselben Masse umgeben. Q Oeffnung im Cylinder, in welche man den an der Stange
                              befestigten Haken b stekt; R,
                                 R Ohren des Cylinders, in welche man den irdenen Schließhaken S einführt, wenn man die Stange T anwendet; U Kette, woran die Stange
                              aufgehängt ist; V Handhabe der Stange.Wir haben im vorhergehenden (LXXIX.) Bande des polyt. Journals S. 44 Bontemps' Verfahren Flintglas zu schmelzen
                                    mitgetheilt, welches sich auf die Guinand'sche
                                    Methode gründet. A. d. R.
                              
                           
                        
                     
                  
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