| Titel: | Ueber die Vervielfältigung vertieft gravirter Kupferplatten durch Galvanismus; von Dr. L. Elsner. | 
| Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. X., S. 38 | 
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                        X.
                        Ueber die Vervielfaͤltigung vertieft
                           gravirter Kupferplatten durch Galvanismus; von Dr. L. Elsner.
                        Auszug aus dem Journal fuͤr praktische Chemie,
                              1841, Bd. XXII. S. 346.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Elsner uͤber Galvanoplastik.
                        
                     
                        
                           Durch die Abhandlungen der HHrn. Spencer
                              Polytechn. Journal Bd. LXXV. S. 34
                                    und Bd. LXXVII. S. 343. und Jacobi
                              Polytechn. Journal Bd. LXXVIII. S.
                                       110. ist Jedermann leicht in Stand gesezt, von der Niederschlagung des Kupfers
                              auf galvanischem Wege die technische Anwendung auf Galvanoplastik zu machen. Ich
                              habe im Laufe des Sommers 1840 theils selbst, theils unter meiner Leitung von
                              Zöglingen des kön. Gewerbeinstituts (in Berlin) fast alle auf diesen Gegenstand
                              bezüglichen Versuche anstellen lassen und mich überzeugt, daß der praktische Werth der Galvanoplastik bis jezt vorzugsweise darin besteht, durch dieses neue und gewiß höchst
                              interessante Verfahren Copien und Abdrüke von einer solchen Schärfe und Genauigkeit
                              zu erhalten, wie dieses durch keine andere bisher bekannte Methode irgendwie der Fall ist.Ob es noch gelingen wird, durch dieses Verfahren auch ganze Figuren allen Anforderungen entsprechend darzustellen,
                                    müssen noch später anzustellende Versuche entscheiden, da die bis jezt
                                    hierüber bekannt gewordenen Erfahrungen, so weit ich dieselben kenne, noch
                                    zu keinem ganz genügenden Resultate geführt haben. Es ist auch über diesen Gegenstand von allen Seiten her schon so Vieles
                              wiederholt gesagt, daß ich es nicht für angemessen halte, hierüber weiter etwas zu
                              sagen. Ich bin es mir selbst schuldig, an diesem Orte zu bemerken, daß zuerst die
                              Fällung des Kupfers im cohärenten Zustande nach einer Angabe von Solly angestellt wurde, nämlich dadurch, daß die
                              verdünnte Schwefelsäure in eine Blase geschüttet wurde und in diese der Zinkstab
                              hineingehangen, der, mit einem Kupferdraht verbunden, an dem einen Ende die Platte
                              trug, auf welche sich das metallische Kupfer niederschlagen sollte, indem nämlich
                              die Blase in einer concentrirten Kupfervitriollösung hing. Dieses Verfahren erschien
                              mir sehr bald als unpraktisch, und ohne die Mittheilungen von Jacobi oder Spencer damals zu kennen, wandte
                              ich das Verfahren so an, daß ich statt der Blase einen an dem einen Ende mit Blase
                              verschlossenen Glascylinder nahm, in welchen ich das metallische Zink mit der
                              verdünnten Schwefelsäure hineinbrachte, und diesen Glascylinder in die
                              Kupfervitriollösung einsenkte; aber gerade dieses Verfahrens haben sich in der
                              Hauptsache, wie ich erst später las, die HHrn. Jacobi und
                              Spencer bei ihren Versuchen bedient. – Ich
                              habe im ferneren Verlaufe dieser Versuche bei Anwendung einer galvanischen Batterie
                              in Erfahrung gebracht, daß auf diese Weise reducirtes Kupfer zwar in einer kürzeren
                              Zeit zu der erforderlichen Stärke gefällt wird, daß aber sein Cohäsionszustand nicht
                              mehr so innig ist, als wenn man die einfachen Apparate hiebei anwendet, bei deren
                              Anwendung das gefällte metallische Kupfer eben so dehnbar ist, als ein auf
                              gewöhnliche Weise erhaltenes reines metallisches Kupfer. Spencer gibt in seiner Abhandlung an, Gyps-, Holz- oder
                              Thonformen dadurch für den elektrischen Strom leitend zu machen, daß er sie mit
                              einer Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd überstreicht und sie dann
                              Phosphordämpfen aussezt, die er dadurch erhält, daß er ein kleines Stükchen Phosphor
                              in ein Gefäß legt, in welchem sich Alkohol befindet, diesen erhizt und in die
                              hiedurch entstandenen Dämpfe die mit Silberlösung überstrichenen Gyps-,
                              Holz- oder Thonformen hält, wodurch sich auf deren Oberfläche eine dünne
                              silberweiße Schicht Phosphorsilber ablagert, durch welches diese Formen eben so
                              leitend werden, als dieses bei Anwendung von Graphit, den man unter schmelzendes
                              Stearin mischt, oder bei Abklatschungen von Klischirmetall der Fall ist. Ich habe
                              auch diese Versuche von Spencer
                              wiederholt und völlig
                              bestätigt gefunden. Allein zu größeren Abgüssen habe ich folgendes Verfahren
                              besonders geeignet gefunden: Ich rühre den gebrannten und fein gepulverten Gyps, um
                              mittelst desselben einen Abguß zu erhalten, statt mit Wasser, wie es gewöhnlich
                              geschieht, mit sauren und filtrirten Molken an und mache
                              dann den Abguß. Der so erhaltene Abguß wird, nachdem er troken geworden ist, mit
                              salpetersaurer Silberlösung überstrichen und so der Einwirkung des Sonnenlichtes
                              ausgesezt; hiedurch wird der Abguß durch sich reducirendes Silber mit einem braunen
                              Ueberzug auf seiner Oberfläche überzogen. Auf so einen Gypsabguß lagert sich das
                              metallische Kupfer in dem galvanischen Apparat eben so gut und fest ab, als wäre er
                              mit Phosphorsilber überzogen.
                           Bei der Correctheit, Schärfe und Schönheit aller Copien, die durch das galvanische
                              Verfahren erhalten werden, lag es sehr nahe, dasselbe auch dazu anzuwenden, um
                              gravirte Kupferplatten, die zum Kupferstich bestimmt sind, auf diese Weise zu
                              vervielfältigen. Der große Werth und die mögliche Anwendung der Galvanoplastik für
                              diese wichtige Kunst ist auch schon von Hrn. Jacobi in
                              seiner Schrift: Die Galvanoplastik. Petersburg 1840,
                              hervorgehoben worden, auch ist von ihm schon, wenn auch oberflächlich, auf
                              diejenigen Fälle aufmerksam gemacht worden, die wohl zu berüksichtigen sind, will
                              man auf die gewöhnliche Weise gravirte Kupferplatten durch Galvanismus
                              vervielfältigen. – Der Gegenstand ist so wichtig, daß ich einen ehemaligen
                              Zögling des königl. Gewerbeinstituts, welcher zur Zeit in der Kupferstecherei der
                              Anstalt beschäftigt ist, dahin vermochte, seine hierüber mit aller Sorgfalt
                              angestellten Versuche und dabei gemachten Erfahrungen hiedurch zur öffentlichen
                              Kenntniß zu bringen. Ich habe daher mit ihm zusammen nachstehenden Anhang
                              ausgearbeitet.
                           
                        
                           Ueber die Vervielfältigung vertieft gravirter Kupferplatten
                                 auf galvanischem Wege. Von F. A. Knoblauch.
                           Der Apparat bestand aus einem hölzernen Kasten ohne Dekel, der mit Pech wasserdicht
                              gemacht worden war, dann aus einem hölzernen Rahmen, 1 1/2 Zoll kleiner als der
                              Kasten, 1/2 Zoll hoch, auf einer Seitenfläche mit Messingdraht bespannt, so daß
                              dieses Drahtgitter eine förmliche Art Rost bildete, welcher in zwei Messingdrahtösen
                              endigte. Auf diesen mit Henkeln versehenen Rost wurde die vollkommen mit
                              Terpenthinöhl und Spiritus gereinigte (gestochene) Kupferplatte so gelegt, daß die
                              gestochene Seite nach Oben kam (um die Fläche der Platte vollkommen metallisch zu
                              erhalten, war sie noch mit verdünnter Salpetersäure abgespült worden), dann
                              unmittelbar in den Kasten
                              eingesenkt, der mit einer concentrirten Auflösung von Kupfervitriol halb gefüllt
                              war. – Das dritte Stük des Gesammtapparates war wieder ein hölzerner Rahmen,
                              eben so groß als der leztgenannte, 3 1/2 Zoll hoch; dieser war mit einer Rindsblase
                              so bespannt, daß er einen förmlichen Kasten bildete, dessen Boden die Blase, dessen
                              Wände aus Holz und zum Schuz noch aus Blase bestanden. In diesem Kasten war
                              Bindfaden so ausgespannt, daß eine 1/2'' starke Zinkplatte von der Größe der
                              Kupferplatte hineingehängt werden konnte, in einem Abstande von 1/4 Zoll von der
                              Blase. Die genannte Zinkplatte war mit Messingdrahtösen versehen, correspondirend
                              mit denen des Rostes. Jezt wurde dieser ebenfalls mit Henkeln versehene Apparat in
                              den größern Kasten eingelassen, daß er halb in die Auflösung des Kupfervitriols
                              eintauchte, die correspondirenden Oefen der Zinkplatte und des Rostes mit starken
                              kupfernen Leitungsdrähten verbunden und der Kasten, der die Zinkplatte enthielt, zu
                              3/4 mit verdünnter Schwefelsäure angefüllt.
                           Sehr bald bedekte sich jezt die eingelegte gravirte Kupferplatte mit aus der
                              Kupfervitriollösung durch den elektrischen Strom metallisch gefälltem Kupfer. Die
                              Auflösung des Kupfervitriols wurde stets concentrirt erhalten durch Hineinlegen von
                              reinen Krystallen; ebenfalls wurde die verdünnte Schwefelsäure alle Tage
                              erneuert.
                           Nach fünf Tagen war die Platte vollkommen dik genug. Die Ränder der nun eigentlich
                              dreifachen Platte, denn auch auf der Rükseite hatte sich ein dünnes Kupferblech
                              abgesezt (welches bei anderen Versuchen durch Ueberziehen der Rükseite mit einem
                              Wachsüberzug verhindert wurde), wurden abgefeilt. Die Rükseite löste sich sehr
                              leicht, leider nicht so die andere Seite. Mit der größten
                              Sorgfalt war es endlich gelungen, durch Biegen und Prellen sie so weit von einander
                              zu lösen, daß sie nur noch an einer Stelle zusammenhingen, welche eine dunkle
                              Waldpartie der Platte enthielt. Jezt erinnerte sich der Künstler, der die Platte
                              gestochen hatte, daß er jene Waldpartie zu dunkel geäzt habe und deßhalb mit dem
                              Polirstahl sie habe überarbeiten müssen. Natürlich war nun nicht mehr an ein Trennen
                              der Platten zu denken; die Stelle wurde herausgeschnitten und die so verstümmelte
                              erhabene Platte gerade so behandelt, wie dieses mit
                              der gestochenen Platte geschehen war. Die Platte nun, welche sich auf diese erhabene
                              Platte niederschlug, trennte sich sehr leicht von derselben; sie enthielt natürlich
                              jezt die Zeichnung vertieft und konnte nun zum Abdruk wie
                              jede auf die gewöhnliche Weise gravirte Kupferplatte, angewandt werden, indem, was
                              die Treue der Originalplatte, verglichen mit der auf diesem Wege vertieft erhaltenen
                              Kupferplatte anbelangt, nichts Uebereinstimmenderes gedacht werden kann, als die Abdrüke der
                              Originalplatte, verglichen mit den Abdrüken der auf galvanische Weise erhaltenen
                              Platte.
                           Der Grund, warum sich die Platte von der überpolirten gravirten Platte nicht lösen
                              wollte, war folgender.
                           Die Linien, welche die Waldpartie ausmachten, waren dem Künstler zu breit, daher zu
                              dunkel geworden; sie wurden daher mit dem Polirstahl zugedrükt und erhielten nun die
                              Form Fig.
                                 13.
                           Diese überwölbten Gänge füllen sich nun vollkommen mit Kupfer an. Hieraus folgt, daß
                              sich nun die beiden Platten nicht mehr trennen können. Geäzte Linien, die nicht mit
                              dem Polirstahl überfahren sind, haben im Querschnitt die Form Fig. 14.
                           Findet ein solches sehr leicht mögliches Anhängen der beiden Platten bei geäzten
                              Platten statt, so ist dieses leider bei gestochenen eben so leicht möglich, denn am
                              Ende einer Linie kann man nicht vermeiden, daß sie die Form erhält, wie sie die Figur 15 im
                              Längendurchschnitt zeigt, wodurch natürlich sogleich ein Aneinanderhängen der
                              Platten entsteht.
                           Noch ein Uebelstand, der vielleicht weniger in Betracht kommt, wohl aber der
                              Erwähnung verdient, ist, daß die besten Platten, was gerade bei größeren Platten
                              eher möglich ist als bei kleineren, hie und da schiefrige Stellen haben, d.h. sie
                              sind rissig und enthalten kleine Poren, die sich nach dem Innern der Platte
                              verlängern und nicht immer als gerade, sondern auch sehr oft als schräg laufende
                              Canäle in die Platte hineingehen. Auch diese höchst feinen Canäle füllen sich mit
                              Kupfer und können auf diese Weise der Grund werden, daß die Platten sich nicht von
                              einander trennen lassen, wodurch es gar leicht geschehen kann, daß man sich die kostbarsten Platten hiedurch vernichtet.
                           Würdigt man die eben angeführten Uebelstände in ihrer ganzen Bedeutung, bedenkt man,
                              daß es in der That nicht so leicht ist, einen oder den andern der eben genannten
                              Uebelstände zu beseitigen, so dürfte das Verfahren, auf galvanischem Wege vertiefte,
                              zum Kupferstich geeignete Platten darzustellen, für die
                              Praxis nicht so leicht ausführbar seyn, wie dieses für den ersten Blik scheinen
                              möchte. Mit größerer Sicherheit wäre demnach das galvanische Verfahren anwendbar zur
                              Vervielfältigung bloß geäzter Platten bei sogenannten radirten ZeichnungenWohin auch das von v. Kobell angegebene Verfahren,
                                    auf versilberte Kupferplatten mit Oehlfarbe zu zeichnen und diese erhaltenen
                                    Platten durch das galvanische Verfahren zu vervielfältigen, gehört; nach
                                    dieser Methode (polytechn. Journal Bd.
                                       LXXVII. S. 68) sind sehr correcte Abdrüke erhalten worden. Statt
                                    der versilberten Kupferplatten wird man jezt eben so gut mit Phosphorsilber
                                    überzogene Gypsplatten anwenden können.; ist aber nur im Geringsten der Polirstahl gebraucht, was bei ausgeführten Platten nicht vermieden werden kann, so sind
                              solche gänzlich untauglich zur Vervielfältigung auf dem so eben beschriebenen
                              Wege.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
