| Titel: | Dr. Elsner's Versuche über die Vergoldung auf dem galvanischen Wege. | 
| Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. XXXVI., S. 144 | 
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                        XXXVI.
                         Dr. Elsner's Versuche uͤber die Vergoldung
                           auf dem galvanischen Wege.
                        Im Auszuge aus den
                           Verhandlungen des Vereins
                                 fuͤr Befoͤderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1840, 6te
                              Lieferung.
                        Elsner's Versuche uͤber die Vergoldung auf dem galvanischen
                           Wege.
                        
                     
                        
                           Bei dem von Hrn. Dr. Böttger
                              angegebenen Verfahren und Apparate zur galvanischen Vergoldung (polyt. Journ. Bd. LXXVIII. S. 51) soll dieselbe recht schön
                              ausfallen, Hauptsache ist, daß die zu vergoldenden
                              Gegenstände vorher vorzüglich gut polirt seyn müssen; ferner, daß, nachdem die
                              Gegenstände aus der Goldlösung herausgenommen und abgespült worden sind, man sie
                              sorgfältig mit einem sehr feinen Leinwandläppchen troken und stark reibe. Bei der
                              Wiederholung der Versuche fand ich, daß, um das in dem äußeren Gefäße sich
                              befindende Wasser anzusäuern, es nur nöthig ist, auf 2 Loth Wasser einen Tropfen
                              verdünnte Schwefelsäure zu nehmen. Ich nahm gewöhnlich 20 Unzen Wasser und 20
                              Tropfen verdünnte Schwefelsäure, und die Versuche gelangen ganz gut; die Verdünnung
                              kann demnach weit größer seyn, als Hr. Böttger angibt,
                              ohne dabei befürchten zu dürfen, daß die Resultate ungünstiger ausfallen. Ferner
                              löste ich einen Theil völlig trokenes Chlorgold in 160 Theilen destillirten Wassers
                              auf und bediente mich dieser Lösung zur Vergoldung eines blank polirten silbernen
                              Löffels, erhielt aber statt einer reinen gelben Vergoldung einen
                              schwärzlich-gelben Ueberzug. Ich fand bald, daß der Grund dieser sehr
                              unangenehmen Erscheinung theils in der sauren Reaction der Goldlösung, theils in der
                              Concentration der lezteren lag; denn, obgleich ich ein nach chemischen Begriffen
                              neutrales Goldchlorid angewendet hatte, so reagirte dessen Lösung dennoch sauer, und
                              ich sah mich genöthigt, die saure Reaction der Lösung durch reines kohlensaures
                              Natron zu beseitigen, mit dessen Lösung in destillirtem Wasser ich die Goldlösung
                              genau neutralisirte.
                           Um den nöthigen Grad der Verdünnung der Goldlösung zu prüfen, bediente ich mich eines
                              blank polirten silbernen Bleches, welches ich in die Goldlösung tauchte. Wurde
                              dasselbe nach etwa eine Minute dauerndem Eintauchen nicht mehr schwärzlich und gab
                              es beim Abreiben eine reine gelbe Farbe, so wendete ich alsdann erst die Goldlösung
                              an, um mittelst derselben auf galvanischem Wege zu vergolden. Nur eine mit
                              kohlensaurem Natron neutralisirte und auf die angegebene Weise verdünnte Goldlösung
                              gibt günstige Resultate, ein Umstand, der sehr wesentlich
                              ist. Hr. Böttger gibt in einer Note noch an, daß man sich
                              auch zur Vergoldung des Doppelsalzes, bestehend aus Chlorgold und Chlornatrium,
                              bedienen könne; da man aber auf die oben angegebene Weise durch Neutralisation der
                              Goldlösung durch wenige Tropfen einer Lösung von reinem kohlensaurem Natron
                              denselben Zwek erreicht, so wurde ihrer Einfachheit wegen lieber die leztere Methode
                              gewählt. Die auf die eben angegebene Weise vergoldeten polirten silbernen Löffel
                              hatten eine reine hochgelbe Goldfarbe, und nicht die grünlich-gelbe. Der
                              Grund hievon liegt einfach in der Verdünnung der Goldlösung. Die Vergoldung hielt
                              den Druk des Polirstahls sehr gut aus, nahm durch ihn eine sehr schöne Politur an,
                              und Scheidewasser verhielt sich gerade so, wie gegen einen im Feuer vergoldeten
                              silbernen Löffel. Eben so wurde bemerkt, daß besonders derjenige Theil des silbernen
                              Löffels sich sehr schön und stark vergoldete, welcher dem positiven Zink zugewendet
                              war, daß man daher die Punkte wechseln muß, an welche man den Verbindungsdraht
                              (zwischen Zink und den zu vergoldenden Gegenstand) befestigt. Nimmt man statt eines
                              Drahtes von Platin einen von Kupfer, so fällt die Vergoldung röthlich aus; dieselbe Beobachtung hat auch Hr. Böttger gemacht.
                           Hr. Böttger hat Stahlfedern und stählerne Gegenstände in
                              seinem Apparate gut vergoldet. Ich fand, daß sich Stahlfedern, die von ihrer blauen
                              Oxydschichte durch Behandlung mit verdünnter Salzsäure völlig gereinigt worden
                              waren, so daß sie ganz blank waren, schon dadurch sehr schon vergolden lassen, daß
                              man sie in die mit kohlensaurem Natron neutralisirte Goldlösung legt, 1 bis 2
                              Minuten lang darin liegen läßt, alsdann herausnimmt, abspült und mit einem feinen
                              Läppchen stark reibt. Durch öfteres Wiederholen derselben Operation war die
                              Vergoldung sehr schön, so daß sich demnach Stahl auf die einfachste Weise, ohne
                              Anwendung irgend eines Apparates, gut vergolden läßt.
                           Was die Vergoldung des Kupfers anbelangt, so bemerkte ich, daß sich ein sehr blanker
                              Kupferdraht, den man einige Zeit lang dazu gebraucht hatte, um an ihn das als
                              negative Elektrode dienende Silber zu befestigen, stark vergoldet hatte, so daß auch
                              starkes Reiben nicht im Stande war, die Vergoldung zu entfernen. Auch gelang es,
                              sehr blank gepuztes Kupferblech dadurch sehr deutlich zu vergolden, daß man dasselbe
                              längere Zeit in die vorher genau neutralisirte Goldlösung einlegte, und übrigens
                              verfuhr, wie mehrmals bemerkt worden ist.
                           Was die Vergoldung des Messings auf galvanischem Wege anbelangt, so sagt von dieser
                              Hr. Böttger, daß sie eben so schön ausfalle, wie die auf
                              Silber. Die Resultate meiner Versuche, Rosetten von besonders zu diesem Zweke
                              vom Gürtler polirtem Messing zu vergolden, gaben zwar eine nicht zu verkennende
                              Vergoldung, allein sie sah röthlich aus und war nicht so
                              schön goldgelb, als dieses bei der Vergoldung des Silbers der Fall ist.
                           Hr. Böttger, der auch das Verfahren zum Verplatiniren in
                              seinem Aufsaze angibt, bedient sich desselben besonders, um Kupferreliefplatten, die
                              man auf hydroelektrischem Wege erhalten hat, vor den schädlichen Einflüssen der
                              Atmosphäre zu schüzen, da ihm eine Versilberung auf galvanischem Wege keine
                              günstigen Resultate gab. Die so plattirten Kupferplatten können nun leicht auf
                              galvanischem Wege vergoldet werden.
                           Ich habe auch diese Versuche wiederholt und dieselben Resultate erhalten, muß jedoch
                              bemerken, daß, um durch Galvanismus erhaltene Reliefkupferplatten vor der Oxydation
                              zu schüzen, ich kein Verfahren einfacher und praktischer gefunden habe, als dieselben entweder kalt zu
                              versilbern oder kalt zu vergolden. Ersteres wurde bei allen im Laboratorium der
                              Anstalt dargestellten Reliefkupferplatten angewendet, indem ich auf die blanken
                              Platten salpetersaure Silberlösung mit Kochsalz aufrieb, wobei nur ein sehr
                              schwaches Reiben erforderlich ist, dann mit Schlemmkreide puzte; so sind dieselben
                              auf die leichteste und einfachste Weise, ohne Anwendung irgend eines Apparates,
                              recht schön versilbert und geschüzt gegen die Einflüsse der Luft. – Um die
                              Platten kalt zu vergolden, habe ich Leinwandläppchen mit concentrirter Goldlösung
                              getränkt, getroknet, verbrannt und das erhaltene braune Pulver auf die blanke
                              Kupferfläche mit etwas Kochsalz und Wasser aufgerieben und so sehr leicht eine
                              Vergoldung erhalten, welche die Kupferplatte schüzt. Man könnte einwenden, daß
                              sowohl bei der kalten Versilberung, als bei der kalten Vergoldung der Gegenstand
                              stark gerieben werden müsse; bedenkt man aber, daß sowohl bei der Vergoldung, als
                              bei der Platinirung auf galvanischem Wege starkes und öfters wiederholtes Reiben
                              Haupterforderniß ist, so fällt dieser Einwand völlig fort.
                           Was nun den praktischen Werth der zuerst von de la Nive
                              angeregten Methode der nassen Vergoldung auf galvanischem Wege anlangt, so ist
                              dieselbe der bekannten alten Methode „kalt zu
                                 vergolden“ an die Seite zu sezen, die in der That, ihrer Einfachheit
                              und leichten Ausführbarkeit wegen, in gewisser Beziehung der galvanischen Methode
                              noch vorzuziehen seyn dürfte, welche zu ihrer Ausführung Apparate bedarf, die, seyen
                              sie auch noch so einfach, immer das Verfahren an sich umständlicher machen. Was die
                              Farbe der Vergoldung anlangt, so möchte ich wohl die schöne hochgelbe Goldfarbe der galvanischen Methode der goldgelben Farbe der
                              kalten Vergoldung
                              vorziehen; allein es ist jedem Praktiker bekannt genug, daß sich auch die Farbe bei
                              der kalten Vergoldung beliebig ändern läßt. Bei Messing erhält man durch die kalte
                              Vergoldung ein reines Goldgelb und nicht das Röthlichgelb, wie bei Anwendung der
                              galvanischen Methode, welche sich demnach vorzugsweise nur für silberne Gegenstände
                              eignen mochte. Die Anwendung eines elektrochemischen Apparates zur Vergoldung für
                              die größere Praxis wäre daher sehr beschränkt. Vergleicht man dagegen hiemit die
                              praktische Anwendung der englischen Methode, auf nassem Wege zu vergolden, so
                              scheint, wenigstens insoweit bis jezt die galvanische Methode durch Versuche, die
                              zur öffentlichen Kenntniß gekommen sind, geprüft worden ist, die erstere für die
                              Praxis den Vorzug zu haben. Nach der (im polyt. Journal Bd. LXVII. S. 270 beschriebenen) englischen
                              Vergoldungsmethode lassen sich Kupfer, Messing, Bronze, verzinntes Weißblech,
                              Neusilber, Silber, Stahl, Zink vergolden, und ein Berliner Goldarbeiter, Hr. Voges, hat silberne Armbänder nach der englischen Methode
                              so schön vergoldet, daß die Vergoldung von der Feuervergoldung durchaus nicht zu
                              unterscheiden war und daß sie als Luxusgegenstände verkauft werden konnten, ein
                              Umstand, der sehr für die praktische Anwendung des Verfahrens spricht. Demselben
                              Praktiker ist es gelungen, auch gepreßte Bijouterie-Gegenstände aus Messing
                              mittelst der englischenenglichen Methode so schön zu vergolden, daß deren Vergoldung der stärksten
                              Feuervergoldung nichts nachgibt, so daß man hoffen kann, auch darin bald so weit zu
                              kommen, daß man solche vergoldete Gegenstände wird können in den Handel bringen, was
                              in der That von Werth ist, da eine große Anzahl Bijouterie-Gegenstände, die
                              im Handel vorkommen, aus gepreßtem Messing verfertigt sind. Die Vergoldung läßt sich
                              sehr schön mittelst des Polirstahls poliren, und ist so stark, daß sie die Anwendung
                              der gewöhnlichen Färbungsmethode der Goldarbeiter sehr gut verträgt.