| Titel: | Verfahren Stärke insbesondere aus Reis zu fabriciren, worauf sich Orlando Jones, in City Road, Grafschaft Middlesex, am 30. April 1840 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. LIII., S. 215 | 
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                        LIII.
                        Verfahren Staͤrke insbesondere aus Reis zu
                           fabriciren, worauf sich Orlando
                              Jones, in City Road, Grafschaft Middlesex, am 30. April 1840 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. April 1841,
                              S. 231.
                        Jones' Verfahren Staͤrke zu fabriciren.
                        
                     
                        
                           Alle Stärkmehl liefernden Substanzen enthalten außer diesem noch andere
                              Pflanzenstoffe, und es ist bei der Stärkefabrication wünschenswerth, dieselbe von
                              den andern Stoffen mit so wenig Verlust als möglich abscheiden zu können. Bei dem
                              bisher üblichen Fabricationsverfahren pflegt man den stärkehaltigen Körper einige
                              Wochen in Wasser einzuweichen, um mittelst der Gährung die Stärke von den andern
                              Stoffen zu trennen, wodurch aber nicht nur die Stärke oder ein Theil derselben
                              Schaden leidet, sondern auch ein großer Antheil davon von den andern Substanzen
                              zurükgehalten wird, und diese andern Substanzen mit der ihnen anhängenden Stärke
                              (welche gewöhnlich mehr als die Hälfte des ganzen Gewichts des in Arbeit genommenen
                              Materials ausmachen) sind in Folge der erlittenen Gährung von weit geringerm Werth.
                              Durch meine Erfindung wird nun nicht nur aus einer gegebenen Quantität Weizen oder
                              einer andern stärkehaltigen Substanz mehr Product, und zwar von der besten Qualität,
                              gewonnen, sondern
                              man bedarf auch zur Gewinnung der Stärke bei weitem weniger Zeit. Außerdem können
                              noch einige andere nuzbare Producte aus dem angewandten Material gewonnen werden,
                              indem sie hier den Gährungsproceß nicht zu erleiden haben, welche Substanzen, wenn
                              man ihnen Weizen- oder anderes Mehl zumischt, zur Bereitung von Brod, Biscuit
                              und andern Eßwaaren zu gebrauchen sind; vorzüglich anwendbar ist meine Erfindung für
                              den Reis, welcher bisher zur Gewinnung einer Stärke von
                              guter Qualität noch nicht benuzt wurde. Ferner kann ich, wenn ich Reis nach meinem
                              Verfahren behandle, als Product ein von seiner rauhen Beschaffenheit befreites, und
                              dem Weizen- oder gewöhnlichen Mehl im Ansehen und Anfühlen ähnliches Mehl
                              oder Pulver erhalten, welches zu mehreren Zweken brauchbar ist, wozu sonst Stärke
                              von geringerer Qualität angewandt wird, ja es kann sogar wie eine geringere Qualität
                              Stärke selbst gebraucht werden, wie z.B. in Steifzeugfabriken, zur Kleisterbereitung
                              und zu andern ähnlichen Zweken, welche so nuzbringend sind, als Eßwaaren. Diese
                              meine Stärkebereitung beruht, wie unten näher beschrieben werden wird, auf der
                              Behandlung der mehligen Substanzen mit äzenden Alkalien; doch muß ich bemerken, daß
                              es mir bisher noch nicht gelang, mein Verfahren auf Bereitung der Stärke aus
                              Kartoffeln mit Vortheil anzuwenden.
                           Auf folgende Art hat sich mein Verfahren durch die Erfahrung am zwekmäßigsten
                              bewährt, und zwar hauptsächlich in seiner Anwendung auf den Reis. Es sind hiezu
                              verschiedene Gefäße nothwendig. 1) Gefäße von verzinntem Eisen oder Kupfer oder von
                              Steingut, in welchen der Reis vor dem Mahlen (siehe unten) in Aezkalilauge macerirt
                              und nach der Maceration gewaschen wird; es versteht sich, daß kein vom Alkali
                              angreifbares Gefäß hiezu gebraucht werden darf. 2) Gefäße, ebenfalls von verzinntem
                              Eisen oder Kupfer oder Steingut, in welchen (siehe unten) das Reismehl in
                              Aezkalilauge macerirt wird. 3) Hölzerne Gefäße, worin man die Stärke sich sezen
                              läßt. 4) Hölzerne Gefäße, in welchen sich der Kleber und andere mit der Aezkalilauge
                              verbundene Substanzen absezen. 5) Hölzerne Gefäße, um das Wasser nach dem
                              obenerwähnten Waschen des Reises aufzunehmen.
                           Ich bereite zuvörderst auf bekannte Weise eine Lösung von Aezkali oder Aeznatron in
                              Wasser, bestimme mittelst einer Säure den Procentgehalt derselben an wasserfreiem
                              Alkali und verdünne dieselbe dann so, daß die Lösung 200 Gran Alkali im Gallon (5/6
                              Loth Alkali in 10 Pfd. Wasser) enthält. Zu je 50 Gallons (501 Pfd.) dieser
                              Aezkalilösung, welche in ein Gefäß 1 kömmt, seze ich 100 Pfd. Reis, und lasse ihn 20
                              bis 24 Stunden maceriren.
                           
                           Hierauf lasse ich von der alkalischen Lösung so viel als möglich in ein Gefäß 4 ab,
                              was mittelst eines zinnernen Hebers oder eines über dem Boden des Gefäßes
                              befestigten Hahnes geschieht. Das innere Ende dieses Hahns muß mit einem fein
                              durchlöcherten zinnernen oder andern Seiher überzogen seyn, damit der Reis nicht mit
                              durchlaufen kann. Ich gieße dann so viel kaltes Wasser auf den Reis in 1, daß es der
                              doppelten Quantität der abgelassenen Alkalilösung gleichkömmt. Nachdem dasselbe mit
                              dem Reis wohl durcheinander gerührt worden, wird das Klare, wie vorher, in ein Gefäß
                              5 abgelassen. Leztere Operation, welche ich das Waschen des Reises nenne, geschieht,
                              um ihn von der Alkalisolution zu befreien. Er kömmt hierauf in Siebe, um ihn
                              abtropfen zu lassen.
                           Wenn der Reis zu tropfen aufgehört hat, wird er durch Zerdrüken oder Mahlen mittelst
                              Walzen oder Mühlsteinen in Mehl verwandelt und das Mehl mittelst Bürsten durch Siebe
                              getrieben; was nicht durch das sogenannte grobe Seidensieb geht, wird wiederholt
                              gemahlen u.s.f., bis Alles, mit Ausnahme von etwas Kleie (als Abfall) durchgegangen
                              ist.
                           Es wird nun zur Maceration des so erhaltenen Mehles geschritten, zu welchem Zwek ich
                              in ein Gefäß 2 eine Aezkalilösung von oben angegebener Stärke bringe, und zu je 1000
                              Pfund derselben 100 Pfd. Reismehl seze, welches ich sorgfältig hineinrühre, bis
                              Alles gleichförmig gemischt ist, indem nichts davon knotig oder nur theilweise
                              befeuchtet bleiben darf. In diese Mischung kömmt auch, was sich im Gefäß 5 etwa
                              abgesezt hat. Der Inhalt des Gefäßes 2 muß innerhalb 24 Stunden öfters umgerührt
                              werden, worauf man ungefähr 70 Stunden absezen läßt. Was sich zuerst absezt, ist
                              faserige Substanz mit etwas Stärke; der folgende Absaz aber Stärke. Der Kleber mit
                              Spuren anderer Substanzen bleibt in Verbindung oder in Auflösung in der braungelben,
                              mehr oder weniger trüben Lauge. Nachdem sich die Stärke abgesezt hat, überzeugt man
                              sich, indem man von Zeit zu Zeit etwas von der Flüssigkeit in ein Glas abläßt, ob
                              noch etwas Stärke suspendirt ist, in welchem Falle man sie noch länger absezen läßt.
                              Ich ziehe nun die überstehende braungelbe Flüssigkeit, ohne die Stärke aufzurühren,
                              mittelst eines Hebers in Gefäße 4 ab, und gieße etwa zweimal so viel Wasser dafür
                              auf, sowohl um das Alkali auszuwaschen, als auch um die Stärke von den andern
                              Substanzen zu trennen, und rühre wohl um. Diese Flüssigkeit läßt man eine Stunde
                              stehen, in welcher Zeit sich, was nicht Stärke ist, leicht absezt; es wird
                              allerdings ein wenig Stärke mit niedergerissen, bei weitem der größte Theil
                              derselben bleibt aber suspendirt. Die stärkehaltige Flüssigkeit lasse ich nun mittelst eines
                              zinnernen Hebers und durch sogenannte feine Seidensiebe (um die Kleie davon zu
                              trennen) in ein Gefäß 3 laufen. Beim Abziehen fange ich oben, einen Zoll unter der
                              Oberfläche der Flüssigkeit den Heber einhaltend, an, und höre auf, wo sie
                              größtentheils schon andere Substanzen enthält, was durch ein in ein Glas genommenes
                              Pröbchen, in welchem sich diese Substanzen sogleich absezen, schnell ermittelt
                              werden kann. Nach dem Ablassen der Stärkeflüssigkeit gieße ich in Gefäß 2, welches
                              die andern Substanzen enthält, ungefähr 1/3 ihrer Quantität an Wasser, rühre um,
                              lasse wieder sezen, und ziehe dann wieder, wie oben, ab. Dieß Alles kann so oft
                              wiederholt werden, bis alle, oder beinahe alle Stärke daraus gewonnen ist.
                           Die Stärkeflüssigkeit in 3 läßt man nun 70 Stunden sich sezen; dann wird sie, nachdem
                              das Ueberstehende, wie oben angegeben, geprüft worden, abgelassen; endlich wird die
                              Stärke umgerührt, (wenn es nöthig ist) gebläut, abtropfen gelassen, getroknet und
                              wie gewöhnlich fertig gemacht.
                           Ich habe hier das Verfahren zur Bereitung der besten Sorte Stärke beschrieben,
                              proponire aber auch die Bereitung einer geringern Sorte auf folgende Weise. Ich
                              macerire nämlich den Reis, wasche, trokne, mahle ihn, siebe und macerire das Mehl
                              und wasche die Stärke, Alles nach obigem Verfahren; statt aber die in Suspension
                              befindliche Stärke mittelst des Hebers von den mit ihr im Gefäß 2 vermengten
                              Substanzen abzulassen, seihe ich bloß das wohl aufgerührte Gemenge im Gefäße 3 durch
                              ein feines Seidensieb, wodurch alle Kleie oder andere fremdartige Substanzen davon
                              getrennt werden, und behandle dann die Stärke wie oben.
                           Ein anderes Verfahren eine geringere Stärkesorte zu bereiten, ist folgendes. Ich
                              macerire den Reis wie oben, und ziehe die Aezkalilösung nach dem Verlauf von 12
                              Stunden ab. Hierauf wird eben so viel und eben so starke frische Aezkalilauge dem
                              Reis zugesezt, eben so lange daran gelassen und dann abgezogen. Dieß wird
                              drei- bis viermal wiederholt, bis so viel Kleber und Farbstoff, als man will,
                              entfernt ist; der Reis wird dann gewaschen u.s.w. und das Mehl durch Siebe
                              geschlagen, wie oben. Die so gewonnene geringere Qualität von Stärke kann dann zu
                              den oben angegebenen Gebrauchsarten verwendet werden. Sogar zu Eßwaaren kann sie
                              gebraucht werden, in welchem Falle aber auf die zulezt angegebene Weise verfahren
                              werden muß, mit der einzigen Abänderung, daß statt drei bis vier Macerationen nur
                              Eine nothwendig ist. Zur Bereitung des Brodes, Biscuits und dgl. fand ich das
                              Verhältniß der Vermischung dieses Mehles mit Weizen- oder anderm Mehle zu einem
                              Theile des erstern mit 3 Theilen des leztern sehr zuträglich. Hier will ich
                              bemerken, daß ich den beim Reis angewandten Macerationsproceß auch bei allen Körnern
                              von rauher und spröder Beschaffenheit anwende. Um aus Weizen oder andern zur
                              Stärkebereitung tauglichen Körnern Stärke zu bereiten, mahle ich dieselben, bringe
                              in ein Gefäß 2 eine Aezkalilösung (von 100 Gran wirklichen Alkalis auf 10 Pfd.
                              Wasser) und seze zu je 1000 Pfd. dieser Lösung 50 Pfd. des Mehls, welches sorgfältig
                              eingerührt und gleichförmig gemischt wird. Es muß während 12 Stunden öfters
                              umgerührt werden, worauf man dann 70 Stunden ruhen läßt. Der erste Absaz besteht aus
                              Kleie, der zweite aus Pflanzenfaser, der dritte ist Stärke. Der Kleber und Spuren
                              anderer Pflanzenstoffe bleiben in der überstehenden alkalischen Flüssigkeit, welche
                              eine braungelbe Farbe davon erhält. Nach völliger Absonderung der Stärke wird diese
                              Flüssigkeit in ein Gefäß 4 unter oben erwähnter Vorsicht abgezogen. Auf den in dem
                              Gefäß 2 befindlichen Saz wird dann so viel Wasser geschüttet als nothwendig ist, um
                              mittelst der Siebe die Kleie davon abtrennen zu können, und behufs der Trennung der
                              Stärke von den andern Substanzen die Flüssigkeit in ein anderes Gefäß abgelassen.
                              Von da an wird gerade so verfahren wie bei der Reisstärke.
                           Wir sind jezt an der Beschreibung des Verfahrens zur Gewinnung des Klebers zum
                              Gebrauche. Sobald die denselben enthaltende braungelbe Flüssigkeit in ein Gefäß 4
                              abgezogen ist, muß so viel Schwefelsäure, als zur Neutralisation des Alkali's nöthig
                              ist, vorsichtig zugesezt werden. Man erkennt mittelst Lakmus- und
                              Curcumäpapier, wann die gehörige Menge zugesezt ist. Hierauf läßt man zum Klären und
                              Niederfallen des Absazes 12 Stunden ruhen, und zieht dann die Flüssigkeit mit dem
                              Heber ab. Der Saz wird wieder mit eben so viel Wasser vermischt, welches nach dem
                              Absezen wieder wie vorher abgezogen wird. Man läßt endlich den Saz abtropfen,
                              troknet und mahlt ihn; das so erhaltene Mehl wird zum Baken eben so mit Weizenmehl
                              gemischt, wie es oben beim Reismehl erwähnt wurde. Die andern Stoffe, welche bei der
                              Fabrication der bessern Stärkesorten abgesondert werden, können mit dem Kleber
                              gemischt und das Ganze getroknet und gemahlen werden etc.