| Titel: | Galvanisches Verfahren zum Probiren der Kupfererze; von Hrn. Byers. | 
| Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. LXXII., S. 275 | 
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                        LXXII.
                        Galvanisches Verfahren zum Probiren der
                           Kupfererze; von Hrn. Byers.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, 1841, No.
                              911.
                        Byer's galvanisches Verfahren zum Probiren der
                           Kupfererze.
                        
                     
                        
                           Verfahren. Ein bestimmtes Gewicht Erz (wie zum Probiren
                              auf trokenem Wege vorbereitet) wird in einer Säure (am besten Königswasser)
                              aufgelöst und fast zur Trokniß abgedampft, hierauf wieder in Wasser aufgelöst,
                              filtrirt und dann wie die Kupferauflösung behandelt, wovon unten das Nähere folgt.
                              Ich habe das Kupfer sowohl auf Kupfer als auf Gold und Platin niedergeschlagen und
                              verschiedene Formen bei lezteren Metallen angenommen, besonders die Schnekenlinie, finde jedoch
                              Cylinder, weil sie sich leicht reinigen lassen, am geeignetsten. Nach meinem
                              Verfahren habe ich bereits über hundert Kupferproben gemacht, ohne daß mir je eine
                              fehlschlug; nur wenn man keine vollständige Auflösung des Kupfers bewerkstelligt
                              oder das Erz vor der elektrochemischen Einwirkung nicht gehörig behandelt hat, kann
                              man ein fehlerhaftes Resultat erhalten.
                           Um sich von der Genauigkeit dieser schönen Probirmethode zu überzeugen, löse man 250
                              Gran krystallisirten Kupfervitriol, welcher 64 Gran reines Kupfer enthält,
                              vollkommen auf, verseze die Flüssigkeit mit zwei oder drei Tropfen einer Säure und
                              bringe sie in ein unglasirtes irdenes Töpfchen, welches drei Unzen Wasser fassen
                              kann; dieses Töpfchen stelle man in ein anderes, etwas weiteres und glasirtes,
                              welches eine schwache Auflösung von Salzsäure enthält; hierauf führe man einen
                              kupfernen Cylinder (dessen Gewicht genau bekannt und an welchen ein Draht gelöthet
                              ist) in die Kupferauflösung und einen eisernen Cylinder (woran auf ähnliche Art ein
                              Draht befestigt ist) in das Gefäß mit verdünnter Säure; die Enden der Drähte werden
                              sodann mit salpetersaurem Queksilber amalgamirt und in einer Queksilber enthaltenden
                              Schale miteinander verbunden. Sobald die Kette geschlossen ist, beginnt die
                              Operation (was man an einem schwachen zischenden Geräusch erkennt) und hört nicht
                              eher auf, als bis alles Kupfer auf den kupfernen Cylinder niedergeschlagen ist, was
                              in 10 bis 12 Stunden bewerkstelligt ist, hierauf nimmt man den Cylinder heraus,
                              taucht ihn in Wasser, troknet und wiegt ihn; seine Gewichtszunahme entspricht dem
                              Kupfergehalt der angewandten Auflösung. Daß die Operation beendigt ist, erkennt man
                              auf folgende Art: man nimmt einen Tropfen aus der Auflösung, bringt ihn auf reines
                              Gold oder Platin und berührt ihn mit einem Zinkstängelchen; wenn sich kein Kupfer
                              auf das Gold niederschlägt, ist keines mehr in der Flüssigkeit enthalten. Auf diese
                              Art läßt sich also der Kupfergehalt eines Erzes sehr genau bestimmen, während man
                              bei der Probe auf trokenem Wege leicht einen Verlust von 1/2 bis 3/4 Proc. erleiden
                              kann.
                           
                        
                           Bemerkungen über dieses Probirverfahren von Hrn. Martyn
                                 Roberts.
                           Ich sehe mich durch Hrn. Byers' Aufsaz veranlaßt zu
                              erklären, daß ich ihm nicht nur die erste Idee zu der galvanischen Kupferprobe gab,
                              sondern ihm auch diese Methode vollständig erklärte und ihm sogar meinen eigenen
                              Apparat zur Ausführung derselben überließ; ich habe ihm überdieß mehrere Details
                              mitgetheilt, welche zum Gelingen dieses Probirverfahrens nothwendig sind, die er
                              aber in seinem Aufsaz verschwieg. Da der Gegenstand von praktischer Wichtigkeit ist,
                              so will ich mich für
                              Techniker ausführlicher darüber verbreiten und zuerst den Grund auseinandersezen,
                              weßhalb das Kupfer auf die angegebene Weise abgeschieden wird.
                           Wenn man zwei Metalle, wovon das eine oxydirbarer ist als das andere, miteinander
                              verbindet, entweder unmittelbar durch Berührung, oder mittelbar durch
                              Dazwischenkunft eines Drahts, und sie dann in eine angesäuerte Flüssigkeit (z.B.
                              verdünnte Schwefelsäure) taucht, so erhält man ein galvanisches Paar, worauf die
                              verdünnte Säure wirkt; das Wasser der Flüssigkeit wird zersezt, sein Sauerstoff
                              verbindet sich mit dem oxydirbarsten Metall (dem positiven Pol), während sein
                              Wasserstoff sich an der Oberfläche des anderen Metalles (dem negativen Pol)
                              entwikelt. Kupfer und Zink sind zwei solche Metalle; das Zink wird von Säuren
                              leichter angegriffen als Kupfer, oxydirt sich schneller und ist in obigem Falle der
                              positive Pol; die Kupferplatte bildet in Verbindung mit dem Zink den negativen Pol
                              und ihre Anziehung zur Säure wird durch ihre Berührung mit dem Zink fast ganz
                              aufgehoben, so daß sie gegen Oxydation geschüzt ist.
                           Wenn man nun anstatt verdünnter Säure als Erregungsflüssigkeit eine Metallauflösung
                              (z.B. schwefelsaures Kupfer) anwendet, so wird die Zinkplatte des galvanischen Paars
                              – welche eine größere Verwandtschaft zur Schwefelsäure des Kupfervitriols
                              hat, als das Kupfer zu der Säure, worin es aufgelöst ist – diese Säure
                              anziehen und sich mit ihr verbinden, während das freigewordene Kupfer auf den
                              negativen Pol (in diesem Falle eine Kupferplatte) niedergeschlagen wird; zum
                              negativen Pol kann man aber jedes Metall nehmen, welches eine geringere Anziehung
                              zum Sauerstoff hat als das Zink, z.B. Eisen, Gold, Silber, Platin etc., und es ist
                              ein Axiom in der Lehre von der Elektricität, daß wenn man auf eine Metallauflösung
                              durch Galvanismus einwirkt, die Säure sich an den positiven und die Basis an den
                              negativen Pol begibt. Nun entsteht aber die Frage, welches Metall man bei einem
                              galvanischen Paar zum Probiren von Erzen als oxydirbare Platte oder positiven Pol
                              anwenden muß.
                           Wenn ein Erz in einer Säure aufgelöst worden ist, so kann die Auflösung nicht bloß
                              ein Metall, sondern deren mehrere enthalten. Bei den
                              meisten Kupfererzen wird sich z.B. außer Kupfer auch Eisen auflösen, und wenn man
                              also das Princip meines Verfahrens nicht vollkommen versteht, so kann man oft in
                              Fehler verfallen. Würde man z.B. Zink als positive Platte anwenden, so müßten auf
                              den negativen Pol alle Metalle niedergeschlagen werden, welche eine geringere
                              Verwandtschaft zum Sauerstoff haben als Zink, und da unter diese auch das Eisen
                              gehört, so würde auch Eisen auf den negativen Pol niedergeschlagen, so daß man den Kupfergehalt des
                              Erzes nicht erfahren könnte. Bei allen Proben muß man also zum positiven Pol
                              dasjenige Metall wählen, welches in der Verwandtschaft zum Sauerstoff zunächst auf
                              das Metall folgt, welches man auf die negative Platte niederzuschlagen wünscht, und
                              wenn man sich an diese Regel hält, so kann man nacheinander alle in der Erzauflösung
                              enthaltenen Metalle entdeken. Ich will dieß durch ein Beispiel erläutern. Es sey ein
                              Erz aufgelöst worden, worin man Eisen, Kupfer und Silber vermuthet. Diese Metalle
                              folgen sich hinsichtlich ihrer Verwandtschaft zum Sauerstoff in der Ordnung wie sie
                              aufgeführt wurden und das Eisen hat die größte. Um den Silbergehalt des Erzes zu
                              bestimmen, wähle ich eine Silber- und eine Kupferplatte als galvanisches Paar
                              – so daß Silber der negative und Kupfer der positive Pol ist – und
                              tauche es in eine abgemessene Quantität der Erzauflösung. Um den Kupfergehalt zu
                              erfahren, nehme ich eine andere abgemessene Portion der Auflösung und tauche ein
                              galvanisches Paar aus Kupfer und Eisen bestehend hinein, wobei Kupfer den negativen
                              und Eisen den positiven Pol bildet; auf das Eisen, welches in der Verwandtschaft zum
                              Sauerstoff zunächst nach dem Kupfer kommt, schlägt sich also das in der Flüssigkeit
                              enthaltene Kupfer nieder. Um zu ermitteln, wie viel Eisen in dem Erz enthalten ist,
                              nehme ich eine andere Portion der Erzlösung und tauche ein galvanisches Paar aus
                              Eisen und Zink hinein (Zink hat nämlich eine größere Verwandtschaft zur Säure und
                              zum Sauerstoff als Eisen), so daß sich das aufgelöste Eisen auf den negativen Pol
                              niederschlägt.
                           Anstatt eines unglasirten irdenen Töpfchens oder einer Abtheilung zwischen den
                              Platten des galvanischen Paars, wie Hr. Byers vorschlägt,
                              ziehe ich es vor, eine Blase anzuwenden; in einigen Fällen könnte sich nämlich das
                              niedergeschlagene Metall in den Poren des Thons ablagern, was bei dem Gewebe der
                              Blase niemals zu befürchten ist. Auch pflege ich die Drähte nicht in Queksilber
                              miteinander zu verbinden, sondern verfahre, wenn z.B. Kupfer niedergeschlagen werden
                              soll, überhaupt folgendermaßen:
                           Ich biege ein dünnes Kupferblech in Form eines Cylinders, welcher 2 oder 3 Zoll lang
                              ist, 1 oder 2 Zoll im Durchmesser hat und an beiden Enden offen ist; nahe an einem
                              Ende desselben mache ich in das Blech ein kleines Loch; hierauf verschaffe ich mir
                              einen kleineren Cylinder aus Eisenblech, löthe an ein Ende desselben einen
                              Kupferdraht, welcher 12–18 Zoll lang ist und drüke oder schraube das freie
                              Ende desselben in das Loch des Kupfercylinders. Nachdem ich das Erz mittelst
                              Erwärmen aufgelöst und die Flüssigkeit filtrirt habe, gieße ich sie in einen Krug
                              aus Steingut; hierauf steke ich den positiven Cylinder in eine kleine Blase und übergieße ihn
                              darin mit so viel verdünnter Schwefelsäure oder Salzsäure, daß er davon bedekt ist;
                              nachdem ich sodann den Kupfercylinder vorher abgewogen habe, schraube oder befestige
                              ich das freie Ende des an den eisernen Cylinder gelötheten Drahtes in das kleine
                              Loch im kupfernen Cylinder; nun bringe ich die Blase nebst dem eisernen Cylinder in
                              den kupfernen Cylinder und tauche beide in das Gefäß, welches die Erzauflösung
                              enthält; nachdem die Wirkung aufgehört hat, schraube ich den kupfernen Cylinder ab,
                              wasche, trokne und wiege ihn; seine Gewichtszunahme entspricht dem Kupfergehalt des
                              Erzes.