| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. LXXX., S. 313 | 
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                        LXXX.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Dampfkessel-Explosionen.
                           Vor einiger Zeit wurde eine neue hierauf bezuͤgliche Theorie, welche von einem
                              Fabrikanten zu Bordeaux der franzoͤsischen Regierung mitgetheilt worden war,
                              dem Publicum durch eine Auseinandersezung bekannt, die das Ministerium der
                              oͤffentlichen Arbeiten in dem Moniteur vom 22. December 1839 einruͤken
                              ließ. Dieselbe beruht zuvoͤrderst auf der Thatsache, daß die Erzeugung einer
                              gewissen Menge Dampfes im Verhaͤltniß zur Oberflaͤche der siedenden
                              Fluͤssigkeit und zu dem Zustand der Reinheit des Wassers, welches immer mit
                              mehr oder weniger erdigen Theilen beladen ist, nicht stattfinden kann, ohne daß
                              dieses Wasser, welches durch den zu heftigen Dampfstrom, der ihm entsteigt, gehoben
                              wird, sich durch alle moͤglichen Auswege drangt. Dieser Fall tritt ein, wenn
                              man den Hahn einer gewissen Abtheilung des Kessels oͤffnet und so die zu
                              rasche Entwikelung des in einer erhizten Fluͤssigkeit im verschlossenen
                              Gefaͤße comprimirten Dampfes hervorruft. Wir sehen dieses jeden Tag. wenn
                              beim Oeffnen einer Flasche moussirenden Champagners das comprimirte Gas sich zu
                              heftig freizumachen sucht. Dasselbe findet in einem gewissen Maaße statt, wenn Milch
                              auf einem zu starken Feuer steht. Diese Theorie ist zweitens auf den unbestrittenen
                              Saz gegruͤndet, daß die Geschwindigkeiten des Ausfließens der
                              Fluͤssigkeiten von verschiedener Dichtigkeit unter gleichem Druke sich
                              umgekehrt verhalten wie die Quadratwurzeln ihrer Dichtigkeit; daß also, wenn die
                              Dichtigkeit eines Gemenges von Wasser und Dampf, welches in gewissen Faͤllen
                              ausstroͤmt, nur 100mal starker ist als die des Dampfes unter einem gewissen
                              Druke, die Geschwindigkeit 10mal geringer, daher das Volumen des
                              Ausgestroͤmten 10mal kleiner seyn wird. Daraus geht hervor, daß die Menge
                              Dampf, welche sich, um diesen Raum zu erfuͤllen, bildet, indem er seine
                              latente Waͤrme der fuͤhlbaren Waͤrme des eingeschlossenen
                              Wassers entzieht, bei dem Verhaͤltniß der angefuͤhrten
                              Geschwindigkeiten nur den 10ten Theil der Menge betraͤgt, welche aus dem
                              Austritt reinen Dampfes hervorgehen wuͤrde, auf welche die Groͤße der
                              Sicherheitsventile berechnet wurde. Der austretende Dampf kann daher unzureichend
                              befunden werden, um der fortschreitenden innern Spannung Einhalt zu thun. Wenn der
                              bezeichnete Fall bei sehr starkem Feuer eintritt, muß der Druk sehr rasch zunehmen,
                              weil in dem Maaße als die Waͤrme zunimmt und daher ein
                              betraͤchtlicherer Austritt nothwendig wird, er gerade mit der Geschwindigkeit
                              des Ausfließens abnimmt, indem die Dichtigkeit der ausgestoßenen Fluͤssigkeit
                              sich in starkem Maaße vergroͤßert.
                           Mittelst dieser Theorie wird es sehr leicht zu erklaͤren, was in dem Moment
                              der Explosion des Dampfbootes Citis auf der Saône,
                              nahe bei Chalons, vorgegangen seyn muß. – Die Wasserhoͤhe, welche so
                              eben untersucht worden war, gestattet nicht, anzunehmen, wie dieß mehrere Journale
                              thaten, daß die Kessel gegluͤht haben. Andererseits wuͤrde die
                              gerichtliche Untersuchung derselben ihre zu geringe Widerstandskraft, haͤtte
                              eine solche stattgefunden, ergeben haben und die ganz neuen Kessel konnten
                              uͤberhaupt noch nicht verdorben seyn. Es koͤnnen demnach auch die von
                              anderen Journalen aufgestellten Ursachen des Bruches nicht angenommen werden.
                              Offenbar war der Dampferzeuger (Generator) fuͤr die Consumtion der mit aller
                              ihrer Kraft thaͤtigen Maschine nicht hinreichend, weil, troz des langsamen
                              Ganges des Schiffes, und folglich auch des Motors, der Dampf sich nicht auf dem
                              gewuͤnschten Druk erhalten konnte. Um diese Schwierigkeit zu besiegen, mußte
                              denn um jeden Preis von dem Generator eine viel groͤßere Quantitaͤt
                              Dampfes erhalten werden, als er im Normalzustande, d.h. bei maͤßigem Sieden
                              erzeugen konnte. Man hielt die Maschine inne, um den Druk zu erhoͤhen und die
                              zur Erzeugung einer viel groͤßern Menge Dampfes nothwendige Waͤrme
                              hervorzubringen. So lange nun der Waͤrmezufluß zur Erhoͤhung der
                              Temperatur des Wassers verbraucht wurde und die elastische Kraft des Dampfes
                              erzeugte, fand ein ruhiges Sieden statt, und die Ingenieurs mußten Alles im besten
                              Stande finden; sobald sich aber ein verhaͤltnißmaͤßiger Strom Dampfes
                              bilden konnte, entweder indem man, um auszulassen, den Hahn des Regulators oͤffnete, oder
                              der Druk die Ventile aufhob, mußte sich ein tumultuarisches Kochen erzeugen und die
                              durch ein Gemenge von Dampfblasen, welche nicht Zeit hatten zum Entweichen,
                              aufgeblaͤhte fluͤssige Masse den freien Raum des Kessels
                              erfuͤllen und alle Ausgange versperren In diesem Zustande, zu welchem die
                              Beschaffenheit des in Folge des Steigens mit erdigen Substanzen beladenen Wassers
                              viel beitragen mußte, konnte sich, troz des vollkommenen Oeffnens der Ventile,
                              welches in Folge der Verstaͤrkung des Drukes stattfand, im innern Raum des
                              Kessels nur ein dem Volumen des ausgestroͤmten gleiches Volumen Dampf bilden.
                              Diese geringe Quantitaͤt gebildeten Dampfes war nothwendig unzureichend, um
                              der zunehmenden Spannung Einhalt zu thun, und unfehlbar mußte also der Kessel
                              zerspringen.
                           Wir sind uͤberzeugt, daß nur in dieser Wirkung, welche bei den vorhandenen
                              Bedingungen allemal eintritt, die Ursache beinahe aller Explosionen der
                              Dampfmaschinen zu suchen ist. (Echo du monde savant,
                              1841, No. 621.)
                           
                        
                           Joh. Opelt's Woll-Kämm-Maschinen-System.
                           Das Gewerbeblatt für Sachsen Nr. 31 enthält hierüber
                              Folgendes: „Es ist uns gestattet, unsern geehrten Lesern heute vorläufig
                                 die für die gesammte Fabrication glatter wollener Stoffe höchst interessante
                                 Mittheilung machen zu können, daß das Kämmen feiner Wollen
                                    mittelst Maschinen, eine Erfindung, die sich den wichtigsten und
                                    erfolgreichsten anreiht, die jemals von Deutschland ausgegangen sind,
                                    vollkommen vollendet und bereits in das praktische Industriewesen
                                    übergegangen ist.
                              
                           Wir sind mit Recht stolz darauf, daß in Sachsen – in Deutschland ein Problem
                              geloͤst worden ist, an welchem der Scharfsinn einer großen Anzahl englischer
                              und franzoͤsischer Techniker seit den lezten Decennien des vorigen
                              Jahrhunderts bis auf unsere Zeit scheiterte, und rufen dem achtbaren Manne, der seit
                              1822 die fuͤr unmoͤglich gehaltene Loͤsung dieser schwierigen
                              Aufgabe zu seiner Lebensfrage machte, sammt seinem Freunde, dem Mechaniker Heinrich
                              Wieck aus Schleswig, dem er in den lezten Jahren nach
                              gemeinschaftlicher Ausbildung seiner Ideen die geniale Ausfuͤhrung derselben
                              verdankt, ein herzlich gemeintes Gluͤk auf! – zu. Die Reinheit und
                              Schoͤnheit des Products, so wie das guͤnstige Verhaͤltniß
                              zwischen Zug und Kaͤmmlingen1 Ctnr.aa Wolle
                                          gab45 Pfd. Zug – 28 Pfd.
                                          Kaͤmml.1   –   a 
                                               –    
                                          –46 Pfd. 20 Loth Zug – 28
                                          Kaͤmml. uͤbertreffen jede Erwartung, und das in den
                              Kammgarn-Spinnereien zu Pfaffendorf und Schedewitz daraus gesponnene Garn aa Schuß Nr. 50 gehoͤrt nach dem Urtheile
                              der Kenner zu den schoͤnsten Erzeugnissen, die aus diesem Etablissement
                              jemals hervorgegangen sind.
                           Sobald die anderweiten Patent-Angelegenheiten vollstaͤndig geordnet
                              sind, werden wir in den Stand gesezt seyn, unsern geehrten Lesern uͤber diese
                              in ihren Folgen kaum zu berechnende wichtige Erfindung weitere Mittheilungen widmen
                              zu koͤnnen. Moͤchte Deutschlands Patentgesezgebung gemeinsam schon
                              insoweit geordnet seyn, um eine solche Erfindung lohnend zu beschuͤzen, denn
                              das Wohl und Wehe der gesammten deutschen Kammgarn-Fabrication wird davon
                              abhaͤngen, namentlich England und Frankreich so spaͤt als irgend
                              moͤglich in den Besiz derselben gelangen zu lassen. Leider muͤssen wir
                              die Besorgniß aussprechen, daß es anders kommen werde.
                           
                        
                           Gartensprize von Risler und Heilmann in Paris.
                           In Frankreich hat man gegenwaͤrtig ganz vorzuͤgliche Gartensprizen mit
                              beweglichem Schlauch auf einraͤderigen Karren, die zur Reinigung der
                              Baͤume von Ungeziefer etc., aber auch zu Haussprizen bei Feuersgefahr dienen
                              koͤnnen. Die Gebruͤder Baumann in Bollweiler schreiben daruͤber: „Jeder
                                 Besizer eines Gartens von nur maͤßiger Ausdehnung sollte ein solches (auf
                                 Taf. VI abgebildetes) Instrument besizen. Der runde, aus Zink verfertigte und
                                 mit eisernen Reifen umgebene Wasserbehaͤlter faßt gegen 100 Pfd. Wasser;
                                 die Sprize treibt 30
                                 bis 50 Fuß in die Hoͤhe, je nachdem ein Mundstuͤk aufgesezt wird.
                                 Die HHrn. Risler und
                                 Heilmann in Paris (Passage Saulnier No. 6) liefern eine solche Sprize
                                 fuͤr 110 Fr. (Riecke's Wochenblatt 1841, Nr.
                                 5.)
                              
                           
                        
                           Ueber das in Rußland erfundene, Carbolin genannte Brennmaterial.
                           Im zweiten Maͤrzheft des polyt. Journals (Bd. LXXIX. S. 319) wurde uͤber das Carbolin berichtet, ein von
                              Hrn. Weschniakoff erfundenes
                              neues Brennmaterial. Die Behauptungen des als Quelle genannten russischen Journals
                              werden aber, was das Zeugniß des Capitaͤns Waters
                              und seines Ingenieurs Dinnen betrifft, durch
                              Bekanntmachung ihres Schreibens einigermaßen Luͤgen gestraft. Beide bemerken,
                              man koͤnne die angestellten Versuche mit dem von Hrn. Weschniakoff erfundenen Brennmaterial durchaus
                              keine genuͤgende Probe nennen, indem sie zu
                              einer solchen nicht genug Brennmaterial erhalten hatten. Die Behauptung im
                              russischen Journal, daß der Sirius mit den englischen Steinkohlen 6 1/2 Knoten in
                              der Stunde, mit dem neuen Brennmaterial aber 7 Knoten zuruͤkgelegt hatte, sey
                              entschieden falsch. Indeß geben beide zu, daß dieß Brennmaterial das
                              staͤrkste Feuer gibt, welches sie je gesehen haͤtten, daß sie aber bei
                              weitem keine hinreichende Menge gehabt haͤtten, um uͤber seine Kraft
                              und auch daruͤber ein Urtheil zu faͤllen, ob dieß Brennmaterial, wenn
                              es in groͤßerer Masse der Feuchtigkeit und Reibung ausgesezt ist, sich nicht
                              von selbst entzuͤnde. Eines sey ganz sicher, daß die jezigen Roste der
                              Dampfkessel fuͤr die Consumtion eines so maͤchtigen Brennmaterials,
                              wie das von Weschniakoff erfundene, durchaus unpassend
                              seyen.
                           
                        
                           Ueber den Verbrauch an Brennmaterial im Verhältnisse zur Höhe
                              der Zimmer.
                           Hohe Zimmer geben gesunde Wohnungen, zu hohe kosten aber vieles Brennmaterial; um das
                              Verhaͤltniß des Mehrbedarfs zu ermitteln, habe ich einige Messungen gemacht,
                              welche folgende Resultate gaben. Es wurden vom Boden ab, von 2 zu 2 Fuß,
                              Beobachtungen angestellt, die Temperatur war:
                           
                              
                                 unmittelbar
                                 am  Boden
                                 = 18°,36 Cels.
                                 
                              
                                 2 Fuß uͤber
                                 dem Boden
                                 = 19°,63  –
                                 
                              
                                 4    
                                    –
                                   –     –
                                 = 20°,61  –
                                 
                              
                                 6    
                                    –
                                   –     –
                                 = 22°,50  –
                                 
                              
                                 8    
                                    –
                                   –     –
                                 = 24°,30  –
                                 
                              
                           Aus diesen Beobachtungen laͤßt sich das Gesez der Waͤrmezunahme leicht
                              erkennen, es ist das einer geometrischen Progression mit dem Exponenten = 1.0727.
                              Fuͤr Zimmer, deren Bodentemperatur – 18°,36 ist, laͤßt
                              sich daher die Waͤrme in jeder beliebigen Hoͤhe vom Boden durch
                              folgende Formel berechnen:
                           u = 18,36 × eⁿ⁻¹
                              
                           Die Zahl 18,36 oder das erste Glied der Progression ist also die Temperatur am Boden
                              des Zimmers; e. oder der Exponent ist, wie schon
                              erwaͤhnt, = 1,0727; n. oder die Anzahl der
                              Glieder der Progression ist gleich der halben Hoͤhe + 1; u. oder das lezte Glied der Progression bedeutet die
                              Temperatur in dieser Hoͤhe. Berechnet man nun nach der gegebenen Formel die
                              Temperatur, wie sie in einem Zimmer von 20 Fuß Hoͤhe von je 2 zu 2 Fuß
                              herrscht, so ergeben sich folgende Zahlen:
                           
                              
                                     Am
                                    Boden
                                 
                                 = 18°,36
                                 
                              
                                   2 Fuß uͤber
                                 dem Boden
                                 = 19°,69
                                 
                              
                                   4     –
                                   –      –
                                 = 21°,12
                                 
                              
                                   6     –
                                   –      –
                                 = 22°,65
                                 
                              
                                   8     –
                                   –      –
                                 = 24°,30
                                 
                              
                                 10    
                                    –
                                   –      –
                                 = 26°,07
                                 
                              
                                 12    
                                    –
                                   –      –
                                 = 27°,97
                                 
                              
                                 14    
                                    –
                                   –      –
                                 = 30°,00
                                 
                              
                                 16    
                                    –
                                   –      –
                                 = 32°,18
                                 
                              
                                 18    
                                    –
                                   –      –
                                 = 34°,52
                                 
                              
                           Es lassen sich folglich die Temperaturen in verschiedenen Hoͤhen fuͤr
                              ein anderes Zimmer von beliebiger Hoͤhe leicht berechnen und hieraus der
                              Verlust der Waͤrme herleiten.
                           
                           Der Unterschied zwischen den 5 beobachteten Temperaturen
                              und den 5 ersten berechneten ist so klein, daß man die
                              Formel fuͤr naturgemaͤß betrachten kann.
                           Fuͤr ein Zimmer von 10 Fuß Hoͤhe z.B. waͤre im angegebenen Falle
                              die Summe der in den einzelnen Schichten von 2 zu 2 Fuß berechneten Waͤrme =
                              106°,12, und fuͤr ein Zimmer von 20 Fuß Hoͤhe betruͤge
                              diese Summe = 256°,86, folglich 2°,42 mehr, Waͤhrend doch in
                              gleicher Hoͤhe eine gleiche Temperatur herrschen
                              wuͤrde. Um nun aber eine 2,42mal groͤßere Waͤrmemenge
                              hervorzubringen, ist offenbar auch eine 2,42mal groͤßere Menge Brennstoff
                              erforderlich.
                           Hienach braucht also ein Zimmer von 20 Fuß Hoͤhe. wenn der Bedarf an
                              Brennmaterial fuͤr ein Zimmer von 10 Fuß Hoͤhe = 1,0 gesezt wild, 2,42
                              Brennstoff. (Dr. Graͤger im Frankfurter Gewerbfreund.)
                           
                        
                           Verzinken des Eisens nach Sorel.
                           Sorel hat neuerlich der Pariser Akademie die Anzeige
                              gemacht, daß es ihm gelungen sey, mittelst einer nach dem Danieli'schen Princip construirten Kette eine mehr oder weniger dike
                              Schicht Zink auf dem Eisen zu befestigen. Das so in der Kette galvanisirte Eisen, sagt er, ist vollkommen gegen Oxydation
                              geschuͤzt, und das Zink haftet besser, als wenn es auf trokenem Wege damit
                              uͤberzogen worden. Durch analoge Processe sey es ihm auch gelungen, mehrere
                              andere Metalle in mehr oder weniger diken Schichten sowohl auf Eisen als auf jeden
                              anderen metallischen oder metallisirten Koͤrper zu befestigen. (Comptes rendus.)
                           
                        
                           Verbesserung in der Bereitung des Eisens; von J. J. Guest und T. Evans zu Dowlair
                              in Glamorganshire.
                           Die Verbesserung besteht vorzuͤglich in der Einbringung von Wasserdampf in den
                              Puddelofen waͤhrend das Eisen in dem gewoͤhnlich sogenannten Zustand
                              des Gaͤhrens oder Aufgeblasenseyns sich befindet. Der Erfolg dieser Maßregel
                              scheint sehr von der Sorgfalt abzuhaͤngen, womit man den Dampf in genaue
                              Beruͤhrung mit dem schmelzenden Eisen zu bringen sucht, was mittelst
                              schmiedeiserner Roͤhren geschieht, die sich ineinander einschieben, wie ein
                              Perspectiv oder ein Fernrohr. Die Roͤhre, welche den Dampfstrahl von sich
                              gibt, hat 20 Millimeter (9 Par. Linien) im Durchmesser, und der Dampf wird unter
                              einem Druke von 1,03 Kil. fuͤr den Quadratcentimeter demselben
                              zugefuͤhrt. Diese Roͤhren werden je nach der Menge des in dem Ofen
                              befindlichen fluͤssigen Metalls mittelst eines gehoͤrig angebrachten
                              Hebels aufgehoben oder niedergesenkt.
                           De Erfinder rathen auch, Wasserdampf in den Frischofen durch dieselben Oeffnungen,
                              wie den Wind, wenn die Flossen im Flusse sind, einzulassen. Die Menge und der Druk
                              dieses Dampfes bestimmen sich nach der Guͤte des Metalls. Damit bei diesem
                              Verfahren die Waͤnde, die Bruͤke und der Herd des Ofens keine
                              Brandbeschaͤdigung erleiden, bringt man, sobald man das Loch geoͤffnet
                              hat, eine gewisse Menge Dampfs auf die schmelzenden Schlaken, bis sie eine teigige
                              Consistenz annehmen. Dieser Teig wird dann mittelst des Hakens laͤngs des
                              hintern Theils der Wand und der Ofenbruͤke gesammelt und aufgehaͤuft,
                              um alle Hoͤhlungen, welche sich durch die Wirkung des Feuers Waͤhrend
                              der vorausgehenden Anwendung der Hize am Eisen haͤtten bilden koͤnnen,
                              auszufuͤllen. Die Anwendung der Schlaken in diesem Zustand erhaͤlt das
                              Eisen rein und frei von allen fremden Stoffen, welche mit der Anwendung von Thon und
                              Kalkstein sonst immer verbunden sind. Zu diesem Zwek hat man eine Dampfroͤhre
                              von 12–13 Millimeter (5 1/2 Lin.) Durchmesser und der Dampf wird unter einem
                              Druke von 1,50 Kilogramm fuͤr den Quadratcentimeter hinausgetrieben. Dieser
                              Dampf kann in einer in dem Schornstein des Ofens befindlichen Roͤhre oder
                              einem Cylinder erzeugt, oder von einem gewoͤhnlichen Dampfkessel geliefert
                              werden. (Echo du monde savant, 1841, No. 627)
                           
                        
                           
                           Ueber eine bei der Prüfung des Chlorkalks zu beachtende
                              Erscheinung.
                           Hr. Gay-Lussac hat der
                              franzoͤsischen Akademie eine fuͤr die Chlorometrie interessante
                              Thatsache mitgetheilt, worauf er in einer demnaͤchst erscheinenden Abhandlung
                              zuruͤkzukommen verspricht. Hr. Caron, Besizer einer vorzuͤglichen Bleichanstalt zu Beauvais,
                              hatte ihm geschrieben, daß eine Chlorkalkaufloͤsung von bekanntem Gehalt
                              (z.B. 100°), wenn man sie am anderen Tage, dann wieder einen Tag
                              spaͤter u.s.f. probirt, an Gehalt immer mehr zunimmt, bis sie 200° und
                              sogar 400° zeigt. Diesen Versuch wiederholte Hr. G. L. in seinem Laboratorium
                              anfangs ohne Erfolg, weil ihm Hr. C den Umstand, welcher
                              fuͤr sein Gelingen wesentlich ist, nicht mitgetheilt hatte. Dieser Umstand
                              besteht darin, die Chlorkalkaufloͤsung dem Sonnenlicht auszusezen; probirt
                              man sie dann (nach dem im polytechn. Journal Bd.
                                 LX. S. 128 angegebenen Verfahren) mit arseniger Saͤure, so zeigt
                              sie wirklich einen Gehalt, welcher rasch zuzunehmen scheint, sich verzehnfacht und
                              sogar verhundertfacht; dieß ist aber eine Taͤuschung. Der Chlorkalk oder
                              chlorigsaure Kalk ClO + CaO verwandelt sich am Licht in
                              unterchlorsauren Kalk ClO⁴ + CaO, auf welchen die arsenige Saͤure nicht wehr
                              augenbliklich wirkt. Dagegen wirkt das salpetersaure Queksilberoxydul aus diese
                              beiden Salze gleichmaͤßig; abgesehen naͤmlich von einer unbedeutenden
                              Veraͤnderung des Gehalts, welche in einem anderen Umstaͤnde
                              begruͤndet ist, gibt es dasselbe Resultat fuͤr den chlorigsauren und
                              unterchlorsauren Kalk.
                           Da diese merkwuͤrdige Verwandlung des chlorigsauren Kalks in unterchlore
                              sauren nur im directen Sonnenlicht stattfindet, keineswegs aber im zerstreuten
                              Licht, so bleibt die arsenige Saͤure noch immer ein ganz verlaͤßliches
                              Reagens fuͤr die Chlorometrie. (Comptes rendus
                              1841, No. 15.)
                           
                        
                           Befestigung der Beizen auf den Kattunen ohne Troknen.
                           Aus Boͤhmen. Bekanntlich erfordert die mit den
                              Mordants zu Schwarz, Roth. Hellroth, Violett etc. bedrukte Waare. um die Beizen mit
                              der Faser zu verbinden, des mehrtaͤgigen Aufhaͤngens in den
                              sogenannten Troken- oder Roͤschzimmern, bevor dieselbe
                              gekuͤhkothet und gefaͤrbt werden kann. Dieses in oͤkonomischer
                              Hinsicht keineswegs vortheilhafte, zu umstaͤndliche Verfahren ist nun durch
                              ein ganz einfaches und erprobtes entbehrlich gemacht worden; die Roͤschzimmer
                              koͤnnen nun zu anderen Zweken benuzt werden; die neuen Einrichtungen behufs
                              der neuen Methode sind ganz einfach, mit wenig Kosten und sehr leicht anzubringen;
                              der aufgedrukte Mordant kann um den vierten Theil schwaͤcher aus sonst seyn,
                              und was das Wesentlichste ist, so kann die Waare schon eine Stunde nach dem Druk
                              gereinigt und gefaͤrbt werden – und noch mehrere Vortheile werden
                              hiedurch erzielt.
                           Zum Befestigen der Mordantsalze auf dem Zeuge bediene man sich naͤmlich statt
                              des Haͤngens in den Trokenzimmern des Ammoniakgases, das man in einem luftdicht verschlossenen Raum entwikelt
                              oder auch in selben einstroͤmen laͤßt und die Drukwaare mittelst
                              Rollenbewegung 1/2–1 1/2 Minute durchleitet. Am vortheilhaftesten ist diese
                              Vorrichtung oberhalb einer Drukmaschine anzubringen, wo zugleich das Troknen der
                              gedrukten Waare mit dieser Ammoniakbehandlung eine Operation ausmacht.
                           Besonders anzuwenden ist diese Erfindung fuͤr Waare, die mit irgend einer
                              mehrfarbigen Maschine, wie z.B. der von Leitenberger,
                                 Singer und Pertot erfundenen bedrukt worden, wo
                              neben den Krappmordants noch zugleich Chromgelb, Aechtgruͤn oder Aechtblau
                              befindlich sind. Blau und Gruͤn muͤssen nun bekanntlich sogleich nach
                              dem Druk in Kalk gekuͤpt und chromirt werden; die anderen Mordants, als die
                              zu Schwarz, Roth, Violett etc. haben in dieser kurzen Zeit nicht Gelegenheit, sich
                              in erforderlicher Menge mit der Faser zu verbinden, und man erhaͤlt daher
                              diese Farben immer nur sehr matt und fahl. Nun befestigt eine Ammoniakgasbehandlung
                              leztere Beizen vollstaͤndig mit dem Faden, ohne auf das zugleich mit
                              aufgedrukte Gelb, Gruͤn oder Blau eine nachtheilige Wirkung zu
                              aͤußern, so daß nach dem Kuͤpen in aͤzender Kalkmilch, dem
                              Behandeln in saurem Kalibade, dem Reinigen, Faͤrben und noͤthigen
                              Aviviren alle Farden nebeneinander sich als schoͤn und gelungen darstellen.
                              Es versteht sich von selbst, daß die Beizen, welche Thonerde enthalten, wie Roth,
                              Braun, Rosa etc. wegen der Kalkoperationen mit einem reservirenden Mittel versezt
                              werden muͤssen, um der Aufloͤsung der mit dem Faden vereinigten Thonerde in dem
                              aͤzenden Kalke vorzubeugen.
                           C. H. (Saͤchs.
                              Gewerbeblatt.)
                           
                        
                           Rübenzukerfabrication in Frankreich.
                           Aus einer von der Administration der indirekten Steuern publicirten Tabelle
                              uͤber die Production von Runkelruͤbenzuker in Frankreich, vom Anfang
                              der Campagne von 1840–41 bis zum 31. Maͤrz d. I. geht hervor, daß 389
                              in Betrieb befindliche Fabriken 25,302,500 Kilogr. Zuker fabricirt haben, wovon 18,
                              187, 915 zur Consumtion kamen, und daß die erhobenen Steuern 2,136,504 Fr. betrugen.
                              Nach derselben Tabelle waren in den Fabriken am Ende des Monats Maͤrz noch
                              11,217,329 Kilogr. Zuker, mit Inbegriff der unvollkommenen Zuker und des in den
                              Syrupen und Melassen enthaltenen. Hieraus ersieht man, daß die
                              Ruͤbenzukerfabrication in Frankreich, ungeachtet der in neuerer Zeit von der
                              Regierung ergriffenen, ihr sehr nachtheiligen Maßregeln, noch immer sehr bedeutend
                              ist. (France industr.)
                           
                        
                           Ueber die Fortschritte in der Fabrication des chinesischen
                              Papiers in Frankreich.
                           Wir entnehmen die hier zusammengestellten Notizen einem Berichte des Hrn. Gaultier de Claubry. Die Société d'Encouragement ertheilte im J.
                              1831 Hrn. Delapierre
                              fuͤr sein Fabricationsverfahren fuͤr chinesisches Papier den
                              dafuͤr ausgesezten Preis von 3000 Fr., und sezte einen weitern Preis von 2000
                              Fr. fuͤr denjenigen aus, der am meisten solches, von Kupfer- und
                              Steindrukern dem besten aͤchtchinesischen gleich geachtetes, Papier in den
                              Handel gebracht haben wird, welche Quantitaͤt nicht weniger als 5 Rieß
                              Jesus- (oder Superroyal-) Format von der Dike gewoͤhnlichen
                              Lumpenpapiers betragen durfte. – Im J. 1832 reichte die Société d'Echarcon allein solches ein;
                              dasselbe konnte aber wegen seiner Groͤße und Dike im Handel keine Aufnahme
                              finden. Man ertheilte derselben die goldene Medaille und reducirte die Preisaufgabe
                              auf Papier von der Groͤße und Dike des chinesischen Papiers. Hierauf begannen
                              Breton Vater und Sohn zu Grenoble (Isère) im J. 1833 ihre Versuche, welche
                              spaͤter von den Bruͤdern Breton fortgesezt
                              wurden. Sie machten bestaͤndig Verbesserungen wie sie den Drukern
                              erwuͤnscht waren, und erhielten solchen Absaz, daß sie in den Jahren
                              1837–1840 1827 Pakets zu 100 Bogen, also mehr als 212 Rieß verkauften. Die
                              Lithographen ertheilten diesem Papiere das Zeugniß gleicher Guͤte, einige
                              sogar des Vorrangs vor dem chinesischen, indem es ganz frei von Stroh- und
                              gewissen schwarzen Faͤserchen sey. Dasselbe wurde in mehreren Officinen zum
                              Abdruken der feinsten lithographirren Portraits (der Dem. Taglioni) und anderer Zeichnungen benuͤzt, und erwies sich bei
                              zahlreichen Abdruken (einmal z. 33. 350) beim lezten wie beim ersten gleich gut. So
                              bewahrte es sich auch beim Kupferdruk. (Wir umgehen die namentliche
                              Auffuͤhrung der Officinen-Besizer, welche sich alle in diesem Sinne
                              aussprechen) – Der Absaz dieses Papiers geht, außer nach den
                              vorzuͤglichsten franzoͤsischen Staͤdten, besonders nach Neapel,
                              Venedig, Turin, Nizza, Trieft, Parma, Mailand, Bologna, Florenz, Livorno, Ancona,
                              Bruͤssel, Frankfurt a. M. und Genf. Die Société d'Encouragement ertheilte auch den HHrn. Breton, welche die vorgeschriebenen
                              Bedingungen mehr als erfuͤllt haben, den ausgeschriebenen Preis von 2000 Fr.
                              (Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement. Maͤrz 1841.)
                           
                        
                           Bitumen-Papier, um Bibliotheken und Bücher vor aller
                              Feuchtigkeit zu schüzen.
                           Dieses neue Product, welches die Feuchtigkeit vollkommen abhaͤlt, ist, wo
                              Buͤcherschraͤnke an der Mauer der untern Stokwerke stehen, von sehr
                              großem Nuzen und leicht und mit geringen Kosten anzuwenden. Der Bogen dieses Papiers
                              ist 1 Meter lang und 5 Decimeter breit; man befestigt dasselbe mittelst kleiner
                              Naͤgel, so daß sich die Raͤnder 1 Centimeter breit deken. Legt man
                              noch Holzstaͤbchen auf die Fugen, so legt es sich noch genauer an und die
                              Feuchtigkeit ist durch
                              diese Vorsicht aufs Vollkommenste abgehalten. Dieses Verfahren, welches nur eine
                              aͤußerst kleine Ausgabe verursacht, schuͤzt besser als das
                              kostspieligste. Das Erdharz (Bitumen) wird mittelst eines Pinsels auf beiden Seiten
                              des Papiers warm ausgetragen. (Echo du monde
                                 savant.)
                           
                        
                           Ueber Reinigung und Aufbewahrung des zum Mahlen bestimmten
                              Getreides; von C. Détranchant.
                           Unter allen bisher angewandten Mitteln zur Verbesserung der Qualitaͤt des
                              Mehles ist vorzuͤglich jenes zu erwaͤhnen, dessen man sich in einem
                              unserer ausgezeichnetsten Etablissements zu Billette bedient. Es besteht im Waschen
                              des Getreides mittelst einer einfachen und sinnreichen Vorrichtung, deren
                              Beschreibung hier folgt.
                           Vier Faͤsser nehmen jedes zwei daruͤber befindliche Roͤhren auf,
                              durch welche eine ihrem Raume entsprechende Menge Getreide und Wasser
                              herabfaͤllt. Jedes Faß ist innerlich mit einem Ruͤhrer versehen, der
                              durch ein kleines Winkelrad in Bewegung gesezt wird, welches ein uͤber den
                              Faͤssern liegender Wellbaum dreht. Die der Vorrichtung zuerst gegebene
                              Bewegung soll fuͤr die Minute dreißig Umgaͤnge betragen; wenn die
                              Ruͤhrer einmal im Zuge sind, wird die Geschwindigkeit um die Haͤlfte
                              vermehrt, und nachdem man diese zweite Operation einige Augenblike hat dauern
                              lassen, wird der Bewegung Einhalt gethan. Man laͤßt nun das in den
                              Faͤssern enthaltene Wasser ablaufen und die Strohtheilchen, die verdorbenen
                              Koͤrner u.s.w. trennen sich dann natuͤrlicherweise von dem guten
                              Getreide, dessen zweite Qualitaͤt zwischen zwei Waͤssern schwimmt.
                              Nach dieser ersten Operation bringt man in die Faͤsser neuerdings so viel
                              Wasser, als mit dem verdorbenen Getreide abging. Man theilt dem Mechanismus wieder
                              dieselbe Geschwindigkeit mit, wie vorher und oͤffnet Waͤhrend dieser
                              Bewegung die Haͤhne, welche sich am Boden der Faͤsser befinden, um dem
                              Getreide den Ausgang in einen Trichter (Rumpf) zu gestatten, dessen eine Seitenwand
                              aus Metallgewebe besteht, damit das Wasser frei abfließen koͤnne. Von da wird
                              das Getreide mittelst einer Archimedischen Schraube in einen Behaͤlter
                              gebracht, von. welchem aus eine Kette mit Eimern es wieder in ein oberes Reservoir
                              schafft. Von hier aus koͤmmt es in eine Reihe von (Zylindern, die an freier
                              Luft so gestellt sind, daß die von einem unterhalb befindlichen Herde ausgehende
                              Waͤrme zukann. Aus diesen Cylindern faͤllt, nachdem die Waͤrme
                              gehoͤrig eingewirkt hat, das Getreide in einen zweiten Behaͤlter, aus
                              dem es noch einmal mittelst einer Kette von Eimern in eine zweite Reihe von
                              Cylindern gebracht wird, welche sich ebenfalls uͤber einem Herde an kaltem
                              Luftzuͤge befinden. Diese Operation ist von sehr großer Wichtigkeit, um den
                              bedeutenden Uebelstaͤnden auszuweichen, die daraus entstuͤnden, wenn
                              das Getreide noch warm und feucht in Saͤke gebracht wuͤrde. Nach
                              dieser lezten Operation koͤmmt das Getreide in ein Reservoir und wird in
                              Saͤke gepakt.
                           Das aus der genannten Anstalt kommende Getreide ist von allen fremdartigen Stoffen,
                              namentlich von den verdorbenen oder angefressenen Koͤrnern, befreit, und wenn
                              die Operation, bei welcher es durch die Abkuͤhler passirt, sorgfaͤltig
                              geleitet wird, so verbleibt es in dem Zustande der Aufschwellung, in welchen es
                              dabei koͤmmt, und bietet folglich ein groͤßeres Volumen fuͤr
                              den Verkauf dar, ohne daß es deßwegen im geringsten eine Beschaͤdigung
                              erlitten habe. Im Gegentheil beweist die Erfahrung, daß sich die Baͤlge
                              (Kleien) leichter entleeren und das Mehl, da es nicht so lange in der Muͤhle
                              bleibt, weil das Getreide nicht wehr so hart und seine Huͤlle ausgedehnter
                              ist, nicht von so blaͤulichem, manchmal oͤhligem Ansehen ist, wie es
                              aus den meisten Muͤhlen hervorgeht. Wir muͤssen auch hinzusezen, daß
                              die angefressenen Koͤrner und jene leichten, welche bei der ersten Reinigung
                              aus den Faͤssern entweichen, deßwegen nicht nuzlos verloren sind. Sie werden
                              im Gegentheil sorgfaͤltig gesammelt, gewaschen, noch einmal gereinigt, und
                              beinahe zum selben Preis wie das gewoͤhnliche Getreide verkauft. So findet in
                              diesen Operationen jeder seine Rechnung; der Fabrikant in dem reellen Werth seines
                              Products und der Consument in der Guͤte des Mehls. (France industrielle, 1841, No. 18.)
                           
                        
                           
                           Fortschritte der Industrie in Rußland.
                           Die Fortschritte der Fabrik-Industrie in Rußland nehmen seit einiger Zeit
                              einen so raschen Gang, daß sie die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, und
                              von der Regierung wird nichts versaͤumt, um diese thaͤtige Bewegung zu
                              unterstuͤzen, deren Erfolg schon jezt einen so wohlthaͤtigen Einfluß
                              auf den Nationalreichthum aͤußert.
                           Die Zahl der Fabriken und Manufacturen in Rußland erhob sich seit dem Jahre 1839 auf
                              6855 und die Zahl der in denselben beschaͤftigten Arbeiter auf 412,931, ohne
                              daß hiebei die Arbeiter in den Bergwerken, in den von diesen ab: haͤngigen
                              Huͤttenwerken, den Hohoͤfen, Hammerwerken u.s.w. gerechnet
                              waͤren. Vergleicht man diese Ziffern mit jenen des vorhergehenden Jahres, so
                              findet man die Anzahl der Anstalten um 405, die der Arbeiter um 35,111 angewachsen.
                              Im J. 1835 zahlte man gar nur 6045 Fabriken und Manufacturen im ganzen Reiche und
                              nicht mehr als 279,673 Albeiter. Dieß sind nun 810 neue Etablissements in dem kurzen
                              Zeitraum von drei Jahren und in der Zahl der Albeiter ist eine Vermehrung von
                              beinahe der Haͤlfte eingetreten.
                           Unter den vorzuͤglichsten Zweigen der National-Industrie, deren
                              Entwikelung am merkwuͤrdigsten ist, sind zu nennen:
                           
                              
                                 Tuch- und andere
                                    Wollenfabriken
                                   606
                                 
                              
                                 Seidenfabriken
                                   202
                                 
                              
                                 Baumwollenfabriken
                                   467
                                 
                              
                                 Leinwand- und andere
                                    Leinenwaaren-Fabriken
                                   216
                                 
                              
                                 Lohgerbereien
                                 1918
                                 
                              
                                 Talgschmelzen
                                   554
                                 
                              
                                 Lichterfabriken
                                   444
                                 
                              
                                 Seifenfabriken
                                   270
                                 
                              
                                 Fabriken von
                                    Metallgegenstaͤnden
                                   486
                                 
                              
                           Vorzuͤglich in dem Mittlern Theile des Reiches herrscht die groͤßte
                              Thaͤtigkeit. Moskau wurde zum Mittelpunkte der National-Industrie,
                              auch in den kleinen Staͤdten des Regierungsbezirkes, dessen Hauptstadt es
                              ist, haben sich die Fabriken von Tag zu Tag vermehrt, so daß am Anfange des J. 1839
                              sich 1058 Fabriken mit 83,054 Arbeitern in diesem Regierungsbezirk allein befanden.
                              In den 315 Etablissements des angraͤnzenden Bezirks Vladimir zaͤhlt
                              man 83,654 Arbeiter, und in dem von Kaluga 164 Fabriken und 20,401 Arbeiter.
                           Die in mehreren andern Punkten vorgegangenen Veraͤnderungen sind nicht minder
                              merkwuͤrdig; vor noch nicht langer Zeit wurde nur Toula wegen seiner Fabriken
                              fuͤr Utensilien und allerlei Metallgegenstande angefuͤhrt; die 124
                              Fabriken dieses Bezirkes (deren 39 in Metallgegenstaͤnden)
                              beschaͤftigen jedoch nur 6538 Arbeiter, obwohl die industrielle Bewegung
                              daselbst gewiß nicht abnahm. Sie nehmen also in dieser Beziehung nicht mehr die
                              erste Stelle ein, indem gegenwaͤrtig in dem bis vor Kurzem beinahe
                              unbewohnten Bezirk Perm sich 352 Fabriken (wovon 81 Metallgegenstaͤnde
                              produciren und 199 Gerbereien sind) mit 36,599 Arbeitern befinden.
                           Endlich gehoͤrt unter die Industriezweige, die einen merkwuͤrdigen
                              Fortgang nehmen, auch die Tabakfabrication. Im J. 1839 lieferten die Fabriken mit
                              Einschluß der Reste des vorigen Jahres:
                           
                              
                                 Rauchtabak
                                   3,800,000 Pfd.
                                 
                              
                                 Schnupftabak
                                   2,200,000  –
                                 
                              
                                 Tabak in Rollen oder Karotten
                                             800
                                     –
                                 
                              
                                 Cigarren
                                 62,500,000  –
                                 
                              
                           Aus dem Auslande wurden 84,111 Pud (1 Pud = 40 russ. Pfd.) und 28 Pfd. Tabak, in
                              Blattern oder praͤparirt, eingefuͤhrt; hingegen wurden 50,646 Pud 32
                              Pfd. ausgefuͤhrt, und die fuͤr im Lande consumirten Tabak gezahlte
                              Abgabe betraͤgt 2,670,374 3/4, Rubel, von welcher Summe wieder 300,000 Rubel
                              fuͤr Perceptionskosten abgehen. (Echo du monde
                                 savant, 1841, No. 626)