| Titel: | Ueber den von Richard Prosser, Civilingenieur in Birmingham, und James Rippon, Eisengießer in Wells-Street, erfundenen Vesta-Ofen. | 
| Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. LXXXIX., S. 349 | 
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                        LXXXIX.
                        Ueber den von Richard Prosser, Civilingenieur in
                           Birmingham, und James Rippon, Eisengießer in
                           Wells-Street, erfundenen
                           Vesta-Ofen.
                        Aus dem Mechanics' Magazine. Jan. 1841, S.
                              18.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VII.
                        Ueber den Vesta-Ofen.
                        
                     
                        
                           Der Vesta-Ofen eignet sich sowohl für einen aufwärts geführten als auch
                              abwärts gehenden Rauchfang; seine Leistung ist in dem einen Fall so befriedigend wie
                              in dem anderen, ohne daß feine Befestigung mit Schwierigkeiten verbunden wäre. Er
                              läßt jede erdenkliche Mannichfaltigkeit in den Ornamenten zu, kann aus verschiedenen
                              Materialien verfertigt und in beliebigen Dimensionen ausgeführt werden, von dem
                              engsten Gemach an bis zur geräumigsten Kirche.
                           Der Vesta-Ofen wird in dreierlei Gattungen verfertigt, nämlich glatt,
                              cannelirt und mit Ornamenten ausgestattet. Die beiden lezteren Gattungen sind in
                              Fig. 4 im
                              Aufriß dargestellt. Fig. 5 und 6 sind rechtwinklich zu
                              einander stehende Durchschnitte, aus denen die Construction und Wirkung dieses Ofens
                              verständlich seyn wird. Der Ofen ist von einem cylindrischen, auf einem geeigneten
                              Fußgestell ruhenden Mantel umschlossen, dessen beweglicher Obertheil in einer mit
                              Sand gefüllten ringförmigen Rinne ruht. Das Brennmaterial, Sinter oder Kohks, kommt
                              in einen verschlossenen Feuerraum A, an dessen Oberseite
                              ein Schieber
                              B angebracht ist. Es wird mit Hülfe eines unten näher zu
                              beschreibenden Apparates durch die Schieberöffnung B
                              aufgegeben. Das Zuschließen des Schiebers hindert den Rauch direct aus dem Feuerraum
                              zu entweichen; er sucht sich daher durch die Röhre o
                              einen Ausweg und gelangt von da in das Kamin. Das Brennmaterial kommt auf einen nahe
                              am Boden der Feuerkammer befindlichen Rost zu liegen. Zwischen den Roststangen sind
                              drei Schüreisen d in der Absicht angeordnet, die Lage des Brennmaterials
                              nöthigenfalls zu verändern, und das Herabfallen der Asche in den Behälter e zu befördern. Diese Schüreisen sind an einen Schieber
                              f, welcher den Boden des genannten Aschenbehälters
                              bildet, genietet; Schieber und Schüreisen werden gleichzeitig mit Hülfe eines
                              Handgriffes G in Bewegung gesezt. Zieht man den
                              Handgriff nach Außen, so fällt alle oben aufliegende Asche nebst ausgebrannten
                              Kohlen in die zu ihrer Aufnahme bestimmte Schieblade H,
                              und kann auf die Seite geschafft werden. Die zur Unterhaltung des
                              Verbrennungsprocesses nöthige atmosphärische Luft tritt durch eine seitwärts
                              angebrachte Oeffnung i in den Ofen; ein dem lezteren
                              beigegebener geeigneter Apparat regulirt mit großer Genauigkeit die Quantität der
                              zuzulassenden Luft und dadurch das Maaß der in dem Ofen vor sich gehenden
                              Verbrennung. Würde man den Schieber mit dem Handgriff G
                              nicht zurükstoßen, so würde durch die auf diese Weise am Boden des Aschenbehälters
                              gebildete Oeffnung ein Luftstrom einbringen, das Feuer würde zu lebhaft brennen und
                              eine Verschwendung an Brennmaterial unvermeidlich seyn; deßhalb ist es nothwendig,
                              diese Oeffnung verschlossen zu halten, und den Luftzutritt auf die zu regulirende
                              Oeffnung zu beschränken. Beim Anzünden des Feuers ist es indessen gut, den Schieber
                              herauszuziehen und das auf dem Roste liegende Brennmaterial durch Hinhalten eines
                              Lichts an die untere Seite des Rostes zu entzünden; sobald aber das Feuer auflodert,
                              muß man den Schieber einwärts stoßen und dann den Luftzutritt gehörig reguliren. Die
                              zwischen den Linien k, k und l,
                                 l befindliche Sandlage hat den Zwek, zu verhindern, daß die atmosphärische
                              Luft einen anderen Weg ins Kamin, als durch den Rost finden könne; der mit Sand
                              gefüllte Ring m, m, worauf der Obertheil des Ofens ruht,
                              macht das Eindringen des Rauchs in das Zimmer unmöglich.
                           Die ingeniöse Vorrichtung, um den Vesta-Ofen mit Brennmaterial zu versorgen,
                              ist in den Figuren
                                 7 und 8 dargestellt; Fig. 7 zeigt eine
                              Seitenansicht und Fig. 8 einen Grundriß derselben. Dieser Füllapparat bildet eine Art
                              vierekigen eisernen Eimers, mit einem am Boden befindlichen Schieber R. Nachdem man den Schieber zu oberst gekehrt und
                              herausgezogen hat, wird der Eimer durch die auf diese Weise frei gewordene Oeffnung
                              gefüllt. Jezt wird der Schieber geschlossen und der Eimer umgekehrt, so daß das
                              Brennmaterial auf den Schieber zu liegen kommt; zum Tragen dient die bewegliche
                              Handhabe S. In dem Schieber befinden sich zwei Löcher,
                              das eine, um mit den Fingern den Schieber bewegen zu können, das andere in Gestalt
                              eines rectangulären Schlizes v, welcher auf den
                              hervorragenden Theil z des oben an der Heizkammer A, Fig. 5 und 6, befindlichen Schiebers B paßt. Nachdem man den Dekel des Ofens abgehoben hat,
                              wird der Eimer mit dem Brennstoff so auf die Heizkammer gestellt, daß die
                              Hervorragung z in den rectangulären Schliz v tritt. Zieht man nun den Schieber des Eimers zurük, so
                              öffnet sich auch der Schieber am oberen Theile der Heizkammer, und das Brennmaterial
                              fällt in den Ofen. Drängt man aber den Handgriff wieder zurük, so verschließen beide
                              Schieber gleichzeitig, der eine die obere Oeffnung des Feuerraums, der andere die
                              Oeffnung am Boden des Eimers. Lezterer wird darauf auf die Seite geschafft, und der
                              Dekel wieder auf den Ofen gesezt. Aller Rauch oder Staub, welcher während dieser
                              Operation sich erhebt, tritt in den Heizmaterial-Behälter und wird mit
                              demselben auf die Seite geschafft; ins Zimmer kann kein Rauch dringen, weil der oben
                              an der Heizkammer befindliche Schieber nie geöffnet wird, ausgenommen, wenn der
                              Brennmaterial-Behälter in der ihm angewiesenen Stellung sich befindet. Der
                              eigenthümlichen Einrichtung des Füllapparates und des inneren Theiles des Ofens
                              zufolge wird weder der Ofen noch der Füllapparat offen gesehen. Das Brennmaterial
                              fällt von dem lezteren in den ersteren, ohne daß man dasselbe zu Gesicht bekommt,
                              ein Vortheil, welchen kein anderer Ofen besizt; dadurch beseitigt man jene
                              belästigenden Unannehmlichkeiten des Staubes und Dampfes, welche entstehen, wenn man
                              das Heizmaterial in den Ofen, oder was noch schlimmer ist, in einen mit dem Ofen in
                              Verbindung stehenden Trichter schüttet, wie dieß bei Dr.
                              Arnott's Ofen und allen anderen Oefen, den
                              Vesta-Ofen ausgenommen, der Fall ist. Das Feuer kann ohne die geringste
                              Belästigung durch den Rauch die ganze Winterzeit hindurch unterhalten werden.
                           Es hat sich gezeigt, daß durch den Vesta-Ofen eine Temperatur hervorgebracht
                              und unterhalten werden kann, welche sich für die zartesten der Wärme bedürfenden
                              Pflanzengattungen eignet. Für Krankenzimmer bewährte er sich als unschäzbar, indem
                              er Tag und Nacht hindurch einen gleichmäßigen Temperaturgrad erzeugt.
                           Der Vesta-Ofen besizt keine Thüren, aus welchen die Gasarten oder unreinen
                              Dünste entweichen könnten, wie dieß bei jedem Ofen mit Thüren, und wenn diese auch
                              noch so genau eingesezt wären, der Fall ist. Das Feuer kommt ferner mit dem äußeren
                              Mantel des Ofens in keine Berührung, sondern die umgebende Luft wird nur erwärmt und
                              nicht consumirt.
                           Obgleich die Vesta-Oefen zur Gattung der ventilirenden gehören, so sind sie
                              doch so eingerichtet, daß die zur Verbrennung nöthige Luft nicht nothwendiger Weise
                              aus dem Zimmer, worin sie stehen, genommen werden muß, sondern daß die äußere Luft
                              in den Boden derselben geleitet werden kann. Dieser Umstand ist für Treib-
                              und Gewächshäuser von großer Wichtigkeit; er gewährt ferner da einen großen
                              Vortheil, wo der Rauch aus dem Kamin zum Behuf des Räucherns in die Kammer tritt,
                              anstatt in die Höhe zu gehen; mit diesen Oefen kann die Benuzung eines Kamins, wegen
                              des Mangels an Ofenthüren, durchaus mit keiner Unreinlichkeit verbunden seyn. Die
                              Methode die äußere Luft in den Ofen zu leiten, kam zwar auch bei dem Arnott'schen System, jedoch ohne den geringsten Vortheil
                              in Anwendung; der einzige Erfolg desselben war der, daß das Entweichen schädlicher
                              Dämpfe aus der Ofenthüre befördert wurde. Mit dem Vesta-Ofen dagegen können
                              diese Unannehmlichkeiten nicht eintreten, indem die Dämpfe absolut keinen anderen
                              Ausweg als ins Kamin haben. Diese Luftzuführungsmethode ist nur bei schlechten
                              Kaminen nothwendig.
                           In den ersten Paar Tagen wird das Brennmaterial in weit kürzerer Zeit als nachher
                              consumirt, deßwegen muß man etwas früher nach dem Feuer sehen. Im Allgemeinen sieht
                              man so oft nach, als das Feuer erneuert werden muß, nämlich bei einem 14zölligen
                              Ofen alle 12 Stunden, bei einem 16zölligen alle 18 Stunden und bei einem 18zölligen
                              alle 24 Stunden. Bedient man sich der Walliser Steinkohle, so sind der angegebenen
                              Zeit jedesmal 6 Stunden hinzuzufügen.
                           Vierzehnzöllige Oefen consumiren innerhalb 12 Stunden ungefähr für 3 halbe Penny
                              Steinkohlen und können Zimmer von 8 bis 14 Fuß im Geviert heizen; 16zöllige
                              consumiren in derselben Zeit für ungefähr 2 Penny Brennmaterial, und heizen Zimmer
                              mit 16 bis 28 Fuß im Geviert; 18zöllige consumiren für beiläufig 3 Penny
                              Brennmaterial, und eignen sich für Zimmer von 28 bis 48 Fuß im Geviert.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
