| Titel: | Verfahren verschiedenfarbige Luxusgegenstände in allen Formen und Dimensionen aus Glas zu fabriciren, worauf sich Charles Dod, in Buckingham Street, Adelphi, Grafschaft Middlesex, am 12. Novbr. 1840 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 80, Jahrgang 1841, Nr. CXII., S. 444 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CXII.
                        Verfahren verschiedenfarbige
                           Luxusgegenstaͤnde in allen Formen und Dimensionen aus Glas zu fabriciren, worauf
                           sich Charles Dod, in
                           Buckingham Street, Adelphi, Grafschaft Middlesex, am 12. Novbr. 1840 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai 1841,
                              S. 298.
                        Dod's Verfahren verschiedene Gegenstaͤnde aus Glas zu
                           fabriciren.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung besteht in der gleichzeitigen Fabrication farbloser und gefärbter
                              Glasmassen, wobei sie zugleich die ihrer Bestimmung entsprechende Form erhalten, wie
                              z.B. Platten, Tischtafeln, Kaminstüke, Vasen, Becher, Säulen etc., und wobei jene
                              Schwierigkeiten vermieden werden, welche bisher bei dem Ausgießen des schmelzenden
                              Glases aus dem Schmelzhafen direct in die Formen stattfanden, indem durch mein
                              einfaches und wohlfeiles Verfahren dasselbe Resultat mit beliebigen Abwechselungen
                              erreicht werden kann. Auch eignet sich dasselbe zur Fabrication des gefärbten Glases
                              und anderer verglasten Substanzen mit Adern, Streifen, Schichtenlagerungen, mit
                              Nachahmung der Farbe und Zeichnung des Marmors, Jaspis, Agats, Porphyrs etc., mit
                              welchen Mineralien die Producte in Glanz und Schönheit rivalisiren. Dieses Verfahren
                              besteht in folgendem:
                           Ich bringe irgend eine Sorte Glas in beliebigen Stüken in Formen von feuerfester
                              Erde, deren innere Oberfläche mit einem Gemenge aus gleichen Theilen weißem Gyps und
                              Talg überzogen wurde, wodurch sie sehr glatt wird, und ordne die Glasstüke nach
                              einer beliebigen Zeichnung, wenn sie eine solche erhalten sollen. Diese Formen
                              bringe ich in einen Muffelofen, wie ihn die Glasmaler gebrauchen, steigere anfangs
                              die Hize nur schwach und dann immer mehr, bis alle Stüke in eines zusammen
                              geschmolzen sind. Will ich z.B. Vasen oder Säulen machen, so gleichen die Formen
                              jenen der Metallgießereien; nur daß die meinigen aus feuerfestem Thon bestehen.
                              Ueber diese Formen bringe ich ebenfalls von solchem Thone verfertigte Trichter, in
                              welche ich ein etwas leichter schmelzbares Glas bringe, welches die zwischen den
                              Glasstüken in der Form bleibenden Höhlungen ausfüllen muß. Es ist begreiflich, daß
                              auf diese Weise Glasstüke aller Art zu Massen von jeder beliebigen Größe, und mit
                              denselben sogar von einem natürlichen Schmelzproceß herrührende Mineralien, wie z.B.
                              Basalt, vereinigt werden können. Zum Gelingen der Arbeit ist es nothwendig, daß die
                              Form unten stärker erhizt wird als oben, weil, wenn die zwischen den zu
                              vereinigenden Stüken enthaltene Luft eingeschlossen würde, Höhlungen oder Blasen
                              entstehen müßten. Meine Oefen sind deßhalb nach demselben Princip wie die Baköfen
                              gebaut, mit dem einzigen Unterschied, daß das Feuer nicht innerhalb, sondern
                              unterhalb derselben angerichtet wird. Nach der Schmelzung lasse ich sie langsam
                              erkalten, nachdem ich sie wohl verschlossen habe, und öffne sie, je nach der Größe
                              der in ihnen enthaltenen Stüke, erst nach einiger Zeit, in welcher zur Vermeidung
                              alles Bruches nothwendigen Maßregel die Uebung am besten leitet.
                           Um Marmor und schöne Steine nachzuahmen, suchte ich mit geringen Kosten
                              undurchsichtiges und geädertes Glas von allen Farben und in beliebiger Form zu
                              erzeugen; ich bereitete mir nämlich in dem Ofen einer gewöhnlichen Glashütte Glas,
                              welches ein Metalloxyd enthielt, das einer höheren Oxydation fähig ist und unterzog
                              dasselbe in den oben
                              beschriebenen Glasschmelzformen der geeigneten Oxydation, worauf es die gewünschten
                              Farben mit größerer oder geringerer Opacität darbot. (Die bei den Löthrohrproben der
                              Chemiker gemachten Erfahrungen geben in dieser Hinsicht die erforderlichen
                              Anhaltspunkte.) Um ein Beispiel von der durch dieses Verfahren bezwekten Färbung
                              anzuführen, bemerke ich, daß das Silberoxyd (dessen Wirkungen unter die
                              auffallendsten gehören), wenn es aus seiner Auflösung gefällt und durch Glühen mit
                              dem gleichen Gewicht Schwefel in Schwefelsilber verwandelt wurde, der Flintglasmasse
                              im Verhältniß von 1 Theil zu 2 bis 3,000 Theilen zugesezt, ein transparentes und nur
                              sehr leicht gelbgefärbtes Glas gibt; daß aber dasselbe Glas, dem Oxydationsfeuer
                              unterworfen, opak und beinahe durch die ganze Masse hindurch weißlichgelb wird,
                              indem nur ein kleiner Antheil des Glases transparent bleibt, welcher zwischen dem
                              nunmehr gefärbten gelagert, die mannichfaltigsten Wirkungen hervorbringt. Alle
                              solchen Fabricate sollten wie Spiegelglas polirt werden, was ihnen ein sehr schönes
                              Ansehen gibt. Die Anwendung meines Verfahrens im Großen dürfte in der
                              Glasfabrication große Ersparungen mit sich bringen und zur Verfertigung von
                              Gebrauchs- und Luxusgegenständen führen, wozu bisher fast ausschließlich
                              Marmor, Agate und andere Steine angewandt wurden.