| Titel: | Schafhäutl's und Parkes' Bemerkungen über Dampfkessel-Explosionen. | 
| Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. II., S. 10 | 
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                        II.
                        Schafhaͤutl's und Parkes' Bemerkungen
                           								uͤber Dampfkessel-Explosionen.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, Aug. 1841, S.
                              								166.
                        Schafhäutl's Bemerk. über
                           								Dampfkessel-Explosionen.
                        
                     
                        
                           I.Bemerkungen von Dr. Karl
                                 										Schafhäutl.
                           Dr. Schafhäutl hat der Royal Institution of Civil Engineers eine Abhandlung
                              									über die Explosionen der Dampfkessel vorgetragen, wovon Folgendes der wesentliche
                              									Inhalt ist.Das koͤnigl. Institut der Civilingenieure in London hat unterm 26.
                                    											Okt. v. I. unserm Landsmann Hrn. Dr. Schafhaͤutl, den es schon fruͤher
                                    											zu seinem Ehrenmitglied gewaͤhlt, fuͤr seine Abhandlung
                                    												„uͤber die wahren Ursachen der
                                       												Dampfkessel-Explosionen und die Mittel dieselben sicher zu
                                       												verhindern“ — welche er der Gesellschaft mit
                                    											erlaͤuternden Experimenten vortrug — (so wie fuͤr eine
                                    											andere „uͤber ein neues
                                       												Universal-Photometer“) die große silberne
                                    											Telford-Medaille als Preis zuerkannt, Hr. Dr. Schafhaͤutl, welcher sich
                                    											gegenwaͤrtig mit wissenschaftlichen Arbeiten beschaͤftigt, in
                                    											Muͤnchen aufhaͤlt, hatte die Gefaͤlligkeit, die
                                    											mangelhaften Mittheilungen des Mechanics'
                                       												Magazine fuͤr unsere Zeitschrift zu ergaͤnzen.A. d. R. Kaum 1/10
                              									der
                           
                           Dampfkessel-Explosionen, deren man sich erinnert, sagt er, kann mit Recht der
                              									Ueberladung des Sicherheitsventils oder der Anhäufung eines allzugroßen Dampfdruks
                              									im Kessel zugeschrieben werden. Er führt den hohen Druk an, welchen gläserne Gefäße
                              									auszuhalten im Stande sind, wenn der Druk allmählich gesteigert wird. So fand er bei
                              									Wiederholung der Versuche von Cagniard de la Tour, daß 1
                              									oder 2 Zoll lange Glasröhren, welche zum vierten Theil mit Wasser gefüllt,
                              									hermetisch verschlossen und in geschmolzenes Zink getaucht wurden, offenbar den
                              									ungeheuren Druk von 400 Atmosphären aushielten, ohne zu bersten. Wenn er dagegen das
                              									Ende einer Eisenstange leicht gegen das äußere Ende der Röhre drükend befestigte und
                              									die Stange longitudinal vibriren machte, indem ihr freies Ende mit einem ledernen,
                              									mit Harz überzogenen Handschuh gerieben wurde, so wurde die Röhre, die den Druk der
                              									Zange, welche sie im Zink untergetaucht hielt, so wie bedeutende Stöße der erwähnten
                              									Eisenstange selbst vertrug, unausbleiblich in Stüke zerschmettert. Gut gemachte
                              									kleine Dampfkessel unter den gewöhnlichen Umständen zu zersprengen, gelang ihm
                              									gewöhnlich nur dann, wenn die Sicherheitsklappe zugeschraubt war, und die
                              									Feuerstätte bis zum Dreifachen vergrößert wurde. Aehnliche Erfahrungen machte auch
                              									das Comité des Franklin Institute in Amerika.
                           Hieraus zieht er den Schluß, daß nicht das einfache Uebermaaß des Dampfdruks im
                              									Kessel allein nothwendiger Weise eine Explosion veranlasse, sondern vielmehr
                              									verschiedene Arten von vibrirender Bewegung, welche dem Dampfkessel plözlich oder in
                              									Zwischenräumen mitgetheilt werden, eine Explosion zur Folge haben könnten und oft
                              									gehabt haben, z. B. der Schlag eines Hammers gegen die Wasserkammer des Kessels, ja
                              									einmal sogar ein kleiner Stein, den ein Knabe gegen die Wand eines
                              									(Hochdruk-) Dampfkessels schleuderte. Aus dem Umstande, daß die
                              									Sicherheitsventile als solche bei Explosionen in der Regel unwirksam gefunden
                              									wurden, folgert er, daß irgend eine Kraft im Augenblike ihres Entstehens den Boden
                              									oder die Seitenwände des Kessels zerriß, ehe sie auf das Sicherheitsventil wirken
                              									konnte.
                           Wegen der plözlichen Wirkung dieser Kraft wurden die Explosionen der Gegenwart von
                              									Wasserstoffgas, welches sich in Folge der Zersezung des Wassers bildete,
                              									zugeschrieben. Allein abgesehen von  der Schwierigkeit der Erzeugung einer großen Quantität
                              									Wasserstoffgases unter solchen Verhältnissen, konnte es ohne Vorhandenseyn einer
                              									gewissen Quantität freien Sauerstoffs oder atmosphärischer Luft weder brennen, noch
                              									explodiren; auch würde eine solche explosive Mischung, selbst wenn sie mit 0,7 ihres
                              									eigenen Volumens Dampf gemengt wäre, nicht Feuer fangen, wie Dr. Schafhäutl bereits im Mechanics' Magazine Bd. XXX.
                              									S. 144 (polyt. Journal Bd. LXXI. S. 362) durch Experimente dargethan.
                           Die gewöhnliche Methode, Wasser in Dampf zu verwandeln, besteht darin, daß man
                              									stufenweise kleine Portionen Wärmestoff zu einem verhältnißmäßig großen
                              									Flüssigkeitskörper hinzufügt. Wird dagegen einer gegebenen Wassermenge so viel
                              									Wärmestoff als zu ihrer Vaporisation nothwendig ist, in einem Augenblike
                              									mitgetheilt, so muß sich in demselben Momente der Dampf explodirend entwikeln.
                              									Erhizt man z. B. eine Eisenstange so lange, bis sie sich mit flüssiger Schlake
                              									überzieht, legt dieselbe über ein auf einem Amboß befindliches Wasserkügelchen und
                              									schlägt mit einem Hammer darauf, so theilt die flüssige Schlake ihren Wärmestoff
                              									augenbliklich dem Wasser mit, indem sie erstarrt; in demselben Moment aber wird auch
                              									das Wasser mit einem lauten Knall in Dampf
                              										verwandelt.Siehe Schafhaͤutl's Abhandlung im Mechan. Mag, Bd. XXX, S. 141 (polytechn. Journal Bd.
                                       													LXXI. S. 351). Eine
                              									ähnliche Erscheinung kann in einem Dampfkessel vorkommen, wenn eine Quantiät Wasser
                              									mit einer rothglühenden Platte in Berührung gebracht wird, sey es durch eine
                              									Bewegung des Kessels, oder in Folge eines theilweisen plözlichen Ablösens der am
                              									Boden oder an den Seitenwänden gebildeten Incrustation, welche sich nach und nach
                              									während ihres Wachsens immer mehr blasenartig vom Metall ablöst, und Veranlassung
                              									gibt, daß dort die Kesselplatte rothglühend wird. Selbst durch plözliche Verdikung des Sediments auf der Kesselplatte, was bei den
                              									Incrustationen von einer eigenthümlichen chemischen Beschaffenheit immer
                              									stattfindet, entwikeln sich die einzelnen Dampfblasen mit Explosion (vergl. obige
                              									Abhandlung, Mech. Magaz. Bd. XXX. S. 143). Ein plözliches Oeffnen des Sicherheitsventils, oder selbst
                              									eine rasche Steigerung der Hize, welche ein heftiges Aufwallen des Wassers zur Folge
                              									haben könnte, ist gefährlich.
                           Dr. Schafhäutl geht nun zur
                              									Untersuchung der respectiven Fähigkeiten des Wassers und des Dampfes in Betreff der
                              									Fortpflanzung der undulirenden Bewegung, welche aus der Compressibilität obiger zwei
                              									Flüssigkeiten hergeleitet wird, über. Nach Laplace
                              									beträgt das 
                              									Leitungsvermögen des Dampfes bei vier Atmosphären und 145,6° C. 1041,34511
                              									Fuß, dasjenige des Wassers 6036,88 Fuß in der Secunde. Es verhalten sich daher ihre
                              									Geschwindigkeiten wie 1 : 4,5.
                           Im Falle einer plözlichen explosiven Entwikelung des Dampfes ist die Hauptwirkung
                              									gegen den Boden oder die Wände des Kessels gerichtet; von hier aus verbreitet sie
                              									sich durch das Wasser und wird endlich durch den Dampf nach dem Sicherheitsventil
                              									fortgepflanzt. Eine in Folge einer Explosion an der Oberfläche des Wassers
                              									entstandene Welle würde den Boden oder die Seitenwände des Kessels viermal so bald
                              									erreichen, als sie auf den oberen Theil desselben und also auf das Sicherheitsventil
                              									einwirken könnte; entstände aber die Explosionswelle am Boden, so würde die Zeit, in
                              									welcher dieselbe das Sicherheitsventil erreichen würde, der Summe anstatt der
                              									Differenz beider Geschwindigkeiten proportional seyn. Obgleich diese relativen
                              									Zeitperioden, an sich betrachtet, vielleicht Manchem zu klein erscheinen möchten,
                              									als daß sie auf das Zerspringen des Kessels irgend einen bemerkbaren Einfluß ausüben
                              									könnten: so sind sie doch im Vergleiche mit dem Momente der
                                 										Explosion, der unendlich kleinen Zeit, in welcher die Explosion entsteht
                              									und verschwindet — als unendlich groß zu betrachten. Denn da zu aller
                              									Mittheilung der Bewegung Zeit erfordert wird, die ganzen Kesselwände aber während
                              									der momentanen Entstehung der Explosion nicht Zeit genug haben, dem Stoße
                              									auszuweichen und vermöge ihrer eigenen Elasticität nachzugeben — so muß der
                              									Zusammenhang der Platten da, wo sie der Stoß trifft, zerstört werden und der Kessel
                              									also springen. Eine ähnliche Erscheinung wird oft bemerkt, wenn z. B. kleine
                              									Quantitäten Knallpulver aus 3 Theilen Salpeter, 2 Th. kohlensaurem Kali und 1 Th.
                              									Schwefel in einem erhizten eisernen Löffel zur Explosion gebracht werden. Ein über
                              									das Gefäß gelegtes Blech wird nicht abgeschleudert, oft aber der eiserne Löffel
                              									durchlöchert, gerade da, wo die Mischung lag, auch wenn die Masse gar keinen
                              									Widerstand nach Oben zu überwinden hat.
                           Um die Wirkung der plözlichen Entwikelung einer explosiven Kraft aus die Platten
                              									eines Dampfkessels durch das Experiment zu erläutern, theilt Dr. Schafhäutl das Resultat einer Reihe von ihm
                              									angestellter Versuche mit Eisencylindern mit. Der Zwek dieser Versuche war, die
                              									Verlängerung der Cylinder zu ermitteln, welche stattfand, ehe sie bei plözlicher
                              									Anbringung eines gegebenen Gewichts rissen. Es ergab sich das Resultat, daß ein
                              									Cylinder, welcher eine Spannung von 22 nach und nach angehängten Centnern
                              									ausgehalten hatte, unausbleiblich ohne alle Verlängerung
                                 										zerriß,  wenn
                              									dieselbe Kraft durch einen fallenden Körper plözlich angebracht wurde.
                           Aehnliche Versuche mit Eisenbahnschienen erwiesen, daß lokerfaseriges Eisen, welches
                              									eine stufenweise sich steigernde Spannung recht gut aushielt, bei plözlicher
                              									Einwirkung derselben Kraft zerbrach, während engfaseriges Eisen, welches nicht im
                              									Stande war, eine allmähliche Spannung auszuhalten, den plözlichen Impuls vollkommen
                              									ertrug. Diese Thatsachen verdienen bei der Auswahl des Eisens für Kesselpatten,
                              									welche gegen die plözliche Einwirkung einer zerstörenden Kraft zu schüzen sind, wohl
                              									in Erwägung gezogen zu werden.
                           Dr. Schafhäutl legt darauf die
                              									Details einer Reihe von Versuchen dar, indem er an einem sinnreichen ModellDas Modell bestand aus einem starken verticalen Cylinder, an welchem oben und
                                    											unten einander gerade gegenuͤber zwei Ventile so angebracht waren,
                                    											daß eine gewisse fuͤr beide genau zu bestimmende und gleiche Kraft zu
                                    											ihrer Erhebung oder Senkung erfordert wurde. In diesen etwas mehr als zur
                                    											Haͤlfte mit Wasser gefuͤllten Cylinder wurden nun
                                    											Schießpulverpatronen gesenkt, mit Wachspapier umhuͤllt bis auf die
                                    											untere Flaͤche, welche von einer Kaliumkugel geschlossen und noch mit
                                    											so viel Scheiben von weißem Fließpapier bedekt war, daß die
                                    											Entzuͤndung nur nach einiger Zeit erfolgte. Manchmal wurden auch
                                    											große Kaliumkugeln in Filtrirpapier gewikelt etc. allein angewendet. Der
                                    											Erfolg war immer, daß wenn die Explosion im Wasser oder selbst auf der
                                    											Oberflaͤche des Wassers geschah, die obere Klappe ruhig blieb,
                                    											waͤhrend ein Theil Wasser durch die untere geworfen wurde, die wie
                                    											die obere vermittelst eines feingezahnten Sperrrades so eingerichtet war,
                                    											daß sie in jeder Entfernung vom Cylinder, wohin sie durch die Explosion
                                    											geworfen wurde, feststehen blieb. theils mit Hülfe einer
                              									explosiven Verbindung von Kalium und Schießpulver, theils mit Hülfe von ersterem
                              									allein die Wirkungen von Explosionen in verschiedenen Höhen innerhalb eines
                              									Dampfkessels erläuterte.
                           Eine sorgfältige Prüfung der Umstände und Resultate dieser Versuche überzeugten ihn,
                              									daß sich eine einfache, auf alle Dampfkessel anwendbare mechanische Anordnung
                              									treffen ließe, welche die aus der momentanen Entwikelung einer Explosivkraft
                              									entstehende Gefahr aufheben würde. Er schlägt vor, mit dem Boden des Dampfkessels
                              									vermittelst einer Röhre ein besonderes Sicherheitsventil von gegebenem Flächeninhalt
                              									in Verbindung zu bringen, welches mit 5/6 der absoluten Cohäsionskraft der
                              									Kesselplatte zu belasten wäre. Sollte nun eine plözliche Dampfentwikelung
                              									stattfinden, so würde der erste Stoß auf das untere eigentliche Sicherheitsventil
                              									wirken und dasselbe öffnen; dadurch würde die erzeugte Welle ihrer zerstörenden
                              									Kraft beraubt und zugleich die Heftigkeit des zweiten von dem oberen Theile des
                              									Kessels kommenden Stoßes gemildert, indem der erste Stoß bereits einem Theile des
                              									Wassers den Ausweg aus dem Kessel gestattet hätte. Dieses eigentliche Sicherheitsventil muß, wenn es horizontal gestellt ist, mit
                              									der Röhre durch den Rost in den Aschenraum herabreichen, oder, wenn die Röhre
                              									horizontal gelegt ist, durch die Zugröhren  des Ofens ins Freie hinausreichen, um es so vor
                              									Incrustation zu bewahren.
                           II.Bemerkungen von Parkes.
                           Hr. Parkes beschäftigte sich mehrere Jahre mit der
                              									Sammlung von Thatsachen zur Erläuterung der Phänomene der
                              									Dampfkessel-Explosionen. Diese Unglüksfälle konnten nicht durchgängig auf
                              									eine einzige Ursache bezogen werden. Ein Dampfkessel kann wohl zu schwach seyn, um
                              									dem inneren Druk zu widerstehen, so daß ein Bersten die nothwendige Folge davon ist.
                              									Wenn indessen auch die bloße Spannkraft des Dampfes das Bersten eines Dampfkessels
                              									in gewissen Fällen erklärte, so reichte doch diese Ursache nicht hin, manche
                              									wohlbekannte Erscheinungen zu erklären, z. B. das Wegschleudern eines ganzen
                              									Dampfkessels von seinem Lager, die Trennung eines Kessels in zwei Theile, wovon der
                              									eine an seiner Stelle blieb, der andere weit weggeschleudert wurde, u. s. w. Parkes ist der Meinung, daß nur eine ganz augenblikliche
                              									Kraftentwikelung solche Wirkungen veranlaßt haben konnte.
                           Dr. Schashäutl wies mit vielem
                              									Scharfsinne nach, daß eine unter Wasser erzeugte Explosivkraft auf den Boden des
                              									Dampfkessels wirken und ihn sprengen würde, ehe das Sicherheitsventil den Druk
                              									mildern könnte. Er leitete aus Parkes Theorie
                              										„der percussiven Wirkung des Dampfs“ und aus seinen eigenen
                              									Versuchen die Thatsache her, daß, wenn aus irgend einer Veranlassung, z. B. in Folge
                              									des Aufbrechens eines Theils der am Kesselboden haftenden Kruste, ein Dampfvolum von
                              									großer Elasticität in einem Augenblike sich entwikelte, ein Bersten des Bodens oder
                              									eine Trennung des Kessels in zwei Theile die Folge davon seyn würde. Parkes stimmt mit dieser Ansicht überein und führt zu
                              									ihrer Bekräftigung mehrere Beispiele an.
                           Es schien ihm, daß eine von dem einfachen Dampfdruk verschiedene und stärkere Kraft
                              									das Hauptagens sey. Die Bemühungen des Comité's des Franklin
                                 										Institute und Anderer, Dampfkessel-Explosionen hervorzubringen,
                              									hatten sehr selten einen Erfolg, und die erlangten Resultate weichen von denjenigen,
                              									welche immer in Folge eines Unfalles vorkommen, sehr ab. Man möchte aus dieser
                              									Thatsache mit Gewißheit schließen, daß die Experimentatoren nicht auf den wahren
                              									Grund des Berstens und Wegschleuderns der Dampfkessel gekommen sind, sonst würde die
                              									Hervorbringung ähnlicher Wirkungen keine Schwierigkeit gehabt haben.
                           Parkes beschreibt nun die Dampfentwikelung durch stark
                              									erhizte Platten, welche so plözlich ist, daß keine praktikable Anzahl von
                              									Sicherheitsventilen im Dampfraume diese Dampfmenge rasch genug entladen  könnte, um den Kessel vor der
                              									Zerstörung zu schüzen, und führt als Beispiel die durch Aufbrechen der Kruste in
                              									Salzpfannen hervorgebrachten Wirkungen an. Kohlen- und schwefelsaurer Kalk
                              									trennten sich in Folge der Verdunstung von der Soole und sezten sich sehr fest an
                              									die erhizten Flächen. Häufig bildete sich über diesem Niederschlag eine Salzkruste;
                              									die Folge hievon war, daß das Aufwallen, wenn der Niederschlag über dem Boden sich
                              									sehr Verdikt hatte, aufhörte, und der Boden der Pfanne rothglühend wurde. Die Art,
                              									wie man die Pfannenkruste ablöste, bestand darin, daß man die Schärfe einer schweren
                              									eisernen Brechstange auf sie einwirken ließ, so daß nun das Salzwasser die Pfanne
                              									erreichen konnte; auch wurde die Kruste häufig durch Ausdehnen und Niederdrüken der
                              									Platten zerbrochen, so daß die Kruste wie ein Gewölbe über den lezteren blieb. In
                              									solchen Fällen sah man die Platte einen Augenblik lang roth glühend, aber
                              									unmittelbar darauf wurde eine ungeheure Salzwassersäule aus der Pfanne geschleudert,
                              									wobei der Dampf offenbar eine hohe momentane Elasticität äußern mußte. Parkes sah ein Quadratyard des Pfannensteins auf diese
                              									Weise geborsten und unter demselben die ganze Oberfläche der Platte rothglühend.
                              									Wäre die Pfanne wie ein Dampfkessel geschlossen gewesen, so würde der Dampfstoß
                              									gegen Dekel, Boden oder Seitenwände ohne Zweifel den Behälter zertrümmert haben.
                           In der Fabrik des Hrn. Parkes wurde durch den Boden einer
                              									dünnen kupfernen Salzpfanne in Folge der plözlichen Einwirkung des auf obige Weise
                              									erzeugten Dampfes ein Loch geschlagen. Die Stelle war ohne Zweifel vorher durch die
                              									Hize schadhaft geworden. Parkes ist der Meinung, daß
                              									ähnliche Erscheinungen häufig bei Dampfkesseln vorkommen könnten.
                           Mehrere Schriftsteller über Dampfkessel-Explosionen haben die Theorie
                              									aufgestellt, daß rothglühende Eisenplatten weniger Dampf erzeugen, als weniger
                              									erhizte Platten. Diese Annahme gründete sich auf die Versuche von Leidenfrost, Klaproth und Anderen über die Zeit, welche
                              									ein kleines, in einem roth glühenden Löffel liegendes Wasserkügelchen zur
                              									Verdampfung braucht. Allein zwischen einem heißen Löffel, welcher einen
                              									Wassertropfen enthält und einer Wassermasse zwischen den erhizten Platten eines
                              									Dampfkessels war keine Analogie zu finden. Ein dünner, über heiße Platten geleiteter
                              									Wasserstrahl würde augenbliklich Dampf von großer Kraft erzeugen; die
                              									Molecularattraction eines aus geringer Höhe auf eine Platte fallenden Tropfens würde
                              									vernichtet und das Ganze in einem Augenblik in Dampf von hoher momentaner Spannkraft
                              									verwandelt werden. Die gewöhnlich angenommene Theorie des Leidenfrost'schen Experimentes  wurde durch Dr. Schafhäutl in einem im Mechanics'
                                 										Magazine Bd. XXX. Nr. 799 (polytechn. Journal
                              										Bd. LXXIII. S.
                                 										81) erschienenen Aufsaz als unrichtig widerlegt.
                           Die Explosion mehrerer Dampfkessel wurde, wie Parkes meint
                              									mit Recht, einer über sehr stark erhizte Platten hinwegstreichenden Wasserwelle
                              									zugeschrieben. Auf diese Weise erklärt er sich das Unglük des Dampfbootes
                              										„Union“ bei Hull. Die Schiffsdampfkessel waren dazumal noch
                              									nicht so gut eingerichtet, wie jetzt, um zu verhüten, daß das Wasser nach einer
                              									Seite zufließe und auf der anderen Seite der Einwirkung des Feuers eine trokene
                              									Stelle lasse. Unter solchen Umständen war jenes Unglük, so bald das Schiff ins
                              									Gleichgewicht sich stellte, unvermeidlich. Parkes war
                              									nicht der Meinung, daß es der Bloßstellung einer bedeutenden erhizten Metallfläche
                              									bedürfe, um die Trennung eines Dampfkessels und das Abschleudern der oberen Hälfte
                              									desselben hervorzubringen; im vorliegenden Falle ist der Erfolg der Plözlichkeit der
                              									Wirkung zuzuschreiben, und keine Anzahl Sicherheitsventile würde im Stande gewesen
                              									seyn, den Dampf seiner momentanen Kraft zu berauben und den Dampfkessel zu retten.
                              									Geräumige Dampfkessel wurden ringsherum so glatt abgesprengt, wie wenn sie mit einer
                              									Schere von einander geschnitten worden wären. Diese Erscheinungen waren
                              									handgreifliche Beweise einer äußerst momentan wirkenden Kraft.
                           Plözliche Wirkungen gegen die Kesselflächen entstehen übrigens auch aus anderen
                              									Ursachen, als wegen Ueberhizung der Platten. Im Laufe seiner Nachforschungen über
                              									den Grund der Unfälle mit Dampfkesseln, fand Parkes, daß
                              									von 23 Explosionen 19 in dem Augenblike stattfanden, wo man die Maschine in Gang
                              									sezte, oder während die Dampfkessel in Ruhe, und nur drei, während die Maschinen in
                              									Gang waren; die meisten Explosionen erfolgten in dem Momente, wo der Dampf auf den
                              									Kolben zugelassen wurde. Er schreibt diese Wirkung der percussiven Kraft des Dampfes
                              									zu, welche der Kessel eben so gut wie der Kolben erfährt; war der Kessel schwach und
                              									durch den Dampf bis nahe an den Punkt des Berstens ausgedehnt, so war der Stoß
                              									hinreichend, sein Zerspringen zu veranlassen. Parkes
                              									führt mehrere dahin gehörige Beispiele an.
                           Im Jahre 1817 plazte bei Norwich der Kessel eines Dampfschiffes, wobei mehrere
                              									Personen das Leben verloren. Vor dem Unfall rann der Kessel an mehreren Stellen; der
                              									Dampf drang in reichlicher Menge durch das Sicherheitsventil, welches offenbar sehr
                              									schwer belastet war, hervor. Die Maschine hatte kaum eine Umdrehung gemacht, als die
                              									Explosion erfolgte. Dem gegenwärtigen Zustande unserer Kenntnisse in diesen
                              									Thatsachen gemäß ist Parkes
                              									 überzeugt, daß der
                              									Impuls des Dampfes gegen den Kolben die unmittelbare Ursache dieses Unglüks gewesen
                              									sey.
                           Im Jahre 1826 oder 1827 war Parkes Augenzeuge von den
                              									Wirkungen einer Explosion in der Nähe seiner Fabrik bei Paris, und zwar wenige
                              									Minuten nach dem Vorfall. Der Dampfkessel bestand aus Schmiedeisen, war 6 Fuß lang
                              									und hielt ungefähr 2 Fuß 6 Zoll bis 3 Fuß im Durchmesser. Auf seinen Rath hatte der
                              									Eigenthümer vorher ein neues, aus einem Stük Schmiedeisen bestehendes Ende
                              									eingesezt; man hatte ihm ernstlich abgerathen, seine Maschine zu überladen oder
                              									dieselbe für gewöhnlich mit solch enormer Spannung arbeiten zu lassen. Der Cylinder
                              									der Maschine lag horizontal und stand durch eine kurze, mit einem Hahne versehene
                              									Röhre mit dem Dampfkessel in Verbindung. Da die Maschine dem Eigenthümer zu langsam
                              									ging, so begab er sich in das Maschinengebäude und sperrte sie ab. Er drükte darauf
                              									den Hebel des Sicherheitsventils nieder; kaum hatte er aber den Hahn gedreht, um die
                              									Maschine wieder in Gang zu sezen, als die Explosion erfolgte. Das neue, der Maschine
                              									gegenüber liegende Ende des Dampfkessels wurde von dem Hauptkörper getrennt, im
                              									Feuercanal liegend gefunden. Die Nietnägellinie und ein vollständiger Reif des neuen
                              									Endes waren an dem Stük geblieben, und die Kanten an der geborstenen Stelle waren so
                              									scharf und glatt, wie wenn sie abgemeißelt oder mit der Schere abgeschnitten worden
                              									wären. Dampfkessel, Maschine und Mauerwerk wurden in den Hof geschleudert und zwar
                              									nach einer der Wasser- und Dampfentweichung entgegengesezten Richtung.
                           Aehnliche Wirkungen beobachtete Parkes im verflossenen
                              									Jahre bei einer in Camden-town erfolgten Explosion. Glüklicher Weise befand
                              									er sich gerade an Ort und Stelle, so daß er die Sache untersuchen konnte, ehe in der
                              									Lage viel geändert worden war. Zwei Dampfkessel waren, die Enden einander zukehrend,
                              									eingesezt worden; zwischen ihnen befand sich ein Schornstein. Das Ende des einen
                              									wurde hinausgeschmettert und lag ganz nahe bei seiner ursprünglichen Stelle. Der
                              									Kessel wurde rükwärts in den Schornstein, welcher ihn zum Theil an einem
                              									hervorstehenden Röhrenkranz unterstüzte, hineingetrieben und stieß den anderen
                              									Kessel mit dem ganzen Mauerwerk in horizontaler Richtung volle 2 Fuß vorwärts. Parkes ist der Meinung, daß der Dampf, während er auf der
                              									einen Seite das Bersten des Kessels veranlaßte, vermöge seiner Rükwirkung gegen die
                              									entgegengesezte Seite desselben jenen Rükstoß hervorbrachte. Im vorliegenden Falle
                              									waren die beiden auf den miteinander in Verbindung stehenden Dampfkesseln
                              									befindlichen Sicherheitsventile in gutem Zustande und nicht schwer belastet. Der
                              									Unfall ereignete sich  um
                              									die Frühstüksstunde, wo die Maschinen nicht im Gang waren. Eine der beiden Stüzen,
                              									welche das geborstene Kesselende hielten, war, wie sich zeigte, schon vorher
                              									gebrochen, indem der Bruch mit alter Kalkkruste überzogen war; die andere hatte
                              									schon lange gekracht und wurde nur noch durch ein Bruchstük gehalten. Das geborstene
                              									Kesselende war dem Feuer nicht ausgesezt gewesen, auch zeigte der Feuercanal keine
                              									Spuren von Beschädigung durch das Feuer u. s. w. Bei seinem Bestreben zu entweichen,
                              									wirkte der Dampf zunächst gegen das eine Ende, und erhob den Kessel nicht nur aus
                              									seiner horizontalen Lage bis zu einem Winkel von ungefähr 45°, sondern gab
                              									ihm auch noch von seinem Lager aus eine schräge Drehung.
                           Hr. Parkes konnte nicht die öfters ausgesprochene Ansicht
                              									theilen, daß die sogenannten Hochdrukdampfkessel gefährlicher oder zum Explodiren
                              									geneigter seyen, als andere. Er glaubt im Besize der Berichte von beinahe allen
                              									Explosionen zu seyn, welche seit dem Erlöschen von Watt's
                              									Patent in Cornwallis, von welchem Zeitpunkte man anfing, die Maschinen mit höherem
                              									Druk arbeiten zu lassen, sich ereigneten; es lassen sich nur fünf oder sechs
                              									Beispiele aufweisen, einige Fälle zusammengestürzter Oefen ungerechnet. In einem
                              									kleinen District um Wednesbury ereigneten sich im Laufe des gegenwärtigen Jahres mit
                              									Niederdrukkesseln mehr Explosionen als in Cornwallis innerhalb 40 Jahren, wo man
                              									sich des höchsten Drukes bediente. Parkes ist auch der
                              									Ansicht, daß die Kohlendistricte von Northumberland, Durham und Staffordshire mehr
                              									Unglüksfälle dieser Art von Hoch- und Niederdruckkesseln aufweisen können,
                              									als das ganze übrige England.
                           Obiger Contrast zwischen den Kohlendistricten und dem Districte von Cornwallis läßt
                              									sich einfach erklären. Wo Kohlen so wohlfeil waren, da hatte die Consumtion an
                              									Brennmaterial keine Gränzen; die Nachlässigkeit nahm überhand; man glaubte sich
                              									verhältnißmäßig kleiner Dampfkessel bedienen zu dürfen, indem sich durch intensives
                              									Feuer genug Dampf entwikeln ließe, wobei die Regel galt, vor Allem die ersten Kosten
                              									des Dampfkessels einzubringen. In Cornwallis dagegen handelte es sich darum, mit der
                              									Brennmaterial-Consumtion ökonomisch zu verfahren. So kommt es denn, daß die
                              									ganze Classe jener in Folge der Beschädigung der Platten durch Feuer oder
                              									Ablagerungen (Incrustation) entstehenden Unglüksfälle ungefähr zu der Intensität der
                              									Feuerung im Verhältniß stehen mag.
                           Wenn das unglükselige Ergebniß im Allgemeinen in den Kohlendistricten überwiegend
                              									war, so gab es doch einige Ausnahmen. In einem Eisenwerke bei Dudley waren die
                              									Dampfkessel nach beinahe dreißigjährigem Gebrauche noch in gutem Zustande; während
                              									dieser  Periode hatten
                              									sie nur geringe Reparaturen erfordert. Bei diesen Dampfkesseln bestanden sämmtliche,
                              									dem Feuer ausgesezte Bodenplatten aus geschmiedetem, nicht aus gewalztem Eisen; die
                              									Kessel waren im Verhältniß zu ihrer Arbeit geräumig, und wurden jede Woche
                              									sorgfältig gereinigt.
                           Parkes geht nun zu mehreren anderen merkwürdigen
                              									Explosionsfällen über. Es ist eine authentische Thatsache, daß ein den HHrn. Ferey bei Essonne in Frankreich gehöriger Dampfkessel in
                              									dem Augenblik plazte, wo das Sicherheitsventil sich öffnete.
                           Nach der bei Lyon erfolgten Explosion der zu Steele's
                              									Dampfboot gehörigen Dampfkessel vernahm man hintereinander drei Berichte, welche
                              									alle dahin lauteten, daß die Kessel nicht in einem und demselben Momente
                              									zersprangen. Obgleich Hr. Steele das Sicherheitsventil
                              									niedergeschraubt hatte, um den Dampfdruk zu erhöhen, so sollte doch, den geäußerten
                              									Ansichten zufolge, die Explosion des ersten Kessels für die beiden anderen als
                              									Sicherheitsventil gewirkt und sie gerettet haben, indem durch die Zerstörung des
                              									ersten Kessels die Röhren geborsten wären und dem in dem anderen Kessel befindlichen
                              									Dampf ein freier Ausweg sich eröffnet hätte; nichtsdestoweniger explodirten sie alle
                              									drei der Reihe nach. Mehrere ähnliche Beispiele successiver Explosionen haben sich
                              									in England zugetragen. Parkes ist nicht gesonnen, hier in
                              									eine nähere Erläuterung der Ursache obiger Erscheinung einzugehen, dagegen drükt er
                              									seine Ueberzeugung dahin aus, daß ein plözliches Oeffnen und Schließen der
                              									Sicherheitsventile äußerst gefährlich sey. Sicherheitsventile sollten sich, um ihrem
                              									Zwek in nüzlichem Sinne zu entsprechen, einzig und allein dem Dampfdruk öffnen, und
                              									nicht mehr gehandhabt werden, als absolut nothwendig ist.
                           Keine der seither aufgestellten Theorien scheint den Grund des Fortschleuderns
                              									schwerer Dampfkessel aus ihren Lagern deutlich zu erklären, zumal wenn sie, wie dieß
                              									öfters der Fall war, Wasser im Ueberfluß enthielten. Parkes führt als Beispiel einen Fall an, wo ein Dampfkessel explodirte und
                              									einen mit ihm in Verbindung stehenden Kessel, worin mehrere Männer arbeiteten, auf
                              									einige Entfernung mit sich fortriß. In der Luft trennten sich beide Kessel, und
                              									derjenige, welcher geborsten war, erreichte eine sehr bedeutende Höhe, obschon er
                              									bei einem Durchmesser von 6 Fuß 28 Fuß lang war.
                           Im Jahre 1835 wurde in der Wollenmanufactur der HHrn. Henderson in Durham ein ungefähr 2½ Tonnen wiegender Dampfkessel
                              									von seinem Lager geschleudert; er stieg auf eine bedeutende Höhe und fiel in einer
                              									Entfernung von 300 Yards von seiner ursprünglichen Stelle nieder.
                           
                           Ein cylindrischer Dampfkessel explodirte im Jahre 1812 in der Cornver Grube in
                              									Cornwallis. Er brach durch das Gebäude, und öffnete sich selbst einen Ausweg in den
                              									Hof, wo er platt wie ein Stük Papier niedergefallen seyn soll.
                           Thatsachen dieser Art gewähren hohes Interesse und sind geeignet, das Nachdenken der
                              									Ingenieurs auf die Ursache derselben so wie auf passende Gegenmittel
                              									hinzulenken.
                           Parkes führte noch als Beispiele mehrere Fälle an, wo
                              									Dampfkessel rothglühend wurden, ohne zu explodiren. Ein Beispiel bezog sich auf drei
                              									Dampfkessel, deren Böden und Deken in Folge einer im Gebäude, worin sie sich
                              									befanden, ausgebrochenen Feuersbrunst rothglühend waren; dennoch plazten die Kessel
                              									nicht. Uebrigens war in die solchergestalt überhizten Kessel kein Wasser nachgepumpt
                              									worden.
                           Er war ferner im Besize mehrerer sonderbarer Beispiele, wo Kessel aus Ursachen, die
                              									von den vorhergehenden ganz verschieden waren, explodirten und fortgeschleudert
                              									wurden. Ein solcher Fall ereignete sich im Februar 1837 in dem Etablissement der
                              									HHrn. Samuel Stocks und Sohn
                              									im Stadtgebiete von Heaton Norris bei Manchester. Der Dampfkessel war 20 Fuß lang, 9
                              									Fuß breit und 10 Fuß tief und wog ungefähr 8 Tonnen. In einer Sonnabendnacht wurde
                              									das Wasser mittelst Dampfdruk durch das am Boden befindliche Spundloch ausgetrieben,
                              									wobei man den Dekel des Einfahrtloches nicht abschraubte. Am Sonntag Abend nahm der
                              									Heizer in der Absicht, den Kessel zu reinigen, den Einfahrtsdekel ab; in dem
                              									Augenblike, wo er mit einer brennenden Laterne hineinstieg, fand eine heftige
                              									Explosion statt, der Mann wurde eine Streke weit fortgeschleudert und getödtet. Der
                              									Dampfkessel wurde bei näherer Untersuchung ganz troken gefunden, kein Feuer war
                              									angezündet, keine Spur von Wasser fand sich in seiner Nähe, er war ganz kalt; er war
                              									von seinem Lager bis zum Dach geworfen worden, welches er zerstörte; auch die Mauern
                              									des Gebäudes waren eingestürzt. Das Vorhandenseyn eines brennbaren Gases ließ sich
                              									ohne Schwierigkeit erklären, indem sich in Folge der Zersezung des Dampfes (welcher
                              									nach dem Austreiben des Wassers in dem Dampfkessel zurükgeblieben seyn mochte) durch
                              									die erhizten Seitenwände und den Boden des Kessels Wasserstoffgas entwikelt haben
                              									konnte. Die durch das Spundloch oder das Einfahrtloch nach abgenommenem Dekel
                              									eingedrungene atmosphärische Luft reichte hin, eine explodirende Mischung zu bilden.
                              									Das Fortschleudern des Arbeiters war die einfache Folge der Gasentzündung,
                              									schwieriger jedoch war es zu erklären, warum der ganze Kessel aus seiner Stelle
                              									gehoben wurde. Die Gestalt des Dampfkessels nach der Explosion zeigte zwei
                              									verschiedene Wirkungen; die  Enden und Seiten desselben waren durch die Gewalt der in
                              									ihm statt gehabten Explosion bauchartig nach Außen getrieben, der Boden aber durch
                              									die Gewalt, welche ihn aus seinem Lager erhob, aufwärts gequetscht worden.
                           Die Bildung von Wasserstoffgas in einem Dampfkessel nach Entleerung alles Wassers
                              									wurde durch einen ähnlichen Fall bestätigt, welcher sich in der Zukerraffinerie der
                              									HHrn. Rhodes und Sohn in London zutrug, dessen Details
                              									Hrn. Parkes von dem Verwalter der Fabrik Hrn. Henrickson mitgetheilt wurden. Als ein Arbeiter mit einer
                              									brennenden Laterne in den Kessel zu steigen im Begriff war, um denselben zu
                              									reinigen, wurde er zu einer bedeutenden Höhe emporgeschleudert. Der Kessel war nicht
                              									geborsten, indem die Quantität des Wasserstoffgases verhältnißmäßig gering und auf
                              									den oberen Theil des Kessels beschränkt schien; dagegen erfolgte eine Reihe von
                              									Detonationen gleich successiven Kanonenschlägen.
                           Diese beiden merkwürdigen Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, bei Beaufsichtigung
                              									von Dampfkesseln auch auf die scheinbar unbedeutendsten Umstände Acht zu haben. Die
                              									gänzliche Entleerung der Kessel, während in dem Ofen noch eine intensive Hize
                              									waltet, ist offenbar gefährlich, und sollte nie vorgenommen werden, ohne vorher den
                              									Dekel des Einfahrtloches abzunehmen.
                           Hr. Seaward war erfreut, die Idee, die
                              									Dampfkesselexplosionen aus der Bildung von Wasserstoffgas herzuleiten, mit so vielem
                              									Erfolge durch Dr. Schafhäutl
                              									und Parkes bestritten zu sehen. Er stimmt mit dem
                              									ersteren in Betreff seiner Ansicht über die Ursache der Mehrzahl der Explosionen
                              									vollkommen überein. Bei allen Explosionen, von deren Wirkung er selbst sich
                              									überzeugt hat, schienen die unteren Theile des Kessels am meisten gelitten zu
                              									haben.
                           Unmittelbar nach der Explosion in der Polgoothgrube, wobei 17 Personen das Leben
                              									verloren, war er an Ort und Stelle. Man erzählte ihm, die Dampfkessel hätten sich 7
                              									bis 8 Fuß weit von ihren Lagern bewegt, ehe man eine Detonation hörte.
                           In der Hurlam Grube war eine Dampfmaschine mit 40zölligem Cylinder unmittelbar über
                              									dem Schachte aufgestellt worden. Ihre Kraft reichte für die zu liefernde Arbeit
                              									nicht hin; im Verhältniß der zunehmenden Tiefe steigerte man daher stufenweise den
                              									Dampfdruk. Längs des Kessels, welcher von ungeheurer Länge war, hatte man bei jedem
                              									Hub der Maschine fortwährend eine zitternde oder wellenförmige Bewegung bemerkt; am
                              									Ende explodirte der Kessel.
                           In London fanden im Verhältniß zu der Anzahl der verwendeten Dampfkessel weniger
                              									Explosionen statt, als in irgend einem  anderen District. Der Grund dieser Thatsache dürfte in
                              									der Kostspieligkeit des Brennmaterials liegen; man ging mit demselben ökonomisch um,
                              									achtete auf eine regelmäßige Dampfzuführung und vermied jene intensive Thätigkeit
                              									des Feuers, welche, wenn die Maschine auf einige Zeit still steht, eine Explosion zu
                              									veranlassen geneigt ist.
                           Parkes schreibt die geringe Anzahl von
                              									Dampfkessel-Explosionen in den Themsebooten dem dort üblichen Verfahren der
                              									Maschinisten zu, den Dampf auf das Sicherheitsventil wirken zu lassen, anstatt das
                              									leztere zu öffnen. Das rasche Oeffnen des Ventils hat schon oft eine Explosion zur
                              									Folge gehabt. Bei dieser Gelegenheit hält er es für nöthig, zu den ihm unrichtig
                              									scheinenden Schlüssen Tredgold's über die Bildung von
                              									Wasserstoffgas in DampfkesselnTredgold on the Steam Engine. Vol. I. p. 251. Edition by Woolhouse. einige Bemerkungen beizufügen. Die
                              									betreffende Stelle lautet, wie folgt: „Wasserstoffgas kann, und häufig
                                 										kommt es wirklich vor, in Dampfkesseln durch Wasser gebildet werden, welches mit
                                 										einem rothglühenden Theile des Kessels in Berührung ist; regelmäßig scheint es
                                 										sich zu entwikeln, während sich Dampf von sehr hoher Temperatur
                                 										bildet.“
                              									Dr. Schafhäutl hat gezeigt,
                              									daß der Erfolg des mit einem rothglühenden Theile des Dampfkessels plözlich in
                              									Berührung kommenden Wassers lediglich die augenblikliche Entbindung einer großen
                              									Dampfmenge von sehr hoher Elasticität ist. Parkes
                              									behauptet, daß kein Beispiel der plözlichen Entwikelung von Wasserstoffgas in einem
                              									Dampfkessel unter solchen Umständen bekannt sey, und zweifelt sehr an der
                              									Möglichkeit einer solchen Erscheinung. Zugegeben indessen, sie sey möglich, so müßte
                              									eine explosive Gasmischung bereits sich gebildet haben, ehe der Dampfkessel zerstört
                              									werden könnte, und dieses könnte so lange nicht statt finden, als eine hinreichende
                              									Quantität Wasser vorhanden wäre, woraus sich eine bedeutende Dampfmenge entwikeln
                              									ließe.
                           Hr. Donkin stimmt hinsichtlich der Nichtbildung von
                              									Wasserstoffgas in Dampfkesseln unter besonderen Umständen mit obiger Ansicht nicht
                              									ganz überein. Er bezieht sich auf die Analogie mit den in Eisengießereien
                              									vorkommenden Detonationen, wenn das flüssige Metall mit feuchtem Sand in Berührung
                              									kommt, und ist der Meinung, daß eine Zersezung wirklich stattfinde, wenn Wasser
                              									plözlich gegen rothglühende Platten anschlägt. Er untersuchte einmal einen
                              									Dampfkessel, welcher geplazt war; die Deke desselben war auf einige Entfernung
                              									fortgeschleudert und der Boden seiner ganzen Länge nach abwärts gepreßt worden. Donkin meint, durch die heftige Feuerung sey  beinahe alles Wasser verdampft;
                              									der Boden sey rothglühend geworden und der Dampfdruk habe denselben, nachdem er
                              									durch die Glühhize schwach geworden sey, gewaltsam abwärts gedrükt; das Wasser sey
                              									darauf plözlich zu beiden Seiten über den überhizten Theil geflossen, worauf
                              									augenbliklich die Explosion erfolgt sey.
                           Hr. Field war geneigt, alle Explosionen, von denen er
                              									nähere Notiz genommen hatte, dem einfachen Druk zuzuschreiben. Wenn Dampf oder eine
                              									geringe Quantität Wasser sehr schnell in ein trokenes erhiztes Gefäß geleitet wird,
                              									so bildet sich leicht Wasserstoffgas. Er richtete zu diesem Zwek mehrere Apparate
                              									vor. Eine starke schmiedeiserne Röhre wurde erhizt; nachdem man sie mit
                              									Eisendrehspänen loker angefüllt hatte, wurde Dampf hineingeleitet, worauf sich das
                              									Gas rasch entwikelte. Er stimmte insofern mit Parkes
                              									überein, als er die oben erwähnte unrichtige Ansicht Tredgold's in Betreff der Wasserstoffgasbildung verwarf. Indessen ist er
                              									der Meinung, daß in einem geräumigen, beinahe trokenen und zum Theil glühenden
                              									Dampfkessel in Folge der Zulassung einer geringen Quantität Wasser, Wasserstoffgas
                              									sich bilden könnte.
                           Was die Erhebung der Dampfkessel aus ihren Lagern betrifft, so ist der Präsident der
                              									Ansicht, daß diese Erscheinung sich genügend aus der Wirkung des atmosphärischen
                              									Druks erklären lasse.
                           Wenn in einem Dampfkessel eine Explosion stattfindet, so wird eine bedeutende Menge
                              									einer sehr elastischen Flüssigkeit entwikelt; in Folge hievon bildet sich über dem
                              									Dampfkessel ein theilweises Vacuum, während unter dem Kessel der volle
                              									atmosphärische Druk wirksam ist. Hieraus folgt, daß der Dampfkessel von seinem Lager
                              									in die Höhe geworfen wird, vorausgesezt, daß die atmosphärische Luft nicht
                              									gleichzeitig in denselben einströmt; wäre aber lezteres der Fall, so würde der Boden
                              									abwärts gedrükt, der obere Theil auf die beschriebene Weise auseinander gerissen und
                              									mit dem elastischen Fluidum in die Luft geführt.
                           Bedenkt man, daß der Flächeninhalt jener Kesselböden ungefähr 60 Quadratfuß, der Druk
                              									der Atmosphäre beinahe 1 Tonne auf den Quadratfuß und das Gewicht der Dampfkessel
                              									aber nur 8 bis 10 Tonnen betrug, so springt in die Augen, daß bei einer bedeutenden
                              									Luftverdünnung, überhaupt bei einer Ungleichheit des atmosphärischen Druks jene
                              									Wirkung hervorgebracht werden konnte.
                           Der Präsident bezieht sich ferner auf zwei ähnliche Fälle ungewöhnlicher Art, von
                              									denen er vor Kurzem amtlich in Kenntniß gesezt wurde, deren Entstehung er
                              									hauptsächlich aus der Ungleichheit des atmosphärischen Druks herleitet.
                           Der erste Fall ereignete sich auf dem Hafendamm in Plymouth  bei dem großen Sturme im
                              									Februar 1838. Es wurden nämlich mehrere der größten Granitblöke im Gewichte von 3
                              									bis 8 Tonnen, welche das Pflaster des Dammes bilden, aus ihrer Lage herausgerissen
                              									und über den Damm hinweg in den Sund geschleudert, obgleich sie vierekig mit
                              									Einschweifungen gestaltet und ihrer ganzen Länge nach in vortrefflichen Mörtel
                              									gelagert waren. Er schreibt diese Thatsache dem hydrostatischen Druke zu, welcher in
                              									dem Momente von Unten her auf die Steine wirkte, als der atmosphärische Druk
                              									oberhalb derselben durch die mit Rapidität gegen die Fläche des Dammes brandenden
                              									Wassermassen gewaltsam gestört wurde. Auf diese Weise wurden schon oft Steinblöke
                              									auf große Entfernung fortgerissen, nicht sowohl durch den Hub der Wellen, als
                              									vielmehr in Folge des durch die Wasserbewegung über denselben erzeugten luftleeren
                              									Raumes, welcher dem Wasser gestattete, mit seiner vollen Kraft von Unten herauf zu
                              									drüken.
                           Der zweite Fall trug sich bei einem Sturm im Jahre 1840 zu. Es wurde nämlich durch
                              									den atmosphärischen Druk von Innen das Seethor des Eddystone Leuchtthurms auswärts
                              									getrieben; starke eiserne Riegel und Angeln wurden durch den gewaltigen Luftdruk
                              									gesprengt. Die ungeheuren, den Leuchtthurm ringsumfluthenden Wassermassen hatten
                              									wahrscheinlich ein momentanes, jedoch wirksames Vacuum erzeugt und auf diese Weise
                              									den atmosphärischen Druk in den Stand gesezt, von Innen gegen das Thor zu wirken und
                              									dasselbe zum Weichen zu bringen.