| Titel: | Ueber die Darstellung des Goldpurpurs; von P. A. Bolley. | 
| Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. XVI., S. 51 | 
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                        XVI.
                        Ueber die Darstellung des Goldpurpurs; von
                           									P. A.
                              								Bolley.
                        Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Aug. 1841, S.
                              									244.
                        Bolley, über Bereitung des Goldpurpurs.
                        
                     
                        
                           Die jüngst erschienene Bekanntmachung von CapaunPolyt. Journal Bd. LXXIX. S. 364. über die Darstellung dieses
                              									ziemlich wichtigen, aber noch wenig genau bekannten Präparates spricht dem Fuchs'schen Verfahren der Darstellung desselben den
                              									Vorzug vor Bouisson's Vorschrift zu, weil bei. ersterem
                              									das gewünschte Verhältniß von Zinnoxyd zum Zinnoxydul am genauesten getroffen werden
                              									könne. Daß es hierauf sehr viel ankomme, haben alle Chemiker, die mit Goldpurpur
                              									sich beschäftigten, zugestanden, deßgleichen haben dieselben erfahren, daß das
                              									rechte Maaß der Verdünnung der Goldchloridlösung so wie der Zinnauflösung  vom wesentlichsten Einfluß auf
                              									die Schönheit und den technischen Werth des Präparats sey. Sehr willkommen sind
                              									darum die Erfahrungen von Capaun, der die nach
                              									verschiedenen Methoden erhaltenen Purpure in den Glashütten auf färbende Kraft
                              									prüfen ließ. Seinen Angaben über die zwekmäßigste Verdünnung der Lösungen volles
                              									Vertrauen gebend und dieselben so viel wie möglich befolgend, versuchte ich die
                              									Herstellung einer Zinnsesquioxydauflösung auf eine andere Weise als die Fuchs'sche, weil mir diese, wie Capaun sie befolgte, nicht immer genau genug dasselbe Präparat zu liefern
                              									scheint.
                           Das Zinnchlorid-Chlorammonium, das sogenannte Pinksalz, ein aus gleichen
                              									Atomen Zinnchlorid und Chlorammonium bestehendes Salz, dessen Eigenschaften ich vor
                              									Kurzem in dieser ZeitschriftPolyt. Journal Bd. LXXXI. S. 307. näher angab, schien mir sehr
                              									geeignet zu dem eben besprochenen Zwek. Dasselbe ist wasserfrei, luftbeständig, so
                              									daß es beim Troknen und Liegenlassen nicht Veränderungen erfährt, welche in der Hand
                              									des nichtwissenschaftlichen Chemikers leicht falsche Verfahrungsweisen veranlassen
                              									könnten. Es enthält eine genau ermittelte unveränderliche Menge Zinnchlorid, und
                              									dieß gerade macht es geschikt zur Herstellung der zwischen Oxydul und Oxyd mitten
                              									inne liegenden Oxydationsstufe.
                           Durch Zufügung einer abgewogenen Menge in salzsäurehaltigem Wasser gelösten
                              									Zinnchlorürs wollte ich diese Zwischenstufe der Zinnsalze nicht erzeugen, weil eine
                              									Vorschrift dafür durch verschiedenen Wassergehalt des Zinnsalzes oder theilweise
                              									höhere Oxydation desselben unsicher seyn würde; allein ich benuzte die bekannte
                              									Erfahrung, daß Zinnchlorid mit Zinn gekocht in Zinnchlorür umgewandelt werden kann,
                              									also auch bei richtig gewählter Zinnmenge in Chlorür-Chlorid. Wie sich freies
                              									Zinnchlorid verhält, so verhält sich auch das mit Salmiak verbundene in dieser
                              									Beziehung nach meinen Versuchen.
                           Das Pinksalz enthält 70,8 Proc. Zinnchlorid, darin Zinn 32,3 Proc.; wird diese
                              									Zinnmenge um das Drittel von ihr vermehrt, so wird bei gleichbleibendem Chlorgehalt
                              									aus dem Chlorid das Chlorür-Chlorid. Auf 100 Theile Pinksalz bedarf es also
                              									10,7 metallischen Zinns.
                           Ich brachte Pinksalz und Zinn in dem genannten Verhältniß zusammen mit etwas Wasser
                              									in die Wärme, bis das Zinn gelöst war, diese Lösung gebrauchte ich nun zur Fällung
                              									des Goldpurpurs. Hier noch das Nähere des Versuchs.
                           1,34 Gr. Gold wurde in Salpetersalzsäure bei sorgfältiger Vermeidung  eines Ueberschusses derselben
                              									gelöst, und die Lösung mit 480 Gr. Wasser verdünnt; das Verhältniß, welches Capaun angibt. Zu 10 Grm. trokenem Pinksalz brachte ich
                              									1,07 Gr. Zinnfeile. Es wurden 180 Gr. Wasser abgewogen und davon eine Menge von etwa
                              									40 Gr. sogleich zum Zinn und Pinksalz gebracht und damit erhizt, bis das Zinn gelöst
                              									war. Die Auflösung wurde nun mit den noch übrigen 140 Gr. Wasser gemischt, und nun
                              									zu der gelinde erwärmten Goldlösung allmählich davon zugesezt, bis keine Fällung
                              									mehr erfolgte. Der Niederschlag sezte sich bald ab, wurde aufs Filter gebracht,
                              									ausgewaschen und getroknet bei 100° C.; er wog 4,92 Gr. und war dunkelbraun
                              									geworden, die durchgelaufene Flüssigkeit war nur noch ganz blaß roth. Mit starkem
                              									Ammoniak digerirt löste er sich. Der Goldgehalt darin beträgt (aus der Menge des
                              									dazu verbrauchten Goldes berechnet) 21,4 Proc., ein Resultat, das mit der Analyse
                              									des Goldpurpurs von Fuchs am besten stimmt; er fand darin
                              									19 Proc. Gold. Die Ausgiebigkeit dieses Präparats konnte ich nicht prüfen, allein es
                              									ist nach dem Obigen nicht zu zweifeln, daß dasselbe die vom Glasfabrikanten
                              									geforderten Eigenschaften besize; und in jedem Fall findet jeder, der sich mit
                              									Darstellung des Goldpurpurs für technische Zweke beschäftigt, in dem. Angegebenen
                              									ein ganz zuversichtliches Mittel, das als wirksamst gefundene Verhältniß des
                              									Zinnoxyds zum Zinnoxydul beliebig zu erreichen.