| Titel: | Kritische Uebersicht der deutschen technologischen Journalistik. Von Karl Karmarsch. | 
| Autor: | Prof. Karl Karmarsch [GND] | 
| Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. XVII., S. 54 | 
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                        XVII.
                        Kritische Uebersicht der deutschen
                           								technologischen Journalistik. Von Karl Karmarsch.
                        Karmarsch, kritische Uebersicht der deutschen
                           								technologischen Journalistik.
                        Kritische Uebersicht der deutschen technologischen Journalistik.
                        
                     
                        
                           Vierter Artikel.
                           Bei einem Zweige der Literatur, welcher eine solche extensive Bedeutung erlangt hat,
                              									wie das technologische Zeitschriftenwesen und der zugleich, wie alle
                              									schriftstellerischen Leistungen in praktischen Wissenschaftsfächern, das
                              									Eigenthümliche hat, daß das freie Walten subjectiver Ansichten durch die gerechten
                              									Forderungen allgemein gültiger objectiver Bedürfnisse eingeschränkt wird: bei einem
                              									solchen Zweige der Literatur verlohnt es sich wohl der Mühe, den Maaßstab jener
                              									Forderungen möglichst bestimmt zu entwikeln, damit die einzelnen Leistungen mit
                              									Sicherheit daran gemessen und nach ihrem wahren Werthe beurtheilt werden können.
                              									Indem ich einen Versuch dieser Art unternehme, muß ich dabei zuerst bevorworten, daß
                              									derselbe keinesweges den Anspruch macht, diese Aufgabe erschöpfend zu lösen.  Vielmehr meine ich nur
                              									bescheidene Andeutungen zu geben, von denen man beliebig diese oder jene billigen,
                              									diese oder jene verwerfen mag, wenn man es für gut hält. Ich werde zufrieden seyn,
                              									wenn es mir gelingt, anzuregen, wo Zeit und Raum nicht
                              									zur vollständigen Durchführung reichen wollen. Geseze im Felde der Literatur können stets nur vom objectiven Standpunkte aus vorgeschrieben werden, und
                              									diese gibt allein die natürliche Nothwendigkeit selbst, nicht der, welcher leztere aufzuspüren und an den Tag zu bringen bemüht ist. An
                              									jenen objectiven Standpunkt werde ich mich durchweg zu halten trachten; und indem
                              									ich es vermeide, eine Anwendung des Entwikelten auf bestimmte einzelne Zeitschriften
                              									zu machen, kann ich hoffentlich diesesmal sicher seyn, die Selbstständigkeit und
                              									Unparteilichkeit meiner Darstellung nicht bezweifelt zu sehen.
                           Manches von dem, was ich vorzutragen habe, wird einigen Lesern so einfach und
                              									natürlich erscheinen, daß sie es ansehen könnten, als ob es sich von selbst
                              									verstände; und dagegen habe ich nichts zu erinnern, wenn man mir nachweiset, daß
                              									solche einfache und natürliche Dinge in unserer periodischen Literatur allgemein
                              									beachtet und berüksichtigt werden, was mir, leider, nicht der Fall zu seyn dünkt.
                              									Gewisse Bemerkungen, gewisse Forderungen ferner wird der oder jener für kleinlich
                              									oder gesucht erklären; aber ich bitte zu bedenken, daß scheinbare Kleinigkeiten oft
                              									sehr störend werden können, wenn man sie vernachlässigt. Und daß man nach
                              									Vernachlässigungen dieser Art in vielen unserer Zeitschriften nicht lange zu suchen
                              									braucht, ist unbestreitbar.
                           Wonach man bei einer literarischen Unternehmung, wie bei jeder anderen, zuerst fragen
                              									muß, worüber man von dem Urheber vor Allem Auskunft verlangen darf: das ist —
                              									die zu Grunde liegende Idee, das ist — der Zwek. Wir wollen alle solche
                              									Zeitschriften, hinter welchen ganz und gar nur eine Geld-Speculation stekt, bei Seite lassen; wir wollen sogar
                              									annehmen, es gebe keine einzige der Art. Dann bleibt nur ein denkbarer Zwek, nämlich der: Kenntnisse zu verbreiten. Man kann hiebei
                              									bald das technische Publicum überhaupt im Auge haben, bald nur gewisse Abtheilungen
                              									desselben, die entweder durch ziemlich gleichen Standpunkt in
                              									Augffassungs-Vermögen und Vorkenntnissen, oder durch Gleichheit des
                              									Geschäftszweiges, oder durch locale Verhältnisse sich selbstständig absondern.
                              									Hienach dürfte man folgende Classification der Zeitschriften festsezen:
                           1) Allgemeine —
                           a) auf höherem wissenschaftlichem Standpunkte,
                           b) populäre,
                           
                           2) Besondere —
                           a) für einzelne Geschäftszweige
                              									(Fach-Zeitschriften),
                           b) für örtlich oder provinziell beschränkte Kreise
                              									(Local-Zeitschriften).
                           Unter eine dieser Abtheilungen muß jede gewerbliche Zeitschrift sich stellen, wenn
                              									sie sich den Umfang ihrer Aufgabe gehörig vorzeichnen und klar machen will. Um
                              									hievon überzeugt zu werden, braucht man nur die aus dem Grundsaze der obigen
                              									Classification selbst fließenden Bedingungen einer jeden Gattung der Zeitschriften
                              									näher zu entwikeln.
                           Die allgemeinen technologischen Zeitschriften sind
                              									entweder solche, deren Hauptinhalt in größeren, so viel möglich das Detail der
                              									praktischen Ausführung berüksichtigenden Artikeln besteht; oder solche, die im
                              									Allgemeinen weniger hierauf, als auf große Mannichfaltigkeit Bedacht nehmen, also
                              									sehr viele und meist kleinere, oft mehr andeutende und anregende als ausführende
                              									Artikel liefern. Doch sind diese zwei Tendenzen nicht immer scharf geschieden,
                              									wiewohl sie gewöhnlich schon durch die Form des Erscheinens (in Heften oder in
                              									einzelnen Blättern) sich offenbaren. Im Uebrigen kann die Idee der allgemeinen
                              									Journale unter drei Modificationen zur Ausführung gebracht werden. Man beabsichtigt
                              									nämlich entweder: 1) so viel möglich Alles, was in der
                              									Gewerb-Industrie Mittheilenswerthes auftaucht, zu sammeln, und aus dessen
                              									Vereinigung ein vollständiges Repertorium über deren Fortschritte zu bilden; oder 2)
                              									eine planmäßige Auswahl dessen, was nach einer gesunden Kritik als das Wichtigste und Brauchbarste
                              									erscheint, zu geben; oder endlich 3) nur isolirte Beiträge, gleichsam Werkstüke zu dem großen Baue, zu liefern, wie sie eben
                              									die Hülfsquellen der Redaction darbieten. Wir haben in Deutschland Journale von
                              									jeder dieser drei Unterabtheilungen, und zwar von einer jeden solche, die —
                              									der Idee und theilweise auch der Ausführung nach — sehr
                                 										gut genannt werden müssen. Am zahlreichsten sind, wie natürlich, die der
                              										dritten Unterabtheilung; denn hiezu gehören
                              									großentheils die von den bedeutenderen Gewerbvereinen herausgegebenen periodischen
                              									Schriften.
                           Halten sich die allgemeinen technologischen Journale auf dem höheren,
                              									wissenschaftlichen Standpunkte, so kann man von ihnen verlangen, daß sie bei ihren
                              									Lesern nicht nur die zum Verstehen nöthigen Vorkenntnisse aus der Mathematik,
                              									Mechanik, Physik, Chemie etc., sondern auch die Bekanntschaft mit dem, in der
                              									Technik bereits Vorhandenen (oder wenigstens mit dem in allgemein verbreiteten
                              									Drukschriften Beschriebenen) voraussezen; sie sollen demnach in diesem Falle nur
                              									Fortschritte, also Neues, d. h. noch nicht
                              									Veröffentlichtes, mittheilen.  Dagegen erlaubt, ja fordert der Standpunkt einer
                              									populären Zeitschrift allerdings, daß das Neue an Bestehendes, das ihm verwandt ist,
                              									leichtfaßlich angeknüpft, das von dem weniger bewanderten Leser Unbeachtete,
                              									Vergessene oder Niegekannte hervorgezogen, sogar auf die übersichtliche und
                              									gemein-verständliche Begründung des allgemein Ueblichen zurükgegangen werde,
                              									damit ein solches Journal seinen Käufern gewissermaßen ein Rathgeber, eine kleine
                              									Haus- und Handbibliothek werde, mit der sie für ihren Bedarf zurecht kommen,
                              									ohne gerade andere Werke als Einleitung dazu studiren zu müssen. Dieser Zweig der technologischen Journalistik ist am wenigsten gepflegt, und verdiente doch so sehr es zu
                              									seyn. Aber die wahrhaft populäre Behandlungsart in der Literatur ist überhaupt nicht
                              									ganz so leicht, und die Fähigkeit dazu ist nicht gar so Vielen gegeben, als man oft
                              									denkt. Die Kunst liegt nicht allein in der Schreibart, sondern zum größten Theile
                              									noch in ganz anderen Bedingungen, durch deren Erfüllung man dem Leser Vertrauen und
                              									Lust, sich belehren zu lassen, desto mehr erst einflößen muß, je häufiger man bei
                              									ihm mit Indolenz und (oft erfahrungsmäßig begründetem) Mißtrauen gegen Bücher zu
                              									kämpfen findet. Genaue Erwägung und sorgfältige Berüksichtigung des intellectuellen
                              									wie des technischen Standpunktes, auf dem die Mehrzahl der heranzuziehenden Leser
                              									steht; höchste Zuverlässigkeit der Angaben; beständiges Durchleuchten einer
                              									gründlichen Bekanntschaft der Redaction mit dem factischen Zustande der
                              									Gewerbsbetriebe und mit deren Bedürfnissen; völlige Vertrautheit mit der technischen
                              									Sprache endlich — das sind Eigenschaften, deren Gepräge ein populäres Journal
                              									unumgänglich an sich tragen muß, wenn es sich Eingang und Einfluß erringen will;
                              									wenn es ernstlich darnach strebt, alle Klippen glüklich zu umschiffen, und nicht
                              									unverständlich zu werden in einigen Fällen, abgeschmakt und läppisch in anderen.
                           Unter den Journalen, welche wir besondere genannt haben,
                              									mag zuerst in Betreff der Fach-Journale bemerkt
                              									werden, daß sie mehr oder weniger an den eben aufgezählten Bedingungen der populären
                              									Zeitschriften participiren, und daß sie mit gutem Erfolge nur unter beständiger
                              									Mitwirkung eines oder einiger Männer, welche den Betrieb des Faches in allen
                              									Einzelnheiten praktisch kennen, redigirt werden können. Wenn dagegen nur Laien, von
                              									bloß allgemeiner oder rein wissenschaftlicher Bildung, die auf ein speciell
                              									technisches Fach bezüglichen Artikel aus den allgemeinen Journalen heraus sortiren
                              									und auf einen Haufen zusammenwerfen, so ist dieß ein nicht glüklich gewähltes
                              									Verfahren, und die Compilation wird nur insofern ihren Zwek nicht ganz verfehlen,
                              									als vielleicht gerade nichts Besseres vorhanden ist. Wir haben gute und wir haben
                              									schlechte Fach-Journale  auf unserem Büchermarkte, und die vorstehenden
                              									Andeutungen können dazu helfen, die einen von den anderen zu scheiden. Auch die Zeitschriften, welche zwar das Gesammtgebiet der
                              									Industrie, aber dieses aus einem besonderen Gesichtspunkte, z. B. dem des Kaufmanns,
                              									bearbeiten, sind unter den Fach-Journalen zu begreifen.
                           Ein Fach-Journal soll trachten, so viel möglich Alles zu geben, was in dem betreffenden Gewerbszweige Neues zum Vorscheine
                              									kommt: das Gute zur Benuzung, das Unbrauchbare (wenigstens in Andeutungen) zur
                              									Warnung. Wenn wir dagegen die zweite Abtheilung der besonderen Zeitschriften,
                              									nämlich die localen, in das Gesichtsfeld rüken, so wird
                              									Niemand in Abrede stellen, daß dieselben unbedingt auch populär seyn müssen (denn die Wissenschaft ist nicht local); daß aber bei
                              									ihnen die Vollständigkeit nur in Beziehung auf den Bedarf
                              									des gewählten Kreises ein Erforderniß sey. Hier treten also zu den Schwierigkeiten
                              									des Populärseyns auch noch andere, die nur überwunden werden können, wenn die
                              									Redaction mit sehr umfassender allgemeiner Kenntniß eine vertraute Kenntniß der
                              									localen oder provinziellen Gewerbsbetriebe, ihrer Mängel und Bedürfnisse verbindet.
                              									Diese doppelt schwierige Aufgabe ist in dem enthalten, was namentlich die Journale
                              									der meisten kleineren Gewerbvereine zu leisten sich vorsezen, oder wirklich zu
                              									erringen streben; daß ihre Lösung in sehr ungleichem Maaße erreicht wird, liegt
                              									offen vor dem Blike desjenigen, an dem unsere schaarenreiche periodische Literatur
                              									nicht unbeachtet vorüber zieht.
                           Hr. Heinrich Wiese, Herausgeber der (neuerlich
                              									eingegangenen) Zeitschrift für und über Oesterreichs Industrie
                                 										und Handel, hat in seiner Nr. 23 vom Jahr 1840 Ansichten über Form und
                              									Tendenz der von Gewerbevereinen herausgegebenen periodischen Schriften entwikelt;
                              									und in Beziehung hierauf hat nachher die polytechnische
                                 										Zeitung (Nr. 18 vom Jahr 1840) über die technischen Zeitschriften
                              									gesprochen. Diese beiden Abhandlungen treten in zu nahe Berührung mit meiner
                              									gegenwärtigen Aufgabe, als daß ich des Versuches überhoben seyn könnte, den Inhalt
                              									derselben aus meinem Gesichtspunkte zu würdigen.
                           Hr. Wiese scheint in dem Eifer geschrieben zu haben, den
                              									die nicht gelungene Bemühung, seine Zeitschrift zum Organe des damals neu
                              									gegründeten niederösterreichischen Gewerbvereins zu machen, in ihm erwekte. Dadurch
                              									wird, wiewohl aus seinen Worten die redliche individuelle Ueberzeugung
                              									hervorleuchtet — von vornherein die ganze Sache aus dem natürlichen Geleise
                              									gerükt, weil dem Verfasser die nothwendige Unbefangenheit eines Unbetheiligten
                              									fehlt.
                           Wir wollen seine einzelnen Klagen und Beschwerden hören und  commentiren. Als Ursachen, daß
                              									die technologische Journalistik „fast ausnahmslos eine kümmerliche
                                 										Treibhauspflanze bisher war und noch ist,“ bezeichnet Hr. W.
                              									folgende:
                           1) Den „mehr oder weniger gegründeten Mißcredit,
                                 										der die ausländische Literatur überhaupt vorziehen,
                                 										und jeder industriellen Zeitschrift Schiksal und
                                 										Unwerth ähnlicher Unternehmungen weissagen und zuschreiben zu müssen
                                 										glaubt.“ — Man sieht, daß diese Bemerkung von rein localer
                              									Bedeutung ist. Daß sie (für Oesterreich angewendet) allgemein Grund habe, ist nicht
                              									zu glauben. Wenn aber etwa das dortige Publicum gute
                                 										ausländische Zeitschriften einer oder der anderen schlechten inländischen vorzöge, so wäre das kein großes Wunder; und es
                              									würde von Befangenheit zeugen, wenn ein Redacteur die Concurrenz verbannt, und sein Journal bloß darum
                              									vorgezogen sehen wollte, weil es im Inlande erscheint.
                           2) „Zahllos entgegenstrebende Privat-Interessen und selbst auch
                                 										Vorurtheile.“ — Diese Klage fällt insofern mit der vorigen
                              									zusammen, als sie gleich dieser wohl nur vom einzelnen Falle gelten möchte. Es ist
                              									gar nicht denkbar, daß irgendwo in der Welt ein literarisches Unternehmen durch
                              									entgegenstehende Privat-Interessen und Vorurtheile gänzlich untergraben oder
                              									im Keime erstikt werde, wenn nur überhaupt ein wirkliches Bedürfniß zu Grunde liegt
                              									und der rechte Mann an der Spize steht, welcher Vertrauen erweken kann und etwas
                              									Tüchtiges leistet. Im Gegentheile hat eine lange Erfahrung genugsam gezeigt, wie
                              									sehr viel Geduld, Fügsamkeit und Kauflust das Zeitschriften-Publikum besizt;
                              									denn ohne diese Vorbedingungen hätten manche ziemlich alt gewordene Journale nicht
                              									das erste Jahr überleben können.
                           3) Die große Schwierigkeit, in Plan und Tendenz einer Zeitschrift den höchst
                              									verschiedenen Ansichten zu entsprechen. — Der Verf. stellt ein Ideal einer
                              									Zeitschrift auf, welches durch Form und Tendenz den localen Verhältnissen und
                              									Bedürfnissen entsprechen und alle ähnlichen Journale möglichst
                                 										entbehrlich machen soll.
                           Hiebei hat er aber außer Acht gelassen, daß, wer es Allen recht machen will, es mit
                              									Allen verdirbt. Er hat ferner übersehen, daß ein Monopol, wie es ihm vorschwebt, ein
                              									Unding ist; daß zudem ein Journal, welches (seiner Forderung nach) neben allen
                              									technischen Dingen — brauchbaren und unbrauchbaren — auch die
                              									industriellen Tages-Neuigkeiten, die merkantilischen und politischen
                              									Verhältnisse, so wie die einschlagende Gesezgebung und Literatur besprechen soll,
                              									laut Theorie und Erfahrung niemals so herzustellen ist, daß es in  allen genannten Beziehungen
                              									genügt — abgesehen von dem der Verbreitung sehr hinderlichen Umfange, den es
                              									haben müßte.
                           4) Das, nach der Meinung des Verf. fehlerhafte Bestreben der Gewerbvereine, nur geprüfte und bewährte
                              									Fortschritte des Gewerbwesens mitzutheilen. — Das Prüfen, glaubt Hr. Wiese, sey am füglichsten dem Einzelnen zu überlassen.
                              									Die Gewerbvereine hätten genug gethan, wenn sie von den Gegenständen Nachricht
                              									gegeben! Diese barroke Ansicht wird von dem Verf. ungemein in die Breite gezogen,
                              									damit man ja auf das Vollkommenste gewahr werde, daß es ihm an klaren Vorstellungen
                              									über Zwek und Nuzen jener Vereine fehlt.
                           Man sieht, Hr. W. will die gewerbliche Journalistik dem allergrassesten
                              									Centralisationszwange unterwerfen, und verkennt es ganz, daß am directesten den
                              									Gewerben gerade auf entgegengeseztem Wege unter die Arme zu greifen ist, nämlich
                              									durch tüchtige Fach-Journale, welche freilich allgemeine, umfassendere
                              									Zeitschriften nicht ausschließen oder entbehrlich machen, sofern diese lezteren nach
                              									vernünftigen Grundsäzen angelegt sind, und gut geleitet werden. Ein Unternehmen,
                              									welches den von ihm bezeichneten weitläufigen Plan erhielte, könnte, der Natur der
                              									Dinge nach, nur eine zeitungsartige Zusammenhäufung oberflächlicher Notizen seyn,
                              									womit ein tief eindringender Nuzen nicht zu erreichen stände; und dennoch wäre zu
                              									erwarten, daß es ihr an Einheit und gleichmäßiger Durchführung des Plans gebrechen
                              									würde.
                           Der ungenannte Verfasser des Artikels in der von Leuchs
                              									herausgegebenen polytechnischen Zeitung schreibt gemessener und mit reiferer
                              									Einsicht als Wiese; allein seine recht wohlgemeinten
                              									Vorschläge, welche auf Vereinigung sämmtlicher jezt bestehender Zeitschriften in
                              									eine kleine Zahl abzielen, sind meiner Ueberzeugung nach eben so unausführbar. Nach
                              									mehreren einleitenden Bemerkungen sagt er nämlich Folgendes:
                           
                              „Unserer Meinung nach würden für die Polytechniker Deutschlands folgende
                                 										Journale genügen, und wäre es vor Allem wünschenswerth, daß sich die jezt
                                 										zerstreuten Kräfte zur Herausgabe dieser vereinigten.“
                              
                           
                              „1) Ein Journal der theoretischen und praktischen Chemie. 2) Ein Journal
                                 										der Physik. 3) Ein Journal der Mathematik und Astronomie. 4) Ein Journal der
                                 										Mechanik (mechan. Gewerbe). 5) Ein Journal der Technologie (chemische Gewerbe).
                                 										6) Ein Journal der Naturgeschichte. 7) Ein Journal der Pharmacie. 8) Ein Journal
                                 										der Mineralogie, Berg- und Hüttenkunde. 9) Ein Journal der Oekonomie. 10)
                                 										Ein Journal für Bauwissenschaften.“
                              
                           
                              „Diese Journale müßten dann, jedes in seinem Fache, nicht wie  jezt mehrere unserer
                                 										größeren bloß fabrikmäßig übersezen, ohne Rüksicht auf gut oder schlecht,
                                 										sondern nach Vollständigkeit streben, so daß man sie nur zu lesen hätte, um
                                 										Alles zu erfahren, was in der cultivirten Welt Neues im betreffenden Fach
                                 										vorgekommen ist. Die gelehrten Vereine und die einzelnen Gelehrten müßten sie
                                 										zur Bekanntmachung ihrer Abhandlungen wählen, und die Leistungen derer, welche
                                 										dieß nicht thun, müßte die Redaction doch ex
                                    											officio, wenn auch nur kurz erwähnen etc.“
                              
                           
                              „Neben diesen größeren Journalen könnten dann immer einzelne kleinere
                                 										Zeitschriften in den verschiedenen Ländern bestehen, deren Zwek in der
                                 										Verbreitung der bessern oder praktischen Erfindungen unter ein größeres
                                 										Publicum, für das die speciellen Zeitschriften zu gelehrt sind, bestände, oder
                                 										die sonst einen partiellen Zwek hätten; und auch die Gewerbvereine könnten
                                 										fortfahren, gleichsam fliegende Blätter für ihre Mitglieder herauszugeben, die
                                 										nur ihre besonderen Zweke abhandelten, größere Abhandlungen und neue Erfindungen
                                 										oder Beobachtungen aber nach jenen allgemeinen Zeitschriften verwiesen
                                 										etc.“
                              
                           Läse man anfangs das Vorstehende ohne den lezten Absaz, so könnte man versucht werden
                              									auszurufen: So viel Zeilen, so viel fromme Wünsche! In der That: Wo sollen diese
                              									Central-Zeitschriften erscheinen? Wer soll sie redigiren? Wer soll zu den
                              									Kosten beitragen und in welchem Verhältnisse? (Denn daß sie, gehörig ausgestattet,
                              									wegen ihres Umfangs kaum zu Buchhändler-Unternehmungen sich eignen würden,
                              									scheint mir entschieden.) Wenn wir einmal nicht mehr auf dieser unvollkommenen Erde
                              									wohnen, so findet sich vielleicht eine Redaction, die Zeit, Kraft, Luft, Einsicht
                              									und Unparteilichkeit genug hat, die Masse von Journal-Aufsäzen aller
                              									deutschen technologischen Schriftsteller jeden Grades zu lesen, ich will gar nicht sagen: zu prüfen, nöthigenfalls zu stylisiren,
                              									zu ordnen! Dann finden sich vielleicht lauter Schriftsteller, die sich dem Walten
                              									eines solchen Areopags geduldig fügen, und lieber in dem großen Journale die lezten,
                              									als in irgend einer kleinen Zeitschrift die ersten seyn mögen. Dann sehen vielleicht
                              									Alle, die jezt mit schlechtem Uebersezen und bequemem Nachdruken taglöhnern, mit
                              									tiefer Selbsterkenntniß ein, daß sie besser thun, diese Beschäftigungen zu
                              									unterlassen. Dann, endlich, wird die schönste Einheit in unserer Literatur, ohne
                              									Spuren von Einseitigkeit und Eifersucht, aufblühen!
                           Der Verf. hat ohne Zweifel einige der so eben angedeuteten Inconvenienzen selbst
                              									gefühlt, wie man aus dem Verfolge seines Vorschlags (dem lezten Absaze des zuvor
                              									mitgetheilten Ertractes) schließen kann. Aber irre ich nicht, so wird durch diesen
                              									Zusaz der Vorschlag zu einer halben Maßregel, und käme dadurch die Sache überhaupt
                              										 ziemlich wieder auf
                              									den Standpunkt, wo sie gegenwärtig steht; d. h. es würde redigiren, wer nur irgend
                              									Lust hat und für ein paar Jahre einen sanguinisch hoffenden Verleger nebst 20 oder
                              									30 Lesern fände. Nur den Gewerbvereinen soll das literarische Handwerk gelegt und
                              									der Inhalt ihrer „fliegenden Blätter“ etwa auf
                              									Mitglieder-Listen, Sessions-Protokolle, Festreden und Trinksprüche
                              									(den Druk der lezteren haben wir auch schon erlebt!) beschränkt werden. Ich will
                              									hiemit in keiner Weise und über Niemand ungebührlich scherzen; aber wahr ist es
                              									gewiß, daß man den Gewerbvereinen überhaupt das kräftigste Band zum Zusammenhalten
                              									ihrer Mitglieder entzöge, wenn man sie veranlaßte, die von ihnen herausgegebenen
                              									periodischen Schriften des wesentlichsten und nüzlichsten Theiles ihres Inhaltes zu
                              									berauben. In der Regel sind ja überdieß diese Schriften, welche den Mitgliedern
                              									unentgeltlich verabfolgt zu werden pflegen, wie eine Entschädigung für den
                              									gelieferten Jahresbeitrag anzusehen.
                           Nach den bisherigen Erörterungen über Idee, Zwek und Eintheilung der technologischen
                              									Journalistik sey es erlaubt, zur näheren Untersuchung derjenigen Punkte überzugehen,
                              									welche die innere Einrichtung der Journale betreffen. Es kommen hier in Betrachtung:
                              									die Gegenstände des Inhaltes, deren Anordnung und deren Einkleidung, d. h. die
                              									wörtliche und die bildliche Darstellung.
                           Bei der in vielen Zweigen überwiegenden Bedeutsamkeit der Gewerbsindustrie
                              									Großbritanniens und zum Theil auch Frankreichs, kann es gar nicht vermieden werden,
                              									daß die deutsche technologische Journalistik, neben ihren Original-Arbeiten,
                              									eine große Anzahl Mittheilungen durch Uebersezung aus englischen und französischen
                              									Quellen schöpfen muß, um ihr Publicum auf der Höhe des unaufhörlichen Fortschreitens
                              									zu erhalten. Diese Uebersezungen werden, dem natürlichen Rechte nach, in gewissem
                              									Sinne ein Eigenthum derjenigen Zeitschrift, welche sie als ihre eigene Arbeit gibt,
                              									jedoch ohne hiedurch die Befugniß Anderer, die nämlichen Abhandlungen ebenfalls zu
                              									übersezen, im mindesten zu beschränken. Man muß also zwischen selbstständiger
                              									Uebersezung und Nachdruk der von einem Anderen gemachten Uebersezung wohl
                              									unterscheiden. Erstere kann niemals, mögen auch Andere bereits damit vorangegangen
                              									seyn, zu einem Vorwurfe Veranlassung geben, wogegen der Nachdruk von Uebersezungen
                              									nach denselben Principien zu beurtheilen seyn wird, wie jener von
                              									Original-Arbeiten, selbst wenn es versucht wird, denselben durch Aenderungen
                              									in der wörtlichen Fassung zu verdeken.
                           Sehr wenige und ganz besondere Fälle abgerechnet, wird kein Journal bloß Original-Mittheilungen bringen können, weil der
                              									Zufluß an solchen mehr oder weniger vom Zufall abhängt, und  mithin selten die dem
                              									speciellen Leserkreise zusagende Mannichfaltigkeit oder relative Vollständigkeit
                              									gewähren würde. Journale, deren Zwek eine mehr oder minder complete Sammlung
                              									technischer Neuigkeiten ist, und die als Repertorien sich sehr großes Verdienst
                              									erwerben können, benöthigen schon ihrer Anlage zufolge keinesweges eines Reichthums
                              									an Original-Abhandlungen; aber die von ihnen gegebenen Uebersezungen müssen,
                              									der Regel nach, von Rechtswegen eigenthümlich seyn. Kleinere locale Zeitschriften
                              									mögen immerhin sogar von dieser lezteren Anforderung befreit bleiben, weil sie für
                              									den sehr beschränkten Kreis ihrer Wirksamkeit selbst dadurch schon einen
                              									achtungswerthen Nuzen stiften können, daß sie eine ihrem Zweke entsprechende Auswahl
                              									entlehnter Original-Artikel und Uebersezungen auf kleinem Raume geben, und
                              									also um geringen Preis solchen Lesern zugänglich machen, von welchen den Umständen
                              									nach nicht vorausgesezt werden kann, daß sie sich die theuren größeren Journale
                              									anschaffen. Unter dieser einzigen Bedingung, wobei den Urhebern der Uebersezungen
                              									kein Nachtheil erwächst, kann das regelmäßige Wiederabdruken von Uebersezungen
                              									Billigung finden, nur verlangt die Ehrenhaftigkeit, daß man dabei die directe Quelle
                              									nicht verschweige. Dagegen ist es durchaus und in hohem Grade tadelnswerth, wenn
                              									größere Journale, die auf einen ausgedehnten Leserkreis berechnet, und nicht für
                              									einen rein localen Zwek zugeschnitten sind, fast gänzlich durch Zusammentragung
                              									fremder Uebersezungen gebildet werden. Wie einfach und in der Natur gegründet auch
                              									alles das ist, so scheint es doch Redactionen zu geben, welchen die Begriffe darüber
                              									noch nicht zur Klarheit gediehen sind, oder die des aufrichtigen Willens entbehren,
                              									das was auf der Hand liegt anzuerkennen.
                           Soll übrigens der Inhalt eines Journals nicht eine regellose Zusammenhäufung von
                              									ungesichtetem und unverarbeitetem Material darstellen, so muß, wie mich dünkt, ein
                              									sorgsames Bestreben der Redaction darauf gerichtet seyn, nicht nur solchen
                              									Original-Arbeiten, welche unbrauchbar oder der Tendenz des Ganzen fremd sind,
                              									den Eingang zu verwehren, sondern auch bei der Aufnahme von Uebersezungen eine
                              									verständige Kritik walten zu lassen, welche nur das dem Zwek Entsprechende wählt,
                              									und nöthigenfalls sich der Berichtigung, Erläuterung oder Beurtheilung nicht
                              									enthält. Dazu ist freilich eine bedeutende Mithülfe technischer Bildung und
                              									Erfahrung unentbehrlich; aber ohne diese an der Hand zu haben, soll man sich
                              									überhaupt nicht zum Redacteuramte erheben wollen. Das Journal darf sein Publicum
                              									nicht bevormunden, indem es dessen eigenem Urtheile dictatorisch vorgreift; aber es
                              									soll und muß Winke geben, und die Minderbefähigten auf den rechten Weg zu leiten
                              									bestrebt seyn,  weil es
                              									seiner Würde und seiner Bestimmung angemessener ist, ein erfahrener Berather, als
                              									ein blinder Berichterstatter dem Leser zu seyn. In dieser Beziehung scheint mir von
                              									den meisten, sonst guten, Journalen viel zu wenig geleistet zu werden.
                           Einige Worte verdient die Anordnung des Stoffes in den
                              									Zeitschriften. Zwar läßt sich, bei dem heft- oder blattweisen Erscheinen und
                              									bei dem aus wesentlichen Rüksichten nothwendigen Streben nach Mannichfaltigkeit, im
                              									Allgemeinen wenig dafür thun, eine Art Ordnung in die Mittheilungen zu bringen. So
                              									viel möglich sollten aber, abgesehen von der Trennung des Inhaltes in gewisse
                              									natürliche Hauptrubriken, gleichartige oder verwandte Gegenstände einander nahe
                              									gestellt, übersezte Artikel nach Umständen auch verschmolzen und zu einem, die
                              									Uebersicht wie die Vergleichung befördernden Ganzen verarbeitet werden. Einige der
                              									deutschen physikalischen und chemischen Zeitschriften haben hierin nachahmungswerthe
                              									Muster aufgestellt. Daß es dem Leser angenehm seyn muß, so oft als nöthig an früher
                              									vorgekommene gleichartige Gegenstände erinnert und darauf hingewiesen zu werden,
                              									bedarf kaum der Anführung, da es bekannt ist, wie leicht das Gedächtniß in solcher
                              									Beziehung unsicher oder ungetreu wird.
                           Die Einkleidung des Stoffes, d. h. die Ausführung der
                              									behandelten Gegenstände im Einzelnen, also deren Darstellung durch Wort und Bild
                              									(Beschreibung und Zeichnung) ist ein Thema, worüber sich viel sprechen ließe. Die
                              									Wichtigkeit und Nothwendigkeit guter Beschreibungen und
                              									Abbildungen dürfte wohl Niemand läugnen; aber was gerade gut zu heißen verdient, wird von Vielen mehr gefühlt als begriffen, von
                              									Manchen gar nicht so sehr gewürdigt, als es verdient. Diesen ist bald Alles
                              											„gut“; aber es sind mehr die
                              									nachlässig Schreibenden, als die mit Ernst Lesenden.
                           Daß der Styl bei wissenschaftlichen, namentlich auch
                              									technologischen, Arbeiten nicht minder ein bedeutsamer Gegenstand sey, als bei
                              									producten der schönen Literatur, ist unzweifelhaft; die Forderungen modificiren sich
                              									nur etwas. Die Klarheit wird um so mehr zur Hauptrüksicht, als sie nach der Natur
                              									des Inhaltes oft gerade besonders schwierig zu erringen ist; die Schönheit tritt
                              									dagegen in den Rang einer Neben-Eigenschaft zurük,
                              									aber sie soll, bis zu einem gewissen Grade wenigstens, nicht fehlen. Niemand hört
                              									man gerne schlecht sprechen, sey sein Stoff wie immer
                              									geartet, und man sollte ungetadelt schlecht schreiben
                              									dürfen?
                           Ich habe nicht die Absicht, von den Eigenschaften einer guten Schreibart überhaupt zu
                              									sprechen: meine Aufgabe ist nicht, die allgemein bekannten Grundsäze der Stylistik
                              									zu wiederholen. Aber ich bitte um Erlaubniß, einige Punkte zu berühren, welche den
                              									technischwissenschaftlichen  Styl im Besonderen betreffen. Man nehme als Beispiel die
                              									Beschreibung einer sehr zusammengesezten Maschine. Wie unendlich oft kommt man nicht
                              									in den Fall, sich durch ein mehrere Seiten langes Chaos von Angaben durchwikeln zu
                              									müssen, bevor es nur gelingt, die ersten Fadenanfänge des Verstehens zu fassen. Spräche ein Mann so vor einer Versammlung, sie würde sich
                              									ungeduldig zerstreut haben, bevor jener glükliche Zeitpunkt eingetreten wäre. Aber
                              									im Schreiben glaubt man, wie es scheint, ungescheut Alles
                              									bieten zu dürfen, damit man die Mühe erspare, das Mitzutheilende voraus reiflich zu
                              									überdenken.
                           Ich meine, daß in einer beschreibenden Arbeit kein Schritt vorwärts geschehen dürfe,
                              									ohne daß man hinter sich alles klar läßt. Also darf vom Nöthigen nichts fehlen; aber
                              									man hüte sich auch, durch ein ungeregeltes Bestreben nach Deutlichkeit den Leser mit
                              									einem Schwall von überflüssigen Worten zu bedrängen. Das Erste muß seyn, eine völlig
                              									bestimmte allgemeine, der Einzelnheiten entkleidete Idee der Maschine aufzustellen.
                              									In den meisten Fällen wird man dabei finden, daß sie ungezwungen in einige
                              									Hauptvorrichtungen zerfällt, welche in gewissem Sinne von einander unabhängig sind,
                              									und demnach eine abgesonderte Betrachtung gestatten. Man verfolge nun diese Theile
                              									im Einzelnen, und recapitulire zulezt, um ihren mechanischen Zusammenhang
                              									hervortreten zu lassen. So muß Planmäßigkeit und Ordnung von Anfang bis zu Ende seyn. Wer bald da, bald
                              									dort abbricht und wiederkehrt; bald vorn, bald hinten anfaßt, weil es ihm nirgend
                              									recht gelingen will; und so eine Art Raubbau auf das im Grunde liegende Erz treibt:
                              									der wird sich und seinem Leser zur Last. Bei einfacheren Maschinen und Apparaten
                              									geht es öfters an, zuerst die Beschreibung ohne Beziehung
                              									auf die Abbildungen zu geben, weil die beständigen Hinweisungen auf Buchstaben das
                              									zusammenhängende Lesen stören, dann aber eine kurze Figurenerklärung folgen zu
                              									lassen. Fehlerhaft und höchst tadelnswerth ist es aber, wenn die ganze so genannte
                              									Beschreibung schwieriger Gegenstände nichts weiter darbietet, als ein Register
                              									sämmtlicher Theile nach der Ordnung ihrer Buchstabenbezeichnung von A bis Z.
                           Wer Anlage und Uebung hat, tüchtige Maschinen-Beschreibungen zu verfassen, der
                              									kommt gewöhnlich sehr gut zum Ziele, wenn er vorläufig die Beschreibung im Kopfe
                              									entwirft, nach dem natürlichen Entwikelungsgange derselben gleich alle Buchstaben
                              									nach einander in die Figuren sezt, und nun erst den Text niederschreibt, wobei ihm
                              									die Reihenfolge der Buchstaben selbst den vorher gewählten und schon erprobten Faden
                              									in die Hand gibt.
                           
                           Eine deutliche (nicht bloß verständliche) Beschreibung ist meist schon durch ihre Deutlichkeit auch
                              										schön, wenn ihr nur die Sprachrichtigkeit und
                              									Sprachreinheit nebst dem gehörigen Leben nicht fehlt. Schleppender Ausdruk freilich
                              									ist allein schon hinreichend, das Lesen einer sonst deutlichen Beschreibung zu
                              									verleiden. Stylistische Kunststüke und Schnörkeleien müssen übrigens der
                              									technisch-wissenschaftlichen Schreibart fremd bleiben, wie sich von selbst
                              									versteht.
                           Bei Uebersezungen muß vollkommene Sprach kenntniß mit gründlichem Sach
                              									verständnisse Hand in Hand gehen, damit unzierliche und die Deutlichkeit störende
                              									Barbarismen oder fehlerhafte Verdeutschungen ausbleiben. Daß dieß so oft nicht der Fall ist, gehört zu den betrübtesten
                              									Eigenheiten unserer technologischen Journalistik. Die Fälle, wo wortgetreues Uebersezen Bedingung ist, ergeben sich dem
                              									denkenden Uebersezer von selbst; im Allgemeinen möchte selbstständiges Wiedergeben
                              									des in der Ursprache klar Aufgefaßten den Vorzug verdienen. Wie dem aber auch sey,
                              									dem Geiste und Gehalte des Originals darf keine Gewalt
                              									angethan werden, so wenig wie der Sprache, in die man überträgt. Diese oft gegen
                              									einander kämpfenden Rüksichten zu versöhnen und eine natürlich schöne, kunstlose
                              									Arbeit zu liefern macht das Uebersezen zur Kunst. Wie schauderhaft handwerksmäßig
                              									treiben dagegen viele unserer Uebersezer ihr Geschäft, von dessen Bedingungen
                              									mancher kaum eine Ahnung zu haben scheint! Man wende mir nicht ein, daß bei der
                              									Eilfertigkeit, mit welcher gewöhnlich die Uebersezungen zu Stande gebracht werden
                              									müssen, um sie so schnell als möglich dem Publicum zu übergeben, die Rüksicht auf
                              									das Ausfeilen nothgedrungen bei Seite gesezt werden müsse. Ein guter Uebersezer kann
                              									auch rasch arbeiten, ohne Monstrositäten zu Tage zu fördern. Kleinigkeiten aber wird
                              									ein verständiger Beurtheiler nicht zu scharf ansehen.
                           Die den Journalen beigegebenen Abbildungen haben, wenn sie
                              									in jeder Rüksicht befriedigen sollen, einer großen Menge von Anforderungen zu
                              									genügen, was, leider, um so schwieriger ist, als in den meisten Fällen der
                              									Kostenpunkt auf unangenehme Weise mit spricht, daher so oft die gezwungene
                              									Sparsamkeit mit Figuren, noch weit öfter aber die zur Undeutlichkeit und
                              									Ungenauigkeit führende Kleinheit des Maaßstabes, das peinliche Zusammendrängen einer
                              									Masse von Figuren in kleinem Raume. Journale, welche viel Uebersezungen aus dem
                              									Englischen geben, sind natürlich genöthigt, die Originalzeichnungen in demselben
                              									höchst kleinen Maaßstabe zu liefern, wie sie dort in der neueren Zeit fast
                              									allgemeine Mode geworden sind; aber ein Unglük hiebei ist, daß durch das Copiren
                              									unter den Händen sachunkundiger Kupferstecher oder Lithographen die an sich  schon undeutlichen
                              									Figürchen gewöhnlich noch undeutlicher und nicht selten wesentlich unrichtig werden.
                              									Alle diese Uebelstände, welche wohl schwerlich wegzuräumen sind, will ich hier auf
                              									sich beruhen lassen; ebenso die häufig sehr unvollkommene technische Ausführung der
                              									Abbildungen, sofern nur diese nicht so weit zurükbleibt, daß die Verständlichkeit
                              									dadurch gestört wird. Glüklicher Weise wird wenigstens ein Theil unserer technischen
                              									Journale unter Umständen herausgegeben, wo die Mittel vorliegen, sie mit Abbildungen
                              									auszustatten, welche den besten ausländischen mindestens gleichkommen. Worauf ich
                              									jedoch noch die Aufmerksamkeit lenken möchte, das ist, daß man bei
                              									Original-Abbildungen allgemein eine zwekmäßige Wahl und Vollständigkeit der
                              									Ansichten, ferner die nöthige Genauigkeit in der Uebereinstimmung der verschiedenen
                              									Ansichten mit einander gehörig beachten, und hiedurch, so wie durch Vermeidung
                              									gewisser, scheinbar geringfügiger, Unaufmerksamkeiten und Nachlässigkeiten die
                              									Brauchbarkeit der Zeichnungen befördern möge. Zu diesen leztgedachten kleinen
                              									Mängeln rechne ich es, z. B. wenn in Ansezung der so genannten Schattenlinien kein
                              									festes System beobachtet wird; wenn an Schrauben linke Gewinde, statt rechter,
                              									vorgestellt werden; wenn durch eine unvorsichtige Stellung der Buchstaben kleine
                              									Bestandtheile der Figuren unkenntlich gemacht, oder Schraffirungen in solcher
                              									Richtung gelegt sind, daß die innerhalb derselben stehenden Buchstaben undeutlich
                              									ausfallen oder ein schlechtes Ansehen gewinnen; wenn man versäumt, verschiedene
                              									Ansichten des nämlichen Gegenstandes in solche Stellung neben einander zu sezen, daß
                              									sie sich auf die natürlichste und vollkommenste Weise gegenseitig erläutern; wenn
                              									Buchstaben fehlen oder falsche da stehen, oder der nämliche Gegenstand in
                              									verschiedenen Ansichten mit ungleichen Buchstaben bezeichnet vorkommt, und dergl.
                              									mehr. Jeder, der in dem Falle ist, sich viel mit den Zeichnungen der Journale
                              									abzugeben, hat gewiß auch schon erfahren, wie unangenehm man oft solche
                              									Unvollkommenheiten empfindet.
                           Die Berichterstattung über die Leistungen der einzelnen Zeitschriften in dem lezten
                              									Zeitraume nehme ich dort wieder auf, wo ich sie im dritten Artikel (Bd. LXXVIII. dieses Journals) abgebrochen habe.
                           
                        
                           I. Polytechnisches Centralblatt.
                           1840, Nr. 46–73; 1841, Nr. 1–61.
                           Seiner schon bekannten Tendenz und Methode, wodurch ihm ein Charakter von
                              									Eigenthümlichkeit und Selbstständigkeit aufgedrükt wird, ungeachtet es in der
                              									Hauptsache ein Sammel-Journal ist, bleibt  das polytechn. Centralblatt
                              									fortwährend getreu, so daß es besonders für diejenigen, welche in mäßigem Raume ein
                              									gutes Repertorium der wichtigsten technischen Neuigkeiten wünschen, einen großen
                              									Werth hat. Die Auswahl trifft immer interessante Gegenstände; die Uebersezungen sind
                              									mit Verstand und Kenntniß abgefaßt; durch gelegentliche Zusammenfassung
                              									gleichartiger Gegenstände wird oft die Uebersicht erleichtert. Wenn ich einen Wunsch
                              									aussprechen möchte, so würde es der seyn, daß das Centralblatt selten oder gar nicht
                              									den Weg einschlage, übersezte Arbeiten aus anderen
                              									deutschen Journalen zu entlehnen, was in der neuesten Zeit öfter Vorzukommen
                              									scheint, wiewohl dabei immer die deutsche Quelle mit angezeigt ist. Die in der
                              									Ueberschrift genannten Nummern enthalten folgende Original-Mittheilungen:
                           Jahrgang 1840. Nr. 53: Weisbach,
                                 										über den hydrometrischen Flügel. — Diese Abhandlung gibt, auf
                              									Versuche gestüzt, das Verfahren an die Hand, die Geschwindigkeit des Wassers nach
                              									den mittelst des Flügels gemachten indirecten Messungen zu berechnen. Einen Auszug,
                              									oder überhaupt nur eine nähere Erörterung (ohne ganz mitgetheilt zu werden)
                              									gestattet dieselbe nicht.
                           Nr. 55: Neue Entwiklung der Widerstands-Coefficienten
                                 										für die Theorie der Bewegung des Wassers in Röhrenleitungen. —
                              									Bezeichnet h das Gefälle oder die Drukhöhe, l die Länge und d die Weite
                              									einer Röhrenleitung, ferner v die Geschwindigkeit des
                              									Wassers in derselben, g ( = 9m, 8088) die Beschleunigung der Schwere,
                              									endlich μ den Ausfluß-Coefficienten 0.8125 für kurze cylindrische
                              									Ansazröhren, so ist der Ausdruk für das Gesez der Bewegung des Wassers in
                              									Röhrenleitungen folgender: Textabbildung Bd. 83, S. 67 worin die constanten Coefficienten A und B eine aus Beobachtungen abzuleitende Größe haben. Diese
                              									beiden Coefficienten sind es, um deren Bestimmung es sich hier handelt. Der Verf.
                              									ermittelt sie, indem er, gleich seinen Vorgängern hierin (Prony, Eytelwein), die Versuche von Couplet,
                              										Bossut und du Buat zu
                              									Grunde legt, aber nach einer anderen Rechnungsweise, nämlich durch die (hiezu bisher
                              									nicht angewendete) Methode der kleinsten Quadrate. So findet er (unter der
                              									Voraussezung, daß alle in der obigen Gleichung enthaltenen Maaßbestimmungen in
                              									Pariser Zollen ausgedrükt seyen)
                           A = 0,000057287
                           B = 0,00000625232,
                           beträchtlich abweichend von den Resultaten Prony's und Eytelwein's, welche beide A
                              									weit kleiner und B dagegen ansehnlich größer  fanden. Der Verf. zeigt
                              									zugleich, daß v. Gerstner's Annahme: der Coefficient A sey variabel und von dem Röhrendurchmesser d abhängig, bei genauer Prüfung nicht Stand hält. Er
                              									leitet ferner aus der Grundgleichung für h (welche er
                              									auch für den Fall aufstellt, daß statt der
                              									Geschwindigkeit v die fortzuleitende Wassermenge m, pro Secunde, gegeben
                              									ist), die Gleichungen für v, m und d ab, und schließt mit einigen, die Anwendung der
                              									Formeln erläuternden, Beispielen.
                           Nr. 67: Weisbach, einige Zusäze zur Theorie der Reibung.
                              									— Diese Eröterungen und Berechnungen, welche der Verf. als Ergänzungen zu der
                              									bekannten großen Abhandlung von Brix gibt, betreffen
                              									insbesondere die Zapfenreibung. Ich muß mich, der Natur der Sache nach, damit
                              									begnügen, auf diese gründliche Arbeit hingewiesen zu haben.
                           Jahrgang 1841. Nr. 4. K. A. Winkler,
                                 										über die vorzüglichsten Torfsorten des sächsischen Erzgebirges. —
                              									Auf Anordnung des Oberbergamtes in Freiberg sind von Winkler 41 Torfsorten aus dem Erzgebirge untersucht, und die dabei
                              									erhaltenen Resultate in einer besonderen Schrift (Freiberg, 1840) niedergelegt
                              									worden. Aus dieser Schrift (die mir, leider, nicht zur Hand ist) theilt hier das
                              									Centralblatt die Hauptergebnisse mit, welche von großem Interesse sind. Der
                              									Beurtheilung dieser Arbeit muß ich, um im Nachfolgenden verständlich zu werden,
                              									einige Worte über das bei der Untersuchung der Torfe angewendete Verfahren
                              									vorausschiken. Es wurde 1) von lufttroknen Torfziegeln durch wiederholtes Reiben und
                              									Sieben ein gut gemengtes klares Mehl bereitet; 2) von diesem Mehl eine gewogene
                              									Menge auf einem Scherben eingeäschert, um den Aschengehalt zu bestimmen; 3) durch
                              									doppelte Proben nach Berthier's bekannter Methode
                              									ausgemittelt, wie viel metallisches Blei aus Bleiglätte durch eine gegebene Menge
                              									Torfpulver in der Glühhize reducirt wurde. Obwohl man bei diesen Reductionsproben
                              									mit der größten Sorgfalt verfuhr, so kamen doch dabei meist kleine Differenzen zum
                              									Vorscheine, welche auf Ungleichheiten in der Torfmasse deuteten, und die Ziehung von
                              									Durchschnitten nöthig machten. Aus den Resultaten der Einäscherungsprobe und der
                              									reducirten Bleimenge wurde zunächst die ungefähre
                                 										Zusammensezung der Torfe berechnet, wobei alle auf die Glätte reducirend
                              									wirkende Substanz als KohlenstoffMan sezte naͤmlich voraus, daß im Torfe, wie im Holze, Sauerstoff und
                                    											Wasserstoff genau (oder wenigstens sehr nahe) in dem Verhaͤltnisse
                                    											der Wasserbildung vorhanden seyen. in Rechnung gebracht und die
                              									Annahme zu  Grunde gelegt
                              									wurde, daß 1 Theil chemisch reiner Kohlenstoff 34 Theile Blei gebe. Was nach Abzug
                              									der Asche und des in eben beschriebener Weise ermittelten Kohlenstoffgehaltes noch
                              									am Gewichte des Torfes fehlte, wurde als aus Wasser und anderen flüchtigen Stoffen
                              									bestehend angenommen. Man machte einen Gegenversuch mit Fichtenholz (von welchem 1
                              									Gewichtstheil 13.5 Gewichtstheile Blei reducirte), und berechnete danach den
                              									relativen Heizwerth der Torfsorten gegen den des Holzes. — Nachdem auf diese
                              									Weise ein großer Theil der Torfe nach Zusammensezung und Wirksamkeit berechnet
                              									worden war, zeigte sich, daß hiebei irgendwo noch ein Fehler obwalten müsse. Es war
                              									nämlich aus mehreren, im Großen gewonnenen Erfahrungen ersichtlich, daß in der
                              									Wirklichkeit der Effect immer um circa 1/9 höher war, als er sich in der Berechnung herausstellte.
                              									Da diese Differenz sich bei mehreren Torfsorten fast ganz gleich blieb, so wurde sie
                              									als constant betrachtet, zu ihrer Beseitigung überall der Bleimenge 1/9 zugelegt,
                              									und die Berechnung mit dieser Correction aufs Neue durchgeführt.
                           Unter den geprüften 41 Torfsorten schwankte der Aschengehalt von 1 bis 24 Proc., die
                              									aus der Rechnung gefundene Menge des Kohlenstoffs von 35 bis 55.2 Proc. Der kleinste
                              									Gehalt an Wasser und sonstigen flüchtigen Stoffen betrug 41, der größte 56 Proc. Die
                              									Klafter Fichtenholz, in 3 Fuß langen Scheiten, also 108 kubikfuß (Zwischenräume
                              									eingerechnet) wog circa 1800 Pfd., und die als ein
                              									Aequivalent dafür geltende Menge Torf wurde, bei den verschiedenen Sorten, = 1294
                              									bis 2043 Pfd. gefunden, wonach 1000 Pfd. Fichtenholz gleich 719 bis 1135 Pfd. Torf
                              									zu sezen wären, oder die Heizkraft des Torfes 0.719 bis 1.135 betrüge, wenn man die
                              									eines gleichen Gewichtes lufttroknen Fichtenholzes zur Einheit nimmt.
                           Das zulezt angeführte Resultat stimmt sehr gut mit dem von mir erhaltenen, wonach die
                              									Heizkraft des Torfes 0.817 bis 1.225 des Fichtenholzes ist (vergl. polyt. Journal
                              										Bd. LXXVIII S.
                                 										379). Daß ein mit der Erfahrung im Großen übereinstimmendes Resultat nicht
                              									direct durch die Berthier'sche Probirmethode, sondern nur
                              									nach einer auf jene Erfahrung selbst gestüzten Correction erhalten werden konnte,
                              									scheint mir ganz evident zu zeigen, daß Berthier's
                              									Verfahren, welches vom rein wissenschaftlichen Standpunkte aus so schön anzusehen
                              									ist, die wünschenswerthe praktische Brauchbarkeit nicht besizt. Dieß wird auch noch durch folgende
                              									Betrachtung bestätigt. Winkler fand, wie schon erwähnt,
                              									daß 1 Gewichtstheil lufttroknes Holz 13.5 Gewichtstheile Blei reducirte. Da nun ohne
                              									erheblichen Fehler angenommen werden kann, daß die Bleireduction ausschließlich vom
                              									Kohlenstoffgehalte herrühre, und 34 Gemichtstheile  Blei 1 Th. reinen Kohlenstoffs
                              									andeuten, so müßte hienach die Menge des Kohlenstoffs im lufttroknen Holze 13.5/34
                              									oder 39.7 Proc. betragen. Den vorhandenen Analysen zufolge beträgt er aber nahe an
                              									43 Proc. Erst wenn man 1/9 noch zurechnet, wie W. bei den Torfsorten gethan hat,
                              									erhält man 44.1 Proc., was mit dem eben angeführten Erfahrungsresultate ziemlich
                              									stimmt. Berthier selbst fand (polytechnisches Journal
                              										Bd. LVIII. S.
                                 										407) nach seiner Methode die Heizkraft des lufttroknen Buchenholzes, welches 13 ¾ Proc. Feuchtigkeit enthielt,
                              									= 0.384 von jener des reinen Kohlenstoffs, was unter der vorigen Voraussezung
                              									— auf 38.4 Proc. Kohlenstoff in jenem Holze deuten würde. Die von Winkler gefundenen 39.7 Proc. erhalten hiedurch eine
                              									Bestätigung, insofern die nahe Uebereinstimmung beider Zahlen den Beweis gibt, daß
                              									W. richtig nach der Berthier'schen Methode gearbeitet
                              									habe.
                           Nr. 7: Weisbach, über das Gurtdynamometer. — Die
                              									höchst einfache und schöne Vorrichtung, welche der Verf. gebrauchte, besteht in
                              									Folgendem: über die Welle, an welcher man den Versuch vornehmen will, wird ein
                              									dünnes eisernes Band so gelegt, daß es die obere Hälfte des Umkreises umschließt,
                              									und beide Enden herabhängen. Das eine Ende wird alsdann an einem unbeweglichen
                              									Punkte befestigt, das andere mit einer Waagschale zum Auflegen von Gewichten
                              									versehen. Nachdem man die Welle außer Verbindung mit der von ihr sonst getriebenen
                              									Maschinerie gebracht hat, so daß sie ohne Last von der bewegenden Kraft umgetrieben
                              									wird, legt man zuerst den Apparat so an, daß die Reibung der Welle das Band oder den
                              									Gurt von dem Befestigungspunkte nach der Waagschale hin bestreicht, und belastet nun
                              									leztere in solchem Maaße, daß die Welle gerade eben so schnell umläuft, als sie
                              									vorher umlief, während sie die Maschinerie in Betrieb sezte. Diese erste Belastung
                              									heiße q. Hierauf stellt man einen zweiten Versuch in der
                              									Weise an, daß das vorher mit der Waagschale versehene Ende des Gurtes befestigt
                              									wird, wogegen man an das vorher befestigte Ende nun die Waagschale hängt. Die
                              									Reibung der Welle an dem Gurte trachtet unter diesen Umständen die Waagschale zu
                              									heben, und man wird (um wieder die vorige Umdrehungsgeschwindigkeit zu erhalten)
                              									nebst q noch ferner so viel Gewicht auf die Waagschale
                              									bringen müssen, als der Größe jener Reibung entspricht. Die Gesammtbelastung in
                              									diesem zweiten Falle sey Q. Hienach ist klar, daß Q — q die Reibung der
                              									Welle an dem Gurte oder die einem gewissen Gang entsprechende Kraft der Welle
                              									ausdrükt Hat in beiden Versuchen die Welle n Umdrehungen
                              										per Minute gemacht, und bezeichnet man mit u den Umfang der  Welle, so ergibt sich die Geschwindigkeit (per Secunde) = nu/60, und daher die mechanische Arbeit
                              									der Maschine = nu/60 (Q — q). Der verf. zeigt, auf welche Weise man die durch
                              									Anbringung des Gurtes entstehende Vermehrung der Zapfenreibung berechnen könne,
                              									welche von Q — q
                              									abgezogen werden muß; und beschreibt einen mit seinem Gurt-Dynamometer an
                              									einem Pochwerke gemachten Versuch, wodurch die große Brauchbarkeit des Apparats
                              									nachgewiesen ist.
                           Nr. 15: Stöhrer, über elektromagnetische Maschinen.
                              									— Was der Verf. hier von dem durch ihn im modelle ausgeführten
                              									elektromagnetischen Bewegungsapparate berichtet, ist nicht hinlänglich, sichere
                              									Schlüsse über die Ausführung im Großen zu begründen; die hypothetische Berechnung
                              									des Effects größerer Maschinen erwartet noch erst ihre Bestätigung, oder scheint
                              									vielmehr schon durch neuere Erfahrungen widerlegt zu seyn, wenn man den vorhandenen
                              									unvollkommenen Nachrichten trauen darf.
                           Nr. 27: Hülsse, über Anwendung des Copals zu Luxusartikeln
                              									(statt Bernstein oder Glas) nach Lindemann's Verfahren
                              									(Daraus im polytechn. Journal Bd. LXXX. S. 462.)
                           Nr. 30: Emsmann, über eine mechanische Combination.
                              									— Diese Combination ist ein einfacher Mechanismus zur Senkrechtführung der
                              									Kolbenstange bei Dampfmaschinen, der Idee nach völlig richtig und darum
                              									bemerkenswerth, weil er die Aufgabe mathematisch genau löset, wenn man eine
                              									unmangelhafte Ausführung voraussezt. (Bekanntlich geben die meisten
                              									Senkrechtführungen nur eine Annäherung zur geradlinigen Bewegung.) Der Verf. deutet
                              									an, wie man den Mechanismus mit einigen Modificationen zu verschiedenen anderen
                              									Zweken anwenden könne. Es scheint mir indessen ein Bedenken obzuwalten. Die völlig
                              									richtige Wirkung des Apparates beruht wesentlich mit auf der Geradführung einer
                              									Frictionsrolle zwischen zwei parallelen Leitschienen. Diese Einrichtung ist (obschon
                              									es an Beispielen von deren Anwendung nicht fehlt) eine widersinnige, sofern die
                              									Rolle sich nicht drehen kann, wenn sie beide Schienen wirklich gleichmäßig berührt,
                              									im entgegengesezten Falle aber dem Schlottern unterliegt. Der Verf. gibt nur eine
                              									roh gezeichnete Skizze des Mechanismus, versichert aber, ihn, als Modell ausgeführt, praktisch tauglich gefunden zu haben. Was das in
                              									solchen Fällen sagen will, weiß man ja. Wirkliche zuverlässige Erfahrungen fehlen.
                              									Beiläufig führe ich an, daß der verstorbene Mechaniker Rumpf in Göttingen eine Senkrechtführung für Kolbenstangen erdacht (aber,
                              									meines Wissens nie praktisch angewendet) hat, welche mit der von  Hrn. E. erfundenen völlig
                              									identisch ist. Das von Rumpf bereits vor vielen Jahren
                              									verfertigte Modell befindet sich in der Modellensammlung der höheren Gewerbeschule
                              									in Hannover; ich weiß aber nicht, daß eine Beschreibung desselben jemals
                              									veröffentlicht worden ist.
                           
                        
                           II. Polytechnisches Archiv.
                           1840, Nr. 37–52; 1841, Nr. 1–45.
                           Das in meinem dritten Artikel in Betreff des Archivs ausgesprochene anerkennende
                              									Urtheil kann ich auch jezt nur bestätigen, wobei ich jedoch die Redaction bitten
                              									muß, mir zu erlauben, daß ich über die von ihr aufgenommenen
                              										„Antikritiken“ eine von Vorstehendem ganz unabhängige
                              									Ansicht behalte. Ich will mich nicht weiter darüber erklären, weil die Sache nun zur
                              									Genüge hin und her erörtert ist. Hr. Gottlieb indessen
                              									gestatte mir noch ein ernstes und ruhiges Wort. In seiner Erwiederung (Beiblatt zu
                              									Nr. 1 von 1841) findet er, daß ich in meinen Referaten „vielfach Themata liefere, die dem ungebundenen Wize und
                                    											der Laune ein munteres Spiel veranlassen möchten;“ —
                              									und sagt ferner Folgendes: „Käme es darauf an, Persönlichkeiten in den
                                 										Bereich eines literarischen Streites zu ziehen, so bietet das Privat- und Geschäftsleben eines Jeden gewiß stets Stoff genug dazu. Auch hier würde es daran nicht fehlen“
                              									Dieß sind zwei Aussprüche, die sich so oberflächlich und allgemein leicht
                              									hinschreiben lassen, wenn man nicht gerade sehr streng damit ist, sich vorher um die
                              									Beweise derselben zu fragen. Die erste Aeußerung halte ich für ungegründet, wenn ich
                              									auch die allerbescheidenste Meinung von meinen Urtheilen über technische Gegenstände
                              									habe. Ich glaube wohl, daß ich irren kann; ich bin überzeugt, daß ich so wenig Alles weiß, wie irgend ein Sterblicher; aber ich bin
                              									dennoch in dem Glauben, daß das possenhafte Element
                              									meinen schriftstellerischen Arbeiten abgeht. Wenn aber Jemandes Laune vielleicht von
                              									der Art ist, daß er über Alles seinen
                              										„ungebundenen Wiz“ ergießen kann, so meine ich, man könne
                              									sich darüber trösten, dieses Schiksal zu theilen. — Die zweite Aeußerung habe
                              									ich gewiß nicht veranlaßt; denn ich wüßte nicht, daß Jemandes
                              										„Privat- und Geschäftsleben“ öffentlich von mir
                              									angetastet worden wäre; ich kann aber dafür mit Recht begehren, daß man mich in dieser Beziehung gleichfalls unangetastet lasse;
                              									könnte es selbst dann fordern, wenn mein Privat- und Geschäftsleben nicht so
                              									flekenlos wäre, wie es mir zu seyn dünkt. Was verdient demnach eine Aeußerung, wie
                              									obige des Hrn. G., die ganz das Ansehen einer Verdächtigung hat? Ich hoffe, sie
                              									richtet sich selbst
                           
                           Unter den eigenen Mittheilungen, welche das Archiv im lezten Drittel des Jahres 1840
                              									und bis zum November 1841 gebracht hat, will ich einige etwas näher berühren.
                           Jahrgang 1840.— In Nr. 37 macht Gottlieb, unter der Ueberschrift: „Färberei und
                                 										Polizei“, auf Mißbräuche und Unvorsichtigkeiten aufmerksam, welche
                              									beim Färben von Eßwaaren und Getränken durch Anwendung giftiger Farbstoffe begangen
                              									werden, und empfiehlt diesen Gegenstand der Aufmerksamkeit der Polizei. Die Sache
                              									ist schon oft und von Vielen angeregt; polizeiliche Vorschriften in dieser Beziehung
                              									existiren fast überall; aber man kann nur der Behauptung beistimmen, daß sie leider
                              									fast so gut wie erfolglos bleiben. Der Verf. führt aus eigener Erfahrung an, daß
                              									Papagaien von Zukerguß mit Schweinfurter Grün, Chromgelb und Zinnober gefärbt
                              									wurden; daß eingemachte Gurken öfters ihre schöne grüne Farbe einer bedeutenden
                              									Verunreinigung mit essigsaurem Kupferoxyd (herrührend von der Bereitung in kupfernen
                              									Gefäßen) verdanken; daß ein Koch Birnen mittelst Fernambukdecoct, Alaun und Zinnsalz
                              									roth färbte; daß ein Anderer Wein und Liqueur durch chromsaures Kali färbte. Solche
                              									Beweise von Gewissenlosigkeit oder Unkenntniß sind schauderhaft zu nennen, und
                              									zeigen allerdings, wie viel der polizeilichen Fürsorge in diesem Fache noch zu thun
                              									übrig bleibt.
                           In Nr. 42 wird eine Maschine zum Wikeln (Aufspulen) des Nähzwirns, von Westly in
                              									Leeds, beschrieben und abgebildet. Diese Maschine ist zwekmäßig construirt; es
                              									scheint aber, daß sie nicht dahin Wirken kann, dem Faden während des Aufspulens
                              									selbst den Glanz und die schöne Rundung zu geben, welche die englischen baumwollenen
                              									Nähzwirne in so vorzüglichem Grade besizen. In dieser Beziehung sowohl, als durch
                              									größere Einfachheit verdient wahrscheinlich diejenige (ebenfalls englische, und noch
                              									nirgend vollständig bekannt gemachte) Maschine den Vorzug, von welcher ich —
                              									nach mir mitgetheilten Zeichnungen — eine kurze Beschreibung in meinem
                              									Grundrisse der Technologie (Bd. II. S. 297–298)
                              									gegeben habe.
                           In Nr. 48 gibt Kreßler eine beachtenswerthe praktische
                              									Anweisung zur Prüfung der Buchdrukerschwärze und des dazu dienlichen Rußes. Ein Gran
                              									Ruß mit 2 Gran Gummi und 24 Tropfen Wasser auf das Feinste abgerieben, muß eine
                              									Fläche von 50 Quadratzoll vollständig deken, wenn man sie mittelst eines Haarpinsels
                              									damit überstreicht.
                           Jahrgang 1841. — Rothes
                                 										Glühwachs für Vergolder lehrt Hettler (in Nr. 3)
                              									aus 6 Theilen weißem Wachs, 3 Th. Grünspan, 3 Th. weißem Vitriol, 1⅓ Th.
                              									Kupferasche, ¼ Th. Borax,  3 Th. RothsteinOhne Zweifel: Rothel. — An manchen Orten nennt man
                                    												„Rothstein“ die zerstoßenen Mauerziegel, wodurch
                                    											ein Mißverstaͤndniß entstehen koͤnnte. und 1 Th.
                              									Eisenvitriol bereiten. Das Wachs wird in einem irdenen Gefäße langsam geschmolzen;
                              									dann sezt man demselben die übrigen fein gepulverten, gesiebten, innig vermengten
                              									Materialien allmählich zu, und bewirkt die Vereinigung durch sorgfältiges Umrühren.
                              									Die Vorschrift wird als praktisch bewährt bezeichnet. Man wird durch dieselbe (da
                              									sie eben so complicirt ist, als die meisten schon bekannten
                              									Glühwachs-Recepte) wieder daran erinnert, daß in so manchen Fällen die Chemie
                              									eine würdige Aufgabe darin finden könnte, hergebrachte empirisch zu Stande gekommene
                              									Präparate der Technik auf ihre einfachste Gestalt — unbeschadet der
                              									Wirksamkeit — zurükzuführen.
                           Die seit einiger Zeit sehr verbreiteten Ruhl-Benkler'schen Lampen werden in Nr. 9 besprochen. Nachdem
                              									zuerst die von Dr. A. Poppe
                              									im polyt. Journal bekannt gemachte Beschreibung dieser Lampen-Construction,
                              									und hierauf ein Auszug aus Jordan's bekannter Broschüre
                              									mitgetheilt ist, folgt unter der Ueberschrift:
                              										„Lampenstreitigkeiten“ ein besonderer Artikel mit
                              									historischen Angaben, welche zum Theil sehr mangelhaft, zum Theil absolut unrichtig
                              									sind, worüber dem Einsender kein Vorwurf zu machen wäre, wenn er es nur unterlassen
                              									hätte, gestüzt auf sehr flüchtige und leichtsinnige Zeitungscorrespondenzen solche
                              									Seiten der Angelegenheit zu erörtern, die ihm entschieden unbekannt waren und
                              									unbekannt seyn mußten. Ich meine den Antheil, den ich in amtlicher Wirksamkeit, als
                              									requirirter Kunstverständiger, an der Patentirung der Lampe in Hannover genommen
                              									habe. Hier ist der Ort nicht, weiter auf diesen Gegenstand einzugehen. Ich führe
                              									daher nur zur Vervollständigung der historischen Daten an, daß den hannover'schen
                              									Cessionären der HHrn. Ruhl und Benkler, in Folge einer von ihnen gestellten Klage gegen die in ihr Patent
                              									gemachten Eingriffe, durch obrigkeitliches Erkenntniß Recht zugesprochen worden ist,
                              									woraus denn wohl zu schließen seyn dürfte, daß die Ertheilung des Patentes mit gutem
                              									Grunde statt gefunden habe. Nicht minder hat die braunschweigische Regierung,
                              									ungefähr gleichzeitig mit der in Hannover, ein Patent auf die genannte
                              									Lampenconstruction ertheilt. — Was ferner in Nr. 10 über diese
                              									Lampenangelegenheit vorkommt, verfehlt wieder insofern den rechten Gesichtspunkt,
                              									als dabei vergessen ist, daß in Hannover recht wohl ein Patent für einen Gegenstand
                              									ertheilt werden konnte, der anderwärts nicht mehr neu
                              									war. — Die von Hrn. Dr. Poppe im polyt. Journal (Bd. LXXVIII. S. 423)
                              									beschriebene  Lampe wird
                              									jeder, der eine wirkliche Ruhl-Benkler'sche Lampe
                              									gesehen hat, für wesentlich übereinstimmend mit dieser erkennen, was hier zur
                              									Erledigung des in Nr. 11 mit Recht erhobenen Bedenkens angemerkt werden mag.
                           In Nr. 14 bis 19 befindet sich ein sehr lesenswerther Aufsaz von Winterfeld, über die Anfertigung geräuschlos zündender
                              									und verbrennender Zündwaaren (zur Vervollständigung und,
                              									theilweise, Berichtigung des über diesen Gegenstand von Böttger in den Annalen der Chemie und Pharmacie (polyt. Journal Bd. LXXIX. S.
                                 									230) Mitgetheilten)Das beste Mischungsverhaͤltniß zu einer vollkommen geraͤuschlos verbrennenden
                                    											Zuͤndmasse, mit welcher Hölzer, Schwaͤmme, Papier u. s. w.
                                    											bestrichen werden koͤnnen, ist nach Dr.
                                    												Winterfeld folgendes:16 Gewichtstheile arabisches Gummi, 9 Theile Phosphor, 14 Th. Salpeter und 16
                                    											Th. fein geschlaͤmmter Braunstein. Statt des Braunsteins kann man
                                    											sich auch der Mennige bedienen, besonders um der Masse eine mehr
                                    											roͤthliche Farbe zu ertheilen. Statt des arabischen Gummis wird man
                                    											sich mit Vortheil des Gummitragant bedienen koͤnnen, indem 1 Th.
                                    											Tragant mit 100.Th. Wasser einen eben so diken Schleim bildet, als 1 Th.
                                    											arabisches Gummi mit 4 Th. Wasser. Der Salpeter sey moͤglichst rein,
                                    											namentlich frei von hygroskopisch wirkenden salzsauren Salzen.Bei Anfertigung der Zuͤndhoͤlzer verfaͤhrt man
                                    											ungefaͤhr folgendermaßen: zuerst bringt man in eine Abrauchschale
                                    											oder in einen Porzellanmoͤrser oder in irgend ein anderes passendes
                                    											Gefaͤß das Gummi, versezt es mit so viel Wasser, als noͤthig
                                    											ist, um einen nicht zu duͤnnen Schleim beim Erhizen zu erhalten,
                                    											fuͤgt dazu die abgewogene Menge geschlaͤmmten Braunstein und
                                    											sezt nun erst den Phosphor hinzu, und zwar in so kleinen Stuͤken, daß
                                    											diese saͤmmtlich vom Gummischleim bedekt werden. Sobald nun durch
                                    											eine von Außen angebrachte Temperaturerhoͤhung, die kaum bis auf +
                                    											50° R. gesteigert zu werden braucht, die Phosphorpartikeln in Fluß
                                    											gerathen, ruͤhrt man das Ganze mit einer flachen Reibekeule
                                    											tuͤchtig durcheinander, so zwar, daß der Phosphor auf das feinste
                                    											durch die ganze Masse vertheilt wird, sezt dann den Salpeter hinzu und
                                    											faͤhrt noch so lange unter fortwaͤhrendem Erwaͤrmen mit
                                    											dem Reiben fort, bis das Ganze in allen seinen Theilen in einen nicht zu
                                    											duͤnnen, ganz gleichfoͤrmigen Brei, in welchem sich mit
                                    											unbewaffnetem Auge durchaus keine Phosphorpartikelchen mehr duͤrfen
                                    											nachweisen lassen, verwandelt ist. In diese Masse taucht man nun die mit
                                    											Schwefel uͤberzogenen Hoͤlzer oder die mit Salpeter
                                    											getraͤnkte Pappe und laͤßt dann die Masse an der Luft troken
                                    											werden.Da der Phosphor in Beruͤhrung mit der Luft langsam in phosphorige
                                    											Saͤure uͤbergeht, welche begierig die Feuchtigkeit anzieht,
                                    											und so mit der Zeit die Entzuͤndung der Hoͤlzer mehr oder
                                    											weniger beeintraͤchtigen koͤnnte, so haͤlt es Dr. Winterfeld
                                    											fuͤr rathsam, die bereits an den Hoͤlzern troken gewordene
                                    											Zuͤndmasse zulezt noch mittelst eines Pinsels mit einem ganz
                                    											duͤnnen Copalfirniß zuͤberziehen, um allen Klagen uͤber
                                    											das Feuchtwerden und Abbroͤkeln der Zuͤndmasse
                                    											vorzubeugen.A. d. R.; — und
                              									in Nr. 15 bis 18 eine Abhandlung über die Kurbel, von Neukrantz (als Verfolg des diesen Gegenstand betreffenden
                              										Streitschriftenwechsels)Man s. polyt. Journal Bd. LXXIV, LXXVI und LXXVII. Zur Bereitung eines schwach gelblichen, fast
                              									gänzlich im Wasser auflöslichen, für Kattundrukereien und zur Appretur sehr
                              									brauchbaren künstlichen Gummi aus Kartoffelstärke gibt
                              										Winterfeld (in Nr. 28) folgende Vorschrift: 100 Pfd.
                              									Kartoffelstärke werden 
                              									mit 2 Pfd. Salpetersäure angemengt, nachdem man die Säure mit so viel Wasser
                              									verdünnt hat, daß von der Flüssigkeit die Stärke nur gerade durch und durch benezt
                              									wird. Man zerkleinert diesen angesäuerten, ziemlich festen Stärkmehlteig mit der
                              									Hand; troknet ihn auf hölzernen Hürden (des Sommers auf einem gewöhnlichen
                              									Trokenboden, des Winters in einem zu 18–20° R. geheizten Zimmer);
                              									mahlt ihn zu Pulver, schlägt dieses durch ein Sieb, und dörrt es endlich, unter
                              									öfterem Umschaufeln, bei einer Wärme von 50 bis 55° R. — Der Verf.,
                              									welcher dieses VerfahrenDasselbe ist uͤbrigens bloß eine Abaͤnderung von Heuzé's Dextrinbereitung; man vergl. Polyt.
                                    											Journal Bd. LXXIV. S. 307.A. d. R. selbst
                              									praktisch ausführt, räth dringend an, von dem vorgeschriebenen Mengenverhältnisse
                              									der Salpetersäure nicht abzuweichen; dabei hat er aber versäumt, die Concentration
                              									(das specifische Gewicht) der von ihm angewendeten Säure anzugeben.
                           Ueber einige Polir- und Puzmittel, von Winterfeld (in Nr. 30). — Dem Kalke (vorzüglich
                              									dem Wiener) ertheilt der Verf. das gerechte Lob in Betreff seiner Anwendbarkeit, um
                              									Stahl zu poliren. Indessen ist bekannt, daß Eisenoxyd (Polirroth), dessen nicht
                              									gedacht wird, dem Stahle eine noch weit schönere Politur ertheilt, so daß ein
                              									sorgfältiger Arbeiter bei Münz- und Medaillenstempeln (die der Verf.
                              									namentlich anführt) sich nicht mit der Anwendung des Kalks begnügen wird. Es wird
                              									die Notiz mitgetheilt, daß in der Nähe von Berlin (bei Rüdersdorf) ein thonhaltiger
                              									Kalkstein vorkommt, der nach dem Brennen grünlich braun erscheint und als
                              									Polir- und Puzmittel sehr gute Dienste leisten soll. Endlich empfiehlt der
                              									Verf. als Ersazmittel des Schmirgels den Feuerstein, der allerdings in dieser
                              									Beziehung mehr Aufmerksamkeit zu verdienen scheint, als ihm gewöhnlich zu Theil
                              									wird. Auf Papier (nach Art des Schmirgelpapiers) hat man denselben bereits
                              									angewendet.
                           Tinte zum Schreiben mit Stahlfedern (Nr. 33), von C. K.
                              									— 2 Pfd. beste gepulverte Galläpfel werden mit 4 Quart Wasser bis auf 1 Quart
                              									Flüssigkeit eingekocht; der Absud wird mit 12 Loth chemisch reinen, in einer kleinen
                              									Menge heißen Wassers gelösten Eisenvitriols versezt, noch einige Minuten gekocht,
                              									und durch Leinwand filtrirt. Ferner übergießt man 1 Loth beste chinesische Tusche, zu feinem Pulver zerrieben, mit etwas von dem
                              									Absude, und fügt 1 Loth neutrale salzsaure Manganauflösung von 60° Baumé
                              									hinzu. Am anderen Tage zerreibt man auf einem Steine die aufgequollene chinesische
                              									Tusche auf das Zarteste mit so viel von der  überstehenden Flüssigkeit, als man hiezu für bequem und
                              									nöthig erachtet, entfernt das Klare des Galläpfelabsudes von dem Bodensaze durch
                              									vorsichtiges Abgießen, und mischt solches mit der geriebenen Tusche. Endlich gibt
                              									man ein Paar Tropfen Nelkenöhl, in wenig Essigsäure gelöst, hinzu, schüttelt das
                              									Ganze in einer verschlossenen Flasche tüchtig um, läßt die Flasche zugestopft einen
                              									Tag stehen und füllt den Inhalt behutsam von dem neuerdings entstandenen Bodensaze
                              									in eine andere Flasche zur Aufbewahrung. — Diese Tinte ist, wie man sieht,
                              									etwas umständlich zu bereiten und nicht ganz wohlfeil; sie wird aber als
                              									ausgezeichnet gut gerühmt.
                           
                        
                           III. Berliner Gewerbe-, Industrie- und Handelsblatt.
                           Herausgegeben von A. F. Neukrantz und
                              									F. A. Metzke. Berlin, 8. I. Bd., Nr. 1–10.
                           Diese neu entstandene Zeitschrift spricht in dem Vorworte ihre Tendenz damit aus, daß
                              									sie sagt: sie wolle für Berlin, als einen Haupt- und Mittelpunkt der
                              									norddeutschen Industrie, ein Organ seyn in allen industriellen, gewerblichen und
                              									commerciellen Beziehungen; wolle einerseits durch Aufdekung der Mängel in der
                              									Industrie, dem Handel, dem Fabrik- und Maschinenwesen der Heimath, so wie
                              									durch Mittheilung und Besprechung der Institutionen und Anlagen, der Werke der
                              									Mechanik und der Baukunst, der Industrie, der Handelsthätigkeit, des
                              									Eisenbahnwesens, der Schifffahrt und des Transportwesens anderer Länder belehren und
                              									ermuntern; andererseits auch dazu beitragen, durch Aufzählung und Mittheilung des im
                              									Inlande erzielten Guten und Großen die eigene Kraft kennen zu lehren, das
                              									Selbstbewußtseyn zu stählen, und Preußen dem Auslande gegenüber geltend zu
                              									machen.
                           Die Aufgabe ist, wie man sieht, vielseitig und groß; inwieweit sie gelöst werden
                              									wird, läßt sich nach den wenigen bisher erschienenen Nummern natürlich nicht
                              									voraussagen. Sollte aber auch nur in einigen Beziehungen und in beschränktem Umfange
                              									eine Annäherung zum Ziele erlangt werden, so wäre das Unternehmen mit Beifall zu
                              									begrüßen.
                           Wöchentlich erscheinen zwei Nummern, jede einen Drukbogen stark. Die 26 Nummern eines
                              									Quartals, begleitet von 13 lithographirten Figurentafeln, bilden einen Band, welcher
                              									im Abonnement 1 Thlr. kostet. Die typographische Ausstattung ist schön, die
                              									Lithographien sind gut; jedoch möchten die bisher abgebildeten Möbelmuster in zu
                              									kleinem Maaßstabe gezeichnet seyn. Der Inhalt wird unter folgende Rubriken geordnet:
                              									Geseze und Verordnungen; — Technik; — Chemie; — Handel;
                              									— Vermischtes; — Bücherschau (Recensionen,  auch Inhaltsanzeigen anderer
                              									technischer Zeitschriften). Zu wünschen wäre, daß im Kopfe jeder Nummer eine kurze
                              									Inhaltsanzeige gegeben würde, wie ähnliche Zeitschriften jezt meistentheils, und zu
                              									großer Bequemlichkeit der Leser, thun.
                           Unter den in Nr. 1 bis 10 enthaltenen Original-Mittheilungen nenne ich:
                              									Abbildung und (kurze) Beschreibung der von Borsig
                              									erbauten Locomotive. — Sechsrädriger Wagen von Claudius. Dieser Wagen
                              									soll den Vortheil haben, besonders leicht und schnell in kleinen Krümmungen wenden
                              									zu können; der Mechanismus ist einfach und nicht übel erdacht, aber Erfahrungen über
                              									seine Anwendung werden nicht beigebracht. — Verbesserung in der Fabrication des eisenblausauren Kali, von Kreßler. Die Potasche wird für sich allein in einem
                              									Flammofen geschmolzen, dünnflüssig in eine vorläufig erhizte gußeiserne Retorte
                              									eingetragen, hier mit der thierischen Kohle versezt, und weiter auf gewöhnliche
                              									Weise behandelt. Aus gleich viel Kohle wird, wie der Verf. anführt, nach dieser
                              									Methode ungefähr um die Hälfte mehr Blutlaugensalz gewonnen, als man gewöhnlich
                              									erhält, wenn die ganze Operation in einem einzigen Ofen stattfindet (aus 100 Pfd.
                              									Kohle 30 bis 36 Pfd. verkäufliche Krystalle statt 18 bis 24 Pfd.). Der Grund liegt
                              									darin, daß eine zu hohe Temperatur vermieden und der Zutritt der Luft abgehalten
                              									wird. Die alte Methode, gänzlich in kugel- oder birnförmigen Kesseln
                              									(Retorten) mit enger Oeffnung zu arbeiten, wird zwar von dem eben angegebenen
                              									Verfahren hinsichtlich des Ertrages nicht übertroffen; sie erfordert aber viel mehr
                              									Feuerung und führt schnell die Zerstörung der Kessel herbei. — Oberhäuser's Instrument zum Hohlschleifen der
                                 									Rasirmesser. Es besteht aus einer, an einem Griffe befestigten,
                              									mattgeschliffenen runden Glasplatte von 2½ Zoll Durchmesser, deren Fläche wie
                              									ein Kugelabschnitt von 3 Fuß Halbmesser gekrümmt ist. Darauf werden die Rasirmesser
                              									mit feinem Schmirgel und Oehl bearbeitet. Der Mechaniker I. Th. Baumann in Berlin verfertigt solche Instrumente. Es
                              									scheint mir sehr zweifelhaft, daß mittelst derselben ohne besondere Kunstfertigkeit
                              									die Rasirmesser gut zugerichtet werden können; zudem entspricht der angegebene
                              									Krümmungshalbmesser der Platte nicht jenem der Aushöhlung an den Messern, welcher
                              									gewöhnlich nicht über 3 Zoll beträgt. Man hat, bekanntlich, auch Abziehriemen mit
                              									(cylindrisch) gekrümmter Fläche construirt, und sie sehr angepriesen, weil sie die
                              									Höhlung des Messers bis an die Schneide hin conserviren und leztere dünn erhalten
                              									sollen. Die, welche ich besize, haben einen Krümmungshalbmesser von 3 bis 4 Fuß. Es
                              									ist ihnen aber, wenigstens meiner Erfahrung nach, nicht der mindeste Vorzug vor
                              									einem geraden Riemen 
                              									einzuräumen. Ein Gleiches dürfte mit Wahrscheinlichkeit in Betreff des Oberhäuser'schen Instruments, verglichen mit einem
                              									flachen Abziehsteine, zu behaupten seyn. Es könnte dieß übrigens eine schöne
                              									Gelegenheit abgeben, auf die Würdigung der zahlreichen, zum Theil sehr wunderbaren
                              									Meinungen, Vorurtheile und Kunststükchen einzugehen, welche unter den Rasirkünstlern
                              									und Rasirdilettanten in Bezug auf die Schärfung und Conservation der Schermesser im
                              									Schwange sind. — Reinigung des Robbenthrans, von
                              										Kunheim. Der Thran wird mit dem doppelten Gewichte
                              									Wasser in einem Standfasse wohl zusammengerührt, durch hineingeleiteten Dampf zum
                              									Sieden erhizt, und während des Kochens mit 10 Proc. seines Gewichts Alaun versezt.
                              									Der stinkende Geruch verliert sich dadurch, und es scheiden sich weiße oder
                              									gelbliche Floken ab. Nach 1 bis 2 Tagen ruhigen Stehens scheidet sich der Thran klar
                              									ab, welcher nun zum Brennen in Lampen so gut wie Rüböhl zu gebrauchen ist. —
                              										Reinigung des Terpenthinöhls zur, Kautschuklösung von
                              										Rannow. Der Verf. rectificirt das Oehl mit Zusaz des
                              									doppelten Gewichts Wasser, welchem 1 Pfd. Potasche und 1 Pfd. frischgebrannter Kalk
                              									auf 100 Pfd. Oehl zugesezt sind, und versichert, daß es hiedurch zum Auflösen des
                              									Kautschuks ganz vorzüglich brauchbar werde. Die Anwendung des Kalkes bei der
                              									Rectification des Terpenthinöhls war schon früher bekannt. — Dreschmaschine von Scheidtweiler. — Violet's Maschine zum
                                 										Schaumschlagen und Rühren für Conditoreien. Zwei senkrechte, mit Schaufeln
                              									versehene Rührwellen sind in dem Kessel angebracht, und bewirken die Schaumbildung
                              									dadurch, daß sie mittelst eines einfachen Räderwerks in entgegengesezten Richtungen
                              									umgedreht werden. — Maisch-Kühlmaschine,
                              									welche in Berliner Brennereien gebräuchlich ist. In dem achtekigen Kühlschiffe steht
                              									im Mittelpunkte eine senkrechte Welle, welche unten auf dem Boden ein langes
                              									Rührscheit herumführt, nahe über der Oberfläche der Maische aber zwei einander
                              									diametral gegenüberstehende, horizontale, mit langen und schmalen Bretterflügeln
                              									versehene Wellen mittelst Räderwerk so in Bewegung sezt, daß sie sich drehen und
                              									zugleich im Kreise herumgehen. Die Abkühlung geschieht also durch den Luftstrom,
                              									welchen die Flügel erregen, in Verbindung mit dem Rühren. — Rührapparat zum Vormaisch-Bottig, für Brennereien,
                              									nach der in und um Berlin gebräuchlichen Art. Sie besteht aus vier mit Kreuzstöken
                              									besezten senkrechten Wellen, welche durch verzahnte Rader umgedreht, und zugleich im
                              									Kreise um eine im Mittelpunkte stehende Welle herumgeführt werden.
                           
                        
                           
                           IV. Allgemeine polytechnische Zeitung.
                           Jahrg. 1840, August bis December, Nr. 32–53; Jahrg. 1841,
                              									Januar bis August, Nr. 1–34.
                           In Nr. 32, Jahrg. 1840, heißt es: „Die mit so vielem Lärm angekündigte
                                 										Erfindung, Stoffe, ohne daß sie ihr Ansehen verlieren, wasserdicht (vielmehr
                                 										Wasser nicht annehmend) zu machen, scheint im Wesentlichen auf der Anwendung der
                                 										schon lange zu diesem Zwek empfohlenen, bekannten Thonseife zu
                                 										beruhen.“ Diese Vermuthung ist ungegründet, wenigstens was die in
                              									Osnabrück und Berlin nach der neuen Methode zubereiteten Stoffe betrifft. Das
                              									Mittel, womit diese wasserdicht gemacht sind, ist ganz und gar von der Thonerdeseife
                              									verschieden, und meines Wissens noch nirgend veröffentlicht. Es bietet übrigens in
                              									chemischer Hinsicht eine wahre Merkwürdigkeit dar. Bindende Rüksichten legen mir die
                              									Verpflichtung auf, es bei dieser allgemeinen Andeutung bewenden zu lassen.
                           Nr. 34 enthält Anweisungen zum Braunfärben mittelst
                                 										Catechu, nach Versuchen von Leykauf.
                           In Nr. 42 wird folgendes Verfahren gelehrt, Metallarbeiten
                              									darzustellen, welche eingelegten verschiedenfarbigen
                                 										Gold- und Silberarbeiten gleichen: Der aus Messing oder Kupfer (wenn
                              									man will, theilweise aus dem einen, theilweise aus dem anderen) verfertigte
                              									Gegenstand wird durch augenblikliches Eintauchen in Salpetersäure von 30° B.
                              									abgebeizt, in Wasser gespült, hierauf durch Kochen mit fein granulirtem Zink und
                              									concentrirter Salmiakauflösung mit einer spiegelblanken Verzinkung versehen. Man
                              									malt alsdann mittelst einer Schablone von dünnem Messingblech beliebige Muster
                              									darauf, wozu man sich des mit etwas Mohn- oder Leinöhl und Frankfurter
                              									Schwarz versezten Copallaks bedient. Ist diese Zeichnung getroknet, so legt man den
                              									Gegenstand in reine verdünnte Salpetersäure, welche an den durch den Lak nicht
                              									geschüzten Stellen die Verzinkung wegäzt. Dann wäscht man mit reinem Wasser ab, läßt
                              									troknen, und gibt einen Ueberzug von weingeistigem Copalfirniß, der dadurch bereitet
                              									wird, daß man 11 Th. gepulverten weißen Kugelcopal mit höchst rectificirtem
                              									Therpenthinöhl vollkommen benezt, dann mit einer Mischung von 1 Th. Schwefeläther
                              									und 10 Th. absolutem Alkohol (worin 5/6 Th. Kampher aufgelöset) in gelinder Wärme
                              									behandelt.
                           Anweisungen, wie das künstliche Ultramarin zum Bläuen des
                                 										Papiers und als Farbe in der Buntpapierfabrication anzuwenden ist, enthält
                              									Nr. 43.
                           
                           Das mechanische Räthsel, dessen in Nr. 23 (Jahrg. 184l)
                              									gedacht wird — nämlich ein Mechanismus in Stokknöpfen, vermöge dessen man mit
                              									einer Messerklinge den Knopf quer durchschneiden kann, ohne daß er sich vom Stoke
                              									trennt — ist bereits gelöst. Die Beschreibung und Abbildung des Mechanismus
                              									befindet sich im 5. Bande von Prechtl's technologischer
                              									Encyklopädie (der 1834 erschien), S. 538.
                           
                        
                           V.Zeitschrift für und über Oesterreichs Industrie und
                                 										Handel.
                           Jahrg. 1840, Nr. 70–104.
                           In diesen Nummern (den lezten, welche überhaupt erschienen sind)In dem lezten Blatte des Jahrganges (104) wird indessen die Wiederaufnahme,
                                    												unter neuer Redaction, in Aussicht
                                    											gestellt. befinden sich einige wenige Artikel, welche zu
                              									Bemerkungen Gelegenheit geben.
                           In Nr. 70 theilt der Herausgeber den Bericht mit, welchen eine von dem Gewerbvereine
                              									zu Hannover ernannte Commission über die Hand-Flachsspinnmaschine von Orth
                              									erstattet hat. Er schenkt sichtbar diesem Berichte vollen Glauben, geräth aber in
                              									das Versehen, daß er gleich nachher — im Gegensaze mit der Orth'schen Maschine — die
                              									Hand-Spinnmaschine von Flohr auf das
                              									Angelegentlichste empfiehlt. Nun ist aber diese Maschine keine andere, als jene, und
                              									die beiden Hälften des Artikels sind also in absolutem Widerspruche miteinander. Es
                              									mag bemerkt werden, daß die abgedrukten Zeugnisse zu Gunsten der Flohr'schen alle zusammen kein gründliches technisches
                              									Gutachten enthalten.
                           In Nr. 71 findet sich ein Artikel über Berri's
                              									Steinhobelmaschine abgedrukt, welcher ursprünglich in den
                              									Mittheilungen des Gewerbevereins zu Hannover erschien, und von daher — jedoch
                              									ohne Angabe der Quelle — entlehnt ist. Dieser Artikel fängt mit den Worten
                              									an: „Ueber diese interessante Maschine...... sind wir im Stande Folgendes
                                 										aus einer Correspondenz des Erfinders mitzutheilen.“ Es gewinnt
                              									hienach, ganz ohne Grund, den Anschein, als habe der Herausgeber der
                              									österreichischen Zeitschrift die erwähnte Correspondenz geführt, oder als habe
                              									dieselbe ihm wenigstens vorgelegen. Das ist ganz Wiese'sche Methode!
                           Nr. 80 gibt die Beschreibung einer Verbesserung an Dreh- und Trittmaschine, von Scheithammer. Diese Erfindung, welche auf Drehbänke, Schleifsteine u.
                              									dergl. angewendet werden soll, besteht darin, daß mit dem Tritte eine senkrechte,
                              									krükenförmige Stange 
                              									verbunden wird, durch deren Aufziehen und Niederdrüken die Bewegung hervorgebracht
                              									wird. Der Verfasser dieses Artikels versichert zwar, drei Maschinen mit solchen
                              									Triebwerken vortheilhaft im Gange zu haben; aber es ist dessen ungeachtet dem
                              									gesunden Menschenverstande unbegreiflich, wie dabei nicht nur das Aushohlen mit den Händen und das Beugen des Körpers wegfallen, sondern
                              									noch überdieß (verglichen mit den gewöhnlichen Treibungsmethoden durch Kurbeln) die Anstrengung der arbeitenden Person fast auf die Hälfte
                                 										vermindert werden soll. Die Bewegung, welche hier erfordert wird, ist die
                              									eines Menschen, der in einem großen Mörser etwas zerstößt; und daß diese nicht zu
                              									den unterhaltenden Leibesübungen gezählt werden kann, weiß man wohl.
                           Die Abhandlung in Nr. 92, 93, 94: Ueber die
                                 										Haupterscheinungsformen der Sucht, schnell und mühelos reich zu werden,
                              									ist, abgekürzt, und ohne Angabe einer Quelle, aus der deutschen Vierteljahrsschrift
                              									entnommen. Wiese hat sie jedoch nicht direct daher,
                              									sondern aus Nr. 38 und 40 des Romberg'schen Journals, und
                              									zwar mit Weglassung der Einleitung, des Schlusses und der Anmerkungen, welche R.
                              									beigegeben.
                           
                        
                           VI.Allgemeines Journal für Industrie, Handel und
                                 									Schifffahrt.
                           (Das polytechnische Beiblatt.)
                           Jahrg. 1840, Nr. 36–52.Die Nummern des Jahrg. 1841 sind mir, durch ein Versehen der Buchhandlung,
                                    											noch nicht zugekommen.
                           Ich habe in meinem dritten Artikel Hrn. Romberg's Journal
                              									dasjenige Gute nachgesagt, was es mir zu verdienen schien, und werde mit Loben wie
                              									mit Tadeln bei ihm, wie bei allen anderen, mich stets nur an meine eigene
                              									Ueberzeugung halten, unbekümmert um die Schwachheit desjenigen, der da glaubt, daß
                              									leidenschaftliche Ausfälle in sogenannten Antikritiken auf mein Urtheil in irgend
                              									einer Weise influiren könnten; unbekümmert auch darum, ob man sich durch mein Lob
                              									zufriedengestellt oder gedemüthigt fühlt (welches leztere
                              									Hr. R. von sich selber angibt). Ich schreibe keiner
                              									Persönlichkeit zu Gefallen; ich lasse mich aber auch von
                              									keiner einschüchtern. Bedauern muß ich nur, daß manchmal
                              									Schriftsteller, durch eine strenge Beurtheilung ihrer Arbeiten gereizt, nicht so
                              									viel ruhige Einsicht behalten, als nöthig wäre, um zu begreifen, wie man als
                              									scharfer Recensent auftreten könne, ohne zugleich ein Inbegriff aller moralischen
                              									Schlechtigkeit zu seyn. Ich glaube es ohne Versicherung, daß  Hrn. Romberg's empörende Gegenkritik nicht darauf abgezielt habe, eine bessere
                              									Beurtheilung seinem Journale zu erwerben: das Mittel wäre
                              									doch in der That gar zu drastisch gewesen, und hätte in mir einen Patienten von
                              									höchst sonderbarer Geistesconstitution vorausgesezt. Ich weiß aber auch zugleich,
                              									daß, nicht lange nach Publicirung jener sogenannten Gegenkritik, ein angeblich von
                              									Hrn. Romberg im Interesse seines Journals auf Reisen
                              									gesandter Mann bei mir erschien, auf dessen Ersuchen ich eben dieses Romberg'sche Journal hier in Hannover zu empfehlen
                              									Gelegenheit nahm. Die abgenöthigte Anführung dieser einfachen und geringfügigen,
                              									aber wahren Thatsache mag der Herausgeber meinetwegen
                              									wieder als ein „Renommiren“
                              									erklären; wenn er es nur der Mühe werth findet, bei einem etwaigen zweiten Artikel
                              										„über Hrn. Director Karmarsch als Kritiker
                                 										und als Mensch“ davon insofern Notiz zu
                              									nehmen, als die Gerechtigkeit verlangt. — In Betreff des Uebrigen, was Hr. R.
                              									in seiner Nr. 52 vom Jahre 1840 gegen mich sagt, bitte ich ihn, im polytechn.
                              									Journale Bd. LXXVIII.
                                 										S. 297, Zeile 6 — 13 von Unten, nachzulesen, und mir schließlich
                              									nur noch den Ausdruk des Befremdens darüber zu gestatten, daß er zwar eingesteht,
                              									durch seine Angriffe auf meine Person sich Vorwürfe von
                              									geachteten Männern zugezogen zu haben, dennoch aber meine Erwiderung auf eben diese
                              									Angriffe übel nimmt. Man sollte doch meinen, in dem Bewußtseyn, daß er zu weit
                              									gegangen war, hätte Hr. R. meine gerechte Abwehr am allerwenigsten tadelnswerth
                              									finden dürfen.
                           Von bemerkenswerthen Original-Mittheilungen findet sich in den Nummern
                              									36–52 des polytechnischen Beiblattes nur folgende in Nr. 47: Die Erzeugung der Frictions-Feuerzeuge und
                                 										Chlorzündhölzchen ohne Schwefel des St. Edlen v. Romer
                                 										Kis-EnyitzkeDer Rame ist fehlerhaft „Ergilzke“ gedrukt.
                              									in Wien. — Seit vielen Jahren betreibt Romer die Fabrication der Zündhölzer und anderer
                              									Zündapparate sehr im Großen mit seltener Vollkommenheit und unter Anwendung mancher
                              									eigenen Erfindungen. Es ist daher interessant, über diese Fabrik ziemlich genaue
                              									technische Einzelnheiten zu vernehmen. Die Mittheilung stammt aus Oesterreich, wie
                              									man aus einigen Provincialismen erkennt. Statt „Kohlhammerplatte“ muß „Kehlheimer-Platte„ gelesen werden, welches der Name ist,
                              									unter dem die zur Lithographie, aber auch zum Belegen von Fußböden etc. dienenden
                              									bayerischen Kalksteinplatten in Oesterreich vorkommen.
                           
                              (Die Fortsezung folgt im naͤchsten Hefte.)