| Titel: | Rankin's Holzpflasterung. | 
| Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. XXIV., S. 112 | 
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                        XXIV.
                        Rankin's Holzpflasterung.
                        Aus dem Civil engineer and architects' Journal. Sept.
                              									1841, S. 307.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Rankin's Holzpflasterung.
                        
                     
                        
                           Vorliegendes neue Holzpflaster wird von den HHrn. Esdailes
                              									und Margave in ihren Sägemühlen verfertigt. Wir lassen
                              									sogleich die Beschreibung des Fabricationsverfahrens vom Beginn an folgen.
                           Ein 4 Zoll im Gevierte haltendes Stük Werkholz von geeigneter Länge ist vorgerichtet.
                              									Der ganzen Länge dieses Stüks nach werden in der durch Dampfkraft getriebenen
                              									Sägemühle mit ungemeiner Schnelligkeit zwei gleichseitige Rinnen eingeschnitten.
                              									Sobald diese Operation vollendet ist, so wird das Stük ganz umgewendet, worauf an
                              									die entgegengesezte Seite auf ähnliche Weise gleichfalls der ganzen Länge nach zwei
                              									Rippen geschnitten werden.
                           Das auf diese Weise zubereitete Holzstük besizt demnach zwei einander
                              									gegenüberliegende Seiten mit ebenen Flächen, und zwei andere, von denen die eine
                              									eingeschnitten, die andere gerippt ist. In diesem Zustande ist das Holz bereits so
                              									weit fertig, daß es in die zum Straßenpflaster dienenden Stüke geschnitten werden
                              									kann.
                           So einfach diese Bildung von Einschnitten und Rippen auch erscheinen mag, so liegt in
                              									derselben doch das Hauptverdienst der Erfindung. Bei ihrer Construction hielt man
                              									sich genau an die Fundamentalprincipien der Geometrie, und das Resultat stimmt eben
                              									so genau mit den wissenschaftlichen Gesezen überein. Die Rippen des einen Stüks
                              									passen in die Einschnitte des andern, und wenn zwei Blöke auf diese Weise
                              									miteinander vereinigt sind, so liegen sie nicht in einer
                              									Fläche, sondern die Seite des zweiten Bloks steht über die Seite des ersten, woran
                              									er befestigt wird, genau um die Hälfte seiner eigenen Breite hervor. Soll ein
                              									dritter Blök an den zweiten befestigt werden, so steht auf gleiche Weise der Rand
                              									dieses dritten Bloks um die Hälfte seiner Breite über den Rand des zweiten hervor u.
                              									s. w.
                           Die auf obige Weise zubereiteten Längen werden darauf in Blöke geschnitten. Fig. 16 dient
                              									zur Erläuterung dieses Theils der in Rede stehenden Erfindung. Man bemerkt an jedem
                              									Ende des Holzstüks zwei schattirte Theile C und D, welche abfallen. Diesen Verhältnißmäßig äußerst
                              									geringen Verlust ausgenommen, wird das ganze Stük, so lang es auch seyn mag,
                              									benüzt.
                           Die quer über die Holzlänge gezogenen punktirten Linien zeigen die Richtung der Säge
                              									an, wenn das Stük in Blöke verwandelt wird. A, A, A sind
                              									Fundamentalblöke und B, B, B Schließblöke.
                              									Beispielshalber  nehme
                              									man an, eine Holzlänge solle in sechs Blöke zersägt werden. Von diesen kommen drei,
                              									ihre Basis nach Unten gekehrt, auf den Boden zu liegen, die drei andern bilden in
                              									Umgekehrter Stellung die Oberfläche des Pflasters, wobei ihre Basis aufwärts gekehrt
                              									ist; und dieses bildet den einzigen Unterschied zwischen den Blöken, woraus Rankin's Pflaster zusammengesezt ist. Die unteren, oder
                              									die sogenannten Fundamentblöke haben die übrigen zu tragen, während die oberen, oder
                              									die sogenannten Schließblöke zwischen den unteren Blöken und unter sich selbst einen
                              									festen Schluß bewirken. Fig. 17 stellt die eingeschnittene Seite eines Fundamentalbloks dar; a und b sind die Einschnitte
                              										Fig. 18
                              									zeigt die gerippte Seite desselben Blokes; a und B, A sind die Rippen.
                              									Die beiden ähnlichen Seiten des Schließbloks sind in den Ansichten Fig. 19 und 20
                              									dargestellt; a und b, Fig. 19, sind
                              									die Einschnitte und a, Fig. 20, ist
                              									die Rippe. So sind die Blöke dieses sehr ingeniösen
                              									Pflasters beschaffen. Wir gehen nun zur Untersuchung ihrer Vortheile über, wobei wir
                              									unsere Leser den Umstand ins Auge zu fassen bitten, daß hier nur zwei Lagen, eine
                              									obere und eine untere vorhanden sind, und daß die einzelnen Theile eines jeden
                              									Blokes in beiden Lagen einander geometrisch gleichen.
                           Unveränderlichkeit der Lage ist die erste und wichtigste
                              									Eigenschaft dieses Pflasters; wie diese erzielt wird, werden wir zunächst erläutern.
                              										Fig. 21
                              									stellt fünf miteinander verbundene Blöke dar. Vier derselben sind, wie man bemerken
                              									wird, Fundamentblöke, und nur ein einziger ist ein Schließblok. Bei näherer
                              									Untersuchung wird man ferner finden, daß der Schließblok von den anderen, und zwar
                              									von allen gleich unterstüzt oder getragen wird, und daß kein Druk auf die obere
                              									Fläche dieselben seitwärts trennen oder auseinander treiben kann. Also vertheilt
                              									sich jedes auf der Oberfläche ruhende Gewicht über eine Basis von beinahe vierfachem
                              									Flächeninhalt. Diese vier Fundamentblöke jedoch greifen beziehlich auf ähnliche
                              									Weise in vier andere Reihen derselben Art und so ohne Unterbrechung von einer Seite
                              									der Straße zur andern, wo sie sich gegen die steinerne Einfassung (kerb), welche die Fußwege von dem Fahrwege trennt,
                              									lehnen. Die auf einem einzelnen Bloke ruhende Last ist demnach nicht auf seine
                              									unmittelbaren Träger, die vier Fundamentblöke beschränkt, sondern sie pflanzt sich
                              									durch die ganze Construction fort, und kein einziger Theil kann dem auf ihm
                              									lastenden Druke nachgeben, ohne ein allgemeines Weichen von einer Straßeneinfassung
                              									zur andern zu veranlassen. Da nun lezteres mit ganz unbedeutender Ausnahme offenbar
                              									unmöglich ist, so muß man zugeben, daß die Basis des Pflasters nie afficirt oder aus
                              									ihrer Stelle gerükt werden kann, der  darüber hinweggehende Verkehr möge so groß seyn wie er
                              									wolle. Hieraus folgt, daß eine Unebenheit der Oberfläche in Folge des Einsinkens
                              									oder der Depression einzelner Blöke nicht eher entstehen kann, als bis die oberen
                              									Blöke selbst ganz abgenuzt sind, ein Resultat, welches beim Holz gewiß weit
                              									entfernter liegt, als das Publicum meint. Die Construction dieses Pflasters erhebt
                              									dasselbe in Betracht der gleichförmigen Stabilität seiner Grundfläche über alle
                              									Vergleichung mit irgend einem gegenwärtig gebräuchlichen Steinpflaster, weil es das
                              									Princip des Gewölbes in sich schließt, wobei die Straßeneinfassungen die Stüzpfeiler
                              									und die oberen Blöke die Schlußsteine bilden; je größer das Gewicht ist, desto
                              									fester wird die Structur in Folge des Verdichtungsprocesses der keilförmigen
                              									Schließblöke mit ihren Einschnitten und Rippen. Bei näherer Betrachtung der Figuren 16 und
                              										17
                              									bemerkt man, daß die Kanten an beiden Seiten der Basis eines jeden Fundamentbloks
                              									abgestumpft sind; nimmt man ferner an, eine Reihe dieser Blöke sey, ihre
                              									abgestumpften Kanten aneinander gefügt, auf dem Boden zwischen zwei Pfeilern oder
                              									Stüzpunkten angeordnet, und die oberen Blöke darauf in die ihnen angewiesene Stelle
                              									eingesezt, so springt in die Augen, daß ohne gänzliche Zerstörung der Theile kein
                              									Einsinken stattfinden kann.
                           Nächst diesem verdient bei Annahme des Holzes anstatt der Steine zum Straßenpflastern
                              									ein besonders wichtiger Umstand in Erwägung gezogen zu werden, nämlich die
                              									Herstellung eines wirksamen Mittels gegen die
                                 										Schlüpfrigkeit. Kein Holzpflaster, welches dem Pferde nicht bei jedem
                              									Zustande der Witterung einen festen Fußhalt gewährt, wird je in London allgemein
                              									eingeführt werden. In jeder Lage, beim Vor- und Zurükschreiten, beim
                              									plözlichen Anziehen und Anhalten muß das Pferd im Stande seyn, mit seinem Fuß genau
                              									an derselben Stelle, wo es ihn niedersezt, Halt zu fassen, sonst wird das
                              									Holzpflaster nie den großen Vortheil gewähren, dessen es fähig ist. Um sich zu
                              									überzeugen, daß seither keine dieser Bedingungen erfüllt worden ist, darf man nur
                              									eine öffentliche mit Holz gepflasterte Straße während eines Regenschauers oder
                              									unmittelbar nachher betrachten. Das Stürzen und Ausgleiten der Thiere ist
                              									schreklich. Wenn ein mit der gewöhnlichen Geschwindigkeit fahrender Omnibus schnell
                              									angehalten werden soll, um einen Passagier aufzunehmen, so drängt sein Moment die
                              									Pferde noch mehrere Yards weit längs des Pflasters fort, ungeachtet ihrer
                              									Anstrengungen, dieses zu verhüten. Treibt man nun die Pferde zu rasch an, so gleiten
                              									ihre Füße einige Zeit lang aus, bevor es gelingt, den Wagen in Bewegung zu sezen.
                              									Häufig stürzen die Thiere und beschädigen sich; unter solchen Umständen ist die
                              									größte Vorsicht nöthig, um Unglüksfällen vorzubeugen. Solche  Vorfälle sind dem Umstande
                              									zuzuschreiben, daß die Pferde bei feuchtem Wetter auf keiner der bisher eingeführten
                              									Holzpflasterungen einen Fußhalt haben. Daß Rankin's
                              									Pflaster gerade den entgegengesezten Erfolg hat, dieß können wir bezeugen. Die neue
                              									Methode spricht übrigens für sich selbst, und es bedarf keines Beweises, daß der Fuß
                              									eines Pferdes nicht auf der Fläche des Pflasters ausgleiten kann. Zugleich bietet
                              									aber das Pflaster keinen Widerstand dem darüber hinwegrollenden Rade dar. Deßwegen
                              									ist jenes Mittel gegen die Schlüpfrigkeit, welches dasselbe gewährt, nicht auf
                              									Kosten der Leichtigkeit des Zugs gewonnen. Fig. 22 mag einen
                              									allgemeinen Begriff von der praktischen Ausführung der in Rede stehenden
                              									Pflasterungsmethode geben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
