| Titel: | Neues Verfahren gewisse Arten Wassers reiner und weicher zu machen, um Fabriken und Städte damit zu versehen, worauf sich Thomas Clark, Professor der Chemie am Marischal College, Universität Aberdeen, am 8. März 1841 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. XXXIX., S. 193 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXXIX.
                        Neues Verfahren gewisse Arten Wassers reiner und
                           								weicher zu machen, um Fabriken und Staͤdte damit zu versehen, worauf sich
                           									Thomas Clark, Professor
                           								der Chemie am Marischal College, Universitaͤt Aberdeen, am 8. Maͤrz 1841 ein Patent ertheilen
                           								ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Okt. 1841,
                              									S. 225.
                        Clark's Verfahren Wasser reiner und weicher zu machen.
                        
                     
                        
                           Meine Erfindung besteht in einem Verfahren gewisse Arten Wassers (worunter auch jenes
                              									der Themse) durch Anwendung von Kalk in passenden Verhältnissen reiner und weicher
                              									zu machen, welches Verfahren ich unten genau beschreiben werde. Ehe ich jedoch hiezu
                              									schreite, muß ich die verschiedenen chemischen Agentien und Normallösungen, deren
                              									ich mich hiezu bediene, mit den nöthigen Bemerkungen begleitet, aufzählen.
                           Wo ich mich des Wortes Gallon bediene, ist derselbe gleich 10 Pfund avoir du poids Wasser angenommen, und wo ich das Wort
                              									Probemaaß oder Probetheil erwähne, 1/7000 eines solchen Gallons gemeint.  Unter Reagenspapier ist geröthetes Lakmuspapier verstanden. Zur Röthung
                              									desselben gebe ich sehr verdünnter Salpetersäure den Vorzug; dasselbe soll nicht
                              									stark aber deutlich roth seyn, und darf, wenn es eine halbe Stunde in destillirtem
                              									Wasser gelassen wird, nicht bläulich werden. Unter destillirtem Wasser verstehe ich reines Wasser; und um dieser Eigenschaft
                              									versichert zu seyn, rathe ich, keines als solches anzuwenden, ohne daß es wenigstens
                              									noch einmal überdestillirt worden ist, wobei bei jeder Destillation das erste
                              									Achttheil weggeschüttet wird. Ich benuze sechzehn Normallösungen, um den Härtegrad des Wassers durch Vergleichung mit
                              									denselben zu erkennen. Auf folgende Weise bereite ich diese, mit deren stärksten ich
                              									anfange. Sechzehn Gran reinen Kalkspaths (kohlensauren Kalks) kommen in eine
                              									florentiner Flasche mit kurzem, etwa zollweitem Hals; man sezt reine Salzsäure von
                              									ungefähr 1,1 spec. Gewicht zu, bei deren Destillation das erste übergehende
                              									Achttheil bei Seite gethan wurde. Die Auflösung geht brausend vor sich und nach
                              									ihrer Vollendung wird die Flüssigkeit im Sandbad vorsichtig abgedampft, wobei man
                              									Sorge trägt, daß die Erhizung nicht zu stark wird und die Substanz so viel als
                              									möglich ohne Sieden bis zur Trokne abdampft. Wenn dieß geschehen, muß, während die
                              									Flasche noch im warmen Sandbad steht, die Luft mittelst einer Röhre aus der Flasche
                              									gesaugt werden, damit keine sauren Dämpfe darin bleiben. Nach dem Abkühlen wird die
                              									trokene Substanz mit einigen Tropfen destillirten Wassers befeuchtet, und indem man
                              									die Flasche wieder in das Sandbad sezt, mit derselben Vorsicht wieder ausgetroknet.
                              									Die trokene Masse wird nun in ungefähr 1 Pinte (1¼ Pfd.) destillirten Wassers
                              									aufgelöst und die Auflösung mit dem Reagenspapier geprüft; sie darf, wenn sie
                              									gehörig bereitet wurde, weder alkalisch noch sauer reagiren. Nun wird derselben noch
                              									so viel destillirtes Wasser zugesezt, daß das Ganze genau
                              									1 Gallon ausmacht. Diese Auflösung ist und wird
                              									überschrieben: Normallösung von 16 Graden Härte. Von dieser werden nun mit
                              									destillirtem Wasser fünfzehn andere Normallösungen wie folgt bereitet. Man nimmt
                              									eine Glasflasche mit gut eingeriebenem Glasstöpsel, welche ungefähr 1/16 so viel
                              									faßt, als man von jeder Normallösung zu machen beabsichtigt; der flüssige Inhalt
                              									einer solchen Flasche, bei eingeriebenem Stöpsel, ist als Maaß zu nehmen. Ein
                              									solches Maaß der 16° Normallösung wird mit 15 Maaßen destillirten Wassers
                              									gemischt, was zusammen 16 Maaß ausmacht; diese Mischung ist und wird überschrieben:
                              									Normallösung von 1 Grad Härte. Auf gleiche Weise werden 2 Maaß der 16° Lösung
                              									mit 14 Maaß Wassers als Normallösung von 2°, u. s. f. Normallösungen von 3,
                              									4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13,  14, 15 Graden Härte, jede besonders, in der Art bereitet,
                              									daß die Anzahl der Maaße der 16° Lösung und des Wassers zusammen allemal 16
                              									ausmacht. — Unter Seifen-Reagens (oder Seifenprobe) verstehe ich eine Lösung von (in London
                              									sogenannter) weißer Waschseife (curd-soap), einer
                              									aus Natron als Grundlage und, größtentheils wenigstens, aus Talg bereiteten harten
                              									Seife in Weingeist, welcher mit destillirtem Wasser zu der Stärke des Probespiritus
                              									(0,796 spec. Gewicht) verdünnt ist. Da diese Seife in ihrer Qualität hie und da
                              									etwas verschieden ist, so muß man, um ein so viel möglich gleichförmiges
                              									Normalreagens zu erhalten, einen vorläufigen Versuch im Kleinen machen, um
                              									approximativ zu bestimmen, wie viel Seife in dem Probespiritus aufgelöst werden
                              									soll. Man löse sonach 1 Unze (avoir du poids) Seife für
                              									den Gallon Seifenlösung auf. Nun bringe man 100 Probemaaß der Normallösung von
                              									16° Härte in eine Phiole, die zweimal so viel fassen kann; in diese
                              									Flüssigkeit gieße man die präparirte Probe-Seifenlösung nach und nach aus
                              									einem in Probetheilen graduirten Meßgefäße, schüttle nach jedem neuen Zusaz um und
                              									fahre so fort, bis sich ein Schaum bildet, der hinlänglich consistent ist, um 5
                              									Minuten gänzlich über der Wasseroberfläche zu bleiben, wo dann die Phiole bei Seite
                              									gestellt wird. Man wird hiezu entweder 32, oder mehr oder weniger Probetheile
                              									bedürfen. Sind es eben 32, dann kann mehr Seifenlösung, in demselben Verhältniß wie
                              									in der Probelösung, bereitet werden und als Seifen-Reagens dienen. Bedurfte
                              									man mehr als 32, dann muß verhältnißmäßig mehr, wenn weniger, dann weniger Seife zur
                              									Bereitung des Seifen-Reagens genommen werden; jedenfalls aber muß man
                              									probiren, ob die neubereitete die oben beschriebene Erscheinung gibt, und wo nicht,
                              									noch justiren. Ehe dieß geschieht, soll die Lösung filtrirt und immer dabei bedacht
                              									werden, daß es besser ist, wenn die Seifenlösung zu stark, als wenn sie zu schwach
                              									ist, weil leichter noch etwas Probespiritus hinzugesezt, als noch etwas Seife
                              									nachträglich aufgelöst werden kann. Wenn bei dieser Bereitung der
                              									Seifenprobeflüssigkeit mehr als 40 Probetheile erforderlich sind, um den Schaum zu
                              									bilden, dann ist die Seife untauglich. Ich ziehe eine Seife vor, welche den Schaum
                              									mit weniger als 35 Gradabtheilungen gibt. Wenn man eine große Quantität des
                              									Seifen-Reagens bereitet, so ist es gut, die Seife mittelst eines geraden
                              									scharfen Glasrandes zu schaben, sie in einem Theil des Probespiritus warm aufzulösen
                              									und die Lösung mit dem übrigen zu mischen. — Unter Säure-Reagens verstehe ich eine Auflösung von Oxalsäure in
                              									destillirtem Wasser in dem Verhältniß, daß in einem Gallon der Lösung 1¼ Unze
                              										(avoir du poids) krystallisirter, von äußerer
                              									Feuchtigkeit freier, Säure enthalten ist. Die Säure muß  durch dreimaliges
                              									Umkrystallisiren der käuflichen in destillirtem Wasser bereitet seyn. — Unter
                              										Silber-Reagens verstehe ich eine Auflösung von
                              									salpetersaurem Silber in Wasser; jedes Verhältniß derselben zwischen 1000 und 4000
                              									Gran salpetersauren Silbers in 1 Gallon Wassers ist tauglich. Es muß hier bemerkt
                              									werden, daß jedes Wasser, von welchem 100 Probetheile mehr als 3 Theile des
                              									Seifen-Reagens bedürfen, um den beschriebenen Schaum hervorzubringen, oder
                              									welches beim Eintropfen des Silber-Reagens milchig wird, als zur Bereitung
                              									der Normallösungen nicht geeignetes Wasser zu verwerfen ist.
                           Mittelst der erwähnten Reagentien und Normallösungen werden 3 Probeoperationen
                              									ausgeführt; eine um die Härte, eine um die Alkalinität des Wassers zu ermitteln, und
                              									die dritte, um zu sehen, ob im Wasser eine caustische alkalische oder erdige
                              									Substanz enthalten ist, welche im Laufe der Operation durch einen Ueberschuß an
                              									Kalkwasser entstanden seyn könnte.
                           Um die Härte eines Wassers zu bemessen, bringe ich 100 Probetheile desselben in ein
                              									passendes Fläschchen, und seze dann das in Probetheilen abgemessene
                              									Seifen-Reagens unter Umschütteln so lange hinzu, bis der oben beschriebene
                              									Schaum unter den angegebenen Erscheinungen sich erzeugt hat. Nun bedarf das zu
                              									prüfende, abgemessene Wasser, um einen solchen Schaum zu bilden, 32, oder mehr, oder
                              									weniger Theile der Seifenprobe. Sind dieß genau 32 Theile, also gerade so viel wie
                              									die Normallösung von 16° Härte bedarf, so wird es darnach ein Wasser von
                              									16° Härte benannt, und so richten sich alle Benennungen der Härtegrade nach
                              									den Benennungen der entsprechenden Normallösungen, und können auch je nach Maaßgabe
                              									des Verbrauchs an Seifenprobe mittelst Bruchzahlen noch genauer ausgedrükt werden,
                              									z. B. Wasser von 10½° Härte. Wenn also 100 Probetheile der 11°
                              									Normallösung 1 8/10 Probetheile des Seifen-Reagens mehr zur Schaumbildung
                              									brauchen, als 100 Probetheile der 10° Normallösung brauchen würden, und wenn
                              									dann 100 Probetheile des auf seine Härte zu prüfenden Wassers 9/10 Probetheile mehr
                              									brauchen, als dieselbe 10° Normallösung brauchen würde, dann wäre von jenem
                              									Wasser zu sagen, daß es 10 5/10° Härte habe. Dieser Bruch von 5/10 wird durch
                              									folgende Proportion erhalten:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 83, S. 196
                              Die Differenzen der Seifenprobe;
                                 										Die Differenzen der Härtegrade
                              
                           Obwohl nun die Normallösung von 16° Härte 32 Probetheile des
                              									Seifen-Reagens bedarf, um den Schaum zu bilden, was eine Proportion von 2
                              									Probetheilen für jeden Grad macht, bedürfen dennoch  alle andern Normallösungen mehr
                              									als 2 Probetheile für jeden Grad, und das Verhältniß nimmt in dem Maaße zu, als die
                              									Grade abnehmen. — Ich wende mich nun zu dem Fall, wo 32 Probetheile des
                              									Seifen-Reagens zur Hervorbringung des Schaums mit 100 Probetheilen des zu
                              									prüfenden Wassers nicht hinreichen. Durch Fortsezen des ersten Versuches kann in
                              									einem solchen Fall kein Endresultat, wohl aber auf folgende Weise ein vorläufiges
                              									Resultat, welches zur Herbeiführung eines endlichen nöthig ist, erhalten werden.
                              									— Angenommen, 32 Probetheile des Seifen-Reagens seyen 100 Probetheilen
                              									des Wassers zugesezt worden, ohne den Schaum zu erzeugen, so hat man zunächst 100
                              									Probetheile destillirten Wassers zuzusezen. Ich seze nun der Mischung wieder
                              									Seifen-Reagens zu, bis es in Allem 60 Probetheile davon sind, wenn sich der
                              									Schaum unterdessen nicht schon erzeugt haben sollte. Ist dieser Fall bei 60 oder bei
                              									einer Zahl zwischen 32 und 60 eingetreten, dann macht man folgenden Endversuch. 100
                              									Probetheile des zu prüfenden Wassers werden anfangs mit 100 Probetheilen
                              									destillirten Wassers gemischt. Dieser Mischung sezt man Seifen-Reagens hinzu,
                              									bis der Schaum in derselben Weise entsteht, wie in dem Falle eines Wassers, von
                              									welchem 100 Probetheile nicht mehr als 32 bedürfen, um den Schaum zu bilden; man
                              									wird aber hier mehr als 32 und weniger als 64 brauchen, und zugleich wird die
                              									erforderliche Quantität etwas mehr als in dem vorläufigen Versuch betragen. Welche
                              									Quantität des Seifen-Reagens innerhalb dieser Gränzen es aber auch sey, so
                              									dividire ich immer die Zahl dieser Probetheile mit 2. Die Hälfte wird 32 nicht
                              									überschreiten und kann in einem, durch Vergleichung mit den Normallösungen auf die
                              									schon beschriebene Weise ermittelten Härtegrad ausgedrükt werden. Das Doppelte
                              									dieses Grades ist in diesem besondern Fall die Härte des zu prüfenden Wassers.
                              									Entspricht z. B. die Hälfte des verbrauchten Seifen-Reagens 10 5/10
                              									Härtegraden, dann beträgt die Härte des Wassers (das Doppelte davon) 21. Wenn in dem
                              									oben beschriebenen vorläufigen Versuch 60 Probetheile des Seifen-Reagens
                              									wieder nicht hinreichten, um den Schaum zu erzeugen, so seze ich weiter 100
                              									Probetheile destillirten Wassers hinzu und fahre fort Seifen-Reagens
                              									hinzuzusezen, aber nicht über 90 Probetheile, bis, wenn dieß anders mit dieser
                              									Quantität möglich ist, der Schaum entsteht. Ist dieß der Fall, so schreite ich zum
                              									Endversuche; ich seze nämlich zu 100 Probetheilen des zu prüfenden Wassers 200
                              									Probetheile destillirten Wassers und bringe zu dieser Mischung, unter Umrühren,
                              									Seifen-Reagens, bis der Schaum erzeugt ist. Die Menge des so erforderlichen
                              									Seifen-Reagens muß mit 3 dividirt werden und der dem Drittheil entsprechende
                              									Härtegrad durch Vergleichung mit den Normallösungen wie  oben ermittelt werden. Dieser
                              									Grad mit 3 multiplicirt ist die Härte des zu prüfenden Wassers. Auf gleiche Weise
                              									verfahre ich mit Wasser von höherm Härtegrad durch successives Hinzusezen von je 100
                              									Probetheilen destillirten Wassers und 30 Theilen Seifen-Reagens, worauf der
                              									entsprechende Endversuch und die Berechnung erfolgt.
                           Die zweite Prüfungs-Operation besteht in der Bestimmung der Alkalinität des
                              									Wassers. Vor Allem muß untersucht werden, ob es alkalisch ist. Man bringt zu diesem
                              									Zweke in ein kleines Probeglas (konisches Weinglas) etwa 20 Probetheile des Wassers
                              									und legt einen Streifen Reagenspapier hinein, um zu sehen, ob es eine blaue oder
                              									purpurrothe Farbe annimmt. Ist die alkalische Substanz nur in sehr geringer Menge
                              									vorhanden, so ist längere Zeit zur alkalischen Reaction erforderlich; wenn diese
                              									aber bis in einer halben Stunde nicht eingetreten ist, so kann die Alkalinität des
                              									Wassers als zu unbedeutend für weitere Versuche betrachtet werden. Ist dieß aber
                              									nicht der Fall, so wird eine Pinte (1¼ Pfd. avoir du
                                 										poids) desselben in eine weite Abdampfschale gebracht und in Probetheilen
                              									abgemessene Reactionssäure so lange hinzugesezt, als das Wasser auf das
                              									Reactionspapier noch alkalisch reagirt. Wegen der schwachen Reaction auf das Papier,
                              									wenn die alkalische Substanz nur in sehr kleiner Menge im Wasser vorhanden ist, ist
                              									der beschriebene Neutralisationsproceß etwas langwierig, namentlich gegen das Ende
                              									zu; er kann aber, wenn die zur Neutralisation erforderliche Menge Säure zugesezt
                              									ist, durch Erwärmen der Schale beschleunigt werden, wobei man das Wasser bis zum
                              									Sieden erhizen darf. Während des Siedens oder bei einer demselben nahen Hize hat
                              									keine Reaction des Papiers eine Geltung, weil hier die Erscheinungen täuschen
                              									könnten. Kam das Wasser einmal bis zum Sieden, so soll ihm die Hize während des
                              									übrigen Experiments entzogen werden. Um bei dem jedesmaligen Zusaz von Säure
                              									beurtheilen zu können, ob in der Flüssigkeit Säure oder Alkali vorherrscht, oder ob
                              									sie neutral ist, ist es am besten, Portionen von etwa 20 Probetheilen in ein
                              									Probeglas mit Reactionspapier herauszunehmen. Dividirt man die Anzahl der auf diese
                              									Weise zur Neutralisation der alkalischen Substanz erforderlich gefundenen
                              									Probetheile mit 2, so erhält man den Grad der Alkalinität des Wassers.
                           Die dritte Probe-Operation besteht im Ermitteln, ob im Wasser ein Alkali oder
                              									eine erdige Substanz im äzenden Zustande enthalten ist. Zu diesem Zweke braucht man
                              									das Silber-Reagens. Um die Reaction desselben zu beurtheilen, macht man eine
                              									Mischung von gesättigtem, oder beinahe gesättigtem Kalkwasser, sowohl mit
                              									destillirtem Wasser als auch mit allen Normallösungen, von 1° Härte, von
                              									2° und 4° in dem Verhältniß von einem Theil Kalkwassers zu 100 Theilen
                              										 derselben, und eben
                              									so zu 200 Theilen einer jeden, und sezt das Silber-Reagens einem Probeglas
                              									einer jeden der Kalkwasser-Mischungen zu, so wie auch, der Vergleichung
                              									wegen, einem Probeglas einer jeden der Normallösungen, welche keine äzende Substanz
                              									enthalten, aber mit dem Silber-Reagens einen weißen Niederschlag geben. Auf
                              									Zusaz des Kalkwassers tritt eine gelbliche oder bräunlichgelbe Färbung ein, welche
                              									Erscheinung innerhalb 10 Minuten nach dem Zusaz stattfinden muß, weil bekanntlich
                              									mit der Zeit, und namentlich unter Einwirkung des Lichtes, andere Erscheinungen,
                              									welche irre führen könnten, in diesen Flüssigkeiten eintreten.
                           Da meine Erfindung Wasser reiner oder weicher zu machen,
                              									nur auf gewisse Wasser anwendbar ist, so gebe ich hier drei Merkmale an, durch
                              									welche diese Wasser erkannt und unterschieden werden: 1) muß das Wasser auf
                              									Reagenspapier alkalisch reagiren; 2) wenn es zwei Stunden lang in einem Glasgefäß
                              									gekocht wird (welches so vorgerichtet ist, daß aller Dampf, oder doch der größte
                              									Theil desselben, sich verdichten kann, und daß das verdichtete Wasser wieder
                              									niedertropft zu der Masse des siedenden Wassers), so wird es ein Pulver absezen, das
                              									ganz oder größtentheils mit Aufbrausen in Salzsäure löslich ist; 3) muß das Wasser
                              									durch dieses Sieden so weich werden, daß es zu praktischen Zweken benuzt werden
                              									kann. Der Grad seines Weichwerdens wird ermittelt durch Wägen desselben mit dem
                              									Gefäß, in welchem es sich befindet, gleich anfangs, dann durch nochmaliges Wägen
                              									nach dem Sieden und Abkühlen und Ersezen alles in Dampfform etwa verloren gegangenen
                              									Wassers, und endlich durch Bestimmung der Härte beider, des so gesottenen und wieder
                              									(mit destillirtem Wasser auf sein Volum) ergänzten und des Wassers, wie es
                              									ursprünglich war.
                           Mein Verfahren besteht nun im Vermischen von (gesättigtem oder beinahe gesättigtem)
                              									Kalkwasser in gewissen Verhältnissen, deren Ueberschreiten vermieden werden muß, mit
                              									solchem harten Wasser und nachheriger Abtrennung des hiebe ientstandenen
                              									Niederschlags durch Absezenlassen und nöthigenfalls Filtriren. Die Hauptregel zur
                              									vorläufigen Ermittelung der Menge des mit dem zu reinigenden Wasser zu vermischenden
                              									Kalkwassers ist die Bestimmung der Alkalinität des Kalkwassers sowohl, als des zu
                              									reinigenden Wassers, worauf man beide in umgekehrtem Verhältniß der respectiven
                              									Grade ihrer Alkalinität anwendet. Wenn z. B. die Alkalinität des Kalkwassers
                              									175° und die des zu reinigenden Wassers 12½° betrüge, so wäre
                              									jene 14mal so stark als diese, und es müßte also 1 Theil Kalkwassers und 14 Theile
                              									des ungereinigten Wassers genommen werden. Doch ist diese auf die Alkalinität
                              									basirte Anleitung, obwohl sie im Allgemeinen genügt,  um die Menge des Kalkwassers
                              									und andern Wassers zu bestimmen, nur als eine vorläufige zu betrachten und muß erst
                              									durch weitere Versuche ihre Bestätigung erhalten; in dem angenommenen Fall z. B., wo
                              									sich die Menge des Kalkwassers zu dem zu reinigenden Wasser wie 1 zu 14 verhält,
                              									wäre es gut, fünf Versuche in Glasgefäßen zu machen, mit Quantitäten, wo das Ganze
                              									jeder Mischung nicht mehr als 1 oder 2 Gallons zu betragen brauchte, in den
                              									Verhältnissen des Kalkwassers zu dem zu reinigenden von 1 zu 12, 1 zu 13, 1 zu 14, 1
                              									zu 15 und 1 zu 16. Da die Wasser, welche sich für meine Reinigungsmethode eignen, in
                              									ihrer Beschaffenheit sehr verschieden sind, so muß man bei einer solchen
                              									Untersuchung auf alle Eigenschaften derselben sein Augenmerk richten, vorzüglich
                              									aber auf den Umstand, ob der beim Vermischen derselben mit Kalkwasser entstehende
                              									Niederschlag sich langsam oder schnell absezt. Bei solchen Versuchen ist auch die
                              									Härte des Wassers, nach vollkommenem Absezen des Niederschlags, mit dem
                              									Seifen-Reagens zu prüfen, so wie auch das Vorhandenseyn oder
                              									Nichtvorhandenseyn einer äzenden Substanz mittelst des Silber-Reagens
                              									ermittelt werden muß. Unter den verschiedenen, bei solchen Versuchen angewandten
                              									Proportionen Kalkwassers ist jene vorzuziehen, welche den niedersten Grad von Härte
                              									nach vollkommenem Absezen des entstandenen Niederschlags und zugleich mit dem
                              									Silberreagens kein Anzeichen der Gegenwart einer äzenden Substanz in der Auflösung
                              									gibt.
                           Die Alkalinität des zu reinigenden Wassers zeigt, wie ich angeführt habe, die
                              									erforderliche Menge Kalkwassers gewöhnlich mit hinlänglicher Genauigkeit an; und
                              									wirklich habe ich gefunden, daß dieß mit Flußwasser und einigermaßen auch mit dem
                              									Brunnenwasser der Fall ist; doch gibt es einige Wasser, namentlich Brunnenwasser,
                              									welche mehr Kalkwasser erfordern, als nach ihrer Alkalinität zu schließen der Fall
                              									wäre. Bei einem solchen Wasser muß das passende Verhältniß durch Versuche im Kleinen
                              									auf beschriebene Weise erst ermittelt werden, wobei man die Mischungen so regulirt,
                              									daß das Verhältniß des Kalkwassers über das nach der Alkalinität berechnete
                              									vergrößert wird. Diese besondere Art von Wasser enthalten nämlich eine größere Menge
                              									Kohlensäure, als zur Bildung alkalischer oder erdiger Bicarbonate hinreicht. Ist
                              									dieser Kohlensäure-Ueberschuß beträchtlich, so kann das Verhältniß des
                              									Mehrbedarfs an Kalkwasser durch folgenden Versuch approximativ ermittelt werden. In
                              									eine Reihe verstopfbarer Flaschen, deren jede etwas mehr als ein Quart (2½
                              									Pfd. avoir du poids) faßt, bringt man etwa ein Quart des
                              									zu reinigenden Wassers und sezt einer jeden Kalkwasser, wie es zur Reinigung
                              									gebraucht wird, in einer Reihe zunehmender Proportionen von 10, 20, 30, 40, 50 oder
                              									mehr Probetheilen 
                              									theilen zu und läßt die Mischung einen Tag lang in den verstopften Flaschen stehen;
                              									man sieht nun, ob in einer oder mehreren Flaschen das Kalkwasser keinen Niederschlag
                              									hervorbrachte. Unter den Flaschen, in welchen bei diesem Versuche kein Niederschlag
                              									entstand, gibt jene, in welche die größte Menge Kalkwassers kam, die größte
                              									Annäherung an die Quantität Kalkwassers, welche über die durch die Alkalinität des
                              									zu reinigenden Wassers angezeigte hinaus angewendet werden muß. Eine solche
                              									Mischung, wo 10 Probetheile, und eine andere, wo 20 Probetheile Kalkwasser zugesezt
                              									wurden, allemal zu einem Quart des Wassers, zeigen an, ob das Wasser noch eines
                              									besondern Kalkwasserzusazes in Ueberschuß bedarf. Die Anleitung und
                              									Vorsichtsmaßregeln, welche zur Regulirung des Verhältnisses zwischen dem Kalkwasser
                              									und dem zu reinigenden Wasser, so wie auch zur Verhütung jedes Ueberschusses an
                              									Kalkwasser hier gegeben wurden, sind wichtig, indem ein solcher Ueberschuß das
                              									Wasser nur noch unreiner und härter machen würde, als es anfangs war. Wenn die zur
                              									Reinigung eines gegebenen Wassers erforderliche Menge Kalkwassers ermittelt ist, so
                              									werden die Flüssigkeiten in dem richtigen Verhältniß im Großen innig miteinander
                              									gemischt und man läßt den dadurch entstehenden Niederschlag sich absezen.