| Titel: | Ueber die Ursache der Elektricität des ausströmenden Dampfes; von Wm. G. Armstrong. | 
| Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. LV., S. 271 | 
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                        LV.
                        Ueber die Ursache der Elektricitaͤt des
                           								ausstroͤmenden Dampfes; von Wm.
                              									G. Armstrong.
                        Aus dem Philosophical Magazine. Jan. 1842, S.
                              								5.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
                        Armstrong, über die Ursache der Elektricität des ausström.
                           								Dampfes.
                        
                     
                        
                           Nach einer Pause von einigen Monaten habe ich vor Kurzem meine Versuche über diesen
                              									merkwürdigen Gegenstand wieder aufgenommen und mich endlich überzeugt, daß die Stelle, wo die Elektricität erregt wird, diejenige ist,
                              									an welcher der Dampf einer Reibung unterworfen ist.
                           Als ich über viele der schon berichteten VersuchePolyt, Journal Bd. LXXIX. S. 20.200.414. Bd. LXXI. S. 6.310. weiter nachdachte, schöpfte ich die
                              									Ueberzeugung, daß die in einem isolirten Dampfkessel während des Dampfauslassens
                              									sich zeigende Elektricität nicht der sie begleitenden Wasserverdampfung
                              									zugeschrieben werden kann; da ich gar keine andere im Kessel wirksame Ursache
                              									auffinden konnte, welcher der Effect mit einiger Wahrscheinlichkeit zugeschrieben
                              									werden könnte, so wurde ich überzeugt, daß die Quelle der Elektricität nur an der
                              									Mündung, durch welche der Dampf austritt, oder an der Leitung, durch welche er ihr
                              									zugeführt wird, seyn kann. Diejenigen meiner frühern Versuche, welche gegen diese
                              									Annahme zu streiten scheinen, dachte ich, müßten täuschend geworden seyn durch
                              									Unterlassung geeigneter Vorkehrungen, um die Leitung der Elektricität durch
                              									Feuchtigkeit zwischen Theilen des Apparats zu verhüten, welche ich in Beziehung zu
                              									einander für isolirt hielt. Ich beschloß daher, den Hauptversuch dieser Art zu
                              									wiederholen, aber solche Maßregeln dabei zu treffen, welche dem erwähnten Uebelstand
                              									begegnen; ich verfuhr dabei wie folgt.
                           In einen isolirten Dampfkessel stekte ich das eine Ende der Glasröhre A (Fig. 37), welche sich in
                              									horizontaler Lage befand und an deren anderes Ende ein Sperrhahn C befestigt war, dessen Passage bedeutend enger war, als
                              									diejenige der Röhre; damit sich zwischen dem Kessel und dem Hahn durch Absezen von
                              									Feuchtigkeit an die innern Glaswände keine Elektricität fortleiten könne, umgab ich
                              									einen Theil der Röhre mit einem rothglühenden eisernen Cylinder B. Nun befestigte ich an den Hahn eine zweite Glasröhre
                              										D, an deren Ende der Dampf austrat.
                           Beim Oeffnen des Hahns zeigte sich der austretende Dampf, wie gewöhnlich, positiv
                              									elektrisch; der Kessel aber, welcher bei allen frühern  Versuchen die entgegengesezte
                              									Elektricität von jener der Dampfwolke zeigte, blieb jezt
                                 										neutral, und der Hahn, anstatt des Kessels,
                              									wurde negativ elektrisch. Wenn ich sage, daß der Kessel neutral blieb, so ist dieß
                              									so zu verstehen, daß es in dem Grade der Fall war, wie es bei der Schwierigkeit, den
                              									Uebergang der Elektricität vom Hahn zum Kessel völlig abzuschneiden, erwartet werden
                              									konnte. Etwas Elektricität zeigte sich am Kessel, hinsichtlich ihres Ursprungs aber
                              									konnte kein Zweifel herrschen; denn wenn ich den Hahn mit einem Draht berührte,
                              									verschwand die Elektricität des Kessels gänzlich; wenn ich aber den Kessel berührte,
                              									wurde die Elektricität des Hahns kaum vermindert; und wenn ich eine Verbindung
                              									zwischen dem Kessel und dem Hahn herstellte, so wurde der Kessel in gewöhnlichem
                              									Grade negativ elektrisch.
                           Es war demnach klar, daß die Erregung im Hahn stattfand, wo in Folge der Enge des
                              									Durchgangs die Kraft des Stroms Hauptsächlich hervorgerufen ward.
                           Ich entfernte sodann die zweite Glasröhre und ließ den Dampf unmittelbar aus dem Hahn
                              									austreten, wobei er beständig negativ elektrisch blieb, gerade so wie zuvor.
                           Die Glasröhre im eisernen Cylinder konnte durch die Hize desselben leicht brechen,
                              									wodurch einige unangenehme Explosionen während meiner Versuche stattfanden; ich fand
                              									aber später, daß man ohne Anwendung äußerer Wärme hinlänglich entscheidende
                              									Resultate erhalten kann, wenn man nur einen Theil der Röhre, zunächst dem Kessel, in
                              									ein ungefähr 3 Zoll im Durchmesser weites, mit Wolle oder einer andern ähnlichen
                              									Substanz ausgefülltes cylindrisches Gehäuse einschließt.
                           Ich stellte nun eine Reihe Versuche an, um den Erfolg einer Veränderung in der Form
                              									und Substanz der Oeffnung, bei welcher die Elektricität erregt wurde, kennen zu
                              									lernen, und fand gegen meine Erwartung, daß Oeffnungen, welche eine Vermehrung der
                              									Reibung hervorzubringen berechnet waren, in der Regel die Elektricität nicht
                              									vermehrten, ja sehr oft die entgegengesezte Wirkung hatten. Dessen ungeachtet zeigte
                              									sich die Intensität der Entwikelung sehr abhängig von der Beschaffenheit der
                              									angewandten Mündung, und ich steigerte durch Veränderung dieser Mündung die
                              									Elektricität der Art, daß ich 4 Zoll lange Funken erzeugte mit einem nicht größern
                              									Aufwand von Dampf, als durch eine runde Oeffnung von 1/10 Zoll Durchmesser austreten
                              									kann. Doch sind meine Versuche hierüber noch keineswegs erschöpfend, und es wäre zur
                              									Zeit noch zu früh, sie zu beschreiben, oder über die unmittelbare Ursache der
                              									elektrischen Erregung Vermuthungen aufstellen zu wollen.
                           
                           Auch erhielt ich kürzlich sehr beachtenswerthe Resultate hinsichtlich der
                              									Veränderungen, welche unter gewissen Umständen in dem elektrischen Zustand der
                              									Dampfwolke und des Kessels stattfinden. Als der Kessel oder Generator von
                              									Stükmetall, welchen ich in einer frühern Mittheilung einmal beschrieb, noch neu und
                              									seine innern Wände rauh und oxydirt waren, zeigte sich die Elektricität des Dampfes
                              									gleichbleibend positiv, vorausgesezt daß keine das Metall angreifende Substanz dem
                              									Wasser beigemischt war; als aber kürzlich dieser Generator ausgebohrt wurde, so daß
                              									er innerlich eine glatte Oberfläche erhielt, wurde der Dampf negativ elektrisch,
                              									obwohl im Wasser nichts enthalten war, was diese Wirkung hervorbringen konnte. Ich
                              									verzinnte hierauf innerlich den Generator; der Dampf blieb aber immerfort negativ
                              									elektrisch.
                           Der Kessel, dessen ich mich gegenwärtig bediene, ist von Stabeisen und die
                              									Elektricität des von ihm entladenen Dampfes war unverändert positiv, außer in dem
                              									sogleich zu erwähnenden Fall. Kali und Natron, welche in dem Kessel von Stükmetall
                              									so sehr die positive Elektricität der Dampfwolke zu vermehren strebten, scheinen, in
                              									den eisernen Kessel gebracht, wenig Wirkung zu haben; doch habe ich die Säuren und
                              									anderen Körper, welche in dem Stükmetallkessel die negative Elektricität des Dampfes
                              									erzeugten, in dem eisernen Kessel noch nicht versucht.
                           Wegen des Einflusses jedoch, welchen der Zustand der innern Oberfläche des Kessels
                              									auf die Elektricität des Dampfes entschieden ausübt, wollte ich versuchen, ob der
                              									Dampf des eisernen Kessels nicht zum Entwikeln negativer anstatt positiver
                              									Elektricität dadurch gebracht werden kann, daß man ihn auf seinem Wege zur
                              									Austrittöffnung mit einer ausgedehnten Fläche polirten Messings in Berührung bringt;
                              									in dieser Absicht leitete ich den Dampf aus dem Kessel durch eine innen geglättete
                              									und polirte Messingröhre von 1½ Zoll Durchmesser, welche sich in ein kleines
                              									Loch endigte, aus dem der Dampf austrat. Unter diesen Umständen blieb die
                              									Elektricität des Dampfs fortwährend positiv, wurde aber sehr schwach. Ich
                              									befeuchtete hierauf die Innenseite der Messingröhre mit verdünnter Salpetersäure,
                              									wodurch der Dampf des eisernen Kessels zum erstenmal, wiewohl nicht in hohem Grade,
                              										negativ wurde.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
