| Titel: | Verfahren zur Gewinnung von Gallerte und Leim; von William Ruthay in Aberdeen. | 
| Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. LIX., S. 284 | 
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                        LIX.
                        Verfahren zur Gewinnung von Gallerte und Leim;
                           								von William Ruthay in
                           								Aberdeen.
                        Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Febr. 1842, S.
                              									236.
                        Ruthay's Verfahren zur Gewinnung von Gallerte u. Leim.
                        
                     
                        
                           Jede thierische Materie, welche Gallerte enthält, ist bei diesem Verfahren anwendbar,
                              									das beste Material sind aber Hautabfälle; es sind dieß die Abfälle der zur
                              									Entfernung der Haare schon mit Kalk behandelten Häute, bevor sie dem Gerbeproceß
                              									unterworfen werden, welche nicht so viel werth sind, daß sie die Kosten der
                              									Umwandlung in Leder deken. Man bringt sie in weiches Wasser und läßt sie darin, bis
                              									sie anfangen in Fäulniß überzugehen; sie werden dann durch Waschen und Stampfen mit
                              									den Händen (oder in größerem Maaßstabe mittelst Maschinen) so vollkommen als möglich
                              									von anhängenden 
                              									Unreinigkeiten befreit und nachher in Wasser gelegt, welches mit schwefliger Säure
                              									geschwängert ist. Man nimmt auf je 112 Pfd. Hautabfälle 25 Pfd. einer Säure von
                              									1,035 spec. Gew. — Nach 24stündiger Maceration ist der Geruch der Säure ganz
                              									verschwunden, während das Wasser einen salzigen Geschmak angenommen hat.
                           Man nimmt nun die Hautabfälle heraus, wäscht sie sorgfältig mittelst Stampfern, wie
                              									oben schon erwähnt, bringt sie wieder ebenso lang in die nämliche Quantität
                              									wässeriger schwefliger Säure und wiederholt das Waschen.
                           Beim Oeffnen des Gefäßes, in welchem diese zweite Einweichung stattgefunden hat, ist
                              									der Geruch der Säure, wenn die Abfälle von guter, mittlerer Qualität waren, noch
                              									sehr stark bemerkbar, was ein Beweis ist, daß die färbenden Materien hinreichend
                              									entfernt sind. Sie sind alsdann zur Umwandlung in Gallerte geeignet.
                           Man bringt sie zu diesem Zwek in ein hölzernes oder ein anderes passendes Gefäß,
                              									welches zu zwei Drittel damit angefüllt wird, und gießt Wasser von 110° F.
                              									(34° R.) darauf. Das Gefäß wird geschlossen, an einem warmen Orte 24 Stunden
                              									stehen gelassen, und nach Verlauf dieser Zeit der flüssige Theil abgezapft und
                              									durchgeseiht. Er gesteht beim Erkalten zu einer steifen, farblosen Gallerte, welche
                              									zur Umwandlung in Leim geeignet ist. Auf den Rükstand im Gefäße gießt man eine neue
                              									Quantität Wasser, das um einige Grade wärmer ist, läßt es eben so lang damit stehen
                              									und fährt mit dieser Behandlung so lange fort, als noch ein Rükstand vorhanden
                              									ist.
                           Man erhält nach diesem Verfahren eine reine, farblose Gallerte von werthvollen
                              									Eigenschaften. Sie läßt sich in verschlossenen Gefäßen, so lange man will,
                              									aufbewahren; wird sie aber in der Nähe blühender Pflanzen der Luft ausgesezt,
                              									namentlich wenn der Wind von ihrem Standorte herweht, so tritt rasch Zersezung ein,
                              									indem in deren Folge eine reichliche Vegetation kryptogamischer Gebilde sich
                              									erzeugt.