| Titel: | Miszellen. | 
| Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. LXII., S. 339 | 
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                        LXII.
                        Miszellen.
                        Miszellen.
                        
                     
                        
                           Sauvage, über die Explosionen in
                              									mehreren Hohöfen des Departements der Ardennen.
                           Nach einem detaillirten Bericht uͤber die in den Hohoͤfen des
                              									Arrondissement Mezières stattgehabten Explosionen entwikelt Hr. Sauvage seine Ansichten uͤber die Ursachen,
                              									welchen diese Ungluͤksfaͤlle zuzuschreiben sind, wie folgt:
                           „Ich finde mich zu glauben veranlaßt, daß die Hauptursache dieser
                              									Ungluͤksfaͤlle in der Anwendung geroͤsteten Holzes liegt. Die
                              									Explosionen fanden nur bei unregelmaͤßigem Gang der Oefen statt und jeder
                              									gingen Stuͤrze des Erzes und heftiges Herabfallen der Beschikung voraus.
                              									Unter diesen Umstaͤnden kann und muß wohl eine große Quantitaͤt
                              									Brennmaterials, noch ehe es vollkommen verkohlt ist, zu der Zeit im Gestell
                              									ankommen, wo die Temperatur gerade am hoͤchsten ist; sogar noch ganz roh kann
                              									es dahin gelangen. Hier ist es nun auf einmal einem bedeutenden Hizgrad ausgesezt,
                              									zersezt sich rasch und es entwikeln sich in sehr kurzer Zeit große
                              									Quantitaͤten entzuͤndlichen Gases. Dieses Gas kann sich in den leeren
                              									Raͤumen ansammeln, welche sich zwischen den den Ofen fuͤllenden
                              									Substanzen bilden und unbestreitbar in dem Augenblik existiren, wo der Gang
                              									unregelmaͤßig ist und die Stürze haͤufig sind. Es findet sich in
                              									geringer Entfernung über der Form, manchmal sogar bei sehr hoher Temperatur vor
                              									derselben, und wird zugleich durch das Gewicht der herabfallenden Substanzen
                              									comprimirt. Kein Wunder also, daß es sich mit dem Sauerstoff der Luft verbindet, da
                              									es sich in einer Zone des Apparats befindet, wo dieser Sauerstoff noch nicht
                              									erschoͤpft ist; daher die Explosion und das Umherwerfen der Substanzen
                              									außerhalb des Ofens entweder durch die Gicht oder durch den Tuͤmpelstein, je
                              									nachdem der Widerstand groͤßer ist, von der einen oder von der andern
                              									Seite.
                           Diese Erklaͤrung bietet sich zuerst dar; doch kann man nicht laͤugnen,
                              									daß sie mehrere gewichtige Einwuͤrfe zulaͤßt. Es ist z. B. schwer
                              									anzunehmen, daß eine Explosion anders eintreten kann, als durch die frei entstehende
                              									Verbrennung. eines schon gebildeten Gemenges von Sauerstoff und brennbarem Gase. Ein
                              									solches ist aber in den Oefen, wovon die Rede ist, offenbar nicht vorhanden.
                              									Andererseits scheint die Explosion, wenn diese Erklaͤrung richtig ist,
                              									augenbliklich eintreten zu müssen, waͤhrend man im Gegentheil gesehen hat,
                              									daß das Auswerfen bei der Gicht mehrere Minuten dauern konnte.
                           Folgende Betrachtungen erklaͤren die beobachteten Erscheinungen
                              									befriedigender. Man nimmt, wie eben geschehen, an, daß das Holz beinahe ganz roh in
                              									einem sehr erhizten Raum ankoͤmmt und daß es dazwischen den Woͤlbungen
                              									eingeschlossen wird, welche sich in den Hohoͤfen haͤufig bilden,
                              									namentlich in solchen, wo schmelzbare Erze in kleinen Koͤrnern angewandt
                              									werden. Die Spannung der durch die Destillation des Holzes erzeugten Gase und
                              									Daͤmpfe nimmt allmaͤhlich zu und es koͤmmt ein Augenblik, wo
                              									sie groß genug ist, um die Kruste halbfluͤssiger, halb fester Substanzen,
                              									welche ihr im Wege stehen, wie eine Bombe zu zersprengen. Diese Erklaͤrung
                              									gibt hinlaͤngliche Rechenschaft von den das Ereigniß begleitenden
                              									Umstaͤnden; es wird begreiflich, wie das Auswerfen bald durch die Gicht, bald
                              									durch den Tuͤmpelstein stattfindet; warum die Explosion nicht
                              									ploͤzlich eintritt und wie die successiven Detonationen entstehen.
                           Was die erhizte Luft betrifft, so kann sie bei diesen Vorgaͤngen nur eine
                              									indirecte und voͤllig untergeordnete Rolle spielen. Ein Heizapparat
                              									fuͤr die Geblaͤseluft, welcher nicht regelmaͤßig wirken und dem
                              									in den Ofen eindringenden Wind sehr verschiedene Hizgrade mittheilen wuͤrde,
                              									muͤßte selbst in dem Gang große Stoͤrungen verursachen,
                              									Erzstuͤrze und ploͤzliches Herabfallen unverkohlten Holzes
                              									veranlassen, jene Agglomerationen, jene Huͤllen von teigigen Substanzen
                              									erzeugen und folglich diese Gasentbindungen und Explosionen noch
                              									gefaͤhrlicher machen.
                           Im Allgemeinen scheinen die mit Flamme brennenden Brennmaterialien die Hauptursache
                              									der erwaͤhnten Ungluͤksfaͤlle zu seyn, und diese Ansicht wird
                              									auch  durch die Versuche
                              									bestaͤtigt, welche uͤber Schmelzen der Erze mit roher Steinkohle
                              									angestellt wurden. Es scheint, daß bei diesen Versuchen haͤufig Explosionen
                              									und ein Auswerfen der Substanzen stattfinden. Man wird sich hiebei erinnern, daß die
                              									Anwendung trokenen oder wenig geroͤsteten Holzes die Erzstuͤrze
                              									haͤufiger machte, was wenigstens ich in den Huͤttenwerken des Depart.
                              									der Ardennen zu beobachten Gelegenheit hatte. Es ist uͤbrigens einleuchtend,
                              									daß alle Umstaͤnde, welche Stoͤrungen in den Gang des Ofens zu bringen
                              									geeignet sind, zur Veranlassung solcher Ungluͤksfaͤlle beitragen, und
                              									so koͤnnte auch die erhizte Geblaͤseluft, schlecht angewandt, in
                              									vielen Faͤllen wirken.
                           Die aus dem Vorausgehenden zu ziehende Folgerung ist keineswegs, daß man die
                              									Anwendung des Holzes, noch weniger die der erhizten Luft, aufgeben soll; man
                              									muͤßte denn auf alle Fortschritte im Eisenhuͤttenwesen verzichten; die
                              									besten Dinge haben ihre schwache Seite und koͤnnen Mißbraͤuche
                              									eintreten lassen. Man muͤßte dann auch die Dampfschifffahrt aufgeben, weil
                              									schon einige Dampfkessel explodirten, die Ausbeutung der Steinkohlenlager verbieten,
                              									weil das Wasserstoffgas in den Gruben schrekliche Verheerungen anrichtet, sich mit
                              									den gewoͤhnlichen Straßen begnuͤgen, weil ein Eisenbahn-Waggon
                              									aus den Schienen trat oder an einen andern rumpelte. Andererseits gehen viele Oefen
                              									vortrefflich mit geroͤstetem Holz und heißer Luft. Was zu thun ist, da die
                              									Ursache des Uebels in dem unregelmaͤßigen Gang der Schmelzvorrichtung liegt,
                              									das ist, diesen Gang gleichfoͤrmiger und vollkommener zu machen. Wir
                              									koͤnnen uͤbrigens hieruͤber nur einige allgemeine Andeutungen
                              									geben.
                           Es muß in der Zusammensezung der Beschikungen des Hohofens groͤßere Sorgfalt
                              									eintreten, als gewoͤhnlich stattfindet, es sollen immer dieselbe
                              									Quantitaͤt gleichfoͤrmig zugerichteten Brennmaterials, Erze von
                              									gleichem Gehalt und gleicher Schmelzbarkeit und von gleichem Grad der Trokenheit
                              									eingetragen werden; das Geblaͤse muß vollkommen regelmaͤßig seyn; es
                              									soll zu jeder Zeit dieselbe Quantitaͤt Windes, unter gleichem Druk und
                              									gleicher Temperatur eintreten, und jeder Heizapparat der Geblaͤseluft,
                              									welcher nicht eine gleichmaͤßige, oder doch beinahe gleichmaͤßige
                              									Temperatur hervorbringt, muͤßte abgeaͤndert werden. Auch muͤßte
                              									man, wenn man bemerkt, daß das bloß getroknete Holz die Ursache der haͤufigen
                              									Stuͤrze ist, es etwas staͤrker roͤsten.“ (Echo du monde savant, 1841, No. 673.)
                           
                        
                           Ueber Elektricitäts-Entwikelung bei der Fabrication des
                              									endlosen Papiers.
                           Bei einer Papiermaschine, welche mit Trokencylindern versehen ist, zeigen sich an dem
                              									endlosen Papierbande, so wie dasselbe den Trokenapparat verlaͤßt, sehr
                              									deutliche, schon dem bloßen Gefuͤhle, ohne alle Anwendung von Elektroskopen
                              									wahrnehmbare Spuren von Elektricitaͤt. Es liegt nun wohl ganz nahe, diese
                              									Elektricitaͤt der Verdunstung des Wassers zuzuschreiben, obwohl es auch dann
                              									noch immer sonderbar bliebe, daß das mit der ganzen Oberflaͤche auf dem
                              									metallenen Trokencylinder aufliegende Papierblatt, welches außerdem noch
                              									uͤber eine kupferne Leitungswalze geht, nicht alle Elektricitaͤt
                              									verliert, welche es etwa durch die Verdunstung des Wassers erlangt haben
                              									koͤnnte.
                           Diese Erklaͤrung ist jedoch unrichtig. Bei der Maschine naͤmlich, an
                              									welcher diese Beobachtung angestellt wurde, kann das Papier, nachdem es den
                              									Trokenapparat verlassen hat, durch ein Satinoir geleitet werden, welches aus drei
                              									vertical uͤbereinander laufenden, in einem besondern Gestelle befindlichen
                              									gußeisernen Cylindern besteht, welche entweder bloß mit ihrem eigenen Gewichte
                              									uͤbereinander laufen, oder aber auch mittelst Drukschrauben stark
                              									zusammengepreßt werden koͤnnen. Alle drei Cylinder koͤnnen mittelst
                              									Dampf erhizt werden.
                           Erst wenn man nun das Papierband durch diese Cylinder laufen laͤßt, tritt die
                              									Elektricitaͤt auf eine merkwuͤrdige Weise hervor. Augenbliklich
                              									entsteht ein starkes Knistern; schon auf eine bedeutende Entfernung aͤußert
                              									sich fuͤr das Gesicht das spinnennezartige Gefuͤhl und die Haare
                              									straͤuben sich empor. Zieht man die Drukschrauben an, so verstaͤrken
                              									sich diese Phaͤnomene auffallend und erreichen den hoͤchsten Grad,
                              									wenn die Cylinder gewaͤrmt werden. Alsdann geht das Knistern in ein
                              									fortdauerndes Rauschen über, und wenn man den Knoͤchel der
                              									Papierflaͤche naͤhert, sieht man des Abends, wenn das Satinoir nur
                              									nicht von directem Lampenlichte  penlichte erleuchtet ist, positiv-elektrische
                              									Strahlenbuͤschel rasch hintereinander auf 6 bis 10 Zoll Entfernung in
                              									denselben fahren.
                           Wird nun das Papier auf das bestimmte Format geschnitten und in Stoͤße
                              									gestellt, so ist beim Auseinandernehmen derselben oft noch nach Stunden die
                              									Elektricitaͤt mittelst des Gefuͤhls und zuweilen auch durch das
                              									Knistern wahrnehmbar; auch haften die Papierblaͤtter auffallend stark
                              									aneinander, und schnellen rasch wieder zusammen, wenn sie aufgehoben und wieder
                              									ausgelassen werden.
                           Es erhellt nun eben aus dem Umstande, daß die staͤrkste
                              									Elektricitaͤtsentwiklung erst beim Durchgange des Papiers durch das Satinoir
                              									statt hat, daß es keineswegs die Verduͤnstung des Wassers ist, welche als
                              									Ursache derselben betrachtet werden darf, indem sich jene sonst gleich beim Austritt
                              									des Papieres aus dem Trokenapparat zeigen, und von dem allenfalls auf das Papier
                              									ausgeuͤbten Druke unabhaͤngig seyn muͤßte; eben so wenig
                              									bewirkt Reibung dieses Phaͤnomen, da hier eine solche weder statt hat, noch
                              									uͤberhaupt moͤglich ist.
                           Ob nun die starke Compression, welcher das Papier unterworfen wird, oder eine andere
                              									Ursache die beobachtete Elektricitaͤtsentwiklung hervorbringt, moͤgen
                              									andere entscheiden; mein Zwek war es nur, auf das Phaͤnomen aufmerksam
                              									gemacht zu haben, da es mir sowohl an Zeit, als auch an den noͤthigen
                              									wissenschaftlichen Mitteln zur Anstellung fernerer Versuche gebricht. Daß man hier
                              									durch Anbringung eines Conductors mit zwekmaͤßigen Saugern eine stets
                              									thaͤtige und ziemlich wirksame Elektrisirmaschine sich verschaffen und
                              									mancherlei Spielereien anbringen koͤnne, versteht sich von selbst.
                           
                              O. W. v. E.
                              
                           
                        
                           Isenring's buntfarbig bemalte Daguerre'sche Lichtbilder.
                           Dem durch seine photographischen Leistungen bekannten Maler Isenring aus der Schweiz, welcher sich gegenwaͤrtig in
                              									Muͤnchen aufhaͤlt, ist es gelungen, ein Verfahren zu erfinden, um mit
                              									Huͤlfe mechanischer Kraͤfte Daguerre'sche
                              									Lichtbilder buntfarbig zu bemalen. Das urspruͤngliche, schwarzgezeichnete
                              									Bild, welches dem farbigen zur Grundlage dient, erleidet dabei auch nicht die
                              									mindeste Verlezung, im Gegentheil gewinnt es durch die schuͤzend
                              									daruͤber ausgebreitete Farbendeke noch an Haltbarkeit und Dauer. Diese
                              									farbigen Lichtbilder lassen sich mit warmem Wasser abwaschen, ohne an Glanz und
                              									Klarheit zu verlieren. In dem Isenring'schen Atelier
                              									sehen wir mehrere auf diese Weise colorirte Daguerréotypen ausgestellt, deren
                              									Wirkung eine bei weitem angenehmere ist, als etwa die einer noch so
                              									sorgfaͤltig colorirten lithographischen Abbildung. Dieß Verfahren, das
                              									uͤbrigens noch im ersten Stadium seiner Entwikelung liegt, bietet
                              									vorzuͤglich insofern einige Schwierigkeiten dar, als nicht alle Farben zur
                              									Uebermalung des Lichtbildes sich eignen. Ist man jedoch uͤber diesen Anstoß
                              									hinweg, so daß man weiß, welche Farben man anzuwenden habe, und welche nicht, dann
                              									beginnt die mechanische Verrichtung, die so leicht ist, daß sie ein Kind besorgen
                              									kann. (Allg. Ztg.)
                           
                        
                           Gedrukte Wollenzeuge, von Heimchen zerfressen.
                           Hr. Lefebvre, Chemiker in der Kattunfabrik der HHrn. Liebach, Hartmann und Comp. zu Thann, hat der
                              									Muͤlhauser Industriegesellschaft eine Beobachtung mitgetheilt, welche alle
                              									Fabrikanten interessiren wird, die sich mit dem Druken von Wollenmusselinen
                              									befassen. Als er Wollenmusseline untersuchte, welche nach dem Daͤmpfen (vor
                              									dem Auswaschen) in einem Luftrechen aufgehaͤngt worden waren, bemerkte er zu
                              									seinem Erstaunen, daß von den mittelst Cochenille roth bedrukten Stellen der Gewebe
                              									viele theilweise oder ganz zerfressen waren; von den eingefressenen Loͤchern
                              									waren einige kaum bemerklich, waͤhrend andere bis 9 Lin. im Durchmesser
                              									hatten. Nach vielen Bemuͤhungen gelang es ihm die Ursache dieser
                              									Zerstoͤrung auszumitteln; diese waren lediglich Heimchen (Hausgrillen, grillus domesticus), welche waͤhrend der Nacht
                              									aus ihrem Verstek herauskamen und gefraͤßig bloß die mit Cochenilleroth
                              									bedrukten, noch nicht ausgewaschenen Stellen der Wollenzeuge angriffen, obgleich
                              									diese Farbe mit Zinnsalz und Kleesaͤure geschaͤrft war.
                           Um sich von der Vorliebe dieser Insecten fuͤr die Cochenillefarbe zu
                              									uͤberzeugen, sperrte Hr. Lefebvre eine Anzahl
                              									derselben in ein Trinkglas ein, worin sich ein wenig gestoßene Cochenille befand;
                              									die Heimchen machten sich sogleich uͤber  die Cochenille her, welche sie
                              									so begierig fraßen, daß mehrere von ihnen in kurzer Zeit dadurch zu Grunde
                              									gingen.
                           Seit dieser Beobachtung Lefebvre's hat man sich in anderen
                              									Fabriken vollkommen uͤberzeugt, daß die Heimchen nicht nur die mit
                              									Cochenilleroth bedrukten Stellen der Wollenzeuge, sondern auch die mit anderen
                              									Farben bedrukten und sogar die weiß gebliebenen Stellen angreifen. (Bulletin de la Société industrielle de Mulhausen, No.
                              									71.)
                           
                        
                           Ueber die Ursache des Plattwerdens der inneren Röhre des
                              									artesischen Brunnens zu Grenelle.
                           Hr. A. de Caligny bemerkt hieruͤber: die
                              									gleichfoͤrmige Bewegung in den langen Leitungsroͤhren waͤre
                              									unmoͤglich, wenn sich, wie Hr. Blondeau de
                                 										Carolles glaubt (s. polyt. Journal dieses Bds. 2. Heft, S. 163), in Folge
                              									der Schwingungen Knoten und Baͤuche erzeugten, welche im Stande waͤren, merkliche
                              									Verengerungen hervorzubringen; dieß ist wenigstens richtig fuͤr offene
                              									Canaͤle (Wasserleitungen), bei welchen indessen Hr. Buat nur bis zu einer gewissen Entfernung vom Ursprung Knoten und Baͤuche
                              									beobachtete. Wenn sich nun in den Roͤhren Verengerungen zeigten, die bei
                              									bloßgelegten Leitungen nicht zu sehen sind, so waͤre fuͤr etwas
                              									betraͤchtliche Geschwindigkeiten die Summe der Coefficienten der passiven
                              									Widerstaͤnde im ersten Fall groͤßer als im zweiten, was aber der
                              									bisherigen Erfahrung gerade entgegenlaͤuft. Ich schließe hieraus, daß wenn
                              									durch eine Ausdehnung des besonders von Venturi
                              									beobachteten Gesezes der Saugung in den Roͤhrenansaͤzen bei der
                              									permanenten Bewegung eine Saugung in den kurzen Roͤhren stattfindet, dieß
                              									deßwegen bei den langen Leitungsroͤhren in einer gewissen Entfernung vom
                              									Ursprunge doch nicht der Fall ist; wirklich hat Hr. d'Aubuisson nichts Aehnliches bei den Versuchen, welche er uͤber
                              									den Druk des Wassers in sehr langen Leitungsroͤhren anstellte, gefunden. Was
                              									die kleinen Wellen betrifft, welche man haͤufig
                              									auf den offenen Wasserleitungen wahrnimmt, so ist es durch die Versuche der HHrn.
                              										Poncelet und Lesbros
                              									bekannt, daß die aus ihnen hervorzugehen scheinenden Unregelmaͤßigkeiten in
                              									den Geschwindigkeiten oft nur scheinbar sind und daß leichte Koͤrper
                              									daruͤberhinschwimmen, ohne abzuweichen.
                           Es ist nicht zu verwundern, daß ein 1 Meter im Durchmesser weiter und 10 Meter langer
                              									Heber von Weißblech unter dem atmosphaͤrischen Druk abgeplattet wurde, indem
                              									der Ausfluß nur durch die Wirkung desselben Druks unterhalten wurde, welcher D. Bernoulli's Theorie zufolge nicht mit derselben Kraft
                              									innen wie außen wirkte. Was die Knoten und Baͤuche anbelangt, welche der Verf., dem ich
                              									hiemit antworte, beobachtete, so bemerke ich, daß sie auch an der Roͤhre des
                              									Brunnens zu Grenelle sichtbar sind, aber offenbar durch den groͤßern
                              									Widerstand der Theile, wo die Loͤthungen sind, entstehen. (Comptes rendus, 1841, No.
                              									25.)
                           
                        
                           Verfahren das zu Dünger bestimmte Kochsalz in den
                              									Haushaltungen unanwendbar zu machen.
                           Um in Laͤndern, wo das Kochsalz besteuert ist, dasselbe fuͤr die
                              									Landwirthe als Dungmitteel unbesteuert abgeben zu koͤnnen, hat man
                              									verschiedene Zusaͤze vorgeschlagen, wodurch seine Verwendung in den
                              									Haushaltungen verhindert werden soll; offenbar muͤssen diese Zusaͤze
                              									wohlfeil und weder der Vegetation noch den Thieren schaͤdlich seyn. Diese
                              									Bedingungen erfuͤllt ein von Apotheker Mahier (im
                              										Journal de Chimie médicale, Sept. l841) angegebener
                              									Zusaz vollkommen; da aber durch denselben auch der Geschmak des Salzes
                              									veraͤndert wird, so kann es in der Landwirthschaft nicht zugleich als
                              									Viehfutter benuzt werden. Er vermengt:
                           
                              
                                 Kochsalz
                                 90
                                 Pfd.
                                 
                              
                                 Eisenvitriol
                                 2
                                 —
                                 
                              
                                 Gemahlene Eichenlohe
                                 5
                                 —
                                 
                              
                                 Aloe
                                 2
                                 —
                                 
                              
                                 Kreide
                                 1
                                 —
                                 
                              
                           Reibt man diese Substanzen genau mit dem Salz zusammen (was auf den Salinen mittelst
                              									Pferdegoͤpeln geschehen koͤnnte), so erhaͤlt man ein
                              									vortreffliches Dungsalz, dessen betruͤgerische Verwendung zu
                              									haͤuslichen Zweken nicht zu fuͤrchten ist.
                           
                           Indem die Gallussaͤure der Lohe auf den Eisenvitriol wirkt, entsteht
                              									schwefelsaures Natron; die Kreide saͤttigt die frei gewordene
                              									Salzsaͤure und macht dadurch die schwarze Faͤrbung bleibend. Wasser,
                              									Fleischbruͤhe etc., worin man solches Salz aufloͤst, faͤrbt
                              									sich schnell schwarz und erhaͤlt uͤberdieß einen hoͤchst
                              									unangenehmen bittern Geschmak.
                           
                        
                           Ueber Mehlbereitung auf Kunstmühlen und die Aufbewahrung
                              									dieses Mehls.
                           Selten noch hat eine vom Staat getroffene Einrichtung so viel Beifall und Nachahmung
                              									gefunden, als die vor etwa 9 Jahren erbaute und nach den Mustern der amerikanischen
                              									und englischen Muͤhlen eingerichtete sogenannte Kunstmuͤhle in Berg (Wuͤrtemberg). Wenn auch gleich nicht
                              									alle der vielen mit diesem Namen belegten Muͤhlen innerhalb und außerhalb der
                              									Landesgraͤnzen denselben in seinem ganzen Umfange verdienen, so haben sie
                              									doch gewoͤhnlich mehrere Einrichtungen ihres Musters nachgeahmt, und es ist
                              									unverkennbar seit jener Zeit eine große Verbesserung des Muͤhlwesens und ein
                              									verstaͤrkter Mehlhandel eingetreten. Daher ist schon mehrmals in
                              									oͤffentlichen Blaͤttern gefragt worden, ob nicht ein Handel mit Mehl
                              									ins Ausland thunlich waͤre? Die Wichtigkeit der
                              									Frage leuchtet sogleich ein, wenn man erwaͤgt, daß die Versendung von Mehl
                              									auf große Entfernungen leichter geschehen koͤnnte, als die des unabgegerbten
                              									und des nakten Getreides, daß mithin neben dem Verdienste der Muͤller darin
                              									ein Mittel laͤge, zur Zeit reicher Ernten die Getreidepreise zu halten und
                              									den Verkehr mit entfernten Gegenden zu beleben, und daß die fuͤr die
                              									Landwirthschaft so dienlichen Abfaͤlle beim Mahlen des Getreides, Spreu,
                              									Kleie etc. uns verbleiben wuͤrden — des großen Vortheils nicht weiter
                              									zu gedenken, daß die Aufbewahrung des Mehls weit leichter waͤre, als die des
                              									Getreides, das gegen die Angriffe von Voͤgeln, Maͤusen und Dieben auf
                              									Speichern so schwer zu schuͤzen ist. Diese Zweke, die man bei der Errichtung
                              									der verbesserten Berger-Muͤhle allerdings
                              									auch im Auge hatte, koͤnnen aber nur erreicht werden, wenn man im Stande ist,
                              									das verpakte Mehl lange ohne Veraͤnderung
                              									aufzubewahren, was in keinem Fall angeht, wenn nicht das Getreide troken gemahlen, sogenanntes Dauermehl erzeugt, oder wenn
                              									es genezt werden muß, das gewonnene Mehl getroknet wird.
                           Daß ungeneztes Getreide viel schwerer zu mahlen ist, als geneztes, ist bekannt. Man
                              									mußte daher bei der Kunstmuͤhle in Berg auf vorzuͤgliche
                              									Muͤhlsteine Ruͤksicht nehmen. Bei den deßhalb anzustellenden Proben
                              									konnten nebenbei andere allgemein nuͤzliche Erfahrungen gemacht werden.
                           Außer dem Gerbgang und Koppgang, bei welchen Neuhaͤuser oder Oberensinger Steine
                              									eingebaut wurden, waren noch in zwei Gruppen von je vier Gaͤngen im Ganzen
                              									acht Gaͤnge vorhanden. Bei dem ersten Gang war der Bodenstein von Mels in der Schweiz, der ein dichtes quarzichtes
                              									Conglomerat zu seyn scheint; der Laͤufer ein harter Sandstein von Waldshut im Schwarzwald. Bei dem zweiten Gang war der
                              									Bodenstein ein Granit von Tiefenstein in der Schweiz, der Laͤufer von Mels; bei dem dritten der Bodenstein von Mels, der Laͤufer von Waldshut; bei dem vierten der Bodenstein und Laͤufer von Tiefenstein; bei dem fuͤnften der Bodenstein und
                              									Laͤufer von Waldshut; bei dem sechsten der
                              									Bodenstein und Laͤufer von Andernach am Rhein,
                              									eine poroͤse Lava; bei dem siebenten der Bodenstein und Laͤufer ein
                              									Sandstein von Oberensingen; bei dem achten der Bodenstein
                              									und Laͤufer ein Melser Stein. Außer diesen Steinen
                              									waren auch zwei Steine von St. Martin d'Ablois in der
                              									Champagne, ein poroͤser Quarztuff (Quarz
                                 										caverneux), eingebaut, welche bei dem Mahlen ungenezter Fruͤchte
                              									hinsichtlich der Foͤrderung der Arbeit und der Beschaffenheit des Mehls
                              									vorzuͤgliche Dienste leisteten. Da sie nur in kleineren Stuͤken
                              									brechen, so muͤssen die Muͤhlsteine mit Kitt und eisernen Reifen
                              									zusammengesezt werden, daher sind sie sehr theuer. Von den uͤbrigen Steinen
                              									waren die gruͤnlichten Melser 2 und 3 fuͤr
                              									das Griesmahlen und Mehlmachen vorzuͤglich tauglich. Nr. 3 lieferte den
                              									schoͤnsten Gries. Doch gibt es unter den Melser Steinen solche, die weiche
                              									Stellen haben und schmieren, weßwegen auch Nr. 8 sogar bei geringeren Mehlsorten
                              									keine guten Dienste leistete. Nr. 4 wurde zum Weißmahlen, und zwar fuͤr die
                              									erste und zweite Sorte Mehl, gebraucht und zeigte sich vorzuͤglich gut. Nr. 5
                              									wurde gleichfalls zum Griesen verwendet, lieferte  aber den Gries bei weitem nicht
                              									so schoͤn, wie Nr. 3. Von den zum Ausmahlen der Kleie gebrauchten
                              									Gaͤngen Nr. 6 und 7 zeigte sich der erstere mit Steinen von Andernach vorzuͤglich gut, minder gut der leztere.
                              									Auch von Schramberg wurden zwei Steine angeschafft,
                              									Granite, von welchen man sich ihres schaͤrferen Korns wegen bei dem Griesen
                              									und Weißmahlen noch bessere Dienste versprach, als von dem Tiefensteiner Gang Nr. 3.
                           Bei dieser Einrichtung unterlagen es keinem Anstand, die Fruͤchte ganz troken
                              									zu vermahlen. Diesem Umstand in Verbindung mit den vorzuͤglichen
                              									Einrichtungen zum Puzen der Fruͤchte vor dem Vermahlen und dem Beuteln des
                              									Mehls durch Tambours, Cylinder etc. war die Vorzuͤglichkeit und Ausgiebigkeit
                              									des Berger Mehls, durch welche die Muͤhle gleich Anfangs in
                              									gegruͤndeten guten Ruf kam, vorzuͤglich beizumessen.
                           Es war jezt nur die Frage, ob sich das ohne Nezung der Fruͤchte erzeugte Mehl,
                              									in Faͤsser eingeschlagen, laͤngere Zeit halten werde. Um
                              									hieruͤber bestimmte Aufschluͤsse zu erhalten, wurde im April 1834
                              									Dinkel guter Beschaffenheit, der in den Jahrgaͤngen 1832 und 1833 gewachsen
                              									war, ganz troken abgemahlen. Das aus der zweiten und dritten groͤberen Sorte
                              									bestehende Mehl wurde in tannene, sorgfaͤltig abgetroknete Faͤsser
                              									ziemlich fest eingestampft und eingeschlagen. Es wurden damit 18 St. Faß, jedes zu
                              									beilaͤufig 400 Pfd., gefuͤllt und diese in einem mit Platten belegten,
                              									sehr trokenen, kuͤhlen und luftigen Ort zu ebener Erde aufgestapelt. Im September desselben Jahres wurden einige Faͤsser
                              									zweiter und dritter Sorte, die oben aufgelegen hatten, geoͤffnet. Die
                              									Faͤsser dritter Sorte zeigten einen etwas auffallend starken Mehlgeruch, doch
                              									war das Mehl beider Sorten ganz gut. Den 1. November
                              									wurden ebenso einige Faͤsser geoͤffnet, wobei die naͤmliche
                              									Beobachtung gemacht, aber das Mehl gut gefunden wurde. Doch schon am 9. Nov. glaubte
                              									man einen saͤuerlichen Geschmak wahrzunehmen, der sich schon am 14ten
                              									bedeutend staͤrker zeigte. Waͤhrend der strengen Winterzeit wurde
                              									keine Untersuchung vorgenommen, das Sauerwerden des Mehls nahm aber der
                              									Kaͤlte ungeachtet zu, denn als am 3. Febr. 1835 wiederum 7 Faͤsser
                              									geoͤffner wurden, so zeigte sich alles Mehl dritter Sorte vom Jahre 1832
                              									durchaus sauer, und zwar vorzuͤglich in der Mitte der Faͤsser. Das
                              									aͤußere Mehl, so weit es an den Dekeln und den Faßdauben anlag, war immer
                              									weniger, oft gar nicht sauer, wenn die Mitte schon ganz veraͤndert war,
                              									woraus sich der Schluß machen laͤßt, daß der Zutritt frischer Luft nicht die
                              									erste Veranlassung zum Sauerwerden des Mehls sey. Das saure Mehl laͤßt sich
                              									vorzuͤglich auch daran erkennen, daß es sich in Klumpen zusammenbakt und ganz
                              									rauh, wie groͤblich gemahlener Gyps, anzufuͤhlen ist. Daß die
                              									groͤbere Mehlsorte fruͤher sauer wurde, als die Nr. 2, duͤrste
                              									in einem hoͤhern Klebergehalt seinen Grund haben. Zu bedauern ist, daß es
                              									versaͤumt wurde, die Temperatur des Mehls, die ohne Zweifel in der Mitte der
                              									Faͤsser eine erhoͤhte war, zu untersuchen.
                           Es bleibt daher nichts uͤbrig, wenn das Mehl sehr lange unveraͤndert
                              									aufbewahrt werden soll, als dasselbe kurz vor dem Verpaken bei einem Temperaturgrad
                              									zu troknen, der im Stande ist, das in demselben immer mehr oder weniger enthaltene
                              									Wasser vollstaͤndig zu verfluͤchtigen, was in Amerika geschehen soll.Wir fügen diesem aus dem Kölner Organ (l841 S.
                                    											587) Folgendes bei: „Das Kartoffelmehl hat die Eigenschaft, daß es
                                       												den schädlichen Einwirkungen der großen Hize und Feuchtigkeit vollkommen
                                       												widersteht (vermöge seines Mangels an Kleber). Denselben Vortheil
                                       												erlangt man auch für das Getreide, wenn man es auf Walzmühlen (ohne das Korn naß zu machen) mahlt. Auf diese
                                       												Weise wild der Weizen auf der Dampfmühle in Mainz in Mehl verwandelt. Dieses, da es ganz troken ist, kann
                                       												über See in die entferntesten Gegenden versendet werden. Gegenwärtig
                                       												mahlt jene Dampfmühle tausend Malter Weizen
                                       												jede Woche.“A. d. O. (Riecke's Wochenblatt Nr. 4, 1842.)