| Titel: | Ueber die blaue Färbung des Ultramarins; von Dr. Elsner. | 
| Fundstelle: | Band 83, Jahrgang 1842, Nr. LXXXIV., S. 461 | 
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                        LXXXIV.
                        Ueber die blaue Faͤrbung des Ultramarins;
                           								von Dr. Elsner.
                        Elsner, über künstlichen Ultramarin.
                        
                     
                        
                           Der natürliche Ultramarin ist bekanntlich das Pulver des Lasursteins, und in der
                              									Unsicherheit, die über die wahre Zusammensezung, besonders den eigentlich färbenden
                              									Bestandtheil dieses Minerals herrschte, lag der Grund, warum die Erzeugung eines
                              									künstlichen Ultramarins so viele Schwierigkeiten hatte. Indessen stellt man in Paris
                              									sowohl als in Meißen (besonders schön an lezterm Orte) nach geheim gehaltenen
                              									Vorschriften den künstlichen Ultramarin dar, und es war die Aufgabe, durch
                              									Untersuchung dieser Producte den Weg zu ermitteln, auf dem sie erlangt waren. Man
                              									fand bei der Analyse eine ganz ähnliche Zusammensezung, wie die des natürlichen
                              									Lasursteins. Es fanden nämlich im
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 83, S. 461
                              Lasurstein; Element. Desormes;
                                 										Varrentrapp; kuͤnstl. Pariser,; C. G. Gmelin; Meißner Ultramarin;
                                 										Barrentrapp; Natron; Thonerde; Kieselerde; Schwefelsaͤure; Schwefel;
                                 										Kalk; (Kali); Eisen; Chlor; Wasser; harz. Substanz; —;
                              
                           Auch Beobachtungen von zufälliger Ultramarinbildung (im Großen; denn im Kleinen
                              									entsteht noch unter manchen andern Verhältnissen zuweilen ein ultramarinartiger
                              									Körper; immer aber unter Verhältnissen, wo sich Schwefelnatrium mit kleinen Mengen
                              									Schwefeleisen bilden kann) sind bekanntlich von Tassaert
                              									und Kuhlmann theils in aus Sandsteinen gebauten Sodaöfen,
                              									theils in Oefen,  in
                              									welchen Glaubersalz geglüht wurde, gemacht worden. Vauquelin's Analyse zeigte die größte Aehnlichkeit dieser Substanz mit
                              									Lasurstein. Die Beobachtung Tassaert's fällt in das Jahr
                              									1814. — Allein es scheint weniger bekannt zu seyn, daß schon v. Goethe im Jahre 1787 bei seinem Aufenthalte in Palermo
                              									(siehe dessen italienische Reise) eine ähnliche Beobachtung anführt, indem er
                              									erzählt, daß sich in den sicilianischen Kalköfen ein Feuererzeugniß, eine Art
                              									Glasfluß finde, von hellblauer bis dunkelblauer Farbe, welcher als Lapis lazuli von dasigen Künstlern beim Fourniren von
                              									Altären u. s. w. gebraucht würde.
                           Es ist eine ausgemachte Thatsache, daß beide, der natürliche Ultramarin eben so wie
                              									der künstlich bereitete, bei Behandlung mit Säuren unter Entwikelung von
                              									Schwefelwasserstoffgas ihre Farbe verlieren; — ihre Färbung muß daher mit
                              									ihrem Schwefelgehalte in einer nicht zu trennenden Beziehung stehen; aber der
                              									Schwefel für sich kann demnach unmöglich das allein Wesentliche seyn, es muß dieses
                              									eine Schwefelverbindung seyn, welche, mit Säuren behandelt, sich zersezt und deren
                              									Schwefelgehalt hiebei als Schwefelwasserstoffgas sich entwikelt.
                           Nach allen Analysen sind die Hauptbestandtheile des Ultramarins: Natron, Thonerde,
                              									Kieselerde und Schwefel. Diese mußten daher als Ausgangsproducte betrachtet werden
                              									bei der Anstellung der einzelnen Versuche; zu diesem Zweke wurde nun folgendermaßen
                              									verfahren:
                           1) Es wurde chemisch reine Thonerde in eine Kugelröhre gefüllt und in einem Strome
                              									durch eine Röhre von Chlorcalcium getrokneten Schwefelwasserstoffgases bis zum
                              									Rothglühen erhizt. Nach Abkühlung der Glaskugel zeigte sich keine auffallende
                              									Farbenveränderung der Thonerde.
                           2) Thonerde, mit trokenem kohlensaurem Natron gemischt und wie bei 1 behandelt, gab
                              									eine citrongelbe Masse, die beim Behandeln mit verdünnter Salzsäure unter
                              									Entwikelung von Schwefelwasserstoffgas ihre Farbe verlor.
                           3) Eine Beimischung von Kieselerde zu Thonerde und Natron zeigte nur eine
                              									gelbröthliche Färbung.
                           Man erinnerte sich nun, daß Spuren von Eisen durch Schwefelwasserstoffgas bisweilen
                              									mit deutlich grüner Farbe gefällt werden, so daß Anfänger in analytischen Arbeiten
                              									bisweilen versucht sind, den Niederschlag für Chromoxyd zu halten; es wurden demnach
                              									die Versuche in folgender Art fortgesezt:
                           4) Chemisch reine Thonerde, mit einer Spur Eisenvitriollösung  angerührt, getroknet und mit
                              									Schwefelwasserstoffgas behandelt wie bei 1, gab eine grau gefärbte Masse.
                           5) Kieselerde, eben so wie bei 4 behandelt, gab auch nur eine graue Masse.
                           6) Trokenes kohlensaures Natron sowohl wie Aeznatron, mit einer Spur Eisenvitriol
                              									vermischt und mit Schwefelwasserstoffgas behandelt, gab eine
                              									schwärzlich-grüne Masse, die beim Behandeln mit Wasser schmuzig-grün
                              									wurde.
                           7) Thonerde und trokenes kohlensaures Natron, mit einer Spur Eisenvitriol gemischt
                              									und mit Schwefelwasserstoffgas behandelt, gab ein graugrünes Pulver; mit Wasser
                              									angerührt, wurde die Farbe grünlich-blau.
                           Schon nach diesen Versuchen scheint ein Gehalt von Schwefelnatrium und ein geringer
                              									Gehalt von Schwefeleisen wesentlich zur Hervorbringung einer wenigstens andern als
                              									gelben Färbung.
                           8) Gewöhnlicher eisenhaltiger gebrannter Kalk wurde mit Schwefelwasserstoffgas
                              									behandelt und eine grünlich-blau gefärbte Verbindung erhalten. Eben so
                              									verhielt sich Strontian und Baryt.
                           Bekannt ist auch, daß jezt im Handel ein Haarvertilgungsmittel vorkommt, welches
                              									blaugrün gefärbt ist und bei der Analyse als ein durch Schwefeleisen gefärbtes
                              									Calciumsulfhydrat sich ergab, denn es verliert die Verbindung sogleich unter
                              									Entwikelung von Schwefelwasserstoffgas ihre Farbe, sobald sie mit verdünnter
                              									Salzsäure behandelt wird.
                           Es wurde jezt zu den Versuchen mit der von Gmelin zuerst
                              									angegebenen Ultramarinbasis geschritten. Sie wurde, wie bekannt, bereitet durch
                              									Auflösen von Kieselerdehydrat in Aeznatronlauge, Zusaz von Thonerdehydrat und
                              									Eindampfen der ganzen Mischung zur Trokne. — Es wurden zweierlei Sorten Basis
                              									bereitet, einmal eine von Eisen absolut reine, und eine zweite, die noch in ihrem
                              									Thonerdegehalt einen, aber sehr geringen Eisengehalt zeigte. Der Verfasser nennt die
                              									erstere chemisch reine Basis, die andere die gewöhnliche Basis. Ferner wurde von
                              									Eisen absolut reiner Schwefel dadurch dargestellt, daß gewöhnliche eisenhaltige
                              									Schwefelblumen mit Salzsäure mehreremale ausgekocht, getroknet und in Glasretorten
                              									sublimirt wurden.
                           Alle Versuche wurden in einem kleinen Ofen bei Rothglühhize angestellt, in leicht
                              									bedekten Porzellantiegeln; gewöhnlich blieb die Probe 1½ Stunde im Feuer.
                           Der erste einleitende Versuch wurde auf folgende Weise angestellt: 20 Th.
                              									gewöhnlicher Basis wurden mit 10 Th. gewöhnlicher  Schwefelblumen innig gemengt
                              									und im Porzellantiegel geglüht. Sie war nach starkem Glühen zu einer deutlich grünen
                              									Masse zusammengesintert, welche bei Behandlung mit Säuren unter Entwikelung von
                              									Schwefelwasserstoffgas ihre Farbe verlor und weiße gelatinöse Kieselerde zurükließ.
                              									Nach Gmelin soll zur Basis noch eine Mischung von
                              									kohlensaurem Natron und Schwefel zugesezt werden. Da nun die zum Versuche angewandte
                              									Basis offenbar noch etwas freies Natron enthielt, so war dieser Zusaz weiter nicht
                              									nöthig. Dieselbe Mischung, bloß statt 10 Th. gewöhnlichen Schwefels 5 Th., gab eine
                              									blaugrüne Masse.
                           Glühversuche mit eisenfreier Basis waren folgende:
                           1) Die Basis wurde für sich ohne allen Zusaz im Porzellantiegel zwischen Holzkohlen
                              									geglüht. — Die Masse war geschmolzen und hatte eine schöne hochrothe Farbe,
                              									welche unter Entwikelung von Schwefelwasserstoffgas verschwand; es war demnach das
                              									Färbende Schwefelnatrium gewesen. Die Entstehung eines Schwefelnatriums hiebei ist
                              									leicht erklärlich; das zur Darstellung von Aeznatronlauge verwandte kohlensaure
                              									Natron enthielt etwas schwefelsaures Natron, welches beim Glühen zwischen den Kohlen
                              									zu Schwefelnatrium reducirt worden war.
                           2) Die Basis wurde nun mit eisenfreiem Schwefel auf die angegebene Weise geglüht; die
                              									Masse war schwefelgelb.
                           3) Dieselbe Basis und derselbe chemisch reine Schwefel wurden nun mit einer höchst
                              									geringen Menge Eisenoxydul innig gemischt und wie oben geglüht. Die Masse war
                              									alsdann zusammengesintert und hatte eine deutlich hellgrüne Farbe bekommen.
                           Glühversuche mit der gewöhnlichen Basis:
                           4) Die gewöhnliche Basis, für sich geglüht, wurde orangeroth.
                           5) Dieselbe Basis, mit chemisch reinem Schwefel innig gemengt, wurde durch Glühen
                              									gelb, mit einem Stich ins Grünliche. Der Grund hievon konnte nur in dem geringen
                              									Eisengehalte der gewöhnlichen Basis liegen.
                           6) Die gewöhnliche Basis wurde mit gewöhnlichem Schwefel innig gemengt und geglüht;
                              									es wurde jezt nach dem Glühen eine schöne grüne Masse erhalten. Der Grund der rein
                              									grünen Farbe ist hier nur in dem Eisengehalte der gewöhnlichen Schwefelblumen zu
                              									suchen.
                           7) Gewöhnliche Basis, mit eisenfreiem Schwefel und einer sehr kleinen Menge
                              									Eisenoxydul gemischt und geglüht, gab eine dunkel schwärzlich-bläuliche
                              									gesinterte Masse. Es schien hiebei noch eine zu große Menge Eisenoxydul zugesezt
                              									worden zu seyn; es wurde daher derselbe Versuch wiederholt, nur mit einem noch
                              									geringern Zusaz  von
                              									Eisenoxydul, und nun war die Farbe der geglühten Masse schön blaugrün.
                           8) Gewöhnliche Basis, mit chemisch reinem Schwefel und einem Körnchen Eisenvitriol
                              									gemengt und geglüht. Es wurde eine zusammengesinterte dunkel-grünblaue Masse
                              									erhalten; es war augenscheinlich zu viel Eisen genommen worden, denn die mit
                              									Salzsäure behandelte Masse wurde unter Entwikelung von Schwefelwasserstoffgas
                              									entfärbt und die Lösung zeigte deutlich mit Schwefelammonium das Vorhandenseyn von
                              									Eisengehalt.
                           9) Es wurde jezt ein Theil dieser dunkeln Masse mit etwa noch einmal so viel neuer
                              									gewöhnlicher Basis innig gemischt und aufs neue geglüht, und nun war die Masse nach
                              									dem Glühen schön und stark grün.
                           Die Resultate aller dieser Versuche zeigen aufs klarste, daß ein sehr geringer Gehalt
                              									an Eisen wesentlich mit ist zur Entstehung einer bläulich-grünen Farbe beim
                              									Ultramarin.
                           Um zu sehen, ob aber auch das Vorhandenseyn von Schwefelnatrium von Einfluß bei der
                              									Färbung des Ultramarins sey, wurden noch folgende Versuche angestellt:
                           Es wurde die Basis so lange mit Wasser ausgekocht, bis alles freie Natron dadurch
                              									entfernt worden war.
                           10) Diese ausgewaschene Basis wurde nun für sich zwischen Kohlen geglüht, allein die
                              									Farbe war weiß geblieben.
                           11) Sie wurde mit eisenhaltigen Schwefelblumen geglüht, allein auch jezt blieb nur
                              									eine schmuzig-grauweiße Masse zurük; als aber natronhaltige Basis mit
                              									eisenhaltigem Schwefel, wie es oben gezeigt ist, geglüht worden war, wurde eine
                              									schön grün gefärbte Masse erhalten.
                           Aus allen diesen Versuchen geht demnach auf das Bestimmteste hervor, daß die Ursache
                              									der blauen Färbung des Ultramarins in einem Vorhandenseyn sowohl von
                              									Schwefelnatrium, als einem sehr geringen Gehalte an Schwefeleisen zu suchen sey,
                              									ferner, daß jede dieser beiden Verbindungen einzeln für sich nicht im Stande sey,
                              									die blaue Färbung des Ultramarins hervorzubringen.
                           Der geringe Eisengehalt, der sich bei den Analysen des Ultramarins gefunden hat, ist
                              									demnach in der That wesentlich zur Färbung, aber nur ist er nicht allein, wie F. Varrentrapp als Vermuthung aufstellt, die Ursache der
                              									Farbe, sondern, wie das Resultat obiger Versuche zeigt, beruht dieselbe im
                              									nothwendigen Vorhandenseyn beider zugleich, nämlich einer
                              									Schwefelnatrium-Verbindung mit Schwefeleisen.
                           
                           Anhangsweise sey noch eines Versuches erwähnt, welcher dafür zu sprechen scheint, daß
                              									auch Kalk im Stande ist, eine Art künstlichen Ultramarin zu geben. Es wurden nämlich
                              									trokene Soda, feiner Flußsand, gebrannter Kalk und Schwefelblumen innig gemischt und
                              									geglüht; die erhaltene Masse war deutlich blau gefärbt. Ja ein ganz roher
                              									Glühversuch mit Flußsand, Soda, Thonerde und Schwefel gab ein ziemlich gutes
                              									künstliches Ultramarin von gewöhnlich blauer Farbe, wobei noch zu bemerken ist, daß
                              									alle erhaltenen grünlichblauen Proben bei anhaltendem Glühen über einer
                              									Spirituslampe immer mehr und mehr blau wurden.
                           Zur Darstellung des Ultramarins im Großen ist demnach nur nöthig, ganz gewöhnliche
                              									Materialien anzuwenden, kohlensaures Natron, Kieselerde, Thonerde und Schwefel, denn
                              									der zufällige Eisengehalt des Schwefels und der Thonerde ist gerade hinreichend, um
                              									mit dem Schwefelnatrium zusammen die blaugrüne oder blaue Färbung zu bedingen; ja es
                              									würde gar nicht möglich seyn, wie oben gezeigt wurde, mit völlig eisenfreien
                              									Materialien einen blauen oder grünen Ultramarin zu erzeugen. Ein Zweites und sehr
                              									Wichtiges hiebei ist freilich auch der Hizegrad, was jedem Fabrikanten bekannt seyn
                              									wird.
                           Der Verf. hat nun blauen und grünen Nürnberger Ultramarin untersucht, und die
                              									Analysen haben die Wesentlichkeit eines kleinen Eisengehalts, so wie die Richtigkeit
                              									der oben ausgesprochenen Ansichten bestätigt.
                           Die qualitative Untersuchung beider Sorten ergab, daß sie der Hauptsache nach
                              									enthielten: Kieselerde, Thonerde, Natron, Schwefelsäure, Schwefel und Eisen; nur
                              									Spuren von Kalkerde, Bittererde, Kali und Chlor wurden gefunden — Wasser
                              									löste nur eine sehr geringe Menge schwefelsaures Natron auf. In einer unten
                              									geschlossenen Glasröhre geglüht, wurde der grüne Ultramarin während des Glühens
                              									gelb, beim Erkalten deutlich grünlich-blau (das Blau vorwaltend); es scheint
                              									demnach, daß man durch richtig geleitete Hize aus dem hellgrünen Ultramarin einen
                              									blaugrünen, ja selbst blauen hervorbringen kann. Der blaue Ultramarin, eben so
                              									behandelt, erlitt keine sichtbare Veränderung, nur bei sehr starker und anhaltender
                              									Hize wurde die Farbe schmuzig, zulezt bei beiden Sorten weiß. Ganz ähnlich
                              									verhielten sich beide Sorten beim Glühen in einem Strome trokenen
                              									Wasserstoffgases.
                           Mit Salzsäure behandelt, verloren beide Sorten unter Entwikelung von
                              									Schwefelwasserstoffgas ihre Farbe, unter Ausscheidung von gelatinöser Kieselerde,
                              									welche aber noch ebenfalls durch die Säure  ausgeschiedenen Schwefel
                              									enthielt — ein Umstand, der für die Zusammensezung der Ultramarine von
                              									Wichtigkeit ist. — Es entweicht daher nicht nur Schwefel als
                              									Schwefelwasserstoffgas bei der Behandlung mit Salzsäure, es scheidet sich hiebei
                              									auch noch ein anderer Antheil Schwefel als freier aus, woraus sogleich für die in
                              									Rede stehenden Ultramarine als sicheres Resultat sich herausstellt, daß in ihnen
                              									einfache und auch höhere Schwefelungsstufen vorhanden seyn müssen, welche
                              									bekanntlich bei Behandlung mit Säuren in Schwefelwasserstoffgas und sich
                              									ausscheidendem freien Schwefel zerlegt werden.
                           Hienach mußte auch auf dieses Verhalten bei der quantitativen Analyse ganz besonders
                              									Rüksicht genommen werden. Man bestimmte nämlich durch einen Oxydationsversuch
                              									mittelst rauchender Salpetersäure allen Schwefel als Schwefelsäure, und in zwei
                              									besondern Versuchen die schon gebildet vorhandene Schwefelsäure und den Schwefel,
                              									welcher durch Salzsäure als Schwefelwasserstoff abgeschieden wird.
                           Die Kieselerde, der Natrongehalt, die Thonerde und das Eisenoxyd wurden auf die
                              									bekannte Weise bestimmt, und die Mittelzahlen mehrerer Analysen ergaben folgendes
                              									Resultat:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 83, S. 467
                              1 Gr. blauer Ultramarin.; 1 Gr.
                                 										gruͤner Ultramarin.; Kieselerde; Thonerde;
                              
                           Der Ueberschuß bei den Analysen rührt offenbar davon her, daß das Eisen nicht als
                              									Eisenoxyd, sondern als Schwefeleisen, ein Antheil des Natrons nicht als Natron,
                              									sondern als Schwefelnatrium in dem Ultramarin vorhanden ist. — Das Eisen, als
                              									die einfache Schwefelverbindung berechnet, gibt in beiden Sorten nahe genug 1
                              									Procent davon. — Die Analyse zeigt aber, daß weit mehr Schwefel vorhanden
                              									ist, als zur Bildung von Einfachschwefeleisen erfordert wird; dieser Ueberschuß an
                              									Schwefel kann nur an Natrium gebunden seyn, und es geht demnach auch aus der Analyse
                              									hervor, wie dieß auch die synthetischen Versuche gezeigt haben, daß sowohl
                              									Schwefeleisen, als auch Schwefelnatrium zur Bildung der Ultramarine nothwendig
                              									ist.
                           Vergleicht man die erhaltenen Resultate aus beiden Analysen, so ergibt sich daß die
                              									procentische Zusammensezung der untersuchten  Ultramarine ziemlich dieselbe ist, und daß der
                              									Unterschied nur darin besteht, daß in dem blauen Ultramarin eine größere Menge einer
                              									höhern Schwefelungsstufe des Natriums vorhanden sey, im grünen dagegen eine größere
                              									Menge einfach geschwefeltes Natrium, indem bei dem erstern fast aller Schwefel bei
                              									der Behandlung mit Salzsäure sich ausscheidet und nur ein geringer Antheil als
                              									Schwefelwasserstoffgas entweicht — bei dem zweiten dagegen der meiste
                              									Schwefel als Schwefelwasserstoffgas fortgeht und nur ein kleiner Antheil als freier
                              									Schwefel sich ausscheidet. Es scheint demnach, als wenn bei der Darstellung des
                              									blauen Ulramarins, so wie bei der des grünen dieselben Gewichtsverhältnisse von
                              									Kieselerde, Thonerde, Natron und Schwefel genommen würden (der Eisengehalt kommt
                              									gewiß nur durch die angewandten Materialien hinein, ist demnach, wie schon bemerkt,
                              									zugleich zufällig und wesentlich). Zuerst bildet sich immer eine grün oder blaugrün
                              									gefärbte Verbindung; in ihr ist dem Obigen zufolge eine größere Gewichtsmenge
                              									Einfachschwefelnatrium vorhanden; bei fortgeseztem Erhizen geht nach und nach die
                              									grüne Farbe in eine blaue über, und nur in einem richtig geleiteten
                              									Erhizungsverfahren ist das Mittel gegeben, die verschiedenen Nuancen der
                              									Ultramarinsorten hervorzubringen. Vielleicht entsteht bei stärkerer und anhaltender
                              									Erhizung dadurch ein höher geschwefeltes Natrium, indem ein Antheil Natrium, durch
                              									den Sauerstoffgehalt der Luft (denn die Erhizung muß in offenen Gefäßen vorgenommen
                              									werden) oxydirt, sich mit Kieselerde verbindet, wodurch der relative Schwefelgehalt,
                              									der noch mit Natrium verbunden bleibt, größer wird und dadurch ein höher
                              									geschwefeltes Natrium erzeugt. Glüht man Einfachschwefelnatrium mit Kieselerde und
                              									behandelt hierauf die geglühte Masse mit Salzsäure, so scheidet sich gelatinöse
                              									Kieselerde aus, Schwefelwasserstoffgas entweicht und freier Schwefel scheidet sich
                              									aus. Dieser Versuch scheint für die aufgestellte Hypothese zu sprechen. (Aus Erdmann's und Marchand's
                                 									Journal für praktische Chemie, Bd. XXIV. S. 385, im
                              									polytechnischen Centralblatt 1842, Nr. 12.)