| Titel: | Verbesserungen im Fortleiten und Reinigen des Leuchtgases und in der Erhöhung seiner Leuchtkraft, worauf sich George Lowe, Ingenieur der privilegirten Gascompagnie, Finsbury Circus, in der City of London, am 16. März 1841 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 84, Jahrgang 1842, Nr. V., S. 13 | 
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                        V.
                        Verbesserungen im Fortleiten und Reinigen des
                           								Leuchtgases und in der Erhoͤhung seiner Leuchtkraft, worauf sich George Lowe, Ingenieur der
                           								privilegirten Gascompagnie, Finsbury Circus, in der City of London, am 16.
                              									Maͤrz 1841 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Nov.
                              									1841, S. 268.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        Lowe's Verbesserungen im Fortleiten und Reinigen des
                           								Leuchtgases.
                        
                     
                        
                           Die von mir vorgeschlagenen Verbesserungen beziehen sich auf die mangelhafte
                              									Gaszuführung zu gewissen Zeiten und in gewissen Localitäten. Meine verbesserte
                              									Methode sichert außerdem einen höheren Grad der Reinheit und eine gesteigerte
                              									Leuchtkraft des zur Privatbeleuchtung verwendeten Gases; ich zweifle daher nicht,
                              									daß sie Gascompagnien und Consumenten gleich erwünscht seyn werde. Zahlreich sind
                              									die Klagen, welche zu gewissen Zeiten von Seiten der Gasconsumenten wegen
                              									ungleichförmiger Lieferung in Folge des Verlustes an Pressung in den Straßenröhren
                              									einlaufen, besonders an dunklen Tagen und in den tiefer gelegenen Stellen einer
                              									Stadt oder eines Etablissements. Um diesem Uebelstande abzuhelfen und die
                              									Gaslieferung jeder Zeit mehr unter die Controle des Consumenten zu stellen, treffe
                              									ich mit dem Gasmesser die geeigneten Anordnungen, um außer der in Folge der
                              									Gasströmung durch denselben hervorgebrachten Bewegung noch eine besondere Triebkraft
                              									auf ihn einwirken zu lassen. Ich vermehre ferner aus zwei Gründen die
                              									Metalloberfläche der Gasmesser; 1) um dadurch die Sättigungscapacität zu erhöhen,
                              									wenn sie mit Naphtha (Steinöhl) oder anderen flüssigen Kohlenwasserstoffarten
                              									gefüllt werden, wie dieß in meinem früheren Patente vom 9. Jun. 1832Polytechn. Journal Bd. XLIX. S. 424.. in Vorschlag
                              									gekommen ist; 2) um den Gasmesser als Neinigungsapparat benuzen zu können, wenn man
                              									ihn mit einer Auflösung von kaustischer Potasche oder Soda, anstatt, wie bisher, mit
                              									Wasser oder anderen Flüssigkeiten füllt. In  einigen Fällen, wo Gasmesser von größeren Dimensionen
                              									nöthig sind, ist es wünschenswerth befunden worden, nicht Naphtha in dieselben zu
                              									füllen, sondern die Sättigung des Gases in einem besonderen Behältniß oder Apparat
                              									vorzunehmen. Diese Sättigung zu bewerkstelligen, habe ich daher zwei Methoden
                              									erfunden. Die erste besteht darin, daß ich Schwämme, Bruchstüke von Kohks, Bimsstein
                              									oder anderen porösen Stoffen mit Naphtha angefeuchtet in den Apparat bringe; die
                              									zweite darin, daß ich in einer Reihe von Trögen eine ausgedehnte Oberfläche von
                              									Naphtha darbiete, über die ich das Gas auf seinem Wege nach den Brennern streichen
                              									lasse. Die Einfüllung einer Auflösung von kaustischer Potasche oder Soda dient zur
                              									Reinigung des Gases von Schwefelwasserstoff und Kohlensäure, die Einfüllung einer
                              									verdünnten Säure befreit das Gas vom Ammoniak und dessen Salzen. Auf diese Weise
                              									befreie ich das Gas von den bezeichneten unreinen Stoffen, welche dem in den
                              									Gaswerken üblichen Läuterungsproceß entgangen seyn sollten.
                           Die Figuren
                                 									21, 22
                              									und 23
                              									stellen einen Gasmesser gewöhnlicher Construction dar mit meinen Zusäzen, um die
                              									Gaslieferung unter gewissen Umständen zu vervollkommnen. Fig. 21 zeigt einen
                              									Fünflichtmesser im Durchschnitt. Die Achse des Instruments erstrekt sich mittelst
                              									einer Stopfbüchse luftdicht durch den hinteren Theil des Gehäuses. An das Ende
                              									dieser Achse befestige ich ein Wasserrad von gewöhnlicher Form, womit man im Stande
                              									ist, den durch den Gasstrom selbst hervorgebrachten Impuls zu verstärken. Das
                              									Wasserrad ist in einem Gehäuse oder Mantel eingeschlossen, dessen Fuß mit dem Fuße
                              									des Meters correspondirt; der Radmantel ist nämlich unten ausgeschnitten, damit der
                              									von dem Fuße umschlossene Raum einen Recipienten für das Wasser abgebe, welches von
                              									da durch eine Röhre abgelassen wird.
                           Fig. 22 zeigt
                              									das an der Achse des Gasmessers sizende Rad und die Schaufelform, welche ich für
                              									zwekdienlich halte. Anstatt die Achse durch eine Stopfbüchse zu führen, kann die
                              									Bewegung von dem Wasserrade aus mit Hülfe eines Räderwerks auf sie übertragen
                              									werden. Diese Methode, wobei die Stopfbüchse unnöthig ist, findet man in Fig. 23
                              									dargestellt. In vorliegendem Falle muß das Wasserrad an der oberen hervorstehenden
                              									Spindel angebracht werden. Anstatt eines Wasserrades kann ich mich zur Erreichung
                              									des oben bezeichneten Zwekes eines Gewichts bedienen, und es ist einleuchtend, daß,
                              									wenn die Achse, woran das Wasserrad sizt, noch weiter von dem hinteren Theile des
                              									Gasmessers hervorsteht, wenn eine Schnur um dieselbe gewunden und ein Gewicht an dem
                              									Ende der lezteren aufgehängt ist, dadurch ein ähnlicher Erfolg hervorgebracht wird.
                              									In  diesem Falle muß
                              									jedoch das Gewicht, wenn es abgelaufen ist, wie eine Uhr, aus freier Hand wieder
                              									aufgezogen werden. Es springt ferner in die Augen, daß man, um den Mechanismus, wie
                              									bei Achttage-Uhren längere Zeit im Gang zu erhalten, das Räderwerk abändern
                              									und das Gewicht verhältnißmäßig vermehren kann.
                           Fig. 24
                              									liefert den Durchschnitt eines Gasrades, d. h. des registrirenden Theils des
                              									Gasmessers.
                           Fig. 25 stellt
                              									dasselbe Gasrad mit meinem Zusaze, d. h. Vermehrung der Metalloberfläche, dar.
                              									Leztere wird dadurch bewerkstelligt, daß man rings um den Umfang des Gasrades einen
                              									Kranz oder Mantel legt, dessen Durchmesser ungefähr um 1 Zoll größer ist, als der
                              									Durchmesser des Rades. Dieser Mantel wird mit Hülfe kleiner Stifte an das Rad
                              									befestigt und dreht sich folglich mit demselben. Das in der Richtung der Pfeile
                              									strömende Gas kommt dadurch mit einer größeren, von der Metallfläche aufgenommenen
                              									Flüssigkeitsmenge in Berührung. Dasselbe Resultat läßt sich übrigens auch in einem
                              									besonderen Apparate darstellen. Fig. 36 gibt den
                              									Frontaufriß eines doppelten, auf 8 bis 10 Argand'sche
                              									Brenner berechneten Gefäßes aus Zinn oder einem anderen geeigneten Material. Dieses
                              									Gefäß enthält sechs Reihen Gesimse oder Drahtgitter mit Lagen von Schwamm, wodurch
                              									das Gas nach der Richtung der Pfeile Fig. 38 seinen Weg nehmen
                              									muß. Fig. 37
                              									ist eine Endansicht des Apparates. Will man dieses Gefäß zur Absorption des
                              									Schwefelwasserstoffs einrichten, um das Gas davon zu reinigen, so müssen die
                              									Schwämme in der ersten Abtheilung mit einer durch den Trichter von Oben
                              									einzufüllenden Auflösung von kaustischer Potasche oder Soda gesättigt werden. Die
                              									Auflösung fällt auf eine durchlöcherte Platte und vertheilt sich auf diese Weise
                              									gleichförmig über die Schwammfläche. Soll die Leuchtkraft des Gases erhöht werden,
                              									so nimmt man in der zweiten Abtheilung des Behälters dieselbe Operation mit Naphtha
                              									vor; beabsichtigt man, Ammoniak dem Gase zu entziehen, so kann man anstatt des
                              									Alkali's eine verdünnte Säure, z. B. Schwefelsäure oder Salzsäure, nehmen; dann muß
                              									aber die Abtheilung, welche die Säure enthält, durch einen Ueberzug von Wachs und
                              									Talg geschüzt werden. Es ist klar, daß ein Behältniß mit drei oder mehr Abtheilungen
                              									jene drei Operationen zugleich gestattet, wie Fig. 40 und 41 zeigt. Die
                              									erste Abtheilung wird mit verdünnter Säure, die zweite mit einer
                              									kaustisch-alkalischen Lösung und die dritte mit Naphtha gefüllt. Der kleine,
                              									an jeder Abtheilung befindliche Hahn dient zum Ablassen der überflüssigen
                              									Flüssigkeit. Ein anderes Verfahren, wonach man dieselben Resultate in einem
                              									besonderen Behältniß erhält, ist in Fig. 26 bis 35
                              									dargestellt.
                           
                           Fig. 26 und
                              										27 sind
                              									Aufrisse eines für acht oder zehn Lichter berechneten Gefäßes, in dessen Innerem
                              									eine Anzahl flacher Tröge übereinander angeordnet sind. Die Figuren 28 und 29 sind
                              									Durchschnitte des Apparates. Die Tröge enthalten Naphtha oder andere Flüssigkeiten,
                              									über deren Flächen man das Gas streichen läßt, dessen Richtung durch Pfeile
                              									angedeutet wird. Wie im oben erwähnten Falle, so wird auch hier die Flüssigkeit
                              									durch einen auf den Dekel des Gefäßes geschraubten Trichter eingefüllt. So wie ein
                              									Trog gefüllt ist, fließt er in den zunächst unter ihm befindlichen Trog über. Zulezt
                              									kommt die Flüssigkeit an dem kleinen, unten angebrachten Hahne zum Vorschein, zum
                              									Zeichen, daß der Apparat gefüllt und für den Gebrauch hergerichtet ist.
                           Fig. 30 zeigt
                              									den Grundriß des Dekels;
                           Fig. 31 den
                              									Grundriß eines Trogs.
                           Die Figuren 32
                              									und 33
                              									liefern den Durchschnitt und Aufriß, die Figuren 34 und 35 den
                              									Querschnitt und die Endansicht eines Trogs. Es ist einleuchtend, daß ein Gefäß mit
                              									drei Abtheilungen, jede eine Reihe dieser Tröge enthaltend, von denen die erste mit
                              									einer verdünnten Säure, die zweite mit einer kaustisch-alkalischen Lösung und
                              									die dritte mit Naphtha gefüllt ist, dasselbe leistet, wie der mit Bezug auf Fig. 36 bis
                              										41
                              									beschriebene Apparat. Der unterste Trog ist, wie man bemerken wird, tiefer als die
                              									übrigen, damit sich die Gaszuführungsröhre über die am Boden des Gefäßes befindliche
                              									Flüssigkeitsoberfläche heraufbiegen könne. Bedient man sich eines Behältnisses mit
                              									drei Trogreihen, so strömt das Gas auf ähnliche Weise von der zweiten in die dritte
                              									Reihe. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß nach erfolgter Absorption der Naphtha oder
                              									nach erfolgter Sättigung der alkalischen Auflösung oder der verdünnten Säure die
                              									Flüssigkeiten wieder erneuert werden müssen.
                           Fig. 42
                              									erläutert eine Anwendungsmethode meines Systems mit Naphtha gesättigter Schwämme auf
                              									eine Tafelgaslampe. Die Richtung der Gasströmung nach dem Brenner ist durch Pfeile
                              									angedeutet. Der Dekel der Vase läßt sich abschrauben, um die Schwämme wieder mit
                              									Naphtha sättigen zu können. Ich muß noch bemerken, daß die Regelmäßigkeit des auf
                              									obige Weise durch eine besondere Triebkraft beförderten Gasstromes dadurch in hohem
                              									Grade gesichert erscheint, daß man ihn durch jenes wohlbekannte Instrument, den
                              									Regulator, seinen Weg nehmen läßt.
                           Ich nehme als meine Erfindung in Anspruch: 1) die Anwendung mechanischer Hülfsmittel,
                              									um dem Gas außer seiner eigenthümlichen Strömung noch einen besonderen Impuls zu
                              									ertheilen; 2) die Vergrößerung der Oberfläche der Gasmesser zu den oben erläuterten
                              										 Zweken; 3) die
                              									Anwendung alkalischer Auflösungen in Gasmessern; 4) die Anwendung von Schwämmen und
                              									schmalen Trögen mit kaustisch-alkalischen Auflösungen, um dem Gase den
                              									Schwefelwasserstoff und die Kohlensäure zu entziehen oder mit einer verdünnten Säure
                              									das Ammoniak und dessen Verbindungen zu absorbiren; 5) die Anwendung von Schwämmen
                              									und flachen, mit Naphtha oder anderen flüchtigen KohlenwasserstoffartenMan vergl. Gautier's Bericht uͤber Gaudin's Gasbeleuchtung im polyt. Journal Bd. LXXXIII. S.
                                       												201. gefüllten Trögen zur Erhöhung der Leuchtkraft des
                              									Steinkohlengases.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
