| Titel: | Tabelle über den Gehalt des Holzgeistes bei verschiedenem specifischem Gewicht, nebst Bemerkungen über die technische Anwendung dieser Substanz in England; von Andreas Ure. | 
| Fundstelle: | Band 84, Jahrgang 1842, Nr. VII., S. 40 | 
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                        VII.
                        Tabelle uͤber den Gehalt des Holzgeistes
                           								bei verschiedenem specifischem Gewicht, nebst Bemerkungen uͤber die technische
                           								Anwendung dieser Substanz in England; von Andreas Ure.
                        Aus dem Philosophical Magazine. Supplement. Jan. 1842,
                              									S. 511.
                        Ure, über den Gehalt des Holzgeistes bei verschiedenem spec.
                           								Gewicht.
                        
                     
                        
                           Als ich vor einiger Zeit von einem ausgezeichneten Fabrikanten chemischer Producte zu
                              									Versuchen mit dem Holzgeist veranlaßt wurde, fand ich es nöthig, die unten folgende
                              									Tabelle zusammenzustellen, um den käuflichen Werth dieses Artikels bei seinen
                              									verschiedenen Dichtigkeiten bestimmen zu können.In England wird der Holzgeist in den Laboratorien zum Brennen in Lampen statt
                                    											Weingeist benuzt, wozu die hohe Besteuerung des lezteren Veranlassung
                                    											gab.A. d. R. Die hauptsächlichste Anwendung
                              									des Holzgeistes, wie er durch Destillation der Holzsäure (des Holzessigs) gewonnen
                              									wird, ist die zum Auflösen des Schellaks und Sandaraks, um einen Firniß zum Steifen
                              									des Körpers der Hüte und zum Wasserdichtmachen  derselben zu bekommen. Mit diesem Firniß getränkte Hüte
                              									geben in den warmen Räumen, wo diese Arbeit geschieht, den Dunst des Holzgeistes in
                              									großer Menge von sich und verursachen hiedurch einen sehr schmerzhaften Reiz an den
                              									Augen der Arbeiter. Einige Arten dieses Geistes sind den Augen und der Gesundheit
                              									weit nachtheiliger als andere, wenn sie auch alle durch dasselbe Verfahren auf
                              									scheinbar denselben Grad der Reinheit und Stärke gebracht wurden. Der eine Zwek
                              									meiner Untersuchung war nun, die Ursache dieser Verschiedenheit aufzufinden, welche
                              									das Wohlbefinden der Arbeiter stört; ein anderer Zwek war, die Ursachen der
                              									Verschiedenheit in der auflösenden Eigenschaft des Holzgeistes von gleichem
                              									specifischem Gewicht zu entdeken. Da ich jedoch bis jezt meine beiden Zweke nur zum
                              									Theil erreicht habe, so will ich meine Versuche jezt noch nicht mittheilen.
                           Die Untersuchungen von Berzelius, Gmelin, Weidmann, Schweitzer,
                                 										Kane, Liebig, Dumas und Peligot thun alle dar,
                              									daß der gewöhnlich im Handel vorkommende Holzgeist, selbst im Zustande seiner
                              									höchsten Rectification, nicht wie der Weingeist, bloß eine einzige, mehr oder
                              									weniger mit Wasser verdünnte, geistige Flüssigkeit ist, sondern daß er aus
                              									verschiedenen, miteinander gemischten und sehr schwer von einander zu trennenden
                              									Verbindungen besteht. Holzgeist, Xylit und Mesit sind drei jener im brenzlichen
                              									Holzessiggeist gewöhnlich vereinigten Verbindungen. Wenn der gemeine Holzessigäther
                              									der Droguisten drei- oder viermal über frischgebrannten und gepulverten Kalk
                              									im Wasserbade destillirt wird, so wird er dadurch von der öhlartigen Verunreinigung
                              									und dem Wasser befreit und man erhält eine wasserfreie Flüssigkeit, welche, dem
                              									Lichte ausgesezt, nicht, wie der gewöhnliche Holzäther, braun und beim Vermischen
                              									mit Wasser nicht trübe oder milchig wird. Dieser gereinigte Geist wirkt aber beinahe
                              									noch eben so schmerzhaft, als die ursprüngliche rohere Waare auf die Augen der
                              									Hutmacher, wovon ich mich durch Versuche überzeugte. Ein Verfahren, den Holzgeist vom Xylit und Mesit zu trennen, beruht auf der
                              									Eigenschaft des Holzgeistes, mit Chlorcalcium eine bei der Wärme des siedenden
                              									Wassers unzersezbare Verbindung zu geben, während die entsprechenden Verbindungen
                              									mit Xylit und Mesit bei derselben Temperatur sich zersezen. Ich fand aber nicht, daß
                              									der brenzliche Holzessiggeist durch Rectificiren mittelst Destillation seiner
                              									Verbindung mit Chlorcalcium behufs seiner technischen Anwendung merklich verbessert
                              									wurde.
                           Methol nennt man das durch die Einwirkung der Schwefelsäure auf Holzgeist, Xylit und
                              									Mesit gebildete Oehl; ich glaube, daß dasselbe Oehl durch die einfache Verbrennung
                              									des brenzlichen Holzessiggeistes  erzeugt wird; denn ich habe bemerkt, daß wenn man diesen
                              									Geist, nachdem er sowohl mit ungelöschtem Kalk als mit Chlorcalcium behandelt wurde,
                              									in einer Platinschale brennen läßt, bis die Hälfte davon verzehrt ist, der Rükstand
                              									öhlig und opalisirend wird.
                           Der zu den Bestimmungen für die Tabelle angewandte Geist wurde durch Destillation
                              									über gepulverten ungelöschten Kalk gereinigt und im Wasserbade bei einer solchen
                              									Temperatur übergezogen, daß sein specifisches Gewicht bei 60° F.
                              									(12½° R.) 0,8136 war. Wenn sein specifisches Gewicht durch Verjagen
                              									des leichtern Geistes 0,847 wird, so ist sein Siedepunkt 145° F. (50°
                              									R.). Ich glaube, daß ein brauchbares Merkmal der Beschaffenheit des brenzlichen
                              									Holzessiggeistes durch Vergleichung seines Siedepunkts bei verschiedenen
                              									Dichtigkeitsgraden erhalten wird. Dahin werde ich meine weitere Untersuchung
                              									richten.
                           Die Temperatur des brenzlichen Holzessiggeistes bei der Bestimmung seines
                              									speeifischen Gewichts war genau 60° Fahrenheit (12½° R.).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 084, S. 42
                              Spec. Gewicht.; Spiritus Proc.