| Titel: | Ueber das Verzinken des Guß- und Stabeisens und die Anwendbarkeit verzinkter eiserner Gegenstände zu verschiedenen Zweken. | 
| Fundstelle: | Band 84, Jahrgang 1842, Nr. VIII., S. 43 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        VIII.
                        Ueber das Verzinken des Guß- und
                           								Stabeisens und die Anwendbarkeit verzinkter eiserner Gegenstaͤnde zu
                           								verschiedenen Zweken.
                        Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal. Okt.
                              									1841, S. 353.
                        Ueber das Verzinken des Guß- und Stabeisens.
                        
                     
                        
                           Hr. Sorel unternahm bekanntlich im J. 1836 zuerst das
                              									Verzinken des Eisens im Großen und erhielt unter der Benennung Galvanisirung des
                              									Eisens ein Patent auf sein Verfahren. Am 28. Sept. 1838 wurde von dem französischen
                              									Marineminister ein Comité ernannt, um zu Brest Versuche darüber anzustellen, welches
                              									in seinem Bericht darauf antrug, dieselben in größerm Maaßstab fortzusezen; leztere
                              									begannen am 14. Mai 1840 und am 30. April 1841 wurde ein Bericht darüber erstattet,
                              									woraus das Folgende entnommen ist.
                           Das Verfahren besteht einfach darin, den vorher mittelst einer Säure gereinigten
                              									Eisengegenstand drei oder vier Minuten lang in schmelzendes Zink zu tauchen, ihn
                              									dann nach und nach herauszunehmen, in der Luft zu schütteln, um ihn von dem
                              									Zinküberschuß zu befreien und endlich plözlich in kaltes Wasser zu tauchen, worauf
                              									er nur noch mit feinem Sand abgerieben und getroknet zu werden braucht. Was
                              									Galvanisirung genannt wird, ist daher nichts als ein dem Verzinnen ähnliches
                              									Verfahren; während aber das Eisen durch Berührung mit Zinn leichter oxydirbar wird
                              									und sich schnell oxydirt, wenn es durch irgend einen Fehler bei der Verzinnung an
                              									einer Stelle unbedekt blieb, bildet sich hingegen beim Verzinken eine wahre Legirung
                              									auf der Eisenoberfläche; nur die zufällig unverzinkt gebliebenen Stellen rosten, und
                              									dem Uebel ist bald Einhalt gethan. Lezterer Umstand allein beweist schon, daß das
                              									Eisen durch keine galvanische Wirkung beschüzt wird, welche Meinung allgemein
                              									Eingang gefunden hat. Es wird daher bei den die Verzinkung vorbereitenden
                              									Operationen, nämlich bei der Reinigung mittelst Säure u. s. w. die Eisenoberfläche
                              									durch Scheuern sehr sorgfältig von allen Substanzen befreit, welche der Wirkung der
                              									Säure widerstehen und das Zink verhindern würden, sich dem Eisen überall
                              									anzuhängen.
                           Diese Reinigung mittelst der Säure ist eine Operation, welche vieler Sorgfalt bedarf;
                              									denn während es unerläßlich ist, daß das Eisen völlig von Rost befreit wird, muß
                              									auch darauf gesehen werden, daß die Säure nicht zu stark auf das Eisen wirkt und
                              									lezteres zur rechten Zeit wieder herausgenommen werden. Man wendet hiezu nur sehr
                              									schwache Säuren an, z. B. eine Mischung von 9 Theilen Schwefelsäure mit 100 Theilen
                              									Wasser. Nach einiger Zeit kann man  die Säure nicht mehr dazu verwenden, weil sie beinahe
                              									ganz in schwefelsaures Eisen umgewandelt ist, welches Salz leicht aus der
                              									Flüssigkeit gewonnen werden kann. Die Zeit, wie lange man das Eisen in der Säure
                              									läßt, wechselt nach dem vorhandenen Rost zwischen 12 und 24 Stunden.
                           Wenn die Stüke aus dem sauren Bad kommen, werden sie abgewaschen und schnell in
                              									Salzsäure von 15° Baumé und dann in einen Raum gebracht, wo sie vollkommen
                              									getroknet werden. In diesem Zustand vollkommener Trokne können sie in das
                              									schmelzende Zink getaucht werden. Zur Zeit der Eintauchung wird der Gegenstand mit
                              									Salmiak überstreut, von welchem ein großer Theil sich verflüchtigt und zersezt, das
                              									Uebrige aber, der einwirkende Theil, den Gegenstand zum drittenmal reinigt und die
                              									Verzinkung sicher und vollkommen gelingen macht. Die Anwendung dieses Salzes macht
                              									durch den Preis desselben und die große Quantität, welche man braucht, einen großen
                              									Theil der Kosten der Verzinkung aus. Das Zinkbad überzieht sich bald mit einer
                              									schwarzen flüssigen Substanz, welche der Badoberfläche, auf der sie eine
                              									zusammenhängende Schicht bildet, nicht anhängt. Die Arbeiter betrachten sie als die
                              									Verzinkung fördernd, nehmen sie daher Abends heraus und bringen sie am andern
                              									Morgen, wenn sie wieder zur Arbeit gehen, wieder hinein. Die Nacht über wird das
                              									Zink schmelzend erhalten, die der Luft ausgesezte Oberfläche wird trübe und oxydirt
                              									sich; es mag daher seyn, daß die schwarze Substanz auf das gebildete Oxyd auflösend
                              									einwirkt und so die zum Verzinken nöthige Reinheit der Zinkoberfläche wieder
                              									herstellt. Eine zu Brest von Hrn. Langonné,
                              									Oberschiffsapotheker und Mitglied des Comité's angestellte Analyse dieser schwarzen
                              									Substanz ergab, daß sie sehr viel Chlorzink und etwas Chloreisen enthält. Da nun
                              									Chlorzink und Salmiak bekanntlich gute Reinigungsmittel sind, so ist es nicht zu
                              									verwundern, daß die schwarze Substanz eine ähnliche Wirkung hat. Die Zeit, wie lange
                              									man die Gegenstände im Zinkbad läßt, hängt von ihrer Größe ab; sind sie dünn, so
                              									werden sie nur durchgezogen, sind sie massiv, so muß man sie einige Minuten darin
                              									lassen. In der Regel genügt es, die Gegenstände herauszunehmen, sobald sie aufhören
                              									Rauch oder vielmehr Dampf von sich zu geben.
                           Das Eintauchen der noch ganz heißen verzinkten Gegenstände in kaltes Wasser
                              									geschieht, um die Bildung von Zinkoxyd zu verhindern, welches die Oberfläche trüben
                              									würde; aber diese Operation gibt dem Eisen eine Art Härtung, welche es spröde macht.
                              									Vorzüglich ist Eisenblech wegen seiner Dünne diesem Uebelstand unterworfen und kann
                              									nicht mehr leicht gebogen werden. Doch wurde in der neuesten Zeit eine Verbesserung
                              									erfunden, welche das Eintauchen entbehrlich macht  und wobei die auf der
                              									Oberfläche gebildete unbedeutende Zinkoxydschicht, welche nicht anhängt, durch
                              									Reiben des Gegenstandes nach seiner Abkühlung mittelst Sägemehl und Sand leicht
                              									entfernt wird.
                           Unmittelbar nach dem Verzinken besizen die Gegenstände Metallglanz, welchen sie, vor
                              									Feuchtigkeit gesichert, lange Zeit beibehalten; an der Luft aber werden sie immer
                              									trüber, bedeken sich mit einer weißlichen Efflorescenz, welche um sich greift,
                              									consistent wird, dem Metall adhärirt und bald eine zusammenhängende, feste Schichte
                              									bildet, welche die Oberfläche gegen weiteres Verderben schüzt. Diese Veränderung
                              									geht langsam vor sich und scheint erst nach fünfzehn- bis achtzehnmonatlicher
                              									Berührung mit der Luft beendigt zu seyn. Sogar die schwächsten Säuren und die
                              									Alkalien greifen das Zink an, lösen es mit der größten Leichtigkeit auf und legen
                              									das Eisen bloß. Durch einige Minuten dauerndes Rothglühen schält sich die
                              									überschüssige Zinkschicht bald ab, doch wird das Eisen dadurch noch nicht
                              									bloßgelegt, da die stärker adhärirende, härtere und strengflüssigere
                              									Zink-Eisenlegirung der Einwirkung der Hize lange widersteht.
                           Die Dike der Zinkschichte ist sehr gering; an Kanonenkugeln betrug sie nur 16/100
                              									eines Millimeters, an Eisenblech im Mittel 9/1000 Millimeter. Die Dike ist von
                              									geringem Einfluß auf den Spielraum einer Kanonenkugel, aber das Comité trägt darauf
                              									an, daß das Verzinken zur Vergrößerung des Durchmessers zu kleiner Kugeln angewandt
                              									werde. Ferner trägt es darauf an, daß Versuche angestellt werden, alte
                              									Eisengegenstände zu verzinken, um sie zu conserviren. Die Dike der Zinkschichte,
                              									wenn gleich so sehr gering, ist vollkommen hinreichend, da sie mit dem Eisen eine
                              									Legirung bildet, deren schüzende Kraft sich tiefer in das Metall hinein
                              									erstrekt.
                           Hinsichtlich der Anwendung des verzinkten Eisens bemerkt das Comité, daß es für
                              									Dächer und Wasserbehälter sehr brauchbar sey. Verzinkte Nägel und Bolzen sind für
                              									Schiffe zu empfehlen; solche Nägel werden besonders für die Verdeke empfohlen, weil
                              									die gewöhnlichen Nägel bald einen schwarzen Flek auf der Oberfläche des Holzes
                              									hervorbringen, welcher eindringt und die Holzfaser angreift und wobei gallussaures
                              									Eisen gebildet wird. Sehr nachdrüklich werden verzinkte Nägel empfohlen, um die
                              									eisernen zur Befestigung der Dachziegel zu ersezen, weil diese bald rosten,
                              									namentlich nahe beim Meere, und daher bei starkem Winde die Hauptursache sind, daß
                              									die Ziegel herabfallen. Verzinkte Rinnen, will das Comité, sollen an die Stelle der
                              									verzinnten treten. Zu den Rauchröhren der Stubenöfen eignet sich verzinktes Eisen
                              									ebenfalls, ferner verzinkter Draht. Zu Schlössern und Bolzen an Leuchtthürmen  und Häusern am Meer soll
                              									verzinktes Eisen ausschließlich angewandt werden. Auch bei den Ringen der Segel
                              									gewährt das Zink den Vortheil, die Segel nicht rostig zu machen, wodurch sie leicht
                              									verderben.
                           Die Verzinkung des Stab- und Gußeisens kann in allen gewöhnlichen Fällen, wo
                              									dieses Metall gebraucht wird, angewandt werden; sie verspricht alle Dauerhaftigkeit,
                              									was für die Schifffahrt von größtem Vortheil ist. Das Comité empfahl daher, mit dem
                              									Patentträger einen Vertrag für die Anwendung der Verzinkung in den französischen
                              									Zeughäusern abzuschließen.