| Titel: | F. Benkler's Patentlampe.Von Dr. Adolph Poppejun. | 
| Autor: | Dr. Adolph Poppe [GND] | 
| Fundstelle: | Band 84, Jahrgang 1842, Nr. XXXVIII., S. 209 | 
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                        XXXVIII.
                        F. Benkler's Patentlampe.Von Dr. Adolph Poppejun.
                        rendition="#center">Mit Abbildungen auf Tab. III.
                        Poppe, über Benkler's Patentlampe.
                        Poppe, über Benkler's Patentlampe.
                        
                     
                        
                           Es ist nicht zu verkennen, daß die Fortschritte im Lampenwesen seit jener
                              									denkwürdigen Erfindung Ami Argand's im Jahr 1783 mehr in
                              									der äußern Form und in der Zuführung und Regulirung des Brennstoffes als in der
                              									Gewinnung einer vortheilhafteren Lichtentwikelung liegen. Wenn es auch in einzelnen
                              									Fällen gelang, eine 
                              									mehr als gewöhnliche Lichtintensität hervorzubringen, so traten doch immer die
                              									ökonomischen Nachtheile den Bemühungen, solche Constructionen allgemeiner zu
                              									verbreiten, hemmend entgegen.
                           Im Jahre 1840 erhielt die Lampe durch den Spenglermeister F. Benkler zu Wiesbaden eine Verbesserung, welche von allen Sachverständigen
                              									als der erste wesentliche Schritt in der Vervollkommnung der Lampen seit Argand angesehen wird. Das Interesse, womit diese
                              									Erfindung vom Publicum aufgenommen, von wissenschaftlichen Corporationen und höhern
                              									Behörden begünstigt wurde, der Eifer, mit welchem sich alsbald Gelehrte und
                              									Praktiker an die Untersuchung der Lampe machten, ist Beweis genug für die
                              									Wichtigkeit eines Gegenstandes, welcher ein neues Beleuchtungsprincip zum Vorschein
                              									brachte.
                           Bei einer Erfindung, welche mit so einfachen Mitteln so überaus befriedigende
                              									Resultate gewährte, konnte es nicht fehlen, daß die Priorität derselben von vielen
                              									Seiten zugleich in Anspruch genommen wurde. So sehen wir denn von dem Zeitpunkte an,
                              									wo Benkler mit seiner Erfindung öffentlich auftritt, von
                              									verschiedenen Seiten Reclamationen, und über den Punkt der Priorität in den
                              									technischen Zeitschriften Streitigkeiten sich erheben; mit Bedauern muß man sogar
                              									bemerken, daß das für und wider zu mancherlei Persönlichkeiten Veranlassung gegeben
                              									hat. Es liegt nicht in meiner Absicht mich über diese Lampenstreitigkeiten weiter zu
                              									verbreiten oder gar in dieselben einzugehen. Der Gegenstand ist zur Genüge
                              									besprochen und die Sache der Patentträger durch Karmarsch, auf dessen Autorität sie sich getrost berufen können, hinlänglich
                              										vertreten.Ich verweise in obiger Beziehung auf polytechn. Journal Bd. LXXXIII. S.
                                       												74 und 316. Mit Uebergehung alles Dahingehörigen
                              									beschränke ich mich daher darauf, in Folgendem eine auf Thatsachen beruhende
                              									Darstellung der in Rede stehenden Erfindung, ihrer Entstehung und ihres jezigen
                              									Standpunktes zu liefern.
                           Im Winter von 1839 auf 1840 entdekte der Spenglermeister F. Benkler durch Zufall die auffallende Wirkung eines konischen,
                              									durchstochenen Metallblechs auf eine Lampenflamme. Aus Mangel an Werkzeugen und an
                              									der nöthigen Einrichtung gelang es ihm nach manchen vergeblichen Versuchen erst im
                              									Frühjahr 1840 einen zwekmäßigen Apparat aus Messing zu verfertigen. Diese Lampe war,
                              									wie ich jezt aus sicherer Quelle erfahre, bis auf unwesentliche Abweichungen in der
                              									Form eben so eingerichtet, wie die im polytechnischen Journal Bd. LXXVIII. S. 423 von mir beschriebene
                              									Lampe, weßhalb ich auf jenen Artikel zurükweise. Die Wichtigkeit seiner Entdekung
                              										 und den Werth
                              									derselben für das Beleuchtungswesen erkennend, entschloß sich Benkler, die nöthigen Anordnungen zu treffen, um durch Patentirung in
                              									sämmtlichen deutschen Staaten sich die Erfindung als sein Eigenthum zu sichern. In
                              									diesem mit großem Zeitverluste verknüpften Unternehmen, wurde Benkler von Hrn. Ruhl, mit dem er sich in
                              									dieser Sache verständigte, thätig unterstüzt. Der erste Schritt war natürlich, das
                              									Gutachten von Sachverständigen einzuholen.
                           Durch das von allen Seiten sich kundgebende hohe Interesse ermuntert, ordnete Hr. Ruhl zunächst in Gießen einen öffentlichen Versuch mit
                              									der Lampe an. Bei dieser Gelegenheit gelang es einem dortigen Spengler das Princip
                              									der nicht sorgfältig genug bewahrten Erfindung abzusehen. Bald darauf wurden zum
                              									Nachtheile des Erfinders angeblich Benkler'sche Lampen in
                              									großer Menge im Publicum verbreitet.
                           Das erste Gutachten über die, im Vergleich mit der jezigen, damals noch unvollkommne
                              									Lampenconstruction lieferte Prof. Dr. Liebig in Gießen. Es lautet wörtlich wie folgt:
                           
                              „Die HHrn. Benkler und Comp. aus Wiesbaden
                                 										haben mich mit einer neuen, von ihnen erfundenen Verbesserung in der
                                 										Construction der Lampen bekannt gemacht, und gestern in meiner und der Gegenwart
                                 										einer Anzahl der Bewohner Gießens, in dem Saale des Busch'schen Gartens einen Beleuchtungsversuch angestellt, welcher zur
                                 										größten Befriedigung und wahren Bewunderung aller Anwesenden ausgefallen
                                 										ist.“
                              
                           
                              „Ich betrachte die Erfindung der HHrn. Benkler
                                 										und Comp. als eine der größten Verbesserungen, welche seit Argand in der Construction der Lampen gemacht worden ist; sie besteht
                                 										dem Principe nach in einer Speisung der Flamme mit erhizter Luft, welche unter
                                 										einem gewissen Winkel der Basis der Flamme zugeführt wird, und auf der völligen
                                 										Vermeidung aller Abkühlung der Flamme durch Luftströme, welche keinen Antheil an
                                 										der Verbrennung nehmen.“
                              
                           
                              „Die Lichtentwikelung bei der Verbrennung einer Flamme, ihr
                                 										Leuchtvermögen, ist bekanntlich bis zu einem gewissen Grade unabhängig von der
                                 										Verbrennung des Gases; sie beruht auf festen, in der Flamme befindlichen
                                 										Theilchen, welche im glühenden Zustande Licht auszustrahlen und zurükzuwerfen
                                 										vermögen; sie werden leuchtend durch die während der Verbrennung erzeugte
                                 										Hize.“
                              
                           
                              „In den gewöhnlichen Flammen bestehen die festen Theilchen aus
                                 										abgeschiedener Kohle, und nur diejenigen Flammen besizen das Vermögen zu
                                 										leuchten, welche unter gewissen Umständen Ruß absezen; sie rußen, wenn der durch
                                 										die Luft zugeführte Sauerstoff nicht hinreicht, um vollkommene Verbrennung zu
                                 										bewirken.“
                              
                           
                           
                              „Das Leuchtvermögen einer Flamme steigt mit ihrer Temperatur, durch
                                 										Abkühlung wird es vermindert; Mangel an Luft, oder eine unvollkommene
                                 										Verbrennung hat immer eine Temperaturerniedrigung zur Folge.“
                              
                           
                              „In gut construirten Argand'schen Lampen ist
                                 										die Oberfläche des brennenden Gases vergrößert; durch den, vermittelst des
                                 										aufgesezten Glascylinders künstlich verstärkten Luftzug kommt die Flamme in
                                 										gleichen Zeiten mit einer größern Luftmasse in Berührung, als in gewöhnlichen
                                 										frei brennenden Flammen; der Abkühlung durch kalte Luftströmungen von der Seite
                                 										ist vorgebeugt; aus beiden Ursachen wird die Lichtintensität bei gleichem
                                 										Oehlverbrauch auf das Doppelte gesteigert, die Verbrennung ist vollkommen, und
                                 										die Temperatur der Flamme der stärksten Rothglühhize nahe. Durch die
                                 										Glascylinder in den Argand'schen Lampen strömt aber
                                 										mit der Luft, welche die Flamme berührt, und die Verbrennung unterhält, zwischen
                                 										dem Glase und der Flamme, nahe die doppelte oder dreifache Menge atmosphärischer
                                 										Luft ein, welche keinen Antheil an der Verbrennung nimmt. Dieser zur Verbrennung
                                 										durchaus unwesentliche Luftstrom wirkt nachtheilig auf die Lichtentwikelung der
                                 										Flamme, denn indem er auf Kosten der Flamme erwärmt wird, entzieht er ihr Wärme;
                                 										die Flamme wird abgekühlt und in dem nämlichen Grade nimmt ihr Leuchtvermögen
                                 										ab.“
                              
                           
                              „Bei keiner der bis jezt bekannten Lampen-Constructionen konnte
                                 										dieser Nachtheil vermieden werden. Die Vermeidung dieser Abkühlung, und
                                 										demzufolge die Verstärkung der Lichtentwikelung, ohne vergrößerten Aufwand an
                                 										Brennmaterial, ist bis dahin als eines der interessantesten Probleme der Theorie
                                 										ungelöst gewesen, es ist aber von den HHrn. Benkler
                                 										und Comp. auf eine überraschend einfache Weise auf das Schönste gelöst
                                 										worden.“
                              
                           
                              „Durch eine konisch zugehende schiefe Fläche wird die Flamme in den
                                 										Apparaten der HHrn. Benkler und Comp. wie in einem
                                 										Ringe eingeschlossen, welcher nur derjenigen Luft Zutritt gestattet, welche zur
                                 										Verbrennung unumgänglich nöthig ist; der kalten Luft ist der Zugang völlig
                                 										abgeschlossen, die Luft, durch welche die Flamme gespeist wird, kann nicht mit
                                 										ihr in Berührung kommen, ehe sie den Weg unter einer glühenden Metallfläche hin
                                 										zurükgelegt hat, in der Art also, daß die Flamme durch heiße Luft, bei
                                 										Vermeidung aller Abkühlung durch fremde Luftströme, gespeist wird.“
                              
                           
                              „Dieß sind aber die physikalischen Bedingungen, um einen Körper auf das
                                 										Maximum der Temperatur zu erheben, die überhaupt in der Luft durch seine
                                 										Verbrennung hervorgebracht werden kann. Der Zutritt der Luft kann beliebig
                                 										regulirt werden, er kann in den Apparaten  der HHrn. Benkler und
                                 										Comp. so weit vermindert werden, daß sich die Flamme theilt, in einen untern und
                                 										obern brennenden Theil, zwischen denen sich ein mit Gas gefüllter Raum befindet,
                                 										welches, aus Mangel an Luft, nicht brennt.“
                              
                           
                              „Die Flammen in den Lampen der HHrn. Benkler
                                 										und Comp. besizen die völlige Weißglühhize, ihr Leuchtvermögen kann allein mit
                                 										der Flamme des im Sauerstoffgase verbrennenden Phosphors verglichen werden, der
                                 										sie an Glanz und Helligkeit nahe kommen. Alle Lampen, von der Straßen-
                                 										und Stalllaterne an bis zu derjenigen, welche dem glänzendsten Ballsaale
                                 										Tageshelle geben soll, können mit einer höchst unbedeutenden Ausgabe mit der von
                                 										den HHrn. Benkler und Comp. erfundenen Vorrichtung
                                 										versehen werden, und gerade die große Einfachheit derselben gibt ihr eine ganz
                                 										besondere Wichtigkeit. Jede Art von Oehl läßt sich zur Beleuchtung benuzen, die
                                 										mit Ruß brennenden Thranarten eignen sich hiezu sogar noch mit größerm Vortheil,
                                 										und geben eine eben so geruchlose Flamme, als die mit dem reinsten Lampenöhl
                                 										gespeisten.“
                              
                                 
                                 Durch die Erfahrung ist obige Bemerkung nicht in ihrem ganzen Umfange
                                    											bestaͤtigt worden. Ich komme unten auf diesen Punkt
                                    											zuruͤk.
                                 
                                    P.
                                    
                                 
                              
                           
                              „Die HHrn. Benkler und Comp. verdienen die
                                 										volle Anerkennung des Publicums, der Regierungen und Stadtbehörden, welche sich
                                 										beeilen werden, aus dieser wichtigen Erfindung Nuzen zu ziehen.“
                              
                           
                              „Ich wünsche aufrichtig, daß sie in dem Schuze für ihre Erfindung, den sie
                                 										in Anspruch nehmen, volle Entschädigung für die Ausdauer finden möchten, die sie
                                 										nöthig hatten, um ihrer Erfindung den Grad der Vollkommenheit zu geben, den sie
                                 										besizt.“
                              
                           Gießen, den 8. Sept.
                                 										1840.
                           
                              Dr. Justus
                                    											Liebig.
                              
                           Eine auf Ansuchen des hiesigen Bauamtes von dem physikalischen Vereine ernannte
                              									Commission zur Untersuchung und Begutachtung der Benkler'schen Lampe erstattete dem Vorstande des Vereins einen sehr
                              									empfehlenden Bericht, welcher im Frankfurter Gewerbfreund Jahrg. 1841 Nr. 15
                              									veröffentlicht wurde. Die photometrischen und ökonomischen Resultate dieser
                              									Untersuchung lauten gleichfalls so günstig, daß sie die Lampe schon in dieser noch
                              									minder vollkommenen Gestalt in die Reihe der gemeinnüzigsten Erfindungen
                              									stellen.
                           Obgleich schon die erste Lampenconstruction ein auffallend weißes Licht gab, so
                              									entging dem Erfinder doch eine Unvollkommenheit nicht, nämlich daß der unter dem
                              									konischen Aufsaz brennende Theil des Lichtes ganz unbenüzt verloren ging. Diese
                              									Unvollkommenheit glaubte er zuerst dadurch zum Theil beseitigen zu können, daß er
                              									dem den Dochtcylinder 
                              									umgebenden messingenen Mantel, auf welchem der konische Aufsaz ruht, Durchbrechungen
                              									gab, die wenigstens einen Theil des unter dem Aufsaz brennenden Lichtes durchließen.
                              									Die Skizzen auf Tab. III. Fig. 1, 2, 3 und 4 stellen die Haupttheile
                              									zweier mit dieser Modification versehenen Lampengattungen in der Seitenansicht und
                              									im Durchschnitt dar, und zwar die Figuren 1 und 2 eine Lampe
                              									mit hohlem Dochte und doppeltem Luftzuge, und die Figuren 3 und 4 eine kleinere
                              									Sorte mit büschelförmigem Dochte und einfachem Luftzuge. In sämmtlichen Figuren sind
                              									die entsprechenden Theile durch gleiche Buchstaben bezeichnet.
                           C, C der messingene, mit den
                              									Luft- und Lichtöffnungen a, a versehene Mantel, auf welchem das konische, mit einer
                              									kreisrunden Oeffnung durchbrochene Messingblech D
                              									befestigt ist. Auf diesem ruht lose das gläserne Zugrohr E, welches ungefähr in seiner Mitte von einem vom Lampengestell her sich
                              									erstrekenden Messingdraht umfaßt und aufrecht erhalten wird, und oben mit einer
                              									Messingkappe G bedekt ist. Leztere besizt in der Mitte
                              									eine kreisrunde Oeffnung, von derselben Weite wie die des Messinghütchens D.
                           Der nächste wesentliche Fortschritt in der Vervollkommnung der Lampe bestand darin,
                              									daß der untere Theil C, C
                              									des Apparates, worauf der konische Aufsaz D ruht, ganz
                              									aus Glas hergestellt und zugleich auf dem Dochtrohre verschiebbar eingerichtet
                              									wurde. Durch diese Anordnung erlangte die Lampe zwei wesentliche Vortheile; es
                              									wurden nämlich beinahe alle Lichtstrahlen des unter der erwähnten kreisrunden
                              									Oeffnung brennenden Theils der Flamme, welche bei der vorhergehenden Construction
                              									unbenüzt verloren gingen, gewonnen, und die Brennöffnung konnte dem Dochte mehr oder
                              									weniger genähert und in die für die Lichtentwikelung günstigste Lage gebracht
                              									werden. Der obere Aufsaz G blieb in der Folge als
                              									unwesentlich ganz weg und die festen Büscheldochte wurden als eine minder
                              									vollkommene Dochtgattung später ganz aufgegeben, dagegen bei allen Lampen die Argand'schen Dochte beibehalten. Auch kamen die
                              									Patentträger von den langen Zuggläsern, welche sie bei der ersten Construction der
                              									Lampe geben zu müssen glaubten, auf kürzere höchstens 10″ hohe aber engere
                              									zurük, indem erstere wegen des allzu lebhaften Zuges die Oehlconsumtion ohne
                              									entsprechenden Gewinn an Leuchtkraft erhöhten, und außerdem unbequem waren.
                           Auf diesen verbesserten Apparat hin erhielten die HHrn. Benkler und Comp. von siebzehn deutschen Staaten und außerdem von
                              									Frankreich, Belgien, Rußland und Dänemark Privilegien. Die ihrem Patentgesuche
                              									beigefügte Erklärung ihrer Beleuchtungsvorrichtungen lautet, mit Bezug auf die Figuren 5 bis
                              										9, wie
                              									folgt:
                           
                           „Fig. 5
                              									stellt unsern Apparat i, e,
                              										h, g, f, k aus einem Glasabschnitt
                              									mit einem konisch geformten Metallhütchen bestehend dar, der in i, k auf einem Messingring
                              										p ruht, welcher am Dochtrohr v, r, t, s auf- und nieder geschoben werden kann, indem
                              									die Luft zwischen i, k von
                              									Unten in den Apparat einströmt. a, b, c, d ist eine Glasröhre, die bei e, f auf dem Metallhütchen fest einsizt, und auf demselben
                              									Ring p steht. Der Theil i,
                              										c, h, g, f, k befindet sich also im Innern dieser Glasröhre, und die kalte Luft von
                              									Unten kann nur durch die Oeffnung im Metallhütchen m,
                              										n zur Flamme strömen. Jeder andere Zutritt der Luft
                              									zur Flamme sowohl von Unten wie von der Seite ist abgehalten. Q bezeichnet den Docht.
                           Fig. 6
                              									unterscheidet sich von Fig. 5 nur dadurch, daß
                              									das Metallhütchen e, f, g, h von drei Stäbchen h, i und k statt von einem Glasabschnitt getragen wird. Die
                              									Stäbchen stehen eben so auf dem Metallring p. Die
                              									Glasröhre a, b, c, d hat bei o ringsum mehrere Luftlöcher.
                           Fig. 7, wie
                              										Fig. 6,
                              									nur ist e, f, g, h im Innern des
                              									Glascylinders a, b, c, d befestigt und ruht
                              									nicht auf Stäbchen.
                           Fig. 8 stellt
                              									eine Lampenglasröhre vor, die bei f, g nach Innen eingezogen ist, Luftlöcher o besizt und wie die vorhergehende bei a, d auf dem Messingring p steht. Die Flamme, welche oberhalb der Luftlöcher
                              									beginnt, wird bei f, g (wie
                              									in Fig. 5 bei
                              										m, n) eingeengt.
                           Fig. 9 eine
                              									andere Art Lampenglasröhre, bei f, g mehr eingezogen, und ohne Luftlöcher.“Die Patenttraͤger ließen im Maͤrz 1841 solche
                                    											eingeschnuͤrte Glasroͤhren, welche sie in obiger
                                    											Patentbeschreibung als eine Modification ihrer Erfindung angeben,
                                    											verfertigen, brachten sie aber ihrer Zerbrechlichkeit beim Gebrauch und
                                    											ihrer minder vollkommenen Wirkung wegen nicht zum Verkauf.P.
                           Wiesbaden, den 24. Jun.
                                 										1841.
                           
                              Benkler und Comp.
                              
                           Hier darf nicht übergangen werden, daß sich am 25.
                                 										März 1840 der Lampenfabrikant Henry Smith in
                              									Birmingham ein Patent auf eine Lampe ertheilen ließ, welche mit der Benkler'schen dem Princip nach ganz und der Construction
                              									nach beinahe identisch ist (polytechnisches Journal Bd. LXXIX. S.
                                 									352). Ob nun das englische mit dem deutschen Patent in irgend einem
                              									Zusammenhange steht, oder ob die Aufstellung und Verbreitung des neuen
                              									Lampenprincips als unabhängig in beiden Ländern anzunehmen ist, lasse ich dahin
                              									gestellt. Thatsache ist, daß die Lampe in der so eben beschriebenen  Form nach einer Reihe
                              									vorangegangener Verbesserungen von Benkler bereits
                              									hergestellt war, ehe die englische Erfindung bekannt wurde.
                           Anfangs fertigte Benkler mit andern Spenglern in seiner
                              									beschränkten Werkstätte nur ordinäre, zum Theil mangelhaft gearbeitete Blechlampen,
                              									später zwar auch andere und bessere Lampen, wozu er jedoch nicht im Stande war, alle
                              									Theile selbst zu verfertigen und daher diese von andern Orten beziehen mußte.
                           Gegen das Ende des verflossenen Jahres übernahm Hr. Eduard Lade das ganze Etablissement für alleinige Rechnung. Nachdem er in Paris
                              									die größten ähnlichen Etablissements besucht und dort sowohl als in Berlin Arbeiter
                              									und Aufseher engagirt hatte, baute er in Wiesbaden ein neues zwekdienliches
                              									Fabrikgebäude und richtete die Fabrik mit Messinggießerei, Drehbänken,
                              									Durchschnittmaschinen, Prägwerken u. s. w. so vollständig ein, daß er dadurch in den
                              									Stand gesezt ist, alle Lampengattungen von der einfachen Studirlampe bis zum
                              									reichsten Lustre mit allen ihren Theilen aus dem rohen Material selbst fabriciren zu
                              									lassen. Die Fabrik besteht nach Hrn. Lade's Mittheilung
                              									aus 12 Werkstätten und beschäftigt gegenwärtig über 60 Arbeiter. Im Monat December
                              									lieferte sie 2400 Lampen, Lustres und Laternen.
                           Da Hr. Benkler keinen Antheil mehr an dem durch seine
                              									Erfindung ins Leben gerufenen Etablissement hat, so wird Hr. Lade gegen den Herbst die Firma des Etablissements ändern und bei dieser
                              									Gelegenheit einen neuen Preiscourant veröffentlichen, welcher zugleich ein
                              									Verzeichniß aller Arten Lampen in den neuesten Façons, von der billigsten Sorte zu 2
                              									fl. bis zu den kostbarsten Kronleuchtern, Candelabers und Carcellampen enthalten
                              									wird.
                           Mit Benkler'schen Lampen sind den gefälligen Mittheilungen
                              									des Fabrikbesizers zufolge bereits beleuchtet: das herzogliche Schloß und das
                              									Theater in Wiesbaden, so wie die ersten Gasthöfe daselbst, die Eisenbahnhöfe in
                              									Wiesbaden und Kastel, das Universitätsgebäude zu Gießen, das neue Casino in
                              									Mannheim, das Hôtel de l'Europe daselbst, das neue
                              									Casino und Theater in Paderborn; in Ausführung ist die Beleuchtung der neuen
                              									badischen Irrenanstalt Illenau bei Achern. Da sich diese Lampen auch vorzüglich zur
                              									Straßenbeleuchtung eignen und in der neuesten Zeit eine Einrichtung erhalten haben,
                              									welche auch in Bezug auf Eleganz und Solidität kaum noch etwas zu wünschen übrig
                              									läßt, so ist bereits die Beleuchtung Wiesbadens mit neuen feststehenden
                              									Straßenlaternen, so wie die mehrerer anderer Städte dem Fabrikbesizer
                              									übertragen.
                           Da die praktische Bedeutung des Princips der Lampe durch zahlreiche Versuche außer
                              									Zweifel gestellt war, so machte es sich der gegenwärtige  Chef des Etablissements zur
                              									angelegentlichen Aufgabe, der Lampe die größtmögliche Einfachheit zu geben und den
                              									äußeren Mängeln derselben möglichst abzuhelfen. Zu den leztern gehörte die bisherige
                              									Art der Verbindung mit dem weitern cylindrischen Unterglas. Es konnte nämlich
                              									zwischen dem obern Zugrohr und dem Unterglas ein luftdichter Schluß nicht
                              									bewerkstelligt werden, weil das erstere auf dem leztern nur loker aufgesezt wurde;
                              									daher konnte eine größere Luftmenge Eingang in den Apparat finden, als zur
                              									Verbrennung unumgänglich nöthig ist. Bei Lampen, wo das Zugrohr nicht hermetisch
                              									aufpaßte, mußte daher die seitwärts eindringende Luft zur Abkühlung der Flamme,
                              									mithin zur Verminderung der Leuchtkraft beitragen. Das Anzünden der Lampe selbst war
                              									mit einiger Unbequemlichkeit und Umständlichkeit verbunden und das bei einer so
                              									lokeren Verbindung unvermeidliche Gerassel fiel lästig.
                           Hrn. Lade, welcher, wie oben bemerkt wurde, seine ganze
                              									Aufmerksamkeit auf die Vereinfachung und Vervollkommnung des ursprünglichen
                              									Apparates richtete, ist es in neuester Zeit gelungen, den oben erwähnten Mängeln
                              									vollständig abzuhelfen und durch eine sinnreiche Vorrichtung dem Apparate die
                              									gewünschte Einfachheit und Festigkeit zu geben.
                           Die Figuren 10 bis 15 stellen den neuen Benkler'schen
                                 										Beleuchtungsapparat in natürlicher Größe dar. Fig. 10 ist eine
                              									Seitenansicht und Fig. 11 ein Durchschnitt desselben; in lezterem ist das Glas durch helle,
                              									das Metall durch dunkle Schraffirung bezeichnet.
                           A, A ist das Dochtrohr, d, d der aus demselben
                              									hervorragende Theil des hohlen Dochtes; B das mit dem
                              									Oehlbehälter in Verbindung stehende Rohr; m der
                              									gewöhnliche geränderte Knopf zum Aufund Niederbewegen des Dochtes; C die Tropfschale, welche das überfließende Oehl
                              									auffängt. Auf dem Dochtrohre A, A läßt sich der mit einer Gallerie zur Aufnahme des Zugglases versehene
                              									Messingreif a, a auf-
                              									und niederschieben. Damit er in jeder Lage feststehe, federt sich die Hülse g, g, mit welcher er durch
                              									drei Arme oder Speichen in Verbindung steht, gegen das Dochtrohr. Das Zugrohr
                              									besteht aus zwei Theilen, dem cylindrischen Unterglas D,
                              										D und dem engern Glasrohre E, E, welche durch eine Art Bajonnettschluß
                              									fest und luftdicht miteinander verbunden sind und auf eine leichte und bequeme Weise
                              									von einander getrennt werden können. Die Verbindung dieser Theile ist auf folgende
                              									Weise ausgeführt. Der Fig. 14 und 15 in der
                              									Seitenansicht und im Grundrisse abgesondert dargestellte Glascylinder D, D besizt an seiner obern
                              									Kante einen Wulst, um welchen ein Messingkranz b, b sehr geschikt und genau anschließend gebogen ist.  Dieser Messingkranz
                              									bildet einen nach Innen hervorstehenden Rand, der an zwei gegenüberliegenden Stellen
                              									mit Einschnitten g, g, Fig. 15,
                              									versehen ist, deren Zwek unten erläutert werden soll. Dieser Rand dient zur Aufnahme
                              									der Glasröhre E, deren unteres Ende etwas ausgeschweift
                              									ist. Mit dem untern Rand der Glasröhre E steht der
                              									wesentlichste Theil des Apparates, nämlich das mehrfach erwähnte konische
                              									Messingblech c, c, durch
                              									dessen kreisrunde Oeffnung die Flamme zu brennen genöthigt ist, in fester
                              									Verbindung. Eine solide und luftdichte Befestigung ist dadurch hergestellt, daß der
                              									untere Rand des konischen Theils c, c vermittelst einer eigenen Vorrichtung rings um den
                              									ausgeschweiften Glasrand herumgebogen wurde, wie der Durchschnitt Fig. 11 zeigt. Es ist nun
                              									noch übrig, die Verbindungsweise des Zugrohrs mit dem cylindrischen Unterglase D, D mit Bezug auf die Figuren 11 bis
                              										15 zu
                              									erläutern. Diese ist einfach und zwekmäßig. Fig. 12 liefert eine
                              									Seitenansicht und Fig. 13 eine untere Ansicht des vom Apparate getrennten oberen Zugglases;
                              										Fig. 14
                              									stellt den untern Glascylinder in der Seitenansicht und Fig. 15 im Grundriß dar.
                              									An das konische Messingblech c, c, Fig.
                                 										11, 12 und 13, sind einander gegenüber zwei Lappen f,
                              										f gelöthet, und der oben erwähnte Messingrand b, b des Untertheils D besizt an zwei einander gegenüberliegenden Stellen
                              									zwei Einschnitte g, g, in
                              									welche jene Lappen passen. Will man nun das Zugrohr mit dem Glascylinder D, D in feste Verbindung
                              									bringen, so sezt man das erstere so auf den Rand b, b
                              									Fig. 15, des
                              									leztern, daß die Lappen f, f
                              									in die Einschnitte g, g
                              									treten. Gibt man hierauf dem Rohre E eine Drehung, so
                              									greifen die Lappen f, f
                              									unter den Rand b, b und
                              									halten das Zugglas E auf dem Cylinder D, D fest. Auf ähnliche
                              									Weise lassen sich beide Theile des Apparates zum Behufe der Reinigung leicht von
                              									einander trennen.
                           In Folge dieser wesentlichen, volle Anerkennung verdienenden Verbesserung ist jenes
                              									Gerassel der Glasröhre, welches man an den Benkler'schen
                              									Lampen erster Construction tadelte, beseitigt, der Zutritt aller zur Verbrennung
                              									nicht nöthigen Luft abgesperrt und die Behandlung der ganzen Vorrichtung so einfach,
                              									wie die eines gewöhnlichen Zugglases. Wie günstig sich deutsche Autoritäten über die
                              									in hohem Grabe gemeinnüzige Erfindung, insbesondere über die neueste Construction
                              									derselben äußern, sehen wir unter Anderm aus nachfolgender Erklärung, zu welcher
                              									sich Hr. Prof. Dr. Liebig in
                              									Gießen, in Berüksichtigung des Werthes der genannten Lampe veranlaßt gefühlt
                              									hat.
                           
                              „Ich bin sehr erfreut, zu sehen, mit welchem Geschik und Talent die
                                 										neuesten Verbesserungen an den Lampen der HHrn. Benkler und Comp. zu Wiesbaden erdacht und ausgeführt sind. Die solide
                                 											 Befestigung des
                                 										obern Cylinders, der als Zugröhre dient, ist eine wahre Vervollkommnung ihres
                                 										Apparats, und gibt ihren Lampen eine größere Eleganz und Solidität, als sie
                                 										ursprünglich besaßen. Was das Aufgeben der eingeschnürten Cylindergläser
                                 										betrifft, so ist allerdings bei Anwendung des Metallblechs die Verbrennung
                                 										vollkommner, und es liegt darin für die gewonnene Lichtstärke ein entschiedener
                                 										Vortheil.“
                              
                           Gießen, den 9. Decbr.
                                 										1841.
                           
                              (gez.) Justus Liebig.
                              
                           Da bei dem so eben beschriebenen Apparate das Zugglas mit dem Messingblech in einer
                              									Verbindung steht, welche nicht ohne eigene Vorrichtungen und besondere
                              									Kunstfertigkeit in dieser Vollkommenheit hergestellt werden kann, so könnte den
                              									Apparat der Einwurf treffen, daß im Falle des Zerbrechens oder Zerspringens des
                              									Zugglases die Wiederherstellung desselben für den Besizer mit Schwierigkeiten
                              									verknüpft ist. Durch die neueste Einrichtung, welche Hr. Lade in Bezug auf die Verbindung des Zugglases mit dem Unterglas
                              									vorgenommen hat, ist auch dieser Einwurf glüklich beseitigt, indem nun das Zugrohr,
                              									wenn es zerbrechen sollte, von Jedermann durch ein anderes, ohne Hülfe von
                              									Instrumenten ersezt werden kann, wozu noch der Vortheil der leichtern Reinigung
                              									kommt. Bei dieser Einrichtung ist das konische Messingblech nicht wie bei der eben
                              									beschriebenen an das Zugglas, sondern an dem cylindrischen Unterglase befestigt. Das
                              									unten ausgeschweifte Zugglas wird auf das konische Blech gestellt und mit Hülfe
                              									eines Messingreifs an das Unterglas festgeschraubt. Das Ganze läßt sich demnach in
                              									drei Theile zerlegen oder trennen, in das Unterglas mit dem konischen Bleche, das
                              									Zugglas und den Messingreif. Wenn sich nun der Besizer mit mehreren Zuggläsern im
                              									Voraus versieht, so ist er, wenn ein solcher zerbrechen sollte, aller Verlegenheit
                              									enthoben, indem er nur eines der vorräthigen Gläser an die Stelle des zerbrochenen
                              									zu sezen braucht. Die nähere Einrichtung wird aus den in natürlicher Größe
                              									dargestellten Figuren 16 bis 21 deutlich werden.
                           Fig. 16
                              									liefert eine Seitenansicht des Unterglases mit dem konischen Messingblech; Fig. 17 eine
                              									perspectivische Ansicht desselben; das Unterglas A ist
                              									vollkommen cylindrisch ohne Wulst; auf seiner obern Kante ist der bekannte
                              									Messingaufsaz B genau anschließend aufgeschoben. Der
                              									Rand a, a des Aufsazes B bildet eine Schraube, auf welche sich ein inwendig mit
                              									einer Schraubenmutter versehener Messingreif b, b aufschrauben läßt, der Fig. 18 in der
                              									Seitenansicht, Fig.
                                 										19 im Grundriß dargestellt ist. Will man nun den Apparat  zusammensezen, so stellt man
                              									das Zugglas Fig.
                                 										20 über das Messingblech B, Fig. 16, schiebt sodann
                              									den Messingreif b, b, Fig. 18, über
                              									das Zugglas herab, so daß die Zaken c, c desselben auf die untere Ausschweifung f, f des Zugrohrs zu liegen
                              									kommen, und schraubt den Reif bei a, a an den Messingaufsaz B,
                              									bis die erwähnten Zaken das Zugglas fest umfassen. Fig. 21 stellt den
                              									Apparat nach seiner Zusammensezung im Durchschnitte dar. Die Metalltheile sind durch
                              									enge, die Glastheile durch weitere Schraffirung bezeichnet und die den übrigen
                              									Figuren entsprechenden Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet.
                           Es dürfte hier am Orte seyn, einige Bemerkungen über die Aufnahme der Benkler'schen Lampen im Publicum beizufügen. Obgleich die
                              										Benkler'sche Lampe durch ihr blendendes Licht eine in
                              									hohem Grade überraschende Wirkung hervorbringt, so hört man doch seit Verbreitung
                              									der Erfindung im Publicum häufig Stimmen der Unzufriedenheit und getäuschter
                              									Erwartung; während auf der andern Seite Sachverständige über den Werth der Lampe
                              									sich in überaus günfligen Ausdrüken äußern. Es ist nicht schwer der Sache auf den
                              									Grund zu kommen. Schlechte Nachahmungen der Lampe durch Handwerker, welche das
                              									Princip oberflächlich aufgefaßt hatten, riefen ein Vorurtheil gegen dieselbe hervor
                              									und stellten den praktischen Werth des neuen Beleuchtungsprincips in Zweifel.
                           So kamen mir nachgemachte Benkler'sche Lampen zu Gesicht
                              									mit Oehlflasche, deren Oehlniveau der Verfertiger absichtlich um wenigstens einen
                              									Zoll tiefer eingerichtet hatte, als es nach richtiger Regulirung den bekannten
                              									hydrostatischen Gesezen gemäß im Dochtrohre stehen mußte, weil er der Meinung war,
                              									die Hize der Flamme ziehe das Oehl vollends bis an die Mündung des Brenners herauf.
                              									Der Erfolg war, daß der Docht wegen des zu tiefen Oehlstandes in kurzer Zeit
                              									verkohlen mußte, und daß die Benkler'sche Erfindung um so
                              									viele Gegner bereichert wurde, als in Besiz dergleichen nachgeahmter Machwerke
                              									kamen.
                           Indessen sind auch in Bezug auf die wirklichen Benkler'schen Patentlampen von mehreren Seiten ungünstige Aeußerungen laut
                              									geworden, welche theils auf Vorurtheilen oder auf unvorsichtiger und fehlerhafter
                              									Behandlung der Lampe von Seiten der Käufer selbst beruhen, theils aber auch
                              									gegründet sind. Die Hauptpunkte, auf welche sich diese Klagen zurükführen lassen,
                              									sind:
                           1) Mangelhafte Construction und unbequeme Behandlung der Benkler'schen Lampe.
                           2) Vermehrung der Oehlconsumtion in Vergleich mit den gewöhnlichen Lampen.
                           
                           3) Allzurasche Verkohlung des Dochtes, welche ein öfteres Puzen der Lampe nöthig
                              									macht.
                           4) Ueberfließen des Oehls am Dochtrohre.
                           Der erste Einwurf ist, insofern er gegründet war, durch die neuesten oben
                              									beschriebenen Einrichtungen beseitigt. Wäre der zweite Einwurf gegründet, so würde
                              									die Erfindung als werthlos in die Reihe der unpraktischen Erzeugnisse des
                              									Erfindungsgeistes zurüksinken. Dem ist aber nicht so. Nach allen von
                              									Sachverständigen mit vieler Umsicht und Sorgfalt angestellten Versuchen gewährt die
                              									Lampe, so lange der Durchmesser des Dochtes gewisse Gränzen nicht überschreitet,
                              									neben der eigenthümlichen Weiße des Lichtes sehr befriedigende ökonomische
                              									Resultate. Das ziemlich verbreitete Vorurtheil, daß die Benkler'sche Patentlampe den gewöhnlichen Lampen gegenüber zu viel Oehl
                              									consumire, hat seinen Grund in der einseitigen Beurtheilung des Effectes der Lampe,
                              									in Ermangelung eines Maaßstabes zur richtigen Beurtheilung desselben. Von der Größe
                              									der Oehlconsumtion kann sich das Publicum leicht praktisch überzeugen, wogegen
                              									demselben der Maaßstab zur Vergleichung der Lichtintensität mit dem Oehlconsum
                              									abgeht. Wenn daher eine Benkler'sche Patentlampe z. B.
                              									die dreifache Lichtentwikelung einer gewöhnlichen Lampe liefert, dabei aber doppelt
                              									so viel Oehl consumirt, so übersieht die Mehrzahl der Abnehmer wegen der vermehrten
                              									Oehlconsumtion den ökonomischen Vortheil, welchen die Patentlampe dessen ungeachtet
                              									gewährt. Ein sehr großer Theil des Publicums bedarf übrigens einer so blendenden
                              									Helligkeit nicht, wie sie Benkler'sche Lampen mit der
                              									bisher üblichen Dochtweite liesern; die Erfindung wird daher ohne Zweifel an
                              									Popularität gewinnen, da es sich das Etablissement auf den von mehreren Seiten
                              									geäußerten Wunsch neuerdings zur Aufgabe macht, auch Lampen mit möglichst engen
                              									Dochten, also mit verhältnißmäßig geringerer Leuchtkraft, zu verfertigen, bei denen
                              									der ökonomische Vortheil recht deutlich in die Augen springt.
                           Die allzurasche Verkohlung des Dochtes, welche öfters an den Patentlampen gerügt
                              									worden ist, steht mit dem Princip der Erfindung in keinem Zusammenhange. Sie ist
                              									entweder der Benüzung einer schlechten Oehlgattung oder einer mangelhaften
                              									Regulirung des Oehlstandes zuzuschreiben. Es war ein großer Mißgriff von Seiten der
                              									HHrn. Benkler und Comp., daß sie als einen besondern
                              									Vortheil ihrer Patentlampen den Umstand hervorheben, daß die schlechtesten Oehle und
                              									sogar Thran in denselben eben so hell und geruchlos, wie das beste geläuterte Oehl
                              									brennen, und dadurch das Publicum zur Benuzung solcher geringen Sorten verleiteten.
                              									Die Erfahrung lehrt, daß geringes, ungereinigtes Oehl und Thran allerdings  vollkommen geruchlos
                              									und kurze Zeit auch unter eben so intensiver Lichtentwikelung brennen, wie
                              									gereinigtes Oehl, daß aber der Docht durch den Schmuz, welchen schlecht gereinigtes
                              									Oehl und Thran an denselben absezen, verstopft wird, wodurch die haarröhrchenartigen
                              									Zwischenräume desselben die Fähigkeit verlieren, die Flüssigkeit aufzusaugen und in
                              									entsprechender Menge der Flamme zuzuführen. Hieraus entsteht eine schnelle Abnahme
                              									der Lichtstärke und eine rasche Verkohlung des Dochtes. Dieser durch die HHrn. Benkler und Comp. selbst verbreitete Irrthum hat dem
                              									Credit der Lampe sehr geschadet, indem ein Theil des Publicums die Ursache der
                              									schnellen Verkohlung des Dochtes nicht da suchte, wo sie zu suchen war, sondern im
                              									Princip der Erfindung. Es ist daher eine sehr zwekmäßige Maßregel des jezigen Chefs
                              									des Etablissements Benkler und Comp., jeder Lampe eine
                              									gedrukte Anweisung beizufügen, in welcher nicht allein auf die richtige Behandlung
                              									der Lampe selbst, beim Füllen und Anzünden derselben, sondern auch auf die von dem
                              									Gebrauch schlechten, ungereinigten Oehls herrührende rasche Verkohlung des Dochtes
                              									aufmerksam gemacht wird, weßhalb in jedem Falle der Gebrauch des besseren,
                              									gereinigten Oehls anzuempfehlen ist. Von der richtigen Regulirung des Oehlstandes
                              									hängt die Wirkung der Lampe wesentlich ab. Liegt das Niveau des Oehls im Brenner zu
                              									tief, so tritt aus leicht begreiflichen Gründen eine allzufrühe Verkohlung des
                              									Dochtes und eine Lichtschwächung unvermeidlich ein; liegt dasselbe zu hoch, so
                              									fließt das Oehl am Dochte über. So einfach und leicht auch an und für sich die
                              									Regulirung des Oehlstandes einer Lampe mit gewöhnlicher Oehlflasche ist, so treten
                              									doch beim Gebrauch der Lampe eigenthümliche, außerhalb aller Berechnung liegende
                              									Umstände ins Spiel, welche der sorgfältigsten Regulirung einen mehr oder weniger
                              									schwankenden Erfolg geben. Es ist nämlich vielfach beobachtet worden, daß Lampen mit
                              									vollkommen richtig regulirtem Oehlniveau und bei fehlerfreier Behandlung zu gewissen
                              									Zeiten überfließen, während dieß zu andern Zeiten gar nicht oder in vermindertem
                              									Grade der Fall ist. Diese Schwankungen werden nicht mehr unerklärlich seyn, wenn man
                              									erwägt, daß die ungemeine Wärmeentwikelung der Benkler'schen Lampe auch auf die Oehlflasche ihren Einfluß äußert und die
                              									darin enthaltene Luft ausdehnt, welche einen Theil des in der Flasche befindlichen
                              									Oehls verdrängt und dadurch das Oehlniveau im Dochtrohre höher stellt; ferner, daß
                              									selbst eine bedeutende Erniedrigung des Barometerstandes, in dessen Folge die in der
                              									Oehlflasche eingeschlossene Luft an Ausdehnsamkeit gewinnt, ein Ueberfließen der
                              									Lampe veranlassen kann. Auch die bei den Patentlampen außergewöhnliche Erwärmung des
                              									Oehls im Dochtrohre hat Einfluß auf die Erhöhung  des Oehlstandes. Da es demnach
                              									bei Fabrication der Lampen kaum möglich ist, das praktisch richtige Niveau im Voraus
                              									sicher zu bestimmen, so wäre es sehr wünschenswerth, wenn den Patentlampen in
                              									Zukunft eine Einrichtung beigegeben würde, welche jeden Besizer der Lampe in den
                              									Stand sezte, den Oehlstand zu jeder Zeit selbst zu reguliren. Dieser Zwek ließe sich
                              									am einfachsten durch eine Vorrichtung zum Höher- oder Niedrigerstellen der
                              									Oehlflasche erreichen.
                           Obgleich der praktische Werth des Benkler'schen
                              									Beleuchtungsapparates im Allgemeinen durch Versuche bereits ermittelt ist, so fehlt
                              									es doch bis jezt noch an einer Untersuchung und Vergleichung der Lichtintensität und
                              									des Oehlconsums von Lampen mit verschiedenen Dochtweiten. Eine solche Untersuchung
                              									würde bei dem gegenwärtigen Standpunkte der Erfindung um so wichtiger seyn, als
                              									dieselbe auch auf die Beleuchtung von Straßen und andern großen Räumen immer mehr in
                              									Anwendung zu kommen verspricht. Einer Andeutung im polytechnischen Journal Bd. LXXXIII. S.
                                 										316 zufolge sind photometrische Versuche in obigem Sinne von Karmarsch und Heeren bereits
                              									angestellt, deren Veröffentlichung den gewünschten Aufschluß geben wird.
                           Frankfurt a. M., den 7. April 1842.
                           
                        
                     
                  
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