| Titel: | Ueber den Anbau der Madia sativa; Untersuchungen, welche in den Jahren 1840 und 1841 in Bechelbrunn darüber angestellt wurden; von Hrn. Boussingault. | 
| Fundstelle: | Band 84, Jahrgang 1842, Nr. LIV., S. 288 | 
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                        LIV.
                        Ueber den Anbau der Madia
                              									sativa; Untersuchungen, welche in den Jahren 1840 und 1841 in Bechelbrunn
                           								daruͤber angestellt wurden; von Hrn. Boussingault.
                        Aus den Comptes rendus, Maͤrz 1842, Nr.
                              									10.
                        Boussingault, über den Anbau der Madia
                              									sativa.
                        
                     
                        
                           Seit einigen Jahren werden ziemlich zahlreiche Versuche über den Anbau einer neuen
                              									Oehlpflanze, der Madia sativa, angestellt. Die bisher
                              									erhaltenen Resultate sind aber einander völlig widersprechend; einige betrachten die
                              									Madia als eine köstliche Acquisition, während andere dafür halten, daß diese Pflanze
                              									bei weitem den anfänglich gehegten Hoffnungen nicht entspreche. Diese Abweichung der
                              									Meinungen geschikter Praktiker hat ihren natürlichen Grund in den ungleichen
                              									Umständen, unter welchen die Beobachtungen angestellt wurden.
                           Die Madia gehört zu den Sommergewächsen und wächst sehr  schnell, woraus allein schon
                              									abzunehmen war, daß sie weniger tragen werde als die Kohlsaat (Colza) oder der Winterrübsen, wenn sie unter günstigen
                              									Umständen des Bodens und des Klima's gebaut werden. Auch muß man die Madia nicht mit
                              									diesen beiden Oehlpflanzen vergleichen, sondern mit dem Mohn und dem Sommerrübsen.
                              									Der Mohnbau hat seine Schwierigkeiten und die Madia
                                 										sativa scheint einige Vorzüge vor dem Leindotter (Myagrum sativum) zu haben, hauptsächlich hinsichtlich der besseren
                              									Qualität und des angenehmeren Geschmaks des daraus gewonnenen Oehls. Andererseits
                              									gedeiht die Kohlsaat keineswegs überall; sie macht Ansprüche an den Boden, an vielen
                              									Orten im Elsaß schlägt sie oft fehl, und es ist schon viel, wenn sie in drei Jahren
                              									einmal gedeiht. Die Winter, namentlich wenn wenig Schnee fällt, wirken auf die
                              									Kohlsaat sehr nachtheilig ein und in unserem etwas schweren Erdreiche beträgt das
                              									Erträgniß selten mehr als 16 Hektoliter per Hektare.
                           Diesen Ursachen ist offenbar die schnelle Aufnahme der Madia zuzuschreiben, wo die
                              									Kohlsaat keine guten Aussichten stellt. Da wir uns eben in dieser Lage befinden,
                              									mußten wir den Anbau derselben versuchen; wir geben nun hier die Resultate der
                              									lezten zwei Jahre.
                           Bei der in Bechelbrunn unveränderlich befolgten Wechselwirthschaft gehörte die Madia
                              									natürlich in das erste gedüngte Feld und ersezte so die Kartoffel und die
                              									Runkelrübe. Diese beiden Gegenstände des Ausbaues mußten uns daher zum Vergleich
                              									dienen.
                           Da der Vegetationscyclus dieser neuen Pflanze ungefähr 120 Tage währt und die Zeit
                              									ihrer Einsammlung gegen Ende August eintritt, so konnte dieselbe nicht allein
                              									angebaut werden, indem sonst das Erdreich in den Monaten September und Oktober
                              									unfruchtbringend hätte gelassen werden müssen. Wirklich vergesellschaftete man bei
                              									den Versuchen im Elsaß die Madia mit der gelben Rübe, welche zur selben Zeit gesäet,
                              									aber erst ganz am Ende des Akerbaujahres eingesammelt wird. Bekanntlich wird ein
                              									ähnlicher gemengter Anbau aus demselben Grunde, da wo Mohn gepflanzt wird,
                              									angewandt.
                           Gemengter Anbau der Madia im J.
                              									1840.
                           Am 22. April wurde die Madia und die Gelbrübe in ein Erdreich gesäet, welches 54000
                              									Kilogr. landwirtschaftlichen Dünger auf die Hektare erhalten hatte. Die Erdreiche,
                              									welche Kartoffel und Runkelrüben trugen, hatten eben so viel Dünger erhalten. Alle
                              									wurden auf die ihnen zukommende, unten beschriebene Weise bearbeitet.
                           Die Madia wurde am 27. Aug. aus dem Boden gethan; der Anbau dauerte folglich 127
                              									Tage. Die Hektare trug 21,60 Hektol.  Körner, ausgenommene Samen. Das Hektoliter wog 51
                              									Kilogr.; das Gesammtproduct der geernteten Körner also 1101,6 Kilogr. Das getroknete
                              									Krautwerk, welches, mit Stroh gemengt, als Streu gebraucht wurde, wog 3500
                              									Kilogr.
                           Die 21,6 Hektol. Körner gaben 323,57 Liter sehr gutes Oehl; man erhält also 14,98
                              									Liter vom Hektol. Samen. Da das Hektol. Oehl 89,20 Kilogr. wog, betrug das im Jahre
                              									1840 von einer Hektare Madia gewonnene Oehl im Gewicht 289 Kilogr. Die ausgepreßten
                              									Kuchen wogen 775,8 Kilogr.
                           Folglich gaben 100 Kilogr. Körner:
                           
                              
                                 Oehl
                                 26,24
                                 
                              
                                 Preßkuchen
                                 70,42
                                 
                              
                                 Abgang
                                 3,34.
                                 
                              
                           Für das Hektoliter Samen zu pressen zahlten wir 2 Fr. 75 Cent.
                           Die zugleich mit der Madia angebauten Gelbrüben wurden in den ersten Tagen des
                              									Novembers eingesammelt. Von den Blättern befreit wogen sie 1461 Kilogr. Die beiden
                              									vergleichungsweise ausgezogenen Gewächse gaben auf die Hektare:
                           
                              
                                 Runkelruͤben
                                 13518
                                 
                              
                                 Kartoffeln
                                 14520.
                                 
                              
                           Da der Pacht des Bodens und der Werth des Düngers für alle drei Arten des Anbaues
                              									gleich waren, so ist es behufs des zu ziehenden Vergleiches hinreichend, die für die
                              									Bearbeitung eines jeden angewandten Kräfte anzugeben. Diese werden hier in
                              									Tagarbeiten von Menschen und Pferden ausgedrükt; ein Taglohn für den Mann wird zu
                              									0,90 Fr., das Pferd per Tag zu 2 Fr. angeschlagen.
                              									— Der Transport, die Düngerausbreitung, das Akern und Eggen sind bei allen
                              									gleich; aber diese Arbeiten können sehr verschiedene Kräfte in Anspruch nehmen, je
                              									nach der Entfernung der auf dem Grundstük angebauten Theile, der Beschaffenheit der
                              									Wege und der Zähigkeit des Bodens. — Als Taglohn berechnete ich das Mittel
                              									aus der Gesammtheit einander ähnlicher Arbeiten, welche in den Akerjahren 1839 und
                              									40 auf einer großen Fläche ausgeführt wurden. Endlich vereinigte ich in der ersten
                              									Tabelle die für die verschiedenen Arten des Anbaues nöthigen Tagarbeiten; in der
                              									zweiten Tabelle ist die Arbeit in Geld ausgedrükt.
                           
                           TabelleNo. 1.
                           Vergleichung der Cultur der Runkelrübe, der Kartoffel und der mit
                              									Gelbrüben gesäeten Madia sativa auf die Hektare.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 084, S. 290
                              Art der Arbeit.;
                                 										Runkelruͤbe. Tagarbeiten.; Kartoffel. Madia u. Gelbruͤbe.
                                 										Menschen.; Pferde.; Aufladen des Duͤngers; Fuͤhren des
                                 										Duͤngers; Ausbreiten des Duͤngers; Pfluͤgen; Oeffnen der
                                 										Furchen; Saͤen, Legen u. Nachstechen; Eggen; Zweite Bearbeitung,
                                 										Jaͤten; Bedeken mit Erdschollen; Ernte; Heimfuhr, Einthun in Silos;
                                 										Aushuͤlsen (battage) der Madia
                              
                                 
                                 R. bezieht sich auf bis Arbeitstage fuͤr die gelbe Ruͤbe; M.
                                    											auf die fuͤr die Madia; die Tage ohne besondere Angabe beziehen sich
                                    											gemeinschaftlich auf beide.
                                 
                              
                           TabelleNo. 2.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 084, S. 290
                              Tagarbeiten.; Geldbetrag der
                                 										Arbeiten. Anbau der; Menschen.; Pferde.; Rukelruͤbe; Kartoffel; Madia und
                                 										Gelbruͤbe
                              
                           
                           In der Landwirthschaft zu Bechelbronn liefert der erste Schlag Futter, welches später
                              									beinahe gänzlich zu Dünger übergeht. Wir müssen folglich die Menge nahrhafter
                              									Substanzen bestimmen, welche jede der Ernten, die wir hier vergleichen, gibt, da in
                              									unserem Fall diejenige gerade die vortheilhafteste ist, welche am meisten nährende
                              									Substanz gibt. Nun sind allerdings bei der Cultur der Madia die gelbe Rübe und der
                              									Preßkuchen die einzigen gewonnenen Nahrungsmittel; doch kann man das trokene
                              									Krautwerk der Madia auch dahin rechnen, indem es, da es als Streu benüzt wird, das
                              									Weizenstroh, welchem man es substituirte, direct zum Futter anzuwenden gestattet.
                              									Das Oehl ist ein Handelsartikel; daher kann sein Werth durch die Menge Futters,
                              									welche man dafür anschaffen kann, ausgedrükt werden. Im Jahr 1840 waren 100
                              									Kilogramme Madiaöhl um 112 Franken anzubringen.
                           
                              
                                 Die 289 Kilogr., welche von der Hektare gewonnen wurden, waren
                                    											werth
                                 323
                                 Fr.
                                 68
                                 Cent.
                                 
                              
                                 Hievon abgezogen die Kosten der Gewinnung und des Transports zur
                                    											Presse
                                 51
                                 —
                                 58
                                 —
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Bleiben
                                 272
                                 Fr.
                                 10
                                 Cent.
                                 
                              
                           Eine Reihe praktischer Beobachtungen über Ernährung, welche ich in einer besondern
                              									Abhandlung bekannt machen werde, berechtigt mich, folgende Aequivalente
                              									anzunehmen:
                           
                              
                                 10 Heu naͤhren wie
                                 28
                                 Kartoffeln,
                                 
                              
                                 
                                 40
                                 Runkelruͤben,
                                 
                              
                                 
                                 40
                                 gelbe Ruͤben,
                                 
                              
                                 
                                 50
                                 Weizenstroh,
                                 
                              
                                 
                                 2,6
                                 Madia-Preßkuchen.Das Aequivalent des Preßkuchens ist rein theoretisch. Wir geben zwar
                                          													unsern Kuͤhen 2,6 Preßkuchen statt 10 Heu, aber der
                                          													Preßkuchen macht einen zu kleinen Theil der Ration aus, als daß man
                                          													sich uͤber seine Wirkung aussprechen koͤnnte. Das
                                          													Weizenstroh aus der Umgegend von Paris scheint mir nahrhafter zu
                                          													seyn, als jenes, welches wir hier ernten. Ein Stroh, welches zur
                                          													Fourage von Militaͤrpferden kam und in Auftrag des
                                          													Kriegsministers von mir untersucht wurde, ergab mir ein Aequivalent
                                          													gleich 30.
                                 
                              
                           Nach den Ernten von 1840 war der Preis des Futters auf dem Markte für 100 Kilogr. Heu
                              									10 Franken; Kartoffeln 5 Franken. Das Aequivalent Kartoffeln für 100 Kilogr. Heu
                              									würde 14 Franken gekostet haben. Der Ankauf dieses Futters wäre am wenigsten
                              									vortheilhaft gewesen. Die durch den Verkauf des Oehls realisirten 272 Franks 10
                              									Cent. vertreten, zum Einkauf von Heu verwendet, 27,2 Cntr. desselben. Wandelt man
                              									die bei den drei Ernten erhaltenen Producte in Heu um, so erhält man beim
                              									Madia-Bau:
                           
                           
                              
                                 Preßkuchen
                                 776
                                 Kilogr.
                                 Aequivalent
                                 fuͤr
                                 2985
                                 Kilogr.
                                 Heu
                                 
                              
                                 Stroh ersezendes Krautwerk
                                 3500
                                 —
                                 —
                                 —
                                 700
                                 —
                                 —
                                 
                              
                                 Heu aus dem Verkauf des Oehls Gelbruͤben
                                 14222
                                 —
                                 —
                                 —
                                 3520
                                 —
                                 —
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 9925
                                 Kilogr.
                                 Heu
                                 
                              
                                 Kartoffelbau: Knollen
                                 14520
                                 Kilogr.
                                 Aequivalent
                                 fuͤr
                                 5186
                                 Kilogr.
                                 Heu
                                 
                              
                                 Runkelruͤbenbau: Wurzeln
                                 13518
                                 —
                                 —
                                 —
                                 3380
                                 —
                                 —
                                 
                              
                           Es geht hieraus hervor, daß im Jahre 1840 gleiche und gleichstark gedüngte Flächen,
                              									welche beinahe ganz dieselben Arbeitskosten verursachten, der Anstalt durch den
                              									Anbau von Madia (in Verbindung mit der Gelbrübe) von Kartoffeln und Runkelrüben,
                              									Futtermengen lieferten, welche sich gegeneinander verhalten wie 99,52 und 34.
                           Bei dem zu Bechelbronn beobachteten fünfjährigen Wechsel können die Vortheile oder
                              									Nachtheile einer, im ersten gedüngten Schlag gemachten, neuen Art Anbau nicht
                              									lediglich von den Ergebnissen der Ernte abgeleitet werden, sondern man muß außerdem
                              									den Einfluß kennen, welchen sie auf die darauf folgende Getreideart ausübt. Es
                              									könnte z. B. der Fall seyn, daß auf eine sehr reichliche Ernte der ausgejäteten
                              									Pflanze ein sehr schlechtes Ergebniß von Weizen oder Hafer folgt, und an Orten, wo
                              									man Werth auf die Production des Getreides legt, wäre anzunehmen, daß der Nuzen
                              									hiedurch vermindert würde. Aus diesen Gründen glaubte ich im J. 1841 das Product an
                              									Getreide auf dem Schlage genau ermitteln zu müssen, welcher im J. 1840 die Madia
                              									getragen hatte.
                           Nach der Herausnahme der Runkelrüben und der mit der Madia gewachsenen gelben Rüben
                              									war die Jahreszeit schon zu weit vorangeschritten, um noch Wintergetreide säen zu
                              									können. Es wurde im J. 1841 Hafer gesäet. Da die Kartoffelschläge Weizen aufnehmen
                              									konnten, so kann ihr Ergebniß an Korn nicht in die aufzustellende Vergleichung mit
                              									eingehen.
                           Im J. 1841 wurde auf der Hektare des frühern Madia-Schlags erhalten:
                           
                              
                                 Hafer 46,0 Hektoliter zu 47 Kilogr. =
                                 2161
                                 Kilogr.
                                 
                              
                                 Stroh
                                 5977
                                 —
                                 
                              
                           Auf dem frühern Runkelrüben-Schlag:
                           
                              
                                 Hafer 41,5 Hektoliter zu 47 Kilogr. =
                                 1950½
                                 Kilogr.
                                 
                              
                                 Stroh
                                 4791
                                 —
                                 
                              
                           Man sieht, daß das Ergebniß an Hafer auf die Madia mit Gelbrüben merklich stärker war
                              									als das auf die Runkelrüben. Troz der größern Menge trokener organischer Materie,
                              									die bei dem erstern Anbau gekommen war, scheint doch die Erde weniger davon
                              									erschöpft  worden zu
                              									seyn. Wenn das Resultat eines einzigen Versuches nicht noch immer etwas mißtrauisch
                              									betrachtet werden sollte, so würde obiges anzeigen, daß die Madia der Atmosphäre
                              									mehr Elementarstoffe entziehe als die Runkelrübe, welche Pflanze übrigens mit Recht
                              									als sehr erschöpfend betrachtet wird.
                           Ein so vortheilhaftes Resultat, wie das im J. 1840, war dazu gemacht, uns zur
                              									Ausdehnung des Anbaues der Madia zu ermuntern, welche aber, ich muß es sagen, zu
                              									unserm größten Schaden stattfand. Vorzüglich beim Feldbau folgen die Jahrgänge
                              									aufeinander, ohne sich zu gleichen. Im Jahre 1841 wurde das Erdreich wie im
                              									vorhergehenden Jahr gedüngt; die Hektare gab:
                           
                              
                                 Samen 9,14 Hektol., wovon jeder 51 Kilogr. wog. Die Ernte wog
                                 471
                                 Kilogr.
                                 
                              
                                 Das Krautwerk wog
                                 3488
                                 —
                                 
                              
                                 Die 471 Kil. Samen gaben 97,73 Kil. Oehl, und Preßkuchen
                                 299
                                 —
                                 
                              
                           100 Kilogr. Samen gaben:
                           
                              
                                 Oehl
                                 20,75
                                 Kilogr.
                                 
                              
                                 Preßkuchen
                                 63,48
                                 —
                                 
                              
                                 Abgang
                                 15,77
                                 —
                                 
                              
                           Die darunter angebauten Gelbrüben wurden gegen Mitte Novembers eingethan; diese
                              									Wurzeln hatten gelitten; sie wogen, nachdem sie von der anhängenden Erde befreit
                              									waren, 2985 Kilogr. Dieß ist, wie man sieht, eine Mißernte.
                           Der bei dem mit Gelbrübe gemischten Anbau erlittene Verlust rührt sehr wahrscheinlich
                              									von der großen Entwikelung der Madiablätter her, welche das Erdreich zu stark
                              									beschatteten; dieß ist um so wahrscheinlicher, weil unsere Ernte der Wurzeln (der
                              									für sich angebauten) in demselben Jahr die Mittelzahl weit übertraf.
                           Auf die Hektare ernteten wir:
                           
                              
                                 An Runkelruͤben
                                 45364
                                 Kil.,
                                 Aequivalent
                                 fuͤr
                                 Heu
                                 9091
                                 Kilogr.
                                 
                              
                                 An Kartoffeln
                                 27488
                                 —
                                 —
                                 —
                                 —
                                 9817
                                 —
                                 
                              
                           Der im J. 1841 beim Madia-Bau erlittene Verlust wurde in etwas gemildert durch
                              									den hohen Preis der Oehle, welcher durch das Mißrathen der Oehlgewächse im
                              									Allgemeinen herbeigeführt wurde. Der metrische Centner Oehl gilt 150 Fr.; 100
                              									Kilogr. Heu 5 Fr. Da die Hektare an Oehl einen reinen Werth von 156,40 Fr.
                              									hervorbrachte, welcher 31 Centnern Heu entspricht, so gestaltet sich die gemischte
                              									Madia-Ernte, zu Futter berechnet für die Hektare, wie folgt:
                           
                              
                                 Preßkuchen
                                 299
                                 Kil., Aequivalent fuͤr
                                 1150
                                 Kil.
                                 Heu
                                 
                              
                                 Krautwerk
                                 3488
                                 — den Dienst des Strohes versehend, Aequivalent
                                    											fuͤr
                                 698
                                 —
                                 —
                                 
                              
                                 Erloͤs aus dem verkauften Oehl, Aequivalent fuͤr
                                 
                                 
                                 3120
                                 —
                                 —
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 4968
                                 Kil.
                                 Heu.
                                 
                              
                           
                           Im J. 1841 wurde die Madia am 2. Mai gesäet; geerntet am 1. September; die Dauer
                              									ihres Wachsthums war also 122 Tage. Wir sahen, daß im vorhergehenden Jahre die
                              									Pflanze 127 Tage lang im Boden war. Untersuchen wir nun, ob die
                              									Witterungs-Einflüsse dazu beigetragen haben, daß unsere lezte Ernte so
                              									schlecht ausfiel. In beiden Jahren kam der Samen ungefähr innerhalb derselben Zeit
                              									zur Reife; aber die Pflanze von 1841 war sehr krautig. Ihre, wiewohl zahlreichen,
                              									Samenkörner waren sehr klein, schlapp und der bedeutende Abgang beim Pressen zeigt,
                              									daß sie viel Feuchtigkeit enthielten.
                           Seit drei Jahren siellt Hr. Müller, Pfarrer zu Goersdorf,
                              									auf mein Ersuchen meteorologische Beobachtungen an, welche alles Vertrauen
                              									verdienen. Ich verdanke seiner Güte beifolgende Tabellen, in welchen die mittleren
                              									Temperaturen der Tage während der ganzen Zeit der Madia-Cultur angegeben
                              									sind. Auch ist in denselben der gefallene Regen aufgezeichnet.
                           
                              
                                 1840.
                                 April.
                                 Mai.
                                 Junius.
                                 Julius.
                                 August.
                                 
                              
                                 1
                                 7°55C.
                                 16°65
                                 19°55
                                 14°9
                                 18°25
                                 
                              
                                 2
                                  7,5
                                 14,5
                                 21,0
                                 22,05
                                 16,7
                                 
                              
                                 3
                                  7,7
                                 13,95
                                 15,0
                                 21,5
                                 17,9
                                 
                              
                                 4
                                  8,1
                                 13,2
                                 13,5
                                 15,8
                                 20,05
                                 
                              
                                 5
                                 7,65
                                 15,6
                                 14,2
                                 15,85
                                 21,35
                                 
                              
                                 6
                                  8,1
                                 19,15
                                 16,6
                                 17,55
                                 21,75
                                 
                              
                                 7
                                  9,6
                                 18,9
                                 19,65
                                 17,55
                                 22,25
                                 
                              
                                 8
                                 9,05
                                 16,8
                                 21,00
                                 17,00
                                 21,6
                                 
                              
                                 9
                                 10,95
                                 17,0
                                 22,8
                                 16,35
                                 14,55
                                 
                              
                                 10
                                  8,5
                                 14,5
                                 20,85
                                 16,25
                                 19,45
                                 
                              
                                 11
                                 10,35
                                 13,25
                                 20,00
                                 15,75
                                 20,15
                                 
                              
                                 12
                                 10,1
                                 14,0
                                 18,8
                                 14,8
                                 19,2
                                 
                              
                                 13
                                 11,85
                                 17,9
                                 19,75
                                 14,65
                                 17,05
                                 
                              
                                 14
                                 13,65
                                 16,9
                                 18,1
                                 14,85
                                 19,5
                                 
                              
                                 15
                                 13,55
                                 14,75
                                 21,05
                                 16,85
                                 17,45
                                 
                              
                                 16
                                 13,55
                                 14,6
                                 21,7
                                 17,0
                                 16,9
                                 
                              
                                 17
                                 11,05
                                 15,1
                                 21,35
                                 19,25
                                 17,0
                                 
                              
                                 18
                                 13,1
                                 14,2
                                 20,3
                                 17,1
                                 15,45
                                 
                              
                                 19
                                 14,15
                                 13,35
                                 17,8
                                 22,15
                                 13,55
                                 
                              
                                 20
                                 13,9
                                 13,7
                                 17,5
                                 19,95
                                 17,25
                                 
                              
                                 21
                                 
                                 10,1
                                 16,75
                                 17,95
                                 19,0
                                 
                              
                                 22
                                 15,7
                                  8,15
                                 21,05
                                 17,95
                                 20,5
                                 
                              
                                 23
                                 15,65
                                 11,05
                                 20,4
                                 16,55
                                 22,15
                                 
                              
                                 24
                                 15,4
                                 11,4
                                 15,7
                                 18,6
                                 19,0
                                 
                              
                                 25
                                 16,3
                                 14,95
                                 11,1
                                 17,35
                                 19,45
                                 
                              
                                 26
                                 17,85
                                 14,85
                                 12,8
                                 18,25
                                 21,25
                                 
                              
                                 27
                                 17,0
                                 11,55
                                 14,5
                                 15,05
                                 21,25
                                 
                              
                                 28
                                 17,75
                                 17,3
                                 15,2
                                 16,0
                                 21,8
                                 
                              
                                 29
                                 19,25
                                 20,2
                                 17,0
                                 18,3
                                 22,5
                                 
                              
                                 30
                                 18,95
                                 16,75
                                 15,6
                                 19,8
                                 21,0
                                 
                              
                                 31
                                 
                                 15,5
                                 
                                 18,8
                                 20,1
                                 
                              
                                 Mittelzahl
                                 12,5
                                 14,8
                                 18,0
                                 17,5
                                 19,2
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 1841.
                                 April.
                                 Mai.
                                 Junius.
                                 Julius.
                                 August.
                                 
                              
                                 1
                                 2°45C.
                                 18°0
                                 20°75
                                 16°2
                                 14°0
                                 
                              
                                 2
                                 7,05
                                 19,8
                                 20,75
                                 15,3
                                 14,5
                                 
                              
                                 3
                                 7,05
                                 21,5
                                 20,9
                                 17,65
                                 15,75
                                 
                              
                                 4
                                 7,55
                                 18,85
                                 19,7
                                 16,0
                                 16,25
                                 
                              
                                 5
                                 7,45
                                 19,95
                                 20,35
                                 22,5
                                 18,5
                                 
                              
                                 6
                                 6,95
                                 20,5
                                 16,5
                                 22,0
                                 20,0
                                 
                              
                                 7
                                 7,25
                                 17,85
                                 12,9
                                 18,7
                                 18,4
                                 
                              
                                 8
                                 7,25
                                 17,7
                                 12,45
                                 17,85
                                 20,7
                                 
                              
                                 9
                                  6,6
                                 13,5
                                 10,3
                                 15,95
                                 19,8
                                 
                              
                                 10
                                 4,95
                                 12,15
                                 11,65
                                 16,35
                                 17,55
                                 
                              
                                 11
                                  7,2
                                 17,1
                                 13,05
                                 13,35
                                 17,0
                                 
                              
                                 12
                                 6,0
                                 17,45
                                 14,25
                                 13,5
                                 15,35
                                 
                              
                                 13
                                  8,1
                                 15,45
                                 14,65
                                 15,7
                                 16,0
                                 
                              
                                 14
                                 8,5
                                 11,75
                                 11,8
                                 13,25
                                 17,4
                                 
                              
                                 15
                                  9,5
                                 13,7
                                 12,65
                                 16,0
                                 17,7
                                 
                              
                                 16
                                 10,25
                                 15,15
                                 12,6
                                 18,25
                                 17,45
                                 
                              
                                 17
                                  9,3
                                 18,3
                                 12,9
                                 17,35
                                 19,25
                                 
                              
                                 18
                                 12,3
                                 19,25
                                 15,7
                                 18,5
                                 17,0
                                 
                              
                                 19
                                 10,9
                                 17,0
                                 14,4
                                 17,1
                                 19,8
                                 
                              
                                 20
                                 11,0
                                 16,4
                                 12,15
                                 16,5
                                 22,15
                                 
                              
                                 21
                                 12,1
                                 17,45
                                 15,95
                                 18,95
                                 22,0
                                 
                              
                                 22
                                 15,5
                                 18,2
                                 18,95
                                 16,35
                                 20,8
                                 
                              
                                 23
                                 12,6
                                 21,25
                                 18,8
                                 15,1
                                 20,35
                                 
                              
                                 24
                                 13,0
                                 23,75
                                 17,6
                                 18,8
                                 17,7
                                 
                              
                                 25
                                 16,7
                                 22,85
                                 20,4
                                 17,35
                                 14,6
                                 
                              
                                 26
                                 17,3
                                 23,45
                                 18,35
                                 17,85
                                 14,4
                                 
                              
                                 27
                                 19,4
                                 24,0
                                 22,55
                                 19,5
                                 17,95
                                 
                              
                                 28
                                 19,9
                                 27,85Die staͤrkste Hize des Jahers 1841 wurde am 28. Mai um
                                          													2½ Uhr Nachmittags beobachtet; der Thermometer zeigte
                                          													35° C. Am naͤmlichen Tag zeigte er beim Aufgehen der
                                          													Sonne 20,3° C.
                                 15,7
                                 19,5
                                 19,95
                                 
                              
                                 29
                                 19,45
                                 23,5
                                 17,1
                                 17,5
                                 21,65
                                 
                              
                                 30
                                 20,3
                                 20,2
                                 15,0
                                 14,5
                                 22,55
                                 
                              
                                 31
                                 
                                 20,8
                                 
                                 14,7
                                 22,35
                                 
                              
                                 Mittelzahl
                                 11,0
                                 18,9
                                 16,6
                                 17,0
                                 18,4
                                 
                              
                           Beobachtungen, welche in den Jahren 1840 und 1841 während der Madia-Cultur
                              									über den Regen angestellt wurden.
                           
                              
                                 Monat.
                                 Im Jahr 1840 gefallenes Wasser.
                                 Im Jahr 1841 gefallenes Wasser.
                                 Regentage im Jahr 1840.
                                 Regentage im Jahr 1841.
                                 Bemerkungen.
                                 
                              
                                 
                                 Centimet.
                                 Centimet.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 April
                                 0,00
                                 6,10
                                 0
                                 9
                                 Im J. 1841 wurde die Madia erst am 2. Mai
                                    											gesaͤet.
                                 
                              
                                 Mai
                                 6,94
                                 5,60
                                 13
                                 7
                                 
                                 
                              
                                 Junius
                                 3,57
                                 18,00
                                 13
                                 14
                                 
                                 
                              
                                 Julius
                                 8,80
                                 9,20
                                 16
                                 15
                                 
                                 
                              
                                 August
                                 3,95
                                 10,50
                                 6
                                 10
                                 Die Cultur von 1840 war am 26sten zu Ende.
                                 
                              
                                 
                                 Centimet.
                                 Centimet.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 23,26
                                 49,40
                                 48
                                 55
                                 
                                 
                              
                           
                           Die Beobachtungen des Hrn. Müller zeigen, daß bei dem gut
                              									ausgefallenen Anbau von 1840 die mittlere Temperatur von 127 Tagen 17,2° C.
                              									war. Die mittlere Temperatur von 122 Tagen, welche die schlecht ausgefallene Cultur
                              									vom J. 1841 umfassen, war 17,6° C. Man kann sohin die zulezt gemachte
                              									schlechtere Ernte nicht einer weniger warmen Witterung zuschreiben, wie dieß die
                              									Landwirthe ohne alle Begründung glauben; aber es geht aus den Tabellen des Hrn Müller auf den ersten Blik hervor, daß der viele Regen im
                              									J. 1841 von der übelsten Einwirkung seyn konnte. Wirklich ist während der Cultur in
                              									diesem Jahr ungefähr zweimal so viel Wasser gefallen, als während der Cultur im
                              									vorhergehenden Jahr gemessen worden war. Bemerkenswerth ist, daß die Anzahl der
                              									Regentage in beiden Jahren ungefähr gleich war; in dem Zeitraum nämlich, in welchem
                              									am wenigsten Wasser fiel, gab es zwei Regentage mehr; denn wenn gleich die Tabelle
                              									vom Jahr 1841 55 Regentage zeigt, so müssen doch die 9 Tage, welche zum Monat April
                              									gehören, davon abgezogen werden, da die Madia erst am 2. Mai gesäet wurde. Es
                              									bleiben sonach für die Cultur vom J. 1841 46 Regentage und 43,4 Cent. Wasser.
                           Bei diesen beiden einander so entgegengesezten Resultaten des Madia-Anbaues
                              									ist die Entscheidung, ob man denselben aufgeben oder fortsezen soll, sehr schwierig.
                              									Um zu wissen, woran man sich hinsichtlich unseres Klima's zu halten habe, müssen,
                              									wie ich glaube, die mittlern Witterungsverhältnisse der Monate untersucht werden, in
                              									welchen diese Pflanze zur Reife gedeiht. Die schäzbaren Beobachtungen, welche von
                              									Hrn. Professor Herrenschneider in Straßburg angestellt
                              									wurden, können uns zu Elementen dieser Untersuchung dienen. Nach diesem gelehrten
                              									Beobachter hat man in den fraglichen Monaten:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 084, S. 296
                              Mittlere Temperatur.; Regen.;
                                 										Regentage.; Mai; Junius; Julius; August; Mittlere Zahl; Summa
                              
                           Vergleicht man hiemit die Beobachtungen der zwei leztern Jahre, so hat man:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Mitll. Temp.
                                 Regen.
                                 Regentage.
                                 
                              
                                 Bei dem sehr guͤnstig ausgefallenen Anbau
                                 1840
                                 17,2
                                 23,30
                                 48
                                 
                              
                                 Bei dem sehr unguͤnstig — —
                                 1841
                                 17,6
                                 43,40
                                 46.
                                 
                              
                           Die der Cultur günstigen Umstände nähern sich am meisten den mittlern Verhältnissen.
                              									In 17 Jahre umfassenden Beobachtungen,  welche mir vorliegen, finde ich nur drei Jahre, wo in den
                              									Monaten Mai, Junius, Julius und August eine jener in denselben Monaten des Jahres
                              									1841 aufgefangenen Menge Regens nahekommende Menge gefallen ist. Diese sind:
                           
                              
                                 1813,
                                 abgeeichtes
                                 Wasser
                                 40,3
                                 Centim.
                                 
                              
                                 1816,
                                 —
                                 —
                                 40,6
                                 —
                                 
                              
                                 1824,
                                 —
                                 —
                                 48,7
                                 —
                                 
                              
                           Nimmt man an, daß der häufige Regen den bedeutendsten Einfluß auf das mißliche
                              									Resultat des J. 1841 gehabt habe, und ich sehe wahrlich keinen andern Grund dafür,
                              									so ist auch anzunehmen, daß ein mittleres Jahr für die Cultur der Madia sativa in den östlichen Departements Frankreichs
                              									vortheilbringend sey.
                           Ich habe oben gesagt, daß das Madia-Oehl Eigenschaften besizt, welche ihm zu
                              									gewissen Anwendungen den Vorzug vor dem Rüböhl und Repsöhl erringen. Ich muß noch
                              									hinzufügen, daß Hr. Braconnot aus diesem Oehle eine der
                              									Olivenöhlseife ähnliche feste Seife bereitet hat; auch hatte ich Gelegenheit, die
                              									Beobachtung des berühmten Chemikers von Nancy bestätigen zu können.
                           Ferner habe ich mich auch mit Untersuchung der im Madia-Oehl enthaltenen
                              									Fettsäuren beschäftigt; ich erhielt aus demselben eine feste und eine flüssige
                              									Säure.
                           Die feste Säure ist wahrscheinlich Palminsäure; sie schmilzt genau bei 60° C.
                              									und enthält:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 74,2
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 12,0
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 13,8
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.
                                 
                              
                           Die bei gewöhnlicher Temperatur flüssige Säure wurde nach dem Gusserow'schen Verfahren dargestellt; ihre Eigenschaften erinnern an jene
                              									der von Chevreul entdekten Oleïnsäure; jedoch schien sie
                              									mir ziemlich troknend zu seyn. Ihre Zusammensezung ist nicht genau die der
                              									Oleïnsäure; sie enthält nach einigen Analysen:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 76,0
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 11,0
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 13,0
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.