| Titel: | Ueber das verbesserte Verfahren bei Anfertigung von Bleigefäßen; von dem königl. bayerischen Münzwardein Fr. X. Haindl. | 
| Fundstelle: | Band 84, Jahrgang 1842, Nr. LXXI., S. 355 | 
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                        LXXI.
                        Ueber das verbesserte Verfahren bei Anfertigung
                           								von Bleigefaͤßen; von dem koͤnigl. bayerischen Muͤnzwardein
                           									Fr. X.
                              								Haindl.
                        Aus dem Kunst- u. Gewerbeblatt des polyt. Vereins
                                 										fuͤr Bayern, 1842, 4. Heft
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VII.
                        Haindl, über Anfertigung von Bleigefäßen, insbesondere mittelst des
                           								Luftwasserstoffgas-Löthrohrs.
                        
                     
                        
                           Das Blei, obgleich es als eines der am längsten bekannten Metalle wegen seiner
                              									Wohlfeilheit und wegen der Leichtigkeit, mit welcher es in beliebige Formen gebracht
                              									werden kann, von jeher zu mannichfachen Zweken benuzt wurde, hat doch erst in
                              									neuerer Zeit durch die Fortschritte der Chemie und namentlich durch die Entstehung
                              									der chemischen Fabriken eine ausgedehntere Benuzung erfahren, und dadurch eine
                              									größere technische Wichtigkeit erlangt. Die Fabrication  eines der Hauptbedingnisse der
                              									gegenwärtigen Industrie, der englischen Schwefelsäure, bedurfte desselben zu den zu
                              									riesiger Größe herangewachsenen Bleikammern und zu den Abdampfpfannen; die
                              									Bitriol- und Alaunsiedereien, die Gold- und Silberscheidungsanstalten
                              									bedurften ihrer Siede- und Fällpfannen, Krystallisirständer und Bottiche von
                              									Blei, und auch in den Stearinfabriken wurden bleierne Gefäße mit großen Räumen
                              									nöthig. Es entstand dadurch das nothwendige Bedürfniß der Herstellung bleierner
                              									Gefäße von allen Formen und Dimensionen, und die zwekmäßigste, vollkommenste
                              									Anfertigung derselben wurde Aufgabe der Techniker.
                           So einfach die Lösung manchem auch scheinen möchte, so waren doch viele, mitunter
                              									kostspielige Erfahrungen dazu nöthig; es mußte mancher Versuch gemacht, manche
                              									Schwierigkeit überwunden werden, und es verging auch eine geraume Zahl von Jahren,
                              									bis man bei der Bleiarbeit alle die Vortheile fand, die gegenwärtig alle früheren
                              									Hindernisse und Schwierigkeiten mit Leichtigkeit überwinden lassen. Ein Beweis
                              									hievon möchte seyn, daß die Société d'Encouragement im
                              									Jahre 1835 dem Hrn. Voisin die goldene Medaille
                              									zuerkannte, weil es ihm gelungen war, Bleiplatten von solcher Größe zu gießen, daß
                              									man daraus durch Aufbiegen der Borde Kessel ohne Löthung verfertigen konnte.
                           Mit der Größe der anzufertigenden Gegenstände wuchs nämlich auch die Schwierigkeit
                              									der Herstellung derselben. Das Gießen größerer Bleigefäße aus Einem Stük ist nämlich
                              									ohne Einformen nicht möglich. In geschlossenen Formen mißlingt aber der Guß beinahe
                              									immer, weil die Flächen gewöhnlich blasig werden und die Kanten wegen der starken
                              									Zusammenziehung des Bleies aufreißen. Eben so wenig lassen sich Bleibleche von so
                              									großen Dimensionen herstellen, um daraus Gefäße, wie sie in Fabriken nothwendig
                              									sind, aus einem Stük machen zu können. — Es handelt sich daher bei dieser
                              									Arbeit nur darum, auf welche Weise man bei der Nothwendigkeit der Zusammensezung
                              									mehrerer Stüke zu einem Ganzen die Verbindung am dauerhaftesten und vollkommensten
                              									bewirken könne.
                           Es gibt zu diesem Zwek nach Verschiedenheit des Bedürfnisses dreierlei Wege,
                              									nämlich:
                           1) durch Zusammengießen mit reinem Blei;
                           2) durch Zusammenlöthen mit Hülfe eines Lothes;
                           3) durch Zusammenlöthen ohne Anwendung eines Lothes mittelst des von Richemont erfundenen
                              									Luftwasserstoff-Löthapparates.
                           Die Verbindung einzelner Theile mittelst des Gusses wird nur bei solchen Stüken
                              									angewendet, die eine Dike von ¼ Zoll und darüber  haben, bei dünneren bedient man
                              									sich der anderen zwei Verbindungsarten. Die zusammenzugießenden Stüke sind nun
                              									entweder gewalzte Bleche oder gegossene Platten; erstere kann man sich nur
                              									verschaffen, wo Walzwerke zu Gebote stehen; die gegossenen Platten kann man sich
                              									überall selbst anfertigen. Man verfährt dabei auf folgende Weise:
                           Das Blei, welches so heiß gemacht wird, daß hineingestektes Papier sich strohgelb
                              									färbt, wird auf eine ebene, ganz horizontal gestellte gußeiserne Platte, an welche
                              									Borde angeschraubt sind, ausgegossen; die Platte muß jedoch zuerst erwärmt werden,
                              									was am bequemsten dadurch geschieht, daß man heißes Blei darauf gießt, und es,
                              									nachdem es erstarrt ist, wieder wegnimmt. Es ist rathsam, das für eine Platte
                              									nöthige Blei auf einmal auszugießen, weil, wenn man aufgießt, leicht getrennte Lagen
                              									entstehen können, und die Platte dann keine zusammenhängende ganze Masse mehr
                              									bildet.
                           Das Verfahren beim Zusammengießen zweier Bleiplatten ist folgendes: Sollten die
                              									Platten in horizontaler Lage zusammengegossen werden, so stemmt man die zwei zu
                              									verbindenden Seiten schief aus; dann wird ein Wulst von Thon, der nur so feucht seyn
                              									darf, daß er nicht an den Fingern klebt, auf dem Boden, oder einer ebenen Unterlage
                              									ausgebreitet, darauf ein 1 Zoll breiter Leinwandstreifen und auf diesen die beiden
                              									Bleiplatten mit den scharfen Eken bis auf den Zwischenraum von ungefähr einer Linie
                              									zusammengelegt. Neben den beiden ausgestemmten schiefen Flächen werden oben
                              									ebenfalls Wulste von Thon aufgelegt, die glatten Flächen werden mit Kolophonium
                              									bestreut, und dann in die gebildete Vertiefung das Blei rothwarm eingegossen, und
                              									zwar so lange, bis keine Blasen mehr entstehen und alles Sprizen aufhört. Es ist
                              									hiebei noch zu bemerken, daß, je diker die Platten sind, desto heißer das Blei seyn
                              									soll. Die Unterlage von feuchtem Thon hat den Zwek, die untere Fläche der
                              									Bleiplatten abzukühlen, damit das aufgegossene heiße Blei die unteren Stellen nicht
                              									zu plözlich angreift, sondern die Ränder allmählich in Fluß bringen und sich mit
                              									ihnen verbinden kann. Der Leinwandstreifen schüzt das aufgegossene Blei vor der
                              									Feuchtigkeit des Thones, welche außerdem ein Hinausschleudern des Bleies bewirken
                              									würde.
                           Man gießt auf einmal höchstens eine Länge von 2 Fuß, und dämmt daher in dieser
                              									Entfernung mit Thon ein. Das Ende des Gusses wird ausgestemmt, gereinigt und an
                              									dasselbe wieder angegossen. Das Zeichen eines gelungenen Gusses ist, wenn die beiden
                              									scharfen Kanten, welche auf der Leinwand auflagen, gut zusammengeflossen sind, was
                              									man auf der Rükseite sehr gut wahrnehmen kann.
                           
                           Das Verfahren bei einem Ekgusse unterscheidet sich von dem so eben beschriebenen
                              									eines flachen Gusses nur dadurch, daß die eine Platte vertical und zwar so gestellt
                              									wird, daß die ausgestemmte schiefe Fläche mit jener der horizontal liegenden Platte
                              									einen Winkel bildet, in welchen wie beim horizontalen Gusse das Blei eingegossen
                              									wird. Der Leinwandstreifen mit dem Thonwulste werden unten in die Eke sorgfältig
                              									angedrükt, und die Verdämmung wird oben an der vertical stehenden Platte mittelst
                              									einer an die Seite angedrükten Holzleiste angebracht. Die Verbindung der
                              									zusammengegossenen Stüke wird so innig, als wenn sie aus Einem Stük gegossen wären,
                              									und Pfannen, welche auf diese Weise angefertigt werden, sind eben so dauerhaft als
                              										verlässig.Ich habe dieses Verfahren zuerst in der k. koͤnigl. chemischen Fabrik
                                    											in Nußdorf bei Wien kennen gelernt, und dasselbe bei allen groͤßeren
                                    											Gefaͤßen unserer Scheidungsanstalt mit dem besten Erfolge
                                    											angewendet.A. d. Verf.
                           Das Zusammenlöthen dünner Bleibleche mittelst eines Lothes, welches Verfahren bei der
                              									Herstellung der Bleikammern, beim Ueberziehen und Ausschlagen großer Gefäße mit Blei
                              									oder bei der Reparatur schadhaft gewordener Gefäße sehr ersprießliche Dienste
                              									leistet, litt bis auf die lezten Jahre an vielen Mängeln, und die Arbeiten, bei
                              									welchen dasselbe angewendet wurde, waren von geringer Haltbarkeit und Dauer. Es
                              									wurden nämlich die Bleche früher auf die Weise miteinander verbunden, daß man die
                              									Enden übereinander falzte und auf der Oberfläche des Falzes das Loth mittelst eines
                              									Kolbens auftrug. Dadurch wurden die gelötheten Stellen mit ihrer ganzen Fläche der
                              									sie umgebenden Flüssigkeit ausgesezt, und da das Loth (eine Legirung aus Blei und
                              									Zinn) von Säuren viel leichter angegriffen wird als das Blei, so geschah es, daß die
                              									Gefäße immer zuerst da schadhaft wurden und die Flüssigkeit durchließen, wo sie
                              									gelöthet waren.
                           Um diesem Mißstande zu begegnen, hat man bei dem Zusammenlöthen von Bleiblechen
                              									mittelst eines Lothes ein viel zwekmäßigeres Verfahren, nämlich das des
                              									Zusammenbügelns angenommen, welches seinen Namen von der Aehnlichkeit der Operation
                              									des Bügelns erhalten hat, und wobei auf folgende Weise verfahren wird.
                           Die Bleche werden an den Stellen, wo sie zusammengelöthet werden sollen, auf 1 Zoll
                              									breit glatt geschaben, mit Kolophonium bestreut und darauf das Loth so dünn als
                              									möglich entweder mittelst des Löthkolbens aufgetragen, oder auch aufgegossen. Diese
                              									mit Loth verbundenen Stellen werden dann aufeinander gelegt und mit einem heißen
                              									Eisen (in der Form der Schneiderbügeleisen) so lange auf  dieselben gedrükt, bis das Loth
                              									zwischen den beiden Blechen herausschmilzt; sobald man dieses bemerkt, fährt man mit
                              									dem Bügeleisen vorwärts, drükt aber hinter demselben die gelöthete Stelle mit einem
                              									Holze fest nieder, bis das Loth erstarrt ist. — Eine solche Löthung bewirkt
                              									eine sehr feste und dauerhafte Verbindung und hat entschiedene Vortheile vor der
                              									früheren Art zu löthen; sie ist viel wohlfeiler, weil viel weniger Loth dabei
                              									verbraucht wird, die Arbeit bei weitem schneller geht, und daher Material und
                              									Arbeitslohn erspart wird; der Hauptvorzug ist aber der, daß die gelötheten Stellen
                              									vom Blei bedekt sind, wodurch die freie Einwirkung der sauren Flüssigkeiten oder
                              									Dämpfe auf das Loth beseitigt ist.
                           Der vorstehenden Beschreibung des Verfahrens beim Löthen glaube ich noch einige Worte
                              									über das Loth beifügen zu müssen. Das Loth ist, wie schon gesagt, eine Legirung von
                              									Blei und Zinn. Je mehr das Loth Zinn enthält, desto leichtflüssiger ist es, desto
                              									leichter ist es aufzutragen, und desto bequemer ist damit zu löthen; je weniger es
                              									aber Zinn enthält, desto schwerflüssiger wird es, und desto schwieriger ist es zu
                              									behandeln; die Arbeiter heißen deßhalb das erstere mit viel Zinn ein gutes Loth, das
                              									leztere mit wenig Zinn ein schlechtes Loth. — Da nun das sogenannte gute Loth
                              									sowohl leichtflüssiger ist, als auch von Säuren mehr angegriffen wird, so ist
                              									dasselbe zu Bleiarbeiten, welche höheren Temperaturen oder der Einwirkung von Säuren
                              									ausgesezt sind, nicht tauglich, sondern es muß dazu schlechtes Loth, d. h. solches,
                              									das so wenig Zinn als möglich hält, genommen werden.
                           Man wendet aus diesem Grunde bei solchen Arbeiten nur ein Loch an, das aus 4,
                              									mindestens 3 Theilen Blei gegen 1 Th. Zinn besteht.
                           Die dritte Art endlich, einzelne Bleistüke mit einander zu verbinden, ist die durch
                              									Zusammenschmelzen ohne Anwendung eines Lothes, welches Desbassayn de Richemont in Paris erfunden und zuerst angewendet hat.
                              									Dieses Verfahren besteht einfach darin, daß eine Flamme von mit atmosphärischer Luft
                              									gemengtem Wasserstoffgase über die Ränder der aneinander gelegten Bleistüke geleitet
                              									wird, durch deren intensive Hize die Ränder in Fluß gebracht werden und
                              									zusammenfließen. Die Verbindung der Bleistüke geschieht dadurch so vollkommen und
                              									gleichförmig, daß man die Vereinigungsstellen weder mit dem Gesichte, noch durch
                              									chemische Analyse unterscheiden kann.
                           Der von dem Erfinder de Richemont zu demselben Verfahren
                              									construirte Apparat ist im polytechn. Journal (1840) Bd. LXXVII. S. 33 beschrieben.
                           
                           Der Apparat, welchen ich besize, ist von Hrn. Münzwardein Rößler in Frankfurt construirt, und hat sowohl in Bezug auf Einfachheit
                              									als auch auf Sicherheit mehrere wesentliche Vorzüge vor dem Richemont'schen, weßhalb ich die Zeichnung und Beschreibung dieses
                              									Apparates hier mittheile.
                           Beschreibung des Apparates.
                           Auf Taf. VII ist die Einrichtung des Apparates im
                              									Ganzen in Fig.
                                 										1 und 2, wie in seinen einzelnen Theilen in Fig. 3, 4, 5, 6 gezeigt.
                           a ist das hölzerne, den ganzen Apparat umgebende Gehäuse,
                              									welches auf der vorderen Seite mit einer Thüre versehen ist, durch welche man zu den
                              									einzelnen Theilen des Apparates gelangt; ebenso läßt sich zu demselben Zwek der
                              									obere Theil oder Dekel des Gehäuses öffnen; beide sind verschließbar.
                           b ist ein auf dem Boden des Gehäuses eingeschobener,
                              									vierekiger hölzerner Behälter, welcher auf das Dichteste mit 1—1½
                              									Linie starkem Blei ausgeschlagen ist, dessen Fugen gleichfalls mit Blei gelöthet
                              									sind. Auf der oberen Fläche dieses Behälters befindet sich ein Sicherheitsventil h, so wie eine vermittelst Platte und Schrauben
                              									verschließbare Oeffnung i zum Eintragen des Zinks und
                              									der verdünnten Schwefelsäure. Senkrecht unter jener Oeffnung ist in dem Innern des
                              									Behälters ein bleierner Becher c, dessen Boden etwa 1
                              									Zoll vom Boden des Behälters entfernt und dessen Seitenwand siebartig durchbohrt
                              									ist. Dieser Becher dient zum Aufnehmen des Zinks.
                           d ist ein zweiter, in den oberen Theil des Gehäuses
                              									eingeschobener, gleichfalls mit Blei ausgeschlagener Behälter, dessen obere Seite
                              									jedoch offen ist. Die Capacität desselben muß dem unteren gleich oder wo möglich
                              									noch größer seyn. Die beiden Behälter communiciren mittelst einer bleiernen Röhre
                              										c, welche bis auf 1 Zoll vom Boden des unteren
                              									reicht, mit einander. (Die Mündung desselben soll etwa ¼ Zoll tiefer liegen,
                              									als der Boden des Bechers vom Boden des Behälters entfernt ist.) Diese Röhre besizt
                              									einen Hahnen r, um die Communication der beiden Behälter
                              									aufheben zu können.
                           l ist ein bleiernes Gasentbindungsrohr, welches in ein an
                              									dem oberen Kasten angeschraubtes Sicherheitsgehäuse m
                              									einmündet, dessen innere Einrichtung aus Fig. 5 ersichtlich ist.
                              									Dieses Gehäuse ist nämlich bis zum Niveau m′ mit
                              									Wasser angefüllt und das Rohr l, mit einem
                              									trichterförmigen Hut bedekt, reicht über die
                              									Wasserfläche, so daß der Rand des Trichters unter dieselbe zu stehen kommt; die in
                              									dem Hute festgelöthete Mündung der Röhre l ist
                              									durchlöchert, um  das
                              									Gas entweichen zu lassen, welches somit durch das Wasser streichen muß. Die genannte
                              									Vorrichtung dient als Sicherheitsmittel, um das Zurükbrennen des Gases nach dem
                              									Gasbehälter b zu verhindern. n ist eine mit einem Hahn versehene Röhre, um die Sperrflüssigkeit
                              									ablassen zu können.
                           Die Verbindungsweise der Röhren l und e ist in Fig. 6 dargestellt und
                              									besteht in einem messingenen Conus, welcher, zur Bewirkung vollkommener Dichtigkeit,
                              									zwischen die Ränder der beiden messingenen Röhrenstüke e′, e′ gepreßt ist, in welche
                              									leztere die Bleiröhren eingelöthet sind.
                           Zwischen den beiden Behältern b und d befindet sich ein kleiner Blasebalg f von vierekiger Form, dessen Windrohr o ebenso wie das Glasrohr l
                              									nach Oben führt. Der Blasebalg wird mittelst eines Trittes k in Bewegung gesezt. Das blecherne Windrohr o
                              									und das aus dem Sicherheitsgehäuse fortgesezte Rohr l′ vereinigen sich bei p in einem
                              									besonderen Stük, welches in Fig. 3 und 4 deutlicher dargestellt
                              									wird. Dieses aus Messing gefertigte Stük ist nämlich von zwei Seiten winkelrecht
                              									durchbohrt, so daß beide Mündungen bei p′ einzeln
                              									wieder zum Vorschein kommen; die beiden Hähne q, q erlauben den Abschluß jedes der beiden Canäle. Auf die
                              									Mündung p′ schraubt sich luftdicht der Hut g′, ohne jedoch die beiden Oeffnungen zu
                              									verschließen. Die Fortsezung der nunmehr vereinigten Leitung geschieht mittelst
                              									eines Gummischlauchs von beliebiger Länge, an dessen Ende sich ein kleines Hähnchen
                              									mit eingestektem Brenner und sehr feiner Oeffnung zum Ausströmen des Gases befindet.
                              									Die Anfertigung der Gummischläuche ist am Schlusse unserer Beschreibung
                              									angefügt.
                           Der Apparat wird auf folgende Art gefüllt und in Thätigkeit gesezt: durch die
                              									Oeffnung i wird das in Stüken geschlagene Rohzink in den
                              									Becher eingetragen und der Behälter mit einer aus 1 Theil Schwefelsäure und 7 Th.
                              									Wasser bestehenden Mischung bis zur bemerkten Oeffnung angefüllt, wonach man diese
                              									luftdicht verschließt, was um so sicherer erreicht wird, wenn man zwischen den
                              									Verschluß einen dünnen Bleiring und eine zähe Wachsmasse drükt; lezteres verhütet
                              									zugleich, daß die Messingtheile nicht durch die Säure angegriffen werden. Sobald der
                              									Behälter geschlossen ist, beginnt die Gasentwikelung, wobei die durch das Gas
                              									verdrängte Flüssigkeit in dem Rohre e ansteigt und den
                              									oberen Behälter einnimmt, bis endlich im unteren Behälter das Niveau derselben bis
                              									zum Boden des Bechers herabgesunken ist. Das Gas entweicht durch das oben
                              									beschriebene Rohr l nach dem Vereinigungsstük p; die Flüssigkeit des unteren Behälters wird sich
                              									nunmehr so lange auf dem vorbemerkten  Standpunkt erhalten, als kein Gas entweicht; sobald dieß
                              									geschieht, so erreicht die Flüssigkeit wieder das Zink und das Gas ersezt sich von
                              									Neuem; von der Stärke der Säure hängt es ab, ob sich das Gas schnell wieder ersezt.
                              									Bei einer übermäßigen Spannung des Gases, welche möglicherweise das Bersten des
                              									Gasbehälters herbeiführen könnte, öffnet sich das Sicherheitsventil h, welches, dem erforderlichen Gegendruk entsprechend,
                              									belastet seyn muß. Ist der Apparat längere Zeit außer Gebrauch, so kann durch den
                              									Hahnen im Rohre e der Druk der Flüssigkeit auf das Gas
                              									aufgehoben werden.
                           Diese Erfindung ist nicht nur wegen ihrer entschiedenen Vortheile bei den
                              									Bleiarbeiten, sondern auch wegen der vielfachen Anwendung, welche dieselbe bei
                              									verschiedenen Gewerben finden kann, von großer Wichtigkeit, zu deren näheren
                              									Entwikelung ich noch nachstehendes aus einer in Frankreich über diese Sache
                              									erschienenen Broschüre Entnommene (Dingler's polytechn.
                              									Journal 1stes Juliusheft 1840) beifüge.
                           Die neue Methode Metalle zu vereinigen, ist frei von den Fehlern, die mit der bisher
                              									gebräuchlichen verbunden waren, und deren Ursachen hauptsächlich zu suchen
                              									waren:
                           1) in der Verschiedenheit der Expansion des Bleies und der
                              									Legirungen des Bleies mit Zinn — eine Verschiedenheit, die sich hauptsächlich
                              									bei sehr niedrigen und sehr hohen Temperaturen kund gab;
                           2) in der elektrochemischen Wirkung, welche unter gewissen
                              									Umständen durch die gegenseitige Berührung zweier verschiedenartiger Metalle
                              									eintreten mußte;
                           3) in der mächtigen Einwirkung gewisser chemischer Agentien,
                              									die auf Blei beinahe gar nicht wirken, auf die Legirungen aus Blei und Zinn;
                           4) in der großen Sprödigkeit dieser Legirungen, die namentlich
                              									in der Wärme oft schon bei dem leisesten Schlage oder Stoße springen;
                           5) in der großen Schwierigkeit, das Loth an der Oberfläche des
                              									Bleies festkleben zu machen, woraus folgt, daß, ohne daß der Arbeiter es merkt, das
                              									Loth dem Bleie oft nur schwach anhängt;
                           6) endlich in der Anwendung von Harz beim Löthen, wodurch
                              									Sprünge sehr oft für eine kurze Zeit verborgen werden.
                           Die Werkstätten der Bleiarbeiter und Spengler, welche bisher durch den Kohlendampf
                              									und die arsenikalischen Dünste, die sich aus dem unreinen, zur Löthung verwendeten
                              									Zinne entwikelten, so ungesund gemacht wurden, werden durch Annahme der neuen
                              									Methode  Vieles von
                              									ihren die Gesundheit der Arbeiter untergrabenden Einflüssen verlieren. Auch ist das
                              									neue Verfahren viel minder feuergefährlich als das alte, da man nur einen Hahn zu
                              									drehen braucht, um das Feuer erlöschen zu machen.
                           Das neue Verfahren verdient auch in ökonomischer Hinsicht den Vorzug; denn da man bei
                              									demselben der des Zinnes wegen kostspieligen Lothmasse nicht bedarf, so werden viele
                              									Gegenstände um ein Bedeutendes wohlfeiler geliefert werden können. Nicht minder wird
                              									auch eine große Ersparniß an Blei daraus erwachsen, daß
                              									man zur Vereinigung von längeren Bleistüken deren Ränder nicht mehr übereinander zu
                              									legen braucht, wie dieß bisher gewöhnlich zu geschehen Pflegte. Ferner wird man bei
                              									der Leichtigkeit, mit der man Blei von l/30 bis zu 1/10 Zoll Dike löthen oder
                              									repariren kann, in vielen Fällen so dünnes Blei anstatt eines dikeren anwenden
                              									können, woraus abermals eine Ersparniß in den Kosten hervorgehen muß. Ja vielleicht
                              									dürfte das Blei unter diesen Umständen zu vielen Zweken, zu denen man es bisher
                              									nicht benuzen konnte, tauglich werden.
                           In rein technischer Beziehung genommen sind die Bleiarbeiter und Spengler dem Hrn. de
                              										Richemont für seine Erfindung großen Dank schuldig.
                              									Sie sind nämlich dadurch in Stand gesezt, überall wo man mit der Löthrohrflamme
                              									zukann, auch innere Löthungen oder Verbindungen herzustellen; sie sind in Stand
                              									gesezt, gleich an Ort und Stelle jeden zu Verlust gegangenen oder beschädigten Theil
                              									einer Röhre, einer Vase oder einer Statue aus reinem Blei herzustellen; es ist ihnen
                              									möglich, nach einander jede beliebige Anzahl von Löthungen vorzunehmen, und in
                              									wenigen Minuten, ohne daß auch nur eine Spur davon zurükbleibt, in Bleiblechen,
                              									Bleiröhren und selbst in früheren, nach dem neuen Verfahren vorgenommenen Löthungen
                              									alle darin entstandenen Sprünge, Risse, Kerben etc. auszubessern; sie können, ohne
                              									die Gegenstände auch nur im Geringsten zu schwächen, die diken älteren Gefüge
                              									vermeiden und durch dünne ersezen; kurz, man kann nunmehr den Bleiarbeiten eine
                              									Vollkommenheit und Solidität geben, die bisher unerreichbar war, und bei der das
                              									Blei jezt zu den complicirtesten Arbeiten für den Civil- und
                              									Wasserbau-Ingenieur, so wie auch zu Ornamenten für den Architekten benuzt
                              									werden kann.
                           Nicht minder große Vortheile gewährt das neue Verfahren auch bei der Ausbesserung von
                              									verschiedenen Geräthen, namentlich solchen, die der Einwirkung der Hize ausgesezt
                              									sind. Die Löcher, welche in den bleiernen Gefäßen so häufig theils durch die
                              									Einwirkung eines zu lebhaften Feuers, theils in Folge der Niederschläge, die sich in
                              									ihnen bilden, entstehen, lassen sich der alten Methode gamäß, wenn  sie nicht gar zu groß sind, nur
                              									durch sogenannte Schweißungen mit reinem Blei ausbessern.
                           Diese Art der Reparatur ist aber nur in wenigen Fällen thunlich, und da, wo man sich
                              									ihrer nicht bedienen kann, bleibt nichts anderes übrig, als die Kessel auszunehmen,
                              									das Blei derselben auszuwechseln und sie wieder einzusezen: lauter Operationen, die
                              									nicht bloß bedeutende Unkosten veranlassen, sondern, was noch mehr ist, den Gang der
                              									Arbeiten für mehr oder minder lange Zeit stören. Es ist aber nichts leichter, als
                              									nach der neuen Methode sowohl an den Seitenwänden als an den Böden der Kessel und
                              									sonstigen Gefäße die entstandenen Löcher, welche Größe sie auch haben mögen, durch
                              									neue Bleiplatten zu verstopfen; ja man kann auf diese Weise sogar nach und nach und
                              									stükweise einen ganz neuen Kessel herstellen. Das Abbrechen solcher Apparate wird
                              									demnach jezt nur mehr dann nöthig werden, wenn sie gänzlich abgenuzt sind, und
                              									selbst in diesem Falle wird man immer noch das gewinnen, daß man beim Einschmelzen
                              									des alten Bleies ein ganz reines und nicht durch Lothmasse verunreinigtes Blei
                              									bekommt.
                           Die große Geschmeidigkeit des Bleies, welche in vielen Fällen eine der schäzbarsten
                              									Eigenschaften desselben ist, hat andererseits da, wo man Geräthe bedarf, die einen
                              									etwas größeren Widerstand zu leisten vermögen, auch ihre bedeutenden
                              									Unannehmlichkeiten, die man sich gleichwohl oft gefallen lassen muß, weil das Blei
                              									wegen seines Verhaltens gegen verschiedene chemische Agentien nicht durch andere
                              									Metalle ersezt werden kann. Wenn man nun diese Geräthe aus Eisen, Zink oder selbst
                              									aus Holz verfertiget, und dann von Außen oder von Innen oder an beiden Seiten mit
                              									Blei überkleidet, was nach der neuen Methode stets geschehen kann, wie complicirt
                              									deren Formen auch immer seyn mögen, so erhält man für die Zukunft Geräthe, die nicht
                              									nur jeden erforderlichen Widerstand gegen Gewalteinwirkungen zu leisten vermögen,
                              									sondern die den chemischen Agentien auch eben so gut widerstehen, als wenn sie ganz
                              									aus reinem Blei gearbeitet wären. Ohne im Detail auf die Operationen, bei welchen
                              									sich dieses Verfahren besonders ersprießlich zeigen dürfte, eingehen zu wollen,
                              									erwähnen wir beispielsweise nur die Erzeugung von Wasserstoff unter einem
                              									bedeutenden Druk, die Bereitung von gashaltigen Wassern, die Destillation oder
                              									Eindampfung von sauren oder alkalischen Flüssigkeiten unter einem geringeren Druk
                              									als dem atmosphärischen u. dergl. Eben so bedarf es kaum einer Erwähnung, daß die
                              									Trichter, Pumpen, Heber, Schaufeln, Spateln, Löffel, Mensuren, Schaumlöffel, Pfröpfe
                              									etc., deren man in chemischen Fabriken in so großer Anzahl bedarf, aus Holz oder
                              									Eisen gearbeitet  und
                              									mit Blei überzogen werden können. Es war bisher wegen der Einwirkung der sauren oder
                              									alkalischen Flüssigkeiten auf die mit Zinn gelötheten, aus Kupfer oder Blei
                              									gearbeiteten Schlangenröhren nicht möglich, in den Fabriken chemischer Producte die
                              									Abdampfung mittelst Röhren, die durch Dampf geheizt werden, einzuführen. Dieses
                              									Abdampfsystem, welches seit Jahren in mannichfachen Fällen erfolgreich benuzt wird,
                              									würde sich bei der Abdampfung der Auflösungen von Alaun, Vitriol, Ammoniaksalzen
                              									etc., welche gewöhnlich in bleiernen Kesseln vorgenommen wird, besonders
                              									vortheilhaft bewähren; denn da diese Kessel nicht in unmittelbare Berührung mit dem
                              									Feuer gebracht werden können, sondern stets durch eine zolldike Schichte Metall oder
                              									Mauerwerk von diesem geschieden seyn müssen, so ist die gewöhnliche Heizmethode hier
                              									nichts weniger als vortheilhaft. Abgesehen hievon wird aber die Leichtigkeit, womit
                              									sich Kessel oder andere Geräthe, die mit Dampf geheizt werden, auf jeder Höhe und in
                              									jeder Stellung unterbringen lassen, mit der man ihnen ohne Rüksicht auf den Ofen
                              									jede beliebige Form geben kann, und mit der durch einfaches Drehen eines Hahnes die
                              									Einwirkung der Wärme zu jeder Zeit unterbrochen und wieder erneuert werden kann,
                              									unter vielen Umständen und bei vielen chemischen Operationen unschäzbare Vortheile
                              									gewähren, besonders wenn man bedenkt, daß die Erfahrung täglich mehr lehrt, wie
                              									verschieden die chemischen Wirkungen bei verschiedenen Temperaturen sind. Mittelst
                              									der neuen Methode lassen sich nun alle diese in Aussicht stehenden Vortheile
                              									wirklich erzielen; denn man kann nach ihr aus reinem Blei Schlangenröhren von jeder
                              									Form, jeder Dike und jeden Dimensionen herstellen. Müßte für Flüssigkeiten von
                              									größerem spec. Gewichte, wie z. B. für Schwefelsäure, ein größerer als der
                              									gewöhnliche Druk gestattet werden, so könnte man auch eiserne oder kupferne Röhren,
                              									welche innen mit Blei ausgefüttert sind, anwenden, in welchem Falle dann deren
                              									Widerstand ungeheuer wäre. Was die Kessel selbst betrifft, so könnte man ihnen nur
                              									⅛ statt 2/8 und 4/8 Zoll Dike geben, ohne daß man zu besorgen hätte, daß
                              									durch die Einwirkung des Feuers Löcher in ihnen entstehen.
                           Das Luftwasserstoffgas-Löthrohr findet seine Anwendung übrigens nicht bloß bei
                              									der Löthung des Bleies durch sich selbst, sondern es kann auch benuzt werden, um
                              									Eisen, Kupfer und Zink mit den gewöhnlichen Legirungen oder mit reinem Blei zu
                              									löthen. Ferner kann es in den Händen der Juweliere, Gold- und Silberarbeiter,
                              									Plattirer, Platinarbeiter, Gürtler etc. die Stelle des gewöhnlichen Löthrohres und
                              									der Emaillirlampe vertreten. Wie sehr die Arbeit dadurch erleichtert wird, daß man
                              									bei der Anwendung des neuen Apparates  die zu bearbeitenden Gegenstände nicht in die Flamme zu
                              									bringen braucht, sondern diese auf die Gegenstände hinrichten kann, erhellt von
                              									selbst; so wie es kaum der Erinnerung bedarf, daß das neue Löthrohr wegen seiner
                              									viel größeren Kraft auf Gegenstände von viel größeren Dimensionen anwendbar ist, und
                              									daher selbst von Kupferschmieden, Zinngießern, Schlossern u. dergl. benuzt werden
                              									kann. Da man den Umfang, in welchem die zur Schmelzung des Metalls erforderliche
                              									Hize ihre Wirkung äußert, stets beliebig beschränken kann, so ist nicht zu
                              									befürchten, daß, während man eine Stelle schweißt oder löthet, eine andere
                              									benachbarte Stelle gleichfalls in Fluß geräth. Es kann keinem Zweifel unterliegen,
                              									daß man mit dem neuen Löthrohr eine große Menge sehr zarter Gegenstände anlöthen,
                              									und namentlich Reparaturen vornehmen kann, die bisher nicht möglich waren.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
