| Titel: | Verbesserungen in der Bereitung des Blutlaugensalzes, worauf sich Miles Berry, Patentagent im Chancery-Lane, Grafschaft Middlesex, am 21. Jan. 1840 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 84, Jahrgang 1842, Nr. LXXII., S. 365 | 
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                        LXXII.
                        Verbesserungen in der Bereitung des
                           								Blutlaugensalzes, worauf sich Miles Berry, Patentagent im Chancery-Lane, Grafschaft Middlesex,
                           								am 21. Jan. 1840 ein Patent ertheilen
                           								ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions. April
                              									1842, S. 219.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Berry's Bereitung des Blutlaugensalzes.
                        
                     
                        
                           Das Blutlaugensalz wurde bis jezt nur unter Verlust einer bedeutenden Menge
                              									Stikstoffs oder Cyans gewonnen; um diesen Verlust zu vermeiden, müssen die
                              									animalischen Substanzen anders behandelt, nämlich der Stikstoff, welcher sich bei
                              									der trokenen Destillation als kohlensaures Ammoniak oder in anderer Form entwikelt,
                              									aufgesammelt und in Verbindung mit Kohlenstoff, Eisen und Kalium gebracht werden;
                              									ferner muß der dem kohligen Rükstand anhängende Stikstoff noch nüzlich verwendet
                              									werden. Ich lasse daher die Destillationsproducte der thierischen Substanz durch ein
                              									Gemenge von Holzkohle, Eisen und Potasche in einer rothglühenden Eisenröhre
                              									streichen. Damit die ReactionDie Theorie derselben betreffend, verweisen wir auf Liebig's schaͤzbare Abhandlung uͤber
                                    											Blutlaugensalz-Bereitung im polytechn. Journal Bd. LXXXII. S.
                                       												346.A. d. R. hiebei gehörig vor sich geht,
                              									müssen die Bestandtheile des Gemenges gut zertheilt werden, was je nach den
                              									Umständen auf eine der folgenden Weisen geschieht.
                           1) Verfahren auf nassem Wege. Die Kohle wird in nußgroße
                              									Stüke zertheilt; das Kali oder die Kalisalze (kohlensaures  oder salpetersaures Kali)
                              									werden in Wasser aufgelöst, oder in Urin, wenn derselbe in großer Menge und wohlfeil
                              									zu haben ist. Das Eisen muß in einer Säure, Salpeter- oder Essigsäure, gelöst
                              									werden. Nach diesen einfachen Vorbereitungen wird die Kalilösung auf die Kohle
                              									geschüttet. Die Salzlauge wird sehr schnell absorbirt, worauf man die Eisenlösung
                              									aufgießt, die Mischung mit einer Spatel umrührt und das zur Auflösung verwendete
                              									Wasser abdampft, unter der Vorsicht jedoch, daß die Mischung nicht zum Glühen kommt.
                              									Nachdem sie troken ist, wird sie gepulvert und in Röhren von Gußeisen (s. unten)
                              									gebracht.
                           2) Verfahren auf troknem Wege. Hier geht die Zertheilung
                              									durch mechanische Mittel vor sich. Man bringt die Potasche, den Salpeter und die
                              									Kohle in ein Faß mit Eisenfeile und legt in dieses Faß Kanonenkugeln. Dasselbe wird
                              									nun um seine Achse gedreht, wo dann die Kugeln die Zerkleinerung und Mengung
                              									bewirken. Die Masse kommt dann aus dem Faß und wird sogleich in gußeiserne Röhren
                              									gebracht oder an einem troknen Plaze zum Gebrauch aufbewahrt. Das Verhältniß der
                              									Ingredienzien kann sehr verschieden genommen werden; doch will ich die
                              									zwekdienlichsten Vorschriften mittheilen. Beim troknen Verfahren nimmt man
                              									gewöhnliche Potasche 20 Theile, Salpeter 10 Th., Eisenfeile 20 Th., Kohks oder
                              									gewöhnliche Holzkohle 45 bis 55 Th., getroknetes Blut 50 Th.
                           Beim Verfahren auf nassem Wege nimmt man 30 Th. gewöhnliche Potasche, 10 Th.
                              									Salpeter, 15 Th. essigsaures oder salpetersaures Eisen, 45 bis 55 Th. Kohks oder
                              									Holzkohle, 50 Th. troknes Blut.
                           Welches Verfahren auch gewählt werde, so kommen die gemischten Ingredienzien in ganz
                              									troknem Zustande in eine Reihe von Röhren, welche miteinander in Verbindung stehen
                              									und sich in einem Ofen befinden, wie man sich dessen zur Bereitung des Leuchtgases
                              									bedient. Statt der horizontalen Stellung der Röhren, wobei das Einbringen und
                              									Herausbringen der Beschikung etwas schwieriger ist, können sie vertical gestellt
                              									werden; die Behandlung kommt aber dann etwas höher zu stehen, weil die trokene
                              									Mischung dann nicht vollkommen gepulvert werden darf, damit die Gase darin
                              									circuliren können, ohne daß der innere Druk gefährlich werden kann. Die thierische
                              									Substanz kommt in einer besonderen Abtheilung des Ofens in eine gußeiserne Retorte,
                              									welche mit den horizontalen oder verticalen Röhren in Verbindung steht. An dieser
                              									Retorte ist ein Sicherheitsventil angebracht, um jeden Unfall zu verhüten, welcher
                              									durch irgend eine Hemmung der Circulation der Gase durch die Röhren entstehen
                              									könnte. Die Erhizung des Ofens geschieht, wie folgt: es ist sehr  nothwendig, daß die die
                              									Mischung enthaltenden Röhren zur Rothglühhize gebracht werden, ehe Feuer unter der
                              									Retorte gemacht wird, damit, sobald die Operation beginnt, die Zersezung der Gase
                              									eintreten kann. Das durch die Zersezung entwikelte Gas ist beim Austreten aus den
                              									Röhren entzündlich und aus der Farbe der Flamme läßt sich auf den Fortgang des
                              									Processes hinreichend schließen. In der Regel ist die Farbe von derjenigen der
                              									erhizten Gußeisenröhren im Ofen sehr wenig verschieden. Wenn der brennende Gasstrahl
                              									kleiner und heller wird, während unter der Retorte noch ein starkes Feuer brennt,
                              									kann man die Operation als bald beendigt betrachten; die thierische Substanz in der
                              									Retorte ist nun in Stikstoffkohle verwandelt, welche wieder zur Fabrication von
                              									blausaurem Kali auf unten angegebene Weise angewandt wird. Die in den Röhren
                              									enthaltene Masse wird noch rothglühend zur plözlichen Ablöschung in Wasser
                              									geschüttet. Man rührt Alles wohl um, läßt absezen, gießt dann die Flüssigkeit ab und
                              									laugt so lange aus, bis der Rükstand erschöpft ist; die concentrirten Lösungen
                              									werden abgedampft und zum Krystallisiren hingestellt. Die unkrystallisirbare
                              									Flüssigkeit enthält kohlensaures Kali, welches man wieder benuzt; dasselbe geschieht
                              									mit dem Rükstand von Kohle und Eisen. Dieser ganze Rükstand wird für die folgende
                              									Operation aufgehoben, wo er dann der Thierkohle zugesezt wird, welche man bei der
                              									ersten Operation durch Brennen der thierischen Substanz erhielt. Außer dieser
                              									Thierkohle wird noch eine besondere Quantität frischer Kohle zugesezt und bei dem
                              									Gemenge möglichst dasselbe Verhältniß beibehalten. Nach einigen Operationen wird man
                              									die Thierkohle ihres Stikstoffs ganz beraubt finden; man thut nun einen Theil
                              									derselben bei Seite und sezt eine frische Quantität Thierkohle dafür hinzu. So
                              									fallen also bald die zuerst angewandten Kohks oder Holzkohlen ganz weg und die
                              									Operation wird nur mit zweierlei Thierkohle ausgeführt, deren eine ihres Stikstoffs
                              									beinahe gänzlich beraubt ist, die andere aber eine große Menge davon enthält.
                           A, B, C, D, Fig. 12 ist der
                              									horizontale Durchschnitt eines Ofens für vier elliptische Röhren von 5 bis 6 Fuß
                              									Länge. Der größte Durchmesser der Röhren kann zu 18 Zoll, der kleinere zu 10 Zoll
                              									angenommen werden. Der Ofen ist in dem Theile A, C, B gewölbt, damit er die
                              									Hize auf die Röhren w, w,
                              										w, w zurükwirft. Diese
                              									Röhren müssen nothwendig an der Brennpunktfläche E, F des Ellipsoids angebracht seyn. a, b, c, d bezeichnet den Rost des Ofens, welcher mit Steinkohle
                              									oder Kohks erhizt wird. 1, 1 ist der Topf oder die Retorte in den Figuren 13 und 15. Diese
                              									Retorte kommt in eine besondere Abtheilung, siehe Fig. 13.
                           
                           Fig. 13 ist
                              									der verticale Durchschnitt nach der Linie G H in Fig. 15. In
                              									dieser Figur sieht man die Retorte I und die Röhre w′. K, K′ ist eine Verbindungsröhre der Retorte mit den
                              									elliptischen Röhren; diese Röhre K, K′ sieht man in Fig. 14; sie tritt bei
                              										s in die Röhre w und bei
                              										s′ in die Röhre w″′. Im Durchschnitt Fig. 13 kann die Gestalt
                              									der Röhre K, K′
                              									besser ersehen werden; so auch die Hähne daran, u und
                              										u′ und der Theil s, s′, durch welchen sie mit den Röhren
                              										w und w″′
                              									in Verbindung steht. l, Fig. 13, bezeichnet ein
                              									Sicherheitsventil. s ist der Dekel auf dem Hafen oder
                              									der Retorte. L ist das Aschenloch und a, c die Thüre des Ofens.
                              										X, X′ ist ein
                              									offener überdachter Raum oder eine Art Schuppen in der Nähe des Ofens, unter welchem
                              									die Röhren ausgeleert und gefüllt werden. Die Pfeile bezeichnen die Richtung des
                              									Wärmestroms. Dieser geht durch die Zwischenräume zwischen den Röhren und steigt
                              									hinter ihnen in die Höhe durch die Oeffnung j in der
                              									Baksteinmauer. Leztere Oeffnung ist mit einer Klappe versehen, um sie nöthigenfalls
                              									verschließen zu können. Die Hize geht durch diese Oeffnung und streicht gegen die
                              									Seiten der Retorte hin, wenn die Klappe offen ist. Eine andere Klappe f, g muß ebenfalls geöffnet
                              									werden, um die Retorte der directen Wirkung des Feuers auszusezen. Der Rauch
                              									entweicht durch einen Seitencanal in einen Kamin N. Bei
                              									1 befindet sich eine kleine Klappe, welche verhindert, daß der Rauch unmittelbar
                              									durch die Oeffnung j in den Kamin geht. Es muß noch
                              									bemerkt werden, daß eine directe Verbindung zwischen dem Kamin und jener Abtheilung
                              									des Ofens vorhanden ist, welche die Röhren enthält, so daß die von v und v′ reflectirte
                              									Wärme erst dann an die Retorte hinzieht, wenn die Röhren w, w′, w″, w″′ hinlänglich erhizt
                              									sind.
                           In Fig. 14
                              									sieht man eine geneigte Fläche M, M′, welche auch in Fig. 13 dargestellt ist
                              									und die Verbindungsröhren, welche die vier Röhren und deren Gasbrenner z, z mit ihren Hähnen m, m verbinden, r, r, r′, r″, r″, r″′, r″′ sind Dekel, welche die Röhren
                              									verschließen; dieselben sind mit Löchern versehen, welche durch die Pfropfe e, e′, e″, e″′
                              									verschlossen werden. Die Röhren mögen nun vertical oder horizontal angebracht seyn,
                              									so ist es immer gut, wenn die Richtung des Gasstromes geändert werden kann; dieß
                              									geschieht sehr leicht, wenn man eine Stunde lang (bei zweistündiger Dauer der
                              									Operation) die Hähne u, m′ schließt und jene bei u′, m öffnet; dann geht das Gas durch u′ in den Arm K′ und tritt in
                              										w″′ ein, geht durch q nach w, durch p nach u und durch o und w und entweicht
                              									endlich durch den Brenner z. In der folgenden Stunde
                              									werden die Hähne u′, m geschlossen, die Hähne u, m′ dafür geöffnet und der Strom geht dann von u in K, w, w′, w″, w″′
                              									und entweicht durch  den
                              									Brenner z′, wo er angezündet werden kann. Das
                              									Wechseln der Richtung des Stromes überhebt zum Theil der Arbeit, die in den Röhren
                              									enthaltenen Substanzen mit der Spatel umzurühren; nichtsdestoweniger ist es nöthig,
                              									von Zeit zu Zeit einen eisernen Stab oder Schürhaken durch die Substanzen zu
                              									bewegen. Es sind aus diesem Grunde Oeffnungen angebracht, welche leicht geöffnet und
                              									verschlossen werden können.
                           Schließlich bemerke ich, daß der Apparat jedenfalls stark genug seyn muß, um die
                              									heftige Hize aushalten und einem inneren Druk von 1½ Atmosphären während der
                              									Operation widerstehen zu können.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
