| Titel: | Ueber die Prüfung des käuflichen Indigo's; von Heinrich Schlumberger. | 
| Fundstelle: | Band 84, Jahrgang 1842, Nr. LXXIII., S. 370 | 
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                        LXXIII.
                        Ueber die Pruͤfung des kaͤuflichen
                           								Indigo's; von Heinrich
                              									Schlumberger.
                        Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
                                 										Mulhausen, No. 73.
                        Schlumberger, über die Prüfung des käuflichen Indigo's.
                        
                     
                        
                           Die im Handel vorkommenden Indigosorten sind in ihrem Färbevermögen so verschieden,
                              									daß es sehr nöthig ist, sie auf ihren Farbstoffgehalt zu prüfen. Um so nöthiger ist
                              									dieß, als die Waarenmäkler und Commissionäre, welche sich mit der Classificirung und
                              									dem Verkauf der Indigos beschäftigen, nur unsichere und manchmal sehr trügerische
                              									Mittel besizen, um die verschiedenen Qualitäten zu unterscheiden, indem sie sie nach
                              									ihrem äußeren Ansehen, der Farbe, dem Anfühlen, dem Härte- und
                              									Dichtigkeitsgrad beurtheilen. — So bieten die Indigosorten rüksichtlich ihres
                              									wahren Werthes und Indigblaugehaltes Differenzen von 55 Proc. dar; nicht selten
                              									findet man Indigosorten, die um 65 Proc. ärmer an Farbstoffgehalt sind als andere,
                              									und Verschiedenheiten von 15 und 20 Proc. zwischen Indigos, welche von den Mäklern
                              									als von gleicher Güte classificirt wurden, kommen oft vor.
                           Diese große Verschiedenheit in der Menge des blauen Farbstoffs findet ebenso bei
                              									Indigos von gleicher wie von verschiedener Herkunft statt.
                           Für die Consumenten ist es daher von großer Wichtigkeit, den reellen Werth der
                              									Indigos genau bestimmen zu können, sowohl um den vortheilhaftesten Ankaufspreis
                              									einer so kostspieligen Substanz zu ermitteln, als der Genauigkeit und des Gelingens
                              									der Färbeoperationen wegen.
                           Ich wende seit zehn Jahren ein sehr einfaches Verfahren mit Vortheil an, wodurch ich
                              									den reellen Werth der Indigosorten sehr genau bestimme. Dieses Verfahren besteht
                              									darin, den Indigo in 
                              									rauchender (Nordhäuser) Schwefelsäure aufzulösen und die mit vielem Wasser verdünnte
                              									Auflösung dann mittelst Chlorkalks zu entfärben. Ungeachtet der verschiedenen
                              									fremdartigen Substanzen, die im käuflichen Indigo enthalten sind, wirkt der
                              									Chlorkalk bei der Entfärbung doch nur auf den blauen Farbstoff ein; denn mehrere
                              									andere analytische Mittel haben mir bewiesen, wie ich unten zeigen werde, daß die
                              									zur Entfärbung der Indigos nöthige Menge Chlorkalk genau mit deren Färbevermögen
                              									übereinstimmt.
                           Vor Allem bereite ich mir zu diesem Behuf eine gewisse Quantität reinen Indigo's,
                              									welcher mir dann bei allen Versuchen als Typus und Anhaltspunkt dient. Den Farbstoff
                              									des reinen Indigo's = 100 annehmend, drüke ich den Werth der probirten Indigosorten
                              									durch Zahlen aus, welche die Anzahl der darin enthaltenen Hunderttheile (Procente)
                              									Indigotins (reinen blauen Farbstoffs) angeben.
                           Da der reine Indigo ziemlich leicht darzustellen ist, ziehe ich es vor, ihn zu jeder
                              									Probe im Vergleiche mit den käuflichen Indigosorten anzuwenden, wodurch man der
                              									Gehaltsbestimmung der Chlorkalklösung überhoben ist und überdieß der Versuch noch
                              									genauer wird; die Ursachen, welche die Resultate modificiren können, sind demnach
                              									immer in denselben Umständen zu suchen, sowohl hinsichtlich des Normalindigo's als
                              									der zu untersuchenden Sorte.
                           Um reinen Indigo zu gewinnen, sammle ich den Schaum, welcher sich auf den Blauküpen,
                              									worin der Indigo durch Kalk und Eisenvitriol desoxydirt ist, beständig bildet.Diese Blaukuͤpen werden in der Regel mit 1 Theil in Wasser zerriebenem
                                    											Indigo, 3 Th. Kalk und 3 Th. Eisenvitriol auf 5000 bis 6000 Th. Wasser
                                    											angesezt. Dieser Schaum wird mit einem Ueberschuß (mit Wasser)
                              									verdünnter Salzsäure behandelt und der Rükstand dann gut ausgewaschen, bis alle
                              									löslichen Substanzen daraus entfernt sind; hierauf wird der erhaltene Indigo
                              									getroknet und in einem gut verkorkten Glase aufbewahrt, um die hygrometrischen
                              									Veränderungen zu verhüten.
                           Hat man keine Indigoküpen zu seiner Disposition, so bereitet man eine Mischung von 3
                              									Theilen gebranntem, aber vorher mit Wasser abgelöschtem Kalk, 3 Th. schwefelsaurem
                              									Eisenoxydul (Eisenvitriol), 1 Th. mit Wasser gut abgeriebenem Indigo und 50 Th.
                              									Wasser. Man rührt sie einige Stunden lang gut um und läßt sie dann absezen, um die
                              									Flüssigkeit klar abgießen zu können; leztere wird dann mit einem Besen stark
                              									umgerührt, um viel Luft mit ihr in Berührung zu bringen, bis aller Indigo oxydirt
                              									und niedergeschlagen 
                              									ist. Der auf diese Art erhaltene Bodensaz wird zulezt mit Salzsäure behandelt,
                              									gerade so wie der Schaum der Blauküpen.
                           Um eine Indigosorte zu probiren, wiegt man 1 Gramm des fein gepulverten und
                              									zerriebenen Musters auf einer sehr empfindlichen Waage ab und bringt denselben in
                              									ein Porzellanschälchen von beiläufig 8 Centimeter (3 Zoll) im Durchmesser. Nachdem
                              									alle Indigoproben abgewogen sind, werden in jedes Schälchen mittelst eines für diese
                              									Quantität abgeeichten Saugröhrchens 12 Gramme rauchende Schwefelsäure gegossen. Der
                              									Indigo wird mit der Säure mittelst eines porzellanenen Pistills gut gemischt und
                              									abgerieben, damit alle festen Theilchen mit der Flüssigkeit gehörig in Berührung
                              									kommen. Man stellt dann die Schälchen vier Stunden lang auf einen auf 50 bis
                              									60° C. (40–48° R.) erwärmten Ofen, oder, was noch besser ist,
                              									man läßt sie 12 Stunden lang bedekt in einem auf 20 bis 25° C. (16 bis
                              									20° R.) erwärmten Raum.
                           Unterdessen richtet man so viel Cylindergläser her, als schwefelsaure Lösungen
                              									vorhanden sind, wovon jedes über einen Liter destillirtes Wasser faßt, und sezt dann
                              									jeder Indigolösung ihr gleiches Volumen Wasser aus einem Literglase hinzu. Die
                              									Flüssigkeit erhizt sich; man zerreibt abermals mit dem Porzellanpistill, worauf man
                              									nach und nach noch so viel Wasser zusezt, bis die Schale angefüllt ist; dann
                              									schüttet man das Ganze in das Cylindergefäß, wascht die Schale mit Wasser von
                              									demselben Liter aus und entleert den Liter vollends in das Cylinderglas. Man
                              									bereitet nun eine Chlorkalklösung von ungefähr 1° Baumé und Versieht sich mit
                              									einem auf 3 oder 4 Milliliter graduirten Saugröhrchen.
                           Man mißt dann in einer, wie der Descroizilles'sche
                              									Alkalimeter 100theilig graduirten Röhre die vorher wohl aufgerührte blaue
                              									Flüssigkeit von schwefelsaurem Indigo ab und gießt dann einen Theil davon in eine
                              									Schale aus, worin man ihn auf einmal unter Umrühren mit der in dem Saugröhrchen
                              									enthaltenen Portion Chlorkalk vermischt.
                           Geht die Farbe der Flüssigkeit sogleich in Gelb über, so beweist dieß, daß ein
                              									Ueberschuß von Chlorkalk vorhanden ist; in diesem Fall sezt man noch so lange
                              									Indigolösung hinzu, bis eine grünliche Färbung eintritt.
                           Nachdem dieser Punkt erreicht ist, sieht man, wie viel Theile (Grade) schwefelsauren
                              									Indigo man gebraucht hat und wiederholt dann den Versuch, bis man mit einer Mischung
                              									von Chlorkalk und Indigolösung auf einmal den genauen Grad oder vielmehr die
                              									vollkommene Entfärbung dieser lezteren erreicht hat, bei der kein Ueberschuß weder
                              									von Chlorkalk noch von Indigolösung mehr vorhanden ist, wo sodann die Flüssigkeit
                              									eine schwach olivengrüne Farbe hat.
                           
                           Behält beim ersten Zusammenmischen die Flüssigkeit eine bläuliche Farbe, was ein
                              									Zeichen von Indigo-Ueberschuß ist, so wird die Operation in der Art
                              									wiederholt, daß man in die Schale eine kleinere Quantität Indigolösung schüttet, um
                              									durch eine einzige Mischung die olivengrüne Färbung zu erreichen.
                           Man verfährt auf gleiche Weise mit der Lösung des reinen Indigo's und den Lösungen
                              									der andern Indigoproben, und sezt dann folgende Proportion an, um den wirklichen
                              									Grad des probirten Indigo's zu erfahren.
                           Der Farbstoffgehalt des Indigo's verhält sich umgekehrt wie die zum Entfärben
                              									verbrauchte Menge blauer Lösung, so daß, wenn P die Zahl
                              									der verbrauchten Grade von der Lösung des reinen Indigo's und C die Zahl der verbrauchten Grade von der Lösung des käuflichen Indigo's
                              									bezeichnet,
                           man erhält 100 × P/C =
                              										x = der Anzahl der wirklichen Grade des probirten
                              									Indigo's, welche die in 100 Theilen desselben enthaltene Menge Farbstoff
                              									ausdrükt.
                           Wenn man also findet, daß der reine Indigo z. B. 54 Theile seiner schwefelsauren
                              									Lösung bedarf, um vom Chlorkalk entfärbt zu werden, eine der probirten Indigosorten
                              									aber 64 Th. ihrer Lösung, so erhält man 100 × 54/64 = 84,5,
                           d. h. 100Th. dieses käuflichen Indigo's enthalten 84,5 reinen
                              									Indigo.
                           Dividirt man den Einkaufspreis des Indigo's mit dem Grade seiner Reinheit, so erhält
                              									man den Preis eines Grades Indigotin; so läßt sich also das Verhältniß der
                              									verschiedenen probirten Indigosorten in Hinsicht auf ihren Preis und den Grad ihrer
                              									Reinheit genau herstellen.
                           Kostet demnach ein Indigo von 73 Graden 28 Fr. per
                              									Kilogr., so erhält man 28/73 = Fr. 0,38 Cent. für einen Grad Indigotin, während man
                              									von einer anderen Sorte Indigo von 85 Graden, die 23 Fr. per Kilogr. kostet, 23/85 = Fr. 0,27 Cent. für einen Grad Indigotin
                              									erhält, was im Preis einen Unterschied von 30 Proc. zu Gunsten des lezteren Indigos
                              									ausmacht.
                           Der Genauigkeit der Resultate wegen müssen alle zu probirenden Indigomuster sich in
                              									demselben hygrometrischen Zustande befinden, wie die Portion, deren Grad man
                              									bestimmen will. Alle Muster sollen daher in Glasfläschchen verschlossen werden,
                              									sobald sie aus den Kisten kommen, damit sie weder Feuchtigkeit anziehen noch
                              									austroknen können, ehe sie gewogen werden.
                           Enthält eine Kiste Indigo von etwas verschiedenen Nüancen, so  sucht man Stüke davon aus, von
                              									welchen man Theile abtrennt und miteinander pulverisirt, um beim Versuche ein
                              									mittleres Resultat zu erhalten. Sollte aber der Unterschied in der Farbe bei den
                              									Indigostüken einer Kiste bedeutend seyn, so ist es besser, die verschiedenen Sorten
                              									abgesondert zu prüfen.
                           Bisher wandte ich zu allen meinen Versuchen nur 12 Th. rauchende Schwefelsäure zum
                              									Auflösen 1 Theils Indigo an. Vielleicht wäre es besser, noch mehr Säure, z. B. 15
                              									Theile zu nehmen, um die Bildung der Schwefelpurpursäure oder des Phönicins gänzlich
                              									und unter allen Umständen zu verhindern und allen Farbstoff in
                              									Indigotinschwefelsäure umzuwandeln.
                           Das vollkommene Zerreiben des Indigo's mit der Schwefelsäure ist für die Operation
                              									von sehr großer Wichtigkeit. Den schwefelsauren Indigo verdünne ich mit ziemlich
                              									viel Wasser, so wie auch die Chlorkalklösung. Der Versuch ist dann nicht so vielen
                              									Irrthümern unterworfen, als mit concentrirtern Lösungen. Ueberdieß kann man, wenn
                              									die blaue Flüssigkeit sehr schwach ist, den Grad der Färbung, wobei man mit der
                              									Operation einhalten muß, leichter erkennen.
                           Unreines oder kalkhaltiges Wasser soll bei den Versuchen nicht angewandt, sondern nur
                              									destillirtes oder Regenwasser zum Verdünnen der blauen Lösung genommen werden.
                           Der genaue Grad der Entfärbung oder der Punkt, wo man mit der Operation einhalten
                              									muß, ist um so leichter zu erkennen, je reiner der Indigo und je vollständiger er
                              									aufgelöst ist. So kann beim gereinigten Indigo die mit Chlorkalklösung versezte
                              									Flüssigkeit gelb werden, während man nur noch einen einzigen Grad der Indigolösung
                              									hinzuzusezen braucht, um eine blaue Färbung als Zeichen von Indigo-Ueberschuß
                              									zu erhalten; hienach wäre die Empfindlichkeit des Prüfungsmittels auf etwa ½
                              									Grad oder ½ Proc. gebracht. Bei einigen schlechten Indigosorten aber ist der
                              									gehörige Punkt zum Aufhören mit der Operation der Entfärbung schwerer zu treffen,
                              									weil in diesem Falle die entfärbte Flüssigkeit manchmal eine olivengrüne Färbung
                              									annimmt; man muß dann 2 bis 3 Grade Indigo hinzusezen, um von der gelben zur blauen
                              									Färbung zu gelangen.
                           Ich zog die Festsezung einer bestimmten Quantität Chlorkalks und das Wechseln mit der
                              									Lösung des schwefelsauren Indigo's dem Umgekehrten, nämlich der Festsezung der
                              									leztern und dem Wechseln mit der bleichenden Flüssigkeit aus dem Grunde vor, weil
                              									die Indigo-Flüssigkeit mit vielem Wasser verdünnt werden kann und
                              									empfindlichere Grade für die Messung darbietet.
                           Hr. Chevreul hatte in seinen Leçons
                                 										de chimie appliquée à la teinture, Bd. II.
                              									schon mehrere Methoden vorgeschlagen, um  die Indigosorten zu prüfen. Eine bestand im Auflösen des
                              									Indigo's in Schwefelsäure und Entfärben der blauen Lösung mittelst Chlorkalks; aber
                              									Hr. Chevreul hatte geschlossen, daß dieses wenn gleich
                              									schnell von Statten gehende Verfahren keine absoluten Resultate gebe und daß, um
                              									sich über den Werth der Indigos mit Gewißheit auszusprechen, man einen Versuch durch
                              									einen andern controliren müsse.
                           Ich mußte sonach, ehe ich das so eben beschriebene Verfahren, den Indigo zu prüfen,
                              									annahm, mich von der Genauigkeit desselben auf verschiedenen Wegen zu überzeugen
                              									suchen, erhielt aber, gegen meine Erwartung, die günstigsten Resultate. Ich
                              									bereitete zu diesem Behufe blaue Küpen von gereinigtem, 100gradigem Indigo, von
                              									Java-Indigo von 84,3 Graden nach der Chlorkalkprobe, und endlich von
                              									Carakas-Indigo von 56 Graden. Einen Gramm von jedem dieser Indigos
                              									desoxydirte und löste ich auf in 3 Grammen Eisenvitriol, 3 Grammen gebrannten Kalk
                              									und 1000 Grammen Wasser. Beim Ausfärben kleiner Stükchen Baumwollenzeugs in diesen
                              									Küpen erhielt ich Farben von sehr großer Verschiedenheit in ihrer Intensität, welche
                              									mit den bei der Chlorkalkprobe erhaltenen Graden im Verhältniß zu stehen schien;
                              									eben so erhielt ich beim Färben Farben, welche in der Intensität auf das Genaueste
                              									übereinstimmten, wenn ich diese Blauküpen mit mehr oder weniger Wasser in dem
                              									Verhältniß ihrer mittelst der Chlorkalkprobe gefundenen Grade der Reinheit oder
                              									ihres Färbevermögens verdünnte. Die Küpe vom gereinigten Indigo enthielt auf diese
                              									Weise 1756 Gramme Wasser, die vom Java-Indigo 1506 Gramme, und die vom
                              									Carakas-Indigo war bei 1000 Grammen Wasser belassen worden, wodurch für die
                              									Quantität des Wassers dasselbe Verhältniß hergestellt wurde, wie das der
                              									Reinheitsgrade der Indigos, nämlich 100 : 84,3 : 56. Jede dieser Küpen enthielt
                              									sonach 17,56 Gramme Wasser auf jeden Grad Indigotin.Um in diesen Kuͤpen allen Indigo gut zu desoxydiren, ruͤhrte
                                    											ich vorerst das Gemenge von Indigo, Eisenvitriol und Kalk mit
                                    											ungefaͤhr 30 Grammen lauwarmem Wasser an, ließ das Ganze 24 Stunden
                                    											lang maceriren und ruͤhrte oͤfters um; hierauf wurde dieser
                                    											desoxydirte Indigo zum uͤbrigen Wasser geschuͤttet; man ließ
                                    											nun das Ganze noch 24 Stunden lang stehen, um sodann die Stuͤkchen
                                    											Baumwollenzeug eine Minute lang darin auszufaͤrben. Die Kuͤpe
                                    											wurde zuerst wohl aufgeruͤhrt, um allen Bodensaz waͤhrend des
                                    											Eintauchens des Zeugs in Suspension zu erhalten. Nach dem Herausnehmen aus
                                    											der Kuͤpe ließ man den Zeug in Beruͤhrung mit der Luft, um den
                                    											Indigo zu oxydiren, wusch und passirte ihn durch mit Schwefelsaͤure
                                    											angesäuertes Wasser, wusch ihn neuerdings aus und troknete ihn. Die
                                    											gefaͤrbten Muster zeigten beim leztern Versuche nicht nur gar keinen
                                    											Unterschied in der Intensitaͤt der Farben, sondern es war auch kein
                                    											Unterschied in der Lebhaftigkeit der blauen Farbe zu erkennen, von welcher
                                    											der brei sehr verschiedenen Indigosorten sie auch erzeugt
                                    									war.
                           Beim Desoxydiren und Auflösen von einerseits 5 Grammen Java-Indigo von 84,3
                              									Graden der Reinheit, und andererseits  5 Grammen Carakas-Indigo von 56 Graden, mittelst
                              									reiner Aezkalilauge, Eisenvitriol und Wasser, dann Wiederoxydiren und Fällen der
                              									hellen Flüssigkeiten mittelst eines Luftstroms, Behandeln der Niederschläge mit
                              									verdünnter Salzsäure, endlich Waschen mit Wasser und Troknen — erhielt ich
                              									aus dem Java-Indigo 3,50 Gramme und aus dem Carakas-Indigo 2,23 Gramme
                              									Indigotin. Obgleich die eisenhaltigen Rükstände mit durch Aezkali alkalisirtem
                              									Wasser wohl ausgewaschen worden waren, enthielten sie doch noch ziemlich viel
                              									Indigo. Mit Salzsäure behandelt, gaben diese Rükstände den größten Theil ihres
                              									Eisenoxyds ab und es blieben dann indigohaltige Bodensäze zurük, welche ich mittelst
                              									Aezkali und Eisenvitriol neuerdings desoxydirte. Das aus diesen neuen Lösungen
                              									gefällte und auf oben bei der ersten Fällung beschriebene Weise behandelte Indigotin
                              									betrug vom Java-Indigo 0,44 Gramme und vom Carakas-Indigo 0,36 Gramme.
                              									Die eisenhaltigen Rükstände dieser zweiten Desoxydation enthielten noch etwas
                              									Indigotin, welches aber nicht mehr berüksichtigt wurde.
                           In beiden Operationen zusammengenommen erhielt ich aus dem Java-Indigo 3,94
                              									Gramme Indigotin, was 78,6 Theilen Indigotin auf 100 Theile Indigo entspricht. Zieht
                              									man den mit dem lezten Eisenrükstand in Verbindung gebliebenen blauen Farbstoff noch
                              									in Rechnung, so wird man sich den 84,3 Graden der Reinheit, welche durch die
                              									Chlorkalkprobe gefunden wurden, sehr nähern.
                           Ein ähnliches Resultat erhielt ich mit den 5 Grammen Carakas-Indigo von
                              									56°, welche durch die beiden Desoxydationen 2,59 Gr. Indigotin lieferten, was
                              									51,8 Theilen Indigotin auf 100 Theile Indigo entspricht. Auch diese Zahl nähert sich
                              									ziemlich der mittelst Chlorkalk gefundenen, besonders wenn man das im Eisenrükstand
                              									der zweiten Operation zurükgebliebene Indigotin in Rechnung zieht.
                           Endlich stellte ich noch einen Versuch an, welcher den schlagendsten und positivsten
                              									Beweis für die Genauigkeit meiner Probirmethode lieferte. Ich nahm nämlich 5 Gramme
                              									Java-Indigo von 84,3° nach der Chlorkalkprobe. Fein zerrieben wurde er
                              									mit siedendem Wasser bis zur Erschöpfung von allen in dieser Flüssigkeit löslichen
                              									Substanzen behandelt. Der unlösliche Rükstand wurde dann zu wiederholtenmalen mit
                              									siedendem Alkohol behandelt, welcher zuerst eine dunkelpurpurrothe Farbe annahm; bei
                              									der lezten Behandlung mit Alkohol löste dieser nichts mehr auf und blieb ungefärbt.
                              									Der in Alkohol unlösliche Rükstand, mit verdünnter Salzsäure behandelt und dann
                              									einer zweiten Behandlung mit kochendem Alkohol unterworfen und getroknet, gab mir
                              									4,31 Gramme Indigotin, was 86,2 Theilen reinen Farbstoffs oder Indigotins auf 100
                              									Theile Indigo entspricht.  Diese Zahl nähert sich sehr den 84,3 Graden, welche ich anfangs durch die
                              									Chlorkalkprobe gefunden hatte.
                           Diese verschiedenen Versuche können über die Genauigkeit, womit die Chlorkalkprobe
                              									den Grad der Reinheit der Indigosorten oder die Menge des in 100 Theilen Indigo
                              									enthaltenen reinen Farbstoffs angibt, nicht den mindesten Zweifel übrig lassen.
                           Um die Wichtigkeit des Probirens der im Handel vorkommenden Indigosorten noch besser
                              									zu beweisen, theile ich in folgender Tabelle die Resultate mit, welche mir
                              									verschiedene Indigosorten in neuester Zeit lieferten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 084, S. 376
                              Benennung der
                                    											Indigosorten; preis eines Kilogramms zu Muͤlhausen im Mai 1841.;
                                 										Guͤtegrad oder Menged. in 100 Thln. enthalt. Indigotins.; Preis eins
                                 										Grades Indigotin.; Java-Indigo, schoͤn violett; sein violett; sein
                                 										violett; superfein violett; superfein violett; purpur; superfein violett;
                                 										schoͤn violett; purpur; superfein purpur; superfein violett; superfein
                                 										purpur; schoͤn blau; violettblau; violettartig blau; dunkel violettblau;
                                 										matt violettblau; schmarzblau; schoͤn blau; fein purpurviolett;
                                 										schwarzblau; aus einer und derselben nicht sortirten Kiste; aus einer und
                                 										derselben Kiste; Bengalischer Indigo, fein violett; fein violett; fein violett;
                                 										superfein violett; fein violett; fein violett; superfein violett; superfein
                                 										violett; fein violett; superfein purpur; fein rothviolett; schwach gefeuert
                                 										(sehr hart); violett; fein purpurviolett; Carakas-Indigo
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 084, S. 377
                              Benennung der
                                    											Indigosorten.; Preis eines Kilogramms zu Muͤlhausen im Mai
                                 										1841.; Guͤtergrad oͤder Menged. in 100 Thln. enthalt. Indigotins.;
                                 										Preis eines Grades Indigotin. Carakas-Indigo; Guatimala-Indigo,
                                 										Flora; Kurpah-Indigo; blau violettartig blau; aus einer und derselben
                                 										Kiste; violettartig blau; dunkelblau; deßgl.; violettblau; dunkelviolettblau;
                                 										deßgl.; Madras-Indigo; Manilla-Indigo, blau; dunkelblau; aus einer
                                 										und derselben Kiste; ordinaͤrablau sehr dunkelblau; deßgl.;
                                 										Bombay-Indigo, hellblau; mattblau; flekig, sehr schmuzig schwarzbraun;
                                 										deßgl.; philippinen-Indigo; Indigo von Polygonum
                                    											tinctorium
                              
                                 
                                 Diese aus Polygonum tinctorium bereiteten Indigos
                                    											wurden der Société industrielle von Hrn. Spoerlin in Wien zugesandt.
                                 
                              
                           Wenn wir in dieser Tabelle die Preise der Indigos mit dem Grade ihrer Reinheit
                              									vergleichen, so finden wir außerordentliche Abweichungen. So kommt bei einer Sorte
                              									der Grad Indigotin auf 44 Centimes im Kilogramm zu stehen, während er sich bei einer
                              									andern Sorte von gleichem Grad nur auf 20 Centimes stellt, was einen Unterschied von
                              									beiläufig 55 Procent zu Gunsten dieser leztern Sorte ausmacht, welche als
                              									gleichergiebig an Farbstoff zu betrachten ist. Wir sehen daher, daß manchmal Indigos
                              									von verschiedenen Nuancen gar keinen oder nur einen sehr unbedeutenden Unterschied
                              									im Färbevermögen darbieten, während wieder andere, in ihren Nuancen gleiche Indigos
                              									bei der Probe sich als sehr verschieden erweisen.
                           Untersucht man diese Probentabelle weiter, so findet man, daß man bis jezt noch gar
                              									keinen Unterschied zwischen dem Färbevermögen der Java-Indigos und der
                              									bengalischen Indigos aufstellen kann,  indem man im Handel aus beiden Quellen bessere und
                              									schlechtere Sorten, so wie auch zu mehr oder minder billigen Preisen erhält.
                           Die Carakas- und Kurpah-Indigos sind in der Regel etwas minder reich an
                              									Farbstoff, als die aus Java und Bengalen; ihr niedrigerer Preis macht sie aber oft
                              									vortheilhafter als leztere.
                           Auch sieht man, daß die besten und theuersten Indigos aus Java und Bengalen für den
                              									Consumenten in der Regel weniger vortheilhaft sind als die geringern Sorten; daß
                              									aber das Gegentheil bei den Carakas- und Kurpah-Indigos der Fall ist,
                              									deren bessere oder theurere Sorten größern Vortheil gewähren als die geringern.
                           Die Indigos von Guatimala Flora, von Madras, den Philippinen, Manilla, Bombay, welche
                              									ich probirte, sind in Bezug auf ihren Preis viel geringer und weniger vortheilhaft,
                              									als die von Java, Bengalen, Carakas und Kurpah.
                           Schwefelsäure entwikelt bei den Manilla-Indigos Kohlensäure, weil sie
                              									kohlensauren Kalk enthalten.
                           Es ist häusig der Fall, daß die in den Handel kommenden Java-Indigos nicht
                              									sortirt sind, und daß eine und dieselbe Kiste, wie wir in obiger Tabelle sehen,
                              									Indigosorten enthält, welche um 28 Proc. von einander differiren; derselbe
                              									Uebelstand findet sich manchmal, jedoch in geringerm Grade, bei Indigos von Carakas,
                              									Kurpah und andern Quellen. Die Consumenten sollten einen solchen Mißbrauch
                              									abzustellen suchen und die Annahme aller nicht sortirten Indigos verweigern, weil
                              									sie sowohl hinsichtlich der Kosten, als des Erfolgs beim Färben ihnen sehr
                              									nachtheilig werden können.
                           Es gibt jedoch auch Fälle, wo derjenigen Indigosorte, welche hinsichtlich des
                              									Färbevermögens und des Preises den größten Vortheil darbietet, nicht unbedingt der
                              									Vorzug eingeräumt werden darf, indem man bei einigen Fabricationszweigen oder
                              									Anwendungen dieses Farbstoffs mit einer gewissen Sorte Indigo bessere Resultate
                              									erhält.
                           Die Indigos, welche wir aus verschiedenen Quellen beziehen, werden in der Regel auf
                              									sehr verschiedene Weise bereitet; daraus folgt, daß die den blauen Farbstoff
                              									verunreinigenden Stoffe ihrer Beschaffenheit und Menge nach sehr verschieden seyn
                              									können. Diese fremdartigen Stoffe können daher einen mannichfaltigen Einfluß auf die
                              									in Verbindung mit dem Indigo in den Färbereien anzuwendenden Substanzen üben, indem
                              									sie z. B. die Desoxydation des blauen Farbstoffs schneller oder langsamer bewirken
                              									helfen oder zur mehr oder minder leichten Auflösung desselben beitragen.