| Titel: | Ueber Blizableiter. Von R. Dennis Chantrell. | 
| Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. XXXVII., S. 179 | 
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                        XXXVII.
                        Ueber Blizableiter. Von R. Dennis
                              Chantrell.
                        Aus dem Civil Engineer and Architects' Journal. Sept.
                              1842, S. 321.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Chantrell, über Blizableiter.
                        
                     
                        
                           Da ich mehrere Blizableiter nach John Murray's Princip
                              errichtet habe, so dürfte eine Beschreibung derselben nicht ohne Interesse seyn.
                           Der Blizableiter endigt sich in eine kupferne und vergoldete Spize Fig. 33, 2 Fuß lang und
                              an der diksten Stelle 1 1/2 Zoll im Durchmesser, welche in eine kupferne Röhre von
                              3/4 Zoll Kaliber eingeschraubt ist. Leztere ist nach Murray's Bestimmung an der Vereinigungsstelle mit der Spize durchlöchert,
                              um das elektrische Fluidum auf die äußeren und inneren Flächen einwirken zu lassen,
                              und muß in möglichst gerader Linie bis zum Fundament des Gebäudes fortgesezt werden,
                              wo sie sich in einem mit Wasser gefüllten Trog endigt.
                           Den ersten Blizableiter errichtete ich auf der Kirche zu Kirkstal bei Leeds, deren
                              Thurmspize am 29. April 1833 von einem Blizstrahl getroffen und zum Theil
                              zertrümmert worden war. Bei Renovirung des Thurms wurde ein kupfernes vergoldetes
                              Kreuz auf die Spize desselben gestellt. Die an das Kreuz befestigte
                              Blizableiterstange überragte dasselbe um 2 Fuß. An diese Stange schloß sich eine
                              fortlaufende Röhrenleitung an, bestehend aus 9 Fuß langen mit Kuppelungen an
                              einander geschraubten Stuten. Die Kuppelungen ruhten auf eisernen Hältern, welche
                              mit alter, in flüssigen Talg getauchter Seide umwikelt waren. Diese
                              Kuppelungsmethode ist unzwekmäßig, weil für die Expansion des Metalles kein Raum
                              gelassen ist; daher kam es, daß im dritten Sommer eine der Fugen dicht unter dem
                              Fenster des Glokenstuhls brach; da sich jedoch der untere Theil der Stange von dem
                              oberen Theile der angränzenden Stange nur um 2 Zoll entfernt hat, so glaube ich, daß
                              dieser Umstand keine erheblichen Folgen haben werde, indem der elektrische Strom
                              dadurch noch keine Unterbrechung erleidet. Diese Stange endigt sich unter dem Boden
                              in einen 2' 6'' tiefen und 18'' im Geviert haltenden steinernen Trog, welcher unter
                              den die Kirche rings umgebenden Gerinnen zum Ableiten des Regenwassers so angeordnet
                              ist, daß er beständig mit Wasser gefüllt seyn muß.
                           Seit dieser Zeit habe ich einen Blizableiter (Fig. 34 und 35) auf die
                              St. Paulskirche zu Birkishaw, einen zu Farnley, einen auf den 173 Fuß hohen
                              Trinity-Kirchthurm zu Leeds und einen auf die neue Kirche zu Hendingley, 3
                              Meilen von Leeds, gesezt. Die Verbindungsstellen sind vollkommener als bei meinem
                              ersten Blizableiter hergestellt, indem ich ein engeres Röhrenstük ungefähr 1 Zoll
                              tief in die untere Röhre löthe und 6 Zoll weit in die obere Röhre treten lasse;
                              unter dieser Stelle befestige ich den durch Seide isolirten eisernen Hälter. Der
                              Hals einer Flasche oder ein gegossener, mit einem Oehre versehener Glasblok, Fig. 36, halb
                              so groß wie ein Ziegel, würde wohl die Röhre noch besser isoliren. Auf der kleineren
                              Röhre gleitet die obere und gestattet demnach die Expansion und Contraction, ohne
                              daß die Theile der Röhre von einander getrennt werden.
                           Der Vortheil eines röhrenförmigen Blizableiters besteht
                              darin, daß er dem elektrischen Fluidum eine größere Fläche darbietet, indem eine
                              einzöllige Stange eine Fläche von wenig mehr als 3 Zoll, wogegen eine 3/4 zöllige
                              Röhre innen 2 1/4 und außen 3 Zoll, also zusammen 5 1/4 bis 5 1/2 Zoll Fläche
                              liefert. Die Schnelligkeit, womit der Bliz an der Röhre herunterläuft, verhütet ihre
                              Schmelzung. Jedenfalls muß die oberste Spize zur Verhütung der Oxydation vergoldet
                              werden; noch vortheilhafter wäre es, wenn auch die Röhre vergoldet würde. Seit
                              Errichtung der in Rede stehenden Blizableiter sind sehr schwere Gewitter über alle
                              oben genannten Orte ohne schädlichen Erfolg hinweggezogen, während die Thurmspize
                              der neuen Kirche zu Doncaster zum Theil zerstört wurde, obgleich sie zur Isolirung
                              gegen den Bliz mit einer gläsernen Kugel versehen war. Die St. Paulskirche und das
                              neue Spital zu Huddersfield, deren Blizableiter unter Hrn. Murray's Leitung errichtet worden waren, kamen nicht zu Schaden. In so
                              viele Kirchen an verschiedenen Stellen der Umgegend hat der Bliz eingeschlagen, daß
                              kein Architekt einen Thurm bauen sollte, ohne ihn mit einem solchen Blizableiter zu
                              versehen, zumal da die Kosten so gering sind, und jeder Dorfschmied oder Zinngießer
                              den Apparat verfertigen und an den Thurm befestigen kann. Die Totalkosten, wenn der
                              Blizableiter vor Abnahme des Baugerüstes befestigt wurde, haben nie 18 Pence (54
                              kr.) per Fuß, einschließlich des Wassertroges
                              überstiegen. Murray bemerkt, daß ein Blizableiter, wie
                              ein Hagelableiter, rings um sich herum eine Fläche beschüzt, deren Halbmesser der
                              doppelten Höhe der Spize über der Erdoberfläche gleich ist, so daß bei 150' Höhe ein
                              kreisförmiger Flächenraum von 600' Durchmesser geschüzt wäre.
                           
                        
                     
                  
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