| Titel: | Darstellung des Bleichverfahrens auf der königlich hannover'schen Musterbleiche zu Sohlingen bei Uslar; vom Amtsassessor Flügge zu Uslar. | 
| Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. LX., S. 299 | 
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                        LX.
                        Darstellung des Bleichverfahrens auf der
                           koͤniglich hannover'schen Musterbleiche zu Sohlingen bei Uslar; vom Amtsassessor
                           Fluͤgge zu
                           Uslar.
                        Aus den Mittheil. des hannover'schen Gewerbevereins, 29.
                              Liefer. S. 138.
                        Flügge's Darstellung des Bleichverfahrens auf der Musterbleiche zu
                           Sohlingen.
                        
                     
                        
                           Die Bleichwaaren, bestehend in Linnen, Drell, Damasten und Baumwollenzeug, werden
                              größtentheils im ganz rohen Zustande, wie der Weber sie gefertigt, zur Bleiche
                              geliefert, daselbst zunächst gemessen, gezeichnet, in die Bücher eingetragen und, wo
                              es nicht bereits geschehen und es erforderlich erachtet wird, mit Vorenden versehen,
                              sodann an den beiden Enden, je nachdem es die Breite erfordert, mit drei und
                              mehreren Lizen von starkem Bindfaden versehen. Eben so auch werden die Drelle und
                              Damaste, die so gearbeitet sind, daß sich befürchten läßt, daß dieselben sich bei
                              dem Bleichen aufrollen oder zusammenziehen, wodurch das gehörige Ausbleichen
                              verhindert wird, an den Seiten herauf mit Lizen, jedoch nicht von starkem Bindfaden,
                              sondern von lose zusammengedrehtem Garne versehen und auf dem Bleichplane mittelst
                              eingestekter Sperrstöke in ihrer ganzen Breite ausgespannt. Zu diesen Seitenlizen
                              darf starker Bindfaden nicht genommen werden, weil solcher das Durchbleichen
                              verhindert und die Stelle, wo die Lize aufgenähet gewesen, grau und ungebleicht
                              bleiben würde, welches bei Seitenlizen von lose gedrehtem Garne nicht der Fall
                              ist.
                           Ist dieses geschehen, so werden die Gewebe leicht aufgefacht, flach in das Weichfaß
                              gebracht. Jede Lage wird mit bis zu 35 Grad erwärmtem reinem Flußwasser angefeuchtet
                              und mit Holzschuhen fest niedergetreten, damit das Wasser alle Theile gleichmäßig
                              durchdringe. Mit diesem Einlegen wird bis zur Füllung des Fasses fortgefahren und
                              zulezt noch so viel Wasser aufgelassen, daß es Alles gehörig bedekt. Hierauf wird
                              das Faß mit einem auf die eingeweichten Gewebe gelegten Dekel verschlossen, solcher
                              mittelst eines Querriegels, welcher nicht nur durch eine Kette, sondern außerdem
                              auch durch gegen die obere Deke gestemmte Bäume niedergehalten wird, möglichst fest
                              verschlossen.
                           Schon nach 24 Stunden pflegt eine saure Gährung einzutreten (bei sehr warmem Wetter
                              auch schon früher) und drei Tage zu dauern. Der Eintritt der sauren Gährung ist an
                              aufsteigenden Luftblasen und dem sauren Geruche zu erkennen, die Beendigung
                              derselben aber an dem Aufhören des Aufsteigens dieser Luftblasen und daran, daß die
                              eingeweichte Waare, welche während der sauren Gährung stark anschwillt und in die Höhe drängt, wieder
                              anfängt sich im Fasse zu senken. Wird dieses erkannt, so wird lauwarmes Wasser
                              aufgelassen und wieder abgepumpt, wodurch ein großer Theil des aufgelösten Schmuzes
                              entfernt wird, dann aber die erste Lage ausgenommen und so mit dem Auflassen und
                              Abpumpen von Wasser und dem Herausnehmen der Waare fortgefahren.
                           Die so geweichte und entschlichtete Waare wird nun in die Spülung gebracht und
                              daselbst mit reinem kaltem Flußwasser mittelst Durchlaufens durch zwei leichte
                              Cylinder von Holz so lange ausgespült, bis das Wasser zulezt klar abläuft. Nachdem
                              das Wasser von der aufgefachten Waare abgelaufen, wird dieselbe auf die Bleichfelder
                              gebracht und ausgelegt, an den beiden Enden mittelst der Lizen gehörig festgepflökt,
                              an den Seiten aber mittelst Spannstöken oder auch der Sperrstöke befestigt, je
                              nachdem die Waare mit Seitenlizen hat versehen werden müssen. Sobald die Waare auf
                              den Bleichfeldern ganz troken geworden ist, wird sie zum erstenmale begossen und
                              damit nach jedesmaligem Trokenwerden drei Tage lang fortgefahren.
                           Nach Verlauf dieser drei Tage wird die Waare möglichst ganz troken aufgenommen und
                              sodann zur ersten Büke geschritten.
                           Die zu dem Büken zu gebrauchende Lauge wird von gereinigter Soda und zwar durch
                              Auflösung von 1 Pfd. Soda zu 90 Grad in 52 Quartier reinem Flußwasser angefertigt
                              und ist zu allen Büken, mit Ausnahme der sechsten vor dem Sauerbade und der nach dem
                              Sauerbade, worüber unten das Nähere erwähnt werden wird, von gleicher Stärke, es sey
                              denn, daß die Bleichgegenstände vor dem Sauerbade naß haben in die Büke gebracht
                              werden müssen, in welchem Falle die Lauge um so viel stärker gemacht wird, als nach
                              Verhältniß in der Bleichwaare Feuchtigkeit enthalten ist und zu deren Anfeuchtung
                              weniger Lauge erforderlich wird, so daß die ganze beim Büken anzuwendende
                              Flüssigkeit dieselbe Stärke erhält, wie die oben bezeichnete Lauge. Zu dem ersten
                              Büken bedient man sich auch reiner Aschenlauge oder einer Mischung beider, jedoch
                              stets von der obigen Stärke.
                           Zu dem Büken werden große, mit einem doppelten Boden versehene, tief in die Erde
                              eingegrabene Fässer gebraucht, so daß die Lauge aus dem Kessel direct aufgelassen
                              und die durchgezogene Lauge aus dem zwischen dem ersten und zweiten Boden
                              befindlichen Raume wieder in den Bükekessel gepumpt werden kann. Zum Büken wird die
                              troken aufgefachte Waare in dem Bükefasse hoch aufgestellt, jede Schicht wird mit
                              bis zu 30 Grad erwärmter, aber um 1/6 verdünnter Lauge gehörig angefeuchtet, so daß
                              die Flüssigkeit alle Theile durchdringt, und dann mit Holzschuhen niedergetreten und
                              damit fortgefahren, bis
                              das Faß gefüllt ist. Hat die Waare nicht troken, sondern nur naß oder feucht
                              eingebracht werden können, so wird die auf jede Lage zu lassende Lauge, welche dann
                              nicht um 1/6 verdünnt wird, sondern ihre Normalstärke von 1 Pfd. Soda auf 52
                              Quartier Wasser behält, bis zu 35 Grad erwärmt. Ist auf diese Weise das Faß gefüllt,
                              so beginnt das Büken, indem die bis zu 30 Grad erwärmte Lauge so lange aufgelassen
                              wird, daß fünf Sechstel der Waare ganz in der Lauge stehen.
                           Ist diese Quantität Lauge aufgelassen, so wird die inzwischen durchgedrungene Lauge
                              aus dem Raume zwischen dem ersten und zweiten Boden des Bükefasses wieder in den
                              Bükekessel gepumpt und daselbst um 5 Grad stärker erwärmt, als wie sie bei dem
                              Abpumpen hielt, und damit so lange fortgefahren, bis die Lauge bei dem Auflassen
                              eine Wärme von 45 Grad erreicht hat. Zu diesem Geschäfte ist je nach der Größe des
                              Fasses längere oder kürzere Zeit erforderlich, indem bei dem jedesmaligen Auflassen
                              der neu erwärmten Lauge kaum 1/2 Grad Wärme gewonnen wird. Hat die Lauge den
                              bestimmten Grad der Wärme erreicht, so läßt man das Feuer unter dem Bükekessel,
                              welches bis dahin lebhaft unterhalten wurde, langsam ausgehen, fährt aber mit dem
                              Auf- und Abpumpen der Lauge so lange fort, bis dieselbe bei dem Abpumpen mit
                              der im Kessel befindlichen gleiche Wärme hält.
                           Nach so beendigter Büke wird auf die im Fasse befindliche Waare noch so viel reines
                              kaltes Wasser aufgelassen, daß die Flüssigkeit übersteht. So läßt man die Waare etwa
                              12–16 Stunden im Fasse stehen, dann wird dieselbe ausgenommen, in reinem
                              Flußwasser gehörig ausgespült und zwar mittelst eines zweimaligen Durchlassens durch
                              den Cylinder. Nachdem dieselbe etwas abgelaufen ist, wird sie auf den Bleichplan
                              gebracht und ausgespannt, nach Trokenwerden begossen und dieses Begießen nach
                              jedesmaligem Trokenwerden drei Tage lang wiederholt. Bei dem Ausspannen kommt die
                              Seite, welche bei dem Ausliegen nach der Weichung nach Oben gekehrt war, nach Unten
                              zu liegen, ausgenommen bei den Drellen und Damasten, deren Seiten wegen der zum
                              Aufrollen geneigten Enden mit Seitenlizen versehen werden müssen. Diese werden,
                              wegen des schwierigen Ausbleichens der sich nach Oben aufrollenden Enden, wieder auf
                              dieselbe Seite gelegt.
                           Nach dreitägigem Ausliegen wird die Waare nach Möglichkeit troken aufgenommen und zur
                              zweiten Büke gebracht.
                           Das Verfahren hiebei ist ganz wie bei der ersten Büke (bei allen Büken wird zum
                              ersten Auflassen die Lauge bis zu 30 Grad erwärmt), und es steigt die Wärme der
                              Lauge bei dem lezten Auflassen bis zu 50 Grad; auch wird die Waare nach dem Ausnehmen aus
                              dem Bükefasse nicht gespült, sondern mit der anhängenden Lauge auf den Bleichplan
                              gebracht, dagegen aber sofort nach dem Ausziehen stark begossen und in den beiden
                              ersten Tagen des Ausliegens fast beständig naß erhalten. Bei dem Ausziehen wird die
                              Seite der Waare, welche bei dem vorigen Ausliegen nach Unten lag, nach Oben gekehrt
                              und so nach jeder Büke weiter gewechselt.
                           Hat die Waare drei Tage ausgelegen, so wird sie troken aufgenommen und zur dritten Büke eingelegt, und ganz wie bei und nach der
                              zweiten Büke behandelt, nur daß die Wärme der Lauge bei dem lezten Auflassen bis zu
                              55 Grad steigt.
                           Sodann folgen die vierte Büke mit 60 Grad und die fünfte mit 65 Grad Wärme bei dem lezten Auflassen der
                              Lauge.
                           Hat die Waare sich nicht besonders gut gebleicht, d.h. hat sich der graue Grund nicht
                              ganz verloren, so wird die fünfte Büke noch einmal wiederholt.
                           Nach dieser zweiten fünften Büke und eventuell bei gutem Erfolge nach der ersten
                              fünften Büke wird zur sechsten oder heißen Büke geschritten.
                           Die Manipulationen hiebei sind wie bei den früheren Büken, jedoch aber wird die Lauge
                              um 1/6 schwächer, dagegen aber um 1/6 mehr hinsichtlich der Quantität angefertigt
                              und von 30 bis zu 75 Gr. erwärmt und zulezt in solcher Quantität (statt des kalten
                              Wassers) aufgelassen, daß sämmtliche Waare 2 Zoll hoch damit bedekt wird. Bei dieser
                              Büke ist es erforderlich, daß die Waare, wie bei der Einweichung, fest eingepreßt
                              werde. Nachdem die Waare noch etwa 12 Stunden so eingespannt im Fasse gestanden,
                              wird sie auf den Bleichplan gebracht, bleibt daselbst drei Tage lang und wird wie
                              nach dem vorlezten Büken behandelt.
                           Nach dreitägigem Ausliegen wird die Waare möglichst troken aufgenommen und in das erste schwefelsaure Bad gebracht.
                           Dieses Bad wird durch eine Mischung von einem Gewichtstheile 66gradiger reiner klarer
                              Schwefelsäure mit 100 Gewichtstheilen klaren reinen Flußwassers bereitet. Bei sehr
                              heißer Witterung wird das Bad etwas schwächer, bei sehr kalter aber etwas stärker
                              angefertigt. Die Waare wird stükweise lose eingelegt und gehörig untergetaucht, so
                              daß die Flüssigkeit alle Theile sofort durchdringt. Ist das Faß gefüllt, so wird ein
                              Dekel aufgelegt und sorgfältig darauf geachtet, daß kein Theil der Waare
                              hervortauche und troken werde; Alles muß ganz untergetaucht bleiben. In diesem Bade
                              bleibt die Waare 8–12 Stunden, dann wird dieselbe in reinem Flußwasser
                              mittelst eines Cylinders wie nach der Einweichung tüchtig ausgespült, aufgefacht und
                              zum Ablaufen des
                              Wassers auf eine Bank gelegt, wozu 8–12 Stunden erforderlich sind. Während
                              dieser Zeit müssen die äußeren, der Einwirkung der Luft und Sonne ausgesezten Theile
                              durch öfteres Befeuchten mit Wasser gegen das Trokenwerden geschüzt werden.
                           Ist das Wasser abgelaufen, so wird die Waare im feuchten Zustande in das Bükefaß, wie
                              früher, gebracht. Zu dieser ersten Büke nach dem
                                 Sauerbade bedient man sich einer um 1/3 schwächeren Lauge, wie zu den
                              früheren Büken, dagegen aber werden derselben auf jede 13 Quartier Lauge 4 Loth
                              weiße Kernseife zugesezt. Auf jede eingesezte Lage wird die erforderliche, bis zu 35
                              Gr. erwärmte Quantität dieser Lauge aufgelassen. Ist auf diese Weise das Faß
                              gefüllt, so beginnt das Büken mit 30 Grad Wärme und wird ganz wie bei den früheren
                              Büken bis zu 65 Grad fortgesezt. Ist dieser Grad erreicht, so wird das Auf-
                              und Abpumpen der Lauge, wie früher, fortgesezt, bis die Lauge auf dem Bükefasse mit
                              der im Kessel von gleicher Temperatur ist, dann aber so viel kaltes Wasser
                              aufgelassen, daß die sämmtliche Waare mit Flüssigkeit bedekt ist.
                           Hat die Waare auf diese Weise etwa 8–12 Stunden im Bükefasse gestanden, so
                              wird sie auf dem Bleichplane ausgespannt, sofort stark begossen, und den ersten Tag
                              beständig naß erhalten, den zweiten und dritten Tag erfolgen die Begießungen etwas
                              weniger. Nach dreitägigem Ausliegen wird die Waare wieder aufgenommen, gespült, und
                              es werden dann im nassen Zustande diejenigen Stüke, welche einen ganz weißen Grund
                              haben, zum Seifen ausgesucht; die übrigen aber werden wieder getroknet und erhalten
                              eine Büke, wie die fünfte vor dem Sauerbade, liegen abermals drei Tage zum Bleichen
                              aus und werden wieder zum Seifen sortirt.
                           Die nun noch nicht zum Seifen geeignet gefundenen Stüke erhalten ein zweites Sauerbad
                              gleich dem ersten, und darauf eine Büke wie die erste nach dem Sauerbade, liegen
                              dann wieder drei Tage auf dem Bleichplane aus und werden hernach auf jeden Fall
                              geseift.
                           Dieses Seifen oder Hobeln
                              besteht darin, daß die Waare tüchtig mit grüner Seife eingeschmiert und mit klarem
                              Flußwasser angefeuchtet, mit Verkürzung zusammengelegt unter den Hobel (eine
                              Handmaschine von Holz, deren unterer Theil fest liegt und gleich dem beweglichen
                              obern Theile mit der Länge nach laufenden Streifen versehen ist) gebracht, und
                              daselbst unter fleißigem Zugießen von kaltem klarem Flußwasser durch
                              Seitenbewegungen so lange gerollt wird, bis aus der Waare alle schwarzen oder
                              sonstigen farbigen Streifen entfernt sind und die Waare einen durchaus weißen Grund
                              hat.
                           Die so geseifte Waare kommt im feuchten Zustande wieder ins Bükefaß und wird mit
                              Lauge von der Normalstärke, wie sonst bei trokenen Einlagen, von 30 bis 65 Grad gebükt. Bei dem
                              Einlegen wird auf jede eingelegte Schicht die erforderliche Lauge bis zu 35 Gr.
                              erwärmt aufgelassen. Ist die Büke beendigt, so wird kaltes Wasser aufgelassen und
                              bleibt die Waare damit etwa 8–12 Stunden im Fasse stehen; dann wird dieselbe
                              auf den Bleichplan gebracht, aber nicht ausgespannt, sondern nur ausgelegt, und zwar
                              ohne alle Befestigung an den Enden und Seiten, jedoch aber so, daß das zweite Stük
                              auf dem ersten zur Hälfte aufliegt und dann so in der Reihefolge weiter und die
                              Waare sich gegenseitig niederhält.
                           Nach diesem Auslegen wird die Waare sofort stark begossen und während der Dauer des
                              dreitägigen Ausliegens beständig naß erhalten, jedoch aber nach 1 1/2 tägigem
                              Ausliegen umgewendet, so daß die untere Seite oben und den Einwirkungen der Sonne
                              und Luft ausgesezt zu liegen kommt. Nach drei Tagen wird die Waare aufgenommen,
                              tüchtig ausgespült und nach gehörigem Ablaufen des Wassers wiederum gebükt und
                              ausgelegt, wie eben zuvor beschrieben.
                           Hat die Waare auf diese Weise abermals drei Tage ausgelegen, so wird sie gespült,
                              darauf nach Möglichkeit wieder getroknet und in ein Sauerbad gebracht. Dieses Sauerbad und das Verfahren dabei ist ganz wie
                              das erste und resp. bei dem ersten Sauerbade.
                           Ist die Waare nach diesem Sauerbade gehörig ausgewaschen und abgelaufen, so wird sie
                              im feuchten Zustande in das Bükefaß gebracht und mit einer reinen Seifenlauge, ohne
                              Zusaz von Soda oder sonstigen Alkalien, gebükt. Diese Lauge besteht aus einer
                              Auflösung von 5 Loth weißer Kernseife in 13 Quartier reinem Flußwasser, und wird bei
                              dem Auflassen auf die eingesezten Schichten bis zu 35 Grad erwärmt. Das Büken
                              geschieht von 30 bis 65 Grad Wärme. Nach beendigter Büke wird die Waare noch auf
                              einen oder zwei Tage auf den Wiesenplan gelegt und während des Ausliegens wie nach
                              der vorigen Büke behandelt, dann aufgenommen, gehörig ausgespült und sortirt, indem
                              diejenigen Stufe, welche die gehörige Weiße erreicht haben, zum Stärken, Blauen und
                              Troknen zurükgelegt werden, die übrigen aber noch ein Sauerbad und dann noch eine
                              Büke mit reiner Seifenlauge erhalten und wiederum behandelt werden wie nach der
                              vorigen Büke.
                           Nun wird die Waare für fertig angenommen, nach gehörigem Ausspülen auf Verlangen der
                              Absender gestärkt (welches für die zum Handel bestimmte Waare stillschweigend
                              vorausgesezt wird), etwas mit Schmalte geblauet, aufgetroknet, in die Breite gerekt,
                              gelinde gemangt und sodann aufgespillt. Bei der gleich nach dem ersten Seifenlaugenbade gehörig weiß
                              gefundenen Waare geschieht alles dieses gleich nach dem Aussortiren.
                           Diejenigen Linnen, welche nach der Bestimmung der Einsender nur 3/4 Bleiche erhalten
                              sollen, werden nur so weit gebracht, wie die übrigen bis zum Seifen unter dem Hobel.
                              Drelle und Damaste werden zur 3/4 Bleiche nicht angenommen.
                           Die in großen Massen zur Bleiche kommenden losen 3/4 breiten sogenannten
                              Handelslinnen von 24 bis 30 Gang werden im Allgemeinen wie die feinere Waare
                              behandelt, nur wird bei der ersten Büke gleich bis zu 60 Grad, bei der zweiten bis
                              zu 65 Grad und bei der dritten zu 70 Grad Wärme gestiegen und bleiben die vierte und
                              fünfte Büke unverändert wie die dritte. Die sechste steigt wie bei den feineren
                              Linnen u.s.w. bis auf 75 Grad. Nach dieser sechsten Büke erhalten die Linnen zwei
                              Sauerbäder, nämlich das erste sofort nach der sechsten Büke, dann nach einer Büke
                              mit Sodalauge, welcher Seife zugesezt ist, und einer mit reiner Sodalauge, das
                              zweite. Die Behandlung vor, bei und nach denselben ist gleich der bei der feineren
                              Waare vor dem Seifen unter dem Hobel, nur mit dem Unterschiede, daß zu der Lauge zu
                              dem Büken nach dem ersten Sauerbade nicht weiße, sondern
                              schwarze Seife, jedoch um ein Fünftel mehr wie weiße Seife, zugesezt wird. Auch
                              liegen diese Handelslinnen nach jeder Büke nicht drei, sondern sechs Tage auf dem
                              Wiesenplane zur Bleiche aus, und werden dieselben nach den, ersten drei Tagen
                              umgewendet.
                           Garne, Zwirne und Bindfaden werden, nachdem sie eingetragen und gezeichnet worden
                              sind, 1 bis 1 1/2 Stunde, je nachdem die Waare mehr oder weniger stark, mit Lauge
                              von der gewöhnlichen Stärke, wie sie zum Büken der Gewebe verwendet wird,
                              ausgekocht, nach dem Auskochen ausgewaschen und auf dem Bleichplane ausgelegt, wo
                              sie sechs Tage bleiben, nach drei Tagen aber umgewendet werden. Während des
                              Ausliegens werden sie ebenfalls gehörig begossen. Nach sechstägigem Ausliegen werden
                              die Garne u.s.w. troken aufgenommen, in das Bükefaß gelegt, mit gewöhnlicher
                              Bükelauge von 30 bis 60 Grad Wärme gebükt, hiernächst wie vorhin sechs Tage zum
                              Bleichen ausgelegt. Dieses Büken wird noch fünfmal auf gleiche Weise wiederholt, nur
                              daß bei der zweiten die Wärme auf 65 Grad, bei der dritten, vierten und fünften auf
                              70 und bei der sechsten auf 75 Grad steigt.
                           Haben die Garne nach dieser sechsten heißen Büke wieder sechs Tage auf dem
                              Bleichplane ausgelegen, so werden sie troken aufgenommen und in ein schwefelsaures Bad,
                              welches wie das für die Gewebe bereitet wird, gebracht, worin sie 8–12
                              Stunden verbleiben. Nach Ablauf dieser Zeit werden sie in klarem Flußwasser
                              ausgespült und in die Büke gebracht, wo sie gleich den Geweben nach dem ersten
                              Sauerbade, d.h. mit um 1/3 geschwächter Sodalauge unter Zusaz von 4 Loth weißer
                              Kernseife auf 13 Quartier Lauge, von 30 bis 65 Grad Wärme gebükt werden. Nach dieser
                              Büke werden die Garne u.s.w. wieder, jedoch unausgespült, auf den Wiesenplan
                              gebracht und daselbst wie vor der Säure behandelt.
                           Nach sechstägigem Ausliegen wird die Waare ausgespült, getroknet und sortirt; die
                              völlig weiß befundenen Stüke werden zurükgelegt, die übrigen aber werden mit
                              gewöhnlicher Bükelauge bis zu 70 Grad Wärme gebükt, abermals auf sechs Tage zum
                              Bleichen ausgelegt und behandelt wie früher. Sind diese sechs Tage abgelaufen, so
                              werden die Garne u.s.w. aufgenommen, ausgespült, getroknet und abermals sortirt. Die
                              nun noch nicht gut befundenen Stüke erhalten abermals ein Sauerbad wie das erste,
                              und eine Büke wie nach dem ersten Sauerbade, und so weiter wie nach dem ersten
                              Sauerbade. Waare, die sich sehr schlecht bleicht, kann auf diese Weise wohl gar das
                              dritte Sauerbad mit den darauf folgenden Büken erhalten. Die fertig gebleichten
                              Garne werden zulezt ein wenig geblauet.