| Titel: | Verfahren den reinen blauen Farbstoff aus dem Indig darzustellen und die Indigsorten auf ihren Gehalt an solchem zu prüfen; von Fritzsche. | 
| Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. LXI., S. 306 | 
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                        LXI.
                        Verfahren den reinen blauen Farbstoff aus dem
                           Indig darzustellen und die Indigsorten auf ihren Gehalt an solchem zu pruͤfen;
                           von Fritzsche.
                        Aus dem Echo du monde savant, Okt. 1842, No.
                              31.
                        Fritzsche Verfahren den reinen blauen Farbstoff aus dem Indig
                           darzustellen.
                        
                     
                        
                           Ich habe ein Verfahren entdekt, wodurch man das reine Indigblau als krystallinisches
                              Pulver und zwar eben so leicht als schnell erhält. Schon längst hatte ich
                              beobachtet, daß man bei der Behandlung des Indigs mit einer Auflösung von Aezkali in
                              Alkohol unter gewissen Umständen kleine Mengen Indigblau in Schuppen erhält, und
                              später gelang es mir, den Erfolg des Versuchs unfehlbar zu machen. Er ist eigentlich
                              bloß eine Reduction des Indigs, wobei man statt des Wassers Alkohol anwendet und
                              statt der sonst zur Reduction dienenden Substanzen, weil sie in Alkohol unauflöslich
                              sind, Traubenzuker benuzt; aus demselben Grunde muß man den Kalk durch Aezkali oder
                              Aeznatron ersezen.
                           
                           Ich verfahre folgendermaßen: ich bringe einen Theil käuflichen Indig mit einem Theil
                              Traubenzuker in eine Bouteille, welche 40 Theile Flüssigkeit fassen kann, gieße
                              heißen Alkohol darauf, bis die Bouteille halb voll ist und seze dann die andere
                              Hälfte des Alkohols, welche mit anderthalb Theilen einer sehr concentrirten
                              Aeznatronlösung vermischt wurde, hinzu. Die so gefüllte Bouteille wird stark
                              geschüttelt und bleibt dann einige Zeit ruhig stehen; nachdem die Flüssigkeit klar
                              geworden ist, zieht man sie durch einen Heber in eine andere Bouteille ab. Die
                              erhaltene Flüssigkeit ist, so lange sie mit der Luft nicht in Berührung kam,
                              gelblichroth gefärbt und zwar so dunkel, daß sie nur in dünnen Schichten
                              durchsichtig ist; sobald sie aber mit Sauerstoff in Berührung kommt, wird sie
                              purpurroth und durchläuft rasch alle Töne von Roth, Violett und Blau, während alles
                              Indigblau sich in Schuppen absezt. Man erhält es so als ein feines und sehr leichtes
                              krystallinisches Pulver, während alle anderen im käuflichen Indig enthaltenen Stoffe
                              entweder gleich anfangs unaufgelöst blieben, oder bei der Abscheidung des blauen
                              Farbstoffs in der Flüssigkeit zurükbleiben. Nachdem das Indigblau auf ein Filter
                              gebracht und mit ein wenig Alkohol ausgewaschen worden ist, braucht man es nur noch
                              mit heißem Wasser auszuwaschen, was sehr schnell geht. Auf den Krystallen sezen sich
                              gewöhnlich kleine Tröpfchen einer in Alkohol unauflöslichen Substanz ab, welche sich
                              aber in Wasser leicht auflöst und durch die Einwirkung des Aeznatrons auf den
                              Traubenzuker entsteht.
                           Aus 4 Unzen einer sehr mittelmäßigen Indigsorte erhielt ich nach dieser Methode bei
                              der ersten Behandlung 2 Unzen reines Indigblau; der Rükstand lieferte bei der
                              zweiten Behandlung nur noch ein Quentchen Indigblau und der Rükstand von der zweiten
                              Behandlung enthielt nur mehr sehr wenig Farbstoff. Dieses Verfahren ist daher ohne
                              Zweifel jedem anderen zur Prüfung der käuflichen Indigsorten vorzuziehen.