| Titel: | Ueber das Färben der Wolle mit Berlinerblau; von Hrn. Meilleret. | 
| Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. LXII., S. 308 | 
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                        LXII.
                        Ueber das Faͤrben der Wolle mit
                           Berlinerblau; von Hrn. Meilleret.
                        Aus dem Moniteur industriell, 1842, No.
                              653.
                        Meilleret, über das Färben der Wolle mit Berlinerblau.
                        
                     
                        
                           Ich will zuerst das schon längst gebräuchliche Verfahren beschreiben, weil es für
                              gewisse Nüancen durch kein anderes zu ersezen istDie früher über das Blaufarben der Wolle mit Eisensalzen erschienen
                                    Abhandlungen findet man im polyt. Journal Bd. XXXI. S. 44 u. Bd. XXXVI.
                                       S. 41.A. d. R., dann dasjenige, welches man jezt in vielen Fabriken anwendet.
                           I. Man benuzt zum Beizen der Wolle verschiedene Eisensalze, wie schwefelsaure,
                              salzsaure, salpetersaure etc., und zwar vorzugsweise solche, worin das Eisen auf dem
                              Maximum der Oxydation ist, weil man damit schönere Resultate erzielt. Alle
                              hinreichend mit Wasser verdünnten Eisenoxydsalze sezen beim Kochen ein basisches
                              Salz ab und in der Flüssigkeit bleibt ein saures Salz aufgelöst. Es ist bei
                              Eisenoxydsalzen, welche eine starke Mineralsäure enthalten, eine allgemeine Regel,
                              daß sich deren Basis oder das basische Salz um so besser auf der Wolle befestigt, je
                              mehr sie mit Wasser verdünnt wurden. Dieß ist jedoch nur bis auf eine gewisse Gränze
                              der Fall. Schwefelsaures Eisenoxyd verbindet sich gänzlich mit der Wolle, welche es
                              in ein basisches Salz zersezt; aus diesem Grunde und auch wegen seines wohlfeilen
                              Preises, wird es vorzugsweise in den Fabriken angewandt.
                           Beize. – Man verdünnt 35 Theile Schwefelsäure mit
                              300 Theilen Wasser, löst darin 60 Theile grünen Eisenvitriol (schwefelsaures
                              Eisenoxydul) auf und sezt dann 50 Theile gewöhnlicher Salpetersäure zu; das Ganze
                              wird zur Trokne abgedampft und dann bei gelinder Wärme in 1000 Theilen Wasser
                              aufgelöst. Nachdem man die Wolle mit Seife gereinigt und gut ausgewaschen hat,
                              taucht man sie in ein Bad von der in der Tabelle angegebenen Zusammensezung und
                              unterhält das Kochen zwei oder drei Stunden lang; das Beizen ist dann beendigt. So
                              nimmt man auf 1 Gewichtstheil Wolle:
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 86, S. 309
                              Töne; Volum der nach obiger Angabe
                                 bereiteten Eisenauflösung; Wasser Nr. 1; hellblau (bleunaissant); deßgl.;
                                 himmelblau; fuchsblau (bleu fuchs); persischblau;
                                 lasurblau
                              
                           Nachdem die Wolle gut ausgewaschen worden ist, beginnt das Färben: man bereitet eine
                              Auflösung von 5 Theilen Blutlaugensalz in 100 Theilen Wasser und verwendet davon dem
                              Gewicht nach so viel, als man Wolle hat. Sollen z.B. 10 Kilogr. Wolle gefärbt
                              werden, so bereitet man ein Bad aus 2500 Kilogr. Wasser und 10 Kilogr. der
                              Auflösung, welche 1/2 Kilogr. Blutlaugensalz enthält. Man läßt die Wolle darin einen
                              oder zwei Tage lang unter öfterem Umrühren liegen (beim Färben von Leinen muß man
                              dem Bad ein wenig Salzsäure zusezen); nimmt sie dann heraus und wascht sie. Wenn man
                              Baumwolle gefärbt hat, so läßt man sie nach dem Blutlaugensalz-Bad bloß drei
                              Stunden lang in angesäuertem Wasser liegen, um die Farbe zu beleben. Die Seide muß,
                              nachdem sie den Eisengrund erhalten hat, geseift werden, worauf man sie durch ein
                              angesäuertes Blutlaugensalz-Bad nimmt; sie wird dann gut ausgewaschen und noch durch ein
                              schwaches Ammoniakbad genommen, um sie zu schönen. Ein Uebelstand dieser
                              Färbemethode besteht darin, daß der Stoff eine gewisse Rauhigkeit behält, wenn man
                              das Beizen mit der Eisenauflösung nachlässig ausführt; unter geschikten Händen
                              liefert es aber bewunderungswerthe Resultate.
                           II. Folgendes Verfahren ist leichter auszuführen. Man beizt den zu färbenden Stoff
                              mit Zinnchlorid (salzsaurem Zinnoxyd) bei ungefähr 48° R., wascht ihn aus und
                              bringt ihn dann in ein Bad, welches besteht aus:
                           
                              
                                 Blutlaugensalz
                                   100
                                 
                              
                                 Weinsteinsäure
                                   140
                                 
                              
                                 Wasser
                                 1000
                                 
                              
                           Die beiden Körper müssen im Wasser aufgelöst seyn, ehe man mit dem Stoff einfährt,
                              weil er sonst flekig würde; man kocht eine Stunde lang, mehr oder weniger, nach der
                              verlangten Nüance. Das Bad läßt sich mehrmals benuzen und liefert dann immer hellere
                              Nüancen. Die Wolle wird zuerst in Wasser ausgewaschen, worauf man sie eine oder zwei
                              Stunden lang in einer Mischung liegen läßt, welche aus 2 Th. Salzsäure, 1 Th.
                              Salpetersäure und 7 Th. Wasser besteht. Nachdem sie neuerdings in reinem Wasser
                              ausgewaschen worden ist, kann sie in den Handel gebracht werden.
                           Ein schönes Blau erhält man auch, wenn man gleiche Theile rothes Blutlaugensalz und
                              Eisenchlorid vermischt (wobei kein Niederschlag entsteht) und mit dieser Flüssigkeit
                              Stoffe färbt, welche mit Zinnsalz (salzsaurem Zinnoxydul) gebeizt sind.