| Titel: | Verfahren, um die Baumwollenstoffe mit Jodqueksilber roth und mit Jodblei gelb zu färben und zu druken.; von Hrn. Bor. | 
| Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. LXIII., S. 311 | 
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                        LXIII.
                        Verfahren, um die Baumwollenstoffe mit
                           Jodqueksilber roth und mit Jodblei gelb zu faͤrben und zu druken.; von Hrn.
                           Bor.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement. Jun. 1842, S. 224.
                        Bor, Verfahren das Jod in der Färberei und Drukerei
                           anzuwenden.
                        
                     
                        
                           I. Verfahren, um die Baumwollenstoffe
                                 mit rothem Jodqueksilber zu färben und zu druken.
                           Hiezu können dreierlei Methoden angewandt werden: die erste gründet sich darauf, daß
                              mit Queksilberchlorid (Sublimat) gebeizte Baumwollenzeuge mit bestem Erfolg in einem
                              Bad ausgefärbt oder damit bedrukt werden können, welches aus einer mit rothem
                              Jodqueksilber gesättigten Auflösung von Jodkalium besteht; die zweite darauf, daß
                              der mit Queksilberchlorid gebeizte Zeug in demselben Bade, welches jedoch vorher mit
                              Salzsäure angesäuert wurde, gefärbt werden kann, nachdem man ihn zuvor durch eine Auflösung
                              von einfachkohlensaurem Natron passirt hat, um das Queksilberchlorid in Oxyd zu
                              verwandeln; die dritte Methode endlich gründet sich darauf, das mit
                              Queksilberchlorid gebeizter und dann durch eine Auflösung von kohlensaurem Natron
                              passirter Zeug vollkommen die orangerothe Farbe des Queksilberjodids annimmt, wenn
                              man ihn in einem schwachen Bade von Jodwasserstoffsäure, welches mit etwas Salzsäure
                              angesäuert ist, behandelt. Das erste Verfahren dürfte zum Färben vorzuziehen seyn,
                              die beiden anderen eignen sich besser zum Druken.
                           Die Bäder, welche der Verfasser anwandte, waren folgendermaßen zusammengesezt.
                           Bad von Queksilberchlorid. Man löst mittelst Erwärmen 1
                              Kilogr. Quelsilberchlorid in 20 Kilogr. Wasser auf; man läßt die Auflösung erkalten
                              und sich absezen und gießt sie vor dem Gebrauch klar ab.
                           Bad von bloßem Jodkalium. Man löst 1 Kilogr. Jodkalium in
                              40 Kilogr. Wasser auf. Ist das Jodkalium rein, so kann man es in kaltem Wasser
                              auflösen und unmittelbar anwenden.
                           Bad von angesäuertem Jodkalium. Das vorhergehende Bad
                              wird mit einer hinreichenden Menge Salzsäure angesäuert.
                           Bad von Jodkalium und rothem Jodqueksilber. Eine Portion
                              des Bades von bloßem Jodkalium wird mit einer hinreichenden Menge Jodqueksilber
                              gesättigt.
                           Dasselbe, angesäuert. Es wird mit Salzsäure schwach
                              angesäuert.
                           Angesäuertes Bad von Jodwasserstoffsäure. Man versezt
                              eine hinreichende Menge Jodwasserstoffsäure mit Salzsäure.
                           Das angesäuerte Jodkalium-Bad kann lezteres Bad ersezen und kommt wohlfeiler
                              zu stehen.
                           Alkalisches Bad. Es besteht aus einer Auflösung von
                              kohlensaurem Natron, welche 2 bis 3° B. stark ist.
                           Das Verfahren, um Baumwollenstoffe mit rothem Jodqueksilber zu färben oder zu
                              bedruken, ist sehr einfach: man beizt oder bedrukt z.B. gebleichten Manchester mit
                              der Lösung des Queksilbersublimats, läßt ihn troknen, passirt ihn durch das lauwarme
                              Bad von mit Jodqueksilber gesättigtem Jodkalium und wascht ihn dann aus.
                           Das obige Bad von Queksilberchlorid ist concentrirt genug, um eine orangerothe Farbe
                              zu liefern; zum Aufdruken nimmt man es noch concentrirter. Die Intensität der
                              erzielbaren orangerothen Farbe hängt von der Stärke dieser Beize ab.
                           Da das mit Jodqueksilber gesättigte Jodkalium-Bad sich trübt, so bald man den
                              gebeizten Manchester darin zu passiren anfängtanfangt, so sezt sich
                              ein Theil des darin enthaltenen Jodqueksilbers, und zwar immer mehr, auf dem Zeuge
                              ab, ohne sich mit ihm zu verbinden; damit nun dieses Jodqueksilber nicht verloren
                              geht und bei einer späteren Operation benuzt werden kann, taucht man das aus dem Bad
                              kommende Stük zuerst in eine mit Wasser gefüllte Kufe und hängt es dann erst in den
                              Fluß.
                           Das mit Jodqueksilber gesättigte Jodkalium-Bad kann, nachdem es zum Färben
                              eines Stükes benuzt worden ist, oder was auf dasselbe hinausläuft, nachdem es durch
                              diese Operation getrübt worden ist, wieder in seinen ursprünglichen Zustand versezt
                              werden, indem man das in der Flüssigkeit suspendirte überschüssige Jodqueksilber mit
                              einer hinreichenden Menge Jodkalium sättigt. Beim Färben gebeizter Stüke bringt die
                              Trübung des Bades durch Jodkalium zwar keinen Nachtheil, wohl aber, wenn der Grund
                              eines gedrukten Stükes weiß bleiben soll.
                           Bei den zwei lezteren Verfahrungsarten wird das Beizen gerade so wie bei der
                              beschriebenen vorgenommen; sobald die Stüke mit der Beize aber gut getroknet sind,
                              bringt man sie zuerst in ein auf 30° C. erwärmtes alkalisches Bad und läßt
                              sie darin eine halbe Stunde lang verweilen, damit sich das Queksilberchlorid gehörig
                              zersezen kann; man wascht sie hierauf im Fluß aus und nimmt sie dann durch das mit
                              Jodqueksilber gesättigte und angesäuerte Jodkalium-Bad bei etwa 30° C.
                              (auch das angesäuerte Jodwasserstoffsäure-Bad kann man anwenden); endlich
                              werden sie gut ausgewaschen und getroknet.
                           Die orangerothe Farbe der mit rothem Jodqueksilber gefärbten oder bedrukten
                              Baumwollenstoffe kann als hinreichend ächt betrachtet werden, weil sie dem Waschen
                              mit gewöhnlichem Wasser, der Behandlung mit kohlensauren Alkalien, ferner
                              angesäuertem Wasser und der Einwirkung der Sonnenstrahlen widersteht. Dieß bezieht
                              sich jedoch nur auf Baumwollenstoffe, denn die Versuche mit Seiden- und
                              Wollenstoffen gaben keine genügenden Resultate.
                           
                        
                           II. Verfahren, um die Baumwollenstoffe
                                 mit gelbem Jodblei zu färben und zu druken.
                           Hiezu können dreierlei Verfahrungsarten angewandt werden. Die erste besteht darin,
                              den Zeug mit neutralem essigsaurem Blei zu beizen, dann zu troknen und hierauf durch
                              ein Bad zu nehmen, welches aus Jodkalium, mit Essigsäure versezt, besteht. Die
                              zweite und dritte Methode unterscheiden sich von der vorhergehenden dadurch, daß der
                              gebeizte und getroknete Zeug durch ein alkalisches Bad genommen wird, um das
                              essigsaure Blei in kohlensaures zu verwandeln, ehe man ihn entweder im Jodkalium-Bad
                              oder in angesäuerter Jodwasserstoffsäure färbt.
                           Der mit Jodblei gefärbte oder bedrukte Manchester ist schön und glänzend gelb; diese
                              Farbe ist aber so unächt, daß sie kaum dem Waschen mit gewöhnlichem Wasser
                              widersteht.
                           Die vier Bäder zum Färben oder Druken mit Jodblei haben folgende Zusammensezung:
                           1. Bleizuker-Bad. Man löst durch Erwärmen 1 Kilogr.
                              Bleizuker in 30 Kilogr. Wasser auf, läßt die Flüssigkeit erkalten und wendet nur das
                              Klare an.
                           2. Angesäuertes Jodkalium-Bad. Man löst 1 Kilogr.
                              Jodkalium in 40 Kilogr. kalten Wassers auf und versezt die Flüssigkeit mit einer
                              hinreichenden Menge Essigsäure.
                           3. Angesäuertes Jodwasserstoffsäure-Bad. Die
                              Auflösung der Jodwasserstoffsäure wird mit Essigsäure versezt.
                           4. Alkalisches. Bad. Es ist eine Auflösung von
                              kohlensaurem Natron, welche 2 bis 3° an Baumé's Aräometer zeigt.
                           ––––––––––
                           Die Société d'Encouragement hatte einen
                              Preis von 2000 Fr. auf irgend eine neue und wichtige technische Anwendung des Jods
                              und Broms ausgeschrieben. Als einziger Bewerber trat der Verfasser vorstehender
                              Abhandlung, Apotheker Bor zu Amiens, auf. Die Anwendung
                              der Jodverbindungen zum Färben wurde schon mehrmals versucht; heut zu Tage kann sie
                              in den Fabriken hinsichtlich der Oekonomie offenbar keinen Vortheil gewähren und die
                              Behandlung der Zeuge in einem viel Queksilbersublimat enthaltenden Bade ist
                              jedenfalls mit Gefahren für die Arbeiter verbunden; dazu kommt noch, daß die
                              Haltbarkeit der durch Jodqueksilber erzielbaren Farben nicht groß ist. Die Société d'Encouragement hat jedoch Hrn.
                              Bor für seine Bemühungen die zum Färben und Druken
                              mit Jodblei und Queksilberjodid erforderlichen Bedingungen und Gewichtsverhältnisse
                              festzusezen, eine bronzene Medaille zuerkannt. Wir
                              glaubten seine Abhandlung bloß deßwegen mittheilen zu müssen, um die Literatur
                              dieses Gegenstandes vollständig zu erhalten.
                           D. Red.