| Titel: | Verfahren künstliches Brennmaterial zu fabriciren, worauf sich Andreas Kurtz, zu Liverpool, am 27. Jan. 1842 ein Patent ertheilen ließ. | 
| Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. LXXXIII., S. 367 | 
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                        LXXXIII.
                        Verfahren kuͤnstliches Brennmaterial zu
                           fabriciren, worauf sich Andreas
                              Kurtz, zu Liverpool, am 27. Jan.
                              1842 ein Patent ertheilen ließ.
                        Aus dem London Journal of arts. Okt. 1842, S.
                              195.
                        Kurtz's Verfahren künstliches Brennmaterial zu
                           fabriciren.
                        
                     
                        
                           Der Patentträger versezt die geringen Steinkohlensorten mit Pech, Harz etc. in
                              solchem Verhältniß, daß ihre Güte oder Verdampfungskraft derjenigen der besten
                              Steinkohlen gleichkommt. Bei Verkäufen künstlichen Brennmaterials nimmt man in
                              England als Norm an, daß 1 Pfd. Brennmaterial 8 Pfd. Wasser verdampfen soll, und
                              hienach richtet sich also die Quantität bituminöser Substanzen, welche man
                              schlechten Steinkohlen einverleiben muß. Der Patentträger verfährt dabei
                              folgendermaßen:
                           Die geringe Steinkohle wird zuerst zwischen einem Paar horizontaler Mühlsteine klein
                              gemahlen und dann in einen Troknenapparat gebracht, um alle Feuchtigkeit
                              auszutreiben. Lezterer besteht aus drei Kammern, welche 12 Fuß lang, 9 Fuß breit und
                              6 Fuß hoch sind. Der Boden dieser Kammern besteht aus Eisenplatten und ist gegen die
                              Mitte zu etwas vertieft. Auch hat jede Kammer an ihrem Boden eine Oeffnung, welche
                              mit einer Schiebthüre verschlossen werden kann. Zwischen den Kammern und um
                              dieselben herum sind Feuercanäle angebracht, welche durch die Flamme und heiße Luft
                              eines am einen Ende des Apparats angebrachten Ofens erhizt werden; jeder Feuercanal
                              muß mit einem Dämpfer versehen seyn, um die Hize nach Erforderniß reguliren zu
                              können.
                           Die oberste der drei Kammern ist oben offen und in diese wird die zerriebene
                              Steinkohle, so wie sie aus der Mahlvorrichtung kommt, gebracht, um den größten Theil
                              ihrer Feuchtigkeit zu verdampfen; sobald dieß geschehen ist, öffnet man die
                              Schiebthüre am Boden dieser Kammer und recht oder schiebt die Kohle in die mittlere
                              Kammer hinab; in lezterer Kammer wird die gepulverte Kohle bei etwa 300° F.
                              (120° R.) vollständig ausgetroknet, so daß gar keine Feuchtigkeit darin
                              zurükbleibt; dann öffnet man die Schiebthüre am Boden dieser Kammer, um die Kohle in
                              die unterste oder Vermischungs-Kammer zu schaffen. Während das getroknete
                              Kohlenpulver in der unteren Kammer liegt, läßt man die zu seiner Verbesserung
                              erforderliche Menge Pech, Steinkohlentheer etc. hinzu und vermischt es durch Rechen
                              oder auf andere Weise gut damit; es wird dann für den folgenden Proceß
                              herausgeschafft.
                           Die Composition oder das künstliche Brennmaterial, welches nun in plastischem Zustande ist,
                              kommt hierauf in eine Thonschneidmaschine, wie man sie bei Verfertigung der
                              Baksteine anwendet. Der Behälter dieses Apparats ist oben 6 Fuß weit, 8 bis 9 Fuß
                              tief und verengert sich gegen Unten; er besteht aus Gußeisen und ist mit einem
                              Gehäuse umgeben, in welches Dampf eingelassen wird, so daß man die Composition immer
                              heiß erhalten und daher mit desto mehr Erfolg bearbeiten kann. Die Dampfröhre mündet
                              oben im Gehäuse ein und das verdichtete Wasser entweicht am Boden desselben. In dem
                              konischen Gefäße ist eine senkrechte eiserne Welle angebracht, welche unten etwa 6
                              und oben 4 Zoll dik ist; dieselbe trägt sechs Paare eiserne Messer oder Rührer,
                              welche etwa 9 Zoll breit sind und oben bis auf 1 Zoll, unten bis auf 6 Zoll an die
                              innere Seite des Behälters hinausreichen; jedes abwechselnd folgende Paar ist
                              rechtwinklig mit dem benachbarten Paar befestigt und jeder Arm ist unter einem
                              Winkel von etwa 20° gegen die Horizontale geneigt, so daß diese Arme oder
                              Rührer beim Umdrehen der Welle wie eine endlose Schraube wirken und die Composition
                              in der Mühle nicht nur vermischen, sondern auch beständig gegen den Boden der Mühle
                              hinab drängen. An dem unteren Ende der Welle ist noch ein besonderer oder
                              unabhängiger Arm angebracht, welcher den Boden der Schneidmühle berührt. Dieser Arm
                              ist spiralförmig und sein äußeres Ende treibt die Composition in einem
                              ununterbrochenen Strom aus einer am Boden der Mühle angebrachten Oeffnung
                              heraus.
                           Die Composition wird nun, während sie noch heiß ist, in vierekige Rahmen von der
                              Tiefe eines gewöhnlichen Baksteins geschafft; während des Erkaltens breitet sich die
                              bildsame Composition eben aus; die Rahmen sollen so weit seyn, daß sie die für 100
                              Baksteine oder Brennmaterial-Kuchen erforderliche Masse fassen. Nachdem die
                              Composition hinlänglich abgekühlt, aber noch nicht erhärtet ist, schneidet man sie
                              in Kuchen mittelst eines Cylinders, aus welchem in den gehörigen Entfernungen Messer
                              so weit herausstehen, daß sie bis auf den Boden der Masse dringen können.
                           Die Rahmen müssen mit Kalkmilch wohl befeuchtet und die Messer so wie der Cylinder
                              mittelst einer darüber angebrachten Bürste ebenfalls beständig mit Kalkmilch
                              gespeist werden, so daß man alle Kuchen mit Kalk überzogen erhält; sie bleiben dann
                              nicht mehr an einander hängen, wenn sie zum Gebrauch dicht an einander gepakt
                              werden.