| Titel: | Ueber die Ventilation der Seidenwürmeranstalten; ein über eine Abhandlung des Hrn. Robinet von Hrn. Grafen v. Gasparin der Société royale d'Agriculture erstatteter Bericht. | 
| Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. LXXXVIII., S. 391 | 
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                        LXXXVIII.
                        Ueber die Ventilation der
                           Seidenwuͤrmeranstalten; ein uͤber eine Abhandlung des Hrn. Robinet von Hrn. Grafen v. Gasparin der
                           Société royale d'Agriculture erstatteter
                           Bericht.
                        Aus dem Echo du monde savant 1842, No. 36, S.
                              852.
                        Robinet, über die Ventilation der
                           Seidenwürmeranstalten.
                        
                     
                        
                           Hr. Robinet hat in diesem Jahre seine Beobachtungen über
                              die Ventilation der Magnanerien fortgesezt. In seiner lezten Abhandlung kam er,
                              nachdem er die verschiedenen, bis jezt vorgeschlagenen Ventilationsmethoden
                              untersucht und das Unzureichende ihrer Wirkungen dargethan hatte, zu dem Resultate,
                              daß die Einführung erwärmter Luft noch das wirksamste Mittel sey, um eine schnelle
                              Ventilation der Räume zu bewerkstelligen.
                           Doch war auch dieses Verfahren nicht frei von Einwürfen und obwohl mehrere Anstalten
                              im Süden sich desselben während der Laubzeit bedienten, um der Stagnation der Luft
                              zu begegnen, war es doch zu wünschen, daß die Ventilation mit frischer Luft
                              geschehen könne, welche die außerordentliche Hize während der heißesten Jahreszeit
                              mäßigt und die Normaltemperatur der Zimmer wieder herstellt. Der Verf. fühlte
                              selbst, daß sein Auskunftsmittel ungenügend sey und fand ein anderes, welches viel
                              besser zu seyn scheint.
                           Statt sich des Ventilators als eines Saugapparats zu bedienen, entschloß er sich, ihn
                              als Gebläse zu gebrauchen; zu diesem Behufe brachte er ihn in der Luftkammer an und
                              ließ an seinem Durchmesser in der Richtung seiner Achse eine die äußere frische Luft
                              zuführende Leitung anpassen. In Bewegung gesezt, führt der Ventilator diese Luft in
                              das Zimmer, wo sie zu ihrer Entweichung keinen anderen Ausgang findet als die Löcher
                              der Fußgestelle (gaînes) der Magnanerie. Dieses
                              Verfahren hatte den besten Erfolg. Ich übergehe die Details seiner 35 Versuche und
                              gebe sogleich die Resultate derselben.
                           Bei den vorjährigen Versuchen zeigte der Windmesser an den oberen Fußgestellen ein
                              sehr schnelles Austreten der Luft an; an den unteren hingegen bewegte er sich nur
                              wenig und blieb oft ganz stille stehen, woraus geschlossen werden mußte, daß die
                              Luft nicht von der Luftkammer geliefert worden sey, sondern, durch die Spalten und
                              Oeffnungen der Wände
                              dringend, längs der Mauern hin gleitete und so den Ventilator speiste, ohne daß auf
                              die Masse der Luft in der Magnanerie gewirkt wurde. Gegenwärtig aber, wo die Luft
                              durch die unteren Fußgestelle eintritt, zeigte der an den oberen angebrachte
                              Windmesser an, daß die Wirkung eine ganz andere und die ganze Masse der Luft in der
                              Magnanerie vom Plaze getrieben werde. In seinem 34sten Versuch zeigte der Verf., daß
                              der große Ventilator 180 Drehungen in der Minute machte, 31 Kubikmeter Luft in der
                              Minute lieferte und die in dem ganzen Raum enthaltenen 807 Kubikmeter in 25 bis 30
                              Minuten erneuerte. Warme Luft erneuerte sie in 13 bis 14 Minuten; allein es ist
                              sicherlich von Vortheil, frische statt erwärmter Luft anzuwenden. Dieser Ventilator
                              wird von der Kraft eines Mannes in Gang gesezt, welcher von Zeit zu Zeit abgelöst
                              wird. Für große Seidenzuchtanstalten könnten mittelst Göpel mächtigere Apparate
                              leicht in Gang gesezt werden. Diese Resultate verdienen durch die sie begründenden
                              Versuche alle Beachtung und versprechen die bisherigen Zweifel über den Erfolg der
                              Ventilation zu heben.
                           Hr. Robinet beschreibt schließlich seine Versuche, eine
                              Ventilation durch Neigung der Tische, auf welchem sich die Würmer befinden,
                              hervorzubringen. Sie gründen sich darauf, daß die Luft auf einer nicht horizontalen
                              Fläche nicht unbeweglich bleiben kann. Diese Versuche wurden Vergleichungsweise
                              unter verschiedenen Neigungen von 0 bis 6 Graden angestellt. Die Würmer schienen von
                              dieser Neigung nicht im mindesten gestört worden zu seyn; doch war vorauszusehen,
                              daß sie zu gering war, als daß die Lufterneuerung hätte schnell vor sich gehen
                              können und daß sie dieß nur unter einer solchen Neigung werden könne, bei welcher
                              die Seidenwürmer und die Blätter sich nicht mehr halten könnten; wirklich fiel der
                              Versuch durchaus negativ aus.