| Titel: | Ueber den Farbstoff des Blauholzes oder das Hämatoxylin; von O. L. Erdmann. | 
| Fundstelle: | Band 86, Jahrgang 1842, Nr. CIV., S. 425 | 
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                        CIV.
                        Ueber den Farbstoff des Blauholzes oder das
                           Haͤmatoxylin; von O. L.
                              Erdmann.
                        Auszug aus dessen Journal für praktische Chemie Bd. XXVI. S.
                              193.
                        Erdmann, über den Farbstoff des Blauholzes oder das
                           Hämatoxylin.
                        
                     
                        
                           Das Campecheholz oder Blauholz ist schon vor 30 Jahren von Chevreul untersucht worden. Es gelang ihm, den darin enthaltenen Farbstoff
                              (das Hämatoxylin) krystallisirt darzustellen, indem er das eingetroknete
                              Wasserextract des Holzes mit Alkohol oder Aether auszog und den Auszug nach
                              Vermischung desselben mit Wasser verdunsten ließ. Der Verfasser hat dessen Verfahren
                              zur Darstellung des
                              Hämatoxylins fast ohne Abänderung beibehalten, nur wandte er statt des Alkohols, der
                              ein schwerer zu reinigendes Product liefert, Aether an. Um das Ausziehen des Holzes
                              mit Wasser und die Abdampfung und Eintroknung des Extractes zu ersparen, benuzte er
                              zur Gewinnung des Farbstoffes das im Handel vorkommende Blauholzextract. Dieses wird
                              gepulvert, mit einer bedeutenden Menge Quarzsand gemengt, um das Zusammenbaken des
                              Extractes zu verhüten, und das Gemenge mit dem fünf- bis sechsfachen Volumen
                              Aether unter öfterem Umschütteln mehrere Tage zusammengestellt. Der Aether nimmt das
                              Hämatoxylin nebst einer gewissen Menge anderer Substanzen auf und färbt sich
                              braungelb. Die klare Auflösung wird abgegossen, zur Wiedergewinnung des Aethers bis
                              auf einen kleinen, fast syrupdiken Rükstand abdestillirt und lezterer, mit Wasser
                              vermischt, in eine lose bedekte Schale gegossen. Ohne den Zusaz von Wasser troknet
                              die Flüssigkeit zu einer gummiartigen Masse ein; bei gehörigem Verhältniß des
                              Wassers aber schießt das Hämatoxylin im Verlaufe einiger Tage in Krystallen an, die
                              man durch Waschen mit kaltem Wasser und Auspressen zwischen Fließpapier von der
                              braungelben Mutterlauge befreien kann. Die mit dem Waschwasser vereinigte
                              Mutterlauge liefert bei der freiwilligen Verdunstung einen zweiten Anschuß von
                              Krystallen. Aus 2 Pfd. Blauholzextract, die mit 10 Pfd. Aether wiederholt behandelt
                              wurden, erhielt man 3–4 Unzen Hämatoxylin.
                           Das Hämatoxylin ist in reinem Zustande durchaus nicht roth; es ist wie das von Schunk
                              Annalen der Chemie und Pharmacie, Febr. 1842. entdekte Lecanorin, das Orcin und selbst das Phloridzin, eine
                              farbstoffgebende Substanz; es erzeugt die schönen Farben, welche damit
                              hervorgebracht werden können, unter dem gleichzeitigen Einflusse der stärkeren
                              Basen, besonders der Alkalien, und des Sauerstoffs der Luft. Hiebet erleidet es
                              einen Verwesungsproceß (in dem bestimmten Sinne, welchen Liebig mit dem Worte verbindet), der in einigen Fällen bei der Bildung
                              blauer und rother Producte stehen bleibt, in anderen aber fortschreitend die zuerst
                              gebildeten farbigen Stoffe wieder zerstört und mit der Verwandlung des Farbstoffes
                              in eine braune, in Wasser lösliche Substanz endigt, die Aehnlichkeit mit einigen
                              Modersubstanzen besizt. Dabei ist zu erinnern, daß auch das frische Campecheholz nur
                              gelbroth erscheint, und daß die schwarzrothe Farbe, welche dasselbe allmählich,
                              besonders äußerlich, annimmt, von der Einwirkung der Luft und der darin enthaltenen
                              Substanzen auf das Holz herrührt.
                           Die Farbe der Krystalle des Hämatoxylins wechselt, je nach der Größe derselben, vom blassen
                              Strohgelb bis zum Honiggelben, ohne alle Beimischung von Roth. Zerrieben, geben sie
                              ein weißes oder blaßgelbes Pulver. Sie sind durchsichtig, meist stark glänzend und
                              können bis zur Länge einiger Linien erhalten werden.
                           Der Geschmak des Hämatoxylins ist intensiv süßholzartig und sehr lange im Munde
                              anhaltend, ohne alle Beimischung von adstringirendem oder bitterem Geschmake. Die
                              ganz abweichende Angabe Chevreul's, welcher das
                              Hämatoxylin von schwachem Geschmake, etwas zusammenziehend, scharf und bitter
                              beschreibt, kann wohl nur in der Unreinheit des von ihm untersuchten Präparates
                              ihren Grund haben.
                           In kaltem Wasser löst sich das Hämatoxylin nur langsam und in geringer Menge auf. Die
                              concentrirte Lösung zeigt eine blasse Strohfarbe. In der Siedehize löst es sich sehr
                              reichlich mit gelber Farbe auf. Beim Erkalten krystallisirt das Hämatoxylin sehr
                              leicht, wobei es, je nach der Concentration der Lösung, verschiedene Mengen von
                              Krystallwasser aufnimmt. Beim Umkrystallisiren muß die größte Sorgfalt darauf
                              verwandt werden, daß die Flüssigkeit nicht mit freiem oder kohlensaurem Ammoniak in
                              Berührung kommt; durch die geringste Spur von Ammoniak wird die Flüssigkeit gelbroth
                              gefärbt, man muß deßhalb ausgekochtes Wasser zur Auflösung anwenden und die Lösung
                              in einer reinen Atmosphäre vornehmen; etwas Tabakrauch, welcher eine dünne Schicht
                              der Flüssigkeit trifft, reicht hin, ihr eine Purpurfarbe zu ertheilen.
                           Alkohol und Aether lösen das Hämatoxylin. Am Licht färbt es sich röthlich. Mit Kali
                              erhizt, gibt es kein Ammoniak, enthält also keinen Stikstoff.
                           Die Säuren, mit Ausnahme der kräftig oxydirenden, äußern nur eine verhältnißmäßig
                              geringe Wirkung auf das Hämatoxylin. In verdünnter Schwefelsäure löst es sich mit
                              gelbrother Farbe, die beim Verdünnen mit Wasser gelb wird. Der größte Theil des
                              Hämatoxylins krystallisirt unverändert aus der erkaltenden Lösung, doch bleibt die
                              Mutterlauge roth gefärbt. Concentrirte Schwefelsäure löst das Hämatoxylin in der
                              Kälte mit braungelber Farbe, wie es scheint, ohne wesentliche Veränderung auf. Wird
                              die Lösung sogleich mit Wasser verdünnt, so zeigt sie gegen Kali dasselbe Verhalten
                              wie eine wässerige Hämatoxylinlösung. Hat man sie aber längere Zeit, besonders in
                              der Wärme, stehen lassen, so gibt sie beim Sättigen mit Kali einen bräunlichen, in
                              Wasser unlöslichen Niederschlag. Bei stärkerem Erhizen des Hämatoxylins mit
                              Schwefelsäure wird dasselbe in eine schwarze, in verdünnter Schwefelsäure
                              unlösliche, in reinem Wasser aber mit brauner Farbe etwas lösliche Substanz
                              verwandelt.
                           
                           Salzsäure färbt sich mit Hämatoxylin purpurrot!), beim Abdampfen gibt die Lösung
                              unverändertes Hämatoxylin.
                           Salpetersäure, sehr verdünnt, röthet die Hämatoxylinlösung. Im concentrirten Zustande
                              zerstört sie dasselbe, selbst in der Kälte, unter heftigem Aufbrausen. Aus der
                              gelben Flüssigkeit krystallisirt beim Abdampfen Kleesäure.
                           Chromsäure gibt mit dem Hämatoxylin heftiges Aufbrausen und löst es zu einer braunen
                              Flüssigkeit auf, in der kein Hämatoxylin mehr enthalten ist.
                           Chlor, in eine Lösung von Hämatoxylin geleitet, zerstört dasselbe sehr bald und
                              bildet damit eine gelblich braune Flüssigkeit, welche beim Abdampfen dunkelbraungelb
                              wird, schwarze Häute absezt, aber keine krystallisirbare Substanz liefert. Der
                              gebildete Absaz löst sich in Kali und Ammoniak und wird aus der alkalischen Lösung
                              durch Säuren nicht niedergeschlagen. Die mit Essigsäure angesäuerte Lösung gibt mit
                              schwefelsaurem Kupferoxyd einen braunen schleimigen Niederschlag, der nach
                              wochenlangem Aussüßen noch das Waschwasser bräunlich färbt.
                           Mit Hausenblasenauflösung gibt das Hämatoxylin eine schwache weißliche Fällung, die
                              beim Erhizen verschwindet, und nach dem Erkalten mit grauer Farbe wieder zum
                              Vorschein kommt.
                           Die Erzeugung der blauen und rothen Farben, welche das Hämatoxylin liefert, geht
                              unter dem gleichzeitigen Einflusse der Vasen und des Sauerstoffes vor sich. Ohne
                              Luftzutritt gibt das Hämatoxylin mit mehreren Vasen ungefärbte Verbindungen.
                           Barytwasser gibt mit der Lösung des Hämatoxylins in luftfreiem Wasser im ersten
                              Augenblik einen weißen oder blaßblauen Niederschlag, der aber bald an der Luft
                              dunkelblau und später braunroth wird. Durch Zersezung des braunrothen Productes mit
                              Schwefelsäure erhält man eine braunrothe Flüssigkeit, welche ein Oxydationsproduct
                              des Hämatoxylins enthält. Bei der Auflösung der rothen Barytverbindung in Säuren
                              entwikelt sich keine Kohlensäure.
                           Kali färbt die Auflösung des Hämatoxylins sogleich veilchenblau, kann aber die Luft
                              zutreten, so wird der Sauerstoff, wie schon Chevreul
                              bemerkt hat, mit großer Lebhaftigkeit vollständig absorbirt. Durch vorsichtiges
                              Hinzulassen von Sauerstoff in die Gloke kann man nach Willkür die verschiedenen, an
                              freier Luft nach einander erscheinenden Farben festhalten. Es ist dem Verf. aber
                              nicht gelungen, eines der verschiedenen Producte, welche sich bei der Oxydation des
                              Hämatoxylins unter dem Einflüsse des Kali's bilden, zu isoliren. Am leichtesten
                              würde man die blaue Kaliverbindung erhalten können, die absoluten Alkohol unlöslich
                              ist und in schwarzblauen Floken sich ausscheidet, wenn eine Lösung von Hämatoxylin in
                              Alkohol mit einer Kalilösung in absolutem Alkohol an der Luft zusammengebracht wird.
                              Kohlensäure scheint sich bei der Oxydation des Hämatoxylins unter dem Einflusse des
                              Kali's nicht zu bilden; die erwähnte blaue Kaliverbindung löst sich in Säuren ohne
                              Brausen, enthält also kein kohlensaures Kali beigemengt. Das braune Endproduct wird
                              durch Säuren ausgefällt. Schwefelsaures Kupferoxyd, zu der mit Essigsäure versezten
                              Lösung desselben gebracht, gibt einen schleimigen, sehr schwer auszuwaschenden
                              braunen Niederschlag, ähnlich dem aus der gechlorten Flüssigkeit erhaltenen.
                           Kohlensaures Kali wirkt ähnlich dem reinen, aber weit weniger kräftig, die anfangs
                              blaß-violette Mischung wird allmählich roth und zulezt braun. In sehr
                              concentrirter Lösung bildet sich ein brauner flokiger Niederschlag.
                           Essigsaures Bleioxyd, sowohl neutrales als basisches, gibt mit der Hämatoxylinlösung
                              einen vollkommen weißen Niederschlag, der sich aber an der Luft sehr schnell unter
                              Sauerstoffaufnahme blau färbt und getroknet dunkelblau erscheint. Auch bei dieser
                              Oxydation des Hämatoxylins wird keine Kohlensäure gebildet; der in kohlensäurefreier
                              Luft schnell gewaschene blaue Niederschlag braust mit Säuren nicht auf.
                           Salpetersaures Silberoxyd wird vom Hämatoxylin fast
                              augenbliklich, selbst bei niedriger Temperatur, reducirt, wobei die Lösung, aus
                              welcher das metallische Silber sich abgesezt hat, eine gelbe Farbe annimmt. Die
                              gelbe Flüssigkeit wird durch Ammoniak nicht wieder roth, mit Kali nimmt sie eine
                              etwas dunklere braune Färbung an. Nach Entfernung des überschüssigen Silbersalzes
                              troknet sie zu einer gelbbraunen, nicht krystallinischen Masse ein.
                           Goldchlorid wird allmählich reducirt, beim Erwärmen
                              geschieht die Ausfällung des Goldes augenbliklich.
                           Mit Platinchlorid erfolgt keine Zersezung.
                           Salpetersaures Queksilberoxyd erleidet nur eine
                              unvollständige Reduction.
                           Queksilberoxyd wird beim Erwärmen mit der
                              Hämatoxylinlösung schwarz.
                           Queksilberchlorid bleibt unverändert.
                           Bleioxydul färbt sich mit der Lösung des Hämatoxylins
                              zuerst blau, bei längerem Stehen grau, indem metallisches Blei reducirt wird.
                           Schwefelsaures und essigsaures
                                 Kupferoxyd geben anfangs schmuzig grünlich-graue Niederschläge, die
                              sich aber sehr schnell
                              schön dunkelblau mit kupferigem Scheine färben. Die getrokneten Niederschläge
                              erscheinen bronzefarben, metallisch glänzend.
                           Zinnchlorür gibt einen rosenrothen, sich nicht
                              verändernden Niederschlag.
                           Eisenalaun erzeugt erst nach einiger Zeit einen geringen
                              schwarzvioletten Niederschlag.
                           Chlorbarium färbt sich roth und gibt nach einiger Zeit
                              einen rothen Niederschlag.
                           Alaun gibt eine hellrothe Färbung, bringt aber keinen Niederschlag hervor.
                           Eine der interessantesten Veränderungen erleidet das Hämatoxylin unter dem
                              gleichzeitigen Einflusse des Ammoniaks und des Sauerstoffs. Wird Hämatoxylin unter
                              eine geräumige Gloke gestellt, unter welcher sich zugleich eine Schale mit
                              Ammoniakflüssigkeit befindet, so färbt es sich dunkel purpurroth, ohne jedoch
                              bedeutend sein Gewicht zu vermehren. Die Einwirkung bleibt unvollständig. Uebergießt
                              man dagegen Hämatoxylin mit wässerigem Ammoniak in nicht zu großem Ueberschusse, so
                              löst es sich mit anfangs rosenrother, später prachtvoll purpurrother Farbe auf. Hat
                              man dabei die Luft abgehalten, bringt man z.B. das Hämatoxylin in
                              Ammoniakflüssigkeit, die über Queksilber abgesperrt ist, so erhält sich die helle
                              Purpurfarbe der Lösung unverändert. Läßt man das Ammoniak aus derselben im
                              luftleeren Raume über Schwefelsäure abdunsten, so krystallisirt unverändertes
                              Hämatoxylin heraus, die Mutterlauge bleibt aber tief roth gefärbt. Auch die in der
                              Wärme bereitete Lösung des Hämatoxylins in Ammoniakflüssigkeit verhält sich auf
                              gleiche Weise. Wird aber die ammoniakalische Lösung der Luft ausgesezt, so absorbirt
                              sie Sauerstoff, und zwar um so rascher, je mehr freies Ammoniak vorhanden ist. Die
                              Flüssigkeit wird anfangs immer tiefer roth, zulezt fast undurchsichtig
                              schwarzroth.
                           Versezt man die ammoniakalische Lösung, so lange sie noch rein purpurfarbig ist, mit
                              Essigsäure, so wird sie gelb, gibt aber keinen Niederschlag. Hat dagegen die Lösung
                              unter dem Einflusse der Luft und des Ammoniaks bereits eine dunklere kirschrothe
                              Farbe angenommen und man versezt dann eine Probe derselben mit Essigsäure, so erhält
                              man einen voluminösen Niederschlag von der Farbe des Eisenoxydhydrats. Ersezt man,
                              sobald diese Reaction sich zeigt, vorsichtig und mit Vermeidung eines zu großen
                              Ueberschusses, das abdunstende Ammoniak, so krystallisirt aus der Flüssigkeit eine
                              Ammoniakverbindung in violett-schwarzen Körnern, die sich in Wasser mit
                              intensiver Purpurfarbe auflöst und deren Lösung mit Säuren, vorzüglich mit
                              Essigsäure, den erwähnten braunrothen Niederschlag liefert. Der Verf. nennt den Körper, welcher diesen
                              Niederschlag bildet, Hämateïn, die Ammoniakverbindung
                              Hämateïn-Ammoniak, um an Phloridzeïn und Orceïn zu
                              erinnern, obwohl das Hämateïn nur hinsichtlich seiner Bildungsweise,
                              keineswegs aber hinsichtlich seiner Zusammensezung den genannten Verbindungen analog
                              ist.
                           Bei der Bildung des Hämateïns aus dem Hämatoxylin findet keine
                              Kohlensäurebildung statt. Die rothe Lösung gibt mit Säuren kein Brausen. Außerdem
                              wurde Hämatoxylin mit Ammoniak und Sauerstoff über Queksilber zusammengebracht und
                              nach beendigter Einwirkung Säure in die Gloke treten gelassen, welche keine
                              Kohlensäure austrieb.
                           Die Darstellung des Hämateïn-Ammoniaks gelingt am besten, wenn man sie
                              mit nicht zu kleinen Mengen ausführt. Man übergießt z.B. 20–25 Gramme
                              Hämatoxylin in einer Porzellanschale unter beständigem Umrühren mit so viel
                              Ammoniakflüssigkeit, als zur Auflösung erforderlich ist. So lange ein großer
                              Ueberschuß von Hämatoxylin vorhanden ist, kann man die Auflösung unbedenklich durch
                              Anwendung gelinder Wärme unterstüzen. In der Kälte erfolgt sie etwas langsam, da das
                              Hämatoxylin sich beim Uebergießen mit Ammoniak in eine zähe weiche Masse verwandelt.
                              Die Auflösung wird nun unter öfterem Umrühren an der Luft stehen gelassen und ihr
                              von Zeit zu Zeit in kleinen Portionen so viel Ammoniak zugesezt, daß sie beständig
                              nach Ammoniak riecht. Wenn man Versäumt, das verdunstende Ammoniak zu ersezen, ehe
                              die Reaction beendigt ist, so gibt die Flüssigkeit Krystalle von unverändertem
                              Hämatoxylin, die bei erneuertem Ammoniakzusaze wieder verschwinden. Gießt man aber
                              auf einmal zu viel Ammoniak hinzu, so nimmt die Flüssigkeit an den Rändern eine
                              braungelbe Farbe an, oder wird auch wohl durchaus braun und gibt dann kein
                              Hämateïn-Ammoniak. Bei angemessenem Zusaze von Ammoniak tritt im Laufe
                              von einigen Tagen die schon erwähnte dunkel-kirschrothe Färbung ein, wobei
                              die Flüssigkeit, in Wasser gesehen, schwarz erscheint. Sie gibt jezt mit Essigsäure
                              Hämateïn. Bald darauf erscheinen die körnigen Krystalle des
                              Hämateïn-Ammoniaks, die man durch schnelles Abfiltriren, Abwaschen mit
                              etwas kaltem Wasser und Auspressen zwischen Papier von der Mutterlauge trennt.
                              Leztere wird am besten sogleich mit möglichst wenig Essigsäure gefällt, um daraus
                              Hämateïn zu gewinnen. Das stark ausgepreßte und von anhängender Mutterlauge
                              befreite Hämateïn-Ammoniak wird mit Papier umwikelt und in trokner
                              Luft getroknet, wobei es sich unzersezt erhält. In der Wärme würde es Ammoniak
                              verlieren.
                           Läßt man die Mutterlauge, aus welcher das Hämateïn-AmmoniakHämateïn-Ammonika
                              krystallisirt ist, an
                              der Luft verdunsten, so erstarrt sie zulezt zu einem Brei von rothschwarzen Körnern,
                              die man einen Augenblik für einen neuen Anschuß von Hämateïn-Ammoniak
                              halten kann, und zulezt troknet sie zu einer schwarzgrünen, metallisch glänzenden,
                              im durchfallenden Lichte rothen Masse ein. Uebergießt man diese mit Wasser, so löst
                              sie sich nur wenig mit gelber Farbe auf, sie hat alles Ammoniak verloren und ist
                              fast vollständig in Hämateïn verwandelt. Soll aus der Mutterlauge ein neuer
                              Anschuß von der Ammoniakverbindung erhalten werden, so muß man sie fortwährend
                              ammoniakalisch erhalten.
                           Kohlensaures Ammoniak gibt mit der Hämatoxylinlösung ebenfalls eine purpurrothe
                              Flüssigkeit, die an der Luft blutroth und zulezt braun wird, wenn das kohlensaure
                              Ammoniak vorwaltet.
                           Hämateïn. Im frisch gefällten Zustande erscheint
                              das Hämateïn als ein aufgequollener Niederschlag von rothbrauner Farbe, dem
                              Eisenoxydhydrat ähnlich. Beim Troknen wird dasselbe dunkelgrün, metallisch glänzend,
                              in dünnen Schichten roth durchscheinend; das Strichpulver dagegen erscheint
                              beständig rothbraun; je feiner die grüne Masse zerrieben wird, um desto Heller und
                              reiner roth wird die Farbe, der des Rotheisensteins ähnlich. In kaltem Wasser ist
                              das Hämateïn nur langsam löslich, leichter in siedendem, ohne sich jedoch
                              beim Erkalten wieder auszuscheiden. Die Lösung hat eine gelbbraune Farbe. Dampft man
                              die siedend bereitete Lösung schnell ab, so erscheinen an der Oberfläche metallisch
                              glänzende, schmuzig-grüne Blättchen von Hämateïn, die beim Umrühren
                              untersinken und durch neue ersezt werden. Die bis auf ein kleines Volumen
                              abgedampfte Lösung liefert beim Erkalten krystallinische Körner von Hämateïn,
                              oder sie erstarrt zu einer gallertartigen Masse von rothbrauner Farbe, in der sich
                              beim Zerrühren in Wasser kleine glimmernde, krystallinische Blättchen wahrnehmen
                              lassen, die unter dem Mikroskope als durchsichtige abgerundete und
                              übereinandergehäufte Schuppen von röthlicher Farbe erscheinen. In Alkohol ist das
                              Hämateïn mit rothbrauner Farbe löslich, und zwar in der Wärme wenig mehr als
                              in der Kälte. In Aether löst es sich wenig mit bernsteingelber Farbe. Beim Glühen
                              gibt es eine voluminöse Kohle. In Kali löst sich das Hämateïn mit blauer, an
                              der Luft bald in Roth und Braun übergehender Farbe, in Ammoniak mit prächtig
                              purpurrother Farbe auf, die bei Luftzutritt sich bald in Braun verändert. Das
                              Hämateïn ist stikstoffhaltig.
                           In Salpetersäure löst es sich anfangs mit purpurrother Farbe, die aber bald in Gelb
                              übergeht. In Salzsäure und verdünnter Schwefelsäure löst es sich zu einer rothen
                              Flüssigkeit, die beim Verdünnen mit Wasser gelb wird. In concentrirter Schwefelsäure löst
                              es sich mit brauner Farbe; beim Verdünnen mit Wasser fällt der größte Theil wieder
                              als hellbraunes Pulver nieder. Essigsäure löst das Hämateïn weniger reichlich
                              auf als die Mineralsäuren.