| Titel: | Ueber die Anwendung der Kleie beim Färben und Druken nach Dr. F. F. Runge. | 
| Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. IX., S. 38 | 
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                        IX.
                        Ueber die Anwendung der Kleie beim Faͤrben
                           								und Druken nach Dr. F. F. Runge.
                        Auszug aus Runge's Farbenchemie Bd. II. S. 69.
                        Runge, uͤber die Anwendung der Kleie beim Faͤrben und
                           								Druken.
                        
                     
                        
                           Das eigentlich Wirksame in der Kleie ist ein Stoff, welcher sich Wie eine Säure
                              									verhält und daher Kleiensäure genannt werden kann.
                           
                        
                           Kleiensäure.
                           Um sie in reinem Zustande zu erhalten, wird Weizenkleie gesiebt, wodurch das feine
                              									Pulver (Mehl) abgetrennt wird, hierauf 3–4 mal schnell mit kaltem Wasser
                              									gewaschen, um alles Mehlartige davon abzuscheiden. Die so gereinigte Kleie wird nun
                              									mit dem zehnfachen Gewicht Wasser eine Viertelstunde gekocht, das Flüssige
                              									durchgeseiht und der Rükstand ausgepreßt. Alles Flüssige wird im Dampfbade bis zur
                              									Trokne verdunstet, und der Rükstand nach dem Erkalten mit wenig Wasser aufgeweicht,
                              									wobei sich unter Abscheidung einer gequollenen, kleberartigen Masse die Kleiensäure im noch unreinen Zustande auflöst. Diese
                              									Auflösung, welche nicht zu sehr verdünnt seyn darf, wird nun mit viel starkem
                              									Weingeist vermischt, wodurch die Kleiensäure in weißen Floken gefällt wird, noch
                              									verunreinigt mit einem anderen Stoff, der aber beim Wiederauflösen in Wasser als ein
                              									weißes Pulver zurükbleibt. Die Auflösung der Kleiensäure wird nun mit einer Lösung
                              									von schwefelsaurem Kupferoxyd vermischt, wodurch kleiensaures
                                 										Kupferoxyd als ein bläulich-weißer Niederschlag gefällt wird. Diesen
                              									zersezt man, nachdem er gut ausgewaschen, durch Schwefelwasserstoff, welcher das
                              									Kupfer abscheidet und die Kleiensäure in Freiheit sezt. Sie krystallisirt nicht,
                              									sondern bildet beim Eintroknen eine gummi-ähnliche Masse, die sich nicht in
                              									Aether und Alkohol, aber leicht in Wasser auflöst.
                           
                           Die Kleiensäure zerlegt fast alle Metallsalze, selbst die schwefelsauren, und bildet
                              									mit ihren Oxyden unauflösliche Verbindungen.
                           So weit das Wissenschaftliche über diesen merkwürdigen Stoff.
                           Dadurch, daß die Kleiensäure alle Metallsalze zerlegt und sich ihre Verbindungen sehr
                              									leicht und gleichförmig mit der Faser vereinigen, wird sie ein sehr wichtiges
                              									Hülfsmittel beim Beizen und Färben der Garne und Kattune. Denn sie sezt den Färber
                              									in Stand, dieselbe Farbentiefe mit Alaun, schwefelsaurem
                              									Eisenoxyd, schwefelsaurem Kupferoxyd etc. zu erlangen, die er sonst nur mit Hülfe
                              									der gleichzeitigen Anwendung des Bleizukers (wodurch die Salze in essigsaure verwandelt werden) hervorbringen kann. Wenn
                              									nämlich der Kattun oder das Garn vor dem Beizen mit einer Auflösung von Kleiensäure
                              									durchdrungen und getroknet werden, so erhält man bei Anwendung einer Alaunauflösung
                              									zum Beizen, und durch Ausfärben in der Krappflotte ein fast
                                 										eben so dunkles Roth, wie bei Anwendung von essigsaurer Thonbeize. Es fällt
                              									diese Wirkung um so mehr in die Augen, wenn man gleichzeitig Kattun oder Garn
                              									ausfärbt, welche nur mit Alaun gebeizt, nicht aber mit Kleiensäure behandelt
                              									worden.
                           Die Kleiensäure braucht man jedoch zum Färben der Kattune und Garne nicht in reinem
                              									Zustande darzustellen, sondern zu diesem Zwek bereitet man sie, indem man 2 Pfd.
                              									gesiebte Kleie mit 20 Pfd. Wasser kocht, den Absud seiht, und dann zum Tränken der
                              									Garne anwendet. So getränkte Garne färben sich dann auch mit Eisen-,
                              									Blei- und Kupfersalzen besser, als ungetränkte.
                           Es drängt sich hier die interessante Frage auf, wie sich die Kleiensäure auf Kattun
                              									zu einer Beize verhalte, welche aus mehreren der eben abgehandelten
                              									Metallsalz-Auflösungen gemischt ist: ob hier eine Wahlverwandtschaft
                              									stattfindet, oder ob die Salze sich gleichmäßig auf der Faser vertheilen. Das erste
                              									ist schon der Theorie nach das Wahrscheinliche und geschieht wirklich. Bereitet man
                              									z.B. eine Beize aus 1 Pfd. schwefelsaurem Eisenoxyd, 4 Pfd. Bleizuker und 100 Pfd.
                              									Wasser, so ist die Wirkung des Eisensalzes in derselben für die Dauer von einigen
                              									Minuten sehr geringe, indem nur vorzugsweise Bleioxyd von gekleietem Kattun
                              									aufgenommen wird.
                           Läßt man dagegen die Beize etwas länger auf den gekleieten Kattun einwirken, so
                              									erfolgt auch eine Verbindung mit mehr Eisenoxyd, und zwar in einem solchen
                              									Verhältniß, daß durch Färben mit eisenblausaurem und rothem chromsaurem Kali ein
                              									sehr gleichförmiges sogenanntes Chromgrün erhalten werden
                              									kann. Es ist bei Darstellung dieser Farbe zu beachten, daß man den Zeug immer zuerst
                              									blau färben muß, und zwar mit der Auflösung des eisenblausauren Kali's, die mit Schwefelsäure
                              									angesäuert ist, und daß diesem dann erst die Gelbfärbung durch rothes chromsaures
                              									Kali folgt. Im entgegengesezten Fall würde sich das Eisenoxyd auflösen und hernach
                              									kein Blau mehr zum Vorschein kommen.
                           Da die Flachsfaser viel schwieriger die Beizen und
                              									Farbstoffe annimmt, als die Baumwollenfaser, so kam ich darauf, die Kleiensäure auch
                              									beim Leinwandfärben zu versuchen. Auch hier bewährte sie
                              									sich eben so wirksam wie beim Kattunfärben. So wurde ein
                              									Streifen ordinäre, weiße Leinwand zur Hälfte mit Kleienabsud getränkt, getroknet,
                              									hierauf in Alaunauflösung gelegt, dann gewaschen und mit Krapp ausgefärbt. Dasjenige
                              									Ende des Streifens, welches mit Kleienabsud getränkt worden, war noch 4mal so dunkel
                              									in der Farbe, als das andere nicht präparirte Ende. Macht man von diesem Versuch die
                              									richtige Nuzanwendung, d.h. beizt man mit Kleienabsud getränkte und getroknete
                              									Leinwand mit essigsaurer Thonerde, läßt sie 8 bis 10 Tage hängen, und färbt nun mit
                              									Krapp, Quercitron etc., so ist es außer allem Zweifel, daß man viel gleichförmigere,
                              									sattere und achtere Farben erhalten wird, als es bisher auf Leinwand hervorzubringen
                              									möglich war.
                           Machen wir nun von dem Angeführten auch eine Anwendung auf die Drukerei. Es springt in die Augen, daß die Kleiensäure auf eine verdikte
                              									Beize einen gleichen Einfluß üben wird, wie auf eine bloß in Wasser aufgelöste, und
                              									daß daher Kattun, der vorher mit Kleienabsud getränkt und darauf getroknet worden,
                              									die Tafeldrukfarben, welche Thonerde- oder
                              									Metallsalze enthalten, viel besser annehmen und festhalten wird, als ohne denselben.
                              									Ich weiß, daß manche Drukereien ihre Waare vorher durch eine schwache
                              									Stärkeauflösung nehmen und davon einen guten Erfolg beobachtet haben. Viel wirksamer
                              									wird aber ein Kleienabsud seyn, wenn er in dem Verhältniß von 2 Pfd. Kleie auf 20
                              									Pfd. Wasser bereitet wird. – Auch wird man, anstatt die Tafelfarben in reinem
                              									Wasser zu spülen, sehr zwekmäßig an dessen Stelle diesen oder einen mit Wasser
                              									Verdünnten Kleienabsud anwenden. Genug, es ist hier dem Druker ein großes Feld
                              									eröffnet. Besonders wird es aber mittelst des Kleienabsuds möglich seyn, der Leinwanddrukerei eine bedeutende Ausdehnung zu geben.
                           Verdampft man den Kleienabsud zur Trokne, weicht die zähe Masse mit Wasser auf,
                              									seihet das Flüssige ab und verdunstet dieß so weit, daß es die Consistenz einer
                              									verdikten Beize erhält, so kann man ihn auch als Vordrukbeize anwenden und dann mit
                              									bloßem Alaun ein Doppelroth erzeugen. Legt man nämlich
                              									den so bedrukten Kattun einige Stunden in eine Auflösung von 1 Pfd. Alaun in 20 Pfd. Wasser, und färbt
                              									nach dem Spülen in der Krappflotte aus, so erhält man ein schönes Roth. Daß sich auf
                              									gleiche Weise mit Quercitron, Alcanne, Blauholz etc. andere Doppelfarben
                              									hervorbringen lassen, versteht sich von selbst.
                           Es lag sehr nahe, das Gummi, die Stärke, den Leim und besonders den Kühkoth in ähnlicher Weise zu prüfen, aber keines von
                              									allen diesen kam der Kleie gleich. Gummi und Leim waren ohne alle Wirkung. Auch bei
                              									Anwendung der Kartoffelstärke in dem 25fachen ihres
                              									Gewichts Wasser aufgelöst, wo sie noch einen ziemlich diken Kleister bildet, war
                              									kein großer Unterschied zu bemerken. Der Kühkoth zeigt
                              									sich wirksamer. Es wurden 10 Pfd. Kühkoth mit 50 Pfd. kaltem Wasser angerührt und
                              									nach 8stündiger Ruhe mit der über dem Bodensaz stehenden Flüssigkeit der Kattun
                              									getränkt und getroknet, hierauf in die verschiedenen Beizen gethan, dann gespült und
                              									ausgefärbt, wie es oben bei der Kleie beschrieben. Alle Farben, die vor der Beizung
                              									gekühkothet waren, zeigten sich dunkler und satter gefärbt als ohne dem, waren aber
                              									lange nicht so dunkel wie die mit Kleie, und sahen außerdem sämmtlich schmuzig
                              									aus.
                           Aus den angeführten Thatsachen folgt nun auch noch, daß die Kleie das beste Reinigungsmittel für bedrukte Kattune ist, da die
                              									Kleiensäure alle die Beize, welche nicht mit der Faser verbunden ist, zerlegt und
                              									unwirksam macht, damit sie sich nicht mit dem weißen Grund vereinige. Sie ist hierin
                              									wirksamer als der Kühkoth, und hat vor ihm auch noch das voraus, daß sie alle Farben
                              									verschönert, die der Kühkoth verschlechtert, und dem weißen Grund nicht, wie dieser,
                              									eine Farbe mittheilt.
                           Außerdem verhindert die Kleie, daß diejenige Beize, welche
                              									mit der Faser nicht verbunden ist und ins Spülwasser übergeht, auflösend auf die
                              									Thonerde und die Oxyde wirkt, welche sich mit der Faser verbunden haben. Aus diesem
                              									Grunde fallen Farben mit Thon- und Eisenbeize dunkler aus, wenn die damit
                              									bedrukten Zeuge vorher durch Kleienwasser genommen werden, als wenn man sich anstatt
                              									dessen des gewöhnlichen Wassers bedient.
                           Da die meisten Tafelfarben solche Salze enthalten, welche die Kleiensäure zerlegt,
                              									indem sie die Thonerde und die Oxyde zugleich mit dem Farbstoff niederschlägt, so
                              									folgt hieraus eine Anwendung der Kleie, um die Tafelfarben zu
                                 										befestigen. Zu dem Ende wird das zu Bedrukende vorher gleichmäßig mit einem
                              									Kleienabsud getränkt (der aus 1 Pfd. Kleie und 10 Pfd. Wasser bereitet ist) und nach
                              									dem Trokengewordenseyn bedrukt. Man hat hiebei noch den Vortheil, daß Farben, die
                              									nicht gehörig verdikt sind oder solche Bestandtheile enthalten, die leicht austreten
                              									und einen Hof bilden, dieses hier nicht thun, da der Kleienabsud das Fließen
                              									verhindert. Nach dem Spülen behält der Zeug eine gewisse Steifigkeit und nimmt sehr
                              									leicht eine gute Appretur an.
                           
                        
                           Kleienkleber.
                           Der klebrige Bestandtheil der Kleie, welcher beim
                              									Einkochen des Kleienabsuds zur Trokne, Wiederaufweichung mit Wasser und Auswaschen
                              									zurükbleibt, kann auch in manchen Fällen zum Druk benuzt werden. Er bildet nämlich
                              									mit chemischen Niederschlägen klebrige Verbindungen, die sehr fest auf dem Zeuge
                              									haften und durch starkes Reiben im Wasser nicht mehr ganz wegzubringen sind. Dieß
                              									ist namentlich der Fall mit chromsaurem Bleioxyd (Chromgelb), wenn es im Moment
                              									seiner Bildung mit dem Kleienkleber in Berührung kommt.
                              									Bereitet man z.B. aus einem Absud von 3 Pfd. Kleie in 20 Pfd. Wasser folgende
                              									Drukfarbe, indem man in 20 Pfd. Kleienabsud 6 Pfd. rothes chromsaures Kali auflöst
                              									und nun 15 Pfd. Bleizuker hinzufügt, die man in einer Reibschale auf das Innigste
                              									damit vermischt und so viel Tragant hinzusezt, als zum Verdiken erforderlich ist, so
                              									erhält man einen gelben Tafeldruk, der auf dem Zeuge sehr fest haftet. Der einzige
                              									Uebelstand bei dieser Farbe ist, daß es sehr schwer hält, ihre Bestandtheile
                              									gleichförmig mit einander zu vermengen, und man daher genöthigt ist, sie mehreremale
                              									durch dichte Leinwand zu drüken.
                           Immer bleibt dieß jedoch wegen der Zähigkeit der Farbe eine unvollkommene Art des
                              									Druks. Viel mehr Vortheil kann der Papierfabrikant aus diesem Verhalten ziehen, da
                              									es ihm mittelst des Kleienklebers möglich wird, pulverige
                                 										Farben mit der Papiermasse im Holländer sehr innig zu vereinigen.Ueber die Anwendung des Kleienklebers zu diesem Zwek findet man das Nähere
                                    											bereits im polyt. Journal Bd. LXXXV. S.
                                       												159.
                              								
                           
                        
                           Kleiengummi.
                           Wenn man gesiebte Kleie mit Wasser zu einem Teig zusammenknetet, daraus Brode formt
                              									und sie sogleich in den Bakofen bringt und wie Weißbrod bakt, so erhält man eine Art
                              									Brod, woraus sich eine Art Gummi folgendermaßen darstellen läßt.
                           Das Kleienbrod wird, so wie es aus dem Bakofen kommt, also noch heiß, in faustgroße
                              									Stüke zerbrochen und auf Horden ausgebreitet. Hiedurch wird bewirkt, daß sich auf
                              									der Bruchfläche eine Art Kruste bildet, die beim nachherigen Uebergießen mit Wasser
                              									ein Auseinandergehen der Krume verhindert, was den Auszug trübe machen würde. Dieser
                              									Auszug wird mit kaltem Wasser gemacht, indem man so viel aufgießt, daß das Brod davon bedekt ist. Man
                              									läßt es 12 Stunden damit in Berührung und zieht es dann ab. Es hat eine braungelbe
                              									Farbe und gibt durch Einkochen und Eintroknen im Wasserbade das Kleiengummi.
                           Seine chemischen Eigenschaften befähigen es besonders zum Verdiken alkalischer Auflösungen, weil es nicht damit gerinnt, wie
                              									das Senegalgummi.
                           
                        
                           Ueber das Reinigen der bedrukten Kattune; Anwendung der Kleie
                                 										dazu anstatt Kühkoth.
                           Von Alters her hat man sich dazu des Kühkoths bedient, der
                              									bekanntlich eine Säure enthält, die mit Erden und Metalloxyden unauflösliche
                              									Verbindungen bildet. In Städten, wo viele Kattundrukereien sind, z.B. Manchester und
                              									Mülhausen, gebricht es nicht selten an diesem Reinigungsmittel, so daß man sich nach
                              									stellvertretenden Substanzen umgesehen hat. Der äußerst geringe Preis der Salzsäure
                              									in England und Frankreich hat es möglich gemacht, die phosphorsauren Salze,
                              									namentlich phosphorsauren Kalk und phosphorsaures Natron
                              									wohlfeil zu gewinnen. Man versuchte diese Salze anstatt des Kühkoths anzuwenden, und
                              									fand, wie dieß Hr. Eduard Schwarz (polyt. Journal Bd. LXXVII. S. 291) bestätigt hat, es ganz
                              									seinem Zwei entsprechend.
                           Folgender Umstand muß jedoch bei Anwendung des phosphorsauren
                                 										Natrons vorsichtig machen. Das im Großen fabricirte Salz kann sehr leicht
                              									kohlensaures Natron enthalten, und ist dieß der Fall, so verdirbt der Druker seine
                              									Waare. Er ist daher genöthigt, es vor jedesmaliger Anwendung erst mit schwacher
                              									Salzsäure zu untersuchen, und nur wenn es nicht braust, also keine Kohlensäure
                              									entwikelt, ist es als von kohlensaurem Natron rein zu betrachten. Um sich zu
                              									überzeugen, wie schädlich kohlensaures Natron auf
                              									aufgedrukte Thonbeize wirkt, braucht man nur den Zeug in
                              									einer Auflösung von 5 Pfd. krystallisirter Soda in 1000 Pfd. Wasser bei bis zum
                              									Sieden steigender Hize zu reinigen; es kommt nachher beim Ausfärben in Krapp gar kein Muster zum Vorschein, so daß demnach das
                              									Natronsalz die Thonerde vom Kattun ablöst. Uebrigens ist der Preis des
                              									phosphorsauren Natrons bis jezt in Deutschland noch so hoch, daß sich seine
                              									Anwendung statt des Kühkoths sehr unvortheilhaft stellt. Dagegen kann es (nach den
                              									Bemerkungen S. 41) kein besseres und mehr seinem Zwek entsprechendes Kühkothsurrogat
                              									geben, als die Kleie.
                           Ueber ihre Anwendung braucht keine Vorschrift gegeben zu werden da ohnehin jeder
                              									Färber sie zu ähnlichen Zweken jezt täglich anwendet, so z.B. um die Weißböden gefärbter Waaren zu
                              									reinigen. Hat man z.B. mit Thon- und Eisenbeizen bedrukte Kattune mit Krapp
                              									ausgefärbt, so nimmt man sie durch ein heißes Kleienbad, wodurch das rothe Muster
                              									reiner und der Grund fast weiß wird. Dieses Kleienbad nun kann, wenn der gefärbte
                              									Zeug darin durchgenommen ist, zum Reinigen der Drukwaare benuzt werden, und es
                              									leistet dieselben Dienste, wie wenn man ein frisches Kleienbad in Anwendung gebracht
                              									hätte. Nur muß die Benuzung bald, wenn es noch heiß ist,
                              									geschehen, dann ließe man es erkalten, ja vielleicht gar über Nacht stehen, so würde
                              									es sich säuren und dann gerade das Entgegengesezte von
                              									dem erfolgen, was man beabsichtigt. Richtet man sich aber so ein, daß dem Reinigen
                              									der gefärbten Waare das Reinigen der gedrukten sogleich folgt, so spart man außer der Kleie
                              									auch noch eine große Menge Brennmaterial.
                           Das Verhältniß, in welchem die Kleie in Anwendung kommt, ist willkürlich, wenn sie
                              									nur im Ueberschuß vorhanden ist, und ein zu großer Ueberschuß ist nur insofern
                              									schädlich, als die Flüssigkeit zu dik und schleimig wird und nicht gut in den Zeug
                              									eindringen kann; dieß wird dann leicht durch Zusaz von Wasser beseitigt. 20 bis 30
                              									Pfd. Weizenkleie auf 1000 Pfd. Wasser liefern eine sehr gut reinigende Flüssigkeit,
                              									sowohl für gefärbte als für gedrukte Waare. Man steigert die Temperatur des
                              									Kleienbads nach und nach bis zum Sieden, welches eine Viertelstunde unterhalten
                              									wird.