| Titel: | Ueber das Conserviren des Rind-, Hammel- und Schweinefleisches durch Austroknen desselben; von Hrn. Dizé. | 
| Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. X., S. 45 | 
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                        X.
                        Ueber das Conserviren des Rind-,
                           								Hammel- und Schweinefleisches durch Austroknen desselben; von Hrn. Dizé.
                        Im Auszuge aus dem Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement. Junius 1842, S. 227.
                        Dizé, uͤber das Conserviren des Rind-,
                           								Hammel- und Schweinefleisches durch Austroknen.
                        
                     
                        
                           Das frische Fleisch bedarf einer Vorbereitung, wenn man es von der darin enthaltenen
                              									Feuchtigkeit durch Austroknen befreien will. Diese Vorbereitung ist sehr einfach;
                              									man läßt es in einem Gefäße mit einer hinlänglichen Menge Wasser 25 bis 30 Minuten
                              									lang kochen, um die Lymphe davon abzuscheiden, welche bei der Siedhize an der
                              									Oberfläche des Wassers gerinnt, was gewöhnlich der Hafenschaum genannt wird. Man
                              									nimmt nun das Fleisch heraus, läßt es zwölf Stunden lang an der Luft auf einer
                              									Weidenhürde abtropfen und bringt es dann in eine Trokenkammer, welche von 50 auf
                              									70° C. (40 auf 56° R.) erwärmt werden muß, bis das Fleisch vollkommen ausgetroknet ist. Es
                              									ist sehr nöthig, die hohe Temperatur in der Kammer zu erhalten, damit die
                              									Austroknung ohne Unterbrechung innen im Fleisch bis zur Oberfläche desselben vor
                              									sich geht und es innerlich nicht im mindesten Schaden leiden kann.
                           Der Muskel des Rindfleisches verliert durch das Sieden im Wasser 25 Proc. seines
                              									Gewichts; die rothe Farbe des Fleisches verschwindet und an Volum nimmt es bedeutend
                              									ab; es wird fest. Das durch Abkochen erhaltene Wasser, vom Schaume wohl befreit und
                              									im Wasserbad abgedampft, hinterläßt einen festen, 1 1/2 Proc. vom ursprünglichen
                              									Gewicht des Fleisches betragenden Rükstand. Im Ganzen gehen von
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 100,0 Theilen
                                 
                              
                                 Rindfleisches verloren
                                 1) 25,0  Th.
                                 Wasser durch das Kochen,
                                 
                                 
                              
                                 
                                 2)   1,50 –
                                 in diesem Wasser aufgelöstenährende
                                    											Substanz,
                                 
                                 
                              
                                 
                                 3) 28,0   –
                                 Wasser durch das Austroknen
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   54,50   –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 und das ausgetroknete Fleisch
                                    											beträgt
                                   45,50 Theile.
                                 
                              
                           Der Wasserverlust durch das Kochen ist für das Austroknen des Fleisches sehr
                              									förderlich, weil es dann das außerdem noch darin enthaltene Wasser viel leichter von
                              									sich gibt. Der durch das Auskochen dem Fleisch entzogene lymphatische Bestandtheil
                              									ist es, welcher zum Verderben desselben am meisten beiträgt.
                           Bekanntlich conserviren die Wilden das Fleisch durch Austroknung, indem sie dasselbe
                              									starkem Luftzuge aussezen; auch die Schiffsmannschaft bedient sich zuweilen dieses
                              									Verfahrens; doch geht dieses Austroknen nicht immer schnell genug vor sich, so daß
                              									das Fleisch oft dem Verderben noch ausgesezt ist.
                           Ich troknete frisches Fleisch dadurch aus, daß ich es über concentrirter
                              									Schwefelsäure in einem hermetisch verschlossenen bleiernen Kasten aufhing. Eine
                              									brennende Kerze wurde hineingestellt, um den Sauerstoff der Luft zu verzehren und
                              									das Fleisch in einem Medium von Stikstoff- und etwas Kohlensäuregas zu
                              									lassen; das Austroknen war bei einer mittleren Temperatur von 11° R. in acht
                              									Tagen beendigt.Es folgt nun eine ausführliche Erörterung über die Geschichte dieser
                                    											Erfindung, deren Hauptinhalt in Folgendem besteht. – In dem
                                    											Probircabinet des verstorbenen Hrn. d'Arcet, des
                                    											Vaters, hatte sich ein Stük behufs der Aufbewahrung ausgetrokneten Fleisches
                                    											vorgefunden, dessen Zubereitung dem verstorbenen Apotheker Vilaris in Bordeaux zugeschrieben wurde.
                                    											Allerdings war dieser in Frankreich der erste, welcher auf den
                                    											Gedanken kam, das Fleisch durch Austroknen zu conserviren; dieß war schon
                                    											vor dem Jahre 1784. Beleidigt jedoch, daß seine Verdienste keine
                                    											rechtzeitige Anerkennung fanden, verschmähte er dieselbe, als sie ihm später
                                    											werden sollte und machte über sein Verfahren nichts bekannt. Nach seinem
                                    											Tode (4790) wurde in seinen Papieren auch nichts darüber gefunden. Hr. Dizé, dem um diese Zeit die
                                    											Präparatorstelle am College de France übertragen worden war, fand von dem
                                    											von Hrn. Vilaris präparirten Fleische nichts vor;
                                    											nur vom Bouillon und dem Fette, welche dieser ebenfalls dargestellt hatte,
                                    											war noch vorhanden. Hr. d'Arcet beauftragte Hrn.
                                    												Dizé, die Versuche von Vilaris fortzusezen, womit derselbe im J. 1791
                                    											begann. Ein Stük Rindfleisch, welches er unter 25 Pfd. verschiedener
                                    											Fleischarten im J. 1793 so präparirt hatte, war es, welches im Probircabinet
                                    											des Hrn. d'Arcet im J. 1815 vorgefunden wurde,
                                    											dessen Präparation also Hr. Dizé für sich
                                    											vindicirt.