| Titel: | Bemerkungen des Hrn. d'Arcet über das Conserviren des Fleisches. | 
| Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. XI., S. 46 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        XI.
                        Bemerkungen des Hrn. d'Arcet uͤber das Conserviren des Fleisches.
                        Im Auszuge aus dem Bulletin de la Société
                                 										d'Encouragement, Okt. 1842, S. 414.
                        d'Arcet, uͤber das Conserviren des Rind-,
                           								Hammel- und Schweinfleisches durch Austroknen.
                        
                     
                        
                           Das von Hrn. Dizé angegebene vorgängige Kochen des
                              									zu conservirenden Fleisches kann von Nuzen seyn, und es wäre der Regierung, welche
                              									bei dieser Frage unter allen Consumenten am meisten betheiligt ist, anzurathen, sein
                              									Verfahren im Großen prüfen zu lassen. Uebrigens scheint das ältere Verfahren des
                              									Hrn. Vilaris nicht, wie man allgemein glaubt, verloren
                              									gegangen zu seyn. Ich fand nämlich vor kurzer Zeit in einem alten Buch folgende, dem
                              										Dictionnaire de l'industrie
                              									Oder Collection raisonnée des
                                       												procédés utiles dans les sciences et dans les arts, 3me
                                       												édition, an. IX de la republique, tome VI. p. 454. entnommene, sehr beachtenswerthe Stelle:
                           
                              „Der Chemiker Cazalet legte der Akademie seine
                                 										Versuche über die Aufbewahrung des Fleisches durch Austroknen vor. Dieses von
                                 										Hrn. Vilaris, Magister der Pharmacie, im J. 1769
                                 										erfundene Verfahren besteht im Verdunstenlassen der Feuchtigkeit des Fleisches
                                 										in einer 8 Fuß langen, 4 Fuß breiten und 5 1/2 Fuß hohen Trokenkammer. Dieselbe
                                 										enthält 1500 Pfd. Fleisch, welches in frischem Zustande und in Stüken von
                                 										mehreren Pfunden in sie gebracht wird. Das Fleisch darf nicht aufgeblasen
                                 										werden. Zwei in dieser Kammer befindliche Oefen werden auf 55° N. geheizt
                                 										und diese Wärme wird 72 Stunden lang unterhalten, womit Alles geschehen ist. Das
                                 										Fleisch wird troken und beinahe so fest wie Holz. Ein Theil des Fettes fließt
                                 										aus; der größte Theil desselben aber bleibt im Zellgewebe zurük; jedes dieser
                                 										Fette wird nach dem Erkalten fest, weiß und sehr milde. Die Farbe des Fleisches
                                 										ist wie die des gekochten. Man nimmt dasselbe aus der Kammer und stekt es dann in
                                 										eine aus Knochen bereitete Gallertlösung von Syrupsconsistenz; es wird nun
                                 										wieder in die Trokenkammer gebracht, wo die Feuchtigkeit verdunstet und das
                                 										Fleisch mit einer Art Firniß überzogen zurükbleibt. In diesem Zustande kann es
                                 										ganze Jahre hindurch, ohne auf irgend eine Art zu verderben, aufbewahrt werden;
                                 										es verliert durch dieses Verfahren nur einen Theil der überflüssig darin
                                 										enthaltenen Feuchtigkeit, welche von dem zur Bereitung der Fleischbrühe
                                 										dienenden Wasser wieder ersezt wird.“
                              
                           
                              „Soll dieses Fleisch gekocht werden, so wird es vorher in Wasser
                                 										gewaschen, um den Gallertfirniß zu entfernen und dieses Wasser weggeschüttet;
                                 										sodann wird das Fleisch 12 Stunden lang in das zur Bereitung der Fleischbrühe
                                 										dienende Wasser gestekt; ein 3 bis 4 Minuten langes Aufsiedenlassen ist nun
                                 										hinreichend, um das Fleisch gar zu kochen, weil seine Behandlung in der
                                 										Trokenkammer zum Kochen desselben schon sehr viel beiträgt. Das erhaltene
                                 										Bouillon hat eine schöne Farbe, gehörige Consistenz und vortrefflichen
                                 										Geschmak.“
                              
                           Vergleicht man nun dieses Verfahren, welches, wie aus Allem hervorzugehen scheint,
                              									die Erfindung des Hrn. Vilaris ist, mit jenem des Hrn.
                              										Dizé, so verdient lezteres wahrscheinlich den
                              									Vorzug durch das vorausgehende Kochen, wodurch der Eiweißstoff des Fleisches
                              									abgeschieden und die Austroknung befördert wird. Der Hizgrad übrigens, welchem Hr.
                              										Dizé das Fleisch beim Austroknen aussezt,
                              									kommt der von Vilaris angewandten Temperatur sehr nahe.
                              									Ein Vorzug des Vilaris'schen Verfahrens ist das
                              									Ueberziehen des ausgetrokneten Fleisches mit Gallerte. Indem ich von jedem dieser
                              									Verfahren das beste beibehalten würde, wäre mein Vorschlag, folgende Methode
                              									anzuwenden, um das Fleisch durch Austroknen zu conserviren:
                           Ich würde schönes, nicht aufgeblasenes, aber von Knochen
                              									und Fett befreites Rindfleisch auswählen, dasselbe 25 bis 30 Minuten in Wasser
                              									kochen lassen unter allmählicher Erhizung des Wassers, damit sich das Eiweiß als
                              									Schaum gut abscheidet; ich ließe das Fleisch an der Luft wieder troknen, indem ich es ihr 12 Stunden lang auf Weidenhürden oder
                              									Nezen aussezte und dann die Austroknung in einer auf 68° C. (55° R.)
                              									geheizten Trokenkammer beendigen; dann würde ich das getroknete Fleisch mit einer
                              									hinlänglich concentrirten Gallertlösung umhüllen, die einen Firniß darüber bildete.
                              									Diese Gallertschicht würde ich in der Kammer wieder austroknen und endlich das
                              									Fleisch in wohl verschließbaren Gefäßen aufbewahren.