| Titel: | Ueber die Bildung des Grundeises. Ein der Société industrielle de Mulhouse über Engelhardt's Abhandlung von Hrn. L. Schwarz erstatteter Bericht. | 
| Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. XXXIV., S. 121 | 
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                        XXXIV.
                        Ueber die Bildung des Grundeises. Ein der Société industrielle de Mulhouse uͤber
                           									Engelhardt's Abhandlung
                           								von Hrn. L. Schwarz
                           								erstatteter Bericht.
                        Aus dem Bulletin de la Soc. industr. de Mulhouse, No. 76,
                              									S. 68.
                        Schwarz, uͤber die Bildung des Grundeises.
                        
                     
                        
                           Hr. Engelhardt beobachtete, daß Wasser von sehr
                              									unbedeutender Strömung kein Grundeis erzeugen, daß sich aber auf ihrer Oberfläche
                              									eine Eisschicht bildet, die gleichsam als Deke dient, um dem Wasser die Wärme zu
                              									erhalten, welche ihm großentheils vom Boden und den Wänden seines Bettes zugeht, und
                              									auf diese Weise immer eine gewisse Masse Wassers flüssig erhält. Die obere
                              									Eisschicht bildet sich ganz natürlich dadurch, daß das auf der Oberfläche nach und
                              									nach kälter werdende Wasser schwerer wird und zu Boden sinkt, bis es 4 1/2°
                              									C. erreicht. Sodann erhält sein specifisches Gewicht es in der Höhe, bis es
                              									0° hat, wo es dann von Oben nach Unten und in einer der Intensität der Kälte
                              									entsprechenden Dike gefriert. In diesem Fall kann sich am Grunde des Betts kein Eis
                              									befinden, weil die natürliche Wärme dieses Betts das Wasser immer auf einem gewissen
                              									Grad über 0 erhält.
                           Das Gefrieren schnellerer Wasserströmungen aber geht auf ganz andere Weise vor sich.
                              									Durch ihre beständige Bewegung kann zuerst die ganze Wassermasse auf 0°
                              									sinken, dann den Boden und die Wände des Bettes auf denselben Grad erkälten und dann
                              									erst beginnt eine verworrene Krystallisation, welche vorzüglich von festen Körpern,
                              									d.h. von dem Boden und den Wänden des Bettes, und namentlich von ruhigern Stellen
                              									ausgeht, und dieses ist jenes Grundeis, welches man auf den Strömen schwimmen sieht,
                              									ehe sich noch auf der Oberfläche Eis gebildet hat. Nur die große Masse dieses Eises,
                              									welche sich an den Ufern und auf der Oberfläche anhäuft, ist es, welche allmählich
                              									eine mehr oder weniger unebene Schicht oder Deke bildet; erst dann bildet das Wasser
                              									kein Grundeis mehr, weil diese Eisdeke ihm die aus dem Boden des Betts zugehende
                              									Wärme erhält.
                           Mit Recht empfiehlt also Hr. Engelhardt, den Lauf der
                              									Canäle, welche die Hammerwerke und Mühlen treiben, wenigstmöglich stürmisch seyn zu
                              									lassen, nicht nur um die Bildung des Grundeises zu verhindern, sondern auch um so
                              									bald als möglich die Bildung einer Eisdeke über der Wassermasse herbeizuführen, um
                              									die Wärme desselben zusammenzuhalten. Vorzüglich auf eine solche den Betrieb
                              									fördernde Eisdeke hat der Hammerwerksbesizer zu sehen; denn unter derselben befindet
                              									sich eine Wassermasse, deren Temperatur hoch genug ist, um eine bedeutende Menge
                              									Grundeises, das von weiter her geführt wurde, zu schmelzen, und es müßte schon eine
                              									anhaltende Kälte von 12 bis 15° C. eintreten, um den Gang des Werks zu
                              									unterbrechen.
                           Man wundert sich oft darüber, daß in Ländern, in welchen 4 bis 5 Monate lang eine
                              									Kälte von 15 bis 16° C. ist, die Wasserräder in Gang bleiben. Das Mittel
                              									hiezu ist aber so einfach als natürlich; vom Eintritt der Kälte an bildet sich über
                              									den zur Speisung dienenden Bassins, Flüssen und Canälen eine zur Verhinderung aller
                              									Erkaltung des Wassers hinreichend dike Eisdeke; man braucht dann nur noch die
                              									Radstuben über dem Gefrierpunkt zu erhalten.
                           Die Eisdeken erreichen bisweilen sogar eine Dike von 1 Meter, ohne daß dadurch das
                              									Wasser am Grunde des Bettes in seinem Lauf gehindert wäre.
                           Hrn. Engelhardt's Abhandlung erklärt demnach die Bildung
                              									des Grundeises sehr befriedigend und gibt auch die Mittel an, um dessen Bildung für
                              									den Augenblik zu verhindern; der Ausschuß votirt demselben Dank für seine
                              									Mittheilung.