| Titel: | Ueber die Fabrication des kohlensauren Wassers und anderer kohlensaurer Getränke. Nach einer Vorlesung des Hrn. Payen am Conservatoire des arts et métiers. | 
| Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. XXXV., S. 123 | 
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                        XXXV.
                        Ueber die Fabrication des kohlensauren Wassers
                           								und anderer kohlensaurer Getraͤnke. Nach einer Vorlesung des Hrn. Payen am Conservatoire des arts et métiers.
                        Aus dem Moniteur industriel, 1842, No. 675 und
                              								678.
                        Payen, uͤber die Fabrication des kohlensauren Wassers
                           								etc.
                        
                     
                        
                           Die Consumtion des kohlensauren Wassers nimmt so zu, daß eine ausführliche
                              									Beschreibung seiner Bereitung Vielen wünschenswerth seyn dürfte.
                           Das erste Verfahren besteht in der Anwendung eines innen mit Blei ausgelegten Fasses,
                              									welches mit einer Rühr-Vorrichtung versehen ist, um die hineinkommenden
                              									Substanzen in Bewegung zu versezen; über dem Faß befindet sich ein Reservoir mit der
                              									Säure; diese läßt man auf in Wasser gerührte Kreide, welche vorher schon in das Faß
                              									gebracht wurde, abfließen und sezt den Rührer in Bewegung; das Gas entwikelt sich,
                              									geht in ein anderes Wasser enthaltenes Faß über, wird von dem Wasser gewaschen und begibt sich dann
                              									unter einen Gasometer.
                           Das so erhaltene Gas wird von einer Pumpe eingesogen und dann in einen Recipienten,
                              									den man den Sättiger nennt, getrieben. Die Pumpe zieht zu gleicher Zeit eine jener
                              									des Gases entsprechende Menge Wassers ein und das im Recipienten comprimirte Gas
                              									zwingt also das Wasser, sich damit zu sättigen. Um die Auflösung des Gases in Wasser
                              									zu befördern, bedient man sich eines durch das Pumpenspiel in Bewegung gesezten
                              									Rührers.
                           Sobald das Wasser mit Gas gesättigt ist, wird es auf Flaschen abgezogen. In dem Maaße
                              									als eine Flasche Gaswasser aus dem Sättigungsgefäß abgezogen wird, kommt sogleich
                              									eine neue nach; diese von Bramah erfundene Vorrichtung
                              									heißt die fortgesezt wirkende; man bedient sich derselben beinahe in allen Fabriken
                              									in Paris, und wirklich ist sie für die Fabrication im Großen am zwekmäßigsten. In
                              									kleinen Provincialstädten aber, wo der Absaz unbedeutend ist, wäre sie kaum
                              									anwendbar, weil sie zu theuer zu stehen kömmt und bei dem mit ihrer Handhabung
                              									Betrauten, selbst wenn er chemische Kenntnisse besizt, bedeutende Uebung
                              									voraussezt.
                           In den Gaswasser-Fabriken in London wurde beobachtet, daß das Bewegen der
                              									Flüssigkeit mittelst einer Rührvorrichtung die Sättigung des Wassers nicht so
                              									schnell bewerkstelligt, wie das Hin- und Herbewegen (Oscilliren) des
                              									Cylinders. Bei der gehörigen Zeit jedoch wird wohl die Sättigung bei dem einen
                              									Verfahren eben so vollkommen vor sich gehen, wie beim andern, weßhalb, wenn man sich
                              									eines Rührers bedient und das Abziehen auf Flaschen sehr schnell gehen soll, wie
                              									dieß bei einer fortgesezt wirkenden Maschine der Fall ist, es rathsam ist, bei einem
                              									Druk von 2 bis 3 Atmosphären mehr als man beabsichtigt zu arbeiten. Aus diesem
                              									Grunde nehmen die Londoner Fabrikanten kleinere Flaschen als die Pariser, von
                              									länglich sphärischer Gestalt; dieselben sind stark und widerstehen einem Druk von 25
                              									bis 30 Atmosphären. Da die Einfüllung sehr schnell vor sich geht, der
                              									Sättigungs-Cylinder sehr klein ist und das Wasser nur sehr kurze Zeit mit dem
                              									Gase zusammen bleibt, so ist die Sättigung niemals dem Druk, unter welchem man
                              									arbeitet, gleich. Die Flasche ist einem Druk von 15 Atmosphären ausgesezt, welcher
                              									nach dem Verpfropfen sich auf 5 bis 6 Atmosphären reducirt. Wollte man in Paris eben
                              									so verfahren, so würde mehr als die Hälfte der Flaschen beim Füllen brechen.
                           Hr. Savaresse berichtet, in London einen solchen Apparat
                              									gesehen zu haben, dessen Sättigungs-Recipient nicht mehr als 10 Liter
                              									Capacität hatte, obwohl 3 bis 400 Flaschen in der Stunde fertig gemacht werden konnten; die zum
                              									Pumpenspiel und zur Gasentwikelung nöthige Kraft lieferte ein mit zwei Pferden
                              									bespannter Göpel. Dieselben Pferde dienten auch zum Abliefern des Wassers an die
                              									Consumenten.
                           Es ist gut, die Bouteillen vorher einem größern Druke zu unterwerfen als sie in der
                              									Regel auszuhalten haben; sie können dann bei den Detailverkäufern nicht brechen, wo
                              									es manchmal der Fall ist, daß eine Bouteille beim Zerspringen mehrere andere
                              									zerbricht. (Ueber das Abziehen siehe unten.)
                           Mit den fortgesezt wirkenden ApparatenDie Mechaniker Vielcasal und Stevenaux zu Paris stehen hinsichtlich dieser Art Apparate im
                                    											vortheilhaftesten Rufe. kann man nur luftfreie Bouteillen füllen; denn wenn man die Luft der
                              									Bouteille in den Recipienten treten ließe, so wäre dieser bald damit angefüllt und
                              									die Sättigung des Wassers würde unmöglich werden.
                           Wir haben nun von dem andern wenig gebräuchlichen Verfahren zu sprechen. Es ist hier
                              									keine Drukpumpe, welche das Gas comprimirt, sondern die chemische Action der
                              									Entwikelung. Man bedient sich hiezu, des geringern Volums wegen, sehr concentrirter
                              									Säure; diese befindet sich in einer innen mit Blei oder Silber ausgelegten großen
                              									Kugel, die auf einem eben so belegten großen kupfernen Recipienten ruht. Durch
                              									diesen geht ein Rührer, welcher das vorher hineingebrachte Wasser und die Kreide in
                              									Bewegung sezt; man läßt die Säure auf die Kreide hinabfallen, worauf sich das Gas
                              									entwikelt und dreht die Ruhr-Vorrichtung, um die Gasentwikelung zu befördern;
                              									das Gas begibt sich in das Waschgefäß und dann in den Sättigungscylinder.
                           Es ist schwer, sogar gefährlich, diese Art Apparate in Gang zu sezen; der geringste
                              									Sprung des die Säure enthaltenden Gefäßes kann die größten Unglüksfälle
                              									herbeiführen; auch ist die beim Vermischen der Säure mit dem Wasser sich entwikelnde
                              									große Hize dabei ein großer Uebelstand. Es existirt ein solcher Apparat in Paris,
                              									der von Genf kam und 6000 Fr. kostete; jene des Hrn. Vernaux aber sind einfacher und kosten nur 2–3000 Fr.
                           Folgende Verbesserungen machte Hr. Savaresse in der
                              									Fabrication des kohlensauren Wassers, nämlich im Verfahren selbst, an den Apparaten,
                              									im Abziehen auf Bouteillen und an den Bouteillen.
                           Sein Verfahren, die Kohlensäure aus ihren Verbindungen zu gewinnen, gewährt mehrere
                              									Vortheile; 1) die Vermeidung der durch das Vermischen der Säure mit dem Wasser
                              									entstehenden Wärme;  2)
                              									die Entbehrlichkeit eines Recipienten für die Säure; 3) die genaue Neutralisation
                              									der Kreide, ohne daß ein Säureüberschuß eintritt, wie dieß bei andern
                              									Verfahrungsweisen vorkömmt; 4) endlich wird der Druk, welchen der Apparat
                              									auszuhalten hat, genau bestimmt, da derselbe mit dem von den angewandten Substanzen
                              									entwikelten Gasvolum im Verhältniß steht.
                           Um die Kreide-Patronen (cartouches de blanc) zu verfertigen, macht man mittelst eines
                              									Patronenholzes von gehöriger Größe patronenförmige Papiercylinder. Man bedient sich
                              									dazu dünnen, gut geleimten Papiers; das sogenannte Theaterzettel-Papier
                              									eignet sich hiezu ganz wohl; es darf keine Löcher haben und wird einfach um das Holz
                              									gelegt, am Rande der Länge nach mit Leim bestrichen, um es wie einen Papiersak zu
                              									verschließen. Das Holz wird nun herausgezogen und sofort die Patronen fertig
                              									gemacht. Wenn diese troken sind, werden sie mit Kreidemehl vollgefüllt, welches man
                              									mittelst eines Schäufelchens von Weißblech durch die offen gelassene Mündung
                              									einträgt, die sodann durch Leimen oder Umbiegen geschlossen wird.
                           Man nimmt gleiche Quantitäten Kreide und Säure; das Gewicht richtet sich nach der
                              									Capacität des Apparats. Das Gesammtvolum der Kreide, der Säure und des Wassers wurde
                              									so berechnet, daß es nur drei Viertheile des Raumes der Kugel einnimmt, also über
                              									der Oberfläche einen freien Raum übrig läßt, damit das Gas sich entwikeln kann.
                              									Hiebei steigt der aus der Kreide entwikelte Schaum nicht in den Hals des
                              									Recipienten.
                           Um 1200 Bouteillen kohlensaures Wasser zu bereiten, nimmt man 62 Kil. conc.
                              									Schwefelsäure und 66 Kilogr. Kreide. Die Säure kann auch bloß gemessen werden; ein
                              									Liter wiegt 1842 Gramme. Die Mischung der Säure mit Wasser geschieht wie folgt: man
                              									wägt die Säure und gießt sie in ein das abgemessene Wasser enthaltendes Gefäß, rührt
                              									mit einem Holz- oder Glasstab wohl um und läßt die Mischung erkalten. Um
                              									dieselbe bequemer in den Recipienten schütten zu können, kann man sie in mehreren
                              									Gefäßen bereiten; nur muß das Verhältniß richtig eingehalten werden. Bei der
                              									Verdünnung mit Wasser entwikelt die Schwefelsäure viel Wärme; dieselbe muß daher ein
                              									paar Stunden vor dem Gebrauche vorgenommen werden, damit die Mischung wieder
                              									erkalten kann. Es wird vorausgesezt, daß die angewandte Schwefelsäure die käufliche
                              									von 66° Baumé sey und ein Liter derselben, wie oben gesagt, 1842
                              									Gramme wiege.
                           Das Verhältniß von Kreide und Säure soll genau eingehalten werden; da aber
                              									nichtsdestoweniger die Steingutgefäße eine größere Menge Gas erheischen als die
                              									gläsernen Bouteillen, so kann man 1/2 Kilogr. Kreide und 1/2 Kilogr. Säure mehr als
                              									gewöhnlich zur Sättigung des Wassers in den Cylinder bringen. Da die die nöthige
                              									Menge Kreide enthaltenden zwei Patronen die ganze Höhe des Halses einnehmen, so muß
                              									man, wenn man mehr nehmen will, eine kleine ergänzende Patrone verfertigen, welche
                              									man zuerst in den Recipienten wirft, damit sie sich an den Seiten im Innern der
                              									Kugel anlege, ohne die andern in ihrer Stellung zu stören. Würde man in der Regel in
                              									den Quantitäten wechseln, so würde die Qualität des Wassers darunter leiden; wenn
                              									man z.B. mehr Säure und Kreide nähme, so erhielte man viel mehr Gas; man könnte
                              									daher den Apparat nicht so oft frisch füllen; da aber das Wasser dann auch nicht in
                              									hinlänglich großem Verhältniß vorhanden wäre, so würde das Gas einen Kreidegeruch
                              									annehmen, welchen die größten Waschgefäße nicht mehr entfernen könnten. Die
                              									Erfahrung lehrte, daß folgendes das beste Verhältniß ist: Auf 5 1/2 Theile Wasser
                              									nämlich kömmt 1 Theil Säure, dem Gewichte nach; dem Volum nach aber braucht man 10
                              									Raumtheile Wasser auf 1 Raumtheil Säure.
                           Den Apparat des Hrn. Savaresse betreffend, können wir uns
                              									hier nur auf die Vortheile, welche er gewährt, beschränken.Eine Beschreibung und Abbildung desselben findet sich im 2ten Theil des Cours de Chimie des Hrn. Payen, Capitel der mussirenden Weine (1841–42), redigirt
                                    											von den HHrn. Jules Garnier und Rossignon, woraus wir sie bald mittheilen zu
                                    											können hoffen. A. d. R. Er bietet bei seiner Behandlung alle Sicherheit, nimmt einen sehr
                              									unbedeutenden Raum ein und ist leicht transportabel. Auf demselben Tragbrett
                              									befinden sich der Gaserzeugungs-Recipient, die Waschgefäße, der
                              									Sättigungs-Cylinder und die Maschine zum Abziehen auf Flaschen, mittelst
                              									welcher der Pfropf mechanisch eingetrieben wird. Ein jeder kann ohne besonderes
                              									Studium sie handhaben und in ein paar Minuten kohlensaures Wasser bereiten. Dieser
                              									Apparat kostet um die Hälfte weniger als andere. Mittelst desselben können alle
                              									Arten gashaltiger Getränke verfertigt werden. Man hat diesen Apparat von
                              									verschiedenen Größen; mit den kleinsten können täglich 200 Bouteillen kohlensaures
                              									Wasser gemacht werden; mit den größten täglich 1200. Die Vervollkommnung dieses
                              									Industriezweigs wird jezt allen Apothekern, sogar in kleinen Provincialstädten
                              									gestatten, sich demselben in beliebiger Ausdehnung zu widmen; wirklich hat sich seit
                              									der Bekanntwerdung dieses Verfahrens, seit kaum 2 Jahren, die Fabrication dieses
                              									Wassers schon sehr verbreitet. Mit gleichem Lobe spricht sich Hr. Soubeiran in einem Berichte, welchen er mit den HHrn. Orfila, Husson und Labaraque
                              									der königl. medicinischen Akademie erstattete, über diesen Apparat aus. Es muß noch
                              									hinzugefügt werden, daß
                              									mit diesem Apparat, wie mit dem Thilorier'schen, das
                              									Wasser und zum Theil auch die Kohlensäure zum Gefrieren gebracht werden kann.
                           Wir lassen hier eine Berechnung der Fabricationskosten des kohlensauren Wassers
                              									folgen, welche als Anhaltspunkt dienen kann.
                           
                              
                                    Der Apparat
                                    											kostet    Die Maschine zum Zupfropfen
                                 2500 Fr.  450
                                    											 –
                                 
                                    
                                    
                                 2950
                                 
                              
                           
                              
                                    Drei Operationen in
                                    											12 Stunden erfordern dreimal 400 also 1200 Pfropfe
                                 24 –
                                   36 Fr.
                                  –  Cent.
                                 
                              
                                    62 Kilogr.
                                    											Schwefelsaͤure,   100 Kilogr. zu 30 Fr.
                                 
                                   18  –
                                 60  –
                                 
                              
                                    66    
                                    											–     Kreide in Broden
                                    											 100    
                                    											–     zu   2 Fr.
                                 
                                     1
                                    											 –
                                 32  –
                                 
                              
                                    Direktion, Miethe,
                                    											Arbeitslohn, Zinsen, Reparaturen, Transport
                                 
                                   34  –
                                  –   –
                                 
                              
                                    und
                                    											unvorhergesehene allgemeine Kosten
                                 
                                   25  –
                                  –   –
                                 
                              
                                    Feiern (da die
                                    											Consumtion nicht regelmaͤßig fortgeht)
                                 
                                   15  –
                                   8  –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 130 Fr.
                                  –  Cent
                                 
                              
                                    Verkauf der 1200
                                    											Bouteillen zu 15 Cent.
                                 
                                 180  –
                                  –   –
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                    Reiner
                                    											Gewinn
                                 
                                   50 Fr.
                                 
                                 
                              
                           Die gläsernen Flaschen haben bekanntlich den großen Fehler, daß sie so leicht
                              									zerbrechen; die Société d'Encouragement
                              									hat schon vor langer Zeit den Glasmachern, welche sehr starke Flaschen machen,
                              									Preise versprochen; es gibt deren wirklich jezt, welche einen Druk von 15
                              									Atmosphären aushalten. Hr. Savaresse verfertigt nun aber
                              									Steingutflaschen, welche 60 Atmosphären widerstehen; diese sogenannten
                              									syphoïden Gefäße brauchen keinen Pfropf, und obwohl eine solche Flasche 3 Fr.
                              									kostet, eine gewöhnliche Bouteille aber nur 25 Cent., so ist doch eine Ersparung von
                              									100 Proc. damit verbunden; denn täglich ein Pfropf macht im Jahr 365 Propfe, welche
                              									das 100 zu 2 Fr., noch weitere 6 statt 3 Fr. kosten.
                           Um die erwähnten gashaltigen Getränke zu bereiten, bedarf
                              									man Zukersyrups und wohlriechender Flüssigkeiten, die wie folgt bereitet werden.
                           Zukersyrup. – Man läßt 2 Pfd. Zuker in einem Pfund
                              									Wasser zergehen, 5 Minuten lang kochen, schäumt sorgfältig ab und filtrirt noch warm
                              									durch einen Filtrirsak; man wäscht diesen mit dem zur folgenden Portion Syrup
                              									erforderlichen Wasser aus. Der abgekühlte Syrup wird auf Flaschen abgezogen, welche
                              									behufs ihrer Aufbewahrung wohl verstopft werden. – Man kann eine große
                              									Quantität Syrup im Vorrath bereiten, welche dann in einem Faß im Keller aufbewahrt
                              									wird. Es ist sogar besser, die nöthige Menge Säure und Flüssigkeit mit
                              									Citronengeruch sogleich hinzuzusezen, so daß man nur eine bestimmte Quantität dieses
                              									Syrups zu nehmen braucht, um eine Limonade zu bereiten. Man kann Citronensäure oder Weinsteinsäure nehmen;
                              									mit lezterer kommt die Limonade nicht so theuer und erhält sich besser, schmekt aber
                              									nicht so angenehm wie die mit Citronensäure. Die dem Syrup zuzusezende Säure löst
                              									man in ihrem drei- bis vierfachen Gewichte Wasser auf, schüttet die Lösung in
                              									den abgekühlten Syrup, sezt dann die gehörige Menge Flüssigkeit mit Citronengeruch
                              									hinzu und mischt alles wohl untereinander.
                           Um Limonade mit Schwefelsäure zu bereiten, nimmt man von lezterer 25–50
                              									Centigr. auf die Bouteille, sie muß aber, ehe man sie zusezt, mit ihrem zehnfachen
                              									Gewicht Wasser verdünnt werden.
                           Um die Flüssigkeit mit Citronengeruch zu bereiten, verfährt man wie unten angegeben.
                              									Man kann sich aber auch ganz einfach rectificirten Citronenöhls, mit 3 Theilen
                              									Weingeist von 40° B. vermischt, bedienen. Man nimmt hievon so viel als
                              									nöthig, um die Limonade angenehm zu machen, aber nicht zu viel, indem sie sonst
                              									bitter würde.
                           Flüssigkeit mit Citronengeruch. – Man infundirt
                              									den Rükstand von 12 ausgepreßten Citronen mit einem Liter Weingeist. Ein halber
                              									Kaffeelöffel voll von dieser Flüssigkeit auf eine Limonade ist in der Regel
                              									hinreichend; doch muß, da die Citronen an Qualität und Größe verschieden sind, der
                              									Geschmak erst urtheilen. Dieser Aufguß soll schon ein paar Tage vor dem Gebrauche
                              									gemacht werden.
                           Flüssigkeit mit Orangegeruch. – Statt des
                              									Rükstands von Citronen wird hier der von 12 Orangen genommen.Der Citronen- und Orangen-Rükstand soll mit dem Weingeist im
                                    											Sommer nur 8 Tage, im Winter 14 Tage stehen. Man gießt sodann klar auf
                                    											wohlzuverschließende Flaschen ab.
                              								
                           Zur Bereitung der Limonade sowohl als der Orangeade sollte man sich der Citronensäure
                              									bedienen; sie ist hiezu besser als der Citronensaft, welcher schneller schimmelt.
                              									Man kann zwar statt der Citronensäure auch Weinsteinsäure nehmen, die dann aber rein
                              									und frei von Schwefelsäure seyn muß; jedenfalls aber ist sie nicht so gut wie die
                              									Citronensäure. – Wollte man sich des Citronensafts bedienen, so braucht man
                              									auf jede Flasche Limonade den ganzen Saft von zwei Citronen. – Wenn die
                              									Limonade versandt oder vor dem Verkauf lange aufbewahrt werden soll, so müssen in
                              									jede Flasche 2 Gramme schwefligsauren Natrons gebracht werden; dieses muß flüssig
                              									seyn und die Säure vorherrschen; denn troz der Anwendung der Citronensäure ist die
                              									Limonade im Sommer sehr schwer aufzubewahren; sie nimmt nach einiger Zeit einen sehr
                              									deutlichen Schimmelgeschmak an, gegen welchen es kein Schuzmittel gibt, da dieß in
                              									der Natur der Citronensäure selbst liegt.
                           
                           Limonade. – Man nimmt 2–4 Unzen Zukersyrup,
                              									80 Centigr. Weinsteinsäure und einen halben Kaffeelöffel voll Flüssigkeit mit
                              									Citronenarom, bringt alles in eine Flasche, füllt sie mit kohlensaurem Wasser auf,
                              									verstopft und verbindet sie.
                           Anmerkung. Alle säuerlichen, aber nicht weinigen Getränke
                              									müssen unter einem Druk von 7 Atmosphären mit Gas imprägnirt werden; diejenigen
                              									aber, zu welchen Branntwein oder Wein kömmt, nur unter einem von 5 Atmosphären.Die Limonadehändler wünschen manchmal ihre Limonade trübe, und glauben sonst,
                                    											sie tauge nichts. Um sie zufrieden zu stellen, bringt man dann den Saft
                                    											einer Citrone in jede Flasche und dafür nur 50 Gramme Citronensäure. Man
                                    											kann auch jeder Limonade dadurch Arom geben, daß man ein Stük Zuker auf
                                    											seiner Oberfläche mit einer Citronenschale reibt.
                              								
                           Orangeade. – Man nimmt Flüssigkeit mit
                              									Orangengeruch statt Citronengeruch und nur 2/3 der Quantität Citronensäure, nämlich
                              									6,55 Centigramme.
                           Johannisbeeren-Getränk. – Man nimmt
                              									Johannisbeerensyrup statt Zukersyrup. Eben so mit Himbeer- und andern
                              									Syrupen.
                           Man kann diese verschiedenen Getränke auch im Cylinder machen, was vorzuziehen ist;
                              									man richtet sich mit dem Verhältniß nach der Anzahl der im Cylinder enthaltenen
                              									Flaschen, sättigt mit Gas und zieht auf Flaschen ab, damit die säuerliche
                              									Flüssigkeit nur so kurz als möglich im Cylinder bleibt; sobald er leer ist, wird er
                              									mit Wasser ausgewaschen.
                           Bischof. – Man nimmt eine bittere Orange
                              									(Bigarade), röstet sie etwas über dem Feuer und preßt den Saft aus, welcher in 25
                              									Bouteillen Rothwein vertheilt wird; man sezt ferner hinzu 10 Kaffeelöffel voll
                              									Flüssigkeit mit Citronengeruch, 3 Gramme Citronensäure, 100 Unzen Zukersyrup,
                              									schüttet die Flüssigkeit in den Cylinder, um sie mit Gas von 5 Atmosphären Druk zu
                              									imprägniren, zieht auf Flaschen ab, verstopft und verbindet sie.
                           Englischer Ingwer. – In 6 Liter Wasser bringt man
                              									1 1/2 Unzen Ingwer, läßt 24 Stunden lang maceriren und durch den Filtrirsak laufen,
                              									sezt dann 20 Unzen Zukersyrup, 3 Kaffeelöffel voll Flüssigkeit mit Citronengeruch, 1
                              									1/2 Gramme Citronensäure und 5 Kaffeelöffel voll Flüssigkeit mit Orangengeruch zu,
                              									bringt alles in den Cylinder, imprägnirt es mit Gas unter 5 Atmosphären Druk, zieht
                              									auf Flaschen ab, verstopft und verbindet sie.
                           Punsch. – Man nimmt 2 Gramme Haysanthee und eben
                              									so viel schwarzen Thee, infundirt mit 6 Unzen siedenden Wassers, gießt ihn hell ab, sezt 2 Unzen Rhum,
                              									1 Kaffeelöffel voll Flüssigkeit mit Citronengeruch, 6 Unzen Zukersyrup undnnd 25 Centigr. Citronensäure hinzu, bringt Alles in den Cylinder, sättigt bei
                              									5 Atmosphären Druk, zieht auf Bouteillen ab, verstopft und verbindet sie. Der Punsch
                              									kömmt wohlfeiler, wenn man Branntwein statt Rhum nimmt. Kirschwasser statt desselben
                              									gibt Kirschwasserpunsch.
                           Grog. – Man nimmt 3 Unzen Zukersyrup, 50
                              									Centigram. Citronensäure, 1/2 Kaffeelöffel voll Flüssigkeit mit Citronengeruch und
                              									1/16 Liter Branntwein, bringt Alles in die Flasche, füllt sie mit kohlensaurem
                              									Wasser unter 5 Atmosphären Druk auf, verstopft und verbindet sie.