| Titel: | Ueber Aufbewahrung des Fleisches durch Austroknen desselben; von J. Wislin, Mitglied der Société d'Encouragement, Apotheker zu Gray. | 
| Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. XXXIX., S. 150 | 
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                        XXXIX.
                        Ueber Aufbewahrung des Fleisches durch Austroknen
                           								desselben; von J. Wislin,
                           								Mitglied der Société d'Encouragement,
                           								Apotheker zu Gray.
                        Aus dem Journal de Chimie médicale. Jan. 1843, S.
                              									7.
                        Wislin, uͤber die Aufbewahrung des Fleisches durch
                           								Austroknen desselben.
                        
                     
                        
                           Ich beschäftigte mich lange Zeit mit dem Conserviren des Fleisches zur
                              									Verproviantirung der Schiffe und machte schon vor 11 Jahren ein Verfahren bekannt,
                              									welches mit dem Darcet'schen (im polytechnischen Journal
                              										Bd. LXXXVII. S. 46 beschriebenen) die
                              									größte Aehnlichkeit hat. Da dasselbe wenig bekannt ist, so dürfte dessen Mittheilung
                              									von Nuzen seyn.
                           Meine ersten Versuche machte ich am Anfange des J. 1831.Hr. Julia Fontenelle legte im Oktober und November
                                    											1831 der philomatischen Gesellschaft Proben von Fischen, Geflügel,
                                    											Rind- und Kalbfleisch etc. vor, welche durch dieses Verfahren
                                    											conservirt worden waren. Ich tauchte das Fleisch in siedendes Wasser, troknete es in der Kammer,
                              									überzog dann jedes Stük mit einer concentrirten Senegalgummi-Lösung und ließ
                              									es troknen. Proben davon schikte ich damals der Société d'Encouragement ein. Durch das Eintauchen in
                              									siedendes Wasser bezwekte ich, den Eiweißstoff zu coaguliren, um die Fäulniß zu
                              									verhindern.
                           Bald darauf modificirte ich dieses Verfahren und es wurde dasselbe im Dictionnaire de la Conversation (Artikel Conservation des subst. alimentaires) mitgetheilt. Es
                              									heißt daselbst: „Hr. Wislin taucht das Fleisch
                                 										in siedendes Wasser und zwar je nach der Textur desselben mehr oder weniger
                                 										lange Zeit, in der Regel aber nicht über 5 bis 6 Minuten. Man läßt es dann eine
                                 										Stunde lang in passenden Gefäßen abtropfen. Früher bediente sich Hr. W. des
                                 										Kochsalzes, von welchem er abwechselnd eine Schicht und eine Schicht Fleisches
                                 										legte, die Reihe aber mit dem Salze schloß, damit etwa darauf gelegte
                                 										Insecteneier sich nicht entwikeln können; später aber ließ er das Salz ganz
                                 										weg.“
                              								
                           
                              „Man legt das Fleisch dann auf Hürden, die in eine auf 48° R.
                                 										geheizte Trokenkammer kommen und wendet es des Tags mehreremal um; dieß dauert
                                 										in der Regel 2 Tage; das Fleisch verliert hiebei 2/3 seines Gewichts. Nach
                                 										vollendeter Austroknung, von welcher man sich wohl überzeugt haben muß, taucht man jedes Stük
                                 										in eine concentrirte Gallerte-Lösung. Diese Eintauchung wird dreimal
                                 										wiederholt und allemal dazwischen wieder ausgetroknet.“
                              
                           Im J. 1838 beschäftigte ich mich neuerdings mit diesem Gegenstand, erdachte aber ein
                              									neues Verfahren, welches alle bisherigen übertreffen dürfte.
                           Das in siedendes Wasser gestekte Fleisch wurde, nachdem es 12 bis 15 Stunden lang in
                              									der Kammer ausgetroknet worden war, so daß es beinahe alle seine Feuchtigkeit
                              									verlor, in eine gußeiserne Form gebracht und dem Druke einer kräftigen hydraulischen
                              									Presse unterworfen; aus der Form genommen, hat es die Gestalt eines Ziegelsteins von
                              									gebrannter Erde und ist steinhart; es braucht nun nur noch mit einer Gallerteschicht
                              									oder einem Blatt Stanniol umgeben zu werden, um es vor dem Zutritte der Luft zu
                              									schüzen.
                           Wenn dieses Verfahren gelingt, so ist dieß sicher durch die Möglichkeit der Vorräthe
                              									für den Seedienst von sehr großem Nuzen, da das Volum des Fleisches um 2/3 kleiner
                              									wird und die regelmäßige Gestalt seine Aufschichtung sehr erleichtert. Ich behandle
                              									auf diese Weise auch Gemüse (gelbe Rüben, Stekrüben, Kohl, grüne Bohnen etc.), indem
                              									ich sie in siedendes Wasser tauchte, beinahe völlig austroknen ließHier sowohl wie beim Fleische muß das Austroknen sehr weit getrieben werden,
                                    											damit auch eine sehr starke Pressung keine Flüssigkeit mehr ausscheiden
                                    											kann. und demselben Druke unterwarf.
                           Auf solche Weise gepreßtes Brod kann zur Suppe sehr wohl dienen, nicht aber um
                              									sogleich gegessen zu werden.
                           Als ich im Begriffe war, diese Producte der Société d'Encouragement vorzulegen, fand ich in einem
                              									Journal, daß ein Amerikaner ein ähnliches Verfahren zum Conserviren des Mehls am
                              									Bord der Schiffe vorgeschlagen habe; ferner sezt die „Maison Rustique du 19me siècle Vol. 3. p. 118“ nach der Beschreibung eines
                              									Verfahrens des Hrn. Frichon hinzu: das so ausgetroknete
                              									Fleisch muß nachher einem starken Druke unterworfen werden. – Ich fürchtete
                              									nun, eines Plagiats beschuldigt zu werden und gab das Ganze auf.