| Titel: | Anwendung der künstlich bereiteten sauren schwefelsauren Thonerde zum Färben und Druken. | 
| Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. LVII., S. 214 | 
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                        LVII.
                        Anwendung der kuͤnstlich bereiteten sauren
                           								schwefelsauren Thonerde zum Faͤrben und Druken.
                        Aus dem Echo du monde savant, 1843, No. 3 und No.
                              									6.
                        Anwendung der kuͤnstlich bereiteten sauren schwefelsauren
                           								Thonerde zum Faͤrben und Druken.
                        
                     
                        
                           Bisher bediente man sich in den Färbereien und Zeugdrukereien als Thonerdebeize des
                              									Alauns oder der durch Zersezung desselben mittelst Bleizuker bereiteten essigsauren
                              									Thonerde. Die drei Thonerdesalze, womit wir unsere Versuche anstellten, sind 1) der
                              									gereinigte käufliche Alaun; 2) die saure schwefelsaure Thonerde aus der Fabrik des
                              									Hrn. F. Ador; 3) das in der Natur vorkommende saure
                              									schwefelsaure Salz, welches wir von Hrn. Quesneville
                              									erhielten und dessen Ursprung wir nicht kennen.
                           Ehe wir an die Versuche gingen, mußten wir den Thonerdegehalt eines jeden kennen
                              									lernen, und fanden, daß der gereinigte Alaun besteht aus:
                           
                              
                                 Schwefelsaurer Thonerde
                                   36,87
                                     Schwefelsaͤure
                                   26,01
                                 
                              
                                 Schwefelsaurem Kali
                                   18,12
                                     Thonerde
                                   10,86
                                 
                              
                                 Wasser und Verlust
                                   45,01
                                     Schwefelsaurem Kali
                                   18,12
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                     Wasser
                                   45,01
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Die saure schwefelsaure Thonerde der erwähnten Fabrik enthält:
                           
                              
                                 Schwefelsaͤure
                                       
                                    											35,04
                                 
                              
                                 Thonerde
                                       
                                    											13,67
                                 
                              
                                 Wasser und Verlust
                                       
                                    											51,29
                                 
                              
                                 Eisen
                                 Unbestimmbare
                                    											      Menge
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                      100,00.
                                 
                              
                           Die in der Natur vorkommende schwefelsaure Thonerde, welche wir von Hrn. Quesneville erhielten, besteht aus:
                           
                              
                                 Schwefelsaͤure
                                   36,05
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   15,41
                                 
                              
                                 Wasser und Verlust
                                   48,54
                                 
                              
                                 Kupfer
                                  Spuren
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Es muß hier bemerkt werden, daß wir bei diesen Analysen keinen andern Zwek hatten,
                              									als den Gehalt an Thonerde und Schwefelsäure genau zu bestimmen. Von der natürlichen
                              									schwefelsauren Thonerde mußten wir die in seidenglänzenden Nadeln krystallisirte
                              									auslesen. Sie war immer von basisch schwefelsaurem Salz begleitet, welches wir aber
                              									beseitigten, um ein in Wasser vollkommen lösliches Salz zu erhalten. 
                              								
                           
                        
                           §. I. Alaunen der
                                 									Wolle.
                           Wir nahmen zu jedem Versuche 1000 Gramme Wolle und 20 Kilogramme Wasser; das Gewicht
                              									der Farbstoffe war immer genau dasselbe.
                           A. 1000 Gramme Wolle wurden mit 200 Grammen gereinigtem
                              									Alaun und 120 Grammen Weinstein gekocht.
                           B. 1000 Gramme Wolle wurden ebenfalls mit 200 Grammen
                              									saurer schwefelsaurer Thonerde aus Ador's Fabrik und 120
                              									Gram. Weinstein gekocht.
                           C. 1000 Gramme Wolle wurden mit 200 Grammen natürlicher
                              									schwefelsaurer Thonerde und 120 Grammen Weinstein behandelt.
                           Diese drei Operationen wurden so viel möglich unter gleichen Umständen
                              									ausgeführt.
                           Jedes Wollmuster wurde vor dem Alaunen in vier Theile, oder nach 250 Grammen
                              									abgetheilt; wir bezeichnen die Probestükchen mit den Buchstaben A, B, C.
                           1) Wir legten nun von den verschiedenen Probestükchen jedes in ein besonderes Fach
                              									eines Färbekessels und färbten sie mit ammoniakalischer Cochenille. Nach
                              									einstündigem Sieden bemerkten wir, daß das Färbebad, in welchem sich C befand, ganz ausgezogen war; das mit der Wolle B behielt eine schwache gelbe Farbe; die Wolle A endlich hinterließ die Flüssigkeit weinfarbig. Leztere
                              									wurde wiederholt eingetaucht und noch 35 Minuten lang in dem Bade gelassen, um
                              									dasselbe zu erschöpfen; es blieb aber dessenungeachtet schwach Violett gefärbt.
                           Die gehörig ausgewaschenen Proben hatten verschiedene Nüancen:
                           A war johannisbeerroth, ins Gelbe ziehend;
                           B johannisbeerroth, ins Rosenrothe ziehend;
                           C johannisbeerroth, ins Violette ziehend.
                           2) Die drei Probestükchen A, B, C wurden nun in dasselbe
                              									Färbebad (ammoniakalische Cochenille) gebracht und darin 40 Minuten lang gekocht;
                              									das Bad wurde dadurch vollkommen erschöpft. Bei der Untersuchung zeigte sich B und C zweimal so stark
                              									gefärbt als A: C war weinroth.
                           3) Die Versuche wurden hierauf mit niedergeschlagenem Indigo
                              									(indigblau-schwefelsaurem Natron) wiederholt, wobei man zu den drei
                              									Probestükchen A, B, C das Wasser und den Farbstoff in
                              									demselben Verhältnisse nahm. Folgendes waren die Resultate:
                           
                           A lebhaft blaue Farbe, weniger dunkel als B und C;
                           B dunkler gefärbt; es zog auch schneller an;
                           C wie B, es zog aber nicht
                              									so schnell an.
                           4) Dieselben Versuche mit Gelbholz-Absud angestellt, gaben folgende
                              									Resultate:
                           A blässere Farbe als B und
                              										C;
                           B lebhafte Farbe, ins Orangegelbe stechend;
                           C lebhafte, ins Grünliche stechende Farbe.
                           Vergleicht man nun diese vier Färbeversuche, so ist den Proben von B und C der Vorzug zu geben,
                              									und bei den mit der Cochenille und dem Gelbholz erhaltenen Farben verdient das
                              									Resultat von B den Vorzug vor C, in Folge des im natürlichen schwefelsauren Thonerdesalz enthaltenen
                              									Kupfers. Es versteht sich, daß wenn man von allen drei Thonerdesalzen dasselbe
                              									Gewicht nimmt, in den Resultaten nothwendig ein auffallender Unterschied eintreten
                              									muß, indem ihr Gehalt an schwefelsaurer Thonerde verschieden ist. Es mußten demnach
                              									die Versuche wiederholt werden, mit Anwendung solcher Mengen der drei Thonerdesalze,
                              									welche einem gleichen Gehalte an schwefelsaurer Thonerde entsprachen; es enthalten
                              									nämlich:
                           200 Gramme Alaun 21,73 Gramme Thonerde;
                           158,88 saures schwefelsaures Salz (aus der Fabrik) 21,72;
                           140,246 des natürlichen schwefelsauren Salzes 21,79 Thonerde.
                           Das Verhältniß des Weinsteins wurde gleich beibehalten, nämlich 120 Gramme.
                           Das Alaunen sowohl als das Färben wurde unter denselben Umständen vorgenommen wie
                              									oben.
                           Man erhielt folgendes Resultat:
                           A (Alaun) blieb constant um mehr als die Hälfte unter
                              									den von B (Fabriksalz) und C
                              									(natürliches Salz) gelieferten Farbetönen; der Unterschied zwischen B und C war immer sehr
                              									unbedeutend.
                           Bei Versuchen im Großen fanden wir, daß, um eine gewisse Intensität der Farbe zu
                              									erzielen, wo man 200 Theile Alaun bedurfte, dasselbe Resultat mit 85 Theilen des
                              									sauren schwefelsauren Thonerdesalzes erreicht wird. Wir überzeugten uns dabei auch,
                              									daß die Quantität des anzuwendenden Weinsteins vermindert werden muß.
                           Wir wollen zwar nicht verhehlen, daß einige Färber das saure Thonerdesalz wieder aus
                              									ihren Werkstätten verbannten; doch war daran wahrscheinlich der zu große Säuregehalt
                              									gewisser Sorten desselben Schuld. Die Beizbäder und auch die Färbebäder, wenn man
                              									mit Beize und Pigment zugleich färbt, müssen nach öfterem Passiren der Gewebe mehr oder weniger
                              									freie Schwefelsäure enthalten, wodurch die Wolle ihren Glanz verliert, was allemal
                              									der Fall ist, wenn sie unter dem Einfluß von Mineralsäuren zum Sieden gebracht
                              									wird.
                           
                        
                           §. II. Alaunen der
                                 									Seide.
                           Die Resultate mit der Seide sprechen ebenfalls zu Gunsten der sauren schwefelsauren
                              									Thonerde. Die Farben fallen feuriger aus als mit Alaun; außerdem kann das Alaunen
                              									dann bei niedrigerer Temperatur vorgenommen werden, wodurch die Seide ihren Glanz
                              									besser beibehält.
                           
                        
                           §. III. Alaunen der
                                 										Baumwollen- und Leinenzeuge.
                           Ohne Zweifel wird man, wenn man zur Bereitung der essigsauren Thonerde statt des
                              									Alauns schwefelsaure Thonerde benuzt, bessere Resultate erhalten; auch beim
                              									Türkischrothfärben verdient lezteres Salz, wenn es eisenfrei ist, den Vorzug vor dem
                              									Alaun.
                           
                        
                           §. IV. Zeugdruk.
                           Wollenzeuge. – Die Zubereitung gewisser zum Druk
                              									auf Wollenzeuge dienender Farben hat Schwierigkeiten in Folge der geringen
                              									Löslichkeit des Alauns, seines Gehalts an schwefelsaurem Kali und der Eigenschaft
                              									der schwefelsauren Salze, den Indigkarmin zu fällen. Diese Uebelstände zeigen sich
                              									vorzüglich bei der Bereitung der dunkelgrünen, dunkelblauen und dunkelvioletten
                              									Farben, und besonders, wenn sie für Walzendrukmaschinen bestimmt sind.
                           So muß man bei dunkelgrünen Farben einerseits sehr starke Absude gelber Farbstoffe
                              									anwenden; andererseits, um das Gelb zudeken, eine ziemlich große Menge Indigkarmin
                              									hinzufügen. Um den gelben Farbstoff zu fixiren, muß man eine große Menge Alaun oder
                              									essigsaure Thonerde zusezen; leztere erhält aber alles schwefelsaure Kali des
                              									zersezten Alauns aufgelöst. Auch muß in Betracht gezogen werden, daß noch
                              									Weinsteinsäure oder Oralsäure zu diesen Farben kommt. Es sind dann alle Elemente
                              									vereinigt, um eine Farbe zu erzeugen, welche Schwierigkeiten beim Druken darbieten
                              									muß. Wird nämlich der Alaun für sich und ohne vorgängige Zersezung angewandt, so
                              									bilden sich in der Drukfarbe kleine Alaunkrystalle, die beim Druken nachtheilig
                              									sind. Die schwefelsauren Salze präcipitiren den Indigkarmin; die Farbe schmuzt dann,
                              									wie man sich auszudrüken pflegt. Ist Weinstein- oder Oralsäure vorhanden, so
                              									streben diese, unter dem Einflüsse des Farbstoffs, zweifach weinsaure, oder vierfach
                              									oxalsaure Kalisalze zu bilden, welche wenig auflöslich sind und das Gelingen des Druks noch mehr
                              									erschweren. Wir nahmen nun statt des Alauns da, wo er Anwendung findet,
                              									schwefelsaure Thonerde und da, wo wir zu gewissen Farben essigsaurer Thonerde, durch
                              									die Zersezung des Alauns bereitet, bedurften, ersezten wir denselben ebenfalls mit
                              									gutem Erfolg durch schwefelsaure Thonerde.