| Titel: | Verfahren Baumwollgarn für Posamentirwaaren goldgelb zu färben. | 
| Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. LVIII., S. 219 | 
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                        LVIII.
                        Verfahren Baumwollgarn fuͤr
                           								Posamentirwaaren goldgelb zu faͤrben.
                        Verfahren Baumwollgarn goldgelb zu faͤrben.
                        
                     
                        
                           Man findet jezt im Handel Baumwollgarn, welches sich durch seine lebhafte goldgelbe
                              									Farbe, so wie durch seidenartigen Glanz auszeichnet. Dabei fühlt es sich der Seide
                              									ähnlich sehr weich an, und hat in Vergleich mit dem auf gewöhnliche Weise mittelst
                              									Quercitronrinde gefärbten Baumwollgarn sehr viel Gewicht. Leztere Eigenschaft, das
                              									Gewicht, erhält die Waare, indem sie nicht wie gewöhnlich mit Quercitronrinde, Wau
                              									etc., sondern chromgelb gefärbt wird; ihren Seidenglanz
                              									und ihr eigenthümliches Feuer aber durch eine nachherige Behandlung mit einer
                              									Auflösung des Saffranfarbstoffs in Weingeist.
                           Man verfährt dabei auf folgende Weise:
                           1/2 Pfd. Bleizuker und 1 Pfd. Bleiglätte werden in 24 Pfd. Wasser unter beständigem
                              									Umrühren bis zum Sieden erhizt 5–10 Minuten lang auf dieser Temperatur
                              									erhalten, worauf man die Flüssigkeit sich absezen läßt, was sehr bald erfolgt, das
                              									Helle abzieht, und in dieser noch warmen, klaren Flüssigkeit die vollkommen weiß
                              									gebleichten Garne anbeizt. Wenn sie vollkommen mit dem Bleiessig imprägnirt sind,
                              									läßt man sie bei mäßiger Wärme troknen, und färbt sie, ohne
                                 										sie vorher auszuwaschen, in chromsaurem Kali.
                           Auf obige Verhältnisse nimmt man
                           1/2 Pfd. rothes chromsaures Kali, mit
                           1/4 Pfd. Salpetersäure angesäuert.
                           Das Bad muß dabei stets klar seyn (ein schon gebrauchtes muß daher klar abgegossen
                              									werden), um ein ganz reines Chromgelb zu erhalten, was Hauptbedingung zur Erzielung
                              									einer schönen Farbe ist.
                           Nach dem Ausfärben wird die Waare 15 Minuten lang in den Fluß gehängt und sorgfältig
                              									gereinigt, um alles mechanisch anhängende Chromgelb zu entfernen.
                           Um endlich dem Garn seinen goldgelben Lustre zu ertheilen, bereitet man sich eine
                              									Lösung von 1/2 Loth Saffran in 1 bayer. Maaß (1 4/5 Pfd.) starkem Weingeist (von 50
                              									Volum-Proc.) und schwächt diese mit Fruchtbranntwein so weit ab, bis ein in
                              									die Lösung getauchtes Muster die gewünschte Nuance erhält. Man hat nun bloß die Garne
                              									in diese Saffranlösung ein paar Minuten einzutauchen, gut auszuringen, und im Schatten bei geringer Wärme abzutroknen. Gewaschen
                              									werden sie nach dem Saffranbade nicht, weil, besonders hartes Wasser, die Farbe
                              									trübe macht und die Waare sich alsdann rauh anfühlt.
                           Da der Saffran sehr ergiebig ist (er enthält bekanntlich 42 Proc gelben Farbstoff)
                              									und die Garne nur schwach mit seinem Pigment aufgefärbt zu werden brauchen, indem
                              									sie ihre Intensität dem Chromgelb verdanken, überdieß durch keine andere Art zu
                              									färben so feurig ausfallen, so ist diese Methode Kunstfärbern für kleinere Partien
                              									sehr zu empfehlen.
                           
                              E. D.