| Titel: | Beschreibung von Fräsen zu Mutterfräsen- und Räderschneid-Maschinen; von C. Walther. | 
| Autor: | C. Walther | 
| Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. LXIII., S. 247 | 
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                        LXIII.
                        Beschreibung von Fraͤsen zu
                           								Mutterfraͤsen- und Raͤderschneid-Maschinen; von C. Walther.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Walther, Beschreibung von Fraͤsen zu
                           								Mutterfraͤsen- und Raͤderschneid-Maschinen.
                        
                     
                        
                           Von welchem Nuzen und von welcher Wichtigkeit zwekmäßig construirte Arbeitsmaschinen
                              									für den Maschinenfabrikanten sind, braucht wohl nicht nachgewiesen zu werden. Zur
                              									zwekmäßigen Construction einer Maschine gehört aber auch, daß diejenigen Theile,
                              									welche sich am schnellsten abnüzen, am leichtesten durch neue ersezt oder reparirt
                              									werden können. Bei mehreren Arbeitsmaschinen aber, wie z.B. den Fräsen- und
                              									Räderschneid-Maschinen waren bisher gerade diejenigen Theile, welche am
                              									meisten einer Abnüzung unterworfen sind, nämlich die Fräsen, am schwierigsten
                              									herzustellen, und sehr häufig mußte man wieder eigene Hülfsmaschinen haben, um sie
                              									gut und genau machen zu können.
                           Oft war man dann beim Härten derselben so unglüklich, daß sie zersprangen, oder sich
                              									doch wenigstens krumm zogen, um so leichter, je größer der Durchmesser und die Länge
                              									der Fräse waren. Sprangen einzelne Zähne derselben beim Gebrauche aus, so konnte
                              									nicht mehr anders geholfen werden, als daß man die Fräsen wieder ausglühen, abdrehen
                              									und von Neuem einschneiden mußte. Daß dabei der Stahl Noth litt und die Fräsen immer
                              									bedeutend kleiner wurden, versteht sich von selbst.
                           Waren die Zähne derselben einmal stumpf, so konnten sie bisher nicht nachgeschliffen
                              									werden, sondern die Fräsen mußten behandelt werden, wie wenn Zähne ausgesprungen
                              									waren.
                           Alle diese Uebelstände kannte Hr. Nasmyth,
                              									Maschinenfabrikant in Patrikroft, recht wohl, und sezte daher die Fräsen zu den
                              									Mutterfräsen-Maschinen aus einzelnen Meißeln zusammen, so daß jeder einzeln
                              									herausgenommen und geschliffen, oder durch einen neuen ersezt werden kann. Das
                              									Härten der einzelnen Meißel kann ohne Gefahr des Zerspringens oder Krummwerdens
                              									geschehen, da man es mit kleinen Stahlmassen zu thun hat. Auch kann jeder Zahn
                              									beliebig nachgelassen oder härter gemacht werden.
                           Fig. 33 und
                              										34 sind
                              									Ansichten der Nasmyth'schen Fräsen. Ausgeführt werden nun
                              									diese Fräsen auf folgende Art:
                           Hat man sich die einzelnen Meißel abgeschmiedet und gehörig ausgeglüht, so werden sie
                              									auf ihren breiten Seitenflächen gerade gefeilt und zwar sollen die zwei
                              									Seitenflächen nahezu mit Radien, welche man sich von der Mitte der Fräse aus an ihre
                              									Peripherie gezogen denkt, zusammenfallen. Legt man nun alle diese Meißel in der
                              									Ordnung, wie Fig.
                                 										34 zeigt, zusammen und bringt über dieselben, wie die punktirte Linie
                              									anzeigt, einen rothglühenden schmiedeisernen Ring, so wird dieser beim Erkalten alle
                              									einzelnen Meißel fest zusammendrüken, so daß der ganze cylindrische Bündel von
                              									Meißeln nun bearbeitet werden kann, als wäre er aus einem Stük. Man dreht nun die
                              									eine Hälfte a ab und paßt sie in den Futterkopf b ein, welcher auf die Spindel der Mutterfräsemaschine
                              									aufgeschraubt wird. Dieser Futterkopf ist mit einer Stellschraube versehen, welche
                              									auf einen der Meißel drükt, so daß dieser mittelst derselben der Mitte der Fräse
                              									näher gebracht werden kann. Wird die Stellschraube angezogen, so preßt sich der von
                              									ihr berührte Meißel fest zwischen die andern, und alle zusammen werden so fest in
                              									dem Futterkopfe eingespannt seyn. Nun entfernt man durch einige Schlage den
                              									schmiedeisernen Ring und dreht die andere Hälfte c der
                              									Fräse genau rund ab. Die Meißel sind nun alle von genau gleicher Form.
                           Läßt man nun die Stellschraube etwas nach, so werden sie alle leicht aus dem
                              									Futterkopf genommen werden und jeder einzelne scharf gefeilt werden können. Sie
                              									werden dann an der Stelle, wo sie schneiden sollen, gehörig gehärtet, angeschliffen
                              									und in der vorigen Ordnung wieder in den Futtertopf eingelegt, mit der Stellschraube
                              									fest gehalten und die Fräse ist fertig zum Gebrauche.
                           Diese Fräsen brachten mich auf den Gedanken, auch die Fräsen für
                              									Räderschneidmaschinen aus einzelnen Meißeln zusammenzusezen. Doch geht dieß hier
                              									nicht so leicht, weil diese Fräsen an drei Seiten schneiden müssen. Sie müssen
                              									nämlich die zwei Seiten der Zähne mit ihren Abrundungen und zugleich auch den Grund
                              									der Zähne ausschneiden. Sie müssen ferner auf der Mitte einer Achse befestigt werden
                              									können und die Gestalt eines Rades haben. Sie können also nicht, wie die Fräsen für
                              									Mutterfräsen-Maschinen, in einen Futterkopf eingespannt werden, sondern sie
                              									müssen an und für sich selbst ein Ganzes ausmachen. Dieß erreichte ich ganz einfach
                              									auf folgende Art:
                           Ich ließ einzelne, keilförmige Stüke Stahl schmieden, dieselben auf den zwei verjüngt
                              									zulaufenden Seiten gerade feilen und sie in der Ordnung, wie Fig. 35 zeigt, neben
                              									einander legen. Hierauf wurde ein stark rothglühender eiserner Ring a um dieselben gelegt und nach dem Erkalten desselben
                              									waren die einzelnen Stahlstüke so fest aneinander gedrükt, daß man sie für ein Stük
                              									halten konnte. Diese Stahlscheibe wurde nun auf die Drehbank gebracht und das Loch
                              										b ausgedreht nach der Dike der Achse, auf welcher
                              									später die Fräse befestigt werden sollte. Nun wurde das so behandelte Stük auf einen
                              									Dorn gestekt, an beiden Seiten genau gerade gedreht und die Nuth c eingedreht. Diese Nuth ist etwas konisch, wie aus der
                              									Ansicht des einzelnen Meißels Fig. 36 und der des
                              									Ringes, dessen Durchschnitt Fig. 37 zeigt, ersehen
                              									werden kann. Der Ring Fig. 37 wird genau in die
                              									Nuth eingepaßt und hat den Zwek, die einzelnen Stahlkeile nach Entfernung des Ringes
                              										a fest zusammen zu halten. Ist dieser Ring nun fest
                              									in die Nuth c eingetrieben, so entfernt man den Ring a, bringt dann die Stahlscheibe auf die Fräsenachse und
                              									dreht sie genau nach der Form der Zahnöffnungen, die damit geschnitten werden
                              									sollen. Um das Ausweichen der Zähne zur Seite zu verhindern, hat die Fräsenachse
                              									einen concentrischen Ansaz, an welchem die Fräse anliegt, auf der andern Seite aber wird
                              									eine eben so große Scheibe auf die Fräse gelegt und mit einer Mutter fest angedrükt.
                              									Auf diese Weise wird jedes Ausweichen der Zähne unmöglich seyn. Die einzelnen Meißel
                              									werden nun wieder auseinander genommen, scharf gefeilt und gehärtet wie die
                              									früheren.
                           Seit längerer Zeit habe ich nun solche Fräsen eben sowohl auf Gußeisen, als auf
                              									Schmiedeisen gebraucht und gefunden, daß sie vollkommen allen Anforderungen
                              									entsprechen. Mit einer solchen Fräse wurden mehrere Tausend Zähne in gußeiserne
                              									Getriebe geschnitten, ohne daß ein Zahn der Fräse ausgesprungen wäre, oder des
                              									Nachschleifens bedurft hätte.
                           
                        
                     
                  
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