| Titel: | Anleitung zur Analyse der organischen und mineralischen Kohlen; von J. L. Lassaigne. | 
| Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. LXXXII., S. 300 | 
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                        LXXXII.
                        Anleitung zur Analyse der organischen und
                           								mineralischen Kohlen; von J. L.
                              									Lassaigne.
                        Aus dem Journal de Chimie médicale. Febr. 1843, S.
                              									75.
                        Lassaigne's Anleitung zur Analyse der organischen und mineralischen
                           								Kohlen.
                        
                     
                        
                           Die verschiedenen organischen und mineralischen Kohlenarten finden eine so
                              									verschiedene Anwendung und ihre auf dem mehr oder weniger großen Kohlenstoffgehalt
                              									beruhenden Eigenschaften können durch die Beimengung verschiedener Substanzen solche
                              									Veränderungen erleiden, daß es in sehr vielen Fällen von Nuzen ist, ihren wahren
                              									Werth bestimmen zu können.
                           Der Zwek dieser Mittheilung ist die Angabe eines einfachen Verfahrens bei der Analyse
                              									der Holz-, Knochen-, Torf-,
                                 										Stein- und Schieferkohle, welche so
                              									häufige technische und ökonomische Anwendung finden.
                           
                        
                           Holzkohle.
                           Sie besteht aus Kohlenstoff, welcher mit noch etwas Wasserstoff, Kali- und
                              									Kalksalzen, gewissen Metalloxyden und einer mehr oder weniger großen Menge
                              									Feuchtigkeit, die sie aus der Luft in ihren Poren verdichtet, verbunden ist.
                           Das Wasser, welches nach Karsten in der Holzkohle 9 bis 10
                              									Proc. beträgt, kann genau quantitativ bestimmt werden, indem man eine gewogene Menge
                              									gepulverter Kohle bei + 120° C. (96° R.) in einem Platintiegel
                              									austroknet.
                           Die flüchtigen Wasserstoffverbindungen, welche mit den verschiedenen vegetabilischen
                              									Kohlen verbunden bleiben, können, wie es Berthier bei
                              									seinen Analysen auf trokenem WegePolytechnisches Journal Bd. LVIII. S.
                                       												391. machte, dadurch bestimmt werden, daß man die vorher von Feuchtigkeit
                              									befreite Kohle unter Ausschluß der Luft bei Weißglühhize calcinirt. Die
                              									Gewichtsdifferenz nach der Operation gibt die Quantität der flüchtigen
                              									Wasserstoffverbindungen an. Besser ist es aber, eine Portion trokener Kohle mit Kupferoxyd zu verbrennen,
                              									wozu man sich des zur Analyse organischer Substanzen üblichen Apparats bedient, also
                              									Wasser und Kohlensäure aufsammelt, wodurch das Verhältniß des Wasserstoffs und
                              									Kohlenstoffs sich genau ergibt.
                           Die fixen Bestandtheile, aus welchen die gewöhnliche Asche der Kohle besteht, werden
                              									durch Einäscherung einer gewissen Quantität Kohle unter dem Zutritt der Luft
                              									erhalten. Die Menge der die Asche bildenden Salze erfährt man durch Auslaugen
                              									derselben mit destillirtem Wasser und Filtriren der Flüssigkeit behufs der
                              									Abtrennung der unlöslichen Theile.
                           Die in Wasser löslichen Salze sind kohlensaures und schwefelsaures Kali, Chlorkalium
                              									und bisweilen basischkieselsaures Kali. Das durch Abdampfen der wässerigen Lösung
                              									erhaltene Gemenge dieser Salze wird nun in drei oder vier Theile abgetheilt, wovon
                              									man den einen zur Bestimmung der Menge des kohlensauren Kali's durch das bekannte
                              									alkalimetrische Verfahren anwendet; der zweite Theil dient zur quantitativen
                              									Bestimmung des schwefelsauren Kali's, indem man seine Auflösung durch salzsauren
                              									Baryt zersezt, nachdem man vorher die Flüssigkeit mit Salzsäure angesäuert hat; aus
                              									dem Gewicht des trokenen schwefelsauren Baryts berechnet man das ihm entsprechende
                              									wasserfreie schwefelsaure Kali. Die dritte Portion der Salze wird in Wasser gelöst,
                              									mit Salpetersäure angesäuert und dann mit salpetersaurem Silber gefällt, um die
                              									Menge des Chlorkaliums zu bestimmen. Ist Kieselerde vorhanden, so erkennt man dieß
                              									durch Uebersättigen der alkalischen Lösung mit irgend einer Säure, Abdampfen zur
                              									Trokne und Wiederauflösen des Rükstandes in warmem Wasser.
                           Die in Wasser unlöslichen Bestandtheile der Asche müssen kalt mit schwacher Salzsäure
                              									behandelt werden, welche die kohlensauren Salze und den etwa darin enthaltenen
                              									phosphorsauren Kalk und das Eisenoxyd auflöst; der in der Kohle enthaltene Sand (die
                              									Kieselerde) bleibt hiebei unaufgelöst.
                           Die salzsaure Auflösung wird nun mit Ammoniak übersättigt, um den phosphorsauren Kalk
                              									und das Eisenoxyd niederzuschlagen, welche auf einem Filter gesammelt werden.
                              									Kleesaures Ammoniak in die filtrirte ammoniakalische Flüssigkeit gegossen, fällt
                              									kleesauren Kalk, der, durch Glühen zersezt, sich in Aezkalk verwandelt; wenn endlich
                              									kohlensaure Bittererde in der Asche enthalten war, so wird die Basis derselben in
                              									der Flüssigkeit aufgefunden, aus welcher der Kalk durch kleesaures Ammoniak
                              									niedergeschlagen wurde; ihre Gegenwart wird durch phosphorsaures Ammoniak entdekt,
                              									wodur ein schwerlösliches Doppelsalz gefällt wird.
                           
                        
                           
                           Knochenkohle.
                           Sie ist ein Gemenge von Wasserstoff- und stikstoffhaltigem Kohlenstoff,
                              									phosphorsaurem und kohlensaurem Kalk, mit welchen noch verbunden sind kleine Mengen
                              									phosphorsaurer Bittererde, Eisenoxyds, Thonerde, Kieselerde und einige lösliche
                              									Alkalisalze, wie Chlornatrium, kohlensaures und phosphorsaures Natron.
                           Die zu technischen Zweken mehr oder weniger grob gepulverte Kohle zieht eine gewisse
                              									Menge Feuchtigkeit ein, welche durch Austroknen bei + 120° C. im Oehlbad
                              									leicht bestimmt werden kann. So ausgetroknet, hinterläßt sie, wenn sie bei Zutritt
                              									der Luft in einem Platin- oder Porzellantiegel ausgeglüht wird, eine weiße
                              									Asche, deren Gewicht vom anfänglichen abgezogen, jenes der darin enthalten gewesenen
                              									brennbaren Substanzen ergibt.
                           Die Asche dieser Kohle ist unter leichtem Aufbrausen in schwacher Salpeter-
                              									oder Salzsäure gänzlich auflöslich, wenn sie nämlich im Handel oder bei der
                              									Fabrication nicht mit fremdartigen unlöslichen Körpern verfälscht wurde. Man fällt
                              									nun aus der Auflösung den phosphorsauren Kalk und die phosphorsaure Bittererde mit
                              									Aezammoniak; der auf einem Filter gesammelte Niederschlag ergibt beim Rothglühen das
                              									quantitative Verhältniß dieser phosphorsauren Erdsalze. Die Flüssigkeit, aus welcher
                              									diese Salze abgeschieden wurden, enthält allen vor dem Auflösen im Zustande von
                              									kohlensaurem Kalk vorhanden gewesenen Kalk; derselbe kann als solcher wieder
                              									mittelst kohlensauren Natrons niedergeschlagen werden. Die bisweilen in der
                              									Knochenkohle noch enthaltenen löslichen alkalischen Salze können qualitativ und
                              									quantitativ leicht bestimmt werden, indem man eine abgewogene Menge Knochenkohle mit
                              									siedendem destillirtem Wasser auslaugt und die wässerige Lösung zur Trokne abdampft,
                              									um das Gewicht der verschiedenen Salze zu bestimmen, welche man dann analysirt.
                           Die Menge des reinen Kohlenstoffs kann genau nur durch Verbrennen eines Antheils wohl
                              									ausgetrokneter Kohle mit Kupferoxyd bestimmt werden, wobei man wie bei der Analyse
                              									einer organischen Substanz verfährt.
                           Der in der Thierkohle, namentlich aber in der Knochenkohle, stets vorhandene
                              									Stikstoff kann bestimmt werden, indem man in eine Verbrennungsröhre zuerst einige
                              									Gramme reines trokenes kohlensaures Blei, hierauf ein Gemenge von 1 bis 2
                              									Decigrammen der zu untersuchenden Kohle mit 10 Grammen Kupferoxyd bringt und dieses
                              									Gemenge dann mit einer Schicht Kupferoxyd und endlich noch mit einer Schicht
                              									Kupferdrehspäne bedekt. Nachdem die Röhre mit der Queksilberwanne in Verbindung
                              									gesezt wurde, erhizt man mittelst der Weingeistlampe zuerst einen Antheil des kohlensauren
                              									Bleies, um die Luft aus dem Apparate auszutreiben. Sobald nur Kohlensäure entweicht,
                              									erhizt man von Vorn nach Hinten die anderen Theile der Röhre allmählich bis zum
                              									Rothglühen. Die unter der Gloke in der Queksilberwanne sich sammelnden Gase bestehen
                              									aus Kohlensäure und Stikstoff; erstere läßt man von Aezkali absorbiren, wobei
                              									lezterer zurükbleibt.
                           
                        
                           Torfkohle.
                           Die Torfkohle ist zart, zerreiblich und leicht; sie kommt leicht in Gluth und
                              									verbrennt langsam mit einer kleinen Flamme ohne Rauch. Der Kohlenstoff ist in dieser
                              									Kohle mit etwas Wasserstoff und Stikstoff verbunden; ihre Asche enthält Kieselerde,
                              									Thonerde, Eisenoxyd, Kalk und Bittererde. Man analysirt die Asche auf oben
                              									angegebene Weise; die in Wasser unauflöslichen Bestandtheile derselben werden mit
                              									Salzsäure in der Wärme behandelt, wobei Kieselerde in Verbindung mit etwas Thonerde
                              									zurükbleibt; leztere werden auf bekannte Weise durch Schmelzen mit Aezkali von
                              									einander getrennt.
                           
                        
                           Steinkohle.
                           Die Steinkohlenarten, welche alle aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff und
                              									manchmal Stikstoff in verschiedenen Verhältnissen zusammengesezt sind, enthalten oft
                              									noch eine Beimengung von Thon, kohlensaurem Eisen und Schwefelkies; lezterer schadet
                              									der Güte dieses Brennmaterials sehr.
                           Durch Verbrennen einer gewogenen Quantität Steinkohle an der Luft bestimmt man ihren
                              									Gehalt an Asche, welche dann näher untersucht wird.
                           Die Menge des in einer Steinkohle enthaltenen Schwefelkieses ermittelt man durch
                              									Erhizen ihres Pulvers mit einer hinlänglichen Quantität Königswasser. Der Schwefel
                              									wird dabei in Schwefelsäure und das Eisen in Eisenoxyd umgewandelt. Man verdünnt nun
                              									die Lösung mit Wasser, filtrirt und versezt sie mit Aezammoniak in Ueberschuß,
                              									sammelt das Eisenoxydhydrat auf einem Filter, wäscht, troknet und glüht es. Aus
                              									seinem Gewicht berechnet man den Gehalt an Schwefelkies; 100 Eisenoxyd entsprechen
                              									152 Schwefelkies.
                           Man kann auch vor der Fällung mit Ammoniak die Menge der gebildeten Schwefelsäure
                              									durch salzsauren Baryt bestimmen. Aus dem Gewicht des schwefelsauren Baryts
                              									berechnet man den in der Steinkohle mit Eisen verbunden gewesenen Schwefel.
                           Die Menge des in den Kohks (aus den schwefelkieshaltigen Steinkohlen) enthaltenen
                              									Einfach-Schwefeleisens kann ebenso ermittelt werden; 100 Eisenoxyd
                              									entsprechen 110 Einfach-Schwefeleisen.
                           
                        
                           
                           Schieferkohle.
                           Die Schiefer, ein Gemenge von Thon und Erdharz, liefern beim Ausglühen eine leichte
                              									zerreibliche Kohle. Dieses heutzutage als Entfärbungsmittel häufig benuzte Product
                              									wird zuweilen sogar der Knochenkohle substituirt oder ihr doch beigemengt.
                           Die Schieferkohle verdankt ihre Entfärbungskraft der äußerst feinen Zertheilung des
                              									darin enthaltenen Kohlenstoffs, welcher mit mehr oder weniger Thon und kohlensaurem
                              									Kalk vermengt ist. Die Analyse derselben ist nach den oben angegebenen
                              									Verfahrungsweisen leicht auszuführen. Durch Austroknen einer Portion der gepulverten
                              									Kohle im Oehlbade bestimmt man ihren Gehalt an hygroskopischem Wasser. Der Rükstand
                              									wird sodann mit kochendem Wasser behandelt, um den schwefelsauren Kalk aufzulösen,
                              									dessen Menge man durch Wiegen des getrokneten Rükstandes erfährt. Behandelt man dann
                              									die mit kochendem Wasser ausgezogene Kohle mit schwacher Salzsäure in der Kälte, so
                              									wird der kohlensaure Kalk aufgelöst, ohne daß weder die Kohle noch der Thon
                              									angegriffen wird. Das Verhältniß der ersteren zum lezten erfährt man, wenn man den
                              									Rükstand, welchen die mit Salzsäure behandelte Kohle hinterläßt, in einem Tiegel
                              									unter Zutritt der Luft calcinirt. Durch die Abwesenheit phosphorsaurer Erdsalze und
                              									andererseits durch den bedeutenden Gehalt ihrer Asche an Kieselerde, Thonerde und
                              									Eisenoxyd, läßt sich die Schieferkohle von der Knochenkohle leicht
                              									unterscheiden.