| Titel: | Rosenberg's Buchdruker-Sez- und Ablegmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 87, Jahrgang 1843, Nr. LXXXVIII., S. 339 | 
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                        LXXXVIII.
                        Rosenberg's
                           								Buchdruker-Sez- und Ablegmaschine.
                        Aus dem Mechanics' Magazine. Okt. 1842, S.
                              								402.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VII.
                        Rosenberg's Buchdruker-Sez- und
                           								Ablegmaschine.
                        
                     
                        
                           Wir haben vor einiger Zeit die von Young und Delcambre erfundene Buchdrukersezmaschine beschrieben
                              									(polytechnisches Journal Bd. LXXXV. S. 420),
                              									welche das Sezen der Lettern bedeutend erleichtert, nicht dadurch, daß sie etwa den
                              									Gebrauch der Hände ganz entbehrlich zu machen verspricht, sondern weil durch sie
                              									minder geschikte und daher weniger Arbeitslohn in Anspruch nehmende Hände in einer
                              									gegebenen Zeit mehr Arbeit zu liefern im Stande sind, als dieß auf die gewöhnliche
                              									Weise der Fall ist. Zwei Weiber und fünf junge Knaben sind, wie damals bemerkt
                              									wurde, nach bloß sechsmonatlicher Uebung im Stande in 1 Stunde 6000 Lettern zu sezen
                              									und abzulegen, was als die Arbeit von drei gewandten Sezern nach dem jezigen System
                              									angesehen wurde. Die Maschine der HHrn. Young und Delcambre sezt aber nur, d.h. sie ordnet die Typen in der
                              									gehörigen Reihenfolge; das Justiren des Sazes, das Ausschießen der Columnen, das
                              									Corrigiren und endlich das Ablegen der Lettern muß noch auf die gewöhnliche Weise
                              									mit der Hand geschehen.
                           Die von Capitän Rosenberg erfundene und patentirte
                              									Sez- und Ablegmaschine ist ein wesentlicher Fortschritt in diesem
                              									mechanischen Kunstzweige. Während die Sezmaschine der HHrn. Young und Delcambre nur ungefähr 6000 Lettern
                              									in der Stunde sezt, kann Rosenberg's Maschine mindestens
                              									10,800 in dieser Zeit sezen, und das Ablegen der Lettern, welches mit Young's und Delcambre's
                              									 Apparaten vier
                              									Knabenhände beschäftigt, verrichtet Rosenberg's
                              									Ablegmaschine mit Hülfe einer einzigen Person. Wir haben selbst des Capitän Rosenberg's Maschinen arbeiten gesehen, und nehmen keinen
                              									Anstand zu bezeugen 1) daß das Sezen um einen guten Theil schneller als mit Young's und Delcambre's
                              									Maschinen vor sich gehe; 2) daß das Ablegen der Lettern auf eine Weise ausgeführt
                              									werde, welche von einer nicht minder wirksamen als sinnreichen Einrichtung der hiezu
                              									bestimmten Maschine zeugt. Fig. 36 stellt die
                              									Sezmaschine und Fig. 37 die Ablegmaschine Rosenberg's in
                              									perspektivischer Ansicht dar.
                           Die Sezmaschine
                              									Fig. 36 hat
                              									mit einem Pianoforte Aehnlichkeit.
                           a sind die Tasten, die von dem Sezer angeschlagen
                              									werden. Jede Taste entspricht einem besondern Buchstaben, welcher auf einen kleinen,
                              									oberhalb der Taste befestigten Elfenbeinknopf eingravirt ist.
                           b ein gitter- oder rechenförmiges Gestell, aus
                              									einer Reihe verticaler Schienen bestehend. Diese Schienen bilden Fächer, in welche
                              									die Buchstaben, so wie sie die Ablegmaschine liefert, zu liegen kommen.
                           c ein Recipient, in welchen alle Typen geleitet und zu
                              									Zeilen Vereinigt werden.
                           d ein Justir-Winkelhaken, in welchen alle
                              									fertigen Zeilen aus dem Recipienten c gelangen, um von
                              									dem Gehülfen des Sezers überlesen und justirt zu werden.
                           e ein Schiff, in welches der Sezergehülfe jede justirte
                              									Zeile aus dem Justir-Winkelhaken gleiten läßt, um die Spatien
                              									einzuschieben.
                           h ein Zählapparat, durch welchen der Sezer erfährt, wenn
                              									eine Zeile fertig ist. Der Zähler besteht aus einem in Zolle und Achtelszolle
                              									getheilten Zifferblatte und zwei Zeigern. Einer der Zeiger ist beweglich und muß
                              									beim Beginn der Operation auf einen gewissen Punkt, welcher die Länge der Linien
                              									oder die Breite der Columnen anzeigt, gestellt werden. Der andere Zeiger steht mit
                              									dem Mechanismus der Tasten dergestalt in Verbindung, daß er bei jeder Tastenbewegung
                              									um eine der Dike der abgesezten Letter gleiche Streke vorrükt. Sobald er unmittelbar
                              									unter den ersten Zeiger zu stehen kommt, so ist dieß das Zeichen, daß die Zeile
                              									vollendet sey, worauf ihn der Sezcr sogleich wieder zurükbewegt, um eine neue Zeile
                              									beginnen zu können. Einige Secunden vor Vollendung einer Zeile schlägt ein kleiner
                              									Hammer an ein Glökchen, um den Sezer aufmerksam zu machen.
                           Der Sezer, welcher an der Vorderseite der Maschine sizt, hat das Manuscript vor sich
                              									und spielt darnach die Tasten an. Durch die Thätigkeit der Tasten werden nun die
                              									entsprechenden Buchstaben aus ihren respectiven Fächern herausgetrieben und auf einen durch die Mitte der
                              									Maschine sich erstrekenden endlosen Riemen oder eine endlose Kette, welche beständig
                              									von der Rechten zur Linken in Bewegung ist, niedergelegt. Auf diesem Riemen werden
                              									die Lettern sehr rasch dem Recipienten zugeführt, wo sie durch ein kleines, mit
                              									beträchtlicher Geschwindigkeit sich drehendes Excentricum horizontal eine über der
                              									andern und in der den Tastengriffen entsprechenden Ordnung abgesezt werden. Die so
                              									entstehenden Zeilen werden von einem Tförmigen Schieber
                              									getragen, welcher in demselben Verhältnisse zurükweicht, als sich die Lettern auf
                              									ihm anhäufen. Jedesmal nach Vollendung einer Zeile ergreift der Sezer mit seiner
                              									linken Hand eine kleine, bei c befindliche Kurbel, durch
                              									deren Umdrehung er die gesezte Zeile auf den Boden des Recipienten niederläßt,
                              									während er mit seiner rechten Hand einen (in der Figur nicht sichtbaren) Hebel in
                              									Bewegung sezt und dadurch die Zeile aus dem Recipienten in den
                              									Justir-Winkelhaken schafft. Die zu dieser Operation nöthige Zeit beträgt kaum
                              									eine Secunde. Nun macht der an der linken Seite der Maschine postirte Sezergehülfe
                              									mit seiner linken Hand das obere Ende dieses Winkelhakens, dessen unteres Ende um
                              									einen Zapfen g drehbar ist, los, und liest, nachdem er
                              									denselben in die horizontale Lage niedergelassen hat, die Zeile, deren Lettern jezt
                              									senkrecht stehen, ab. Nachdem er die etwaigen beim Sezen begangenen Fehler corrigirt
                              									hat, bewegt er den Schieber, welcher den Boden des Winkelhakens bildet, zurük, und
                              									läßt die ganze Letternzeile mit einem Male aus dem Winkelhaken in das Schiff e niederfallen, wo er die Spatien einschiebt.
                           An der Rükseite der Maschine und in der Nähe des Sezergehülfen ist eine kleine Tafel
                              									mit Fächern angeordnet, welche Spatien von verschiedener Größe enthalten. Eine
                              									andere rechts vom Gehülfen befindliche Tafel mit Fächern enthält die verschiedenen
                              									Letterngattungen, um die Lettern, Zeichen u.s.w., welche der Sezer etwa ausgelassen
                              									haben sollte, zu ergänzen.
                           Der wesentlich neue Theil an dieser Maschine ist die endlose Kette, welche die
                              									Lettern aufnimmt und sie in den Recipienten führt. Die Vorteile, welche diese Kette
                              									gewährt, sind folgende.
                           1) Anstatt daß die Typen wie bei Young's und Delcambre's Maschine vermöge ihrer eigenen Schwere durch
                              									verschiedenartig gekrümmte Canäle nicht ohne Gefahr in Unordnung zu gerathen, und
                              									nicht ohne beträchtlichen Verlust wegen Reibung, eine geneigte Ebene hinabgleiten,
                              									werden sie in Rosenberg's Maschine durch die endlose
                              									Kette, ohne die Möglichkeit einer Störung und ohne Reibung, in gerader Linie
                              									vorwärts bewegt.
                           2) Bei der Maschine von Young und Delcambre ist es nöthig, daß eine Letter nach der andern die geneigte Ebene
                              									hinabgleitet, weßwegen der Sezer auf einmal immer nur eine Letter sezen kann. Mit
                              										Rosenberg's Maschine dagegen können immer so viele
                              									Lettern auf einmal gesezt werden, als solche in alphabetischer Reihe auf einander
                              									folgen, und in der That gibt es eine große Anzahl von Wörtern und Sylben, welche der
                              									Sezer nach einiger Uebung mit einem einzigen Griff auf die Tasten absezen kann.
                              									Solche Worte sind z.B.: Adel, Ader, dein, Eis, der, aber u.s.w. Die endlose Kette
                              									nimmt die Lettern in derselben Ordnung, in welcher sie auf ihr abgelagert sind, mit
                              									sich fort. Daß durch das Greifen solcher Accorde, der Maschine von Young und Delcambre gegenüber,
                              									eine bedeutende Ersparniß an Zeit erzielt werden müsse, dürfte aus folgendem
                              									Beispiel einleuchten. Das Wort: Abendmahl enthält 9 Buchstaben und würde auf die
                              									gewöhnliche Weise 18 Armbewegungen des Sezers erfordern. Mit Hülfe von Rosenberg's Maschine läßt sich dagegen dieses Wort durch
                              									drei Tastengriffe: Abendmahl sezen. So würde das Wort: Abdruck nur zwei Tastengriffe
                              									Abdruck erfordern.
                           Capitän Rosenberg gibt an, er habe durch Versuche
                              									gefunden, daß mit dieser Maschine ohne Rüksicht auf die gehörige Reihenfolge
                              									ungefähr 400 Lettern in einer Minute, oder 24,000 in einer Stunde abgesezt werden
                              									können, d.h. aus ihren Fächern hervorgestoßen. Ein junger Mann ist ohne vorläufige
                              									Kenntniß der Geschäfte, bei einer Uebung von wenigen Monaten, im Stande in einer
                              									Minute 3 Linien Textschrift, jede Linie zu ungefähr 60 Lettern und Spatien, also in
                              									einer Stunde 10,800 Lettern zu sezen.
                           Hier entsteht nun aber eine wichtige Frage. Können die Lettern so schnell justirt als
                              									gesezt werden? Diese Frage muß verneint werden. Das Justiren geht sichtbar langsamer
                              									als das Sezen, indem der Sezergehülfe in einer Minute nicht leicht über 150 oder in
                              									einer Stunde nicht über 9000 Lettern zu justiren im Stande ist; er justirt also in
                              									einer Stunde 1800 Lettern weniger als die Sezmaschine liefert. Wir zweifeln übrigens
                              									nicht, daß sich Mittel finden werden, den Justirproceß zu beschleunigen.
                           Die Ablegmaschine
                              									Fig. 37
                              									arbeitet unabhängig von der Sezmaschine.
                           a ist das Schiff, in welches ein Theil der
                              									Letterncolumne nach geschehenem Abdruk geschafft wird.
                           b ein Schlitten, in welchen die Zeilen aus dem Schiffe
                              										a niedergelassen und vermittelst eines mit einer
                              									Handhabe versehenen Schiebers neben einander gelegt werden. Von diesem Schlitten aus
                              									werden die verschiedenen
                              									Lettern durch einen eigenen Mechanismus in die ihnen zugewiesenen Fächer
                              									abgelegt.
                           c Tasten, auf welche die Buchstaben des Alphabets
                              									eingravirt sind.
                           d eine an das Ende des Schlittens befestigte Büchse, in
                              									deren Innerm eine zusammengewundene Feder angebracht ist, welche die in dem
                              									Schlitten befindliche Letternzeile beständig gegen die Vorderseite des Schlittens
                              									drükt und zwar so lange, bis die lezte Letter abgelegt ist.
                           Zur Aufnahme der Lettern dienen die auf einer horizontalen Tafel angebrachten Rinnen
                              										e. In diesen Rinnen werden die gleichnamigen Lettern
                              									durch die Rotation eines kleinen, am Ende jeder Rinne angebrachten Excentricums in
                              									lange Reihen geordnet. Dieser Theil der Maschinerie mußte in der Zeichnung
                              									weggelassen werden. Nachdem eine Letternzeile aus dem Schiffe a in den Schlitten b niedergelassen worden
                              									ist, ergreift der Ablegende die Handhabe dieses Schlittens mit seiner rechten Hand
                              									und bewegt denselben nach der rechten Seite hin. Hierauf überliest er die Zeile,
                              									hebt dann mit dem Vorderfinger seiner linken Hand dieselbe Taste, welche der
                              									vordersten Letter entspricht, in die Höhe und bewegt den Schlitten nach der linken
                              									Seite, bis dieser durch die erhobene Taste angehalten wird. In Folge dieser
                              									Manipulation wird die betreffende Letter durch den Mechanismus aus der Zeile
                              									hervorgestoßen und in ihre in der horizontalen Platte e
                              									befindliche Rinne geleitet. Das oben erwähnte kleine Excentricum schiebt die Letter
                              									sogleich vorwärts, um der nächstfolgenden Letter Plaz zu lassen.
                           In dieser Weise werden die Lettern abgelegt und reihenweise geordnet, die a in die eine, die b in die
                              									andere Reihe u.s.w. Um nun die so geordneten Lettern in die ihnen angewiesenen
                              									Fächer der Sezmaschine zu schaffen, bedient man sich eines
                              									Einsez-Winkelhakens, mit dessen Hülfe 200 bis 300 Lettern auf einmal aus der
                              									Ablegmaschine herausgehoben und in die Sezmaschine hinüber geschafft werden
                              									können.
                           Mit Hülfe der Maschine kann ein Knabe in einer Stunde ungefähr 6000 Lettern ablegen
                              									und in die Sezmaschine einsezen. Diese in Vergleich mit der Sezmaschine geringere
                              									Leistung der Ablegmaschine würde indessen in Drukereien, welche sich der Sezmaschine
                              									bedienen wollten, kein Hinderniß darbieten; es dürften nämlich nur nach Maaßstab der
                              									relativen Geschwindigkeit beider Maschinen mehr Ablegmaschinen aufgestellt werden,
                              									z.B. auf zwei Sezmaschinen drei Ablegmaschinen.
                           Die Kosten beider Maschinen des Capitän Rosenberg scheinen
                              										uns größer als die
                              									Kosten der einen Maschine der HHrn. Young und Delcambre; obwohl es uns hinsichtlich dieses Punktes an
                              									den erforderlichen Daten fehlt, um uns mit Zuversicht darüber aussprechen zu können.
                              									Capitän Rosenberg selbst ist der entgegengesezten
                              									Meinung. Die gegenwärtig (in Howard-street, am Strand in London) in
                              									Wirksamkeit befindlichen Maschinen sind die ersten dieser Gattung und ihre Kosten
                              									bilden daher keinen Maaßstab zur Beurtheilung des Preises, um den sie, als
                              									Fabriksartikel, in großer Anzahl verfertigt werden können.
                           
                        
                     
                  
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